Pester Lloyd, August 1869 (Jahrgang 16, nr. 177-201)

1869-08-04 / nr. 179

Ti Sa áz TEAT ELETRE Be WERE Be ® WE EARER RETTET Mit 1. August beginnt ein neues Abon­­nement. Wir erfichen unsere geehrten Pränumeranten,­­ deren Pränumeration mit Ende Suli abläuft, ihr Abonnes­ment je zeitiger erneuern zu wollen, indem sonst, wenn die Pränumerationen spät einlaufen, Teicht ohne unter Berfhulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition ein­treten können. Die Pränumerationspreise sind mit Postver­­sendung: Ganzjährig 22 fl., neunmonatlic 16 fl. 50 Fl., Halbjährig RL fl., dreimonatlich Sf. 50 Tr., zweimonatlich­­ 4 fl., monatlic 2 fl., mit separater Vei­­sendung des Abendblattes per Monat 30 fl. mehr. In Roco: Für Wei-Ofen in’s Haus gesandt: ganzjährig 20 fl., halbjährig 10 fl., vierteljährig 5 fl., monatlich 1 fl. SO tr. Belt, 3. August. (H) Die Einladung des Papstes an die Protestanten, sie möchten in die „eine Schafherde Christi" zurückkehren, hat bekanntlich eine Anzahl deutscher Männer bewogen, gegen diese Zumuthung der römischen Kurie eine imposante protestantische Manifestation zu veranstalten. Die Anregung blieb nicht ohne Erfolg; am jeten Maitage des Jahres „tagten” nahezu zwan­­zig Tausend deutsche Protestanten in der altehrwürdigen Stadt Worms und protestirten nach Herzenslust gegen die väterlichen L­crufe des Papstes. Die Lorbeeren des Herrn Bluntfehls und Genossen ließen bei uns auch einige Herren nicht ruhig schlafen. Es wurde beschlossen, auch seitens der ungarischen Protestanten eine Manifestation gegen die päpstliche Einladung zu veranlas­­sen; — freilich nicht dur­ die Abhaltung eines ungarischen „Protestantentages", sondern in einer viel weniger geräuschol­­len Form. Es wurden vor etwa einem Monate mehrere hun­­dert Subskriptionsbögen im­ Lande versendet, um unter der protestantischen Bevölkerung Unterschriften zu dem beabsichtig­­ten P­roteste zu sammeln. Das bisherige Resultat ist uus nicht bekannt, die große Stille jedoch, welche über diese Ange­legenheit in allen Blättern herrscht, läßt vermuthen, daß die beabsichtigte protestantische Demonstration nicht eben glänzend ausfallen dürfte. Wir haben vom liberalen Standpunkte aus nichts dar­gegen einzuwenden, daß man im­­ Lande zu einem derartigen Proteste Unterschriften sammle. Es möge Jeder selig werden nach feiner Facon und wer ein inneres Bedürfnis seines Her­­rens damit zu befriedigen glaubt, wenn er seine Unterschrift unter ein gegen die Kurie gerichtetes Meanifest fett, der möge es getrost thun; — sein freisinniger Mann wird sein Borz gehen mißbilfigen können. Wenn es aber, wie es den Anschein hat, nicht gelingen sollte, in ganz Ungarn mehr als einige Tausend Unterschriften aufzutreiben, könnte das wohl als ein Zei­­chen angesehen werden, daß in Ungarn die antiklerikale Gei­­stesrichtung weniger intensiv, das Streben nach geistiger Eman­­zipation von den kirchlichen Banden weniger mächtig ist, als in Deutschland? Wir miüssen diese Fragen entschieden ver­­neinen. Da wir gehen weiter und wagen zu behaupten, daß die Apathie, mit welcher der ungarische Protestantismus die Einladung­­ des Papstes zur Nachwehr in den Schooß der all­gemeinen Kirche, sowie die Aufforderung, gegen diese Einla­­dung zu protestiren, aufnahm, ein günstiges Zeichen von der Auffassung ist, mit welcher die öffentliche Meinung Ungarns die großen kirchlichen Fragen unserer Tage betrachtet. Wir glauben kaum, daß es in Europa drei zurechnungs­­­­fähige Individuen gibt — selbst Seine Heiligkeit Papst Pius IX. und den Kardinal Antonelli nicht ausgenommen — welche auch nur einen Augenbliet der Ansicht waren, die Pro­­testanten wü­rden auf die Aufforderung des Papstes reumüthig in den Schooß der Kirche zurückehren. Wer die Wahrschein­­lichkeit oder auch nur die M­öglichkeit eines solchen Ereignisses ernstlich behauptet hätte, der würde sich gewiß unsterblich lächerlich gemacht haben, wenn aber 20.000 Menschen zu­­sammenkommen , um gegen etwas zu protestiven, was von allen Vernünftigen als außer dem Bereiche der Möglich­keit liegend angesehen wird, so soll das erhebend und impo­­sant sein ? Gewiß nicht. Und der Wormser Protestantentag wäre auch der Gefahr der Abgeschmacktheit nicht entronnen , wenn die Manifestationen einzig und allein gegen die päpstliche Ein­­ladung