Pester Lloyd, Februar 1869 (Jahrgang 16, nr. 26-48)

1869-02-21 / nr. 42

fenn, denn wir brauchen eine starre Regie­rung. Der Landtag wird am 20. April zusammentreten und wir sehen einer Sommersession entgegen. Die peinlich eine Sommersession ist, wissen nur Diejenigen, die das im Jahre 1861 und 1868 mitgemacht haben. Aber wenn man nicht unter dem Genpruche jener Indignation, welche die jenigen Zustände in alten vernünftigen P­atrioten erregen, unser Mu­nizipalmefen und unser Wahlgefeß reformirt, sondern dies bis zum Jahre 1870 aufschiebt — werden wir ein ungenügendes Fliiwert zu Stande bringen, und bis dahin kann die Anarchie in den Gemüthern Dimensionen annehmen, die auch die ter­gislative berühren konnten. August Trefort. Bet, 20. Feber. Aufrichtiger Patriotismus, gesrüßt auf die Ideen der europäischen Kultur in freiheitlicher und wolfswirthschaftlicher Richtung, bekämpfte vom Jahre 1825 bis 1848 jede Regie­­rung in Ungarn. — Was war natürlicher, als daß die Oppo­­sition im Glanze vastand und die S­ympathien des Landes für sich gewann?! Im Jahre 1848 trug die Opposition den­­ Sieg davon und bildete aus ihrer Mitte die Regierung. Die neue Regierung hatte aber nicht genug Kraft, um die Schwie­­rigkeiten, die si von Tag zu Tag höher thürmten,­­ zu bes­cwältigen, sie mußte unterliegen. Die Revolution gewann die Oberhand und nach der Niederlage von Bilagos folgte das absolute Regime mit allen Schrecken der Kontrerevolution, mit altem Drud, den Mebermuth mit Schwäche gepaart zu üben im Stande sind. — Opposition zu machen, war nun Pflicht eines jeden Patrioten. Nach den Niederlagen in Italien und Böhmen erfolgte der Umschwung. Aus der Majorität des Landtages wurde nach parlamentarischer Sitte die Regierung gebildet, die Diffe­­renzen mit der Krone und den österreichischen Ländern wurden ausgeglichen, alle Freiheiten hergestellt und man hoffte, daß, ernüchtert durch lange Leiden und harte Erfahrungen, das Land eine neue Aera des Friedens und der normalen Entwicklung antreten werdte. Allerdings ist der Ausgleich in ganz Europa mit Freu­­den begrüßt worden. Die Monarchie gewann an Ansehen, der Kredit hob sich und es zeigte sich ein erfreulicher Fortschritt auf allen Gebieten des wolfswirthschaftlichen Lebens. Eisenbah­­nen wurden in Fülle konzessionirt und die Arbeiten in Angriff genommen und Wohlstand, besonders unter den arbeitenden Klasfen, trat an die Stelle der frütheren V­erarmung. An jedem anderen Lande würde unter ähnlichen Umständen die Regierung und jene Partei, die solche Resultate hervorbrachte, an Ansehen und Kraft gewonnen haben. Bei uns werden aber diese Resultate gar seiner Beachtung geswü­rdigt. Am­­ Gegen­­theil haben sich die politischen Zustände trostlos gestaltet, und die Opposition , gestüßt auf die Vorurtheile und böse Leiden­­schaften der Menge, treibt ihr Unmesen, und es gibt kaum ein Beispiel in der Geschichte, daß in irgend einem Lande, wenn nicht Revolution ausbrach, die bestehenden Institutionen mit solcher Berwegenheit und, solchem Hohn angegriffen worden wä­­ren, wie dies nun bei uns unter dem Mantel der Wahlfrei­­heit geschieht. Eine Erscheinung, die wohl Beachtung verdient,­­ und es ist daher seine müßige Aufgabe, nach den Elementen dieser oppositionellen Strömung zu fragen. . Die Regierung und die Opposition. Außer der Ungewißheit sammtlicher Zustände in Europa und der Verfahrenheit in den cisleithanischen Ländern, Die bei und die Gemüther auch beeinflußen, wird die Gährung erhal­ten durch die nationalen­ Bestrebungen, die auf die Difsolution der ungarisch-österreichisc­hen Monarchie spefusiren. Durch den irrthü­mlichen Glauben, der­ in den oppositionellen­­ Kreisen herrscht, daß die Monarchie in der nächsten Zukunft in Brüche gehen wird, sowie durch jene politischen Anschauungen, die sich seit 1825 über Staat und Regierung bei uns ausgebildet hat­ben, traditionell geworben “sind und sich troß unserer jegigen modernen Berfassung erhalten haben. Ungarn ist nach diesen Anschauungen ein munizipales Land, jedes Komitat, jede Frei­­stadt, bildet­ ein Gebiet,­­ das ss selbst verwaltet, und die sämmtlichen administrativen und richterlichen Beamten wählt, über die