Pester Lloyd, Februar 1871 (Jahrgang 18, nr. 26-48)

1871-02-01 / nr. 26

"-« « 4 « \ ; ; Werde, sem Stüc Erde ein aufrichtiger und ehrlicher Waffenstillst und hergestellt, die Nähe nicht so bald mieder gestört werden wird, sich überzeugen werden, bag bag, worüber sie ist, den sie dafür einfegen. Welche R:­gierungs­­welchen Negenten Rumänien sich in der nächsten Zeit gegenwärtigen Negierungsform und Negenten aufgeben wird, dies ist, des so weit «r sich nicht etwa um eine verhüllte Gebietsvergrößerung zu Gunsten eines benachbarten Staates handelt, ausschließlich eine innere Angelegenheit Rumäniens, beziehungsweise eine Angele­­genheit der suzeränen Macht , was Oesterreich-Ungarn wün­­schen muß, worauf es, wenn das Gegentheil die Monarchie be­droht, drin­gen muß, das ist, daß Rumänien in der nächsten Zeit ungestört [ich selbst und der eigenen Ent­wickklung lebe! —— e weil gestritten , so hoffen und sind mir überzeugt, daß, es überhaupt die gegenwärtige die Gegner Nicht Preifed werth form geben,­­den , ob des Streits, vor ist erst auf hier , müßte Allen aber nicht « » Welt, 31. Jänner. I Der schmähtischen Linie der Hohenzollern ist ein reigenthümliches Los zugefallen. Das Jahr 1848 traf sie noch als souveräne Bezieher in den beiden Stammfürstenthü­mern der Familie. An Glanz und en Macht war sie freilich durch die fränkische Linie des Hauses weit üblichelt worden. Der Nü­rnbergische Zweig hatte sich ein große Neid zusammen­­erobert. Aus den Stürmen des Jahres 1848 ging er als Antwort auf die deutsche Kaiserkrone hervor. Aber immerhin legte das fentalide Haus der Hohenzollern noch immer einen geteiften Werth auf die Aufrechterhaltung verwandtschaftlicher Beziehungen zu den fürstlichen Linien von Sigmaringen und von Hechingen. Die Blüt­verwand­schaft zwischen den beiden Zweigen ist nie mit diplomatischer Genauigkeit nachgewiesen worden; wiederholte Anerkennungen von beiden Theilen, Fa­milien- und Erbverträge füllten die Lüde aus, welche die frühere Geschichte der beiden Häuser gelassen hat. Man muß gestehen, daß die schwäbischen Hohenzollern in dem Verhältnis, welches ss zwischen ihnen und dem königlichen Hause herausgebildet hat, eine mürdige Haltung bewahrt haben. Ursprünglich,­­ wenn Überhaupt mit den märkischen Hohenzollern vermanbt, wahrscheinlic dem älteren Zweige der Familie entsproffen, erkannten sie bereitwillig die durch die Zehntsachen ges­­chaffene Familiensuprematie der jüngere Linie an. Sie ver­­zichteten auf ihre Souveränetät zu Gunsten der Krone Preußen und begnügten sich mit dem Titel von nachgeborenen Prinzen des königlichen Hauses und mit einer unbedeutenden Geldabfindung. Aber die Erklärung, mit der sie dies t­aten, betonte in einer die Entsagung ehrenden Weise, daß das Opfer, welches sie brachten, Deutschland gelte. Fürst Anton zu Hohen­­zollern-Simaringen ü­ber­legte Fürst von Hohenzollern: Hechingen ist wenige Jahre nach seiner Thronentsagung­­ gestorben, ohne legitime Erben zu Hinterlassen , fachte seine Stellung in dem neuen Staate, dem er angehörte, in einer­­­eife auf, die seinem Verstante und seinem Herzen gleich hohe Ehre macht. Die sogenannte neue Aera, die von dem da­­maligen Prinzregenten(dem jetzigen deutschen Kaiser)inaugu­­rirt wurde und an die Stelle des reaktionären Regiments Manteuffel ein energieloses,aber aufrichtig konstitutionelles Regiment setzte,fand Fürst Anton als einen der­ eifrigsten Gegner der alten Aera.Die Forderung trat an ihn­ heran, die Bildung eines neuen Ministeriums zu übernehmen. Seine Entscheidung entschied auch­­ in gemisser Beziehung eine an und für sich nicht uninteressante und für die Stellung seiner Bar­milte nicht unrichtige Frage des inneren Staatsrecht­e. Ein beritabler Prinz des Königlichen Hauses konnte nicht M­inister­­präsident werden. Indem Fürst Anton die Stelle eines Mi­­nisterpräsidenten annahm, erkannte er sich zugleich nicht sowohl die Stellung eines Prinzen des Küniglichen Hauses von Preußen zu, als vielmehr die eines hervorragenden Bürgers seines neuen Vaterlandes. Die Frage der Militärreorganisation trieb einen Keil zwischen König Wilhelm und die liberale Partei. Als diese einen Kompromiß ablehnte, wurde das aus ihrer Mitte hervorgegangene M­inisterium durch ein Fonferbatines­effekt. Der Augenblick, wer über den Fall des liberalen Elements in Preußen entschied, sah auch Fürst Anton aus seinem Amte l­eiden. Er lebte seitdem in stiller Zurücgezogenheit, wenn auch in steter Verbindung mit den liberalen Kreisen und in regem Verfeht mit Fünftlerischen und