Pester Lloyd, September 1871 (Jahrgang 18, nr. 203-227)

1871-09-21 / nr. 219

und Bogtfid, Breuer und nellen Barteien in Ungarn fofort in “= a Bet, 20. September. « »Es gibt für die Publizistik feine sch­wierigere und zugleich undankbarere Aufgabe, als die­ Personalfragen in den Bereich der Diskussion zu ziehen. Ganz zu vermeiden ist das dessen­­ungeachtet nicht und­ die Presse wäre nicht ein getreues Echo der öffentlichen Meinung, wenn sie an Zagen, wie z. B. der heutige, ü­ber die soeben im Amtsblatte publizirten Ernennun­­gen mit Stillschweigen Hinwegginge, während im Momente gerade dieser Gegenstand, und fast nur dieser, in den meitesten Kreisen auf das Lebhafteste besprochen wird. Allein gerade bei solch einer größeren Anzahl von Ernennungen ist auch Die Schwierigkeit einer öffentlichen Besprechung eine ganz besonders große. Ueber diejenigen Personen, die wir selber nicht näher fennen, ist es schwer, ein Urtheil abzugeben, denn so verläß­­st auch die Gewährsmänner sein mögen, an die wir uns halten, — wer bürgt uns dafür, daß sie nicht wider ihren eigenen Willen und ohne ihr Willen unter dem Einflusse, ir­­gend welcher Synpathien oder Antipathien stehen? Bei jenen aber, die wir fennen, sind wir selber der nämlichen Gefahr ausgesett, dei Gefahr, daß unser Urtheil, das wir gerne so objektiv als möglich abgeben möchten, dennoch unbewußt von subjektiven Motiven getrübt wird. Darin liegt die Sch­wie­rigkeit der Aufgabe. Ihre Unpantbarfeit aber erklärt sich daraus, daß es selbstverständlich eine Pflichtver­­legung wäre, die Wahrheit zu verschweigen ; sie auszusprechen gehört aber da, wo sie unangenehm kringt, zu den allermiß­­lichsten Geschäften. Diejenigen, welche zu Posten gelangen, für welche sie nicht qualifizirt sind, täuschen sich entweder selbst über ihre Befähigung ; sie halten figy bona fide für durchaus geeignet und verfegern dann eben als parteilsch, als ihren Feind, der das Gegentheil zu behaupten wagt, — oder sie sind in ihrer Schwäche wohl bewußt ; sie willen es, mag sie anderen Griünpen als ihrer persönlichen Tüchtigkeit ihre Er­­nennung zu verdanken haben, allein in diesem Falle kann­eg ihnen noch viel weniger in den Kram paffen, wenn berlei Dinge offen ausgesprochen wurden. Diese lange Einleitung mußten wir voranschnden, um die Gründe erkennen zu lassen, welche uns bewegen, uns in der Sache selbst möglichst kurz zu faffen, und unsere Ansich­­ten mehr anzudeuten, als für­ jeden einzelnen Mal umständlich zu entwickeln.­­ Was die Ernennung Alexander Kozma­n zum Generalprokurator betrifft, so ist hier jede Behutsamkeit im Urtheile allerdings überflüssig ; er tritt an diesen hervor­­ragenden Pfosten in Kozma ein Mann nicht nur von tüchtiger Fachkenntniß, sondern auch von universellem Wissen und von echt europäischer Bildung ; eine bessere Wahl — sagen wir es kurz heraus — hätte nicht getroffen werden können. Auch die Ernennung des Wechselgerichtspräsidenten Alerius Tóth zum Präsidenten des Pest-Ofner Handels- und Wechselgerich­­­tes findet ungetheilten Beifall in den Kreisen der Juristen sowohl, wie in jenen der Handelswelt ; hoffentlich wird man dem tüchtigen Manne nun auch­ die nöthigen Kräfte zur Vers­­ügung stellen, um das Pest-Ofner Handels- und Wechsel­­gericht in einer Weise zu organisiren, daß es seiner wichtigen Aufgabe auch in vollem Maße zu entsprechen in der Lage sei. Englich sind auch die Ernennungen für die Pest-Ofner Gerichte durchgehende als glückliche zu bezeichnen. Sártány Atvaffy, endlich Karl Nagy, legte der bisher eine Zierde unseres Barreau’s, werden ihre Pläte unzweifelhaft in einer Weise ausfüllen, die nichts zu wünschen übrig lätt. Getheilter sind die Meinungen bezüglich jener Persön­­lichkeiten, welche neuestens zur küniglichen Tafel ernannt wur­­den ; die Betreffenden sind uns nicht näher bekannt und wir wollen ihnen gerade nichts Ungünstiges nachsagen, aber ver­­schweigen können wir nicht, daß selbst in solchen Dingen ein­­ge­weihte Personen uns auf die Frage, „welchen besonderen Vorzügen jene Herren ihre Ernennung zu verkaufen hätten — Seine Antwort zu geben mußten. Die für die Provinzial-Gerichtshöfe ernannten Präsiden­­ten einzeln Nenne passiven zu Taffen, Tann­ung selbstverständ­­lich nicht in den Sinn kommen. Wir fernen nur Wenige unter ihnen, aber selbst unter diesen Wenigen — wir müssen das offen herausragen — befinden sich selche, für deren Ber­­ühigung mir unserseits durchaus nicht einstehen möchten. Der Justizminister hat sicherlich überall das Beste gewollt, allein es scheint, ma­ er nicht überall die A­ngerenz der Obergespane umgehen konnte und