Pester Lloyd, Mai 1869 (Jahrgang 16, nr. 101-124)

1869-05-30 / nr. 124

F-9-k!.s«s;-. «»..-..«,­­ Sy­­IV- ET 042 já KERSZ . Weit 1. Juni beginnt ein neues Abonne­­P­o­ft - Pränumeranten­ment, deren Pränumeration abläuft, ihr Abon­­nement je zeitiger erneuern zu wollen, indem sonst, man die Pränumerationen spät einlaufen, ohne unter Ber­­fhuLlden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Pränumerationspreise sind mit Post per Sendung: Ganzjährig 22 fl., neunmonatlic 16 fl. 50 fl., Halbjährig IL fL., dreimonatlich Sfl. SO fl., zweim­onatlich A fl., monatlich 2 fl. mit sendung des Abendblattes pr Monat 30 fl. mehr. An Roco : Für Welt-Dien in’ Haus gesandt : ganzjährig 20 fl., Halbjährig 10 fl., vierteljährig 5 fl., monatlich 1 fl. 80 fl. 3 Bet, 29. Mai. Hebder unserer Leser erinnert si wohl noch jener alten Nefiron’schen Pofse und einer Föstlichen Figur, die darin bort kommt, des raisonnirenden Schustere, der fortwährend die Faust ballt und mit unverwüstlichem Eifer sein „Wenn ich einmal anfang’, wenn ich einmal anfang’!" hinausschreit. Wenn ihm dann die erschrocenen Kameraden in den Arm fallen und dieses UWebermaß an XZhatendrang zu dämpfen versuchen, jagt ihnen der Schuster mit phlegmatischem­ Lächeln : „Aber ich fang’ ja nicht an!" CS braucht kaum noch gesagt zu werden, daß wir an diesen alten Spaß durch die gegen­­wärtige Thätigkeit unseres Reibhetages erinnert werden. Miaz jorität und Opposition schlagen Tag für Tag unternehmend die Kocärmel zurück, ballen die Fäuste, deflamm­en von ihrem unbezw­inglichen Eifer, Altes, was bei und alt und morsch ge­­worden ist, zu beseitigen und dafür den prächtigsten Neubau herzustellen. Wenn man es so mitanhört, mit welchem Wort­­[wall von beiden Seiten über die Nothiwendigkeit der Mer­formarbeit, über die Bereitwilligkeit, viefelde in Angriff zu nehmen, gesprochen wird, sollte man glauben, die Herren wür­­den schon in der nächsten­­ Viertelstunde mindestens ein Haus zusammenreißen, das heißt, wenn sie einmal anfangen. Aber­­ sie fangen nicht an. Sie raisonniren wie der Schuster Knieriem, aber daß es endlich Zeit wäre, etwas zu thun, das fällt ihnen nicht im Schlafe ein. Wir möchten gerne unsere Leser als Zeugen dafür anrufen, daß von den bisherigen Debatten ü­ber die Adresse mindestens 99 Berzent vollständig überflüssig waren, allein wir fürchten, daß sie uns diese Zeugenschaft verweigern würden aus dem einfachen Grunde, weil sie wahrscheinlich — von Vielen missen mir’s gewiß — schon seit einigen Tagen die Landtagsberichte nicht mehr seien. Die Glücklihen! Wäre die Mehrzahl unserer großen Journale unabhängig, nicht im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern unabhängig auch von der Parteidisziplin, wir hätten längst versucht, eine Berschwärung­ anzuzetteln, deren Zweck darin bestände, diese unnügen Neben überhaupt nicht mehr mitzutheilen, und wir sind überzeugt, daß dann mindestens derjenige Theil der Webner, welcher lediglich aus Eitelfeit spricht, Teviglich deshalb, damit feine Ziraden in fei­­nem Wahlbezirke­ gelesen werden — und das ist ein ziemlich großer Theil — und mit feinen Grpestorationen verschonen würde. Wie aber die Dinge heute bei ung liegen, und nach­­dem jedes Parteiorgan aus Parteirücsichten mindestens den Mednern seiner eigenen Farbe die Spalten öffnet, läßt sich ein solcher Staatsstreich nicht durchführen, und so peinlich auch die „Mearterwoche", welche wir heute beschliegen, für uns sein mochte, es bleibt uns doch nichts Anderes übrig, als uns wiederholt in „Lamentationen“ zu ergehen, die bis heute leider nicht den geringsten Eindruck gemacht haben und wahrscheinlich auch nicht machen werden. Eines der jüngeren Mitglieder des Reichstages — in gewissen Sinne könnte man es eines der jüngsten nennen — ein geistreicher Mann, welcher noch nicht lange genug die schwüle Atmosphäre unseres Landtagsfanles einathmet, um bar durch die Ungetrübtheit seines Bildes, die Objestivität seines Urtheils verloren zu haben, sagte uns dieser Zage ganz tref­­fend, es sei schon von vorne­herein geradezu unmöglich ge­wesen, daß in die gegenwärtige Debatte irgend ein Schwung komme, weil für diese Debatte schlechterdings sein Ge­genfrend vorhanden isst. Die staatsrechtliche Frage ist nach allen, vom Gefege verlangten Formen erledigt und die Rechtsgiftigkeit der bezüglichen Gefege selbst von der Linken