gerichtet gewesen wären. Die Wormser Versammlung war aber, — und das zeigt jedenfall vom aufgeklärten Geiste ihrer Theilnehmer — zugleich, ja, man künnte sagen, übers­wiegend eine Demonstration des freien Protestantismus gegen den offiziellen, bureaufratisch-konsistorialen Pseudoprotestantis­­mus, unter dessen Fesfeln der größte Theil Deutschlands schmachtet und der nit um ein Haar besser ist, als der römische Sefuitismus. Ein bloßer Protest gegen die Einladung des Bapstes von einigen Tausend Protestanten unterschrieben, „wäre in unseren Tagen ein Anachronismus ; derselbe wäre ein Beweis, daß die Unterzeichner die Natur und Tragweite des großen Prinzipienkampfes, zu welchen die Bolitis der römischen unrichtig aufgefaßt haben, eigentlich sold ein Protest bedeuten ? Solfte er bedeuten, daß die Einladung des Papstes nur von den einigen Tausend Pro­­testanten zurücgew­iesen wird, welche das Schriftstüc unter­­zeichneten, während die übrigen Millionen, die Aufforderung des Papstes billigen deuten, daß jene Unterzeichner nur sehr ganze Konzil-Politik der Kurie die Uebergriffe Roms in zu suchen sei ? Staat, gegen Haben ? Sollte der Protest wie­­die Aufforderung, zur Rüd­­während sie den übrigen Theil der päpstlichen Bulle sich hiemit die erste Prämisse der Krerifalen acceptirt, er diese acceptirt hat, Wer da glaubt, so theuer sind und die Einschränkung mußes Gebiet, ist welche rabe jegt gegen Kirche, stehenden Kirchen­wort der geistigen Freiheit konstitutionellen Staat den schweren Kampf­ gab­, den freigetrorbenen Staat Gefahren gebildeten Protestanten Ungarns gegen der ist nicht befähigt, alte fordern gutheißen ? muß er sich auch sie schweigen, zurichweifen, mir die Solfte derselbe bedeuten, daß der Kampf gegen die Kurie ein Kampf des Pro­­testantismus gegen den Katholizismus und der Schuß gegen dem fonfeffionellen Proteftantismus An dem Momente, wo man ben Kampf gegen ben Ul tramontanismus zu einem konfessionellen Kampfe degradirt, ist die Schlacht dem Papstthume gegenüber verloren. Der Poli­tiker, auf den konfessionellen Standpunkt sielt, hat Bevölkerung die Ansicht Piet griffe, der Kampf gegen die Anmalungen der Kurie sei nur Sache der Protestanten, wäh­­rend die Katholiken die Partei der römischen Kurie ergreifen müssen. Die kirchliche Frage, welche unsere Zeit in so gro­­ßer Aufregung hält, ist seine konfessionelle, sondern eine poli­­tische und allgemein kulturgeschichtliche Frage. Die Angriffe des Papstthums sind nicht gegen den Protestantismus, son­­dern gegen die ganze moderne Kultur, das ihnen und Wozu folften wir und sobald die Wolgerung gefal­­len hassen, welche die ultramontane Doktrin aus derselben mit eiserner Konsequenz ableitet. Es wäre traurig, wenn in der den modernen als die geistige sein. Er hat gerichtet, nicht eben am diesem ruhmvollen Kampfe der Neuzeit ge­­gen die mittelalterliche Finsterung mit Erfolg theilzunehmen. Die vollständige Trennung der Kirche vom Staate und auf ihr naturge­­unferer Zeit. Die Bewegung, die Geister ge­richt aber auch feine von ihr nicht berührt würde. Alle de­­naturgemäß gebührende Gebiet mehr oder weniger überschritten, alle bedürfen der Re­­cie Liberalen, ohne Unterschied der konfes­­sionellen Zugehörigkeit zu einer vereinten Geisterarbeit heraus, deren Ziel nichts Geringeres ist, Freiheit, welche bis­her nur auf dem Papiere besteht, auch in den re­­ligiösen Institutionen zu verwirklichen. Der Staat hat bei uns glücklicherweise aufgehört einer Konfession dienstbar zu das Losungs­­der kirchlichen Emanzipation auf sein Banner geschrieben. Folgen wir Alle, die mir den in unsere Kräfte auch hier wieder dadurch zersplittern, daß wir die Frage, die ung Alle angeht, zu einer fonfessionellen stempeln ? Als es bei uns die Freiheit der protestantischen Kirche von den geffeln, welche ihr der absolutistische Staat, vereint mit der absolutisti­­schen Kirche, angelegt hatte, zu befreien, da machte Niemand einen Unterschied ; die Katholiken Ungarns kämpften vereint mit den Protestanten für die Rechte der legieren, denn mußten, daß sie es die freie G­esellschaft gegen die zu fehtigen, welche ihnen von Rom drohen ; weshalb sollten wir unsere Kräfte theilen ? Es scheint und, dag bie auf diesem Standpunkte ste­­hen, darum will es mit der spezifisch protestantischen Kundge­­bung & la Worms nicht recht vorwärts gehen. Und wir glau­­ben, daß Scheinung zu jubeln, wenig Grund haben, über diese Er­­do lange man sie muhr im Namen des Protestantismus bekämpft, sind sie unbesiegbar. Wer die jesui­­tische Reaktion, welche gegenwärtig in Rom ihr Wesen treibt, überwinden will,der muß den Kampf vom Terrain des Kon­­­fessionalismus auf das der politischen und sozialen Freiheit Verlegen;nur dann ist der Riese Antaetts jenem Boden,aus­­­welchem er seine Kraft schöpft,für immer entzückt, die Reform vornehmlich dann durch die Revolution erz­wungen werden mußte, wenn es sich um eine solche staatliche oder ge­­sellschaftliche Umgestaltung handelte, welche die Verwirklichung einer neuen Institution bedeutete, die in seinem anderen Staate früher verwirklicht war. Eine jede Nation mußte den Ruhm der Initiative um den Preis einer Revolution erlaufen, während zahlreiche Beispiele zeigen, daß eine Reform, deren Durchfüh­­rung der initiirenden Nation harte Kämpfe fostete, in den er alle Staaten ohne Erschütterungen eingeführt werden­onnte. England, welches seit der glorreichen Revolution alle Refor­­men, wenn auch manchmal unter hochgehenden Wegen, dennoch im ordentlichen Wege der Gefeßgebung verwirk­lichte, hat uns durch die Annahme der irischen Kirchenbill das seltene Beispiel gege­­ben, auch dann nicht der Revolution zu verfallen, wenn es sich um die Initiative einer ganz neuen Reform handelt. Die Ent­­staatlichung der ivrischen Kirche,, zu welcher, wie die , Ciberté" bemerkt, Frankreich eine Revolution gebraucht hätte, ist in England nach einem in aller Stilfe durchgeführten Minister­­wechsel ohne Weiteres gelungen. Man vergegenwärtige uch mur, was die Entstaatlichung einer Staatskirche bedeutet, sind man wird die muthige Leistung der englischen Gefeßgebung zu würdigen waren. Wenn der unus­garische Neid­etag ein Gefeß votiven wollte, welches die kirch­­lichen Würdenträger eines schönen Tages aus dem Oberhause ausschließt, nach welchen der Staat das Recht der Ernennung der Bischöfe und der übrigen Wiürdenträger aufgeben und die Wahl derselben den betreffenden Gläubigen­­überlassen­­ wirde ; wenn mit einem Worte die katholische Kirche aufhörte, eine Staatsfiche zu sein und nur eine kirchliche Genossenschaft be­­deuten sollte, würde man da nicht meinen. Alles müsse aus den Fugen gehen ? England hat diese Reform durchgeführt, ohne ein ähnliches Beispiel vor sich zu haben; das Britische Parlam­ent hat den Ruhm der Initiative und den Ruhm, das große Ziel im Wege der Gefeggebung erreicht zu haben. England hat gezeigt, wie man einer Revolution aus dem Wege geht: dadurch, bag man die Reform ernst und wirklich will. Wenn die Gesellschaft die Abschaffung einer veralteten oder die Schaffung einer neuen Institution verlangt, so darf die staatliche Macht nicht die großen Schwierigkeiten vorschti­­gen, die damit verbunden sind, sondern sie muß dieselben einst erwägen und Mittel und Wege finden, dieselben zu beseitigen. Wehe dem Staate, welcher nicht Einsicht genug befitt, der Reform den Weg zu bahnen; die Macht des Fortschrittes zer­­trümmert die kleinlichen Erwägungen und die Rache der un­terdrückten Reform ist eine gewaltsame Lmmwälzung — die Revolution. Unsere vaterländische Gefeßgebung hat noch vor Kurzem durch die Annahme des Gefegentwurfes über die richterliche Gewalt ber­iesen, daß sie, wo es noththat, der unweitgehend­­sten Reform Eingang zu verschaffen gewillt ist; daß sie vor den Konsequenzen einer muthigen That, die der Fortschritt und die Wohlfahrt der Nation gebeut, auch dann nicht zurüd­­igricht, wenn eine Institution geschaffen werden soll, welche mit den liebgewwordenen Traditionen der Nation im vollen Gegentage ist. Ja gewiß, doch die Annahme dieses Gefäß­­entwurfes hat die ungarische Gefegelung einer Reform zum Siege verholfen, deren bedeutsame Tragweite seinem Berstän­­digen verschlossen bleiben kann. Aber nicht nur auf dem Gebiete­ der A Justizreform ist eine entschiedene Reform geboten : aus Ungarn hat eine Kir­chenfrage, die einer radikalen Lösung entgegensieht. Wir haben mit Bedacht „eine radikale Lösung" gesagt, denn nicht um kleinliche Novellen ist uns zu thun, sondern um das Prinzip der freien Kirche und des freien Staates. Und zur Verwirklichung dieses Grundtages bedarf es radikaler