Pester Lloyd, Mai 1872 (Jahrgang 19, nr. 102-125)

1872-05-28 / nr. 123

Pest-W Mai. £) Das österreichische Abgeordnetenhaus hat in der ab­­gelaufenen Woche in zwei Situngen, welche in der Geschichte des österreichischen Parlamentarismus denkwürdige Tage bez deuten , die neue Strafprozeßordnung en bloc angenommen. Damit ist ein erfolgreicher Schritt gethan, um die bisher be­­standene, veraltete, den politischen Verhältnissen nicht entspre­­chende , von der Wissenschaft und dem praktischen Leben ver­­urtheilte Protegordnung endlich zu beseitigen und an ihre Stelle ein im großen Style angelegtes Reformwerk zu fegen. Und ein Reformwert im großartigen Style ist die neue Pro­­zeßordnung nach allen Richtungen , in ihrer Totalität. Es handelt sich nicht um die Beseitigung einzelner Mißbräuche, nicht um kleinliche B Verbesserungen im Verfahren,, nicht um die unorganische Einfügung einzelner Errungenschaften der Wissenschaft, nicht um ein verführendes Kompromiß wider­­streitender Prinzipien. Was­ in der neuen österreichischen Strafprozeßordnung geboten wird, ist ein einheitliches Werk, welches eine volle durchgängige , konsequent durchgeführte Re­­form des Verfahrens enthält. Selbst die gemeingiltigen Be­­­timmungen eines Prozeßverfahrens, welche in jedem ähnlichen Gefege wiederfehren , erscheinen hier durchgeifüigt von den Prinzipien, auf welchen das ganze Werk aufgebaut ist. Es ist ein moderner Bau auf fester Grundlage, im harmonischen Style ; alles dient dem Ganzen und doc ist jeder Theil sorgsam ausgeführt, als ob jeder versehlen Selbstzweck wäre. ES m wirde uns zu weit führen, wollten wir hier die ein­zelnen, fortschrittlichen Institutionen , welche das neue Gefet in sich begreift , erörtern. Die Einführung der Geschtwor­­nengerichte , die neue Ordnung oder eigentlich der Wegfall der Berufung sind hankenswerthe Einrichtungen , welche ihre Rechtfertigung im Leben und in der Wissenschaft ge­funden haben. Was über die Bedeutung dieser Reformen dennoch weit hinausgeht, ist die einheitliche Durchführung der festgestellten Prinzipien, welche nunmehr nach der An­­nahme im Abgeordnetenhause selbst im parlamentarischen Ge­­tümmel unangefochten oder mindestens unversehrt geblieben sind. In dieser Beziehung bildet die neue Prozeßordnung eine seltene Ausnahme in der Geschichte der Kobifikation. Den Hintergrund zu der glatten en bloc- Annahme der ab­­gelaufenen Woche bilden freilich die langwierigen Kämpfe eines Dezenniums , denn bereits seit dem Anfange der 60er Jahre haben sich die verschiedenen österreichischen M­inisterien und der Reichsrath mit der Mevision der Prozeßordnung zu beschäftigen gehabt. Und noch immer darf der Tag nicht gelobt werden , bevor das Herrenhaus seine Zustimmung zur Strafprozeßordnung gewährt. Erst mit derselben kann das Gefeg perfekt werden, erst dann wird das Reformwerk seine segensreichen Folgen bet­ätigen können. So leicht wird diese Zustimmung des Herrenhauses nicht zu erlangen sein und zum Min­desten wird darüber noch manche Spanne Zeit vorüber­­gehen. Die Bedächtigkeit, die furchtsame Nachsichtsnahme, die Unempfänglichkeit für ganze Reformen, für den vollen Fortschritt werden dem Entwurfe hier schwere Stunden be­­reiten. Borerst möge man sich aber an die tröstlichen That­­sachen halten, dag die österreichische Regierung einen solchen Entwurf vorbereitet und dag Abgeordnetenhaus denselben so weit gefördert hat, als in seiner Macht gestanden. An derselben Weise, in welcher das dHsterreichische Abge­­ordnetenhaus­ sich durch die Annahme der neuen Strafprozeß­­ordnung ein ehrendes Zeugniß ausgestellt hat, ist auch in Ungarn auf dem Gebiete des Strafprozesses eine Befreiung eingeleitet worden. Es ist bekannt, daß die Regierung in der abgelaufenen Session des ungarischen Reichstages eine Novelle zur Strafprügelordnung unterbreitet hat, welche auch durch eine Spezialkommission des Abgeordnetenhauses durch­­berathen und mit nicht wesentlichen Modilikationen angenom­­men wurde. Zur Berathung im Plenum