Pester Lloyd, September 1869 (Jahrgang 16, nr. 202-226)

1869-09-26 / nr. 223

__ Ait den am 1. Oktober beginnenden neuen Imartal: Abonnement erlauben wir uns zur Pränumeration über Haupt, sowie zur Erneuerung derselben, auf den „PESTER LLOYD “eorgen- und Abendblatt, nebst dem von Monat Oktober ab erscheinenden Wochenblatt : Auftritte Frauenzeitung: „Das Haus“ lebiemit einzuladen. Ohne daß an der bisherigen Gintheilung unseres Blattes etwas geändert, würde — das Abendblatt wird nach wie vor die aus­­gezeichnetsten Produkte der neuern Romanliteratur bringen, während wir­ im Feuilleton des Morgenblattes, wie in der Beilage, eine möglicht reiche Fülle unterhaltender Lektüre zu bieten bemüht sein werden — haben wir nun auch mit der Redaktion der illusteirten Frauenzeitung „Da Haus“ das Webereinkommen getroffen, daß dieses Blatt, wel­­ches wöchentlich einmal in einem Bogen, wie »­e versendeten, erscheint, den Abonnenten des „Beiter Lloyd“ als Wach. ..beilage gegen eine ver­­hältnismäßig geringfügige Gebühr überlassen wird. Obwohl der „Beiter Lloyd“­ heute quantitativ und qualitativ mehr bietet als jemals in einer frühern Zeit, und die hierurch erforderten Opfer sehr erheblich sind, haben wir dennoch einen Theil jener neuen alten, welche uns die Verabfolgung der illustrirten Wochenbeilage „Das Haus” verursacht, u auf un genommen, und beanspruchen von denjenigen unserer Konnenten, welche diese illustrirte Wochenbeilage des „Weiter Lloyd“ zu beziehen wünschen, nur den kleinen Betrag von fünfzig Kreuzern vierteljährig oder einem Gulden halbjährig, welcher gleichzeitig mit dem P­ränumerationd:Betrage für den „Petter Lloyd” eingesendet werden wolle. Es versteht sich von selbst, daß der , Better Lloyd” nach wie vor auch ohne die illustrirte Wochenbeilage 37 dem bisherigen Pränumerations­­preise bezogen werden kann, dagegen wird eine Pränumeration auf die illustrirte Wochenbeilage allein, ohne en „Bester Lloyd“ nicht angenommen. Der Bränumerationäpr | ftellt fid fomit : Für „VBester Lloyd“ und illustrirte rauenzei$ür den „Bester Lloyp“ ‚Jung „Das Haus": t Für separateanendung des Abendblattes mitmtlich um 30 fr. mehr. Üin. Die Administration Des „Vester Llond.“ Weit, 25. September. In jenen Kreisen , deren Benennung ins Frangösische zu überfegen, dem­­ armen Börne troß allen Kopfzerbrecheng nicht gelingen wollte, für welche aber der in Demuth erster­­bende Deutsche eine ganze Stufenleiter vefperlam­mender Aus­­brüche besigt — in den „hohen, höchsten und allerhöchsten” Kreisen herrscht­ neuestens eine Geschäftigkeit ein Hin- und Hereilen, ein Begegnen und Besuchen, welches die volle Auf­­merksamkert Derjenigen fesselt, die jederzeit allerunterthänigst nach Oben biiden,, als ob da bdroben „ein Ohr wäre, zu Hören ihre Klage, ein Herz, zu fühlen, wie sie". Gold eines gläubigen Gemüthes können wir uns leider nicht rühmen ; Diese paradiesische Unschuld ist uns längst verloren gegangen, ja wir erinnern uns kaum mehr, ob wir sie jemals wirklich besofsen haben. Die Nachrichten über die Reise Dieses oder jenes Monarchen, über den Besuch dieses oder jenes Prinzen, über die Kreuz und Querzüge dieses oder jenes Ministers, bringen wir, wie jede andere Neuigkeit , als schuldige Pflichterfüllung gegenüber jenem Theile des Lesepu­­blikums , welcher an derlei Dingen Geschmach findet ; aber daß die Geschice der Staaten und Relfer wirklich­ davon ab­­hängen sollten, welche Reiseroute z. B. der preußische Thron­­folger einschlägt, um nach dem Oriente zu gelangen, und von wen derselbe auf der Durchreise in Wien empfangen wird, das legt eine so merkwürdige Naivetät, ein so gründliches Verken­­nen der in der Geschichte der Menschheit maßgebenden Moto­­ren voraus, daß wir darüber nur mitleidig lächeln können, da es sich doch wohl nicht bei Mühe lohnt, sich darüber zu­ ärgern. Indessen wollen wir immerhin gelten lassen . Das berlei an und für sich ganz unbedeutende Erscheinungen manchmal das Äußerliche Symptom einer Durch “innere Gründe herbei­­geführten Wandlung in der politischen Situation sein mögen, welch’ legtere somit nicht durch solche Hohe, höchste und al­lerhöchste Reifen geschaffen,, sondern allenfalls nur gekennzeich­­net wird, das also, was die gedankenlose Menge als Ursache betrachtet, nur die äußerlich zu Tage tretende Wick­ung ganz anderer, tiefer Tiegender Ursachen sei. So wird denn auch eine „Annäherung“ zwischen Desterz­weich-Ungarn