die Regierung gar nicht zu verfügen hat. Dies sollen die Garantien unserer Freiheit sein. Daß die Regierung bei dieser Art von Selfgovernment seine Organe hat und seiner Aktion fähig ist, versteht sich von selbst. Solch’ ein Zustand konnte ohne Gefahr­ bestehen, so lange es seine freie­n­resse gab, das Bolt im Unterthaus­­verhältnisse lebte, die Negierung ohne alle Verantwortlichkeit, jedes dritte Jahr einen mittelalterlichen ständischen­ Landtag einberufen hatte, dessen V­erhandlungen nicht einmal vor’s große Publikum­ kamen, und die Regierung in Wien wenig gerieten, und wo sie, wenn sie sich bedroht fü­hlte, unbefüim­­mert um die Gebete von Fislus agiren und die vermeintlichen Ruhestörer einsperren sie. Wie soll man aber bei einer freien P­resse, von welcher ein Theil sich selbst zu zügeln nicht versteht, bei einem Wahl­­recht auf der breitesten Basis, bei den fortwährenden natio­­nalen Reibungen und unsern Kulturzuständen diese Ohrenmacht der Regierung ohne die größte Gefahr für den Bestand der­ ungarischen Krone und für un­sere Freiheit noch länger fortwähren ? Nun höre ich allerseits die Frage: warum versteht die Regierung nicht „stark" ru fen? Woher soll sie aber die Kraft herzaubern? Wenn man das fordert, so kommt es mir vor, als wenn man von einem Architekten, dem man Roth­­ziegel und Rohr gibt, den Bau eines florentinischen Palastes wünscht. Mean gebe ihr vor Allem die Mittel an Die Hand, die eine Regierung stark machen. Ich Hoffe, Dag sie ihr auch gegeben werden. Denn wie das Böse auch­ etwas Gutes schafft, so sehe ich in Mitte der Skandale, über die wir von allen Seiten Berichte erhalten, daß sich hierzulande zum erstenmal die Ansicht Bahn bricht, der nächste Landtag muß die Bedingnisse schaffen, unter denen regiert werden « Veit, 20. Feber. D Im mehreren Bezirken des Pester Komitates herrscht eine nicht gewöhnliche Aufregung wegen der mitunter auffal­­lend strengen, ja sogar millsführlichen Interpretation, welche von dem betreffenden Wahlausschusse einzelnen Punkten des Wahlgesetes gegeben wurde. Wir schweigen von der unbefug­­ten Beeinflussung der Wähler durch einzelne Komitatsbeamte, obwohl sich hierüber gar manches „Luftige" Geschichte den erz­­ählen Tieße ; auch wollen wir den Umstand übergehen, daß die Konskriptiongaussehüffe statt, wie Dies früher üblich­ war und von der Natur der Sache geboten wäre, aus unabhängigen Staatsbürgern, zumeist aus Komitatsbeamten zusammengefett wurden und zwar — ie man sagt, was wir jedoch nicht glauben können, — damit diese Herren zu Gunsten jener der Linien angehörigen Komitatsmatadore, welche als Kandidaten aufgetreten sind, ihren Einfluß geltend machen können. Alles dies ist im höchsten Grade befremdend und geeignet einen Maß­­stab für jenen Liberalismus abzugeben, mit welchem die Führer des Pister Komitates so gerne prü­fen, den sie aber sofort über Bord werfen, wenn er ihrem­nteresse nicht günstig ist. Noch trauriger ist es indessen, wenn man sieht, wie der Ko­­mitatsausschuß ganze Klaffen von Staatsbürgern durch Tabu­listische Interpretationen, die dem Geiste, oft sogar dem Buch­staben des V. Gefeßartikels von 1848 Hohn sprechen, ihres Wahlrechtes verlustig zu machen trachtet. Einige Proben bietet hiefür das Zirkularschreiben betref­­fend die Wahlkonstriktionen. Von den einge­wanderten Staats­­bürgern will der Komitatsausschuß nur jene zur Wahlurne zulassen, in welche durch die Snartifüh­rung in das corpus juris das sogenannte feierliche Indigenat erlangt haben. Bekannt­­lich gibt es aber in Ungarn — wie bier den Herren im Ko­­mitatssaale wohl nicht unbekannt sein dürfte — auch noch einen anderen Weg, das Staatsbürgerrecht zu erlangen, welcher in Ermangelung eines Infolatsgefeges einfach darin besteht, daß der Betreffende sich hier dauernd niederläßt (qui sedem suarum fortunarum hie figere velit). Während nur das feierliche: mbigenat Hunderte das ungarische Staats­­bürgerresht erlangten, wurde dieses Recht durch jenes andere nicht feierliche und so zu sagen erseffene Indigenat Hunderttausenden von industriösen Imdividuen verliehen. Diese legtere Gattung von Staatsbürgern ist bei­son­ders in der Umgebung der Hauptstadt, dem Sitz