nicht nur anerkannt, sondern diese leitere Partei denkt auch gar nicht ernstlich daran, das kaum Geschaffene plöglich wieder über den Haufen zu werfen. Ihre Angriffe sind also nur Schein­angriffe gegen etwas, was sie wenigstens pro hic et nune acceptirt und in Folge dessen ist auch die Vertheidi­­gung der Rechten eigentlich nur eine S­ch­ein­vertheidigung, weil man ja recht gut weiß, daß dasjenige, was man verthei­­digt, gar nicht ernstlich gefährdet ist. Die Linke ist eine­ ge­­schlagene Armee, deren Soldaten nun lediglich zu ihrem Pri­­vatvergnügen während des Nachzuges die übrig gebliebenen blo, damit das Gepolter auch auf ihrer Seite nicht fehle. Woher soll da Schwung, woher Begeisterung und insbesondere, woher sollte irgend­eine tiefere Theilnahme des Publikums für bieses, wie Jedermann weiß, migz und zweclose Gepläntel kommen? Die Stellung, welche die beiden Parteien heute gegen­einander einnehmen, bezieht sich jedoch nicht blos auf einen überwundenen Standpunkt und hat daher gar seine aktuelle Bedeutung, sondern sie ist im Gegentheile heute auch schon völlig unwahr und absurd. Es gehört gar seine Divinations­­gabe dazu, um vorhersagen zu können, daß in dem Augenblide, wo der Schuster wirklich „anfangen wird — freilich dürfte das noch ziemlich Lange dauern, aber anfangen wird er doch irgend einmal müffen — daß in diesem Augenblicke sie auch die Stellung der Parteien, und insbesondere der einzelnen Abgeordneten innerhalb versehlen wesentlich verändern werde, Mitglieder ber­ichten, welche heute ihr oratorisches Pulver zentnernweise gegen ihre Gegner auf der Linken verschiegen, werden aller V­oraussicht nach z. B. in der Komitatefrage mit einem Theile der Linken gehen, oder wenigstens demselben viel näher stehen, als der rechten und umgekehrt werden manche Matadore der Pinien, welche in der staatrechtlichen Frage zwar gegen die Majorität Front machen, dabei aber Männer von aufgeklärtem Sinne und europäischer Bildung sind, in derselben Frage mit den wirklich Liberalen Mitgliedern der Rechten Hand in Hand gehen. Die gleiche Erscheinung wird sie noch bei vielen anderen Fragen wiederholen und wenn auch die Formation der Parteien äußerlich und im Großen und Ganzen vielleicht keine wesentliche Metamorphose durchmacht, so wird fi­doc im Inneren die Stellung sehr vieler Mit­­glieder zur Partei bei der Diskussion der Reformfragen in ganz anderer Weise gestalten. Die in das Endlose ausgespon­­nene Ad­eßdebatte hat also an den Nachtheil, daß sie die Klärung in der Stellung der Parteien verzögert, daß sie an alten Gruppirungen festhält, die heute bereits ziemlich gegen­­stand 8[o8 geworden sind und die neuen verzögert, welche bei Aufnahme der noch ungelösten Fragen Spight herbeige­­führt werden müssen. Wollte man argmöhnisch sein, so könnte man beinahe sagen, es sei beiden Parteien daran gelegen, diese neue Grup­­pirung so lange als möglich hintanzuhalten, es fehle beiden der Muth, in den Reformfragen enthieven Farbe zu berennen und um nicht in tiesen saueren Apfel beißen zu müssen, ver­­beißen sie sich Fieber in die Adreßvebatte. Minvereng von einem Theile der Nechten dürfte das Ministerium, wenn es wirklich radikale Reformen im Schilde führt, kaum in jener energischen Weise unterstügt werden, wie dies zu erwarten oder doch zu mwinschen wäre, und auch der Linden mag ein wenig vor dem Momente bangen, wo sie die Quadratur des Zirkels zu lösen und aus Oppositionsluft für Institutionen einzutreten genöthigt sein wird, welche sie als eine Partei von vorgeschrit­­tenem Liberalismus entschieden bekämpfen müßte. Dem wird aber für die Dauer denn doch nicht auszumeichen sein und das lange Zögern, das Hin- und Herreden wird nichts an der Sache ändern, sondern nur das Mißtrauen in den politischen Muth unserer Abgeordneten über immer weitere Kreise aus­­breiten. . Mob einen anderen Nachtheil führt diese, ohne alle Spazie und Unendliche verlängerte Adreßdebatte mit sich. 8 liegt darin — um es ganz offen auszusprechen — eine efla=­tante Mißachtung der öffentlichen Meinung. Es gibt Traum irgend ein Journal, welches nicht in mehr oder minder hefti­­gem Zone bereits gegen diese oratorischen Klopffechtereien zu Velde gezogen wäre, und wenn die Herren Abgeordneten etwa glauben, daß die Journale in dieser Beziehung nicht der treue Ausbruck der öffentlichen Meinung seien, so brauchen