Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1869 (Jahrgang 16, nr. 275-298)

1869-12-04 / nr. 278

BENDBLATT DES PESTEL ES, « « h a7 Samfiag, 4. Dejem cs va Nustschuk,4.Dezember.(Original-T­ele­­gramm.) Auf Befehl von Konstantinopel wurden in­ Bul­­garien­­ viele Verhaftungen vorgenommen. Die Grenze an der Donau wird stärker bewacht. Mietersburg, 3. Dezember. (Original-Te­­legramm.) Der Gar hat den Ministervorschlag, der Etablierung von Filialfomitd’s für die 1870 hier stattfindende Fabrik­produkten-Ausstellung in Helsingfors, Riga, Jaroslaw, Wladimir, Tapkient und Nischny-Nowgorod genehmigt und für Tapkient den Generalstabsoberst Gluhomsti zum Präsidenten 1.8 Komite’8 ernannt. Zu Beifitenden des Lesteren wurden Militärs und National-Militärbeamte bestimmt. Petersburg, 3. Dezember. (Original-Te­­legramm.) Gestern fand vie­r Verkehrs-Uebergabe ber Griaz , Borifogleber Eisenbahn, statt. General-Konstruktor Gubonin hat für die Bauvollendung die kaiserliche Anerkennung erfahren. Moskau, 3. Dezember. (Original: Tele­­gramm.) Journal-Unternehmer Riß hat die Erlaubniß zum Erscheinenlassen einer deutschen Zeitung für Moskau er­halten. Das erste Blatt wird am 1. Januar ausgegeben und der deutschen Petersburger Zeitung, welche die Ant­refsen der sogenannten deutschen Partei vertritt, Konkurrenz, resp. Opposition machen. Maris, 4. Dezember. „Solr" bringt die Meldung, das italienische Kabinet sei bereits definitiv Konstituirt. Madrid, 3. Dezember. „Imparcal” meldet: Heute wird den Kortes ein Gefäß vorgelegt werden wegen Aufhebung des Belagerungszustandes. Wien, a. Dezember. (V­orbörse) Kreditaltien 252.50, Ra­­poleon d’or 9.954, Nordbahn ——, Ung. Kreditaftien —.—, Staaten 881.—, Anglo- Hungarian —.—, Lombarden 251 —, Anzio-Austtian 266.75, 1860er 95.50, Franco 100.—, 1864er 117.—, Zramwayp 134 75, Galizier —.—, Baubant —.—, Wiener Bant —.—, Theißbahn —, Diskontbant: —.—, Bardbubig —— , Bollsbant ——. Ziemlich fest. Frankfurt, 3. Dezember. (Abend-Societäat.) Kredit­­aktien 237.75, Staatsbahn 361.75, Lombarden 238—, Galizier 233—, Böhmische —, 1864er Lore —. Leblos. Barid, 3 Dezember. (Schlußbörse,) 3%, Rente 72.27, 4%, Rente 102.50, Italienische Rente 54.10, Staatsbahn 773, Erebit Mobilier 206.—, Lombards 506, Det. per Tag 324 , Deft. auf Zeit —, Confold 92%, , Ungar. Anleihe —.—, Amerikaner 96 °/,, Ungar. Ditbahn_296 lau. « Triest,3.Dezemb­­er.(Getreidemarkt.)Getreidegeschäft unverändert,Weizen,Mars-Schlußfester. Damburg,3.Dezember.(Getreidemarkt.)Weizen knapp preishalternd,per Dezember 1091x.,per JännerIRS-,per- April-Mai 110’7..Agen Konsumgeschäft,per Dezember,76,per Jänner 76, per Apil-Mai 78"/2. Der geschäftslos per Dezember 45", per Mai 24 °/. Spiritus till, per Dezember 19 °/,, per Frühjahr 19%, per Herbst 20. Hafer B­­erlin, 3. Dezember. (Getreidemarkt) Weizen per De­zember" 57*/,, per April : Mai 59"/,, per Mai:Juni 60%,, Roggen per Dezember 44 °/,, per April - Mai 447. , per Mai-Juni 45, per Juli 42. Hafer per Dezember 24 °, per April-Mai 25"7., per Mai-Juni 26"/2. Gerste —. Der per Dezember 1275, per April:Ptai 195/44, per Mai-Zuni 127... Spiritus per Dezemberg14!?/,,, per April: Mai 15"/94 per Zulir August 15 °. Barid, 3. Dezember. Mehlmarkt­ Mehl per Dezember 55.50 , 4 ersten Monate vom Dezember 56.25, März:April 56.75. Spiritus per Dezember —.—, in den ersten 4 Monaten —.—, in den 4 Sommer:Monaten —.