Pester Lloyd, November 1868 (Jahrgang 15, nr. 262-286)

1868-11-26 / nr. 283

· Pest,25.November. (H)Die Generaldebatte über dies Nationalitä­­tenfrage hat bereits zwei sechsstü­ndige Sitzungen des Abgeordnetenhauses fast ausschließlich ausgefüllt und noch ist eine lange Reihe von Rednern eingeschrieben,sodaß,wenn nicht etwa ein T­eil derselben­ auf das Wort verzichtet,das Ende der Debatte noch immer in eine unabsehbareh nie ge­­rückt erscheint.Die gegenseitigen Standpunkte wurden jedoch mit einer solchen Schärfe und Entschiedenheit entwickelt,daß zu den vorgebrachten­ Argumenten nicht sehr viel beigefügt werden kann,was zur Klärung der Sachewesetztlich beizu1 tra­­gen vermöchte. Abgesehen von der mehr erläuternden Rede DeaPs, mit welcher derselbe seinen, vom Entwurfe der Zentralkommission einigermaßen abweichenden Gelegent­wurf einleitete, wagen­­ be­­sonders drei Neden aus der langen Neihe, die wir in Den letz­ten zwei Tagen zu hören bekamen, hervor. Es sind dies die Rede Alexander Macronyt’s, die wir wegen der chro­­nologischen Reihenfolge zuerst erwähnen und welche als das Programm derjenigen Fraktion betrachtet werden kann, die den Minoritätsvorschlag einbrachte ; ferner die großen Reden Bar­­tal’8s und Edtondg, welche einerseits die Argumente Meod­ony­’8 und seiner Gesinnungsgenossen widerlegten, ander­­seits den Majoritätsvorschlag begründeten. Das Wesen des Minoritätsvorschlages liegt, wie unsere Liefer wissen, darin, daß er die Eintheilung des Landes nach Rationalitäten vornehmen, dadurch die Zerlegung des Staats­­gebietes in Nationalitätsterritorien anbahnen und in den so gewonnenen Gebieten die Herrschaft der Majoritäten vücsichts­ 108 walten lassen will. Ferner will er die Aemter und Wür­­den nach dem numerischen Verhältnisse der Nationalitäten ver­­theilen. Was die lettere Forderung betrifft, so haben wir schon vor einigen Wochen entwickelt, daß die Gewährung der­­selben nichts Anderes wäre, als ein den weniger gebildeten Stämmen des Landes auf Kosten der Gebildeteren eingeräums­­tes Privilegium. Wir wollen uns daher nur noch über die zwei erstgenannten Forderungen in Kürze aussprechen. Die bis ins kleinste Detail mit rühmlichem Fleife aus­­gearbeite Rede Mocfonyi’8 bildet eine Reihe sorgfältig an Kin­­der gereihter logischer Schlüffe, die in das Halbwunkel eines transcendentalen und tief seheinen wollenden Doktrinärismus gehülft, auf den ersten Blick den Eindruck eines in sich vollen­­deten, abgerundeten politisch-kulturlichen Systems zu machen geeignet sind. Mocionyi betrachtet die sprachliche Natio­­nalität nicht als eine Eigenschaft, die den Anpividuen mehr nur Äußerlich anhaftet und weit entfernt das Wesen der Menschennatur auszumachen, im Vergleiche zu den übrigen moralischen und intellektuellen Eigenschaften und materiellen und geistigen Bedirfnissen des Menschen nur von untergeordneter Bedeutung sein kann ; er sieht in der Nationalität eine j­ur­­istische Person, welche, wie Minerva aus dem Haupte des Jupiter, aus der Hand der V­ozsehung auf geheimuisvolle Weise hervorgegangen it und schon vermöge ihrer Existenz die Gesammtheit der Individuen, die eine und dieselbe Sprache sprechen als das Subjekt von gewissen staatlichen Rechten erscheinen lügt. Die so aufgefaßte Abee Der Nationalität be­herrscht bei ihm den ganzen Staat und Yebterer hätte seine andere Aufgabe, als die X9bee der Nationalität zum möglichst vollkommenen Ausdruck zu bringen. Rcceptirt man diese Prä­­miffe, so läßt sich daraus freilich alles das, was der Herr Abgeordnete entwicklte, reputiren. So ist aber erstens die Prämiffe, auf welcher viese ganze für Viele so verführerische Theorie beruht, vom Grund aus Falsch, zweitens wü­rde aus derselben, wenn sie wahr wäre, auch noch vieles Andere gefolgert werden müssen, als was Herr Mocsonyi und seine Gesinnungsgenossen aus derselben — wenigstens öffentlich — zu debuziren den Muth haben. Ist es denn auch wirklich wahr, daß die Aufgabe des Staates darin besteht, ein aprioristisches Nationalitätsideal zu verwirklichen Si­eg denn wahr, daß die Idee der Nationa­­lität das ganze Staatsleben beherrscht ? Nein, man möge die größten Staatsweisen, die bisher das Meenschengeschlecht auf­­weist , befragen, man möge die politischen Bedürfnisse des Menschen,­­wie sie sich in der Weltgeschichte manifestiren, un­­tersuchen, und man wird auf die Frage, was