einer be­­­eutenden Industrie, stark vertreten. Es gibt hier Fabrikanten, — wir könnten solcje nennen, — welche seit 30, 40, 50 Jahren in der Nähe von Pest etablirt sind und bereits im Jahre 1848 Wähler waren; diese sollen nun fest ihres Wahlrechtes verlustig werden. Der Komitatsausschuß ist wohl so gütig, auch von diesen Staatsbürgern diejenigen zur Wahl zuzulassen, welche im Jahre 1865 in die Wahllisten aufgenommen wurden, j­ie aber, bei denen dies nicht der Fall war, will er ausschließen, also — damit nicht’s nur gerade herausragen — sämstliche in diese Kategorie fallenden Wähler moralschen Glaubens, die ja 1865 unmöglich noch ein­­geschrieben werden konnten. Wir fragen, mit welchen Nechte geschieht das?­­ Vielleibt weil diese zahlreiche Klasse von Wählern nicht der Linken angehört ? Bei den Handwerkern wird vom Komitatsaussc­huffe das Wahlrecht ausgedehnt, indem man es biesen auch dann ein­­räumt, wenn sie nicht mit einem Gehilfen,­­wovon das Gefeß spricht, sondern nur mit einem Lehrling arbeiten. Ein Lehrling ist aber offenbar sein Gehilfe ; hätte das Gefeß auch den nur mit einem Lehrling arbeitenden Handwerkern das Wahlrecht einräumen wollen, so hätte es auch der Lehrlinge ansprüglich gedacht. Diese Freigebigkeit des Komitatsausschusses gegenüber den Handwerkern, gegen welche wir an und für sich nicht einzuwenden hätten, steht in schroffen Gegenfaße zu sei­nem Vorgange, den der Ausschuß dem Handelsstand gegenüber beobachtet. Jeder Kauf­­ann, der ein Etablissement (telep) besitz, it nach dem Gesete wahlberechtigt. Das Komitat will aber nur die protokollirten Firmen als wahlberechtigt an­­sehen ; — eine Einschränkung, die wieder offenbar nur darauf hinzielen könnte, einen großen Theil der israelitischen Bevölke­­rung des Komitates vom Wahlrechte faktisch auszuschließen. Da befann s sich die Kaufleute auf dem Lande und in den kleineren Städten in der Regel nicht protokollirt sind. In Altofen beispielenweise gibt es ungefähr 500 unwahlberechtigte Israeliten, kommt aber die eben erwähnte ungerechtfertigte Einschränkung zur Geltung, so wird es dort kaum 50 israelitische Wähler geben. Freilich gehören die Kleinen Handwerker zumeist zur Linken, während die Kaufleute vorwiegend Deäfisten sind. "Hie haeret aqua, verehrter Herr Pfarrer ! Noch Eines! Die Komitatsbeamten, die im Komitats­­hause wohnen, welches bekanntlich ein Enclave des Welter Ko­­mitates in Brit bildet, folgen nach den Bestimmungen mit Ko­­mitatsausschuffen, Wo immer u­m ganzen Komitate stimmen können. Diese ganz willführliche Bestimmung wird nun von mißtrauischen Leuten abermals in dem Sinne gedeutet, daß die Herren Beamten in corpore dort stimmen wollen, wo die Wahl irgend eines Matadors der Linken in Gefahr ist. Aber auch andere Mißbräuche können entstehen, wenn man die Op­­tion der Komitatsbeamten derart ausdehnt. CS könnte bei dem heutigen Stande der Kommunikationen ein und derselbe Komitatsbeamte sich in drei verschiedenen Wahlbezirken ein­­schreiben lasfen und an demselben Tage auch an drei verschie­­denen Orten stimmen. Das Komitatshaus gehört zum Bejter Bezirke und die Beamten, die darin ihre Wohnung haben, sollten nur entweder im Pester Bezirke oder dort, wo sie etwa begütert sind, wählen können. E8 Liege sich noch ein ganz seltöner Kranz aus jenen Blüthen des Liberalismus winden , die dem mit Freiheits­­phrasen reichlich gedüngten Boden des Pester Komitatssaales entsproffen sind. Ein Einkommen von 100 fl. aus einem Wein­­garten soll zur Wahl berechtigen — aber die Funktionäre von Privatunternehmungen,, die Pächter, die Pensionisten können nicht wählen, selbst wenn sie ein fünfzigmal größeres Einkom­­men ausweisen und eine direkte Steuer von mehreren hundert Gulden entrichten. Es wird uns ein Faltum erzählt, das ge­­radezu unglaublich klingt und mag wir bald dementirt zu sez hen hoffen. Der gelehrte Direktor des Waitzner Taubstum­­meninstituts — sagt man uns — ist abgewiesen worden, weil er ein „öffentlicher Beamter" ist, während das Gefeb das Wahl­­recht dem Ärmsten Dorfschullehrer einräumt. So werden die freisinnigen Intentionen des 1848er Gefeges „verwirklicht" ! Das it ein Vorgehen welches von der­ Regierung