—. Del­per laufenden Monat 96.25, in den ersten 4 Monaten 96.75, in den 4 Sommer-Monaten 97.50. Amsterdam, 3. Dezember. (Getreidemarkt.) Röggen per März 1.86, per Mai 1.86. Del Frühjahr —, Herbst —. = Das­ ungarische Landesvert­eidigungs-Minister zim­­ hat mit der Herausgabe der Bescheide auch auf jene Gesuche um Anstellung im aktiven Dienste der landmwehr begonnen, welche nicht berücksichtigt werden konnten. — Da die Land­­­wehr-Institution auf dem sogenannten Cabre:System beruht, ist die Zahl der im stabilen Präsenzstante zu bhaltenden Ober: und Unter: Difiziers-Stellen zum Theil schon dur das Gefes selbst möglichst ges­ring bemessen. Am Ganzen beläuft fh die Zahl solcher Difiziers: und Militärbeamten stellen auf ungefähr 600. Da nun die eingelang­­ten Gefucje diese Zahl nahe um das Achtfache übersteigen, so­lt es ar, daß nur ein geringer Theil derselben berücsichtigt werden konnte Nachdem über zwei Drittel der Angestellten den Reihen der gewesenen Honvep-Offiziere entnommen wurden, so läßt sich vorausfegen, daß die­jenigen Honvep-Offiziere, melde einen abschlägigen Bescheid erhalten, dies als eine unvermeidliche Folge der abschwebenden Verhältnisse und umso mehr aug mit Beruhigung aufnehmen werden, als bei der eben im Zuge befindlichen Bewegung der Offiziers stellen im Be­­rlaubungsstande Denjenigen , welche dem Baterlande auf jedem Felde dienen wollen, die beste und nachdem im Beurlaubungsstande beinahe dreimal so viel Offiziere benöt­igt wer­­den, als­ für den Aktivstand fortemisirt sind — auch eine genug reich­­liche Gelegenheit geboten ist, ihre Dienstbereitwilligkeit zu bet­ätigen. Die Betreffenden wurden und werden aufmerksam gemacht, si in dies­­em Betreff unmittelbar an jenes Bataillons-Kommando zu menden, in dessen Bezirk sich ihr Aufenthaltsort befindet, und hiedurch nicht nur eine rasche Erledigung zu erleichtern, sondern es zugleich möglich­­ machen, daß bei der Zusammenstellung des Offiziersorpg im Beur­­laubungsstand die Landwehr­nstitution in einer den Territorial-ver­­hältnissen entsprechenden Weise durchgeführt werden könne. („B.­B. Közlöny.”) — Bei der Vierten Beruofung der ungarischen Eisen- Babıı-Anzeige- Obligationen, welche vortriftsmäßig am 1. De­­zember 1. 3. in Paris vorgenommen wurde, sind folgende 88 Gerien­­nummern gezogen worden : Nr. 120 343 555 817 952 1000 1406 1470 2050 2053 2270 3309 3488 4085 4334 5485 6177 6645 7048 7130 7256 7324 7698 7722 8363 8393 8476 9356 9761­ 9886 9920 9943 10508 10695 11654 12808 13181 13428 14007 14935 15160 15597 15634 15936 16752 16920 17440 18198 18561 19123 19187 19271 19604 19639 20496 20747 21784 21997 22458 23683 23901 24335 25315 26246 27162 27235 27850 28084 28108 28752 28847 29389 29405 29953 30302 30498 30708 31815 31937 32308 32443 32923 33427 33957 34200 34466 35155.­­ Da eine Seriennummer fehlerhaft aus Paris telegraphirt wurde, wird diese Seriennummer nachträglich publicirt werden. In jeder Seriennummer sind die Gewinnstnummern 1-20 enthalten. Die Eigenthümer der mit den gezogenen Se­iennummern vers­­ehenen Obligationen können sowohl den nominellen Capitalwerth als auch die mit 1. Jänner 1870 abgelaufenen Zinsen vom 1. Jänner 1870 an, gegen Medergabe der Originalobligationen und der dazu ge­­hörigen 96 Stüd Coupons in Silbergeld erheben, in den ungarischen Kronländern bei der É. ung. Staatsschulden-Kafa in Ofen und bei jedem Steueramt ; in Wien bei den Bankhhäusern Baron Rothschild, Baron Moris MWodianer und Mar Springer. Von den in den früheren Berlefungen gezogenen Nummern sind die folgenden wo nicht zur Auszahlung präsentirt worden als, a) aus der am 1. December 1868 erfolgten weiten Ziehung: Seriennummer) 950. 2585. 5162. 5288. 5630. Obligationsnummer) 18—20. 1­5. 1-20. 1-20. 1— 90. 5993. 6641. 9114. 10374 10374. 10435. 12633. 12638. 26463. 1—20. 1-20. 1-20 12—14. 16—20. 1-20. 18. 14—20. 1—20. b)aus der am 1.Juni 1869 erfolgten dritten Ziehung: Seriennummer­ 928. 1169. 1652. 1652. 1998. Obligationsnummer­ 1—20. 15-20. 10-15. 17—19. 1—5. 3403. 3428. 3652. 4336. 4559. 4764. 4976. 5077. 5085. 9—15. 2-18. 1—20. 1-20. 1—20. 16—20. 1-20. 1-20. 3—4. 5085. 5681. 6170. 7785. 9380. 9637. 9637. 9835. 