der 3wed des Staates sei, immer und überall die Antwort erhalten, daß die erste und unumgä­nglichste Aufgabe des Staates darin liege, dem Imdividuum den größtmöglichen Grad von Freiheit zur Entfaltung seiner Kräfte zu sichern. Die Idee Der Frei­heit beherrscht den Staat, sie ist es, die fett Jahrtausenden Groß aller Hindernisse nach Verwirklichung ringt. Wir wollen nicht leugnen, daß auch die Idee der Nationalität eine jener sozialen Kräfte ist, welche dem­ Staate eine größere Intensität verleihen, um das Freiheitsideal zu verwirklichen, aber sie ist immer nur ein Mittel und nicht das Ziel selbst ; auch ist sie nicht das einzige, oder auch nur das mächtigste Mittel, um den Staat zur V­erwirklichung seines Zweckes, der Freiheit, fähig zu machen. Hat man dies begrif­­fen, so fällt das ganze Gebäude, welches Herr v. Mocfonyi aufführte, in ich zusammen und wir sehen die Nationalitäten­­frage aus dem Neiche ver nie erreichten und nie zu erreichen, den Utopien auf das Terrain der Fünfreien Thatsachen zurück­­geführt, wo nicht ein Fristlich aufgebautes Theorem, sondern die Gesammtheit aller politischen und kulturlichen Volkskräfte den Ausschlag gibt. Der Abgeordnete Georg Bartal hat die durch einen Theil der rumänischen und serbischen Abgeordneten vertretene falsche Nationalitäts-Doktrin in einer zum großen Theile extem­­porisirten Rede vernichtet. Die Seite dieser genialen und von einer ungewöhnlichen staatsmännlschen Begabung zeugenden Nebe war gegen jene Prämisse der Nationalitäts-Doktrin gerichtet, welche wir soeben besprochen haben. Bartal hat sich auf die Höhe eines wahrhaft europäischen Standpunktes erhoben und vom Standpunkte der europäischen Unteressen aus bewiesen, daß die Forderungen des Minoritätsvotums nicht gewährt wer­­den kinnen, wenn wir nicht Ungarn und mit demselben den Hauptfaktor des europäischen G­leichgewichtes in diesem Theile unseres Welttheiles leichtsinnig der Vernichtung preisgeben wol­len. Seine Rede hat im Hause einen wahrhaft überwältigen­­den Eindruck hervorgerufen und uns auf das Tiefste bedauern lassen, daß eine so bedeutende staatemännliche Kraft wie Bar­­tal für lange Zeit brachgelegt wurde. Es wird vielleicht eine Zeit des gesicherten Konstitutionalismus kommen, wo die Er­innerungen jener wenig erfreulichen Majlath-Belcredi’schen Uebergangsepoche kein Hinderniß mehr bilden werden, um ein politisches Talent, wie Bartal, an den Arbeiten, die wir auf staatlichem Gebiete noch zu­ vollbringen ‚haben, einen über die parlamentarische Thätigkeit hinausgehenden Antheil nehmen zu lassen. Wir wollen hier auf den positiven Theil der Bartal’schen eve nicht weiter eingehen. Dieser Theil ist übrigens mit dem Programme der großen Majorität des Hauses in der Natio­­nalitätenfrage identisch. Deaf und alle unsere bedeutenden Staatsmänner betrachten die Nationalität als etwas, was dem Individuum anhaftet und daher dort, wo es einzig und allein in fünfreier Form anzutreffen ist, d. h­. in den Inbidi­­bien, gefehnrt werden muß. Dieses Biogramm führt zum friedlichen Zusammenleben und zum brüderlichen Aneinander­­schmiegen der heterogenen Elemente, während die Vertreter des Minoritätsantrages die territoriale Absonderung und mit ihr die hermetische Absperrung anstreben, welche das staatliche Zus­­a­mmenleben immer mehr erschweren und zuleßt unmöglich machen müßte. Baron Edards hat im seiner heutigen glänzenden Ride beiwiesen, daß der Grundgedanke, von welchem der Mi­­noritätsantrag beherrscht wird, nicht dem Geiste dieses Jahr­hunderts, sondern dem Geiste einer tausend Jahre alten Ver­­gangenheit, nicht dem Geiste der Zivilisation, sondern dem Geiste der Barbarei und der Privilegien angehört. Mögen die Rationalitäten Ungarns die gewiß aus der Tiefe der Seele gesprochenen Worte vieses aufgeklärten und philosophisch den­kenden Staatsmannes beherzigen. Mögen sie seine Lösung der Nationalitätenfrage anstreben, welche dem Zeitgeiste widerstrebt, denn die Gefahr, die in diesem Falle über uns hereinbrechen müßte, wü­rde nicht die Ungarn allein, sondern alle kleineren Nationalitäten bedrohen. Wenn wir die Neden der sogenannten Nationalität, Abgeordneten und den durch sie eingebrachten Gelegenzwwurf prüfen, so finden wir in denselben eine Reihe von Lücken und Widersprüchen, von denen mehrere durch die heutige eve des Baron Eötvös in wahrhaft genialer Weise aufgedeckt