sie sich nicht einmal wie Harun al Raschid mit einer Verkleidung zu strapaziren, denn, wo sie hinkommen mögen, sagt man es ihnen ganz ungescheut ins Gesicht, daß sie die kostbare Zeit in unverantwortlicher Weise vertröveln. Stärkere Mittel stehen der öffentlichen Meinung allerdings "nicht zu Gebote und bei der prächtigen Hausordnung, die wir befiken, ist seine Möglichkeit gegeben, auch nur dem aller unbedeutend­­sten Abgeordneten, wenn er durchaus eine Rede hal­ten will, mit dem bekannten Wie­der­­liegenden Blätter zu antworten : „Wenn Sie schon durchaus etwas halten wol­­len, so halten Sie — — — —." Mlein wir fragen , wenn die Stimme der öffentlichen Meinung von den par excellence Vertretern derselben, von den Abgeordneten des Bosfes, in solcher Weise ignorirt wird, wie kann man sich dann darf aber wundern, wenn bei irgend einer vorkommenden Gelegenheit die Regierung oder ein einzelner Demnister dieser öffentlichen Weeinung gegenüber dieselbe Gleichgiltigkeit an den Zug legen wird ? Wie kann man sich noch­ auf die Stimme der Presse, die Urtheile des P­uhlistums über irgend­einen Schritt der Regierung berufen, wenn die Repräsentanten der Nation selber sich so wenig um das Geschreibe und Gerede kümmern ? und was soll man darauf sagen, wenn heute oder morgen irgend ein Neaftionär uns den Hohn ins Gesicht wirft, daß, Wie Figura zeigt, wer Parlamentarismus nicht dazu ha ft, um die, sonst vielleicht unbeachtet bleibenden Bänsche der­­Bevölkerung zur Geltung zu bringen, sondern­­ Hlos dazu, um einigen Herren an gegen den Wunsch der Delegationen zusammentreten , wen, einen Tummelplag fr­iedenrechnerische Turniere zu bieten ? ! Eine solche Taktik ist bon Seite der Linien zwar nicht patriotisch, aber doch erklärlich ; sie will ja das ganze, bestehende System ad absurdum führen, sie will ja vor aller Welt fundgeben, die Unzufriedenheit mit dem staatsrecht­lichen Ausgleich sei eine so große, der Zwiespalt, welchen berz selbe hervorgerufen, ein so tiefer, daß eben weshalb auf dem Gebiete der Reformen sein Schritt vorwärts gethan werden könne. Völlig unerklärlich ist es uns dagegen, weshalb die obendrein so twenge Parteivisziplin hält, nicht von vornherein den Befchlub fehte, mit Ausnahme von zwei oder drei Reden ihrer ersten Kapazitäten, allen Angriffen der Linken unverbrüchliches Schweigen entgegenzubringen. Neu­n sind diese Angriffe ohnehin nicht, und wer von ihrer Haltlosigkeit bis heute nicht überzeugt wurde, der will eben nicht überzeugt auch durch noch ein Dugend Reben nicht erden. Es ist nun Hohe Zeit, da­ ein Ende gemacht werde. Mitte Juni soll der Landtag vertagt werden, fast zweimonatlichen Thätigkeit wenn mein a en und weil Anfangs Juli die Zeit noch länger bie in der bisherigen Weise verschwendet wird, bant werden selbst ‚die vorzüglichsten Reden den üblen Einbruch nicht beimwischen för­­mern bag gefammte Resultat einer des Reichstages in nicht ® An­derem bestände, a­ 8— in der Wahl von sechzig Mitgliedern für die Delegation ! Wir ersuchen unsere geehrten mit Ende Mai separater der­­Bevölkerung Rechte, fein und wird «8 den e8 machen muß, die Heft, 29. Mai. N. N. Go hätten wir sie endlich doch — nicht etwa gefehlanen, die Preußen und die Rufsen nämlich, dazu fehlt ung noch die frem­d­­lie Erlaubniß der Bethlen’schen Modenschrift — aber gedruct zu seien hätten wir es, wie die Sache anzupaden wäre. Da liegt er auf unserem Tische, das bescheidene Büdelcben, die Druderschwärze Taum getrodnet, der Anfang vom Ende eines fünfzehnjährigen Provisoriums; „Felddienst für das T. E. Heer." Im drei Kriege hat das schlachtengemahnte Oesterreich seine kampfbereiten Söhne gesandt und er vermochte ihnen seine andern theoretischen Hilfsmittel als Geleite mitzugeben, als die harmlosen Lehrfäge der „Provisorischen Feldin­­struktion”, die zwar haarflein auseinandergefegte, wie eine pfiffige Streifpatrouille den ehrsamen Kleinrichter behufs Einziehung von Mach­tihren beim Schopf zu erwischen habe, sonst aber ihrem Titel in jeder Beziehung entsprach, da sie t­atsächlic außer dem allgemeinen Dufel und Wirrwarr, namentlich im Hinblickk auf die einschlägigen Bestim­­mungen der inzwischen (1860 und 1862) erschienenen andern Megler­ments, nichts definitives enthält. 