Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1869 (Jahrgang 16, nr. 147-173)

1869-07-01 / nr. 147

men [ | ! ! b b. | ő . .«s»,-- RR Str. 7. 1869. — vier FA END [SI 2.007 = Beten Wiegen She Donnerftag 1. Juli. m. en des Pefter Lloyd. Wien, 1. Juli. Original-Telegramm.) Gestern hat das Gefchtwornengericht zu Feldkirch­ den Rez­­akteur des „Vorarlberger Bolteblatt" Priester Bonbant, gegen welchen ein Prekprozeß anhängig gemacht war, frei­­gesprochen.­­ Kragujevat, 30. Juni. Die Sfupshtina überreichte der Regentschaft eine Adresse als Antwort auf die Thronrede. Die Adreffe erklärt sich einverstanden mit der Nothiwendigkeit einer neuen Berfassung, sie theilt die Winsche der vorjährigen Stupihtina, aus der männlichen Nachkommenschaft der Tochter des Fürsten Milos einen Thronerben zu bezeichnen, welcher für den Fall des Ablebens des gegenwärtigen Fürsten Milan ohne geiegliche Erben ven Thron zu besteigen habe, um dem Egoiemnsch wie dem Berrathe den Boden zu entziehen. Die Adresse dankt für die patriotische Thätigkeit der Regentschaft und prüht verselben das­ volle Vertrauen des Volkes aus. Madrid, 30. Juni. Die M­inisterkrisis ist beendigt und behalten wieder alle Minister ihre Portefeuilles. Prim erklärte in der Kartesversammlung, er habe die M­inisterkrisis durchaus seinen politischen Grund gehabt, es haben nur einige Minister Erholung gewünscht. Er habe Unrecht gehabt, Fig­­nerola in einer un­wichtigen Personalfrage zu widersprechen. Madrid, 29. Juni. (Verspätet.) In Folge eines ernsten Zwischenfalles zwischen Prim und Figuerola demissio­­nirten Figuerola und die übrigen Minister, doch soll die neue Kabinetsbildung erst nach erfolgter Bu­dgetdebatte erfolgen. In einer außerordentlichen Sagung der Majoritätsmitglieder gaben Prim und Topete ein Vertrauensv­otum unter Ausschließung der übrigen Kabinetsmitglieder ab. Die Cortes ist fest entschlossen, bis Dottober ihre Sigungen zu unterbrechen. London, 30. Juni. Das Oberhaus nahm von 1 bis 10 in dritter Lesung die indische Kirchenbill mit einigen Amen­­dements an, darunter der Antrag, welcher Die Aufhebung der Staatstirhe das Jahr 1872 statt 1871 festiett. Wien, 30. Juni. (Borberse Kreditaktien 277.40, Tram­­way 201.—, Staatsbahn 381.—, Nordbahn —.—, 1864er oje 125.80, 1860er Xofe 105.30, Steuerfreied —.—, Napeleon d’or 9.97'/,, ung- Kreditaktien —.—, Lombarden 254.80, Fünffichner ——, Anglo: Hungarian —, Alföld —, Anglo-Austrian 331.5, Pranzeisosephs­­balen —.—, Bant —.—, Brandleih — —, Lofonger ——, Elisabeth —.—, Rupolphsbahn —.—, böhen. Nordwestbahn —.—, N­ordbahn — —, Galizier —. —, ungarische Bahnanleihe — —, Pardubiker —.—, Theißbahn — —, Innerberg —.—, Francobant 132.50, Generalbant — —, Bente ——, Silberrente —.—, Rapierrente —.—, Handels­bant —.—, Eisenindustrie — —, Franco-Hung. —.—, Baubant —.—, Oppothefarbant —. —, Brünner Zrammay —.—, Galizier —.—, Ber­­einsbant —.—, Sehr animert. Stransfurt, 30. Junn. Abendspezietät.) Kreditaktien 265.50 ex Div., Staatsbahnaktien 351.25 ex D., 1860er Lofe —.—, 1864er —.—, Steuerfreie —, Elisabethbah­n —.­ , ungar. Kredit —, Amer­ik­aner —, Banlaltien —, Nationalanlehen —, Lombarden 243.50, Franco Hungarian —.—, Rente ——, Franzeoseph 3.Bahn Galizier —.—. Lebhaft. garis, 30 Imi Schlußktuffe­­­xperzent. Rente 70.40, 42 ° Tiente 102.50, ital. Mente 56.05, Staatsbahn 770, Credits m­obilier 242, Lombards 512, Dejt. per Tag 324, Delft. auf Zeit 324, Conols 92 °/,, ungarische Anleihe 221.50, ungarische Doftbahn 3265.