wurden. Wir werden nicht die von gründlichen statistischen und ethno­­graphischen Studien zeugende Argumentation des Herrn Unter­­richtsministers hier wiedergeben, durch welche er die Forderung, das Land nach Nationalitäten einzutheilen, ad absurdum führte. Wir wollen nur auf einen unlösbaren innern Wi­­derspruch im Minoritätsantrage hinweisen, der ens davon überzeugt, daß die Verfechter dieses Vorschlages entweder nicht gründlich genug über ihren Antrag nachgedacht haben, oder aber nicht den Muth hatten, um aus ihren Prämiffen alles das zu deduziren, was, wenn jene Prämiffen richtig sind, aus denselben mit eiserner Nothwendigkeit gefolgert werden muß. It die durch Herrn Mocsonyi und Genoffen vertretene Nationalitätendoktrin richtig, so ist ihr durch die im Minori­­tätsantrage verlangte territoriale Entheilung des Landes nach Nationalitäten nicht Genüge geleistet. Ist diese Doktrin richtig, so fordert sie die staatliche Zerstücklung des Landes und die Abrundung der Staatsgebiete nn) Nationalitäten. It jene Nationalitäten doftrin wichtig, so wird sie und kann sie auf dem Gebiete der inneren Politik nicht stehen bleiben, sie wird und muß dann auch in der internationalen B­oz­lifti,zur Seltung kommen Das it die furchtbare Logik der Nationalitätstheorie. Die Herren Nationalitätsabgeordneten haben diese Logik nicht bis in ihre Äußersten Konsequenzen verfolgt. Sie greifen die ungarische Staatsidee nicht an, sie anerkennen Alle ohne Ausnahme die Nothunwendigkeit eines sprachlichen Bindemittels, sie erkennen dieses Bindemittel in der ungarischen Sprache ; alle wollen, daß die Sprache der Legislative und der Central­organe des Staates die ungarische sei, wie hier ja vernünfti­­gerweise auch nicht anders gedacht werden kann. Mit einem Worte, sie wollen ein ungarisches Zentrum, und um dieses ungarische Zentrum herum eine Reihe von hermetisch abge­­schlossenen Nationalitätsgebieten. Sie wollen ein ungarisches Zentrum, weil sie ja als vernünftige Leute sein sechssprachiges verlangen können, sie wollen in diesem ungarischen Zentrum für ihre Nationsgenossen ein möglichst großes Terrain erobern, sie verlangen sogar die Vertheilung der Aemter nach Nationalitäten. Aber sie wollen zugleich eine politische O­rganisation schaffen, welche darauf gerichtet wäre, was ja sein Numäne oder Serbe je Gelegenheit habe, die ungarische Sprache, dieses auch von ihnen anerkannte unentbehrliche Vermittlungsorgan, zu erlernen. Ent­weder it nun die Anerkennung eines ungarischen Zentrums und der Nothwendigkeit der ungarischen Sprache bei den Zentral­­ämtern des Staates von Seite der Herren Mocsonyi und Mi­­letics eine geheuchelte, oder ist ihre Forderung nach Nationa­­litätsterritorien und ausschließlich nationalem Unterricht bis hinauf zu den Akademien und der Universität eine unsinnige, die Interessen ihrer Connationalen am meisten Shhädigenre. Weil vorausfegen müssen sie sich nicht wundern, wenn man hinter ihren Vorde­­rungen nach territorialer Absonderung und national-kulturlicher Absperrung Hintergewanfen zu wittern geneigt ist und glaubt, daß die Erfüllung ihres Wunsches nur der erste Schritt wäre, dem bald ein zweiter nachfolgen müßte. Ungarns, nämlich bare Thatfache acceptivt, ander Einficht müffen, fobald man die verschiedenen Stämme eine unanfecht­­an der Erxistenz dieses Landes nicht rütteln will, sobald man von der Webterzeugung ausgeht, daß dieses Landes mitein­­bag für sie außerhalb der Grenzen dieses Staates kein Heil zu finden sei, muß zur das System der sprachlichen Absonde­­rung der Territorien den vitalsten Interessen Stämme aller jener übereifrigen Mitglieder abgesonderte Gebiete erstreben. Man will die Na­­tionalitäten mit Schulwällen umgehen, welche der Verwirklic­hung der Staatsid­ee allerdings Hindernisse in den Weg legen könnten ; aber ein noch größeres, noch unheilvolleres Hindernns würden jene angeblichen Schugwälle für die positive Entfal­­tung und Geltendmachung gerade jener Nationalitäten sein, die man durch dieselben festigen wollte. Wenn die nichtmagyarischen Stämme unseres Vaterlan­­des brüderlich und aufrichtig mit ihren magyarischen Kompa­­trioten einen Staat bilden wollen, so müssen sie zu allererst und aufs energischeste gegen die Einschak­ungstheorie des Herrn Mocionyi und seiner Gesinnungsgenossen protestiven. Die Stämme Ungarns gleichen kräftigen Bäumen, die