nicht ge­duldet werden sollte ; — over bedeutet vielleicht die Autono­­mie der Komitate so viel, daß der Komitatsausschuß befugt sein sol , Gefäße auf eigene Faust auszulegen wie es ihm eben beliebt ? ! Auch an das Konstriptionsfomu­s der Stadt Pest hätten wir ein Wort zu richten. Wie kommt es, mag man z. B. in der Leopoldstadt ebenfalls nur die protokollirten Firmen in die Reihe der Wähler aufnehmen will ? It es vernünftig und erlaubt, Kaufleute vom Wahlrechte auszuschließen, welche 3000-4000 Gulden Hauszins zahlen, weil ihre Firma nicht protofollirt ist — während doc das Gefäß die Lächerliche Summe von 100 Gulden, eine Summe, wovon in Vest nicht einmal ein Bettler leben könnte, zur Erlangung des Wahl­­rechts für genügend erachtete ? ! Die Stadt Temesvár hat es ausgesprochen, „daß­ ein Staatsbeamter mit 400 fl., ein Pri­­vatbeamter mit 800 fl. Einsommen Wähler sein könne. Es wäre wahr k­ eine Schande für die Hauptstadt des Landes, wenn sie si von einer Provinzstadt an Liberalismus über­­treffen sehe, wenn sie bei der Anfertigung der Wahllisten nicht den Geist der Freiheit und Gleichheit,­­ sondern die Ge­­sichtspuntte eines engherzigen Kastengeistes walten lassen wollte. Hoffentlich genügen diese Winfe, damit die Verstöße mindestens nachträglich gutgemacht werden ! — Be ETTÜK MESELT STB Teszi = ar A Pest, 20. Feber. N Die nächsten allgemeinen Wahlen zum Corps Legis- Tatif, die nach Pariser Meldungen auf Ende Mai festgesetz sind, haben für das Kaiserthum eine ungemein schwerwragende Bedeutung. Es taucht fon gegenwärtig ein offiziöser Führer nach dem andern auf, wenn Preußen nicht Bürgschaften für seine Friedfertigkeit gebe, von denen alle Welt weiß, daß es sie weder geben will noch fann, wie z. B. die Neutralisirung der Rheinprovinz und der gleichen Allotria, so muß Napoleon zum Schwerte greifen, eg­net denn, dak die Nation sich bei den Wahlen im Wege des Suffrage universel mit eminenter Majorität, ja mit Einstimmigkeit für Erhaltung der Nuhe ausspreche. Die Stimmurne soll also nicht bloße Bulletins, sondern — glei­­cher Toga des rämischen Protoniuls in Karthago — Krieg und Frieden in ihrem Bauche enthalten. Und wir bekennen, wir neigen uns diesmal dem Glauben zu, da­ der Fingerzeig der Offizieren nicht aus der Luft gegriffen it. Louis Napoleon steht da zwischen zwei Steinen des An­­stoßes für seine Dynastiez; denn Frankreich unter­essirt ihn nur insoferne, als der Fortbestand des napoleonis­chen Herrscherhauses von der Zufriedenheit oder Mißstim­­mung der „großen Nation“ abhängt. iierseits hat der Kai­­ser schwere Bedenken vor einem Kriege mit Deutschland ; denn daß deren Stern­fett Königgräf nicht grade im Sta­­dium Des Apogäums ist, begreift doch ein Dylinder. Napoleon hätte somit wenig zu gewinnen und Alles zu verlieren bei einem Kampfe, der — weil er bis aufs Messer geführt wer­­den müßte — schwerlich anders als mit der Zertrümmerung des norddeutschen Bundes oder mit der Entthronung der Na­­poleoniten enden konnte. Läßt sich doch schon heute die Zahl jener Oppositionellen in Frankreich nicht mehr so ganz gering veranschlagen, die eingestandener Maßen zum Kriege drängen, weil sie eine Niederlage voraussehen und von dieser die einzig denkbare Erlösung aus den Eisenbanden weg persönlichen Mer­­­gimentes erwarten. Andererseits lebt in der „großen Nation" immer noch genug von dem alten Geiste des Chouvinismus,­ um es höchst gefährlich erscheinen zu lassen, wenn in Frankreich der Ge­­danke aufreimen sollte, das Kaiserthum sei nicht länger im Stande, die Fahne der nationalen Bürgerkönig mit dem Paraplute tft fen felber Kann weiche Ehre Hoch zu Halten. Der über diesen Punkt g­­ftolpert , einem Neffen des großen Kaisers, dem Mionne, wer alle Freiheiten Frankreichs in dem B­lutbade vom 2 Dezem­ber ertränkt, würde das Land eine offenbare Demüthigung viel weniger verzeihen. Nun aber sind des Kaiserreiches genau die ah­es den alten Parteien seine gefährlichere Waffe in die Hand brüchen, als wenn es ihnen Grund gibt Anschuldigung, das Empire Billafranca hat sich seiner Zeit zu der vor dem Appell an die ultima ratio regum im Interesse der Ehre Frankreichs — eben­so schen zurück, wie das