gelangte sie nicht mehr, weil mittlerweile der parlamentarische Strafe der ver­­einigten Oppositionsparteien der Thätigkeit des Reichstages hindernd in den Weg trat. Und doch mar selbt eine par­­tielle Verfügung zum dringenden, unaufschiebbaren Bedürf­­niß geworden. So mußte in Bezug auf die Progelordnung eine Nothverfügung getroffen werden, sollten die Mißbräuche einer unfeindlich getrorbenen, verrotteten Kriminalpraxis nicht alle unsere Errungenschaften auf dem Gebiete ver Justiz­­reform gefährten, kompromittiven, vernichten. Selbst wenn die alte Kriminalpraxis weniger unsicher und unbeständig ge­­wesen wäre, als sie in der Wirklichkeit war , selbst wenn ihre plumpen, den Rechtssinn verhöhnenden Bestimmungen minde­­stens überall anerkannt gewesen wären, hätte doc proviso­­risch darüber verfügt werden müssen, wie die neuen Organe unserer Justizorganisation in dem alten Rahmen des Straf­­verfahrens zu­einander stehen sollen. Der Entwurf der Re­­gierung unternahm es, diese Aufgabe mit glücklichem Takte zu hören und die wenigen Verbesserungen, welche die Kom­­mission des Abgeordnetenhauses an demselben vorzunehmen für gut fand, beweisen nur, daß der Entwurf seinem Zimede vollständig entsprochen hätte. Diese Novelle hätte uns die beschämende Bodenlosigkeit des gegenwärtigen Zustandes auch für die Zwischenzeit erspart, in welcher uns eine tüchtige, neue, organische Strafprozeßordnung werben sol. Wer diesen allein berechtigten Maßstab auf den Entwurf der Regierung anwendet und einer probisorischen und fragmentarischen Ver­­fügung gegenü­ber nicht die Anforderungen steh­t, welche nur von einem systematischen Gefegeswerte geboten werden können, der wird umsere Ansicht über den Entwurf der Regierung theilen. Der Reichstag ging auseinander, ohne für den Straf­­prozeß gesorgt zu haben. Wieder sollten Monate vergehen, während welcher die eiserne Schwere einer mißbräuchlichen Kriminalpraxis auf unserer Justiz lasten mußte. An dieser Sachlage entschloß sich der Justizminister zu einer Mairegel, welche die dringendste Hilfe leisten sollte, um die lästigsten Uebelstände auf die engsten Grenzen zu beschrän­­ken , zu einer Maßregel , deren Ergreifung nicht nur durch mannigfache Präzedenzfälle gerechtfertigt erscheint , sondern welche überhaupt der ungarischen staatsrechtlichen Auffassung betreffs der Gerichtspra­xis entpricht. Ungarn hat nie ein systematisches Gefegbuch über den Strafprozgeß aufzu­weifen gehabt ; ja es finden sich selbst einzelne , zerstreute Gefege über das formelle Strafrecht nur in geringem Maße vor. Dennoch hat unser Strafprogeß fortwährend mannigfache Veränderungen erfahren , welche sich ihm durch die Macht der gereiften Ideen des Fortschrittes aufgedrängt hatten. Wir wollen statt vieler nur ein einziges , charakterist­isches Beispiel anführen. Die Oeffentlichkeit der­­­erhandlungen bei unseren Gerichten wurde , noch ehe die Gereggebung das Prinzip ausgesprochen hat, durch die Gerichtspraxis bei und eingeführt. Gerade der Umstand, daß die gefeglichen Bestim­­mungen‘ des Corpus juris in dieser Richtung so spärlich flof­­fen, begünstigte das Ueberwuchern der Gerichtspraxis. Wir verdanken derselben manchen Fortschritt manche Milderung der Härten früherer Epochen ; aber ihr haben wir auch die völlige Unsicherheit, Unbestimmbarkeit, und in­folge Dieser Unsicherheit und Unbestimmbarkeit die völlige Willkür un­­serer Strafprozesse zuzuschreiben. Da die Quelle der Gefäß­­gebung bis auf Weiteres versiegt ist, (ab sich der Justizmi­­nister, der unserer darbenden Strafjustiz beispringen wollte, veranlaßt, die Gerichtspraxis als Hebel des vorläufigen Fort­schrittes zu benügen. Er hat den von der Kommission des Abgeordnetenhauses festgestellten Entwurf einer Strafprozeß­­ordnung den Gerichtshöfen zugemittelt, damit derselbe durch die Gerichtspraxis Leben und An­wen­­dung erhielte. Auf diese Weise soll der schwankenden Un­­sicherheit und Willfir eine Schranke gezogen werden, vorerst durch die Gerichte selbst und später