wissenschaftlichen Kapazi­­täten. Sein Haus in Düsseldorf bot das Bild eines muster­­haft edlen Familienlebens. König Wilhelm hatte ihm troß der­­­erschiedenheit ihrer politischen Wege seine Zuneigung be­­wahre. Er gab ihm einen neuen Beweis derselben, indem er ihm das sonst nur den Prinzen des königlichen Hauses ge­­bührende Prädikat „Königl. Hoheit" verlieh. Die neu aufge­frischte Familienverbindung mit dem mächtigen Vetter berr [haffte seiner Familie eine Hervorragendere und beachtetere Stellung unter den fürstlichen Familien Europa’s Die schwä­­biscen Hohenzollern hatten sich früher mit Familien dritten und vierten Ranges affiirt; ein Hohenzollern hatte eine Miurat, ein Repoii hate eine Hohenzollern heimgeführt Segt bewarben sich Könige und die Söhne von Königen um die Töchter des Fürsten Anton. Den Fürsten Anton Veß beies er neue Glanz ziemlich kalt. Al im Jahre 1865 von Kaiser Napoleon und dem Grafen Bismarc gemeinschaftlich der Plan gefaßt wurde, von Prinzen Karl nach Rumänien zu fehiden, gab Fürst Anton nicht aus Chrgeiz seine Einwilligung, sondern weil er glaubte, seinem neuen Vaterlande einen wesentlichen Dienst zu eriwei­­sen. Er war ein militärisher Pfosten, auf den er seinen Sohn stellen seh, nicht ein Thron, den er ihm verschaffen wollte. As — wie es heißt ursprünglich, von Prim, Graf Bismarc and Kaiser Napoleon gemeinschaftlich — der Plan besprochen wurde. Den Erbprinzgen des Fürsten Anton auf den Thron Isabella’8 der Katholischen zu sein, verweigerte der Fürst zu Hohenzollern zuerst seine Genehmigung mit aller Lebhaf­­tigkeit. Die Nachrichten, die er von seinem jüngeren Sohn aus Bukarest erhielt, waren eben nicht geeignet, ihm ein neues Experiment mit einem seiner Söhne annehmbarer er­­leinen zu lassen. Indem Prinz Karl die Würde eines Hofpodaren der vereinigten Donaufürstenthümer annahm, er­­wies er dem königlichen Oberhaupt seiner Familie, wenn an nur für einen Augenblick, so doch in einen entscheiden­­den Augenblick, nämlich bei Ausbruch eines Sirieges, einen bedeutenden­­ Dienst. Der Krieg vom Jahre 1866, welchen die Sendung des Fürsten Karl gleichsam ankündigte, hat zu der Suprematie Preußens in Deutschland den Grundstein gelegt. Die Annahme der spanischen Kandidatur Seitens des Erb­­prinzen Leopold von Hohenzollern hat Napoleon den III. den­­ Vorwand zu dem gegenwärtigen Kriege gegen Preußen gebo­­ten, und dieser Krieg hat an König Wilhelm und sein Haus Titel und Macht des deutschen Kaisers gebracht. Aber wie dem wirklichen Ausbruch des Krieges die Zurücziehung der Kandidatur des Erbprinzen Leopold vorangegangen war, so scheint ein eigenthümliches Verhängnis es bewirken zu wollen, daß fast zu gleicher Zeit mit dem Einzuge des neuen bdeut­­fen Kaisers in seine alte Reichshauptstadt der Auszug des­­ Fürsten Karl aus dem Staate sich vollziehen soll, welchen zu regieren ihm nicht einmal ein Jahrzehnt vergönnt gewe­­sen ist. Die Thronbesteigung des Fürsten Karl ist in Dester­­reich-Ungarn nicht mit freundlichen Augen angesehen worden. In Ungarn wie in Deuterreich sah man in ihm einen vorge­schobenen feindlichen Posten. Die Beziehungen der Monarchie zu dem neuen deutschen Reiche tragen den Charakter gegenseitigen Wohlwollens. Fürst Karl ist der Bevölkerung der Monarchie nicht mehr der Verwandte eines Hauses, welches als ihr und ihrer Konsolidirung Erbfeind gilt. Aber auch sonst liegen Gründe ge­­nug vor, die für eine unbefangene Beurtheilung des jungen Prinzen sprechen. Die Beziehungen Rumäniens zu Oesterreich- Ungarn haben sich unter seiner Negierung, besonders in der legten Zeit freundlicher gestaltet. Die aggressiven Schritte, die von dort aus gegen die Länder der Stefanskront gerichtet worden sind, haben nicht ihm zum Urheber gehabt. Seinen Privattugenden laffe auch diejenigen Gerechtigkeit widerfahren, die rücksichtslos auf seinen Sturz­ hinarbeiten. Er ist ein dürft von milden, sehenswürdigem Charakter, gewissenhaft in der Erfüllung seiner Pflichten, anspruchslos und sparsam und in seinem Familienleben ein Vorbild für die Bevölkerung. Die Konstitution, die er vorgefunden, hat er­hedlich geachtet, obgleich ihre einzelnen Bestimmungen ihn zur vollständigen Machtlosigkeit verurtheilt haben, obgleich der ungestüme Aus­­bruch der S­ympathien der Volfsvertretung für Frankreich ihn mit den angebornen S­ympathien in einen harten Konflikt gebracht hatte. Aber bei aller Anerkennung seiner Vorzüge muß man fügen, daß sein Familienursprung, der ihn für den ersten Augenblick den extremen Parteien als einen genehmen Kandidaten