Yulikönigthum. Ceit die Unifikation Italiens gegen den Wunsch, die Einigung Norddeutschlandse aber geradezu mittelst einer Ueberlistung Frankreichs vollzogen, während Dänemark und Sachsen, die beiden treuesten und aufopferndsten B­undesgenossen des großen Napoleon, apathisch dem Zorne Preußens geopfert wurden. In Polen eine schwere diplomatische, in Mexiko eine noch bedent­­lichere politisch-militärische Niederlage — dazu ein zweimaliges klägliches Fiasso mit dem BVersuche, einen europäischen Kon­­ber polnischen, improvisiven — endlich gar Mentana , legten zehn Jahre. Sti­eg ein­ Krieg, der immerhin die in der römischen Frage zu z­weideutigen Lorbeeren von und die Bilanz Der ein Winter, wenn ihn beim Ans­ich­ derselben ein leises Frösteln überfält er mit sich zu Rathe geht, ob nicht eine fortgefegte Demüthigung des Natio­­nalgefühles leicht verhängnißvoller für sein Haus werben kann, als Chance bes Gieges bietet ? und ein Wunder, nichts sehnlicher wünscht, bei Gelegenheit ber allge­­meinen Wahlen durch ein Votum erlöst zu werden, sich welches daß die V­erantwortlichkeit für den Verzicht auf die Re­­vanche für Sadowa von den Schultern des Kaisers allein genommen wird ? Somit mag für Napoleon diesmal immerhin mehr auf als der bloße Wunsch, dessen Erfüllung ohnehin unzweifelhaft, die Opposition durch das Wahlergebniß nicht in irgend erheblichem Maße verstärkt zu sehen. Der Kaiser muß daher mehr, denn je die Wahlen in der Hand zu behalten suchen, und das kann es nur, indem er die nationale Saite berührt. Natürlicherweise muß demnach die große Trom­­mel der gloire, und was damit zusammenhängt, tüchtig ges [lagen werden , und in dies Kapitel allen rechnen wir big auf Weiteres ebensowohl die Schimpfereien der Pariser Oft:­zissen über Bismard’s Neden in der Depoffedirtenfrage, wie die Nodomontaden über das belgische Eisenbahngefeg. Wir haben das Vorgehen der preußischen Negierung bei der Kon­fiszirung de­s Welfen- und kurfürstlichen Vermögens nicht zu rechtfertigen, aber Diejenigen es angreifen zu hören, die, als das Blut des Dezemberkomplottes in den Straßen von Paris noch faum­­ getrocknet war, den wenig beneidenswerthen Muth hatten, die Sequestierung der Güter zu glorifiziren, die der Familie Orleans gehört. . . das ist eine Keckheit, die nur fomisch wirken kann ! Saum weniger reelle Motive wegen der Ze­tungspolemik über das belgische Eisenbahngesäß zu Grunde. Die ganze angebliche Entrüstung darüber ist augenscheinlich ein Puff, der lediglich darauf berechnet ist, den Nationalstolz der Franzosen zu montiren und ihnen im Augenblick, wo sie an die Stimmurne treten, zu Gemüthe­ zu­ führen, daß Louis Napoleon die Würde des Landes denn doch ganz anders zu wahren versteht, als die parlamentarischen Schwäger, die vor dem Kaiserreiche am N­uder waren. Das Ganze ist ein ebenso sinnloser Spektakel wie vor zwölf Jahren vor Lärm über den Beschluß der belgischen Kammern, ein befestigtes Lager bei Antwerpen zu errichten, und wird auch ebenso Spur­ 108 vorübergehen. 8 kommt eben nur darauf an, am Bord­abende der Wahlen den ehrsamen Duprierd, Epierern und Bauern, die das suffrage universel zur Herrschaft berufen hat, so weit das persönliche Soldatenregiment überhaupt etwas von seiner Vollgewalt an Andere abgibt, die Ueberzeugung beis­zubringen, daß der Kaiser die Fahne Frankreichs ohne Furcht und Tadel hochhält ! Dies Ziel wird denn auch mit ziemlicher Wahrschein­­lichkeit erreicht werden. Und nun sage man nicht, ja was wüßt denn die Scheu des Kaisers vor einem Zusammenstoß mit Preußen, eine durchweg und unbedingt ergebene Kammer, wenn deren Ergebenheit nur auf dem Chauvinismus beruht, durch den dieselbe entflammt ward? Dieser Chauvinismus it heute Strohfeuer; dieser Enthusiasmus ist ein Pendant zu dem Goethe’schen Zauberlehrling — man fommandirt seinen Tänzern, wenn er an der Zeh­ üt, Furzweg: „in die Ede, Besen, Besen find’ s gewesen!" Laßt erst die Schreden des Krieges vor der Thüre stehen und das papierene Gebäude der Hauffiers ernstlich bedroht sein, wann ist es sein S Kinderspiel, diese unter dem Eindruck des Preußen­­hafses gewählte, aber aus lauter gutgesichteten Negierungs­­kandidaten zusammengefegte