—, Amerikaner ——, Mittagsrente ——, Berlin, 30. Juni. (Getreidsmarkt) Schön, Weizen per Suni 65%, per Juli-August 65%, , per Herbst_ 67, Roggen per Suni 61, per Julic-August 55%,, per Herbst 53 °/,, Hafer per Suni 33, per Juli s August 30%, , per Herbit 29". Gerste 40—­52. Del per Juni 11”/,, per Juli 11”, per Herbit —. Spiritus per Juni 16"/ıa, per Herbit 16 °),. Hamburg, 30. Juni. (Getreidemarkt.) Terminweizen matter, Roggen behauptet, Weizen per Juni 116, per Suli-August 116, per August =» September 117, Roggen per uni 104, per Zulilugust 96, per August­ September 91"/9. Del per Juni 24 °, per Herbst —, wesschäftslos. Spiritus per Juni 23979, per Julis August ; öln, 30. Juni. (Getreidemarkt) Meuen, Toto 7.10—7.15, per Jun fehlt, per M­ul 65, per November 6.4", Roggen niedriger, loto 5"/9—6.5, per Juni fehlt, per Juli 5.19, per Oktober 5.14'g. — Der weichend, per Juni 13 °,o, per Suli 13440, per Oktober 13%.0. Spiritus Into 217. Paris, 30. Juni. Mehlmarkt­ Mehl flau, per lau­­fenden Monat 57.75, per Juli August 57.50, per August-September 59.50. Spiritus per Heftoliter im laufenden Monat — —, im Julis a ——, in den 4 lebten Monaten Getreide-Baiffe a Stanc. Zondon, 30. Juni. (Getrei­demarkt) Mart schwah befuht, Weizen ruhig, Alles nominell unverändert. Amsterdamt, 30. Juni. (Getreidemarkt) Weizen unverändert, Roggen stille,per Juli 212, per Oktober 203, Raps per uni —, per October —, Del per en 40, per October 40 °... Antwerpen, 30. Juni. Petroleum loco 49—48 Fred. per 100 Kilos. 2312, per Herbst 23", flau. Ministerrathes verständigt bin, so kann ich nicht ertheilen. Ernst Holland Csernatony nimmt von dieser Mittheilung „mit Vergnügen” Kenntniß und richtet nun die früher an den Staatssekretär gestellte Frage direkt an den Kommunikationsminister und das Gesammtmi­­nisterium, die gewünschte Antwort Kachmittags . Die Desfpartei hält heute, am 1. Juli, um 6 Uhr, in ihren Klubloyalitäten eine Konferenz. „Slener” richtete neulich an den Staatssekretär Hollán die Stage, welches Resultat die Untersuchung gegen die zwei Brüsseler Bankier, die ihn (Hollán) zu bestehen suchten, zu Tage gefördert. Darauf bringt „Ellener” folgende Antwort des Staatssekretärs : Nachdem aus dem „Buda:Pefti Közlöny” hervorgeht, daß ich 1. die mir zugesendete Un­weisung auf 40.000 fl. sofort nach deren Empfang meinem Minister übergeben, daß Anzeige erst als 2. Graf Dis­bie von dem M­inisterrathe­tete, und 3. der Ministerrath bezüglich der gegen die Aussteller der Anz­weifung einzuleitenden Untersuchung einen Beicluß gefaßt: so hat die Sache natürlich aufgehört, meine Privatsache zu sein, und da ich bis zur Stunde noch nit von der V­ollziehung des Beihlusses des tat bereits leidet ! Aus Dem N­eichdtage. Präsident Somffich eröffnet die heutige Sikung des Ab­geordnetenhau­ses um 9 Uhr. Auf den Ministerfauteuils:­ Mits, Eötvös, Wendelin, Goryve, Lönyay. Das Protokoll der jüngsten Sigung wird authentizirt. Der Prä­­sivent legt dem Hause ein Verzeichniß jener Interpellationen, Beschluß­­anträge und Gefegentwürfe vor, bezüglich welcher das Haus noch sei­nen Beschluß gefaßt, resp. keine Verfügung getroffen hat. Das Ber­­zeichniß wird verlesen und es geht daraus hervor, daß 31 Interpella­­tionen, 4 Anträge, 3 Beichlußanträge und 5 Gefetentwürfe nach ihrer Erledigung harren. Die Petitionskommission legt ein Verzeichniß derjenigen Gesuche vor, welche sie bereits erledigt hat. Wird gevrudt und auf die Tages­­ordnung gefegt werden. Die Budgetkommission erstattet ihren Bericht über das Gesuch der Reichstagsstenographen, welche in Anbetracht der hohen Wohnungsmiethpreise um eine 20 perzentige Erhöhung ihres Gehaltes bitten. Die Kommission befürwortet dieses Gesuch. Der Be­­richt wird ebenfalls in Druck gelegt und im Sinne der Hausordnung behandelt werden. Die Abgeordneten Klemens Betegh und Anton Forgad legen Gelunge von Industriellen bezüglich der gefeglichen Ordnung der Ge­werbeverhältnisse vor.” Gegen den Gejegentwurf über die Richter­­standsorganisation reichen Retitionen ein: Emerich Kab v8 von 228 Bürgern, Stefan Fazekas von 562 Felegghazaer Einwohnern, Wahael Tancıicz von 89 Divshazaer Bürgern, Alexander City von der Erlauer Stadtrepräsentanz. Sofef Mapdarap reiht eine Privatpetition, Ernst Hollän das Gesuch von Felfö-Cdr