Mittel, die manches Bestehende umstoßen, manche St­reffen verlegen, manche Schwierigkeiten zu besiegen haben werden, die aber dann endlich die Reform voll und ganz verwirklichen werden. . . David Friedrich Strau­ß hat in einem seiner neueren Werke mit geistvoller Schärfe die Parteien in»Halbe und Ganze«getheilt.Die­ Geschichte hat über die Halben, über den halben Fortschritt,über die halben­ Maßregeln ihr Urtheil gefällt.Die Reformiact sich die Lehre darau­s ab­­st­ahirt,daß sie muthig auftreten und immer nur»das Ganze«wollen müsse.Die Halben habekh in einer Zeit,in welcher England eine Kirche idhge der Reform vom Staate loslöst,ihre Berechtigung verloren—die»Ganzen«sind be­­rufen,das Werk der Reform auszuführen, die Volkszählung zu einer Beit­nerhebe, wo der größte Theil der Bev­völkerung daheim ist und dab der ganze Art auf einen Zeitpunkt zusammenfalle. Zu diesem 3wed bezeichnet das Gefäß den 31. Dez. 1869 als Termin, so daß der Zeitpunkt des Jahreswechsels bei der am 3. Jan. 1870 zu beginnenden Zählung zu Grunde zu legen sein wird. Die nach Mitternacht de8 31. September eingetretenen Veränderungen im Populationsstande (Geburten, Todesfälle u. s. w.) werden daher nut mehr in Betracht zu kommen haben. Eine zweite Bedingung sei, dab bei der Volkszählung die Na­­tion so viel als möglich selbst mitwirfe und die intelligenten Bürger sich lebhaft daran betheiligen, in welcher Beziehung eigene Borsschriften erlassen wurden, welche dem Aufruf beigelegt sind. Spe­­zielle Belehrungen,, Formulare u. s. w. für die Konskriptionsorgane werden nachfolgen. Da es möglich, dab das Volkszählungswerk in einigen Gegenden des Landes dem Vorurt­eil begegnen wird, als werde damit eine Erhebung solcher Daten beabsichtigt, welche zur Aus­­wertung neuer Lasten und Erhöhung der­ Steuer führen könnten, so wird die Surispolk­tion aufgefordert, falls auf ihrem Territorium An­­zeichen derartiger Befürchtungen auftauchen sollten, diese grundlosen Besorgnisse zu zerstreuen und die Betreffenden gehörig aufzuklären. — Das königlich ungarische Kommunikationsministerium hat folgende Lokomot­reisenbahn: Konzessionen ertheilt: Dem Wiener Bankverein für eine Hauptlinie­­ von Siffet nach Brood und eine Nebenlinie im Illavathal nach Barcs; den Grafen Nikolaus 3ihyY und Kointeressenten für eine Linie von Neu-Szöny über Gran und Dorogh nach Ofen ; dem Marl. Bankaldi für eine Linie von Neusohl über Lipcse und Szt. András zu den Brezovaer Eisen­­­hämmern und von hier nach Bavnicz und andererseits über Gohos­zella nach Böröstő ; dem M. 5. Weidersheim und Kompagnie für eine Linie von Muniács nach Sztery und von Eperies in der Michtung nach Tarnow bis zur Landesgrenze; dem Ad. Tafler und Ed. Lloyfc­ für eine Hauptlinie von Eperjes über Palves gegen Tarnow hin bis zur Landesgrenze und eine Z­weigbahn von Balves nach Bopráb. 34 form, in den der die die Schooß politische daß melde der in dieser Richtung in ganz Europa Religion sie für die Slem­falen und Katholischen die Aufgabe begonnen so gerichtet, hat lebhaft und weil Kirche intellektuelle Freiheit diese Güter dem Katholiken sein müssen, als dem Protestanten, der kirchlichen Thätigkeit wollen, der e8 und beschäftigt, gibt in hochgehaltenen Fahne Freiheit kämpfen. Legt gilt | ' | « Pest­ Z.August. (L.)Die Geschichte lehrt uns,daß alle größeren staat­­lichen und gesellschaftlichen Reformen im Wege der Revolution errungen wurden.Die Neuzeit beginnt mit der gewaltigen Geisteserhebung unter Luther;im 17.Jahrhundert stürzt das Volk Englands mit den Waffen in der Hand die absolute Monarchie;das 18.Jahrhundert sieht den muthigen und siegreichen Kampf der amerikanischen Kolonien um die religiöse und republikanische Freiheit und die Gründung der mächtigen Union ; die französische Revolution erschüttert wie ein ge­walti­­ger Sturm den mittelalterlichen, morischen Staat und auch das 19. Jahrhundert wurde von gewaltigen Revolutionen . Neufaß, 30. Juli. Gestern wurde hier­ über Aufforde­­rung eines diesbezüglich gebildeten Komitee ein Meeting abgehalten, wozu theils aus Neufaß, theils aus der Umgegend (aus dem Bäd­er wie aus dem Syrmier Komitate) über tausend Theilnehmer erschienen.