hie und da dürf­­ten wohl auch politische Rücksichten den Ausschlag ge­geben haben. Das ist fon an und für sich nicht sehr er­­freulich , denn die Justiz kann und darf nit zur Schlepp­­trägerin der Politik degrabb­t werden ; doppelt unliebsam ist er jedoch im vorliegenden Falle, weil ja voraussichtlich bei den Ernennungen des übrigen Personals für die Gerichtshöfe das Votum der eben ernannten Prä­­sidenten naturgemäß schwer in’8 Gewicht fallen sollte. Vielleicht genügt indessen diese Andeutung, um die Aufmerksamkeit des Herrn Justizministers auf diesen, wichtigen Punkt zu senfen. Herr v. Bitte wird es bei seiner bekannten Gewissenhaftigkeit sicherlich nicht herabräumen, bezüglich der ihm persönlich nicht näher bekannten Präsidenten auch noch nachträglich die Mei­nung unbefangener und vertrauenswürdiger Personen einzuho­­len, und wenn am Ende auch er die Ueberzeugung gewinnen solfte, daß ein oder der andere Präsidentenposten vielleicht doch nicht ganz pasfend befegt worden, so wird er die Vor­­schläge solcher Präsidenten ganz gewiß nur mit Vorsicht entgegennehmen und nach ihrem wahren Werthe zu wirdigen wissen. . . , Saffen wir al’ dag Gesagte kurz zusammen, Daß die Ernennungen theilweise, wie erwähnt, auf ganz ausgezeichnete Persönlichkeiten fielen, durchschnittlich aber — freilich Teined­­wegs ohne Ausnahmen — nicht sehlecht sind ; Dieses Zeugniß wird man dem Herrn Justizminister mit gutem Gehissen geben können, und damit hat er so viel, ja beinahe mehr geleistet, als man Angesichts der riesigen Schwierigkeiten seiner Aufgabe und der kurzen Zeit seiner Amtsführung, die ihn in eine ihm bis dahin ziemlich fremde Sphäre verfegte, billiger Weise von ihm erwarten konnte. — Wie man und mittheilt, ist ein hervorragendes Mitglied der österreichischen Verfassungspartei (man nennt uns einen Minister des ehemaligen Hafner’schen Kabinetts) hier angekommen, um die hiesigen Anschauungen bezüglich der Vorgänge jenseits der Reitha eine Partei kennen zu lernen. Selbstverständlic konnte weder die Regierung, wo irgend als s­olche in dem bisher Geschehenen zu irgendwelcher offiziellen Einmischung von Seite Ungarns Anlaß finden ; doch wurde "in vertraulichen, „rein privaten” Besprechungen die Stellung Ungarns präzisirt und nebst dem Anspruche der Sympathie für die Sache des Konstitutionalismus auch jene Grenze bezeichnet, über welche hinaus die Dinge in Oesterreich nicht gehen dürften, ohne auch die Konstitutive = von seiner Seite ernstlich bestrittene Schluß Bet, 20. September. Loeber gelangen wir in den Beliß einer politischen Broz fehüre mit der Mederschrift: „Das Programm des linken Zentrums angesichts der­ 1872er Abgeordnetenwahlen — angeblich von einem der genannten Partei angehörigen Abgeordneten. Der Broschüre muß eine gereifte Berentung zuerkannt werden , denn in derselben wird mit großer Aufrichtigkeit und nicht ohne logische Schärfe ausgeführt, wie das aktuelle Programm des linken Zentrums für die Dauer im eigensten Interesse der Partei nicht aufrechterhalten werden könne. Unseres Wissens geschieht­ es zum ersten Male, daß ein der genannten Partei angehöriger Abgeordneter dieser Thatsache offen und entschieden Anspruch verleiht. Gleich im Eingange der Broschüre wird eine Schilderung der besi Parteien gegeben, welche im Abgeordnetenhause als besondere Gruppen auftreten. Aus dieser — e3 muß zugegeben werden — zieml­ich treffenden Schilderung wird der unwiderlegliche, übrigens bisher gezogen, daß die drei Marteien ich zunörderst und zumeist durch die Abstufung in den staatsrchtlichen Forderungen von­einander unterscheiden. Nachdem daher nicht nur die äußerste Linke, sondern­­ auch das linke Bentum das Verlangen nach der Renderung der staatsrechtlichen Basis in den Vordergrund stellte, mußte die Necte vor Allem auf die Sicherung dieser ungefochtenen Basıs bedacht sein und konnte auf dem Gebiete der eform nicht weiter gehen, als sie es im I Interesse der gesicherten Erhaltung ihrer Macht für die Zukunft für rathsam hielt. Dadurch, daß jede wichtigere innere Angelegenheit sich im Abgeordnetenhause zufolge des jederzeitigen Herpors und Hinein­­ragen­ des staatsrechtlichen Momentes augenblicisch zur Partei­­frage qualifi­ere, war eine rein fachliche Erledigung für Unmög­­lichkeit gemacht. Hierauf schildert die Broschüre in drastischen Zügen die Mängel, welche auf dem Gebiete der Gefäßgebung behoben werden müßten, soll unter der Versäumniß nicht das ganze Land, die ge­­sammte Bevölkerung leiden müssen. Da könne nur eine Vereinigung aller gemäßigten Liberalen helfen ! Die bisher in Schwung gebrachten Fusionsprojekte