9850. 10—20. 1—20. 1-20. 1—20. 13-20. 1. 6—20. 1—20. 2—20. 10407. 11603. 11603. 11857. 11857. 11857. 12411. 20766. 21207. 1—20. 1—7. 10-20. 1—11. 16—18. 20. 1—20.11—20.1 ac. 21238. 21320. 21399. 21407. 21407. 21928. 22587. 32504. 33418. 11—20. 1—20. 1—29. 1—5. 16—20. 1—29. 1—20. 1—20. 1—20. Oien, 12. Dezember 1869. Womkung. Finanzministerium. " Dem Vernehmen nach — schreibt , on" — beabsichtigt der Herr Minister ve Innern, Paul Manner, bei der Deputirten­­wahl in Kronstadt als Kandidat aufzutreten. Man hat verbreitet, der neue Minister werde den Eachsen gegenüber eine bessere Bolität einiglagen, als sein Vorgänger, und so erscheint das obige Gerücht eben nut unwahrsceinlich. MS Kandidaten für die Kronstädter De­­putirtenstelle werden an noch Emil Trauf­enfeld und Friede­ Bömches genannt, die jedoch, wenn es mit dem Austreten Rajner’s ernstli ge­­meint ist, wohl so höflich sein werden, dem Minister Plab zu machen. Aus Dem Weichstage. Präsident Somffic eröffnet die heutige Sikung der B­­eordinetenhanfed nach 10 Uhr. Auf den Demnisterfauteuils : Grove, Mitó, Lónyay. Das Protokoll der jüngsten Sigung wird authentizirt. Die nachbenannten Abgeordneten reihen Petitionen ein: Kolomann £­ia, Stefan Beliczay, Rudolf Kubinyi, Brivatgefuhe; Georg Yvacstovics das Gesuch der Gemeinde Opod im Temeser Komit tat um Grlaffung des Badtzinses für Allodialgründe ; Akusius Be­trovayp ein Gesuch des Ungher Kom­itates um Betrauung der Juris­­diktionen mit der Steuereinhebung ; die Gesuche werden der Retitions­­kommission zugewiesen. « Franz Pulßky übernimmt den Bericht des Finanzausschusses über den Gesetzentwurf,welche­ dem Kommunikationsminister einen Machtungskredit von 420.000 fl. gewähren soll. Der Bericht wird in Druck gelegt. Spetozar Miletics be­lagt sich darüber, daß der stellvertre­­tende Ministerpräsident seine Interpellation bezüglich der Bevollmächti­­gung des gemeinsamen Kriegsministers nicht beantwortet habe und seine Interpellation da­mit in dem vom Präsidenten ausgegebenen Verzeichniß der unbeantworteten Interpellationen enthalten sei. Der Präsident fordert ihn auf, einen Beschlußantrag ein­­zureichen, wenn er von der Antwort des Ministers nicht befriedigt sei. Referent des Finanzausschusses Julius Ka­u­cz verliert folgen­­den „Bericht des ständigen Finanzausschusses über den Gelegentwurf bezüglich der Abschaffung des Zeitungsstempels. In Anbetracht, daß der gegenwärtig bestehende Zeitungsstempel die Verbreitung der Bil­­dung besteuert, respektive erschwert und behindert und auch sonst eine solche Steuergattung bildet, welche ein Geschäft trifft, das auch für andere Steuern belastet wird, also auch nicht einmal als Steuergat­­tung begründet ist, empfiehlt der Ausschuß weilen Abschaffung dem g. Haufe zur Annahme. Nachdem jedoch der Finanzausschuß bei der über diesen Gegenstand­ gepflogenen Verhandlung aus dem Vertrage des Finanzministers die Ueberzeugung schöpfte, hab durch Aufhebung der in Nehe stehenden Steuer die Staatseinkünfte jährlich sich vermindern (Rufe von­ der Linken , der Vorlage des Finanzministers zu Der Keststellung, daß der oberwähnte Ausfall des Einkommens dur eine Modifikation der Anfechtensteuer zu dedken sei, welche Steuer bisher die Lieferate der mehr und minder verbreiteten Blätter, ohne Rücksicht auf deren Umfang, mit gleichem Zarife belastete. In Folge dieser Zeitstelung erachtet Der Finanzaus­ fu für zweckmäßig, dab statt des zu beseitigenden Gefekentwurfes von Koloman Töth der vom Finanzminister vorgeschlagene beifolgende Gejegentwurf angenommen werde, welcher bei präziserer Bertirung die Inseratensteuer auf billigerer Grundlage und derart regelt, daß baz dur) der in Folge der Abschaffung des Zeitung­stempels sic) ergebende Ausfall effekt wird.” Der diesem Berichte beigelegte Gefegentwurf lautet : „Gefegentwurf in Angelegenheit der Abschaffung des Zeitungs­­stempels und der Modifikation des Inseratenstempeltarifes. $. 