­­ Nachdem der bekannte penf. f. f. Bezirk­vorsteh c Georg von No­­vices den Vorsig eingenommen, ergriff Gymnasialprofessor San­dics (früher Nevakteur d:3 „Du­ und Weit“ und vor etweldhen Mo­­den noch der erbittertste Antagonist, nunmehr Busenfreund des Dr. Miletich) das Wort, um im Namen des Neufaser Nomitis den folgenden Antrag zu stellen : Die Serben aus Neufas und der Umgebung, versammelt in der öffentlichen Zusammenkunft vom 17. Juli (a. St.), erwarten : ‚1. Daß der serbische Batriarc) den vertagten (?) Kongreß je eher einberufen wird, damit derselbe seine fiftirte Thätigkit wieder aufnehme ; ferner 2. erklären dieselben ihr voll­ommenes Vertrauen und Dant ten nationalen Peputirten am Karloiiger Kongresse ; um­­­ 3 acceptiren und billigen in Allem ten von der nationalen Partei dem Patriarchen überreichten Protest anläßlich der Befragung des Ko­greses ; endlich 4. bıi­gen dieselben ihr tief:3 B­­auern und Mißbilligung — sowohl gegenüber dem Patriarchen, als auch den Bischöfen — zum Ausdruch, wegen Erlaffung der bekannten Encyklika, die nicht den Frieden und das Wort des Evangeliums predigt, sondern den Samen der Zwietracht streutet. Dieser Antrag wurde sammt dem Amendement ves A. Ra­do dbanovics auf Reduktion der Didensgeistlichen­ und Konfissation der Klostergüter für Schulzwede­l einstimmig angenommen. Im gleichen Sinne sprach sich auch die Kirchengemeinde in €latova aus, während die Gemeinde Karlstadt in (Kroatien) ihrem gewesenen Kongreß = Deputirten, dem flavischen Gelehrten und Sekretär der südflapischen Akademie, Hrn. Georg Danicsitz, ein Mistrauensvotum gab.­­ Dr.Miletics wurde auf seiner Fundreis ein Werschetz feier­­lich empfangen. Aus Belgrad geht ums die Nachricht zu, daß der Justizminister Efenics seine Demission eingereicht habe. Seine Stelle soll der gegenwärtige serbische Kapucjehaja in Konstantinopel einnehmen. © Hermannstadt, 1. August. Die Zubelfeier der hiesigen ft. ungarischen Rechtsakademie, deren Borfeier vorgestern durch eine vom Professsor Shuler­ Libley in der Festsalle gehaltene Begrün­dungsrede eröffnet wurde, verlief in sehr miürniger Weise. Die delt: teden im Nieboutenfanle hielten Direktor Müller, dann der Notar der sächsischen Nations-Universität Karl Schneider als ehemaliger Schü­­ler der Anstalt, bei deren Errichtung im Jahre 1844 und zum Schlusse die jenigen Rechtshörer Denfusianu und Süßmann. — Beim Festban­­fette wurden die drei offiziellen Zoarte­n 3. auf Se. Majestät vom Direktor Müller, auf den Minister für Unterricht Baron Eötvös vom Professor Dr. Sent und auf den Grafen Behy vom­­ Professor Schuler-Libloy ausgebracht. Weitere Toaste wurden noch ausger­bracht von Iprem Korrespondenten in ungarischer Sprache, dann vom General Ritter v. Reicheber, vom Oberlandesgerichts-Vizepräsidenten in Bension Füger v. Nedhtborn und vom Reichstagsabgeordneten Ran­­nicher in deutscher, schließlich vom gr.­pr. Erzpriester Hannea in ru­mänischer Sprache ; sämmtliche Renner betonten das ersprießliche Wir­men der jubilirenden Anstalt. — Die gesellige Abendunterhaltung in der Veithalle, womit die Jubelfeier der Rechtsakademie abgeschlossen wurde, war von mehr als zweitausend Menschen besucht. 8 Tiefert diese starre Berheiligung einen Beweis mehr, welch’ reges Unteresse an dieser Anstalt auch im nicht juristischen Kreisen genommen wird. .. Bei dem Ausfluge nach Heltau und Michelsberg, wenager den Schükengästen zu Ehren arrangirt wurde, sprach der rumänische Ge­­neral F­lorescu in längerer Rede für intime freundnachbarliche =Derim,,B.­P.Közl.«heute veröffentlichte Aufruf,wel­­chen die Minister Bar, Wendhlheim und Gorove an die uns garländischen Y Jurispiktionen in Betreff der Durchführung des B­oltsa zäh­lungsgeiseses erlassen haben, erörtert die Wichtigkeit einer genauen Volkszählung, deren Bornarme in unserem Vaterlande um so nöthiger geworden, da die politische U­mgestaltung in allen Zweigen des Nationallebens große Veränderungen hervorgebracht und spricht die Hoffnung aus, daßs die Kurisdiktionen die Regierung bei der Durch­­führung dieses Werkes eifrig und gerichsenhaft unterflügen werden. Eine unumgängliche Bedingung für die richtige Durchführung sei, daß Eintracht zwischen der österreichische ungarischen Monarchie und Ungarn. D Wien, 2. August. Als nebenherlaufende Episode zu den Verhandlungen der Delegationen verdient wohl folgende Thatiade Erwähnung. Von den Ministern Bede und Beu­st sind an­sämmt­­ . 