erscheinen ließ, ihn für die Dauer unmöglich ma­­chen müßte, und daß er nicht die Herrschertugenden, vor allen nicht jene Energie befitz, welche die Schwierigkeiten der Lage in einem so eigenthümlich gestalteten Lande, wie Rumänien, allein zu besiegen vermag. Die Wahrheit der Empfindungen, die aus dem Schreiben sprechen, welches hirst Karl an einen deutschen Freund gerichtet und dieser wahrscheinlich auf seine Veranlas­­sung der die „Augsburger Allgemeine Zeitung‘ veröffent­­licht hat, soll nicht umgezweifelt werden ; aber wenn er, wie dieser Brief cS voraussehen ließ und die heute bon und mit» getheilten Telegramme e8 bestätigen, sehen in der nächsten Zeit seinem Throne entsagt, so wird die gerechte Geschichte die Vorzüge seines Privatcharaktere, die ihm eine sechsjährige Regierungszeit zu entwidkeln Gelgenheit gegeben hat, wohl anerkennen, aber gleichzeitig nicht verschweigen dürfen, daß er zu schwach ge­wesen sei für die Aufgabe, die er sich gestel­t hat, wenn auch nicht ungeeignet für sie, die er nac­h den weitgehenden Blünen des Grafen Bismard in einem­­ gewissen Augenblick zu erfüllen hatte. Fürst Karl wird in gewissem Sinne für Rumänien das gewesen sein, was der Bürgerkönig für Frankreich gewesen it, und vielleicht werden­ es einst die Rumänen ebenso gut bereuen, ihn aus dem Lande gedrängt zu haben, wie die Franzosen es fest unwahrscheinlich­­ bereuen, Louis Philipp gestürzt zu haben. Aber wenn die Bekämpfung von F­ürsten, die mehr darnach streben, ihren Völkern nüßlich zu sein, als die Schwächen derselben gefangen zu nehmen ‚und auszumugen, nicht nur das Unglück, sondern auch die Schuld dieser Völker ist, so tragen doch immerhin die Fürsten „ einen Theil dieser Schuld, denen diese Bekämpfung gilt. Auch die Bölter müssen ja sehr oft mit den Empfindungen und Sch­wä­­chen ihrer Fürsten rechnen, und sein ürzt sollte vergessen, daß er auch mit den Empfindungen und Schwächen seines Volkes zu rechnen hat. Er darf sich von ihnen nicht seine Entfehlüffe bistiren lassen , aber er muß sie als einen Faktor ansehen, den er unter Umständen zu bekämpfen, den er unter anderen Umständen wieder zu schonen hat, der aber unter allen Umständen vorhanden it.­t. Die Umgestaltung,welche die Abreise des Fürsten Karl zur Folge haben muß,kann Ungarn nicht gleichgiltig sein.Nur die Kurzsichtigkeit kann glauben­,daß Ungarn es Interesse daran habe,ein schwaches Rumänien neben sich zu sehen.Was die ungarische Regierung wünschen muß,das ist im Gegentheil, daß sich die Verhältnisse dort konsolidiren und daß eine im besten Sinne des Wortes konservative Partei,d.h.eine Partei, die im Stande und gewillt ist,dem Lande die Möglichkeit einer ruhigen und selbstständigen Entwickelung zu sichern,sich heraus­­bilde und der Regierung bemächtige.Ein Regiment,welches nur auf äußere Aktion oder,bessergesagt,Demonstration be­­dacht ist,repräsentirt eine stete Bedrohung seiner Nachbarn, wie es doch und selbst nicht zur Ruhe kommen läßt und an­mählig an den Rand des Abgrundes führen muß.Die eigen­­thümliche Entwickelung der Balkan-Halbinsel hat das Element einer eingeborenen mittleren Landaristokratie,welches neben einem kräftigen Bürgerstande überall einen vortrefflichen Kern und Mittelpunkt für eine ruhige staatliche Entwickelung«bietet, verschwinden gemacht.In Rumänien insbesondere sind die alten,großen eingeborenen Familien allmählig durch eine Art griechischer Börsen-Aristokratie mit großem Latifundienbesitz verdrängt worden,die mit dem Lande und seiner Geschichte noch nicht recht verwachsen ist.Die Stammverwcndtschaft des rumänischen Volkes mit dem damals an der Spitze Europa’s stehenden Frankreich,welche dem nationalen Selbstgefühle der Rumänen schmeichelte,bestimmte­ Diejenigen unter ihnen,welche sich für den öffentlichen Dien­st vorbereiten wollten,­für ihre Erziehung französische Vorbilder zu wählen.Der französische Radikalismus wurde von ihnen ungemildert nach einem Lande Verpflanzt,welchem alle Vorbedingungen für seine Verwirk­­lichung fehlen.Bezeichnend genug für den Gegensatz,in welchem der politische Grundgedanke dieser radikalen Politiker mit den wirk­­lichen Verhältnissen des Landes steht,ist es,daß sie,die zur Fahne eines Gambetta und eines Cremieux schwören,ihre praktische Thätigkeit mit einem extravaganten Akte religiöser und nationaler Intoleranz gegen die Juden eröffneten.Ein erster n:s.3.s großer Erfo­lg,die vollständige Emanzipation von Russland und die fast vollständige von der Pforte,verhindert mit einer nicht unbedeutenden Territorialerweiterung,ist