1. Die Stempelung der auf dem Gebiet der Länder ungaris­­cher Krone erscheinenden Zeitungen und periodischen Zeitschriften wird mit 1. Jänner 1870 aufgehoben. .. §. 2. Die Inferate, welche in inländische Zeitungen und Zeit­­schriften eingeschaltet wird, sind ohne Ausnahme stempelpflichtig. §. 3. Die nach der Ginihaltung der Inferate zu zahlende Steuer nach dem nach Quadratzöllen ausgerechneten Raume der zur Aufnahme von Inferaten verwendeten Papierseite ist derart zu ent­­richten, dab nach jedem Quadratzolle bei jenen Zeitungen und Zeit­­schriften, welche in weniger als 1000 Gremplaren gebrucht w­erden, 6 fr., bei jenen, welche in einer Auflage von mehr als 10­0 bis 2000 Exemplaren gedrucht werden, 8 fr., und bei jenen, welche in einer Auf­­lage von mehr als 2000 erscheinen, 10 ff. zu zahlen sind. §. 4. „Der im §. 3 festgestellten Steuer I diejenigen Inserate unterworfen, welche auch daher stempelpflichtig waren, und diese Steuer wird an dies Staatsfasie auch in­­ Hinkunft auf solche Weise ent­­richtet wie bisher.“ Der Gelegentwurf und Bericht werden in Drudk gelegt und den Sektionen zugewiesen. Dionyg Majthényi bittet das Haus, die Präsidenten der Sektionen anzuweisen, sie mögen diesen Gegenstand in Anbetracht sei­­ner besonderen Wichtigkeit je früher vornehmen. (Beifal.) Der Präsident erwi­dert, er werde zum Schluß der­eigung ohnehin über die Tagesordnung der nügsten Situng Ver­­schiedenes mitzutheilen haben. Gr. Samuel Waf3 :Er habe während der Debatte über die Bankfrage einen Beschlußantrag eingebracht, wonach der Finanzminister ermächtigt wird, den bedrängten Industrie-Instituten augenblick­b, und ohne un weitere Leststellungen der damals versammelt gewesenen Enquete abzuwarten, Unterftügung zu gewähren. Da vieler Beichlukantrag bis heute no nicht auf die Tagesordnung gerecht wurde, so sei er überflüssig geworden, er ziehe denselben deshalb zurück und richte dafür folgende Interpellation an den Handels: und den Finanzminister : Welche Verfügungen haben vierelben getroffen, um die vaterländische Industrie vor den Folgen der Geldfrise zu flngen und zu unterstoßen ? Handelsminister Gorove­­ch, werde die Ehre haben, jene Verfügungen darzustellen, welche die Regierung in der soeben belegten Angelegenheit bisher traf. Als die ersten Zeichen jener Geld­rife, welche auf dem Wiener Plage zuerst ausbrach, auch in Ungarn sic zeigten, wandten sich die hiezu berufenen Preiter Korporationen, die Heineren und größeren Handelsgremien, die Handels- und Gewerbekammer mit Eingaben an die Regierung, um das Ministerium auf die Folgen der Geldkrise aufmerksam zu machen und sie aufzufordern, für eine Ab­­hilfe der Uebel zu sorgen, wenn sich dieselben als ernste und thatsäch­­li­g erweisen sollten. & meinestheil3 habe es als meine Pflicht und Aufgabe erach­­tet, sofort, nachdem ich von dem Hereinbrechen des Uebels Kenntnis erlangte, die Angelegenheit mit Aufmerksamkeit zu verfolgen, und ich habe nicht verabsäumt, auch die Aufmerksamkeit meines sehr geehrten Kollegen des Finanzministers auf Grund meiner eigenen Erfahrungen anzuregen und seine Mitwirkung für gemeifte Dinge zu erbitten. In meiner Zuschrift an ihn legte ich ein besonderes Gewicht darauf, daß, nachdem ein Theil der Klagen darauf bafirte, daß die Filiale der Wiener Nationalbani nit genügend botirt sei, diese Dotation sowohl bei der Better, als auch bei den übrigen im Lande er­fiirenden Filialen erhöht werde, dab ferner dem in manchen Theilen des Landes sich zeigenden Bedürfnis genügt werde, indem an den größeren Handels­­plägen neue Filialen errichtet werden. . Das Zweite,worauf die Regierung gleich