und Preußen weder durch die Reise des sächsischen Kronprinzen nach Gönölld, noch durch den Besuch des preußi­­schen Kronprinzen in Wien herbeigeführt werden, sondern Diese erlauchten Gäste mögen lediglich die Friedenstauben sein, welche uns verkünden, daß die Gewässer der Leidenschaft, der gegen­­seitigen Gereiztheit im Sinfen sind und bald vielleicht auch gänzlich abgelaufen sein werden. Sollen wir­ uns besjen freuen ? Im ersten Augenblick müßte die Frage wohl unbe­­dingt bejaht werden. Wir brauchen den Frieden; wir sehen weder Grund noch Z3wed einer Allianz mit Frankreich gegen Preußen ; wir s­ollen die Resultate des Jahres 1866 nicht den besten Erfolg. Alles dies brauchen fvr nicht erst Heute zu sagen, weil wir es bereits oft genug gesagt haben. Wir haben aber auch noch Anderes gesagt, was zur Kennzeichnung unseres Standpunktes unumgänglich nothwendig it. Wir wün­den insbesondere feine Allianz mit dem französischen, aber auch feine mit dem norddeutschen Cäsar (ein „Cäsar," der in Thränen zerfließt, wenn Regiments-Kapellmeister Pieffe das „Heil Dir im Siegerfranz" intoniven Täßt!); nicht der pre­ßische oder norddeutsche Militärstaat, sondern das fir Freiheit und Gesittung erglühende deutsche Bolt ist es, dem wir frei­dig und herzlich die Hand weichen möchten. St eő eine solche Annäherung, die heute von unseren D­ffizieren ge­­feiert wird ? It eg die Förderung der Gesittung, die Befesti­­gung und Erweiterung der Freiheit, zu deren Frommen man sich zwischen Wien und Berlin zu „verständigen" sucht? Wenn uns irgend Jemand hierauf mit einem positiven Ya! ant­­orten könnte, dann wü­rden auch wir gerne und aus voller Brust in die offiziösen Jubelhymnen einstimmen. Davon haben wir aber leider noch nirgends auch nur die leifeste Andeutung gefunden ; wir begegneten vielen Auslegungen der jüngsten „Annäherung”, aber die­se ist nicht darunter ! preußische Blätter bemerken höhnisch, Graf Beust sei von Todesangst gefoltert, seit er wise, daß es mit seinem ge­­frönten Freunde in St. Cloud abwärts gehe, und da er nicht auf eigenen Füßen stehen könne, suche er statt jener morsschen Krücke eine andere bessere und glaube eine solche in Preußen finden zu können. Diese Version können wir troß der auffallenden Geschäftigkeit des Herrn Reichskanzlerd unmöglich für die rich­­tige halten ; er darf sicherlich am allerwenigsten den Glauben aufkommen lassen, als müßte Oesterreich selbst in Zeiten des tiefsten Friedens absolut jemanden haben, an den er sich seh­­nen könne, als wäre dasselbe — um mit weiland Nestrop zu reden — „so mieselsüchtig, daß es nicht einmal allein nießen kann." Und wäre dem wirklich so, würde mit dem Tode Napoleon’­ wirklich das einzige Hinderniß der preußischen Vergrößerungs-Gelüste hinunwegfallen, glaubt et­wa Graf Beust, die für b diesen Fall drohenden Gefahren könnten dadurch beschworen werden, wenn er vor Preußen, wie in der Fabel der Zwerg vor dem Niesen, auf die Kniee frift und ihm flehent­­lich zuruft : „Ich bit dich, Friß mich nicht !" Solche Ge­müthlichkeit wird Herr v. Beust seinem Kollegen Bismarc sicherlich nicht zutrauen; der fegtere hat ihm wenigstens zu einer solchen Vorauslegung noch niemals Grund gegeben. Allein — so sagt man — von Beust und Bismard ist ja ger nicht die Rede ; die Fäden, die zwischen Wien und Berlin gesponnen werden, laufen über die Köpfe der beiden Mi­­nister hinweg und verlieren sich schließlich in das Dunkel gemisser Boudoirs, die der Fuß eines Sterblichen, wenn er nur Mi­­nister und nicht auch Halbgott ist, nimmer betreten darf. So?! Nun, das wäre freilich etwas Anderes ; dann hätte die Annäherung zwischen Oesterreich und Preußen nicht nur nicht jenen Sinn, in welchem sie uns allein wünschenswerth erfcheis nen würde, sondern gerade den entgegengefegten. Dann wü­rde man es also gar nicht mehr abwarten können, bis der Waumau in Paris, vor dem man zwanzig Jahre lang gezittert, die Augen schließt, bis der „Hecht im Karpfenteiche", wie ihn der verehrte Professor Leo nannte, wirklich "absteht", sondern man beeilte sich feyon jet, über den kranken Mann in St. Cloud zur Tagesordnung überzugehen, d. bh. zu jener „Ordnung”, welche das deal der Reaktionäre in aller Her­ren Ländern und welche nach ihren Begriffen durch die fatale Episode des zweiten napoleonischen Kaiserthrums nur momen­­tan unterbrochen, nur vorübergehend gestört, aber Feinesimeg ® noch abgeschafft und