erklärt der Verfasser für absurd. Nur eine solche Fusion habe Sinn, welcher eine Klärung und Regelung der prinzipiel­­len Standpunkte vorangehe. Darum wünsche er, was das linte Zentrum das gegenwärtig zwar lästige, aber für die Folge heilsame patriotische Opfer bringe undv den auch bisher ohne mnerzlichen Er­folg eingenommenen starren Standpunkt auf­gebend, feine Getreuen von dem Druce der staatsrechtlichen Eisenringe des gegen­wärti­gen Programmes bestreie Der Verfasser hält diesen Antrag unter den gegenwärtigen Verhältnissen für gewagt, doch weist er im weiteren Verlaufe nach, daß diese Modifizirung, ja selbst das momentane Aufgeben des staats­­rechtlichen Programmes gestattet und möglich sei. Er beruft sich auf die vormärzliche Opposition, die durch dreißig Jahre fortwäh­­rend in Minorität blieb, aber Schritt für Schritt vordrang, unter­­handelte, partirte, und das Geringere immer annahm, wenn sie das verlangte Größere nicht erzielen konnte. Er weist auf die Whigs und Torie’s in England hin, welche wohl die alten Barteinamen beibe­­hielten, aber nach Form und Wesen ihrer Bestrebungen sich gänzlich umgestaltet haben. Man könne ja das jet als unausführbar erkannte Programm unter günstigeren Verhältnissen wieder aufnehmen. Auch Opportunitätsgründe bringt der DVerfasser vor. Die Regierung und ihre Partei werden bei den nächsten Wahlen sicherlich Alles aufbieten, um die Majorität zu behalten; mit dem gegenwärtigen Programme vor die Wähler tretend, müsse die Linke darauf gefaßt sein, an Zahl, Kraft und Vertrauen verringert aus dem M Wahlklampfe hervorzugehen. Die erschöpfte Mittelklasse, der Kern der Wähler des linken Zentrums, werde für eine Sache, die sich gänzlich unfruchtbar erwiesen, kaum mehr die sch­weren Opfer bringen wollen, wie bisher, namentlich da es notorisch ist, daß die Linke, wenn sie die Majorität erlangt, das gegen­wärtige Programm nicht durchzuführen vermöchte; sie fände nach oben wie nach unten, ja in si selbst einen unbesiegbaren Widerstand. Der langen Rede kurzer Sinn ist, daß die Grundlage, auf welcher das linke Zentrum gegenwärtig fußt, eine fehmwante, unhalt­­bare sei. In Anbetracht alles hefsen, was aus den vorangegangenen Ausführungen resultirt, namentlich aber des Umstandes, daß die 1869er Wahlen eine dem 1867er staatsrechtlichen Ausgleiche günstige Majorität ergaben, beantragt der Verfasser, das linke Zentrum möge als Parteibeschluß aussprechen : 1.Daß der auf die Regelung der gemein­­samen Verhältnisse bezügliche Theil des 1869er Parteiprogrammes für bessere Zeiten ver­­tagt werde,—und daß die gemäßigte Linke, indem sie sich ohne hinter gedanken entschie­­den auf die durch die 1867er Gesetze geschaffene Grundlage stellt,bis zur Zeit,wodurch das Eintreten der erforderlichen Faktoren die Umgestaltung dieser Grundlage möglich wird. Alles thun und vollführen werde,was das Gefet verlange; zum Zfheile beshhalb, damit die praktischen Ergebnisse dieser Insitutio­nen minder beschwerlich werden, — zum Theile deshalb, wamit die Beobachtung der Gefete nachdprüchlicher kontrolirt werden könne 2.Nimmt­­ die Partei die Benennung ‚frei­sinnige Opposition’an,und richtet ih­r Haupt­bestreben dahin, daß auf bis zu der Zeit, wo die Vollfüh­rung der im ersten Punkte bezeich­neten Aufgabe durch die Gunst der Umstände erm­öglicht wird, die materielle und moralis­che Entmwickelung des Baterlandes in einer ‚den Forderungen des B Zeitgeistes entsprechen­den, freisinnigen Richtung geleitet, gefor­dert und gefichert werde Das ist der Succus der Brochure. Im Eingange haben mir dem­ selben, troßdem sie so gut mie gar nicht? Neues bietet, eine gemisse Bedeutung auf jeden Fall zuerkannt. Die Größe dieser Bedeutung aber hängt ganz und gar von der Persönlichkeit des Beifafsers ab. Wir sehen bei Beurtheilung geistiger Produkte in der Regel nicht auf das „Quis”, sondern nur auf das „Quid”. Gleichwohl können wir bei Kundgebungen, die auf eine disziplinirte politisc­he Partei Einfluß üben sollen, den Werth dieser Kundgebungen nur mit der Bedeutung des K­undgebenden messen. Die Organe der Linken werben wohl bald den Schleier Lüften, hinter welchem sich der Verfasser verborgen hält und dann werden wird — est selen — auf die Schrift zurückkommen — oder auch nicht­­ interpretirt, welcher heute offiziell bestritten wird. Aus dem Kampf­­lager seiner Parteigenossen sind die ersten Yubelrufe über die gewon­­nene Schlacht, über die Bresche ertönt, die in die Verfassung gelegt worden sei, und von der man das föderalisische Banner für Bislei­­thanien schon herabzehen sah. Die czechische Breffe hat dem Mini­­sterpräsidenten den Dant des Vaterlandes für die bedingungslose Aner­­kennung des Staatsrechtes votirt. Und triumphirend meldete die „Wie­­ner Abendpost”, daß die böhmischen Blätter der „Königlichen Botschaft” volle Anerkennung zollen. 