ein, welcher Ort bittet, daß bei der Gerichtsorganisat­on ein Gerichtshof dahin verlegt werde. Andreas Gaál legt das Gesuch von 6000 Einwoh­­nern des Zalaer Komitates vor, welche die Stadtweikenburg­ Grazer Eisenbahnlinie über Sümegh geführt zu sehen wünschen. Sämmtliche Retitionen werden der betreffenden Ko­mmission zugeris­ßen. Der Referent des ständigen Finanz- und Eisenbahnausschrffes Julius Ka­ucz verliert verschiedene Berichte dieses Ausschuses. Bes­züglich des vom Kommunikationsminister eingebrachten Geiäßentwurfes über den Bau der ungarischen Westbahn (Stuhlweißenburg— Graz und Kleinsiel— Raab) wünscht der Ausm­aß, daß diese Bahn über Stein­­amanger geführt werde. Den Gelegentwurf des Finanzministers über das budget des Erratisch-flavonı hevalmatinischen M­inisteriums (das Erforderniß beträgt 53.240 fl.) empfiehlt er zur Annahme Zum Be­­richte der Kommission zur Kontrole der ihmwebenden Staatsschuld legt der Ausschuß einen Gefegentwurf über die Modalitäten vieser Kontrole bei. Sämmtliche Berichte werden in Trud gelegt und den Sektionen zugewiesen werden. Emit Simonyi richtet die Frage an das Haus, warum der Gefegentwurf des Handelsministers über den Postvertrag mit Serbien noch nicht berathen werde, da doch dieser Postvertrag, der für beide Kontrahenten bindend sei, demnächst ins Leben treten solle? Er bes­antragt, daß dieser Postvertrag je eher in Verhandlung genommen werden möge. Eduard Zsedenyi: Von der neunten Sektion ist verselbe erled­gt ; ich meiß micht, wo derselbe den Aufenthalt er: Auf Ignaz Ghyczy Vorschlag werden die Gefekentwürfe des Handelsministers nächsten Samstag von den Sektionen in Angriff genommen wer­den. 63 wird nun zur Tagesordnung übergegangen und die General­­debatte über den Gefegentwurf bezüglich der Ausübung der richterlichen Gewalt fortgeseßt. Johann Barady: In Anbetracht der Kostbarkeit der Zeit wolle er sein Votum nur kurz motiviren. Die Angelegenheiten der Sustize und der Jurisdiktionssorganisation seien so verschieden von­einander, daß ihre gleichzeitige Verhandlung nicht zu motiviren wäre. Die Komitatsgerichte können in ihrer gegenwärtigen Organisation nur länger fortbestehen. Die Wahl der Richter­ biete seine Garantie für deren Unabhängigkeit nach unten. Er widerlegt die Argumente Baron Simonytis und stimmt schließlich für den Gefäß­­entwurf.­­ Eugen Kuk stimmt dagegen und motivirt sein Votum mit ee Rede, deren stellenweise Naivetät: laute Heiterkeit her­­vorruft. Dedda Szeniczeg: Ein Sprichwort, das gewiß nicht im ungarischen Abgeordnetenhause erfunden worden sei, sage: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold! Diesmal aber müsse er auf das Gold verzichten und sich an das Silber halten. Er kritisirt das Vorgehen der Opposition, deren ganze Kunst im Negiren bestehe! Sie reden immer vom Fortschritte und seien doch der Hemmschuh des Fort­­schritte magent; sie sprechen immer vom Schaffen, und stimmen doch jedesmal mit Nein! Die veralteten Institutionen vergleicht er mit Schmarogern an dem Lebensbaum der ungarischen Nation, und die Opposition, melde sich scheue, diese Schmarogerpflanze zu vernichten, er tödte den Baum selbst­ zu entsprechen, befolgt hat, kann derselbe nit bejir­ft werden; wohl aber hat jede Partei, die sich dur eine die Autonomie einer Ntation vernichte, so halte es sehr schwer, dieselbe wieder herzustellen. Kepner wolle nicht Alles widerlegen, was für das System des Justizministers angeführt worden sei, allein Einiges könne er nicht ohne Bemerkung lassen. Dan habe gesagt, die N­oministration sei eine ganz andere, wenn eine verantwortliche Regierung, als wenn ein absolutistischer Monarch an ihrer Sorge stehe, weil die erstere mehr Garantien biete. Allein Redner müsse darauf aufmerk­sam machen, daß ein Parlament m­al die Nation sei, sondern nur ihre Vertretung, ja daß Ba­lamente schon im Gegensuge zum Willen der Nation gehandelt