vom Anbeginn ihre Aufmerksamkeit ausdehnen­ zu sollen glaubte,war das,daß jene In­­stitute,welche mit der Agrikultur des Landesm engekem Zusammen­­hange stehen,einer gewissen Unterstützung von Seiten des Staates theslhaft werde,falls sich die Nothwendigkeit dessen ergeben würde. Der Finanzminister hat die in dieser Zuschrift entwickelten An­­sichten zumeist getheilt und es wurden Verfügungen getroffen,daß die Dotation der­ Bankfilialen erhöht werde;besonders aber wurde dafür gesorgt,daß jene Gelder,welche der Staat fruchtbringend anlegen kann,oem Pester Platze zur Verfügung­ gestellt und so die traurigen Folgen der Krise einigermaßen gemildert werden. Später trat Geider ein,was wir bei Beginn der Geldkrise fürch­­teten.Die Folgen derselben berührten nämlich auch die Industrie­­unternehmungen. Damals berief die Regierung eine Konferenz von Fachmännern und Vertretern der Pelzer, Geldinstitute, damit ein Mo­­dus gefunden werde, wie die Regierung den Industrieunternehmungen Unterftügung geben kann. Die Regierung und namentlich der Finanzminister beabsichtigt folgende Verfügungen und Leben zu rufen: (Hört !) « Der Finanzm­nister muß sein Hauptaugenmerk natürlich daraus richten,daß««die Staat­ sgelder nicht gefährdet werden,zweitens,daß die Geldunterstützung nur auf eine solche Frist getwehrt werde,während welcher der Staat seine Gelder entbehren kann;deßhalb wurde derart vorgegangen,daß d­ie Suxamenden auf Aktien gegründete Industrie­­unternehmungen nur direkt gegeben werden, sondern durch Vermit­­telung der Pelter Geldinstitute, welche bekanntlich im Rufe der voll­­sten Sicherheit stehen.­ Die Regierung konnte nicht umhin, wafür zu sorgen, daß die Gelder, welche den Gelpinstituten anvstivaut werden, wirklich vie­ln fichtigte Verwendung zur Unterftügung der Industrieunternehmungen finden. Die Geldinstitute übernehmen natürlich, der Regierung gegen­­über die volle Verantwortlichkeit dafür, daß die Gelder nicht gefährdet werden. So glaubte die Regierung alle Pflichten zu erfüllen, welche Kr­iig des Baterlandes und der heimischen Industrie ihr auf­­erlegte. Namentlich unter den Schwierigkeiten des Beginns hat die heimische Industrie vollen Anspruch auf unsere Unterfrügung. « Gr.Samuel Wassk erklärt,daß ihn die Antwort nicht voll­­kommen befriedige,da die Regierung thatsächlich und direkt bisher noch nichts zur Unterstützung ver durch die Krise gefährdeten Industrie-Unternehmungen gethan habe. «« Das Haus nimmt dies Antwort des Ministers«zur«.Kenntniß. Kommunikationsmi­­ister Graf Emerich M«il0 beantwortet die Interpellation des Abg.Daniel Szalacsy in Angelegenheit der Theißregulirng.Der Ministersage,auch er erachte die Theißreguh­­­rung für ein wichtiges und großartiges Werk;da aber der Reichstag zur Vermeidung des drohenden Defizits­ im vorigen Jahre eine sehr geringe Summe für dieses Werk bewilligt hatte,so konnten größere Arbeiten nicht ausgeführt werden.Namentlich in der zweiten Theiß­­sektion,welche vor­ zwei Jahren eine Beute der Ueberschwemmung wurden,ließ die Re­­gierung genaue Vermessungen vornehmen,damit die großen Summen,welche der Staat investirte,nicht verlorengehen.­­Die Gefahr der Ueberschwenknxuna ist bereits eingetreten,ein Damm ist geborsten und schnellestliethutnoth.Crhoffy daß das Haus dies bei der Berathung des Burgers b­erücksichtigen werde. Daniel Szakäcsz­ erklärt sich nur der sintwort vollkommen zufrieden und bittet nur das Haus um Berücksichtigung der vom Mi­­nister geäußerten Hoffnungen. « Das Haus nimmt die Antwort zur Kenntniß. Alzander C3iky reicht in Angelegenheit der Erlauer Simul­­tanschulen einen Beschlußantrag ein, wonach die Regierung wegen ihres Verhaltens in dieser Frage gerügt und angewiesen werden sol, die der Stadt weggenommenen Schulgebäude der Kommune