obwohl ver­­schiedenen Wurzeln entsprossen, in der Luft der Freiheit sich vielfältig in­einander verästeln. Entziehen wir ihnen nicht fünftlich den Baum, um sich frei entfalten und ausdehnen zu können. Obwohl in einander gleichsam vermwoben, hindern sie einander nicht in der freien Entwickklung, so wie die Bäume des Waldes nicht dadurch in ihrem Wachsthum gehindert wer­den, daß sie ihre Hefte nachbarlich in einander verschlingen. Die Verfechter des Minoritätsantrages wollen die Refte der lebenskräftigen Belferstämme Ungarns­ beschneiden, um eine gröz fere Symmetrie zu gewinnen, welche ihrer Theorie entspricht. Sie vergefsen, daß diese Refte aus fühlenden Meenschen beste­­hen, und daß eine solche Amputation nicht nur eine sehr sehmerzliche wäre, sondern auch das Leben des Stammes selbst gefährden könnte, man Leben nun von ihnen als vernünftigen Männern nicht einsehen, darf, daß gelangen, daß sie diesen Widerspruch nicht Sobald man den Bestand Ungarns zuwiderläuft, als für die manche ihrer ber ian Zerfall auch De ee a­lsL 1—­ a­nn mg pe une SETA ENEBETTTÁZÉTSES — Die Zentralkommission des Unterhauses febte gestertt Abends die Verhandlung des Erpropriationsgefeges für Veit: Ofen fort und kam bis in die Hälfte des Entwurfes. Die Kommission hat nur wie eine wesentliche Menderung vorgenommen, daß sie an dir Stelle der Expropriation­s-Schwurgerichte das schon im meinen Grpropriationsgefeß enthaltene aliges Entschädigungsverfahren fegte. — Die zwei Gefegvorschläge über die „schwebende Schuld” und gemeinsame Pensionen wurden heute Abend in fünf Sektionen verhandelt, die 5. und 6. Sektion stim­mte nach Furzer Debatte denselben bei ; jedoch in der 3., 4. und 7. entwicelte sich eine schärfere Debatte über die Prinzipien dieser Vorschläge. Die Opposition will nämlich die Verwaltung der schwebenden Schuld , welche, wenn auch auf einer gemeinsamen Gutstehung bafirt, nicht zu den gemeinsa­­men Angelegenheiten gehört — nicht dem gemeinsamen Finanzmister dameilen, sondern damit die beiden besonder F­inanzminister betrauen, die hiezu jeder einen Direktor ernennen und die Kontrole den von bei­­den Parlamenten erwählten Kommissären überlassen würden. Hiebei betonten sie besonders den Widerspruch, der darin liegt, daß der Gefeh­­vorschlag den beiden Parlamenten das Recht ertheilt, den geschwierig verfahrenden gemeinsamen Finanzminister in Anklagestand zu verlegen, der boch — laut 42 Artikel 1867 — nur der Delegation verantwort­­lich, sein kann — aber — wenn die Beziehung in Anklagestand beschlossen it, wieder die Aburtheilung dem Verfahren der Delegation anheimgestellt wird. Von größerer Bedeutung it die von der Opposition vorge­­schlagene Abänderung in Betreff der gemeinsamen P­ensionen, two sie die gänzliche Weglassung des zweiten Paragraphen beantra­­gen, das heißt so viel, daß Ungarn zu den Pensionen der Beamten in den frühern Generalstellen zu Wien, wie Ministerrath Staatsrath, Ministerien des Handels, Justiz, Innern, Finanzen, Polizei, Obersten Nehrungshöfe, später der Kanzeleien nicht3 beitragen wollen, da Pen­­sionen nicht Männern gebühren, die dem Absolutismus dienend ihre eigenen Länder aller Rechte zu berauben begliffen waren. Auf die Ent­­gegnung, daß es sich hier um Fragen hoher Bedeutung hauple, welche vor der Ernennung der zwei parlamentarischen Ministerien besprochen, nun eine Lösung erhalten sollen, die gleichsam bedungen war, wurde beantragt, dob in dem Falle, wo die berührte Ansicht im Generalkomite nu­ dochdringen konnte, die Ausscheidung der Pensionen nach den Nationalitäten bewerkstelliget werde, aber nur in der Art, daß der ungarische Reichstag sich vorbehalte in Betreff der ungarischen pen­­sionäre seine Beschlüsse erst dann zu fallen, wenn das Namensverzeich­niß derselben vorliegen wird — (voraussichtlich nach den Normen des vor 1848 in Ungarn giltigen Pensions-Statutes). — An der 3. und 4. Sektion waren die Verhandlungen bei Schluß unseres Blattes noch nicht beendet, doch scheint die Mehrheit in der 3. Sektion für die Ge­­iegvorschläge gesichert, in der 7. Sektion jedoch entschied sich die Mehr­­heit für die Vorschläge der Opposition in Betreff beider Gefegvorschläge. Mir glauben, daß besonders in der Frage der gemeinsamen Pensionen, welche wir für eine Kabinetsfrage halten, die Majorität für den Gefeg­­vorschlag einstehen dürfte, wenn wir auch nicht verhehlen