3 mal die Prämie für die mittelmäßige Schularbeit und Graf Hohenwart, der sie damals acceptirt, darf sie heute nicht zurückmeisen. Und darin liegt für uns der entscheidende Grund, heute rack­­haltslos für den Rücktritt des Grafen Hohenwart zu plaidiren. Im­ahre 1848 wurden mit einem kleinen ministeriellen Ausschreiben, einem in den ersten Momenten der Aufregung verfaßten bedeutungslo­­sen Blatt Papier voll innerer Widersprüche und Unmöglichkeiten dem Lande Böhmen (keineswegs den Grechen) einige Rechte zugestanden,­­ es ist noch heute die magna charta der Grechen, auf welche die vor­­jährige Landtagsapressje die Sanktion und Rechtsgiftigkeit des ganzen fiftinen Staatsrechtssystems aufbaute. Soll das ungleich weiter ge­hende, ungleich feierlicher „ertroffene” Reskript nicht wirklich im Rechtsbemwußtsein der Grechen sich festlegen, sollen nicht unsäglicher Rechtsverwirrung, einem Zustande die Bahnen erschlossen werden, der die düsteren Schatten des Bürgerkrieges oder der Auflösung des Nei­­d­es vor sich herwirft, Lösungen mit Blut und Eisen vielleicht im buchstäblichsten Sinne heraufbeschwört, so muß — dies ist unser Ulti­­matum — jenes Nestript möglichst bald, möglichst entscheidend faffirt, für null und nichtig, für verfassungsunwidrig, und daher in sich selbst zusammengebrochen erklärt werden. Die Zeit it zu ernst, der Augen­­blick zu verhängnißvoll, als daß sie no halbe Maßregeln vertrügen. Set gibt er nur ein Wort: Weg mit diesem Neffript, hinweg mit diesem Ministerium­­ die Schranfen zu rufen, neues Theater erbauen tool­te, von der beaut : unge si. 8 Ba beeihnet une gu achtenden Kommission al Bi­er Thiergartengesellschaft wurde über ihr d­ie. Be­­zahlung einer Schuld in der Höhe von 585 fl. HL die Schluß der Sigung um "a7 Uhr. Wien, 19. September.) Os kann es etwas Kläglicheres geben, als die jüngsten Versuche des Ministeriums Hohenwart, den ungeheuren Fehler des böhmischen Resfripts mit offiziösen Entschuldigungen wegzustammeln? Die Aner­­kennung des böhmischen Staatsrechtes soll also plöslich nur eine be­dingte, im verfassungsmäßigen Wege erst zu schaffende, das Dezember­­patent die Basis sein, von welcher nicht abgewichen werden kann, ohne in das staatsrechtliche Chaos zu gerathen. Freilich steht im Nestript für und deutlich, für Böhmen behaupte das anerkannte Staatsrecht die Stelle jener Basis, und die Berfaffung habe nur den übrig­en König­­reichen und Ländern Rechte verliehen. Freilich ist das Ministerium mit Gefegezvorlagen genommen, die nur Eines verrathen, den tiefsten und grimmigsten Haß gegen die Verfassung und ihre Träger. Was thut’s, ein offiziöser Kommentar muß ja alles wieder ändern. Man hat sich so lange wohl gefühlt unter dem Schleier des Geheimnisses, sich so leiht den Anschein staatsmännlicher Weisheit und des Erfülltseins von tiefsinnigen Plänen gegeben, daß nichts erwünschter sein kann, als ein neues dedendes Mäntelchen über die wacten Wahrheiten eines in folernster Weise in die Oeffentlichkeit gegebenen Schriftstückes zu breiten. 3 gibt politische Systeme, die nur im Nebel gedeihen, offiziöser blauer Dunst muß nun die grellen Lichter der neuesten Hohenmart’schen Ak­­tion decen. Für uns geht nur Eines aus alledem hervor, dem Ministerium Hohenwart mangelt selbst das Lebde, was ihm die populäre Meinung noch zugetraut hat, politischer Muth. E3 war ein verhängnißvoller und unseliger Schritt, die Schicsale des Reiches den Parteien preis­­zugeben, die jet die Landtagsmajorität in Böhmen und Mähren be­­haupten. Aber e3 war doch noch ein Gedanke. Vorzugehen, wie man e3 jebt thut, die angemessensten Hoffnungen nicht nur, sondern die posi­­tivrten und äußerlich Legitimsten Rechtsansprüche zu weden, um daran bintendrein allerlei Cautelen, Vorbehalte, Klauseln zu hängen, das ist, — wir haben sein anderes Wort dafür, — Häglich und es müßte das Mit­­leid herausfordern, wenn es nicht selbstverschuldet wäre. Graf Hohenwart hat darnach allerdings die Wahl für die Mo­­tivirung seine Nachtrittes, mit dem­­ er jecht nicht mehr zögern darf, sollen alle die Gefahren, die er über Gileithanien heraufbeschworen ; nicht die riesigsten, die nicht mehr zu bemältigenden Dimensionen an­­nehmen. Er mag offen am erkennen, daß er sich zu einem Bruch der Verfassung habe hinreißen lassen, oder daß er auf den Anspruch ver­­zichten müsse, ein wichtiges ein entscheidendes Schriftstück, unter