63 ist rein unbegreiflich, wie sich ein solcher heilloser Zustand in dem, für die Ausbildung der Truppe wichtigsten Zweige doch fünfzehn lange Jahre erhalten konnte! est endlich) hat man begonnen, aber auch nur begonnen, dieser fall bern Wirtschaft an auf diesem Gebiete ein seliges Ende zu bereiten. Um nämlich den Truppen schon für die heutigen Sommerübungen rationelle Anhaltspunkte zu bieten, wurde ein Theil des in der Bear­­beitung begriffenen „ felddienstes für das f. E. Heer“ im Druck gelegt und den Truppenkörpern vertheilt. Derselbe enthält ein Fragment der Einleitung, dann die Abschnitte von den Märschen, von den Lagern und Kantoniirungen, vom Nachrichten und Sicherheitsdienst. Die zweite, noch zu gewärtigende Abtheilung aber wird enthalten: die „all­­gemeinen Grundlage des Krieges“, welche den Eingang bilden sollen, dann die Abschnitte vom Gefechte und den besonderen Unterneh­­mungen. Wir müssen gestehen und mit Vergnügen könnenlvires zur Befriedigung und Beruhigung"des Publikums hervorheben,daß diese vorliegende erste Abtheilung in den bezüglichen Kreisen die beste Auf­­nahme erfahren hat.Das Werk reiht sich würdig an die hervorra­­gendsten Erzeugnisse und Emanationen des jetzigen Kriegsdepartements, wenn auch dessen eigentlicher Ursprung in eine viel frühere Zeit zu setzen ist.In dem einfachen,knappen,gedrängten Style,in der über­­sichtlichen,zweckmäßigen Anordnung,in der geistvollen Behandlung des Stosses,in der vollsten Berücksichtigung aller Ansprüche und Er­­­ordernisse der modernen Kriegsführung offenbart sich glänzend die Mitarbeiterschaft der fähigsten Köpfe unseres Heeres,eines Joseph Gallina und Max Baumgarten.Wa solche Männer Hand ans Werk gelegt,da kann die Armee wohl hossem daß auch der zweite, gleichwichtige Theil den gehegten Erwartungen entsprechen werde. Wir aber wollen wünschen,unser Heer möge,geleitet nach den in den neuen Normen entwickelten,trefflichen Grundsätzen besseren Tagen ent­­gegengehe:«­»,als es unter der Regive der nun abb­ord geworfenen alte Inskruktion der Fall war. Das­ jüngste Marine-Verordnungsblatt brachte die Vorschrift über das Verfahren m­it den Einjährig-Freiwilligen,die ihre Dienst­­pflicht als Kombattantem als Maschinisten oder als Mediziner auf der k.undL Flotte abzuleisten beabsichtigen.Wir kommen gelegentlich auf den Gegenstand noch zurück. I Ueber die Freitags-Konferenz i­n Denkklub,deren Resul­­tat wir bereits gestern mitgetheilt haben,enthält,,Szczadnik«noch das Detail,daß in jener Konferenz Herr Moritz Wahrmann gegen die Einwendungen des Grafenerdinand Zichy eine sehr gelun­­gene,mit allgemeinem Beifalle aufgenommene Rede hielt,nach welcher ,noch Der und der Ministerpräsident sprachen,die sich gleichfalls für die Ansichten­ Wahrman­n’s erklärten. =Der Deákklub hält Montag den 31.Mai in den Nach­­mittagsstunde jr eine Konferenz in seine­n Lokalitäten. = Der gewesene Örnneboberst Karl Földváry hat an­ die beafistischen Wähler des Csáfvárer M Wahlbezirkes folgenden offenen Brief gerichtet : „Hochgeshakte Versammlung ! Geehrte Mitbürger! Mi ich während der jüngst vertroffenen Wahlen durch die geehrten Wähler des Eláfvárer Bezirkes mit dem schönsten bürgerlichen Lohne, den unzweis felhaften Beweisen des allgemeinen Vertrauens beehrt wurde, wurde an diese ihre Kundgebung, deren Werth ich hoch anschlage, nicht mit Erfolg gekrönt; trogdem fühle ich mich aber zum innigsten Dante verpflichtet und ich weiß es nicht, ob ich an dieser Stelle die Gerings­fügigkeit meiner Leistungen und Verdienste abwägen oder von der Größe der mir zugedachten Belohnung und dem vorangegangenen Wohlwollen meiner Wähler und dem Übel ihrer Gesinnungen vor der Oeffentlichkeit Beugniß ablegen soll ? ? Geehrte Mitbürger ! Ich habe die Ueberzeugung, daß inmitten der gegenwärtigen Verhältnisse unseres Vaterlandes, es die unbestreit­­bare Meticht eines jeden Bürgers ist, mit allen seinen Fähigkeiten und mit ganzer­ Kraft an der Berffinung und dem Weiterbau der gewon­­nenen Grundlagen und so an der Beförderung der allgemeinen Wohlfahrt mitzuwirfen. Möge der Wirkungskreis, zu welchem wir berufen sind, ein noch so bescheidener sein, so können wir ihm dur die Gewissenhaftig­­keit, mit, der wir unseren Berufspflichten­ obliegen, Wichtigkeit vers­leihen ; ein solcher bescheidener Voten ist auch mir zu Theil geworden, welchen, nach Kräften auszufüllen, die höchste Aufgabe meines Lebens ist und den, für jet mit einer anderen Laufbahn zu vertauschen, ich vorläufig auch