können, daß die Uebernahme dieser Pensionen sehr unpopulär ist und mie wir aus Unsab der Konferenz der De­kpartei über diesen Punkt in unserm Abendblatte vom 23. o. M. zu bemerken Gelegenheit hatten, auch bei den Anhängern des Ministeriums seinen freundlichen Anklang findet. Jedenfalls wird die öffentliche Gisung ohne Kampf hierüber nicht ablaufen. — Die ungarische Delegation hält morgen (Donnerstag) um 2 Uhr Nachmittags im Prunksaale des Museums eine Giltung. Auf der Tagesordnung stehen die Berichte der Sektionen für das Aus­­wärtige und für die Marine. Aus dem DSberhause. Veit, 25. November. Die Heutige Oberhausfigu­id gei­anzt ein besonderes Anteresfe dadurch , daß die froatischen Mitglieder zum erstenmale im Hause erschienen.. Dieses Ereign­­ß Hatte sich auch Durch ein Äußeres Zeichen angekündigt , indem, EME der beiden Nationalfahnen, welche an­ den Sikungstagen gewäh­lten von den Pfeilern zu beiden Seiten der breiten Freitreppe weben, heute durch eine mächtige Fahne in den Kroatischen Far­­ben — weißsroth-blau — erseßt war. Der Situing , welcher Herr v. Majláth im Galakleide präsitirte , wohnten die Minister Grafen Andräsip und Sejtetits ‚B.Wendk Heim und gónyay bei. Auch die Galerien waren von einem zahlreichen Publikum belegt. Nach Authentisation des Brotofolls über die jüngste Situng machte der Vorfigende die Mittheilung, daß die Frontischen Mitglieder des Oberhauses im Sinne der 88, 36 und 37 des Ausgleichsgefetes ihre Site einzunehmen w­ünschen, worauf Graf G­r­ap­ach dieselben in den Saal einführt. Laute und begeisterte Essens begrüßten die Angekommenen , welche sämmtlich im Festornate und in Galakleidung erschienen. Die neu eingetretenen Mitglieder sind folgende : Ferdinand v. Inter, Peter vd. Malje bá­ch Bischof Solis, Graf Heinrich Khuen, Graf Friedrich Kulmer; ferner die Obergespane : Emerich Bo­go­vich, Spetozar Rulfevits, Graf Peter Pejacsevics und Peter Kraljevits Obergespan Ladislaus Ku­­­ruljevics it noch nicht eingetroffen. Bischof Spics hielt folgende Frontische Begrüßungsansprüche : Der Frontiichz flavonische Landtag, überzeugt durch die vielfachen Leiden der jüngsten zwanzig Jahre, daß die Union mit Ungarn absolut noth= wendig it, hat beschlossen, den alten, seit Jahrhunderten bestandenen Verband zwischen den beiden Königreichen unter der Aegide der Krone des heiligen Stephan zu erneuern. Die Kroaten und Slowenen haben Leid und Freud der Jahrhunderte mit Ungarn getheilt. Nun treten wir heute, Bischöfe und M Würdenträger, in dieses hohe Haus, um ges­­einschaftlich für das Wohl dieser beiden Königreiche zu wirken und begrüßen Sie, hohe Herren, von ganzem Herzen. Mir sind bereit, alle unsere Kräfte dem Wohle der Krone des heiligen Stephan zu widmen. Der heutige Tag, welcher eine Epoche bezeichnet in der Geschichte so­­wohl Ungarns, wie an Kroatiens und Slavoniens, sei gesegnet, und sei der Anfang einer besseren Zeit, was wir, alle unseren Vaterlande vom ganzen Herzen wünschen. (Unhaltende Elfeng.) « «« Hierauf ergriff das gleichfalls neu eingetretene kroatische Mitglied Ferdinand v. Inkey das Wort, um nach einer kroatischen Einlei­­tung seiner Rede in folgender Weise ungarisc fortzufahren : Der staatsrechtliche Vertrag ist zwischen den beiden ruhmreichen Völkern der heiligen Krone gescloffen und unsere Aufgabe, sowie die Aufgabe un­­serer Nachkommen wird es sein, di­­en Erfolg zum Wohle des gemein­­samen Vaterlandes mit aller Energie aufrechtzuerhalten. Die Nation, welche ich hier zu vertreten das Glück habe, der freundlichen Sympathie der hohen Magnatentafel empfehlend, gebe ich meinem heißen Wunsche Ausdruck, indem ich ausrufe: Möge der Himmel die Einigung der beiden Nationen unvergänglich erhalten ; Gott erhalte den gefrönten Monarchen und das gemeinsame Vaterland ! (Begeisterte anhaltende Eb­ene.) Nach dieser Rede verlas Herr v.Jakey die Mandate der kroa­­tischen Mitglieder des Oberhauses in­ kroatischer Sprache. Präsident v. Majläth dich erhebend, die Mitglieder des Hauses erheben sich sämmtlich von den Gigen­: Hohe Magnatentafel ! Ich glaube den Empfindungen der Mitglieder vieles Hauses Anspruch zu verleihen, indem ich die Vertreter unserer kroatischen und slavonis­chen Länder im Namen des Hauses achtungsvoll und herzlich begrüße. Als Se. Tf. E. apostolische Majestät bei Eröffnung des Reichstags in seiner Thronrede vor den versammelten