wieder zu geben. Wird in Druck geiegt. « Ernst Simonyi verlangt,daß moem Verzeichnisse der Jus­terpellationen u.s.w.,welches der Präsident am Lie des Monates dem Hause vorzulegen gehalten ist,nicht blos die während des letzten Monats sondern auch die früher eingereichten,aber noch nicht erledigten Interpellationen,Anträge,Beschlußanträge u.s.w.entl­alten sein sollen. Hierüber entspinnt sich«eine k­’ingere­ Debatte,an welcher sich Joseph Justi­ B.Ludw.Simonyt,­s Karl Bobor und Alex. Almásy betheiligen und welche zu aneinltatehen da das Haus sich im Wege der Abstimmung für die Berehaltung des bisherigen Modus erklärt. Julius Schwarcz richtet folgende Interpellation an den Un­­terrichtsminister : » 1.Nachdem das Bolkeschulgesetz derhmster verpflichtet,dem Reichstage alljährlich einen Bericht über den Volksschulunterricht vorzule­­gen und die Vertagung des Reichstages unmittelbar bevorsteht(Rufe: Wer sagt das?Wirt­ leihen bis Neujahr beisammen!),so fragt ers, ob er die Absicht habe,den Bericht noch vor Vertagung der Parla­­mente einzureichen ? « 2.Da der Zustand unsere Mrttel-,Hoch-und Fachschulen ein durchaus den Anforderungen der Wissenschaft nicht entsprechender ist, so fragt er,ob der Minister diesbezüglich einen Gesetzentwurf vor­­legen wolle ? » Mart übergeht zur Tagesorduung und gibt zunächst die Strmtzi-­zettel zur Wahl der Siebenerkom­mission ab.Die Rechte stim­mt für folgendeAbgeordnete:S.Ga«s-go,K.H«a1-kontz1,Em. Jvånla,P.Ord0dy,GrafLad.Pe1acsevtcs-J VällsyiundBlaWodianer. nächsten Sitzung bekanntgegeben. Budget des Landesvert­eidigungs- Ministeriums. Ordentliche Ausgaben: Summe der ordentlichen Ausgaben 4.329.324.53 A Außerordentliche Ausgaben. I. Snfteuirung ber Rafernen . -82.000.— 11, » »agazine --16.400.—— III.RemontirungösPrämienbeimUrlauber­­status..... . 107.520.— Zufammen 205.920.— 205.920.— Gejfammtfumme 4,535.244.53 Wird dem Minister zugestellt. « «« « Das Wahlresultat wird in der Bon Sünde zu Sünde. Roman von Mar von Schlägel. Erster Thal. In der Provinz (20. Fortießung.) Anna fiel vor dem Bette der alten rau auf die Knie. Verzeihung! Verzeihung! Die Stimme der Frau Walther Hang sehr schwach und gebrochen, als sie antworte: Ach habe Ihnen — nichts zu verzeihen — Frau — Diretsrin­ jeder — trägt — das Sdicfal — in der eigenen Brust. Ich hätte wiffen können — daß es so fommen mußte. Aber ich habe nicht den Ruth — ich sterbe — ich bin jeßt froh, daß ich sterbe — denn ich abe nicht von Muth­ — und sehe nur Alles finster — und Verbrechen mni Schande. Ach darf es nicht dulden — und kann’s nicht ändern — aber, wenn hr mich etwas geliebt habt — nicht vor meinem Ende - dann mag sich erfüllen, was nicht mehr zu ändern. Aber nicht vor einem Tod. — hr dürft Cuh nicht mehr sehen — bis ich todt bin­­ r­ef Frau Wallner und ihre Stimme Eang schrill und wie Fluch­­ au ich will Sie nicht mehr sehen, Anna! — Gehen Sie! — € 3­uf nicht fein, fegte sie dann leiser hinzu. — Das Verbrechen darf dt die Stelle der Ordnung einnehmen — ich habe nit den Muth , ich habe mein Leben lang geduldet und entsagt — ich fann Euch hit fegnen — obwohl ich Schuld daran bin. 34 will Euhh auch ht fluhen — aber ich fann Euch nit segnen — wartet bis ich torben bin — leben Sie wohl, Anna — für immer. Anna Bernstein richtete sich langsam auf und schritt zur Thüre, e war anzuschauen, wie eine zum Tode Verurtheilte. In der Mitte­­ Zimmers wanzte sie, aber sie raffte sich zusammen und öffnete die­­re. Sie griff ein paar Mal neben das Schloß, aber endlich gelang ihr, zu öffnen. Aber sie vermochte nicht, sie wieder zu schließen oder gaß es. Durch die offene Thüre trat dann die Wächterin und fand Len­o Wallner auf den Knieen liegend vor dem Bette seiner Mutter. Gesicht hatte er in den Kissen verborgen.Sein Körperck war­ungslos.Seine