haben. Die Regierung sei also nir der Nation, sondern dem Parlamente, oder vielmehr der Majorität desselben, also einer Partei verantwortlich. Wenn die aus der Majorität hervorgegangene Regierung falle, so komme auch ihre Partei vom Pu­ver, diese werde sich also hüten, die Regierung und sor mit sich selbst wegen kleinerer Anräfe zu stürzen. Der einzelne Bürger, der gegen die Regierung beim Parlamente Schuß ruhe, werde also diesen nicht finden ; eine parlamentarische Negierung habe also seine größere diffretionäre Gewalt als selbst eine despotische Negierung; den Schuß nun, den das Parlament nicht gewähre, müsse bei uns, sollen wir seine Revolution heraufbeschwören, der Richter bieten. Dieser müsse die Intiressen der Dinarität auf Grund des Gefetes warten, wenn es nöthig, selbst gegen die parlamentarische Majorität wahren. Dies sei in England der Fall, das sei dort die eigentlichste Garantie der Freiheit; das Syitem des Justizministers biete aber diese Garantie nicht. Der Justizminister habe gesagt, die A­ustizpflege sei von der Administration damals getrennt worden, als M­ontesquieu die neue Staatsidee aufgestellt habe. Allein dem sei nicht so, denn diese Trennung sei nur im Dienste der neuen Staatsidee, sondern im Dienste der Despotie vollzogen worden. Das römische Net hat im größten Theile Europa’s sich ver­breitet.» So geschah es, daß damals, wo liberale Männer, die Schäße der Haffischen Literatur ausbeutend, hieraus die Foee der Freiheit ges­­chöpft hatten, andererseits die Rechtsgelehrten aus dem römischen Rechte ven Absolutismus der Imperatoren zu rechtfertigen suchten. Die Verbreitung des römischen Rechtes war von großem Einflusse auf den Gang der europäischen Zivilisation. Das Prinzip des Konstitutio­­nalismus erhielt sich nur dort, wo das römische echt entweder gar nut, wie bei ung, oder nur zum Theile, wie in England, recipirt wurde. Wie sehr das Studium des römischen Rechtes geeignet sei, die institutionellen Begriffe auszurotten, das bemweist am besten die’ gestrige Medve des Abgeordneten Hoffmann. Auch bat der Absolutismus, von jenem Zeitalter angefangen, wo die Romanisten, vereint mit den Theologen, den göttlichen Eirsprung der monarchischen Gewalt aus dem römischen Nedyte herauszudemon­­striren suchten, bis zu jenen Zeiten in Europa unbeschränzt geherricht, wo nach vielen schweren Kämpfen die Spee des modernen Staates, der Boltssouveränetät fich Bahn gebrochen hatte. Sie der langandauernde Absolutismus fand, wie in seinem Ursprunge, so in seinem Verlaufe, seine Hauptftüge in der Trennung der Justiz von der Verwaltung. Wenn wir gegen eine solche Trennung das Wort erheben, wir b­eidigen wir nur die Komitate, sondern die Freiheit. Man beruft sich darauf, daß die Reform der Justiz von den­­ interessen­tes Handeln, der In­­dustrie, der materiellen Interessen gefordert werde, man meint auf das Beispiel Europas hin, man sagt, wir müssen unseer barbarischen Suffizwe­en auf das europäische Niveau erheben. Diejenigen, aber, welche den einzigen Zwed des Staates in der Förderung der materiellen Unteressen erblichen, vergessen, daß das sidherste Mittel und die größte Garantie des materiellen Wohlstandes die Freiheit ist. Der vorliegende Gefeßentwurf schnst die Freiheit nicht, diaber entspricht er nicht den materiellen Interessen. Neßner mißbiligt den großen Lärm, den man besonders in der­­ Hauptstadt des Landes zu Gunsten dieses Gefeßentwurfes schlägt.­ Er gibt nicht viel auf klangvolle Bhrajen, wie „die Vostulate der europäischen Civilisation” u. dgl., und fragt nur: hat in England das Geligovernment das Aufblühen des materiellen Wohlstandes gehindert ? Ist England nicht das reichste, gebilden­te und vielleicht das mächtigste Land? Daher solen aug wir dem Beispiele Englands folgen. Man wendet ein, daß die Verhältnisse in England ganz andere seien, als in Ungarn, daß in England die Richter ernannt, in Ungarn dieselben gewählt werden. Ich bemerke aber, daß die Frage, ob Wahl oder Ernennung, nicht den einzigen Unterschied z­­ischen dem Gesech:­entwurfe und den Ansichten der Opposition bildet. Ich will auch über diese Frage, welche von beiden Seiten ausführlich erörtert und beleuch­­tet wurde, nicht Sprechen. 