aufgehoben ist. Ob diese Version die richtige it? Wir wisfen es nit und möchten nicht gerne auf’s Ungewisse hin ein Ur­theil abgeben. Wir werden uns also auf einige ganz allgemeine Bemerkungen beschränken, die pour le cas­que ihre spezielle Anwendung finden mögen, wo nicht — nun, so sind es eben allgemeine Wahrheiten, deren Wiederholung gerade auch nicht schaden kann. Zunächst­ möchten wir daran erinnern, daß der famose Gasteiner Vertrag ebenfalls von „feinen unsichtbaren­ Händen gewoben wurde. Nur zu bald stellte sich jedoch her­­aus, daß die Meister dieses berühmten Werkes nicht nur sel­ber nicht gesehen wurden, sondern auch nicht gesehen haben und in ihrer Blindheit recht eifrig an dem See mitarbeiteten, in welchem schließlich das gute Oesterreich ge­­fangen wurde. Derselbe Spaß fönnte und würde sich bei ähnli­­chen Versuchen jeden Augenblick wiederholen. Es ist allerdings richtig und auch in Berlin wohl bekannt, daß, wenn Preußen heute den Mann überschreiten wollte, Oesterreich ihm seine Armee entgegenwerfen würde, aber dieser legtere Staat " besigt eine Waffe, die dem preußischen Wunferthium noch viel, viel unbequemer ist, als es die Wänzl- oder Wörndl-Gewehre wären, und das ist — die konstitutionelle Frei­heit! So ange diese in der österreichisch - ungarischen Monarchie besteht, wird man nicht nur in Süddeutschland stets mit mehr Sympathie nach Wien als nach Berlin blicken, sondern auch in Norddeutschland wird man fort und fort un­­liebsame Vergleiche Anstellen zwischen dem Pichelhauben-Cäsaris­­mus an der Spree und dem F­onstitutionellen Regierungs­­fostem an der Donau, und — wer weiß, welche Konsequenzen sol’ ein moralisches Band, sold ein geistiger Rapport zivi­­hen der großen Liberalen Partei in Deutschland und dem liberalen Oesterreich-Ungarn irgend einmal noch nach sich zie­­hen könnte! Einzig und allein en renktionäres Oesterreich ist für Preußen nicht nur ungefährlich, sondern im Gegentheile sein bester Bundesgenosse; denn wenn Deutschland, das nördliche, wie das südliche, nur die Wahl hat zwischen­­ einem reaktionären Preußen und einem reaktionären Defter­­rei, dann wird eg sich stet8 — e8 Liegen ja in dieser Bezie­­hung weichliche Erfahrungen vor — dem Ersteren in die Arme werfen, weil Dieses Doch i wenigstens eine rein deutsche Macht ist. Daß durch einen Sieg der Reaktion in Oesterreich dieses Metstere überdies nicht nur in der öffentlichen Meinung Deutschlands total zu Grunde gerichtet, sondern auch im Innern noch weiter geschwächt, ja wahrscheinlich geradezu der Auflösung entgegengeführt würde, nun, auch dar­­über würde man in Berlin sehwerlich viel Thränen ver­­gießen. Es ist also ganz gut dennbar, daß Graf Bismarc — obwohl er sich fast demonstrativ im Hintergrunde hält, obwohl seine intimen Organe nach wie vor Oesterreich und dem Grafen Beust gegenüber denselben h­öhnischen Ton anfchlagen, während andererseits mit verdächtiger Beglif­­fenheit betheuert wird, die Annäherungsverhandlungen seien ohne, ja gegen den Willen des norddeutschen Bundeskanzlers eingeleitet worden — obwohl sagen wir, oder vielmehr weil uns Alles dies Tag für Tag vorgesagt wird, ist es ganz gut denkbar, daß wir es vielleicht neuerdings mit einem Ge­niestreiche des Herrn von Bismarc zu thun haben, der es immer­­hin versuchen will, ob ihm das gute Oesterreich nicht noch­­mals „auf den Leim geht!" .... Das it nur so unsere Meinung, halten zu Gnaden und wenn wir es überdies nicht für geradezu unmöglich erachten, daß sich jene gewissen „un­­sichtbaren" Weber nochmals überliften lassen, fo tt das eben­­falls nur unsere ganz privative Meinung ! Wenn einmal in Preußen mit dem Sunferthum und dem Willkürregimente offen und entschieden gebrochen, wenn man auch dort liberal und konstitutionell wird, dann werden wir jede Annäherung mit Freuden begrüßen und dann wird es für dieselbe nicht erst jener „feinen, unsichtbaren" doigts des fees bedürfen, sondern sie wird auch von den derben schwierigen Händen der Wölfer wasch und leicht zu Stande ge­­bracht werden. So lange aber eine solche Wendung an der Spree nicht eintritt, werden wir immerhin der Aufrecht­­haltung freundnachbarlicher Beziehungen das Wort reden; wenn man jedoch den Wiener Herren von Krichenher gar zu freundlich entgegenkommt, dann mögen sie sich doch stets der Fabel von dem Fuchse erinnern, wie er den Naben, der oben auf dem Baume ein Stüd Fleisch im Munde hielt, freundlichst einlud, mit ihm ein Duett zu singen und dann die schöne Stimme des An­­deren so lange lobte, Bis der „Zschogl” fi­­ichtig verleiten ließ, mitzuthun und indem er den Schnabel öffnete, das Fleisch fallen zu lassen, das der Su48 nun in aller Seelenruhe auffraß.