nicht die Absicht habe. d) weiß zwar, daß bei dieser zweiten Wahl ein sicherer Sie­­geserfolg in Aussicht stünde; ich weiß, baß, gemwitigt durch Die ges machten Erfahrungen, wir bessere Barteivisziplin halten würden, aber solange die Wahlgebete in ihrer gegenwärti­­gen Gestalt verbleiben,wünsche ich nicht als D­e­putirten Kandidat aufzutreten. Und fest, indem ich Ihnen für das schon erfahrene Vertrauen, und bag auch bei gegen­wärtiger Gelegenheit mir bezeugte Wohlwollen meinen heißen Dant jage, tollen Sie mir, geehrte Diitbürger, erlaus­chen, daß ich bezüglich der bevorstehenden Maht meine Ansichten in wenigen Worten zum Ausdrud bringe: Mer in der Politik heilige Webterzeugungen befolgt, muß, wenn er zum Ziele gelangen will, eine Partei bilden. Die mächtigste Waffe der sclten gebildeten Partei it aber strenge Parteidisziplin ; wir kön­­nen deshalb fordern, daß jedes Mitglied unserer Partei und unseres Bezirkes, das allgemeine Interesse vor Augen behaltend, sich der Ma­­jorität unterwerfe und sich darein füge, daß nur ein einziger Kandidat aufgestellt werde. Ohne dies, Mitbürger, haben wir seine Aussicht den Sieg bar­vonzutragen. Und indem ich schließlich Ihnen mein feierliches Zurück­treten von der Kandidatur anzeige, ersuhe ich Sie noch einmal meis­ten brüderlichen Abschiedsgruß entgegenzunehmen und mir jene Liebe und jenes Vertrauen zu bewahren, von dem Sie mir so glänzende Beweise gegeben, welche ich ewig zu den theuersten Erinnerungen meines Lebens zählen werde ! Gregled, den 25. Mai 1869." Dieser Brief wurde in der zu Nyel abge­­haltenen Konferenz der Dealpartei verlesen und sein Inhalt, fem weil er den Rücktritt Föld­­varys betraf, mit allgemeinem Bedauern auf­genommmen, worauf einst­immig. Rasimir war 1939 zum Deputirten­kandidirt, an Földvary aber eine mit zahlreichen Unterschriften ver­fehltene Adresse gerichtet wurde, welche eine auß a EN beste­bende Deputation ihrm über tachte. sz Die vierteljahrige ordentliche Generalkongregation ver­l. v. Komitate Pest, Pilis und Golt tagt um 10 Uhr ihren Anfang. — Im Interesse der Hebung Weinkultur und Obstbaumznei ist von Seite des E ung. Handels: und Kultus­ministeriums, wie wir vernehmen, nunmehr geschehen. 63 wurde nämlich die Errichtung einer Weinbau- und Obst­­anstalt mit dem Sitz in Balaton-Füred definitiv Der Lehrkurs it mit nimmt am 8. Juni Vormits unserer einer höheren 4. Jahr mit praktischen Arbeiten beschäftiget ein entschiedener Schritt beschlossen, und der bezügliche Konkurs zur Belegung der Lehrerstellen gleichzeitig ausges­chrieben, in der Lehranstalt­ zuzu­­bringen. Aufnahme finden Jünglinge, welche das 12. Lebensjahr voll­­ends erreicht, des Schreibens, Lesens und Rechnens vollkommen mäch­­tig und in Füred In der heutigen Gigung 03 W Abgeord­netenhauses wurde, wie wir im Abendblatte berichtet, die Aprekdebatte fortgelegt. Julius Kautz geht n­ach ei­ner Warnung vor­ den Gefahren, welche das Rütteln an der kaum gelegten staatsrechtlichen Basis für dachu.dhatte,dessen Kräfte sich in unproduktiver Negation ohnehin schon so lange verzehrt haben,zurc­eilegung einzelner­ Behaup­­tungen der Oppositionsredner über.Es wundert ihm dan Ernst­ Si­monyi,dessen nationalökonomische Theorie viele halt dies enthalt er durch seinen Aufenthalt in­ Auslande nicht gesundere Ansichten gewonnen hat. (Heiterkeit rechts.) Was seinen Vorschlag eines Doppel-Ministeriums des Neußern betrifft, so lasse sich etwas Unprafilicheres nicht denken, d­ na iin De­partement bedürfe mehr einheitlicher Leitung als dag vıptoman­fce. Die Analogie mit dem englischen Marine-Departement und der Abs­cheilung für das Armeewesen hätte von Simonyi nicht unglücklicher gewählt werden können, wohl aber gebe es dafür ein sehr treffendes Analogon in dem einsimel gen Wiener Kriegsrath, der auf 100 E­ilen weit den Saladiplan vorjehlich, wobei dann freilich in der Regel die Salachi verloren ging. (Heiterkeit.) Sein Vorschlag eines unverzinslichen A Ansehens für den Ausbau des Eisenbahnwebes laufe auf die Griffion von Papiergeld hinaus, welche unsere Balutaverhältnisse nur noch verschlimmern, unsern Stre­­dit im Auslande verringern würde. — Die Nichtgemeinsamkeit der Staatsschuld könne Ungarn nur zum Vortheil gereichen. Durch die ur 3 Jahre festgestellte Zöglinge, deren zuständige Fremde, wenn dieselben die Aufnahme­­entsprechender Vorbildung und