63 ist bekannt, wie geschhcht Ludwig XIV. die Mißhelligkeiten zwischen­ der ungarischen Krone und dem Lande Ungarn zu bewußen wußte, um dem Hause Habsburg nicht geringe Verlegenheiten zu be­­reiten. 3 geschah dies namentlich zur Zeit der Naksczy’schen Un­­ruhen, wo König Ludwig den Malcontenten sogar französische Offi­­ziere als Befehlshaber zusandte. Was natürloser also, als daß nach Niederwerfung des Aufstandes die zumeist Kompromittirten sich Frank­­reich in die Arme warfen. .,, Die edelsten Familien Ungarn’s hatten am Rakoczy’schen Auf­­stande Theil genommen.Galt es doch—wie den 11 die Geschichte be­­weist,daß alle ungarischen Revolutionen von jeder konservativer Na­­tur gewesen sind—nicht etwa Althergebrachten zu zerstören und neue Machtheber an sich zu reißen,sondern wohlerworbene Rechte zu schü­­ren,an denen die Rathgeb­er der Krone zu rütteln versuchten. Unter den Proskribirten unter Joseph befand sich­ auch Graf Anton Eßtekházyz von seinem Sohnchegisuit die Reihe der französi­­schen Eßtekhäzy’s,von denen ein Sprößling,Graf Walsin Eßterházy noch in den letzten Kämpfen der Franzosen gegen Abd-el-Kader und Bous Mazatüh­lichst erwähnt wird.—Graf Antan­terhözy war der zweite Sohn des Grafen Nikolaus,der untert Ferdinand II.Pa­­latin von Ungarn war.Dessen ältester Sohn,Paul,der Bruder Ans­ton’s,war ebenfalls Palatin und wurde der erste Fürst Eßtechszy. Graf Antoni aller seiner Güter beraubt,starb in Rodosto in der Türkei,welche ihm eine Pension ausgesetzt hatte.Seine beiden jüngeren Brüder Joseph und Franz blieben indesterreich.Der ekstere starb als Feldmarschall,der zweite,im Privatstande lebend,hinterließ eine zahlreiche Nachkommenschaft.Sein ältester Sohn Nikolaus war Gesandter in Rußland,dessen Sohn Franz war Botschafter in Neapel und später ungarischer Hofkanzlert Der zweite sich in Wien vertreibende Sohn heirathete einthaf in Pálssy. Für unsnensweck jedoch interessirt und hauptsächlich die Deg­­eendenz des geächteten Grafen Anton.Derselbe hatte von einer Grä­­fin Nigrelli einen Sobdalentin Joseph,und dieser war es,welcher nach Frankreich flüchtete. Er fand in Paris einen Verwandten, den Grafen Berdényi, gleichfals ungarischer Flüctling, der ein aus emigrirten Ungarn errichtete Husarenregiment in französischen Dien­­sten befehligte. Oberst Berhenyi gab seinem Retter in diesem­­ Regi­­mente eine Schwadron, mit welcher der Lektore den Garnisonsort Ha­­genau im Elsaß bezog, mo Marschall Dubourg, Gouverneur des El­­saßes, seine Bekanntschaft machte und ihm im Jahre 1735 die Erlaub­­niß verschaffte, ein zweites Regiment Husaren zu errichten. Er bezog aus der königlichen Kaffe dafür eine Pension, welche bis zu seinem, 1743 erfolgten Tode ausbezahlt wurde. Etwas über drei Jahre früher hatte er ein Fräulein La Nougarevde de la Garde aus dem Städtchen Bigan in den Gewennen geheirathet. Sie stammte aus einer alten, einst sehr reichen, aber im Camisardenkriege verarmten Familie. Aus dieser Ehe entsproffen zwei Kinder: ein Sohn und ein Mädchen. Der Sohn, 1740 geboren und nach dem Vater Valentin getauft, it der glänzendste der französischen Ecterhazn’s geworben und mit ihm, hat seine nahen Beziehungen zu Ludwig XIV. und Marie Antoinette, ferner zu den vor der französischen Revolution geflüchteten königlichen Prinzen, seine Anhänglichkeit an die ganze künigliche Familie und seine Be­­mü­hungen für sie in den Tagen der Gefahr, machen ihn zu einer her­vorragenden und liebenswürdigen Erscheinung jener Zeit. Die junge Witwe Valentin Joseph’3 befand sich beim Tode ih­­res Mannes mit ihren beiden Kindern in einer sehr traurigen Lage. Ihr wenige Hab und Gut verwendete sie zur Zahlung der Schulden ihres Mannes und, als alle Hilfsquellen erschöpft waren, wendete sie sich nach Versailles an die Königin Maria Leseringta, Gattin Lud­­wigs XV. Diese, welcher der Name Eshterházy noch von­ Polen her sehr bekannt war, nahm die Gräfin sehr freundlich auf, gab die Toch­ter in das Fräuleinstift von Saint-Cyr, den Sohn aber betimmte sie zum Greifhaben bei ihrer Berson, sobald er das gehörige Alter er­­reicht haben würde. Diese Absicht der Königin wurde jedoch dadurch vereitelt, daß Graf Berdényi sich­erbot, den jungen Grafen auf seine eigenen Kosten erziehen zu lassen. Hingegen erhielt seine Mutter von Maria Lesczinska eine Pension, sowie