­­ Die Fortfebung der Verhandlungen über die Geschäfter­ordnung der Beft:Ofner Handeld. und Gewerbesammter, findet in der am Montag, 27. b. M. Nachmittags 4 Uhr abzuhaltenden Plenarfigung dieser Kammer statt. allein : ganz für Pest-Ofen : fl. 23. — ganz für Pest:Ofen : fl. 20.— albi. " " " 11.— yalbj. " " " 10.— vierteli. , » ,,5.50viextelj.,, » ,,5.—­­anz;.m1temmaLPostverssL24.—anzj.miteinmal.Postvers.fl.22.—­­albi. in " " DR dee Balkı.. " " " vl, Hiertelf: „>, » »6.—viertelj.»» » »5.50 a A Sz. H. Sätorallja:-Hjhely, 23. September. Gejtern am 22. 9. M. wurde hier, unter Präsidium des zweiten Vicegespang des Zem­­pliner Komitates, eine von äußerst,wenigen Mitgliedern besuchte, außer­­ordentliche Komitatskongregation abgehalten. Verhauplungsgegenstand war das Gefeß über die „Volkszählung.“ Zur Vollstrebung erwähnten Gefeßes wurde auf je 1000 Seelen eine aus 3—4 Mitgliedern bestehende Kommission gewählt. Die nächste ordentliche Komitatskongregation fin­det am 5. Oktober statt. Am selben Tag hält der noch im Winter konstituirte „Turnverein“ sein mit einem Festiner und Ball verbunde­­nes Einweihungsfest. Zur Tagesgeschichte. Bet. 25. September. Die Annäherung Preußens an Oesterreich.U­ngarn ist der Haupt­­gegenstand, mit welchem sich die öffentliche Meinung beschäftigt. Der Leitartikel des „Beiter Lloyd” beschäftigt sich mit dem prinzipiellen Theile dieser Angelegenheit ; wir können uns weßhalb darauf beschrän­­ken, einfach die darauf bezü­glichen Falta zu registriren. In Süddeutsch­­land scheint man von dieser Annäherung sehr überrascht zu sein; man schreibt darüber vor „U. A. 3." aus München, 23. Septem­­­­ber, Folgendes : „Die Verständigung zwischen Preußen und Oesterreich wird als vollendete Thatsache gelten dürfen; die Abberufung des Freiherrn v. Merther aus Wien und der Besuch, welchen der Kronprinz auf seiner Reise nach dem Orient in der Hofburg abstatten wird, besiegelt die neue Freundschaft. Europa steht einigermaßen überrascht da, und an Konklusionen, an rüd- und vorwärtsblichenden, wird es nicht fehlen. Am ernstesten berührt von dem Ereignisse seinen uns die fündeutschen Staaten, und es könnte sein, daß jecht die seitherige Polität des Fürsten Hohenlohe in einem zutreffenden Lichte erschiene. Beide extreme Par­­teien im Lande, von denen die eine unbedingte Hingabe an Preußen verlangte, die andere in dem Verhalten der süddeutschen Regierungen, speziell ver baierischen, einen Mangel an Energie gegen die , Ver­­preußung” sehen wollten . Beide werden nun erkennen müssen, daß den Regierungen in Voraussicht der Eventualität, welche jet eingetre­­ten, die höchste Behutsamkeit und Sicherstellung nach verschiedenen Gei­­ten vorgeschrieben war. · · · Denn wollten sie der ersten ihrer Pflicht GER SEt ‚Selbst­­ständigkeit ihrer Staaten wahren, so mußten sie beide­öglichkeiten in Auge behalten, da­ Preußen, mit welchem sie durch die Allianzverträge verbunden sind, entweder mit Stanfreich(oder mit Desterreich fid) zu­ techtfege, und im einen wie im andern Fall Einflüsse auf sie selbst fid geltend machten, die ihrer Integrität gefährlich werden könnten. Die eine Möglichkeit hat sich jecht verwirklicht, und die Stellung, welche von Südstaaten duch die bisherige Politit V Baierns gewahrt worden it, wird ihr gegenüber jet wohl von jedem einsichtigen Politiker überblict werden können.“ Die Berliner Stimmen, melde die Auslassungen ver „freib. Zeitung” und „Dagdeburger Zeitung”, von Eintritt Rabens in den­ Nordbund betreffend, dementirten, haben vor der Hand Necht behalten. Der Großherzog hat in seiner Thronrede bekanntlich doch nichts darauf hingedeutet, im Gegentheil, er hat direkt erklärt, daß in der nationalen Gestaltung Deutschlands seit der letten Ständeversammlung kein entscheidender Schritt geschehen sei. Er ist damit freilich nicht ausge­­schlossen, daß in der Zukunft an nichts geschehen werde. Von der Furcht vor einem Staatsstreich sieht sich nun an Al­est vom „Universel“ geplagt. Anknüpfend an die merkwürdige, unz heimliche Toleranz, welche man fest den unversöhnlichen Blättern zeige, und an das Gerücht, der Kaiser sei mit Herrn Clement