das er seinen Namen gefest, nach seiner offiziellen Fassung, nach seiner politischen Bedeutung beurtheilen zu können. Den Ruf staatsmänni­­ger Neblichkeit wird er nur um den Preis seines Rufes staatsmännischer Fähigkeit retten können. Denn wohl gemerkt, nicht die Feinde, nicht die politischen Geg­­ner des Grafen Hohenwart allein haben das Reskript in dem Sinne *) von einem Mitgliede der Verfassungspartei. Generalversammlung der Peter Stadtrepräsentanz. Belt, 20. September. Der präsidirende Oberbürgermer Gy­ön Gydsiy:Gamperl eröffnet die Sigung um 4 Uhr. Nachdem der Präsident diejenigen R­epräsentanten bezeichnet, welche das Protokoll vieser Sibung zu authentiziren haben, verliert Obernotär Barna einen Antrag des Repräsentanten 8. Rat­s, nach welchem die Repräsentanz eine aus fünf Mitgliedern bestehende, der Leitung des Ober- oder P Vizebürgermeisters unterstellte Kommission ent­­senden und dieser die Weisung entheilen solle, sie möge sich mit den Vertretern des Privatbeamtenpensionsinstitutes in Verbindung feßen und über die Moralitäten berathen, unter welchen das genannte Pen­­sionsinstitut mit dem städtischen Pensionsfonds verbunden werden könnte. Die Repräsentang nimmt diesen Antrag an und ernennt zu Mitgliedern der auszusendenden Kommission die R­epräsentanten : Karl Rath, Raul Királyi , Tavaki , Havas und Serezi und den Oberfiskal Esengery. Die Komission wird über das Ergebniß ihrer Berathungen der Repräsentanz Bericht erstatten. . Barna verliest den Bericht jener Kommission,welche mit der Revision der Gehalte de Ingenieuramtspersonals betraut werden. In diesem Berichte wird an die Erhöhung der Bautaxen besprochen und der Antrag gestellt,es möge den Bauinspektoren,welche täglich die in der Stadt befindlichen Bauten zu besichtigen haben,ein jähr­­liches Wagenpauschale von 300 fl.(dem Vizeinspektor blos 200 fl.)be­­willigtt werden. » Stil. Steiger is gegen diesen Antrag, da die betreffenden Beamten diese Summe als Gehaltsaufbesserung betrachten, und zu den Bauten zu Fuße hingehen werden, wodurch ihr Dienst nur verlang­­samt werden dürfte. Redner wünscht, es mögen den betreffenden Beamten entweder gleich die Magen beigestellt werden oder aber es verbleibe bei dr bisherigen Prafis.­­ Paul Királyi unterfrügt den Kommissionsantrag aus dem Grunde, weil der Beamte für sein ganzes Vorgehen verantwortlich ge­macht werden kann.­­ Die Repräsentanz nimmt den Antrag der Kommission an. Die Buchhaltung bittet in einer Zuschrift, es möge der Termin für die Vorlage des städt. Budgets hinausgeschoben werden, da erstlich die Ingenieurk­ommission ihren V­oranschlag noch nicht fertig hat, zweitens aber die Gerichtsbarkeit an den Staat noch nicht übergeben is, das Budget demnach nicht­ festgestellt werden kann. Paul K­iralyi sprich sich gegen die Hinausschiebung des Termines aus. ei Die Repräsentanz bewilligt die Terminsverlängerung, bemerkt jedoch, daß das Budget von Seite der Buchhaltung bis 15. Oktober der Budgetkommission vorgelegt und am 15. November der Repräsentan­z unterbreitet sein muß. Ein Bericht der Organisationskommission in Angelegenheit der Bejegung der Uferkapitänzstelle wird verlesen. Die Kommission empfiehlt für diesen Posten in erster Linie, den Konkurrenten Adolf Greiner, an zweiter den Konkurrenten Joseph Claßner. Die Petition des See Wunder wird als verspätet nicht berücksichtigt. K­ályi wünscht, daß nicht blos die genannten Konkurren­­ten, sondern auch diejenigen, deren Petitionen verspätet sind, kandidirt werden sollen. — Tapapi meist darauf hin, daß die Wahl frei sei, und daß jeder, der Votum hat nach Belieben die Person mählen könne, die er selbst für befähigt hält. — Mierander Becs­e N will dem Ausspruche der Organisationskommission dennoch einiges Gemischt verleihen, da er ja sonst seinen Sinn hätte, der Organisationskom­­mission die Petitionen zur Begutachtung zuzumeisen. — B. 3. Weiß hält es für angemessen, alle diejenigen Pretenten zu kandidiren, welche die geforderte Befähigung haben, nachdem­­ der Stadt vorzüglich darum zu thun sei, daß sie eine fachverständige, fähige Person für ihr Amt finde. — Ueber den Gegenstand sprechen noch Havas, Bu­rian und Karl Roth. · BER ‚Die Repräsentanz­ nimmt alle drei Petenten in die Kandida­tionsliste auf und feste an erste Stelle den Kanvivaten Creiner, an die zweite den R. ESagnet und an die­ dritte den R. Friedrich Ma­minret.n. zi | « Tavaßt interpellert den Oberbürgermeister in Angelegenheit der Vorlae,welch­e die Repräsentanz dem Handelsministerium betreffs der städtigen Gefallen unterbreitete. Der Oberbürg­ermeister ertheilt folgende Antwort : „Ich habe eben heute in dieser Angelegenheit Erkundigung eingezogen und erfahren, daß das Handelsministerium die Vorlage dem M­inister­­ium des zusandte ; wenn dieselbe von dort zurückgelangt, wird sie sofort an vom Handelsministerium erledigt und der Reprä­­sentanz zugesandt werden. Ich werde im Uebrigen die Erledigung aber­­mals urgiren.