Kammer zu überzeugen, was nur bösartige Unruhestifter daran denken können, die Würde Frank­reichs für verlegt zu erklären, weil Graf Bismard den greß, damit exit in das dem Spiele stehen, ist ein Dezennium dank die wenn er die für Louis Napoleon (II. als aus diesem häflichen Dilemma so unzweideutig zu Gunsten des Friedens noch) Dar­legten Triumphe ab­, und für ausspricht, s­iÉ ———;y­ey. ns Nya EEEN SB­ET EC Wiener Briefe 19. Feber. €. H. Iít das heute eine Welt Sünßig, bis in den Grund hinein verdorben, feiner Buße und feiner Neue fähig, werth, daß sie in Trümmer gehe. Hat 000. jüngst ein Dominikanermönch von der Kanzel herab den bekannten Vestroy’schen Refrain: „Die Welt steht auf fan Fall mehr lange in feiner Weis. variirt und dieser pessimi­­stischen Anschauung von der Haltbarkeit unseres Erdballes einen präzi­­sen Anspruch dadurch gegeben, daß­ er Thon im Voraus den Zeit­­punkt bestimmte, wann die von ihm prophezeite Katastrophe eintreten müsse. Nur zwei elende Jahre sind der ganzen Menschheit zu leben gegönnt, weil­­ am Aichermittwoch ein Ball war. Glaubengeiferer hat sich aber diesmal selbst geschlagen. Seit Men­­schengebenten war in Wien am Aichermittwooh ein Ball, derselbe din ferball, der au­­heuer am selben Tage stattfand, nur daß es früher ein Privilegium der Frafer war, nachdem sie den ganzen Falching hindurch alle übrigen Menschenkinder zu Luft und Tanz geführt, sich am Tage nach der Fastnacht einen Ertrafasching zu gönnen, während sie heuer dieses Privilegiums nicht mehr bedürfen und es überhaupt alle Welt so machen kann wie sie, ohne Bewilligung eines hochwür­­digsten, fürsterzbischöflichen Konsistoriums natürlich. Die Prophezeiung des schmalziehenden Vaters hat also gar nichts so Schredliches, weil sie eben durch eine so lange Reihe von Jahren hindurch Lügen ge­­straft worden ist, es sei denn, daß der liebe Gott sich diesmal denn doc ernstlich erzürnen würde, weil man bei dem heurigen Archermitt­­ewachball ein wohlehrwürdiges Konsistorium gar nicht um die Erlaub­­niß hiezu gefragt hat. Nur nit viel fragen! Diesen Grundtag hätte ein Etablissement- Inhaber beherzigen sollen, der bei der Polizeibehörde um die Bewilli­­gung einschritt, einen Mastenball in der Fastenzeit abhalten zu dürfen. Die Polizeibehörde gab den Beschein, daß die Frage erst im Prinzip gelöst werden müsse, ob Mastenbälle überhaupt zur Fastenzeit statthaft seien, und daß bis zu dieser prinzipellen Entscheidung doch die Statt­­halterei die Mast­enbälle zu filt­ren seien. Bei der legtgenannten Stelle grübelt man nun nach, um aus der bezüglichen Verordnung die Mo­­twirung eines Verbotes herauszuflügeln, diese aber lautet so far und präzis, daß das nur schwer gelingen dürfte. Es heißt nämlich in dieser Verordnung ansprüchlic, daß an allen jenen Tagen, an meiden Theatervorstellungen gegeben werden, auch Bälle und sonstige öffentliches Belustigungen stattfinden dürfen und wenn eine offiziöse Korrespondenz der nach einem Anhaltspunkte suchenden Behörde dadurch zu Hilf kommen zu können glaubte, daß sie den Sab aufstellte: „In dieser Berorderung ist nur von Bällen, aber nicht auch von Mastenbällen die Rede, solalih sind Diastenbälle verboten,­ so hinkt eine solche Schlußfolgerung doch zu sehr, als daß die Behörde dieselbe acceptiren Samte Man wird demnach zu dem beliebten Auskunftsmittel greifen, worüber und die Frage von selbst gelöst sein wird. Die Techniter und die Nordbahnbeamten haben nicht gefragt und ihre Bälle sind denn auch in dieser Mode glänzend vom Stapel gelaufen. Auf dem Ball der Techniker war sogar der P­olizeidirektor v. Strobbach, was ihm von unseren flek­talen Organen natürlich sehr übel vermerkt wurde. Das „Vaterland“ weinte bittere Thränen darüber, daß der Wolizichef durch seine An­wesenheit der Entweihung der heili­­gen Zeit einen offiziellen Stempel verlieh, und Herr v. Strohbach mag sie diese Mahnung an zu Herzen genommen haben, denn ven Bau­ der Nordbahnbeamten besuchte er nicht mehr und auch unsere Minister und sonstigen hohen, offiziellen Be­tönlichkeiten hielten sich von diesem Balle fern, um ja nur nach einer gewissen Seite hin seinen Anstoß zu erregen. Selbst jener hochgestellte