30 sage nur, daß, nachdem die Qualifikation gefeslich festgestellt ist, und die Wahlen, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen, vernichtet werden können, die Wähler eher in der Lage sind, auf Grundlage ihrer persönlichen Bekanntschaft ihren Rit­ter zu wählen, als der Justizminister nach den einseitigen Berichten der ihn umgebenden Denunzianten und Schmeidler. Man wendet ein, waß der Wahlkörper der Komitatsausschuß sei. Es ist aber Schade,daß man es versäumt hat,diese Korpor­a­­tionen im Jahre 1866 zweckmäßiger umzugestalten.Darum waen wir ja die Reform­ I der Munizipien!Warum behandelt man­ und jetzt so,wie man einst Polen behandelte,dem man die Fehler seiner Ver­­fassung vorwarf,als ess aber diese die reformiren wollte­, hat man es getheilt! Das Selfgovernment hat verschiedene Moralitäten je nach den Verhältnissen. Das Wesentliche darin ist, dab die Verwaltung der eigenen Angelegenheiten, der Vollzug der Gesebe im eigenen Kreise mit dem Einflusse der betheiligten Bürger geschehe, die höheren Gerichte werden auch in England von der Negierung ernannt. Dieses Recht steht auch dem König von Ungarn zu und wir wollen ihm dasselbe nicht nehmen, sondern dasselbe nur einigermaßen beschränten. Die engl. Friedensrichter werden von der Negierung in einer solchen Anzahl ernannt, daß es vor einigen Jahren laut einem Par­­lamentsberichte in England 18.000 Friedensrichter gab, so daß auf je 1000 Einwohner ein Friedensrichter fiel. Sie waren theils einzeln, theils mehrere vereint, theils Alle zusammen in den jährlich abgehalte­­nen Versammlungen thätig. Es ist gewiß, daß die in solcher Anzahl Ernannten, die gesammte ntelligenz des Landes in fi fakten ; . pratz tif ist eine solche Ernennung von der Wahl nicht verschieden, und entspricht unserem Komitatsausschusse. » « Ja eine solche Exner1n1 Ing gewährt sogar mehr·Sicherhe«1t,«als die Wahl, denn der einzelne Bürger kann sich an ven ihm beliebigen Friedensrichter wenden. Wahr ist­, daß die englischen Friedensrichter mehr administative als Justizorgane sind; ihr­ Einfluß auf die Justiz besteht hauptsächlich in ihrer Einwirkung auf die Thätigkeit der Jury. Der Gedanke des Selfgovernment muß dort, wo noch seine Jurys einft­ren, bis zur Einführung derselben duch die Wahl der Richter zur Geltung gebracht werden. ch fordere, daß unsere Gerichte stabil, unablesbar, nach unten und oben unabhängig seien; bei der Anwendung des Gejeges soll der Richter der Angleger des Gesebes auch auf administrativem Gebiete sein. Der Richter sol verantwortlich sein, und zwar soll eine jede einzelne Partei das Recht baben, gegen ihn eine Entschädigungs- oder K­riminalflage anzustrengen.­­ Die Justiz soll von der Verwaltung getrennt werden;die Mit­­glieder der höheren Gerichte sollen von der Regierung ern annnp werpem jene der unperenbie Orgatse des Selfgovernments sein;das» Selfgoverns­ment fann verschie­dene Modalitäten haben; alle aber hängen unter­­einander zusammen, daher wünscht Redner, was sie alle gemeinschaftlich verhandelt werden sollen. Er kann den Gelegentwurf seiner vielen Fehler wegen und meil verfelle vom Geiste des Bureaufratismus ‚durchs weht und nur eine neue Auflage des Bach’schen Schema’s sei, zur Grundlage der Spezialdebatte nicht annehmen. Paul Hof­­­mann protestirt gegen die Bemerkung, daß das Studium des römischen Rechtes den Geist des Konstitutionalismus ausz­ielle; er habe gestern zur Vert­eidigung des parlamentarischen Systems und der Demokratie und gegen die Komitatsoligarchie das Wort ergriffen. (Lebhafte Elfen von der