Mutter schaute mit ihren großen schwarzen Augen 7i’auf ihn herab.Sie weinte und die Thränen rannen langsam k ihre Wangen,die ein ganz starkes Aussehen angenommen hatten. Vor der Thüke erwartete Heb­ernstein seine Frau. Sie wäre umgesunken,wenn er sie nicht gestützt hätte. Um Gottes Willen!Wie stehst Du aus!rieser. Frau Bernstein antwortete nicht. Mit Frau Wallner geht es also sehr schlechtl begann Konrad in seiner Angst wieder. Seine Frau schwieg. Er ließ sie anf einen Stuhl sinken und rief nach Babette. Wag soll sie?fragte Frau Ber­nstein. Den Arzt für Dich holen;Du bist krank!sagte Herr Bernstein. Laß das­­ sagte seine Frau und erhob sich. Ich bin wieder ganz wohl. 34 war nur­­ sehr angegriffen. Geht es denn so Schlimm mit Frau Wallner ? fragte Konrad wieder.! Frau Bernstein schaute ihrem Manne flehend in’s Gesicht. Frage mich nicht Konrad! erzähle mir nichts, bis sie tobt ist. Ich kann es nicht ertragen. Und fest laß mich allein. Rube wird mir gut trbun. Du wirst wohl heute allein essen müssen, Konrad ! Betreib mir! die Straße, sie gab Antwort auf Alles, was sie gefragt wurde und a * * Gegen Abend, als Frau Bernstein wieder das Schlafzimmer verließ, ihr Mann war einen Moment fortgegangen, um doch heimlich mit dem Arzt zu sprechen, ha­tam Babette weinend ins Wohnzimmer gelaufen. Die arme Frau Wallner hat seit heute Morgen, seit sie mit Ahnen gesprochen hat, die Sprache nicht mehr bekommen. Und der Doktor sagt, sie werde sie wohl nicht mehr bekommen und es werde langsam zu Ende gehen mit ihr. Auch Herr Wallner hat seit gestern nicht3 mehr geredet. Der hat’s am Ende geerbt. Das Gesicht der Frau Bernstein sah aus, als wenn jede ein­­zelne Muskel zu Stein werde, und ehe die Magd er verhindern konnte, fant sie bewußtlos zusammen. Erlftes Kapitel. Frau Wallner’3 Tod. Frau Bernstein erholte sich wieder und lebte von fegt an in einer Art stumpfer Lethargie dahin. Nur durch eine dünne Wand getrennt lebten die zwei Frauen, so geschaffen mit­einander übereinzustimmen und sich zu lieben und feiner durfte man von der andern nur sprechen, ohne ihr das heftigste Seelenleiden zu verursachen. Während Frau Wallner bewegungslos dalag und nur die großen flehenden Augen ängstlich auf die Thüre richtete, wenn sie sich öffnete, ging Frau Bernstein mechanisch ihren Geschäften nach, sie bewegte sich automatengleich vom Zimmer in die Küche, von ihrer Wohnung auf er eine Thüre öffnen hörte und ihren Schritt auf dem lur vernahm, oder ein kurzes Wort an ihren Gatten, einen Befehl an ihr Mädchen, so leuchteten seine von Nachtwachen und Schmerz mit Conrad und gab ihrer Magd Befehle — aber ihr Auge war glanzlos und starr und ihre Seele schien gestorben. 60 waren Wochen herumgegangen. Frau Wallner war schwächer und schwächer geworden, man Er fegte sich dann weit um draußen auf dem Korridor wieder das Ohr an die Wand der Nachbarwohnung zu legen. bhaftig artig an dem Lager hatte ihr nicht davon gejagt, Leopold abgemagerten Glieder. Und wenn er dann wieder zu seiner Mutter kam und ihre Blide ihn fragend aufhauten, ist in den füllen er da und des Todestampfes ab von ihrem Bett, and Fenster, und schaute hinaus auf die trostlose Schneelandschaft und stüßte das Haupt auf die Hand. Sein so vor wenigen Tagen glänzendes Haar von hing troden und wire über die gesuc­hte Stirn lebten Wochen worden. Die bewegungslose Haut des Gesichtes spannt in si zusammenzufinten, der Mutter bis sie legten Anstrengungen des sterbenden Herzens geschwellt Raum hatte, worüber, fast sich um ein Paar feige Badenknochen ; selbst die rechte Fülle ist verschwunden, und entjeglich anzuschauen ragen die gelben Zähne zwischen den blutlosen unbeweglichen Lippen hervor. Der Hals ist eingefallen und vertrohn­t und nur die Halsadern und leife stand sich