Duvernois be­­schäftigt, eine Geschichte des Kaiserreiches, resp. des Staatsstreiches aus­­zuarbeiten, kann Wib­ert sich des Gedankens nicht erwehren. Napoleon II. fine im Geheimen über die große Frage von der „Webtertragung der Gewalt". Wie in den Tagen, welche dem Staatsstreich vorausgingen, drängen sich ihm auch fest furchtbare Nothwendigkeiten auf. Das Alter, die Warnungen der Krankheit, die Unruhe der öf­­fentlichen Meinung, das Erwachen der Geister, die Verbindung der Parteien im Namen der Freiheit, die voraussichtliche Unmöglichkeit mit einer V­ersammlung zu regieren, welche schon zum Kampfe bereit und durch die ungefhichten Manöver der Regierung erbittert ist, so ist heute die Lage. Aber was thun? Morny, Saint Armand, Magnan sind nit mehr. Sie haben gelebt, diese Männer des Glücks, die vor nichts zu­rück­­recten, diese fuchtlosen Staatsstreich-Spieler, die auf eine Karte ihr Leben, ihr Vermögen und ihre Seele regten, um einige Jahre des Ansehens und einer großartigen Existenz zu gewinnen. Herr Rouher baßt die Freiheit an, ohne Zweifel, mit jener Leidenschaft, welche die Sucht mitunter in der Seele eines Bourgeois hervorruft. Aber er ist nicht einer jener Dandies, blafb­t gegen alle Gemüthsbewegungen, er­st sein Soldat, an die Handstreiche gewöhnt. Vielleicht würde er sich aus Bedauern seiner Advokaten-Robe erinnern, gälte er noch einmal, wie am 2. Dezember, jenes alte cäsarische , Rubiton" auf ein Papier zu zeichnen. Diese Gerüchte über irgend­eine mysteriöse Absicht der Regierung, die seit ein paar Tagen in Umlauf sind, erklären sich, wie unser Baz unter Korrespondent bemerkt, leicht genug aus der Unentschiedenheit, die in den streifen der Gewalt andauernd herrscht, einer Unentschiedenheit, welche sich in den offiziösen Blättern in merkwü­rdiger Weise wieder­­spiegelt. Auch die­­ Indépendance beige” thut ihrer in der rechten Nummer Erwähnung, indem sie gleichwohl die Unwahrscheinlichkeit solcher Belleitäten hervorhebt. Ein Staatsstreich unmittelbar nach dem Senatusfonsull, das wäre in der That widersinnig. Welches müßte nur die Konfusion im Schooße der Regierung sein, wenn sie zuerst den Aufschwung der öffentlichen Meinung ermuthigte, indem sie ihr nachgiebt, und dann die also gekräftigte niederzuschlagen suchte, und das in einem Augenblick, wo das Staatsoberhaupt notorisch in Leidens dem Zustand ist. Soviel über die Situation in Paris im Allgemeinen. Der Kaiser befindet sich allen Nachrichten zufolge ganz wohl, jedoch soll ihn die Lage sehr ernst stimmen. Von dem Briefe des Pater Hyazinth wurde ihm durch den Erzbischof von Paris Kunde gegeben. Die Aufforderung des Hrn. v. Keratey, deren wir vor einigen Tagen gedachten, it nicht unerwiedert geblieben. Der „Siecle” ver­­öffentlicht heute einen Brief des Abgeordneten Marion (Siere), worin es u. A. heißt: „Die Motion des Hrn. v. Kératry ist nach mei­­ner Meinung gefeich­tlich.; sie ist­ selbst bindend für die Vertreter des Landes, welche den Eid auf die Berfaffung geleistet haben und daher gebieterisch die Ausführung derselben herrschen müssen in Allem, was die Rechte der Volfsvertretung angeht. An dem wir die Regierung in die Nothwendigkeit verfegen wollen, uns für den 25. Oktober spätestens zusammen zu berufen, begehen wir eine Handlung der öffentlichen ‘ Ordnung, einen Konstitutionellen Akt, und die wahren Revolutionäre wären diejenigen, die uns nicht anhören wollen.” Es wäre immer zu sagen, wie sich die Negierung aus der Klemme ziehen könnte, wenn die Zustimmungen dieser Art fi mehren. Der Handel zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten bezüglich der Insel Cuba nimmt für den Augenblick in London den­ hervorragendsten Platz auf der Tagesordnung ein.Die erste Mitthei­­lung über das Ankaufsprojekt,welche unter das Publikum gelangte,­­war vor einiger Zeit in den ItCity-Artikel der»Times«an’s Licht ge­­kommen, und auch jebt, wo die Sache von allen Seiten entschieden in Abrede gestellt wird, taucht an derselben Stelle eine Art Erklärung auf, in welcher gesagt wird, Groß allem, was man dagegen vorbringen möge, habe die Sache doch ihre Richtigkeit. Andererseits läßt sich die „Morning Bolt“ von ihrem Bariser Korrespondenten als authentische Mittheilung berichten, daß am Montag amtliche Depeschen, enthaltend die Ansichten der spanischen Regierung und ganz im Cind­ange mit Prim’s Sprache, von Madrid in Paris eingelaufen seien. 