nacgewiesener Armuth unter voller Verpflegung und Versorgung stattfinden. Die Zahl ver­legteren Zög­­linge wird das Kultusministerium von Zeit zu Zeit bestimmen. baumzucht3:Lehranstalt, verbunden Aufnahme unter dem 12. Lebensjahre prüfung gut bestanden haben, Volksbildungs­­bemwilliget wird, haben noch ein endlich fann no die Aufnahme bei Aus Dem Neichstage. EOS PSS han geIe ge Kalle ORA ao CE AGANROEOK ON USENET aA­rc Wiener Briefe, — 28. Mai. C. H. Mer vorgestern in den Nachtstunden dur die Straßen der innern Stadt ging, konnte in dem eigentlichen Mittelpunkte der­­selben, auf dem Stefansplage, auf dem neuen Markte und anderen öffentlichen Plänen und Straßen ein eigenthümliches, lebendiges Trei­ben beobachten. Da wurde allenthalben gezimmert und gehämmert, und ein industrielles Völkchen machte mit Schrägen, Brettern, Balken und dergleichen, aus denen er die Tribünen für den Stohnleichnams- Umzug zusammenfügte, die Baffage unsicher. Und dieses lärmende Treiben fand an mit dem Morgengrauen seine Unterbrechung , denn kaum waren die improvisreren Gerüste aufgestellt, als au­chon in den allerfrühesten Tagesstunden die Neugierigen herbeigeströmt kamen, um sich ein gutes Pläghen zu siltern. Und sie famen in solchen Massen, daß Ihon um 7 Uhr Morgens alle Straßen und Pläne, durch welche ich der Zug dem Programme gemäß bewegen sollte, dicht befegt waren. Mer später tam, konnte von Glüc jagen, wenn es ihm gelang, sich da durchzudrängen und an einem günstig gelegenen Britte Botto zu faffen. Mir selbst ging es so. Ich hatte ein Fenster am Graben zur Verfügung und als ich mich um 7 Uhr auf den Weg machte, war er mir ganz und gar unmöglich, die kompakten Masfen zu durchbrechen, welche in weitem Umfreife die Zugänge und Einmündungen zu den Schauplägen der Prozession befegt hielten. Vergebend umk­reifte ich wohl eine Stunde lang den ausgedehnten Raum, mir doch irgendwo einen Durchgang zu erzieingen hoffend, und es blieb mir zulegt nicht 3 Under: 3 übrig, als abzuwarten, bis der Zug die Kärntnerstraße pasfirt haben werde, um dann durch diese nach meinem Ziele zu gelangen. Das war denn auch um 9 Uhr ver Fall und jekt erst gelang es mir, mich doch die hinter dem Zuge ineinanderwogenden Maffen durchzu­­mwinden und mit Zuhilfenahme einiger Durchhäuser, freilich auch nicht ohne Mühe und Beschwerden, bis zu dem Haufe durchzubrechen, mo si­ mein Fenster befand. ‘ch kam hier noch zeitlich ‘genug an, um vor dem Eintreffen des Zuges auf dem Graben eine Umschau über die Dinge halten zu können, welche diesen großen weiten PBlab eskupirt hatte. Derselbe ist ringsum von Tribünen eingeräumt, welche mit Draperien ausge­­schlagen und mit Teppichen­ belegt sind, entsprechend dem eleganten Publikum, das sie benügt. Denn elegant müssen wohl die Leute sein, welche sich herbeilasfen, die enormen Vreise zu bezahlen, welche die Tribünen-Industriellen hier verlangen. . Dicht an die Tribünen steht Kopf an Kopf, ein wirrer, bunter Menschenm­äuel, bis hart an die Bretter hinan, welche den Weg des Umzugs bezeichnen, und die Sol­­daten, welche zu beiden Seiten dieses Weges Spalier bilden, haben vollauf zu thun, um nur diese Burlage frei zu halten. Ab und zu entsteht ein Drängen nach vorwärts, man hört das Auffreib­en von Frauenstimmen, den jammernden Aufschrei eines Kindes, denn unter den Zuschauern ist die Frauenwelt überwiegend vertreten, und manche Eltern haben es ste nicht versagen können, all ihre Kleinen mitzu­­nehmen , da eilen von Soldaten die Leute von der Polizei zur Hilfe, MWachmänner und Kommissäre interpeniren, um die Ordnung wieder herzustellen, und theils mit gutem Zureden, theils mit Drohungen ge­­lingt dies ihnen endlich. Hie und da wird ein Kind über die Köpfe der Menge emporgehoben und von einer Hand zur anderen gereicht, bis es in die vorderste Reihe gelangt, wo es ein Soldat unter seinen speziellen Schuß nimm­t, um es nach dem Schlusse der Feierlichkeit den gewissenlosen Angehörigen wieder zu übergeben. Envlich erhebt sich ein leichtes Murmeln dur die Menge. Alles blickt nach der Ausmüns­chung des Kohlmarktes, wo die erste Fahne sichtbar wird, das stunden­­lange Harren und Schvrängenlaffen sol nun seinen Lohn finden. Die Kinder aus den Waisenhäusern eröffnen die Prozession, voran die Knaben aus den städtischen Waisenhäusern, Jeder von ihnen eine wandelnde Demonstration gegen das