­­ Die N Repräsentanz nimmt diese Antwort mit Befriedigung zur Kenntniß und geht hierauf zur Tagesordnung über, auf welcher an erster Stelle ein Magistrat-­ und Fiskalatsbericht in Angelegenheit der Eröffnung der Zweiherrengasse steht. Die Repräsentanz beschließt mit der Staatsbahn, mit welcher sie in dieser Angelegenheit seit längerer­­ Prozeß führt, einen Vergleich einzugehen und entsendet zur Bera­­thung der Modalitäten des Vergleiches eine Kommission, deren Mit­lieder Magistratsrath Gerlöczy, die Repräsentanten Havas, Igalyi, Käufer Bécsep Simon und der städtische Oberingenieur sind. Von den nun folgenden Beschlüffen der Versammlung registri­­ren wir blos die wichtigern: Die Kommission­­ und Magistratseinlage betreffs der Erhöhung der für die städtische Feuerwehr präliminirten Kosten,, so wie das Anruhen des Feuerwehrkommandanten um Ankauf von zwei Sprigen werden genehmigt. In Bezug auf die Steuerfreiheit neuzuerbauender Häuser seg­en zwei verschiedene , begutachtende Berichte vor; beide werden in ruh gelegt und auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzun­­gen gerecht. 5 Jene Summe von 49.176 fl. 30 fl. , welche die Stadt West seinerzeit an Haynau ablieferte, wird als uneinbringlich aus­wen een der Stadt, in welchen sie bisher aufgeführt war, ge­grnhen. Das Gesuch der Witwe Josef Aldássy (Rosa Ehrmann), welche von der Stadt, nachdem ihr Gatte, ein städtischer Beamter, gestorben und Schulden in der Höhe von 30.000 fl. hinterlassen, einen Gnaden­­gehalt erbittet, wird der Vormundschaftskommission zur Begutachtung zugewiesen. Dem gemwesenen städtischen Beamten, Lad. Trupp, werden ein für allemal 200 fl. als Unterftüfung bewilligt. 2. Schlesinger und mehrere andere protokollirte Kaufleute haben an die Stadt das Ansuhen gerichtet, es möge ihnen gestattet werden, während der Marktzeit ihre Maarenkisien auf der Straße vor ihren Geschäftslotalitäten ablagern zu dürfen. (Bisher war dies näm­­lic unter Bönale verboten.) Die Repräsentanz will in vieler Ange­­legenheit nicht sofort einen Beschluß rafsen, welcher eine ihrer frühern Verfügungen derogiren könnte, entsendet daher eine aus den Repräsen­­tanten Alexander Becfe D, Llorentin Simon, B. 3. Weiß, Tapapy und ForgolH bestehende Kommission zur Begutachtung des Gefuches. Die Kommission hat seinerzeit ihren Bericht der Repräsen­­tanz Alamigen a­bgewiesen wurden: Das Gefüch bei Foro­­vits und Kostovits in Angelegenheit der Erlaffung einer Bacht­­ichuld, das Gesuch der englischen Fräulein um Erlaffung eines Straßen­­pflasterungsbeitrages von 185 fl. 18 fl. und das Gesuch des Bilasterer­­meisters Leopold Schloffer um Anmessung einer 2060 fl. betragenden Entschädigungssumme für Erdaufschüttungen. ,­ Johann Fürst und Moriz Morländer reichten je ein besonderes Gesuch um die Lizenz zur Erbauung eines neuen Theaters ein.Die Petitionen wurden nacheinander verhandelt und betreffs beider der Beschluß gefaßt:die Stadt hat gegen die Er­­bauung neuer Theater im Prinzipe Nichts einzuwenden.Die Petente 11 sind bl­gehalten,einen geeigneten Ort zu bezeichnem an wel­­chem das heater erbaut werden soll,und das Kapital­ aus­­zu­weifen, welches zur Erhaltung des Theaters dienen wird. Zu bemerken ist so, daß das Haus „zum goldenen Anker”, in welchem si das Fürst’sche Theater befunden, und an dessen Stelle Fürst sein Bur Tagesgeschichte, Veit, 20. September. Durch die Bariser Reise des von seinen französischen Sympa­­thien bekannten russischen Thronfolger3 ist das einmal bereits abge­­thane Gerücht wieder aufgetaucht, Fürst Gortscharoff werde eine Be­­gegnung mit Thier3 haben und bei dieser Gelegenheit eine Vereinba­­rung zwisschen Scanfreih und Rußland getroffen werden, melde als ein den Salzburger Besprechungen gebogenes Parole anzusehen wäre. Nun wird von Paris aus die Begegnung Thiers’ mit Gottichatoff entschieden in Abrede gestellt, wodurch alle übrigen Konjetturen von selbst a­n Berliner Blättern lesen wir. Der Reichskanzler Kurt Big­­­­mard geht nach der Rückkehr nach Berlin auf einige Bag­nat seine Beritungen in Lauenburg. Wegen dor vielen Arbeiten, die vorliegen sind alle anderen Reisen aufgegeben. : ,„ Für das Kuratorium der in Straßburg zu gründenden Univer­­sität soll neben dem Oberpräsidenten v. Möller, auch der frühere haz­dische Minister 0. Roggenbach in Aussicht genommen sein. Seitens des Reichskanzlers sei dem Lebieren der Voten angeboten. Herr von Roggenbach habe sich in Folge reisen nach Straßburg begeben und er scheine nicht abgeneigt, von wichtigen und einflußreichen Bosten unter gewissen Voraussehungen zu übernehmen.