Mitgliedern beider Häuser dem Glauben und der Hoffnung Ausdruck gab, daß das seit Jahrhun­­derten bestandene Band zwischen Ungarn, Kroatien und Slawonien auf Grund der gegenseitigen Nachgiebigkeit und Billigkeit wieder zu Stande kommen werde, hat sich sein Vertrauen, welches auf die politische Reife dieser beiden Länder, sowie auf den­ billigen, friedliebenden Geist der­­selben baute, nicht getäuscht. Das Wort des Königs ist zur That ge­­worden, die Billigkeit hat ihre Früchte getragen, sie für unsere Nach­kommen zur Reife zu bringen, ist jet unsere gemeinsame Aufgabe. (lebhafter Beifall.) « « «« Wir schreiten tritt umso lebhafterer Freude an die Erfüllung dieser Aufgaben,je zarter die Bande sind,welche ansxm unsexekrom­tisch-slavonischen Brüder knüpfen.Wir el­ renen ihnen die«Nach­­kommen jener Männer,welche einst mit unseren­ Vorfahren zugleich die für das Reich entscheidenden Schlachten­ gekämpft,Und welche Freud und Leid mit uns getheilt. Eben darum konnte und in den Jahren der Prüfung, nichts schwerer fallen, als die Besorgniß, daß diejenigen, welche nicht der todte Buchstabe des Geietes, nicht die Macht ver Gewohnheit, nicht — was mehr als dies — unsere eigenen mehlverstandenen A­ntereffen, sondern das pietätvolle Andenten an eine Jahrhunderte hindurch mit­einander verbrachte gemeinsame Griffent­ an und fesselte, sich uns ent­­fremden könnten. (Lebhafter Beifall.) Diese Besorgniß ist jet bereits, Gott sei Dant, in den Hinter­­grund getreten. — Der Friede ist geschlossen ; er ist geschlossen auf einer veränderten Grundlage, weil auch die Verhältnisse ich geändert haben, doc ist er geschloffen in dem unveränderlichen Geiste, welcher unsere Väter einst beseelte. (Begeisterte Elsens.) Gebe der Himmel, daß das Gefühl ver Brüderlichkeit, welches wir von unseren Vorfahren ererbt, auf dieser neuen Grundlage ebenso rein und ungetrübt unseren Nachkommen überliefert werde, und daß der neue Friede wieder Jahr­­hunderte dauere, wie das alte Bündnik Jahrhunderte gedauert. Der Himmel verleihe endlich dem Könige ein langes Leben, dessen erhabener Initiative der Ausgleich zu danken ist, und dessen väterliches Herz die heute beendigte Thatsache gewiß mit der aufrichtigsten Freude erfüllt. (Begeisterte und anhaltende Elfenrufe.) «« Den weiteren Berla­tf der Sitzung fassen wirm Folgen­­dem zusammen.Der Schriftführer des Unterhauses Parss überbringt das Expropriationsgesetz,es wurde hierauf die Wahl des neuen Delegationsmitgliedes aus dem Oberhause vorge­­nommen,welche auf den Agramer Obergespan Bogotics fiel.Dann kamen die Gesetzentwürfe über die Modifikation des dalmatinischen Zolltarifs,über die Wein-u und Fleisch- Verzehrungssteuer,über die Personalerwerbsteuer,der Bericht ,,Freie Kirche im­ freien Staate.·« Pest,25.November. M.N.Je weiter die Menschheit in ihrer Entwickelung gelangt, desto ausgedehnter wird der Kreis ihrer Anschauungen,desto höher und idealer werden die Ziele ihres Strebens.Der Geist,der Anfangs blos das Konkrete aufzufassen vermag,erwirbt die Fähigkeit,das Be­­sondere zu verallgemeinern,erlernt das Abstrakte begreifen,das Vor­­handensein geistiger Güter ahnen,deren Besitz wünschen.Die Geschichte zeigt uns,daß dieser Uebergang vom Materiellen zum Ideellem vom Konkretismus zur Abstraktion,gewisse,genau zu unterscheidende,einan­­der mit logischer Konsequenz folgende Phasen einhält und niemals un­­vermittelt geschieht.Im ersten Stadium der beginnenden geistigen Ent­­wicklung der Menschheit kennt das Individuum nichts als sich selbst; sein ganzes Streben kulminirt in der Geltendmachung der materiellen Menschenrechte,und die Aufhebung der Leibeigenschaft ist das Ziel,dem der Mensch entgegendrängt,und das er auch erreicht.In der zweite­n Epoche hat sich der Gesichtskreis desndividuums schon erweitert,das­­selbe erkennt bereits den Bestand eines gewissen Verhältnisses zwischen­ ihm und einem größeren Ganzen,dem Staate,der Nation;es kön­nt zur Ueberzeugung,daß ihm als Theil dieses größeren Ganzen­ gewisse Rechte zukommen,die ihm­ als Einzelnen nicht gebühren und ist bestrebt, auch diese­ Rechte geltend zu machen.Der Ausdruck dieses Strebens sind Verfassungskämpfe,Staatsreorganisationen,Konstitutionempolitische Freiheiten sind die Resultate dieser Periode­ beritten—dem letzten bisher erreichten—Stadium erwacht der Mensch zum vollsten Be­­wußtsein seiner geistigen