63 sei nach dem Inhalte versehlen aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß die spanische Regierung sich in den legten Tagen ents­chlossen habe, , mit Amerifa oder den Cubanern selbst behufs gänz­­licher Emanzieirung der Ansel von spanischer Herrschaft zu unterhan­­deln, immer unter der Vorauslegung, daß solches möglich sei, ohne den Stolz der spanischen Nation zu beleidigen und daß der spanische Schas seine Rechnung dabei finde. Am Schlusse heißt es, die Verhandlungen seien zwar noch nicht begonnen, body­­­onnten dieselben sofort ange­­geknüpft werden. Was General Sidles arbetrifft, so hat die „Zimest Grund zu glauben, daß verselbe nit nur in Washington neue In­struktionen nac­hgesucht, sondern auch in der Zwischenzeit die vielber­sprochene Note, welche in Spanien so viel Anstoß erregte, zurückgezo­­gen habe. Das Defizit im preußischen Haushaltsetat von 1870 ist, wie der "Giberfeld. 3ta." geschrieben wird, fest vom Staatsministerium auf fünf Millionen Thlr. festgestellt. Nach dem Entwurf pro 1869 betrug das Defizit 5.200.000 Thle. In der bekannten Denktschrift vom Mai biet es a­m 24. September. C. H. Ein großes Ereigniß hat sich in Wien vorzogen, von dem unsere Blätter noch seine Notiz genommen haben, und doch ist passelbe werth, wer Vergessenheit entrissen zu werden, in die es seine Urheber vielleicht für immer begraben wollen möchten. Das Ereigniß aber ist in den wenigen Worten w­iedergegeben: „Die Mannzfeld hat im hiesigen kaufmännischen Kasino gesungen.” In einem alten Hause der Spiegelgasse, welches, wenn ich nicht irre, dem Ga­fte Gottweih ge­­hört, hat das kaufmännische Kasino seit Jahren den ganzen ersten Stoc inne, dessen Fensterreihe alljähtlich bis in die frühen Morgenstunden beleuchtet ist. Nicht der Jodley­ Club, nicht das Cavaliers­ Gasino kann bei der Aufnahme seiner Mitglieder exklusiver und figoroser sein, als das kaufmännische Kasino, welches die Aufnahmsfähigkeit in seine Kreise nach Millionen tah­rt und nur dann und wann ausnahınameise bei einer halben oder vieiviertel Million ein Auge zuprüdt und dem Belsser einer solchen armseligen Summe denn hoch den Zutritt ge­­stattet. Eigentlich genommen it das Kasino nichts Anderes, als ein Spielclub, denn während die Lese- und Speisezimmer meistens leer sind, sieht man allabendlich die Spieltische beseßt, und es touciten da Summen, welche manche Familie auf Jahre hinaus erhalten könnten. Der stattliche Bur, der Haushofmeister des Kasino’s, den man auf den ersten Anblick für einen Diplomaten halten möchte, geht fast unhör­­baren Schritte im Saale auf und ab, der Winke oder Münsche ver Spielenden gewärtig; nur manchmal hält er Sert Bur für noth­wen­­dig, plöglich zu verschwinden, und seine Obliegenheiten einem Unter­­gebenen zu überlassen. 3 geschieht das, wenn er bemerkt, daß diesem oder jenem jungen Herrn die Kaffa ausgegangen ist, und er befürchten muß, daß man sich nun an ihn um ein­ Darlehen wenden erde, einer Anforderung, welcher der Haushofmeister immer bereitwillig entsprochen hat, bis leithin der reiche Herr Papa erklärte, daß er für seinen Spröß­­ling seine derartigen Schulden mehr zahlen werde. Die Herren vom kaufmännischen Kasino ruhen aber doch dann und warn in die mo­notonen Spielabende einige Abwechslung zu bringen, und sie thümn dies, indem sie während der Herbst- und Wintersaison lufullische Leit­­mahle arrangiren, bei denen er nebst ven materiellen auch an geistigen Genüssen nicht fehlen dar. In früheren Jahren theilte sich der selige Redmann mit Karl Treumann in die Aufgabe, das Mahl der Millio­­näre dur heitere Vorträge zu würzen, jebt­raffen sich die Herren ihre Unterhaltung durch Matras, Anaad, Blasel u. s. w. besorgen, und die Komiker selbst freuen si auf solche Abende, da sie das Kasino immer mit einer gewichtigen Rolle Dukaten verlassen. Bisher aber konnte sich seine Repräsentantin der Kunst rühmen, zu diesem so föstlichen und so erträgnißreichen Symposion geladen zu werden, was indeß seiner Kraft, seiner Geist­inger, feiner Gallmeyer gelungen ist, ihr, der Mannsfeld­es Ungeheuerliche zu sesen, so mußte man es doch auf Treu und sollte es gelingen ! Sie hat, wie eingangs erwähnt, an einem der besten Abende im Kaufmännischen Kasino gesungen, und ist „mit Schäßen reich beladen” nach Hause gefahren. Sie sang die Fechten ihrer Lieder mit einer nur zu verständlichen Mimit und Anspruchsz­uweise, und sie b­at die erst, nachdem