Herr fehlte, der fünt seinen unserer Elitebälle zu versäumen pflegte und sich dur f eine Liebenswürdigkeit gegen die Damen jeden Alter­ und Standes auszeichnet. Ob er st aus der eben erwähnten offiziellen Rücksicht fern hielt, oder ob er es für angemessen fand, sich in Folge eines Kleinen Malheurs, das ihm angst paffirt­et für einige Zeit vom Geräusche der Welt zurüczu­­ziehen, vermögen wir nicht zu entscheiden. Mit viefem seinen Malheur aber hat es folgendes Bewandtniß: Man erzählt nämlich, besagter Herr, der eine w­irklich wunderbar rasche Karriere gemacht hat und dem in einem, von den bisherigen Erfolgen berauschten Ehrgeiz, seine Morde zu body ist, als was er sie nicht einmal zu erreichen gedachte, habe eine bieser Würden, nachdem er dieselbe schon in der Tasche zu haben glaubte, auch bereits anticipirt und sei auf dem legten Hofballe mit dem Kammerherrn Schlüffel erschienen, der ihm, seiner Meinung wag, binnen fürzester Frist unfehlbar verliehen worden wäre und den er deshalb­­ don jett als ein ihm rechtmäßig gebührendes Eigentribum betrachtete. Der Herr Obersthofmeister aber faßte die Sace anders auf und nach einem Furzen Zwiegespräche, welches er unter vier Augen mt dem falschen Kammerheren führte, fand er der Lebtere fir ange­messen, den Hofball zu verlassen. Die Nordbahnbeamten tanzten also am Mittwoch und von den Uneingeweihten ahnte es Niemand, daß sich hinter dieser lauten Heiter­­keit düstere Wehmuth barg. Hatte doch am Tage vorher die Nordbahn ein fürchterlicher Schlag getroffen. Ein Kaffier derselben hatte sich eine großartige Defraudation zu schulden kommen lassen und war seit Dien­­stag verschwunden. Der Betrag, den er veruntreut, it zwar für ein Institut, wie die Nordbahn, eine Bagatelle, es sind nur Tumpige 120.000 fl., aber der moralische Cinorud it ein um so sehlimmerer. 60 etwas mußte bei der Nordbahn geschehen, der ältesten, konservativ­sten Bahngesellschaft Oesterreich­, deren Beamte ihre Kollegen an den­ anderen jüngeren Instituten von oben herab ansehen, und die nun mit einem Male um ihren Nimbus gekommen ist. Wie bei allen Defrauda­­tionen, welche die Kriminal-Annalen der Residenz in den lebten Jah­­ren zu verzeichnen hatten, war es auch hier die mangelhafte Kontrolle, welche das Verbrechen in einer solchen Ausdehnung ermöglichte, denn schon die erste flüchtige Skontierung, welche man bei dem Bekanntmwer, den der Flucht des Kaffiers vernahm, ergab sich ein Abgang von noch weniger als fünfzig Fahrkartenbogen, sämmtlich für die Strecke Mien- Bodenbach. Da ein solcher Bogen je 100 Karten enthält, kann man leicht die Höhe des befraudirten Betrages ermessen. Als Gegenjaß zu dieser traurigen Bahngeschichte sei hier gleich ein Luftiges Bahngeschichtchen erzählt, das sie vor vierzehn Tagen un­­gefähr auf einer galizischen Bahnstrecke ereignete und den Beweis lie­­fert, daß die Gemüthlichkeit in Oesterreich überall zu Hause ist. Braust da ein Zug auf den Schienen einher, als mit einem Male der Loko­­motivführer von ferne einen Bahn­wächter sieht, der vor seinem Hütt­­chen stehend , in vollem Eifer die rothe Fahne als Warnungssignal schwingt, damit der Zug stehen bleibe. Der Zugführer beglackwünscht sich, daß er das Signal noch rechtzeitig erblickt hatte und er beeilt sich, den Train zum Stehen zu bringen, was ihm auch gerade dicht vor dem Häuschen des achtsamen Wächter gelingt. Die Baffragiere stehen neugierig und besorgt die Köpfe zu den Waggonfenstern hinaus, man fragt, was geschehen, welches Hinderniß eingetreten sei, das den Zug zum Stillstand brachte ; wahrscheinlich hatte ein Zusammenstoß gedroht, so dachte man und in der Erinnerung an die kürzlichen Eisenbahn­­unfälle in Böhmen freute man sich, daß man Dant der Madsamkeit des Bahnmwächters dieser Gefahr glückich entronnen war. Der Lebtere wurde denn auch mit Fragen bestürmt, was es denn eigentlich gebe, und wie überrascht war man, al man die Auskunft erhielt, daß nichts Gefahrdrohendes vorliege. Die Sache war aber die: Der Bahn­­wächter hatte seinen Namenstag und weil es ihm zu langweilig war, denselben einsam zu feiern — Familie hatte er nämlich feine —, so kam er auf den Einfall, den Zug stillehalten zu