den Rumänen durch fremde Anstrengungen zu Theil geworden, ohne daß eigene Anstrengungen ihnen einen M­aßstab zur Beur­­theilung der eigenen Kraft und der Mittel geliefert hätte, die ihnen zur Durchführung kühner und weitschauender Pläne Einzelner zu Gebote stehen. Was Rumänien vor Allem Noth thut,das ist,daß seine leitenden Staatsmänner die Bedürfnisse der Verwaltung respektiren lernen,daß sie einsehen lernen,daß ein Land zunächst verwaltet werden­ muß,wenn es in staatlicher Selbstständigkeit bestehen will oder bevor es gar daran den­­ken kann,sich räumlich auszudehnen.Alle möglichen politischen Doctrinen haben in Ru­mänien ein stets bereites Versuchsfeld gefunden,gut verwaltet ist es nie worden und ist es auch bis zu diesem­ Augenblick nicht.Wir sagen dies nicht,um die Bevölkerung eines Staates zu verletzen,mit welchem wir in Frieden leben wollen,sondern weil—wir wiederholen es —das Interesse und das Gedeihen Ungarns uns solidarisch verbunden scheint mit dem Interesse und dem Gedeihen Ru­­mäniens.Und wir stehen nicht an,zu bekennen,daß das Uebel,an welchem Rumänien leidet,auch in Ungarn,wenn auch im geringerem Maße,zu finden ist.Rumänien ist von der übrigen Bevölkerung der Balkanhalbinsel national geschie­­den.Hätte es Lust,sich nach anderen Richtungen hin auszu­­dehnen,so würde es zunächst auf zwei Staaten stoßen,die vor­­läufig noch immer zu den Großstaaten Europa­s zählen.In diesem Punkte ist es Viel ungünstiger gestellt,als z.B.Ser­­bien,welches mit einem großen Theile der Bevölkerung der Balkanhalbinsel in nationaler Fühlung ist und nur an eine Großmacht angrenzt.Aber gerade an Serbien haben wir ge­­sehen,daß in demselben Grade,in welchem seine inneren­ Zu­­stände sich gehoben haben­ und das Fürstenthum Serbien zählt jsstzt zu den bestverwalteten Staaten des Continents— es sich bescheiden gelernt hat und selske Beziehungen zu Öster­­reich-Ungarn sich immer freundlicher gestaltet haben.Oester­reich-Ungarn sieht neidlos auf die Entwickelung Serbiens und es kann nur wünschen,daß Rumänien dem von seinem Nach­­barn gegebenen Beispiele folge.Oesterreich-Ungarn wird nicht fill­­stehen , während seine kieineren Nachbarn sich entwickeln, und wenn es auch niemals zugestehen wird, daß das Belieben im Einzelnen sich an die Stelle des in legitimer Weise ge­­äußerten Willens der gesammten Bevölkerung der Monarchie seße, so wird es doch getrost den Vergleich z­wischen dem er­­tragen können, was seine staatlichen Institutionen dem Einzel­­nen bieten, und dem, was die seiner Nachbarn vom Einzelnen zu leisten im Stande sind. Wie sehr auch die Neigungen und­­ Empfindungen, wie sehr auch vielleicht einzelne Unt­reffen der verschiedenen Völker auseinander gehen mögen, welche Oester­­reich-Ungarn einerseits und die Balkanhalbinsel andererseits beimohnen, in einem eminenten Antereffe begegnen sie sich sümmtlich in dem Sy­ntereffe, daß wenigstens die staatlichen Rahmen nicht ersc­ittert werden, in welchen ihre wirthschaft­­lge und geistige Entwicelung sich vorzieht. It diese Ent­­wicelung so weit gediehen, daß auch die untersten Schichten der Bevölkerung an ihr theilnehmen, und von dem Bewußtsein dieser Theilnahme erfüllt, nicht nur der Spielball: ihrer Lei­­denschaften und Derer, die sie mißbrauchen, sondern bei eige­­nen Lebensinteressen eigenste vnfibewußte Hü­ter sind, hat sich in Anlehnung an diese Entwickklung erst eine ordentliche Verwaltung in den einzelnen staatlichen Gebilden herausgear­­beitet , die gegenwärtig vorhanden sind, dann mag man viel­­leicht daran denken, die Grenzen versehlen zu verrüden, dann mag der Kampf unter den verschiedenen Elementen neu begin­­nen. Vorläufig und noch für sehr lange hinaus gilt es noch, in regem Wetteifer die Grundbedingungen für das Sonderle­­ben dieser Elemente zu schaffen ; vorläufig bedroht jeder Kampf unter ihnen um die Herrschaft alle mit­ dem gemeinsamen Un­­tergang. Was wir wünschen, das ist vorläufig unter den strei­­tenden Elementen ein Waffenstilftend, auf daß sich ein Leber erhole und kräftige, und wie wir hoffen und überzeugt sind, daß dem Waffenstillstand in Frankreich bald der Friede folgen . In der heutigen Konferenz der Dechfpartei theilt zunächst der Kommunikationsminister v. Doro,ve mit, daß er dem Wunsche des Aba. Simonyi (Vorlage der auf die Eisenbahnen bezüg­­l­en Verträge u­. |. i­.) nachzukommen sich bereit erkläre, daß er aber um Geduld bitten misse, da 69 umfangreiche Dokumente im Urterte und in ungarischer Mederiehung in Drud zu Segen sein werden, was einen Band von nahe