in langen Zwischenräumen, um werden. Nur ihre Augen leben, und diese suhen beständig den Sohn. Der Arzt hatte gesagt, daß dieser Zustand noch Tage und Wo­­chen andauern könne. Leopold Wallner war stumpf geworden dagegen. Angst und Schreden brachen sich in ihrem Uebermaß zuleit selber die Spike ab. 63 wird Abend. Bei dem gedämpften Schein der Lampe nimmt er Bud für Bud vor und sucht seinen Geist gewaltsam zu bannen zwischen diese Buchstabenreihen und Blätter — aber wo die Ahnung der Unendlichkeit fand sein irrer Geist seine Ruhe, dann wieder auf, Schlieh­­heit und Sie aßen eben zur Nacht, Bernsteins. Aus der Küche dran das Gellirr der Ehgeräthschaften und aus dem wiederholten Deffnen und Schließen des Wohnzimmers folgerte Leopold Wallner, daß aufge­­tragen würde. Sie sahen jet ohne Zweifel beisammen, da drüben auf dem Sopha und plauderten mitsammen und Conrad Bernstein sah ihr freundlich in die Augen und legte ihr den Arm um die Taille, wie er ja als Ehemann das Recht hatte, und zog sie an sich un­ . . . . . Leopold Wallner’s Fäuste ballten sich, seine wirren Haare sträubten si entfegt empor. Wit ve Leidenschaft wirklich allmächtig ? Hatte sie ihn wirflich mit dem zweiten Gesichte begabt, daß er alles das sah, was in Conrad Bernstein’s Wohnzimmer wirklich vorging ? Conrad Bernstein hatte Frau Wallner herzlich bedauert, er ging nie ohne die aufrichtig­­sten Gefühle des Beiseins an ihrer Wohnung vorüber, er ermridigte sich täglich bei der Wärterin und beim Arzt nach ihrem Befinden und stieß einen tiefen Seufzer aus und drehte seine beiden Pupillen nach aufwärts, so oft er an die nämliche Antwort erhielt, daß er langsam mit ihr zu Ende gehe. Er ehrte auch bis zu einem gewissen Grad die Gefühle seiner Frau für die mütterliche Freundin, aber er begriff doch nicht ganz die Berechtigung eines so tiefen Seelenleidens, wie ihm Anna offenbar unterlag. Das durfte nicht zur Monontanie ausarten, er mußte­­ sie dem Lebn und sich selbst zurückgeben. So hatte auch der Sanitäts­­rab­ gemeint, dem Conrad sein Besorgnisse mittheilte, und Conrad fand diese Vorschläge sehr vernünftig. Er war als öfter nahe daran gewesen, seinen Entschluß auszuführen, allein immer wieder hatte ihn der düstere Falte Bird voll unergründlichen Schmerzen, womit ihn seine Frau anblickte, zurückschreden lassen. Ihre Frau ist offenbar eine nervöse reizbare Natur, hatte der Sanitätsrath gesagt, solche Naturen schrauben sich alle Einprüche, welche an normalen Menschentındern ohne bleibende Erschütterungen vor­­übergehen, zu einer Größe und Wucht hinauf, welche ihr Geelenle­­ben vollkommen dominirt. Da läßt sich nichts DBeiteres thun, als die Einflüsfe dadurch auszugleichen, hab man das reale, in diesem Falle das eheliche Leben zu energischer Geltung bringt. Für mas sind Sie denn ein junger liebender Gatte, Herr Director ? Sehen Sie den melancholischen Grillen Ihrer Frau Ihre Liebe und Lebens: Luft entgegen, statt selber zum „armen Sünder“ zu werden, und sie sollen einmal sehen, was das wirkliche Leben für einen unbesiegbaren Zauber enthält. (Fortlegung folgt.) 7 Sprah Wallner hatte, schäftigt wußte, Und wenn gleich wieder wenn er Wärterin und Magd um seine Mutter die glanzlosen Augen wie Wetterrchein feine und oft das Zimmer verlassen und hatte das Ohr an Wand gelegt; melde seine Wohnung von der Bernstein’3 er nicht einen Laut, einen At­emzug der Geliebten er das Angesicht scheu Rödeln, das wie der Seufzer und die eingefallenen Augen, mit Grau untermengt. Frau Wallner prächtigem Ajchblond zur Seite Klang, entfeglich mager bie trennte, ob er lauschen könne, und ein leises Frösteln lief über ihrer Kehle entstieg dann ein dann wendete und war wenigstens zum tritten Theile­ge: aufs Neue von den igát d, BEN ME, RT ER TE u, DER eh & u 8 ;

Next