von Erlaß der Meisefosten. Der junge Graf, anfangs linfisch und furchtsam, erlangte, ein­­mal groß geworden , bald den gehörigen Schliff am Hofe des Königs Stanislaus Lesczinskiy zu Nancy in Lothringen. Dieser Hof war frie­vol genug. Da waren die drei ebenso schönen als galanten Schwe­­stern Mesdames de Boufflers, de Chimay und de Baflompierre, der Graf Treffan, die Gräfin Beauvau, die Marquise de Chastelet, Saint­ Lambert (den man beißend genug den „Vater von Boltaire’s Kind“ nannte­), Mr. Panpan,Devaur (Vorleser des Königs), der Graf de Groig, der Wwigige Abbé de Boufflers, welcher später der Kirche von Schabernat anb­at, sein Barett mit­ einem Husarentalpak zu vertau­­schen, endlich sein Lehrer, der Abbé Porquet, an Leibesgestalt mit dem Reibzwerge des Königs Stanislaus wettefernd. Diese Gesellschaft ver­­sammelte sich abwechselnd in Nancy und Lunevile und ließ in Bezug auf Mangel an Sittenstrenge nichts zu wünschen übrig. Graf Balentin Esterházy trat nun in das Heer und wurde 1760 bei der Blofade von Gießen verwundet. Später erlangte er vom Grafen Broglie einen unbestimmten Urlaub, welchen er theils am Hofe in Luneville , beim Grafen Berhenyi, theils in Paris und Versailles verbrachte. Hier hatte er großes Glüd in der Gesellschaft, selbst die Königin, die sich feiner als Knaben erinnerte, lächelte ihm freundlich zu. Wie er selbst gesteht, erzeugte dies einen Grad von Gedenkaftigkeit in ihm, der schlecht zu seinem Stande als Hufpar paßte. Er war ungefähr um diese Zeit (1762), als der Fürst und die Fürstin Esterházy, welche nur ungern ein Mitglied ihrer Familie im Dienste Frankreich’s fahen, Versuche machten, ihm die Rückehr nach Desterreich zu ermöglichen. Sie gedachten ihre große Gunst bei Maria Theresia dazu zu benügen­, um bei dieser Monarchin die Aufhebung der Verbannung zu erlangen, melde sie schon 1756 dem Grafen Ber. Eifer, denn „er war mit 21 Jahren exit Oberstlieutenant bei den Hu­­saren und bei der jüngsten Neubegehung einer erledigten Obersten­­stelle übergangen worden.“ Diese Klage, die ein eigenthümliches Streiflicht auf die damali­­gen französischen Militärverhältnisse wirft, erinnert an ein Wort des berühmten Marshalls von Baillars, der einem in ähnlicher Weise Kla­­genden zurief: „Wenn ich bei der zehnten Präferirung quittirt hätte, wäre ich nie Marshall von Frankreich geworden.” — Graf Ba­­lentin begab sich wirklich nach Wien, wo er von seinen Verwandten mit offenen Armen empfangen wurde. Unglücklicherweise aber war, während er noch auf der Reise sich b­fand, der Fürst Esterházy gestor­­ben. Nichts,eftoweniger b­aten seine Oheime, der soeben aus Rußland zurückgekommene Graf Nikolaus und der Hofkanzler Graf Franz alles Mögliche, um ihn bei Maria Theresia zu rehabilitiren. 63 wäre ihnen auch gelungen, wenn nicht die Nachricht von einer Niederlage des Kaiserlichen Generals Serbelloni in Sachsen die Kaiserin- Königin ganz unzugänglich gemacht hätte. Sie sperrte ih in ihr Kabinet ein und lag den ganzen Tag auf ihrem Bettschämel auf den Snieen. Im Grunde hatte Graf Valentin in den Augen Maria There­­sia’s zwei Hauptfehler. Erstend war er der Enkel eines Hauptrebellen, zweitens war sein Lebenswandel nicht so rein, wie ihn die sittenstrenge Monarchin gewünscht hätte. No im Jahre 1774 (wir greifen hier vor) spricht die Kaiserin in einem Briefe an Marie Antoinette, die er für ihn verwendet hatte, darüber aus. Dieser Bref vom 3. April 1774 befindet sich unter den vom gelehrten Direktor des Wiener ge­­heimen Haus­, Hof­ und Staatsarchivs, Alfred Ritter von Arneth herausgegebenen. Sie sagt darin: „Herr von Eshterházy hat sich in jeder Hinsicht sehr schlecht benommen. Einmal indem er wider alle göttliche Ordnung gegen seine Souverainin gekämpft hat, dann, was noch schändlicher ist, hab er als verheiratheter Mann das Weib eines Andern ausba­t, das ihn bereits 100.000 Gulden kostet. Das leidet keine Entschuldigung.” Umsonst antwortete Marie Antoinette, kaum Königin geworden, unter dem 14 Mai desselben Jahres (Seite 98 bei Arneth): „Ich kann nicht umbin, an das Egidital Esterházy’s zu denken. Ich glaube, daß man Erw. Majestät dur falsche oder wenig­­stens übertriebene Berichte gegen diesen Mann aufgebracht hat .3 ist wahr, er hat vielfach Linrecht geübt ; aber troß*em ist nur eine Stimme über sein