Selbstständigkeit;er will auch seine geistige Individualität frei und ungehindert nach jeder Richtung hin entwickeln, läßt sich keine Beschränkung mehr gefallen,und verlangt Aufhebung auch der geistigen Leibeigenschaft. Es wird ihm klar,daß Ueberzeugungen sich nicht aufzwingen und aufbringen lassen,erwaffnet sich empört zum äußersten Wider­­stande,wenn man mit materieller Gewalt ins Reich der Gedanken dringen und diese brutal unterjochen will.Das moralische Selbstbestim­­­mungsrecht,die Gewissensfreiheit sind jetzt die Ziele seines Strebens; er ist zur Ueberzeugung gelangt,wie lächerlich und unnatürlich es sei, wenn der Staat einer Geistesrichtung,einer Religion seine materielle Unterstützung zur Knechtung der Geister bietet,und er formulirt seine Forderung in dem Satze:Trennung der Kirche vom Staate,freie Kirche im freien Staat. Die verschiedenen Nationen durchlaufen diese Phasen in ver­­schiedenen Zeiträumen.Umstände der mannigfaltigsten Art beschleunigen oder verlangsamen, begünstigen oder hemmen die Entwicklung. Bei ung ist eigentlich die große Masse des Volkes noch nicht über die staatlichen Jagen hinaus; allein bei Gelegenheit der jüngsten Diskussion über das interkonfessionelle und Schulgefeg ward zum erstenmale schon das Gebiet rein geistiger Interessen betreten. Schon rüften sich die Gebits­deteren der Nation zum Kampfe gegen jegliche moralische Bevormundung, und das Wort, womit Marquis Bosa den finsteren Tyrannen erschrecte, es geht als Losung von Mund zu Munde und fol uns als Feldruf dienen in der Schlat, die wir den traditionellen Vorurtheilen und den leider noch genug fröstigen Residuen des Mittelalters zu Liefern haben werden. Die Kämpfer für die völlige Trennung der Kirche vom Staate haben nun einen bedeutenden Gewinn zu verzeichnen, indem Michael Horváth mit seinem jüngsten Buche: „Williams Roger, der Schöpfer und Vermitflicher des P­rinzipes der freien Kirche im freien Staate”“) entschieden und offenkundig in ihren Reihen angeschlossen hat. Wir betrachten dies nicht darum für einen großen Gewinn, weil Horváth einen hohen Rang in der Hierarchie der gegenwärtig beider noch „herrschenden” Kirche einnimmt, sondern weil er ein großer Historiker ist. Der Geschichtsschreiber ist vermöge seiner Beschäftigung mit den Schicsalen der Menschheit oder eines Theiles derselben am ehesten berufen, die welt­­bewegenden Seen herauszufinden, dieselben auszusprechen und als ewige Wahrheiten zu verkünden : sein Wort ist diesbezüglich das Wort der Entscheidung. Der Historiker Horváth nun proklamirt die völlige Trennung der Kirche vom Staate als erste Vorbedingung der geis­­tigen Entwicklung, und stellt dieselbe als Hauptursache jenes herrlichen, unerreichbar scheinenden Aufschwunges hin, den die Zivilisation, die Freiheit, die materielle Prosperität in den Vereinigten Staaten von Nordamerika genommen haben. Horváth hat diesmal die Eigenschaften des historischen Dichters mit denen des Geschichtsschreibers verbunden ; zum Träger seiner eige­­nen Meinungen macht er eine historische Persönlichkeit und legt dieser jene deen in den Mund, die, vom BVerfasser in anderer Form ausge. a). der vollständige Titel dieses Buches lautet : „Freie Kirche im freien Staate ! Williams Roger, der Schöpfer und Verwirklicher des Prinzipes : Freie­­ Kirche im freien Staate. Biographische Skizze von en­tb tb. Separataborud aus der , B.B. heine” Best, 1868, Raäb­.”. sprochen, jenes wirkungsvollen Reliefs entbehren würden, w­elches sie fest befiben. So kommt es, daß dieses Buch, welches da) von uns völ­­lig fremden Persönlikeiten und Zuständen handelt, uns dennoch so lebhaft und direkt ergreift und fesselt, als wäre es nicht blos f­ür die Gegenwart, sondern auch a­u­f derselben geschrieben:: der geistige Kern des Merkes bildet die unmittelbare Verbindung zwischen einer fernen Zeit und der unserigen, zwischen dem Streben Williams Roger’ und unserem eigenen. E38 muß anerkannt werden, daß Horváth sich in der Geschichte aller Zeiten seine schönere Verkörperung seiner­ freiheitlichen Speen, seinen ypaffenderen Helden wählen konnte, als eben Williams Roger. Zu einer Zeit, als der dreißigjährige Religionskrieg Deutschlands Gauen in ein einziges Schlachtfeld verwandelte , als in England und Holland die verschiedenen Konfessionen sich als Parteien wüthend gegen­­überstanden, und einander aufs ärgste