­­ Bezüglich der Union der Herzogthümer Roburg und Gotha fin­­den wieder einmal, wie man der „Weimar. tg.“ schreibt, Verhand­­lungen zwiischen der dazu gewählten Landtagskommission und der Mi­­nisterium statt. Dem Vernehmen nach handelt es sic dabei um eine von der Kommission geforderte Abänderung des sogenannten Domainen­­abkommens, nach welchem der herzoglichen Familie das ausschließliche Eigenthum an dem gesammten Domainenvermögen zugeb­rochen und dem Herzogthhum Gotha der Bezug der Hälfte des Reinertrages über­­lassen worden ist. Bezüglich des deutschen Reichstages enthält die,,N.Z.««fol­­gende Note: „Die „Magdeburger Zeitung” hatte in Bezug auf die bevor­­stehenden parlamentarischen Sessionen gemeldet, daß ein gleichzeitiges Tagen des Reichstages und des preußischen­­ Landtages, so peinlich wasselbe sei, diesmal doch als unvermeidlich sic) herausstelle. Offiziell wird dieser Nachricht nun auf das Bestimmteste widersprochen und in Bezug auf die dem Reichstage zu machenden Vorlagen daran die Mittheilung geknüpft, daß man si darin auf das Allernothwendigste befehräufen werde. 63 wird erinnert, daß die Herbstsession des Reiche­­tages lediglich dadurch nothunwendig wird, daß es in der Frühjahrs- Session nicht möglich war, bereits den Reichshaushaltsetat für 1872 vorzulegen, deshalb wesentlich viefer und " einige damit zu­­sammenhängende finanzielle Gefebentwürfe werden vorgelegt werden. Wenn noch andere Gegenstände zur Erledigung gelangen, so werden Br­ei solche sein, welche einen längeren Aufschub absolut nicht gestatten.” Aus München schreibt man :. So näher der Zusammentritt des Altkatholitenkongresses dahier heranrüct, desto zahlreicher und massen­­hafter laufen von allen Theilen Europa’s und insbesondere aus Deutschland Anmeldungen ein ; der­ Kongreß wird, wie sich heute schon übersehen läßt, sowohl hinsichtlich der Größe der Versammlung ein großartiges Schauspiel bieten, als auch im SHnnblice auf die Summe von Wissenschaft und Intelligenz. Die V­ersammlung wird, nachdem einige Schwierigkeiten überwunden worden sind, nun doc im Glaspalaste tagen. — Das Gebaren des Bischofs von Basjau, der mit allen Zeichen des Irrsinnes den Militärkommandanten an­­sprach, ihn doch als einen Staatsverbrecher verhaften zu wollen, ist im baierischen Ministerrath ernstlich erwogen und namentlich auch seine jüngst gehaltenen P­redigten mit in Betracht gezogen trorden ; die Beschlußfassung sol dahin ausgefallen sein , ihn vorerst gemähren zu lassen und die weitere Entwickklung der Dinge abzuwarten.­­ Die hohe Geistlichkeit in Spanien, namentlich aber in Valencia, bhut sich — angesichts der Reife des Königs Amaden — etwas darauf zugute, injuramentado zu sein ; sie wollte die Ankunft des Königs benügen, um ihm Elärlich zu zeigen,­ daß sie ihm nicht nur nicht hul­­dige, sondern auch von Herzen gram sei. Das Kapitel trat dann zu­­sammen , um zuvörderst die Frage zu untersuchen welchen Antheil Amadeo an der Belegung der päpstlichen Staaten genommen­ habe. Wie diese Frage entschie­den und melher Beschluß darauf gegründet worden, willen wir nicht zu sagen. Item, als der König eintraf, war weit und breit tem Kirchenmann zu schauen. Aber zum nicht gerin­­gen Staunen und Berger der Schwarzrede schien weder der König, noch jemand in seinem Gefolge diesen Mangel zu merfen , und Amadeo ging in Valencia spazieren , als ob es niemals vaselbst eine hohe Geistlichkeit gegeben habe. Er empfing Arbeiter-Abgesandtschaf­­ten und unterhielt sich mit denselben über ihre Lage ; er wurde der Liebling der Cigarreras , als er die große Tabakfabrik besuchte ; er ließ sich in den Seidenfabriken herumführen , er wohnte einem Stier­­gefechte bei und erfreute sich eines immer wärmeren Empfanges bei dem Bolt. Endlich hieß er, er werde auch die Kathedrale besuchen ; der große Augenblick war­­ gefommen. Sämmtliche Domherren hatten sich versteclt, und der dienstthuende Geistliche gab­ Fersengeld, als der König unter das Portal trat. Diesem­­ aber schien die Kirche auch ohne Geistliche zu gefallen ; er betrachtete dieselbe wie der nächte beste Reisende und schien beim Herausgehen den geistlichen Herren gar, nicht zu bemerken, der nicht verstehen konnte, warum man ihn nicht rief, und nun dem König nachlief, ohne beachtet zu