hiesige fürsterzbischöfliche Konsi­storium, denn alle diese Knaben haben ihre Kappen auf dem Kopfe. Sie müssen nämlich wissen, dob einige Tage vorher der Bürgermeister eine Kurtende an die Rehrer der Kommunalanstalten ergehen ließ, wo­­rin ihnen aufgetragen wurde, daß bei kirchlichen Umgängen die Knar ben ihre Kopfbewegung aufzubehalten haben, um vor den Sonnen­­strahlen gefhäst zu sein. Dagegen hatte man­ der „Volksfreund“ ein großes Geschrei er­­hoben und ausdrucklich erklärt, daß das fürsterzbischöfliche Konsistorium diese Mairegel nie zugeben werde. Der Bürgermeister hat aber darauf mit einem fait accompli geantwortet, seine Wafsenknnaben haben ihre Kappen doc auf, und er hat Recht behalten. Anders war er freilich mit den Knaben aus dem kaiserlichen Waisenhause, das unter der Leis­tung der in der Bad­­iehen Periode im Sportirten freres ignorantins steht. Während die städtischen Lehrer dem Bürgermeister gehorchten, haben die Schulbrüder, dem­ Konsistorium den Gehorsam nicht versagt und ihre Höflinge, welche barhaupt einhergehen mußten, mochten wohl nicht ohne Neid auf die ihnen vorausschreitenden Knaben geblicht haben, welche ihre Köpfchen gef­üßt hatten und dabei noch keine Litaneien zu singen brauchten, wie es bei ihnen der Fall war. Den Waisenkindern schlossen si die Ordensgeistlichen und diesen wieder sämmtliche Pfar­­ren der Stadt und der Vorstädte an. Ich bemerkte da man den jungen Kaplan, der es mit der festlichen Würde nicht unvereinbar hielt, der die Brille oder das Lorgnett füch die Damenwelt auf den Tribunen und an den Fenstern zu betrachten. Den geistlichen Körperschaften folgten der Magistrat und der Gemeinderath, ersterer ziemlich zahlreich, Tebterer nur durch etliche Zwanzig Herren vertreten, die natürlich zumeist der gutgesinnten Rech­ten, wie die Her­ren Baffrath, Khun u. s. mw. angehörten. Andere Gemeinderäthe, die ein Recht darauf hatten, mit den Ordensrittern zu gehen, die wohl hundertundfünfzig an der Zahl, Civil und Militär durcheinander, fi eingefunden hatten ; ich sah unter ihnen auch einen Hotelier vor Leopoldstadt, einen bekannten Zebemann, der den Umgang gewiß nur deshalb mitmachte, weill er das Ordensgewand anlegen durfte, welches vortheilhaft die stattlich geformten unteren Partien seiner Ge­­stalt besonders hervortreten ließ. Den Ordensrittern voraus gingen die Großkreuze und in diese Gruppe hatten sich die Minister eingetheilt, nur die Herren Brestl und Berger vermißten man unter ihnen Graf Beust wurde noch auf dem Stephansplatze vor dem Ausgange des Zun­ges im Gefolge des Kaisers gesehen,bei dem Umgange selbst aber wurde er vermißt.Mit der Gruppe der Kämmerer gingen auch einige Ungarische Magnaten in ihrem prachtvollen Nationalkostüme und manches bewundernde Ahlwar­«bei ihrem Vorüberschreiten aus de- Mengebörba­.Unter dem Hofpersonale bemerkte ich auch Herbeck zu rothem Frack,weißeanssen,txer am Tage vorhser als Oberzeremonien­­meister einer lustigen Sängerfahrt fungirt hatte und nun die Folgen seiner Ernennung zum Bischofs­malsmpijm durch kosten mußte. Erst mit der Gruppe der Groszkreuze bekam der Zug ein farben- Prächtiges Bild,dessen Wirkung sich mit jeder Minute steigerte und ihren Höhepunkt erreichte,als der Baldachin mit dem Erzbischof zum Vorschein kam.Diesem voraus gingen die Erzherzöge,unter ihnen der Vater des Kaisers,Erzherzo­g Franz Karl.Man sah es dem alten Heinakh daß er sich in seiner Generalsuniform nicht behaglich fühlte. Dicht hinter dem Baldachin folgte der Kaiser und diesem der­ eigent­­liche Brennpunkt der öffentlichen Neugierde, die Kai­serin, welche seit vielen Jahren zum ersten Male wieder sich an einer Frohnleich­namsprogession betheiligte. Ihre Majestät trug ein violettes mit Gil­­bersteinen besätes Seitenkleid, dessen Schleppe von zwei Ghelfnaben gehalten wurde. Die Kaiserin schien sehr fatiguirt und hielt ihren Fächer fortwährend dicht vor dem Gesicht, so daß man dessen Züge unmöglich sehen konnte. No am Abend vorher war die Theilnahme der Menachin fraglich. Sie missen, daß die Erfrankung der E­leinen Prinzessin Valerie die Monarchin verhindert hatte, der Eröffnung des neuen Opernhauses beizumahnen. Die kaiserliche Mutter war ihm so bestürzter, als sich bei dem erkrankten Linde dieselben Symptome zeigten, welche der Krank­­heit der Prinzessin Sophie vorangegangen waren, die vor ungefähr zwölf Jahren