an 100 Drudbogen geben dürfte. — Sodann wurde das Begehren des Justizministers um Genehmigung für 4 Aus­­hilfsreferenten beim Kassationshof besprochen und nach einer längeren Debatte, an welcher sich nebst dem Minister und Franz Desk die Aba. Hoffmann, Droóoy, Paczolay, Hodossy, Mihályi, betheiligten, beschlossen, jenen offen nur für ein halbes Jahr zu bewilligen ; mittlerweile solle der Zusatzm­inister im gesehlichen Wege die Richter der Fön. Tafel um 4 vermehren, welche einstweilen als Aushilfsreferenten dem Raffationsz­­ofe zugetheilt würden. Schließlich theilte Minister Horváth die von uns bereit erwähnten Beschlüsse des M­inisterrathes in Angelegenheit der Kodifikation­: Kommission mit, mit denen sich die An­­wesenden einverstanden erklärten. s­ Bezüglich der Transportfalamitäten und möglicher Abhilfe wurde heute um­­ 27 Uhr im Kleinen Lloypsaale eine neuer­­liche Versammlung abgehalten, welcher das in der Sonntags-Versamm­­lung gewählte Romité das von ihm ausgearbeitete Memorandum vor­ legte; dasselbe enthält eine Darstellung der bestehenden Hebelstände und betont die Nothmendigkeit des zweiten­­ Staatsbahngeleises von Maisen nach Marchegg, der Waggonvermehrung und eines kaufmän­­nischen Beirathes für die E. General­ Inspektion. Nach einer längeren Debatte, welche sich hauptsächlich um die Frage des Rechtes zu Zwangs­­maßregeln bezüglich des zweiten Geleites drehte, wurde das Glaborat angenommen, und man beschloß, daß es einer Anzahl von Deputirten, von denen eine Unterfrügung der Handel3-Interessen zu erwarten ist, mit der Bitte übergeben werde, im Sinne desselben für Schaffung von Abhilfe zu wirken. z Beüglich der Affaire Ledochowsk­i-Kozmian erhalten wir die nachfolgende Zuschrift, der wir bereitwillig Raum geben : ‚Sehr geehrter Herr! In Ihrem geirägten Blatte ist in fetter Zeit eine biographische Skizze, den Prälaten v. Kozmian betreffend, veröffent­­licht worden. Dieselbe entspringt offenbar einer polntigen Quelle (Das ist ein Serthum, die Duelle ist eine eminentdeutsche D. Ne. b. B. £."), enthält aber meistens entstellte, ja sogar aus der Luft gez­ia ae , die ebenso ungereimt als boshaft zusammen­­gestellt sind. 63 liegt zwar in der Natur der Sache, dak eine über das All­­tägliche erhabene Persönlichkeit, welche thatkräftig in die Lebensverhält­­nis eingreift, einerseits warmen Freunden und Gönnern, anderseits mehr oder weniger gehäfsigen Verfolgungen und Verleumdungen aus­­gejöst ist. Die lebteren zu berücksichtigen, gestattet meistens die eigene Selbstachtung nicht, welche derartige Angriffe mit Stillschweigen und Verachtung übergeht. Anders verhält es sich jedoch, wenn die Verleumdung auf ihren Schleichwegen Verhältnisse des Privatlebens anzugreifen si bemüht. Die in Rede stehende Skizze enthält die Behauptung, daß Herr v. Kozmian, nachdem er sich mit der Tochter des Generals v. Chlapowski verheirathet hat, bietelde so strengen und schweren religiösen Üebungen unterworfen, haß sie aus Verzweiflung in den Club gesprungen und auf diese Art ihrem Leben ein Ende gemacht; daß ihre Brüder dieserhalb dem hinterbliebenen Ehemanne ihren Groll nachgetragen, und daß derselbe, wahrscheinlich um ihrer Verfolgung sich zu entziehen, priestet geworden. In meiner Eigenschaft als der älteste Bruder der Verstorbenen, erkläre ich hiermit für mich und Namens meines über 80 Jahre alten Baters, meiner Brüder und der ganzen Familie, daß an vielen Be­­hauptungen im Allgemeinen und im Einzelnen nit ein Wort wahr­st und daß sie reine Zabel enthalten. Mein Schwager hatte seiner Gattin religiöse Pflichten und An­­dachsübungen an und für sich nicht aufzundt­igen, da dieselbe einem Haufe entsproffen, in welchem von jeher die Treue für die Kirche und sorgfältige Erfüllung der religiösen Pflichten zu den theuren Ueber­­lieferungen gehört; die Ehe selbst aber war, was die Eintracht und gegenseitige Liebe anbelangt, für uns Alle ein nachahmungswürdiges Muster. Ein schredlicher Unfall auf der Warschausiener Bahn, bei welchem meine Schwester nur mit Mühe das Leben gerettet, hatte ein mehrjähriges Leiden zur Folge gehabt und war aller ärztlichen Pflege ungeachtet schließlich die unmittelbare Ursache des Todes. Der tummervolle Gatte umgab sie währen dieser Krankheit mit derjenigen Sorgfalt und Liebe, welche der Hingeschiedenen die­­­orzüge seines Herzens und Gemüthes doppelt theuer machten. Dieses Unglück hat an die bis dahin engen Familienbande mit meinem Schwager seineswegs gelöst, vielmehr unsere Liebe zu verselben wo­möglich gesteigert. Herr v. Közmian