lassen und mit den P­assagieren gemeinschaftlic ein Gläschen Schnaps zu trinken. An der That brachte er ein kleines Fäßchen voll des Feuerwassers aus seiner Hütte und die Paslagiere mußten es si gefallen lassen, von ihm be­wirihet zu werden, denn er ließ den Train nicht eher weiterfahren, als bis das Fäßchen ganz geleert war. So beging der galizische Bahn­­wächter seinen glorreichen Namenstag ! E s geht doch nichts über die Gemüthlichkeit. Eine ganze Gasse in Wien hatte vor einigen Tagen erst die Folgen einer solchen spezi­­fischen Kundgebung dieses Wiener Charakterzuges zu verspüren. Da­st in Wien ein reicher Hausherr, der zugleich Vizepräsident des Ge­verinus ver­ing, Armenvater, früher als noch die Gründe, statt der resigen Bezirke bestanden, Grundrichter und mer weiß was noch mehr war. Dieser Hausherr hatte nun im Sommer vorigen Jahres das Malheur, wegen Betruges zu einer zweijährigen Kerkerstrafe verurtheilt zu werden. Der Prozeß hat seiner Zeit Sensation gemacht, und ist über die Kreise der Residenz hinausgedrungen. Ich meine den Prozeß gegen den ehemaligen £. E. Hofsattler Johann B. Engel, der im Beginn der fünfziger-Jahre dem Fürsten Montenuovo ein Valais in der Strand­­gasse baute und dabei so zu Werke ging, daß ihm Ziegel und Bau­­materiale genug übrig blieben, um in Mariahilf gleich eine ganze Gasse zu bauen, die nach ihm auch ihren Namen erhielt. Das Urtheil, welches neben der Kerkerstrafe von Mann auch verhält, dem von ihm beschädigten Fürsten eine Summe von hundert und etlichen tausend Gulden als Schardenerfab zu bezahlen, it nun vor einigen Wochen rechtskräftig geworden. Und was b­at der Mann, um seinerseits die Lüde zu ergänzen, welche durch den Abgang dieser Summe in seiner Kaffe entstand. Er war so gemüthlich, zu dem eben verstrichenen Licht­mestermin alle Barteien ohne Ausnahme in­­ der Engelgasfe um ein Beträchtliches zu steigern, so daß er binnen wenigen Jahren schon sein Geld wieder hereingebracht haben wird. Er fragt sich nur, ob die Par­­teien nur straffällig werden, wenn sie duch die Leistung des von ihnen geforderten höheren Miethbetrages dem BVerurtheilten die Entrichtung seiner Geldstrafe erleichtern. 63 ist da ein Gesechtsparagraph, der ein solches Vorgehen ansprüchlich verbietet, und im vergangenen Jahre exit wurden mehrere Arbeiter durch einen richterlichen Spruch verur­­theilt, weil sie eine Geldstrafe, die dem Arbeiterführer Exil diktirt wor­­den war, im Wege einer freiwilligen Sammlung unter sich aufgebracht hatten. Ein Hausherr weiß sich das freilich viel bequemer zu machen, als so ein Arbeiterführer. Von einer anderen Kollette wurde mir dieser Tage berichtet, doch weiß ich nicht, ob ich Ihnen damit etwas Neues erzähle. In den Kreisen der hohen ungarischen Aristokratie wird nämlich eine Samm­­lung veranstaltet, um dem heiligen Vater zu seiner Sefundizfeier ein Gehenk zu machen. Dasselbe wird in einem mit Brillanten reich be­ fegten Kreuz bestehen, welches bereits bei einem der ersten Wiener Nu­melier bestellt worden ist und das hübsche Summen von 12.000 fl. foften wird. An der Spite des betreffenden Komites stehen die Grafen Károlyi, Cziraly und Baron M­endheim. Die Frömmigkeit, das sieht man, ist in den hohen Kreisen zu­ baufe und des Kontrastes halber ebenso in den niedersten. Man braucht beispielsweise nur das Bublikum zu beobachten, welches sich zu den Baftenpredigten einfindet. Da sieht man gewöhnlich­ Gquipagen vor der betreffenden Kirche halten, die Frau Gräfin X., oder die Baronin 9. steigt aus und begibt sich andächig gesenften Bildes, das silberbes­clagene Gebetbuch in der Hand, in die Kirche, um sich an den Wor­­te des Predigers zu erbauen, der ihr im Grunde genommen so ganz aus dem Herzen spricht, weil er über die Neuerungen s hmäht, welche die böse Freiheit gebracht hat. Neben der vornehmen Dame ist es nur das­ Weib aus den unteren Voltsschichten, das sich zu diesen Predigten einfindet. Und das Bolt des Mittelstandes ? Nun das geht in der Saftenzeit nicht in die Kirche, sondern zum­­ Heurigen, Mann, Weib und Kind. Leider muß Tonstatirt werden, hat die Prediger selbst viel Der fromme

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