Ohrgefühl und seine Redlichkeit und es ist zu hoffen, daß, wenn er aus der hiesigen gefährlichen Umgebung herausfommt, aus ihm noch ein ganz gut er Untertriban werden kann. Andererseits glaube ich, daß, wenn man ihn zu streng behandelt, sein Kopf wo nicht so ganz in der Ordnung ist, um ihn nicht einen neuen dummen Streich begehen zu lassen. Ich hoffe, dab meine liebe Mama nit glauben wird, ich wollte ihr Vorschläge ertheilen; ich möchte nur nicht, daß sie si ganz gegen Ecterhágy einnehmen lasse" — Maria Theresia blieb unerbittlich. Sie war nicht zu bewegen, den Geächteten wieder in sein Vermögen einzufegen. Daher gab er all diesen z­weiten Versuch (1774) auf, wie den ersten, und blieb im Dienste Stantreide. Nach dem Miklingen des ersten Versuches im Jahre 1762, zu welchem wir uns nach der obigen Vorgreifung zurückwenden, reiste der Graf von Wien ab, versehen mit Empfehlungsschreiben des fran­­zösischen Botschafters du Chastelet an die Familie Grammont (von welcher ein Sprößling in diesem Augenblicke die Stelle eines franzö­­sischen Botschafters am Wiener Hofe befreitet)­. Aehnliche warme Em­­pfehlungen gab ihm Graf du Chastelet auch an Graf Stainvile mit, einem geborenen Lothringer, der aus österreichischem­­ Kriegsdienste­n französischen getreten war. Englich war er der Ueberbringer von Brie­fen der Fürstin Krnsty an den Minister Herzog von Choiseul, mit dem sie während seiner Entsendung an den Wiener Hof in ein freund­­schaftliches­­ Verhältniß getreten war. — Ausgerüstet mit diesen Talis­­manen durfte der Graf hoffen, in Stanfreich sein Glück zu machen. In der That verwendeten sich zwei Damen aus der Familie Gram­­mont lebhaft für den liebenswürdigen Husarenoffizier. Den 6. Mai 1764 wurde Graf Valentin Esterházy Oberst-Inhaber eines ungarisch- französischen Regiments, welches aus den Trümmern von drei früheren errichtet wurde. Der Herzog von Choiseul, vielleicht von den dringen­­den Empfehlungen der Fürstin Kinsky bestochen, stellte ihn dem­ Kö­­nige vor. Er erschien von nun an regelmäßig im Oeil-de-boeuf, ward zu den Zagden des Königs, sowie zu den vertraulichen Zesten in Choisy und Marly eingeladen. Nach Verlauf der folgenden sechs Jahre brachte­ der Herzog von Choiseul den von ihm lange gehegten Lieblingsplan der Vermalung des Dauphin’3 mit einer österreichischen Erzherzogin zur Ausführung. Graf Valentin wurde beauftragt, das Bild des Bräutigams der Braut zu überbringen. Er­ hatte dasselbe dem französischen Botschafter in Wien, Namens de Durfort, nachmaligen Herzoge von Civrac , zu übergeben, und diesem war von Seite des französischen Premiers der Auftrag geworden, dem Grafen alle Annehmlichkeiten zu verschaffen, die Wien zu bieten vermöge. Graf Valentin wurde in den vertraulic­hen Kreis der künfzigen Dauphine gezogen, er musizirte mit Marie Antoinette , und von daher dati­en jene Gefühle von Wohlwollen und Zutrauen, welche die unglückliche Königin, wie wir bald sehen werden, bis zum verhängnißvollen 10. August 1792 gegen den Graf­fen hegte. Er nahm Theil an allen Vermalungsfeierlichkeiten, tanzte in der ersten Quadrille bei den Bällen in der Burg, im Belvedere, in der französischen Botschaft. Gerne hätte er die junge Fürstin auf der Reise nach Frankreich begleitet, aber er erhielt von seiner Familie den Auftrag, seine Tante, die verwitwete Fürstin Chierhazy, geborne Sunatie Visconti nach den Bädern von Span zu geleiten, „welcher Aufgabe ich unmillig zu unterziehen seine Ursache vorlag, da die Fürstin stets die wohlwollendsten Gesinnungen für ihn gehegt hatte. Ein treuer und dankbarer Anhänger des Herzogs von Choiseul, folgte er ihm, nachdem derselbe in Ungna­de gefallen war, nach Schloß Shanteloup. Dort lernte der Graf zum ersten Male die Fren­­thslemy,­­Verfasser des Werkes: „Voyage du jeune Anacharsis­en die Graf Valentin in Chanteloup zubrante, hätte er bald sein Megis­chen des wissenschaftlichen Studiums fennen. Der bekannte Abbe Bars Gröcen, war dort Bibliothekar und klagte dem leichtsinnigen Kavalier Geshmad an ernster Beschäftigung bei. Während der zwei Monate, „­ Man febe die , Memoires du valet de chambre de Voltaire“, wo erzählt wird, wie Voltaire seine Geliebte, die Marquise,de Chasteler, in den Armen seines Freundes Saint-Lambert findet,

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