selbst hat sich darauf, seiner religiösen Ueberzeugung und den Cingebungen eines opferfreudigen Herzens fol­gend, dem Gottesdienste geweiht und ist seitdem unermüdlich, Sich der Kirche, dem Lande und seinen Nächten nüglich zu machen. Die hohe Achtung, deren er sich bei vem verstorbenen Erzbischof ee und die ihm auch von dem jenigen zu Theil wird — das An­­sehen, welches er in Nom genießt, die Hochachtung und Liebe seiner Ran­dgleute liefern einen unwiderleglichen Beweis seiner Vorzüge und Tugenden, deren Werth vergeblich unwürdige Verleumdung herabzu­­seßen sich bemüht. » Unsere Familie rechnet sich vielmehr zur Ehre an, ihn zum Mitgliede zu haben und fest, wie hier allgemein bekannt ist, die Liebe, vollsten Beziehungen zu ihm fort. _ 68 ist traurig, wenn politische Leidenschaft oder religiöser Zwist in Ermanglung thatsächlicher Welterzeugungsgründe zur Lüge und Verleumdung ihre Zuflucht nehmen ; es ist aber noch tiefer zu befra­­gen, wenn der Haß und die Verblendung sogar das Familienunglück des Gegners im Warteiinteresse auszubeuten versuchen, indem sie wahre­n entstellen und überall falsche Motive unterlegen. ch glaube die Hoffnung auspründen zu dürfen, daß Sie dieser meiner Erklärung einen geeigneten Plan in ihrer Zeitung nicht ver­­sagen und mir damit Gelegenheit verschaffen werden, jese in der Skizze enthaltenen Behauptungen als frivole und boshaft ersonnene entschie­­den zu dementiren. 7 Mit der vorzüglich­en Hochachtung Ihr ergebener Szólory, Großherzogthum Bosen, 25. Jänner 1871. Stanislaw Chlapowski, Mitglied des norddeutschen­­ Reichstages, der preußischen Ab­­geordnetenkammer und des Landtags für das Groß­­herzogthum Bosen. 15 Aus dem Reichstage. I. BVeft, 31. Jänner. (H.) Die Spezialdebatte über das Budget für 1871, welche gegenwärtig im Abgeordnetenhause im Zuge ist, bildet eine lange Reihe kleinlicher Plänfereien, ohne irgend ein höhe­­­­res politisches oder finanzielles Interesse. Wenn wir nicht e­­desto weniger die heutige Sigung des Abgeordnetenhauses zu den interessanteren rechnen, so geschieht dies blos aus dem Grunde, weil Heute der Handelsminister, Herr dr. Szlávy die gegen ihn gerichteten Angriffe mit einer Nebe zurü­ckwieg, welche nicht nur das Niveau der während der­ Budgetdebatte gehaltenen gewöhnlichen Reven weit überragt, sondern an an und für fi zu dem Bedeutendsten gehört, was seit Lange im Abgeordnetenhause gehört wurde. Die Opposition hat in Bezug auf die­­ Volkswirthschaftspflege kein einheitliches Programm j­edes Mitglied hat hier, soweit es überhaupt een hat, seine eigenen selbstständigen Ideen. Nur darin stimmen alle miteinander überein, dag sie, vielleicht auch gewisserma­ßen in Folge ihrer liberal sein fallenden politischen Parteistellung, theils­ bewußt, theils unbewußt mehr oder weniger zum volks­­wirthschaftlichen Radikalismus hinneigen. Durch diefe Hinnei­­gung zur Theorie des absoluten „laisser faire“ geräth jedoch die Opposition in einen eigenthümlichen Widerspruch mit sich selber, indem sie im Prinzipe eigentlich das gouvernementale Nichtsthun auf volkswirthschaftlichem Gebiete fordern séte, während sie doch in­ der Praxis, wohl missend, daß das große Publikum von der Negierung zu viel, man möchte sagen. Alles erwartet, nicht umhin Tann, die Mes­sierung zu beschuldigen, daß sie zur Förderung der materiellen Spätereffen des Volkes zu wenig gethan habe. Diese Stellung ist Logisch, und deshalb auch parlamen­­tarisch nicht zu halten. Es gelang denn auch dem Handels­­minister auf das Glänzendfte, die gestrigen Neben der Herren Tipa,Helfd, Simonyi und Horn zu emk­räften und ad absurdum zu führen. Hätten sich diese Herren Mühe genommen, die Thätigkeit des Handelsministeriums gründlich zu studiren und hätten sie dann ihre Ansichten Über das, was das Ministerium schlecht gemacht oder verfäumt hat, ohne theoretische Einseitigkeit und ohne oppositionelle Webertreibun­­gen offen und aufrichtig ausgesprochen, so wären sie bei allen Roturtheilslosen Staatsbürgern des Beifalls sicher gewiesen. Ya die Regierung selber und ihre Partei hätte nicht umhin fünnen, die Berechtigung einer solchen Kritis anzuerkennen, dem sie sich aber theild auf das Gebiet vager Allgemein­­heiten verirrten, theild aber Forderungen stellten, deren Uner­­füllsparfelt jedem verständigen Menschen einleuchten muß , war ihre Niederlage von vorne herein gewiß. Herr v. Szläoh hat ohne wegnerische Stofseln, m­it gewinnender Aufrichtigkeit und Objektivität, mit der Wärme „der ehrlichen Ueberzeugung die wahre Sachlage dargestellt, die