sie sich angefragt hatte, ob sie si­­o recht gehen lassen dürfe. Man erlärte ihr denn an, das sie ihrem Darstellungstalente seine Schranken aufzuerlegen brauche, und so konnte sie auch nicht verfehlen, ihr exklusives P­ublikum in exklusiver­­ Weise zu unterhalten. Das Eis it hun gebrochen. Die Mitglieder des kaufmännischen Kafınv’s, die nunmehr die Wirkung Innen gelernt haben, melde­n echte Weiblichkeit auf einen Männerkreis immer ausüben muß, werden fortan gewiß öfter die Gelegenheit herbeiführen, solche Einflüsse auf ich einwirken zu lassen, und so dürfte vielleicht die Finette vom Orpheum der näckte weibliche Gast sein, den das kaufmännische Kasino in seinen Zirkel ladet. 63 dürfte das jedenfalls für die Pariserin eine bessere und wirksamere Reklame sein, all jene sind, mit denen die Diz­­eftion des Orpheum bisher von ihrem Gatte zu reden machen mußte. So war eben geilein in einigen Blättern die Notiz zu lesen, daß Mile- Finette ein prachtvolles Bouquet zugeworfen erhielt, weffern Papier­­enveloppe nicht mehr und nicht w­eniger als eitte Tausendthalern­ote war, unnd daß irgend ein ruflicher Nabob es war, welcher der Künst­­lerin diese kostbare Huldigung dargebracht hatte. Es ist dies nichts weiter, als eine ziemlich plumpe und ungefhichte Wiedergabe jener ber­­annten am­eritanischen Theater-Huldigungsmai­ier, melde zuerst sich bethätigte, al Fanni­­ Eisler ihre Triumphe jenseits des Ozeans feierte. Es wurden der Tänzerin in Newport nach dem jedesmaligen Schlusse der Vorstellung eine Anzahl Bouquets geworfen, deren Auflesen die Gefeierte gewöhnlich den Choristinen überließ. Allmälig fiel es aber der Blaser auf, daß die jungen Damen den Moment des Bouquet­ werfend kaum erwarten konnten und dann wie gierig über die Sträuß­­chen­­ herfielen, die sie einander förmlich streitig machten, bis ihr eines Tages ihre Garderobiere hinterbrachte, daß jedes bieser Bougquet3 eine Anzahl von blanken Dollarsuüden in sich berge. Von nun an ließ sich die Elsler die Mühe nicht verdrießen, die Bouquets selbst aufzwiesen und ihren fostbaren Inhalt herauszuklauben. Plump und ungefhict sind auch die Neklamen, welche die Veit­­vali nunmehr mit ihrem beendigten Wiener Gastspiele in die Welt fickt. Ich habe Ihnen seinerzeit eine solche Reklame signalisirt, melde die „Manndame” al­s Vorläuferin ihres Gastspieles in Form einer abenteuerlichen Biographie veröffentlichen ließ. War darin all man­ Glauben hinnehmen, denn die Szene spielte in Amerika und der Ber­weis der Un­wahrheit war nur Schwer herzustellen. Nun aber liest man in auswärtigen Blättern die fabelhaftesten Berichte von den immensen Erfolgen, welche die Weltwalt in Wien errungen, lauter Dinge, von denen man hier nicht das Geringste weiß. Ein hiesiges Blatt­ hatte vor einigen Tagen erst ein Pröbchen solchen Humbugs gebracht und den Bericht eines auswärtigen Journals über das Pestwall’sche Gastpiel in Wien nachgedruckt, worin es heißt, daß „Wien feit von Kriegstagen in seiner größeren Spannung war”, als zur Zeit dieses Gastspiels. Die Wiener Dichter, heißt es weiter, beeilen sich, sie für ihre Stücke zu gewinnen, und Dr. Mosenthal ersuchte sie, doch in dem deutschen Theater erhalten zu bleiben,­­um sein nächstes Stück der genialen Fä­higkeit vor Bettvall anzupassen ; die kaiserliche Loge sei nie Leer u. s. w. Noch wider trägt aber ein Berliner Theaterblatt, „Der neue Theater­­diener,” auf, von dem mir eine Nummer vorliegt, der ich wortgetreu folgende Wiener Korrespon­denz entnehme : „Wir haben bekanntlich ein Nublitum, das wie kein anderes von den Bühnenereignissen Notiz nimmt, und mit dem Theater lebt. Die Aufregung, welche hier herrschte, als K­m. v. Bertvali eintraf, als das Auftreten endlich annotiert war, it daher begreiflich. Das Carltheater war am Tage ihres ersten Auf­­treten förmlich belagert und am Abend war ganz Wien im Carl­­theater. Wenn die Wiener im Enthusiasmus sind, dann sind sie mehr als liebenswürdig. Die Vorstellung war eine halbe Stunde später als sonft beendet, denn die Hervorrufe und Applause verursachten end­ose Intervallen. Beim Heinen Ausgange südwärts harrte die gejammte jeunesse doree ihrer, um sie zu sehen, die Löwin des Tages. Sie erschien (für einen Moment sichtbar, da sie sofort in den bereitstehenden Wagen stieg). Alles schmenzte die Hüte, sie verneigte si sichtli erfreut, und fuhr im Schritt, von Hunderten begleitet, die Praterstraße