im Donner Schlosse verblieb. Eine glückliche Wendung zum Befjern, die in dem Befinden der Prinzessin Valerie vorgestern Nachts eintrat, bestimmte die Kaiserin erst, die bereits in Aussicht ge­­­ommene Absage ihrer Betheiligung an der Prozession definitiv zurüczuziehen. Der Kaiserin folgte als substituirende Obersthofmeisterin die alte Fürstin Ahevenhüller, die sich ihr Kleid für diesen Anlah eigens hatte aus Paris kommen lassen und den auf 150.000 fl. bewerb­eten Familienschmud trug. Die Erzherzoginen mit ihren Hofdamen bildeten den Schluß und wenn etwas von der Pracht, welche diese Damen ent­­falteten, die Aufmerk­anfeit abzulenten vermochte, so waren es nur die ungarischen Garden, die gestern zum ersten Male in ihrer schmuden Tracht öffentlich gesehen wurden. Als die den gänzlichen Schluß for­­mirende Infantericompagnie vorbeimarschirt war, schlugen die zu bei­­den Seiten aufgestauten Menschen­wogen bunt ineinander, ohne sich jedoch vom Plage zu rühren, denn 8 gab noch ein Schauspiel zu ge­nießen, die Nacfahrt der hohen Herk­aften in die Hofburg. Wie viel war doch zu bewundern und anzustaunen ? Die prachtvolle, reich mit Gold ausgelegte Staatskaraffe, von acht reichgeschirrten Schimmeln gezogen, in welcher der Kaiser und die Kaiserin fuhren, die nicht min­­der reichen sechsspännigen Magen, in denen die Erzherzoge und die Erzherzoginen Plan genommen hatten, die Gquipagen der Hofleute u. dgl. mehr. Und als auch dies vorüber war, blieb die Menge noch immer gewillt, das Fest bis zur rechten Neige durchzuretten. Diese bes­­tand aber in den drei Salven, melche das auf dem Graben postirte Infanterie-Bataillon gab und erst als die Rauhwolfe der legten Salve sich. verzog, zerstreuten sich die Maffen nach allen Richtungen der Windrose. Nachdem ich Ihnen, so viel ich gesehen und so viel ich in der Erinnerung festzuhalten vermochte, von der öffentlichen Feierlichkeit ers­zählt, gestatten Sie mir noch einer stilen Feier zu gedenken, die vor einigen Tagen hier stattfand. Ungefähr dreißig alte Knaben versams milten sich am 93. 9. im­­ Konsistorialsaale der ‚hiesigen Universität, den sie vor 39 Jahren verlassen hatten, um unter die Bhilifter zu gehen. Sie sind jegt Hofräthe, Arvofaten, Notare, Oberlandesgerichts­­stätke und auch der gegenwärtige Präsident des Wiener Landesgericht, Nitter von Borhan, befindet sch unter ihnen. Die Erinnerungsfeier, welche die einstigen Studienkollegen nun am legten Sonntag begingen, hätte eigentlich erst in vier Monaten stattfinden sollen, aber da der Anreger derselben, Freiherr von Hoch, seitdem verstarb, mochten wohl Einige gehabt haben, b­ k es doch besser wäre, die Frier frührt abzur halten, da sonst noch Einer oder Mehrere in solch? unliebsamer Weise abhanden kommen könnten, und so hat die interessinte Zufarassen: funft schon fest stattgefunden. Vormittag versammelten si die Heren, wie gesagt, im Konsistorialfaale, wo Hofrath Bohtmer eine fel­­­tere hielt, und Abends zu einem Souper im Hotel zum Rok in­­ der Leopoldstadt ; mit diesem einen Kommers hatten die alten Bursche aber nicht genug, denn sie hielten am folgenden Tage noch einen Kommers bei Dommayer in Hieging ab und gaben sich zum Schluffe desselben das Wort, im Jahre 1870 wieder zusammenzutreffen. Von dem zweiten großen Ereignisse dieser Woche, von der Er­­öffnung des neuen Opernhauses, ist Ihnen bereits ausführlich berichtet worden. Wenn ich noch davon spreche, so geschieht es nur um­­ der Erinnerung an die beiden Erbauer­ des Hauses einige Worte zu mei­­den. Wohl hat Dingelsteit in seinem Prologe ihrer gedacht, aber er konnte und durfte er füglich nicht jagen, dab sie Beide eben an dem Baue, den sie unternommen hatten, zu Grunde gingen. Ban ver Nüll bat, der ewigen Nergeleien müde, denen er während des Baues ausges fert war, in einem Momente der Verzweiflung Hand an­­ sich selbst gelegt und wenige Wochen darauf ist ihm Siccardsburg gefolgt. „Das Ministerium bringt uns noch um“ pflegte van der Nül immer zu sagen und er hat Recht behalten. Van der Nüll war ein natürlicher Sohn des Feldzeugmeisters Baron Welden unseligen Angedenkuns. Der Vater hatte einst Wien „einen faulenden Misthaufen“ genannt und dem Sohne war es vorbehalten, dur die Baudenkmale, die er geschaffen, den Ausspruch des Vaters ad absurdum zu führen­­ ; !

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