werden. Das Bolt lachte den armen betroffenen Cura meidlich aus. Ein beim Aufstande von 1863 betheiligt gewesener Pole, Mie­­cyslam Bardecki, der zu lebenslänglicher Verbannung nach dem Gou­­vernement Wiatl­ verurtheilt war und schon mehrere Jahre in dem genannten Gouvernement gelebt hatte, ist vor Kurzem in Folge fäter­licher Begnadigung unter der Bedingung aus seinem bisherigen Ver­­bannungsorte entlassen worden, daß er seinen Aufenthalt im Auslande nimmt. Dies ist der erste Fall einer Begnadigung eines politischen Verbannten unter der angegebenen Bedingung, und wie ein russisches Blatt wissen will, beabsichtigt die russische Regierung, diese Art der Begnadigung künftig im größeren Umfange in Anwendung zu bringen. + Belgrad, 15. September. Endlich ist die Patriarchenfrage gelöst worden! Der neuge­wählte Patriarch ist der schon einmal mit der Tyara geschmück ge­wesene Joachim, welcher z­war milder in seinen Ansichten. ist als der abgetretene Gregor, aber er gewährt dennoch seine Hoffnungen, daß ein Blacet zur Konstituirung der neuen bulga­­rischen Kirche von ihm zu erhalten wäre. Es ist daher fraglich, ob die Pforte die Wahl bestätigen wird. Die neue Regierung am Bosphorus it gebildet. Leider besteht sie aus lauter unbekannten Größen. Mahmudd Barda, mar einmal Marineminister, führte seine Geschäfte recht schlecht, und rief die allgemeine Mißstimmung gegen sich hervor. An der Politik ist er vollständig ein homo novus, er stehet „über allen Parteien” und hat weder ein Programm, noch irgend­eine ausgesprochene Richtung Ver­­anlassung zu Befürchtungen oder Hoffnungen kann er nicht geben. Sein Minister des Reußern, Cerver Bafscha, hat von dem Großvezier voraus, daß er ein noch viel unbekannterer Mensch ist, ala Mahmud selbst. Als Präfekt von Stambul zeichnete er sich duch Mangel an Energie und Einsicht aus. Die einzige politische Mission, die ihm ein­­mal anvertraut wurde, nämlich die Befehrung des Vizekönigs von Egypten zu einer loyalen Polität dem Guzerän gegenüber, vollzog er stümperhaft. Warum dieses „dunkte” Genie das Portefeuille des Yeubern erhielt, ist ein Geheimniß, das vielleicht nur Nanatjeff zu Lösen ver­­mag. Indesjen it es ganz un­wahrscheinlich, daß tiefes Ministerium der Bedeutungslosigkeiten eine lange Dauer haben würde, vielmehr bildet es eine Uebergangsregierung, die sehr bald ernsten Staatsmän­­nern, welche der sch­wierigen Lage gewachsen sind, von Blat werden räumen müsen.­­ E Man erwartet in Konstantinopel den österreichischen neuen Ger­sandten, und zwar in der Person des Herrn Baron v. Kübed. Ob dieser Mann an seinem Plage sein wird, möchte ich sehr bezweifeln, (mir desgleichen D. Ned.) jedenfalls aber dürfte er passender als sein Vor­­gänger, Baron Profefheften sein. (Das it ein verdammtes Kompli­­ment ! D. Red.) © Aus Albanien, 12. September. Das Gewitter dürfte sich für jebt verziehen, und schönen sonnigen Tagen abermals Pla machen. Die Albanesen sind nicht nur tapfere Männer, sondern auch gescheidte Köpfe. Sobald sie sehen, wie überlegen die Mitrailleuren und Snidergewehre ihren eigenen Waffen sind, wollen sie sich nicht in’s sichere D Verwerben stürzen, ohne die geringste Aussicht zu haben, ihrer Sache irdend­welchen Dienst dadurchh zu leisten. Und so steigen die Gebirgsföhne von ihren unnahbaren Felsen gar nicht herab, während andererseits die Nizams nicht die Luft verspüren, ihre Gegner dort aufzusuchen, wo der Vortheil der Waffen aufgehoben und der per­­sönliche Werth des Mannes abermals das Entscheid­ungsmoment reprä­sentirt. Die Administration hielt sich daher­ unmittelbar an die Städtebewohner, welche, ohne Bundesgenossen und gute Waffen, durch das faudinische Joch des türfische „sic volo, sie jubeo !" Fried­en müffen. Gar viele Mahomedaner haben sich bereits in die Nizamlisten eingetragen, neue, so lange perhorreszirte Waffen empfan­­­en und als Nizams an die Grenze ausmarsc­iren müssen. Dafür er­­halten sie per Tag eine Dfa Brod und 2", Blafter (25 tr. ö. 98.) Also so weit it es mit den tapferen Söhnen des Sfender-Beg gekom­­men, daß sie als Grenzwächter fungiren und das Brod des Gul, tan8 eilen ! Velegr. Depefdjen des YPefler Slond. Wien, 20. September. (OriginalZTelegramm.) Ueber dringende Berufung bernfen ift Graf Slam Der deutsche Kaiser verlieh Beuft Orig. hier angekommen und hatte sofort eine Konferenz mit Hohenwart. Unmittelbar nach derselben ließ der Minister-Präsident den Freiherrn von Hopfen zu sich und Konferirte mit demselben zwei Stunden lang. Wien, 20. September. - Telegramm, bed schwarge, das Band . -

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