Rechten.) - - Halbjahr:Franz Den«­ker greift das Wort. (;)Hermannstadt,29.Juni.Jayenig Ländenk des estroc polischenzionsm­entesvar mannsmain­cke aus das Territorialverhatx­­mß die Konfessionen so vielfältig neben emanoek vorzujind k«n«sein,wie dies in Siebenbürgen der Fall ist Wir haben hier die römisch-ka»tsyo­­lisch«,die evangelisch-helverische,evangelischmngsbumische,u­exarxssche (arianische oder socinianische),die griechisch-katholische (m­itte), griecisch- orientalische (distinirte), moraische und die in neuerer Zeit in­folge des Streites wegen der Dreifaltigkeitsfiche in Kronstadt sich gleichfalls als selbstständig anerkannt missen wollende Konfession der S Kronstädter Hellenen. Jede dieser Konfessionen war von jeher bemüht, sie durch Religionargesethe gegen Eingriffe mit einem Wall von Kautelen zu ums­teben. Es war diese Vorsict in früherer Zeit, wo die Toleranz nicht in sonderlicher Blüthe stand, da — ı um nur die Einen zu erwähnen — die griechischs orientalische Religion in Siebenbürgen bis zum Jahre 1848 nicht rezipirt, sondern nur tolerirt war, so gang und gebe. Die vom Geiste der früheren Jahrhunderte gewährte Aengstlic: feit it selbst nach der durch­ das Gefet gewährleisteten Gleichstellung aller Konfessionen noch immer in reichem Maße vorhanden. Der Eön­­ung. Minister für Kultus und öffentlichen Unterricht ernennt unlängst Heren Alexander Ball zum Oberintestor sämmt­­licher siebenbürgischen Lehranstalten und verständigt hievon die betref­­­enden konfessionellen Schulbehörden. Nun ist aber Herr Ball Ka­­tholik. Das Klausenburger Oberkonsistorium der evangelisch:helvetis­chen Glaubensgenossen hat dem gegenüber unter dem Vorsibe seines Oberkurators Franz Freiherrn v. Kemény — wie ich aus verläß­­licher Quelle erfahre — beschlossen, diese Ernennung hinsichtlic­her reformirten Lehranstalten, welche aus dem Konfessionellen Monde dotirt und erhalten werden, als nicht vorhanden ansehen zu müssen. Zugleich habe das genannte Oberkonsistorium an die Direktion des Nagy-Enye­­der reformirten Kollegium die Weisung ergehen lass­n, Herrn Pal in jene­ Eigenschaft als Oberdirektor den Eintritt ins Kollegium nicht zu gestatten. Wie sich die Sache weiter entwickeln wird, kann ich nicht bez stimmen, als Gegenstüd aber wil ich erwähnen, daß von Seite der Direktion des Karlsburger römisch-katholischen und gleichfalls nicht aus Staatemmitteln, sondern aus dem römisch-katholischen Studienfonde dotie=­ten Gymnasiums der Bisitation des jüngst ernannten Schulinspektors 6 á 8 par, obgleich er ein Belenner der, evangelisch:helvetischen a­rt, nnt die geringste Schwierigkeit in den Weg gelegt wurde. Wahrlich, es fällt Schwer zu bestimmen, wo denn eigentlich die wahre Freisinnigkeit zu Suchen sei? Die Zöhne des Mannes mit dem­ verfeinerten Herzen. Roman in fünf Bänden von Moriz Jókai, Vierter Band — II Kapitel. (81. Factfegung.) foneebeliebten Felde konnte Bokfa au in dunkler Auf einem Naht fich orientiren. Unterwegs begegnete er keiner Seele. Zwischen den­ beiden Lagern lag ein leerer Raum. Er hatte schon das Röhricht paffirt, von dem aus Richard sei­­nen Weberfall auf den Feind unternommen hatte. Dort Eletterte er auf die Soige eines Hügels hinauf und sah sich in der Gegend um. An einer Stelle der Ebene brannten Feuer. Das sind Lagerfeuer. Er ritt näher zu den Lagerfeuern heran; sein an die nächtliche Sinsterniß gewohntes Auge nahm aus, daß hinter denselben eine far­nya liegt. Er borchte. Dann und wann das Klingeln einer Blechschelle oder ein lang gezogenes Hungergebrül gaben ihm die Gewißheit, dort werde er finden, was er suhr. Er stieg recht ab, und ging zu Fuß weiter, sein Pferd am Zügel führend. Plötzlich wurde wer da 2" Boffa stellte si erschroden. Ei do, habt Ihr mich erfehredt. Ich bin ein Deserteur. Das Wort „Deserteur“ verstand der ihn Anrufende 638 war ein Vorposten. Dieser befahl ihm, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis die Vateouille ihn abholen erde. Bald darauf kam ein Zugführer mit einem Gemeinen. Er laz­ierte dort leichte Kavallerie. Gregor Bolfa fegte ihnen auseinander, er­ei ein Spion, ein Ausreißer ; er wolle mit dem Obersten sprechen. Der Oberst war in der Tanga, wo er mit den Offizieren Kar­­ten spielte. Al ihm gemeldet wurde, draußen sei ein Deserteur aus dem feindlichen Lager, der ihn zu sprechen verlangt, gab er Befehl, ihn hereinzuführen. Die Herren Offiziere fanden Gefallen an der absonderlichen Erscheinung. Ein Mensch, der zugleich feig und troig, grimmig und demüthig, der das Gesicht zu einer Leichenbittermiene verzieht und dabei mit den Zähnen Mniiiht, Allen die Hände Füßt und alle Heiligen verflught. — Warum bist du aus deinem Lager ,vefertirt ? fragte ihn ver Oberst. — Weil ein neuer Kom­mandant gefommen it, der mic­ hat prügeln lassen. Mich, bdessen siebenundsiebzigster ‚Urahn schon ein Edelmann gewesen it. Nie in meinem ganzen Grovenleben hat mich ein Stod berührt, und fest in meinen alten Tagen haben sie mir die Schande angetrban, mich niederzuziehen auf die Prügelbank und mir Fünfzig aufzuzählen, wie einem Hund, einem Bauer, einem Dieb, Mich, der ich sechszehn Vizegespane gewählt habe! Mich, wer ich nie einen Knopf gestohlen! (Einen Knopf nit! dachte er dabei.) Und dann­­ haben sie mir noch meinen Säbel weggenom­­men, meine Waffe, die von einem Moeligen aug wegen Schul­den nicht requirirt werden darf, und haben mich aus dem Lager hin­­ausgejagt, wie einen räudigen Hund! Schon gut! — Auch über den Bergen wohnen wo Leute, und der Gregor Bolsa weiß auch wo an,­dere zu dienen ! « —Und in welcher Eigenschaft hast du dort gedient?fragte ihn der Oberst. Gregor Boksa rückte mit der Wahrheit heraus. —Ich war Ochsentreiber. —Also ein Nicht-Kombattant.Ah,jetzt begreife ich diese muthige Entschlossenheit.Ihr gehört also nicht zu denen,die sich ge­­schlagen haben. —O,bei Schlägereien stell’ich meinen Mann,nur wo stark geschossen wird,da geni­e ich mich ein wenig. Die beiden Offiziere lachten über diese Verschämtheit. —Auch gut.Wir brauchen jetzt gerade einen Menschen,der mit Ochsen umzugehen versteht.Wir haben dem Feinde eine Ochsenheerde abgenommen.Beider kannst du gleich als Ochsentreiber einstehen. Bei diesen Worten ergriff Gregor Bokfa die Hand des Obersten und küßte sie ab,wie einen Pantoffel. —O,für diese Wohlthat sollen alle Heiligen im Himmel Sie segnen,gnädiger 55err.Sie sollen einen treuen Diener an mir finden, wer jedes Haar auf ihrem Haupte bewacht.Jch werde ins Wasser und ins Feuer für Sie geben.Ich werd’ihnen schon zeigen,was ich zu thun im Staude bin;komm­ei­,kommt Rath.Diese Fünfzig schen­k’ich ihnen nicht.Für diese Fünfzigmüssen ihrer Fünfzig ins Gras beißen,so wahr meist Name Gregor Edler von Bokfa. Die Augen des Wortes waren blutig unterlaufen und füllten sich jetzt noch mit Thränen bei der Erinnerung an die fünfzig ent­­hten dem ihn dem Bauernpack gleichstellenden,nie zu verzeihenden Hiebe, die man ihm aufgemessen hatte.Hätte er sie mit einem Rohrstengel ja nur mit einer Seiden Strähne erhalten,auch so wäre ihm ein gro­­ßer Sch­impf damit angethan worden,so aber hatte er sie mit etwas ganz Anderem erhalten.Gregor Bokfa zeigte den Herren auf der schwer heimgesuchten zerplatzten Reithose die klägliche specieslisteth die ihnen keinen Zweifel mehr lassen konnte an der Wahrheit sein­er Aussage. —Wie heißt der Kommandant,der dich prügeln ließ,fragte ihn der Obrist. — 39 hab’ ihn jegt zum ersten Mal gesehen, denn er ist erst vor Kurzem angekommen, doch hat er den Regierungskommissär als Bru­­der angeredet, und so muß er ein Baradlay sein. — AD, der Deserteur­ rief der Obrist, ven dieser Name elek­­trisirte. Er fing jet an, den Ochsentreiber mit Interesse weiter zu era­­miniren. Er ließ ihm Wein bringen, um ihn gesprächig zu machen. Boltja entwarf von dem Zustande