Bedingungen und natür­­lichen Grenzen der Regierun­gsthätigkeit auf volkswirthschaft­­lichem Gebiete beleuchtet und­ hien­it „Waren auch die gegen ihm gerichteten Angriffe auf Das Drängendste zurückgewiefen. Die Stelle, wo er auf die während seiner Rede gemachten kurzen Bemerzungt­ mit großer Schlagfertigkeit sofort ant­wortend, die wahren Ursachen des s­chlechten Zustandes unserer Strafen darlegte und den Verweis führte, daß gerade jene, welche den Namen des „armen Volkes" ununterbrochen im Munde führen, die Last der öffentlichen Arbeitsleistungen vo­n sich ab und auf das „arme Bolt" Hinü­berwälgen: — diese­ Stelle der Rede Sy Län 18 gehört zu den besten Leistungen in unserem an parlamentarischen Nevekräften gewiß nicht armen Abgeordnetenhaufe. In der Rede Szá 8 hat die fegimudílose, sehlichte Wahrheit wieder einmal ihre Kraft gezeigt und einen t wohlperbienten Sieg errungen. Deshalb empfehlen wir diese Rede der Aufmerksamkeit aller jener, welche­m politischen Neben micht die Phrase, sondern vor Allem Wahrheit suchen. II. Nachstehend nehmen wir unseren Bericht über die heutige Situng des Abgeordnetenhauses dort wieder auf, wo wir ihn im Abend­­blatte abgebrochen. Die Generaldebatte über das Budget des Handels-, Aderbau­ und Gewerbeministeriums dauert fort. Thomas BEchy hätte erwartet, daß der Minister auf die Vor­­würfe Maättyus’ mit positiven Angaben antworten werde, er­ hat aber nur ganz allgemein gesprochen. Er hätte erwartet, daß der Minister bestimmte Verfügungen versprogen und dadurch das Land beruhigen werde, das it aber nicht geschehen. Daß ss der Handel in ven letten Jahren gehoben hat und noch immer hebt, leugnet auch die Linke nicht ; nur ist dies nicht wegen, sondern troß der Negierungsthätigkeit gesche­­hen, nur ist dies nicht in dem Maße geschehen , als es bei zweckmäßi­­gen Negierungsverfügungen möglich gewesen wäre. Gebrigens nimmt er das Budget an. Eruard Horn, der zum Sprechen aufgerufen wir, ist im Saale nicht anwesend. Der Präsident erklärt die Debatte für geschlossen. Koloman Tipa hat als Antragsteller das Schlußwort.­Er be­­klagt die mangelhafte Thätigkeit der landwirthschaftlichen Vereine,die gerade in Ungarn berufen wären,durch Verbrettung moderner A­k­schauungen in Kenntnissen­ durch Zerstreu­tigemgeklkukselkekPVVUVWNIS ungemeinersprießlich zu wirken.Auch die landw­irts­ch­aftlichen Lehr­­anstalten lasfen bei uns ungemein viel zu wünschen übrig. Ytan legt dort viel zu großes Gewicht auf die Theorie nid it auf die Praxis zu wenig bedacht. Wir brauchen praktische Landwirthe und solche vermö­­gen unsere Landesanstalten kaum heranzubilden. Nehmer beleuchtet dann die Neve Erköoy’s und ist erfreut, daß dieser gleichfalls die Abschaffung der Feudalteste urgirt. Er möge nur seinen heute geäußerten Ansich­­ten treu bleiben, wenn die Feudalgesebentwürfe einmal im Hause zur Verhandlung gelangen. Referent des Finanzausschusses Morz M­ahrmann wendet sich gegen die Vorredner von der Opposition. Daß der Handel Ungarns einen bedeutenden Aufschwung genommen, daß sich der Mohtland bes­deutend erhöht hat, das braucht man, nicht (er bürd) statistische Vers­gleichung nachzumeisen, das lehrt ing ein Bid auf unser Budget, das seit zwei Jahren ein Defizit präliminirt, ohne daß ein­ solches bisher jemals zur Wirklichkeit geworden wäre; denn die Staatseinnahm­en übersteigen in jedem Jahre so sehr die vermuthete Summe des Borz­anschlags, daß das Defizit immer durch den nicht vorausgefeßten Mederschuß gedecht worden. Es ist von verschiedenen Seiten betont worden, daß der Staat mehr für die Entwickklung des Handels thun­­ müsse, allein Repner, ist hier wie überall entschieden weniger für die Staate: und mehr für die Selbsthilfe. Man hat gesagt, daß das Kom­­munications­ mit dem Handelsministerium vereinigt werden sollten, da sie dem Gegenstande nach zusammengehören. Allein dann müßte man an das Unterrichtsministerium damit vereinigen, da zur Entwickklung des Handels auch die glümplichere und umfassendere Bildung der Kauf­­leute nötig ist. Er empfiehlt das Budget zur Annahme. Minister Szlávy: Nach dem, was mein geehrter Kollege, der Kommunikationsminister und der Herr Referent gesagt, erübrigt mir nichts zu bemerken , da die Herren von der Linken, welche gestern und heute Reden zu halten beliebten, ich vorbehielten, bei den einzelnen Budgetposten zu sprechen, so werde ich auch bei den einzelnen Bosten antworten. Seht Tann­ic nur auf die allgemeinen Bemerkungen in Bezug auf das Budget inposiiren. Herr Helly meint, die Regierung