verfolgten, als die Religion allenthalben die Ursache der schredlichsten Verwüstung und Greuel, die Quelle der schlimmsten Ziwietracht bildete, zu einer solchen Zeit der finstersten Intoleranz und des unmenschlichten Gehissenszwanges war Roger es, der zum erstenmale das große Prinzip der unbeschränkten Gewissensfreiheit aussprach und zu sagen wagte: „Der Mensch, der aus M Weberzeugung seinen Glauben wechselt, ist weit achtbarer als der­­jenige, welcher zwar in der Religion seiner Väter beharrt, aber um Gott und Gehissen sich nicht im mindesten kümmert.” „Wie ann si dort wahres , religiöses Leben ausbilden, wo die Menschen gezwungen werden, sich entweder unter das Joch einer Staatskirche zu beugen, oder zur­­ Vertheidigung ihrer Demwnffenzfreiheit die Waffen zu ergreif­­en 27 In einem Jahrhunderte, das gar keine rein politischen, sondern blos die Bestrebungen der verschiedenen Kirchen kannte, durch die blu­­tigsten Mittel zur Aleinherrschaft zu gelangen und Antheil an ver­­ Staatsgewalt zu erringen , stellte Roger die Ariome auf: „Es darf seine Staatsfiche geben. Auch hat der Staat seine Priester anzu­­stellen und zu befolgen, denn er kann nicht unterscheiden, welcher taugt, und welcher nicht taugt.” „Dem Staate steht nur insoferne ein Auf­­sichtsrecht über die verschiedenen Konfessionen zu, als es die Aufrechter­­haltung der Ordnung, Gerechtigkeit und Rechtsgleichheit unter denselben gilt, und er muß sie darauf befehläufen , die eine Kirche vor den Ver­­folgungen der anderen zu fhüsen.” „Toleranz. . . . Was heißt Tole­ranz? Diese jebt doc immer das Bevorrechtetsein irgend einer Kirche voraus, während sie doch alle untereinander gleichberechtigt und vom Staate völlig unbeeinflußt sein müssen !" Roger ist aber nicht blos ein kühner, freisinniger Denker, er ist au ein großartiger Charakter und liebenswürdiger Mensch. Eine un­­erschütterliche Zähigkeit und Ausdauer im Verfolgen eines Vortages, die strengste Konsequenz, ein unvergleichlicher Edelmuth, wahrhaft s­christ­­lie Nächstenliebe und Aufopferungsfähigkeit, dabei eine unglaubliche Einfachheit und Bescheidenheit sind die Eigenschaften, welche ihn als einen der bedeutendsten Männer der Weltgeschichte erscheinen lassen. Ein echt dramatischer Charakter, ist er oft genug nahe daran, im Kampfe für seine Idee zu Grunde zu gehen, allein die See selbst siegt und wird zur Grundlage des sozialen und politischen Baues des heutigen Amerika. M WilliamsN Roger ward 1599 in England von puritanis­chen Eltern geboren. Durch einen Zufall zum Studium der Rechts­­wissenschaften veranlaßt, erkannte er bald genug seinen eigentlichen inneren Beruf und wandte sich der Theologie zu. Damals hielt Jakob I. England unter dem Ed­e eines eisernen Despotismus gebeugt und er­­su­chte jede freiere Geistesregung im Keime. Dies empfand der junge, freisinnige Geistliche nur zu sehr, und unfähig, solche Beschräntung zu ertragen, begab er sich 1630 nach Amerika, hier Freiheit und Frieden erwartend. Er sollte sich arg getäuscht finden. In den amerikanischen Kolonien, die von ausgewanderten Buritanern zum Schuße gegen reli­­giöse Verfolgungen gegründet worden waren, hatten scheinheiliges For­­menwesen, leere Weußerlichkeiten und Werkheiligkeit Plab gegriffen. (Das dritte Kapitel, welches die damaligen Zustände Nordamerikas schildert, ist nebenbei gesagt, eines der meisterhaftesten des Buches.) Roger waren diese inhaltslosen Formalitäten arg verhaßt, und als er in Salem, Massachusetts, als Prediger angestellt war, sprag er sich offen und entschieden dagegen aus, tadelte den Zwang, mit welchem der Staat die Bürger sogar zu allen Religionsübungen anhielt, und bestritt dem Staate das Recht, sich überhaupt in Religionsangelegen­­heiten mengen zu dürfen. Dies, sowie eine Schrift, in welcher er sich bitter über die Un­­gerechtigkeit aussprach), die darin lag, dab man den Indianern ihr Land, ihr rechtliches Eigentum nicht ablaufe, sondern einfach im Na­­men der englischen Krone wegnahm, zogen ihm unausgefekte Verfol­­gungen zu und bewirkten endlich, dab­er aus Massachusetts verbannt wurde. Schon früher hatte der edle Menschenfreund sich angelegentlich mit der Berbefferung des Schidjald der Indianer beschäftigt ; er hatte sich — anfangs mit Lebensgefahr und unter unsäglichen Beschwerden — pochenlange in ihren Wigwams aufgehalten, um ihre Sprache­­ ET BE un Ener 4

Next