entlang zum „goldenen Lamm“, wo eine die Passage störende Men­­schenmenge Duelle machte. Man treibt den Kultus der Person hier wie nirgends. Man raucht B­eitvalis Zigarretten, spaziert mit Beitvali­­stödchen, trägt Vestvali-Stiefletten u. |. w. u. s. w." In diesem Ton geht es fort und mich wundert es nur, daß der­­ Korrespondent der „Gefeierten” nicht auch gleich die Pferde ausspannen ließ; auf eine Rüge mehr oder weniger scheint es ihm doch gewiß nicht anzukommen. Die hiesige Theaterwelt ist in diesen Tagen dur ein trauriges Ereigniß sehmerzlich berührt worden. Der Sänger an unserem Hof: Operntheater, Herr Hrabanef, wurde vom Schlage gerührt, und sein Bustand hat sich noch immer nicht zum Besseren geswendet. Herr Hrabanef, der nicht nur die Stimme eines Bassisten, sondern auch den bübhnen üblichen Körperumfang eines solchen hat, gehört zu jenen wenigen Künstlern, die fast gar seine Feinde haben, ein Vorzug, welchen er zumeist seiner Anspruchslosigkeit verdankt. Man sagt, daß ihn die Katastrophe gerade in dem Momente ereilte, als er einer Dame, für welche er si sehr interessirt haben soll, einen Besuch abstattete. Der befragenswerthe Fall erinnert einigermaßen an den vor einigen Jahren erfolgten Tod des Schauspielers Grimm vom Theater an der Wien, welcher, als er an seinem ebenerdigen, offenen Fenster mit einer­­ gerade vorübergehenden bekannten Dame sprach, plöglich vom Schlage­r gerührt wurde, dem er nach wenigen Stunden erlag. Und wie ein­­ Unglück selten allein kommt, so war es auch bei Hrabanef der Fall. Zwei Tage, nachdem er von jenem verhängnißvollen Besuche bewußt, 108 in seine Wohnung getragen worden war, hatte sein Vater, ein ehemaliger Chorist, der, seitdem er sich von der Bühne zurückgezogen, seine Kunst dadurch verwerthet, daß er sich als Sänger bei Leichen­­begängnissen­­ verwenden läßt. Here Hrabanef senior hatte also zwei Tage, nachdem sein Sohn vom Schlage getroffen worden, das Unglück, auf der Heimfahrt von einem Leichenbegängnisse, dem er als offizieller Sänger beigewohnt, in Folge eines Sprunges aus einem in Bewegung begriffenen Pferdebahnwaggon fi nicht unbedeutend zu verlegen. Während die Theatertreife und die ihnen nahestehenden Borsonen sich mit diesem Trauerfalle beschäftigen, bildet in ver high life ein Unfall anderer Art, welcher einem der Blaublütigsten zugestoßen ist, das Tagesgespräch. Ein junger Fürst, der seine Lebensaufgabe, ein reiches Einkommen mit dem seiner­ Geburt entsprechenden Glanze unter die Leute kommen zu lassen, etwas zu sehr erfaßt hat, so daß er seinen erlauchten Vater schon einmal in­ die Lage verfehte, einige hundert­­tausend. Gulden zahlen zu müssen, für welche der Sohn die entspre­­ende Anzahl von Medfelden unterschrieben hatte, Ließ sich die väter­­lichen Mahnungen, welche sich nach dieser ersten Schuldentilgung über ihn ergoffen, so wenig zu Herzen gehen, daß er kaum nach Jahresfrist darauf wieder eine Schuldenlast von nahezu anderthalb Millionen kontrahirt hatte. Diesmal aber war der Fürst Vater unerbittlich und der Fürst Sohn hielt es für gerathen, Wien zu verlassen. Er ging nach Paris, und er ward in den vornehmsten Kreisen der Seinestadt, gant seinem bocklingenden Namen, mit offenen Armen aufgenommen. Seine per­­sönliche Liebensunwürdigkeit machte ihn­ bald in jenen Kreisen zum Löwen, und bald gelang es­ ihm auch, das Herz einer jungen Marquise zu gewinnen, eine Eroberung, die für ihn noch den Vortheil hatte, daß sie ihm ein endliches Arrangement seiner zerrütteten V­erhältnisse in Aussicht stellte, indem die Dame, welcher zu gefallen er das Glück hatte, über ein Sümmchen von nur vierzig Millionen Francs verfügt. Seine Bewer­­bung wurde denn auch günstig aufgenommen, und endete mit einer förmlichen Verlobung. . Einige Tage darauf aber fährt seine Braut im Bois de Boulogne spazieren, als sie plößlich ihren Bräutigam an der Seite der berüchtigten Core Pearl, mit­ der er sich auf das Eifrigste unterhält, des Weges näherreiten sieht. Am nächsten Tage erhielt er seine Briefe und seine Freiheit zurück; nun hat er wieder Zeit,ih um eine neue Braut umzusehen. Aber Erbinen von vierzig Millionen, wie sie heruntergekommene Fürsten brauchen können, laufen auch in Paris nit in den Straßen herum, und so dürfte es noch lange dauern, bevor der fürstliche Schuldenmacher wieder­ in seine Heimat zurückehrt. moin _

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