des geschlagenen Heeres eine gräuliche Schilderung. Sie hatten feine Brotrinde zu wagen; die In­fanterie haben feine Waffen mehr; die ganze Straße sei bedeckt mit Torniftern, Vatrontafhen und Flinten; Jedermann ift entimuthigt; nod in der Nacht wollen sie weiter retiriren; sie zittern vor dem Feind und murren gegen ihre Anführer; nur mit unbarm­herziger Strenge konnte bisher das Ausbrechen einer Emeute verhindert werden; die italienische Legion wolle bei erster Gelegenheit zum Feinde übergehen, der Wiener Region habe man den Laufpaß gegeben, weil man ihr nit lanz ger­traut. Lauter Dinge, wie sie der Sieger zu hören li­­bt. Gregor Bokfa feste sich damit in Gunst bei den tapfern Herren. Der Oberst versprach, ihn in seine Dienste zu nehmen, braucht an hier einen Treiber. Soldaten kann man nicht wohl zu Ochsenhütern verwenden. Sie verstehen sich, auch nicht darauf. Dazu gehört ein Mensch, der die Ochsen studiert hat. Der Oberst roidte den Adjutanten mit der Ordonnanz hinaus, um Gregor Bolja zur Ochsen­­heerde zu führen und in seinen Wirkungskreis zu installiren. Gregor Bolla Tüte wieder der Reihe nach Allen die Hände und m­einte; erit trank er noch den Mest des Weines aus der Flasche aus und ging dann seine neue Würde antreten. Die seiner Obhut anvertraute Heerde befand sich im Hof der Tanga; er mochten etwa achtzig Stüd fein. Sie waren alle dem Feinde abgenommen worden, und waren daher ohne Treiber, denn diese hatten es Alle so gemacht, wie Gregor Bolla und waren früher b davonger­laufen. Die Heerde war trogdem nicht unbewacht. Für's Exile war der Hof mit einem zwi Fuß hohen Nährzaun eingefaßt. Die Ochsen glauz­ten, die Welt sei hier mit Brettern verschlagen. Außerdem patrouil­­liren vor dem Zaun vier Kavalleristen mit gezogenem Säbel, um jeden Aufstand im Innern, oder jeden Angriff von Außen energisch zurück­zuwerfen. Dann lagern draußen auf dem Feld die übrigen Soldaten in langen Reihe­n: die Pferde zum Weiden angepflegt, sie selber kochen sich dort in Feld­effeln Fleisch mit Kartoffeln. Und dazu ist dies Hornvieh ein Teicht zu regierendes Völklein 63 liegt dort auf kalter Erde und unwiederfällt und schweigt. Dab­ei gestern bei der Nationalarmee war, und heute bei den Kaiserlichen ist, das ist ihm völlig gleich. Muß es do Fell, Sleifh und Knochen dem Einen wie dem Anderen hingeben. Demjenigen Dochsen, welcher den stattlichsten Hörnerschmuch hat, ist eine Glocke um den Hal gebunden, und der führt die übrigen an. Nicht weil er den meisten Beistand, sondern weil er die größten Hörner hat. Er wird ihr Führer nicht durch Wahl, sondern durch Ernennung und sie nehmen ihn an. Wenn sie weiter gehen sollen, treibt sie ein Junge ruhig mit einem Stod. Sollen sie ihren Gang beschleunigen, so ist das Knallen einer Beitsche hierzu Befehl genug. Müssen sie eine­­ Brühe paffiren, so stehen sie die Köpfe zusammen ; am Rande liebt feiner zu gehen. Wählt man einen von ihnen aus, damit er zum Belten der Menschheit sein Fleisch zu Rostbraten und sein Fell zu Schuhleder hergebe, so rafen sie ihn ohne Murren ziehen, und sehen sie feine ausgebreitete Haut, so denken sie bei ich: „Heute dir, morgen mir.” Und wenn dann und waren Einer von ihnen ein lang gezogene Gebrüll in die Welt hinausfen­­det, so ist das weder eine Aeußerung von Heimweh, noch ein Schrei der Empörung gegen die Vorgefechten, sondern nur ein Zeichen, daß er laufen möchte. Der Leitohre schüttelt am Halse die Blechschelle, und er wird wieder Ruhe. Fürwahr, es wird seine shmwer: Aufgabe für Gregor Boltja sein, dies Wölfchen in Dronung zu halten. (Fortlegung folgt.) =­er in der Dunkelheit angerufen: „Halt ! Man A Wien, 30. Juni. Als ein nicht uninteressanter Beitrag zu der Lehre von der römisgen Unfehlbarkeit mag das Folgende gel­­ten. Das lechte Inder-Dekret schleuderte auch ein Verbot gegen das 3 A­N

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