befolge weder die wirthschaftliche Volitit Kosuth’s, noch auch die Szés­henyi’s, und sie thue von ihrem Standpunkte aus ganz recht, denn sie strebe nicht die Bereicherung, sondern die Verarmung des La­­des an. Solchen Vorwürfen begegnet die Regierung überall, und wenn sie dieselben alle widerlegen wollte, so würde sie so viel Zeit damit verz­schwenden, daß allerdings wahr würde, was der Herr Abgeordnete sagt, sie würde die Landesangelegenheiten vernachlässigen und das Land der Verarmung entgegenführen. Man hat auch geklagt, daß die Konsurm ihre Pflicht nicht erfüllen ; sie sind feine Ungarn, sie erstatten feine Berichte, sie vertreten die Interessen Oesterreichs weit mehr als die Ungarns, sie hintertreiben den ungarischen Meinerport. Daß wir seine besondern Konsuln haben, ist wahr, aber sehr natürlich ; wir haben mit Oesterreich nicht blos den Herrscher gemein, sondern auch ein Zoll- und Handelsbündniß. Hat et­wa Norwegen besondere Konsuln neben den schmedischen ? Hat etwa Grüßdeutschland iegt nicht dieselben Konsuln wie Norddeutschland ? Und doch dürften die Interessen Süd- und Nord­­deutschlands öfters mit­einander in Konflikt gerathen, als diejenigen Ungarns und Oesterreichs. Die Konsuln sollen ihre Pflicht nicht erfül­­len. Allein ihre Berichte erscheinen regelmäßig im Amtsblatt und außerdem jährlich in einem Hefte zusammengestell. Die Berichte mö­­gen mangelhaft sein — mein Gott, sein Menschen­werk ist ja vollkom­­men! Aber sie erfüllen ihre Pflicht, und die Konsuln stehen in fort: mwährender Korrespondenzverbindung auch mit der ungarischen Regie­­rung. Die Konsuln sollen die Steressen Ungarns denen Oesterreichs hintanfegen. Wenn sie Wein zu empfehlen kommen, so werden sie ges wiß Klosterneuburger und nicht ungarischen empfehlen. Nun, das ist ichfießlich Geschmachsiahe. Allein ich glaube, daß der geringe Grport ungarischen Weines weniger in der läsfigen Anpreisung durch die Konsuln seinen Grund hat als in dem Umstande, von der Herr Ab­­geordnete en ey in ber ga Behandlung des Wei­­nes, darin, daß man nicht im Stande ist, einige Fa ganz gleic­hen Weinen zu bekommen. Ei Säffer mit ganz Daran ist aber natürlich auch die Regierung schuld ; sie sollte Dod3, sie sollte Entrepots errichten, wo sehr viele Fäller Mein neben­­einander untergebracht werden können. Ya, aber wird der Wein dann ge, wird er dann gut, wenn viele Fäller neben­einander liegen? Oder soll etwa der Minister seine Konzipiion hinfceiden und den Mein­des und gut machen Lassen Das wird man doch kaum von der Regierung verlangen können. (Heiterkeit) Mein spezialer Kollege, der ehrenwerthe Herr Abgeordnete Ennard Horn (Szlávy und Horn sind die beiden Vertreter vor. Staat Preßburg. Der Referent­­­rennt sicher Ignaz Balugyay in Preßburg und er weiß, daß sein Wein im Aus­­land sehr gesucht it; er tennt wohl auch die Firma Jalics und weiß, daß sie genug Wein erportirt. Diese Firmen können also ungarischen­­ Wein erportiren und wenn andere Dies nicht tön­en, so sind nur sie­­ hald daran, weil sie den Wein nicht entsprechend zu behandeln ver­­stehen. Mein spezialer Feind, der Herr Abg. Horn, befragte sich über den schlechten Zustand der Straße und erklärte diesen für ein Hinderniß der Entwickklung des Handels, Allrrdings, die Straßen sind schlechter, als sie früher waren ; da weiß zwar mein geehrter Kollege Horn nicht, denn er hatte nicht Gelegenheit, deren heutigen Zustand mit dem vor sechs Jahren zu vergleichen; ich aber hatte ja viele Gelegenheit und ich Tann nit umbin, zu gestehen, daß die Straßen schlechter geworden sind. Daran it nicht zu leugnen. Aber kann man mehr die Regie­­rung dafür verantwortlich machen? Gewiß nicht, denn die Erhaltung­ der Straßen gehört in den Kreis der jurispiktionellen Autonomie und sind die Straßen verwahrlost, so trifft die ganze Schuld ausschließlich die Jurispiktionen. (Rufe von der Linsen: Man gibt den Juris­­diktionen rein Geo!) Sollten etwa wir aus unserer Tasche den Juris­­pik­ionen Geld geben? Soll die Regierung, das Geld aus eigenem hergeben ? Die Regierung hat kein anderes Geld, als melches der Neichstag ihr bewilligt und die Nation zahlt. € 3 bleibt sich also ziemlich gleich, ob die Regierung die vollsten Summen durch ihre Steuerbeamten eintreiben lobt und dann den Juris­viktionen zumwendet, oder ob die Jurispi­tionen sich gleich selbst besteuern und um das Geld Straßen bauen. Aber das tollen sie nicht und daher der Zustand der Straßen. Jh weiß auch sehr gut, wie die Kon­­ - 7 .

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