durch die obligatorische, z­wingende Macht der Gefäßgebung. Eine Krüde sol­lte sein, mit welcher unserer Rechtssprechung auf die Beine geholfen werden sol, bis die schöpferische Gewalt der Legislative das Wunder der Heilung vornimmt. Testen Vorgänge auf dem Gebiete der Strafrechtspflege in Ungarn und Oesterreich zusammengestellt, weil sich in ihnen das Bild unseres Zurb­gebliebenseins nur draftlicher abhebt. Bei uns nothdürftiges Fragment, dort ein systematisches Gefebuch ; bei uns Unmöglichkeit der par­­lamentarischen Verhandlung Uns sind auch schließen, daß nunmehr sich seit, Ungarns nicht systematische Staat aber, eines Gegenstandes, welcher die dringendste Fürsorge erheirscht , dort fast einstimmige Annahme eines großen, nicht in weitläufigen Geiegbuches die Umstände genügend bekannt, welche dieses drastische Bild mildern und die nicht von gestern oder eher gestern hat­­en. Aber auch davor können wir und nicht weil nach dem Ablaufe des ersten halben Dezenniums unserer selbständigen Staatlichkeit die bisherigen Entschuldigungsgründe für unser Zurückleiben Legislative ihre Dienste verfügte wird entfeßt fein über inneren Reformfragen Geschichte und der Menschheit verfallen würden, wenn wir auch weiterhin nicht unsere Vollkraft an die Reformen an­regen sollten, wird nicht allein, er wird ganz Ungarn treffen. Wir müssen siegen, aber nicht blos um unser Werk zu vertheidigen, sondern um in den Angriff überzu­­gehen, in den Angriff gegen Alles, was dem Fortschritte ent­­gegensteht, gegen nicht die Macht hat fi dieser Feinde zu entledigen, dingt sind, hat seine Forderung am in wenden mußte, die zwei Sigungen­ anfangen un­­wirksam zu werden. Wer fühlt nicht den vernichtenden Hohn, daß man sich an die Gerichtspraxis ba­bie ? Wer noch im heißen Par­teikampfe einen Funken gefunden Menschenverstandes bewahrt hat, diese Thatsache, und dennoch wirft sich die Partei noch immer in die Brust, welche ihre ganze Zeit nicht Schritt, den den Anspruch nimmt ! Es Hilft uns wenig, daß gelingen, eine Partei zumenden Gezänfe mißlingen­ will, in sie verantwort­­der Fluch­ter Lächerlich­­ber die Mederhebung, welche die Existenzfrage in der geistigen Macht, das Staatswesen in Formfragen auflöst. Ein vom Zufalle her ewige Vorsehung, welche ihre Gaben nur den wü­rdigen Gliedern der Mensch­­heit verleiht. Wir haben die sie sie für unfruchtbares staatsrechtliches ist für die Versäumnisse, denn der Fluch der Kleinlichkeit, in in der Kultur, nicht der Freiheit erblickt, er mag aber auch gegen die Bernirtheit, helfen welchem eben so leicht w­esentliche Funktionen wir vor ver­­welche­­n solange Ungarn ist jeder eg unternehmen will, jeder legislative Akt, jeder Fortschritt eine Frucht des Zufalls. ES mag = Der Minister des Neubern, Graf Iulius Andrasy, erhielt vom König von Portugal das Großkreuz des Ordens der Kon­­zeption. — Das Neufaser Blatt „Srhifi Narod" warnt in seiner Nummer vom 21. b. M. das froatische Bolt, für den Agramer Land­­tag seine solchen Abgeordneten zu wählen, mit denen die Krone über das Wohl des Volkes im Landtagssaale nicht Tonferi­en könne, weil jene Männer auf einem Standpunkte stehen, der weder dem Geiste der Zeit, noch auch den gegenwärtigen Verhältnissen entspricht. Das Blatt empfiehlt solche Männer zu wählen, die den zwischen Ungarn und Kroatien im Jahre 1868 zu Stande gekommenen Ausgleich als gefeslihe Grundlage acceptiren. Die Strömung gegen den Ausgleich vom Jahre 1868 sei zugleich ein Angriff auf den Ausgleich vom Jahre 1867, der das Grundgefäß Ungarns bildet. Das kroatische Bolt möge Männer wählen, denen das Wohl des Landes am Herzen liegt, und die Mitglieder der verfassungsmäßigen nationalen Partei, nicht aber jener Partei sind, die sich z­war gerne die nation­alen nennt, die aber nichts weniger als national ist.“ = Die „Birzievyja Biedontofti" m wüthet in ihrer Num­mer vom 17. b. M. gegen den Moskauer P­rofessor Bopov, der in einer seiner geschichtlichen Vorlesungen behauptete, Rußland habe auf Grund jener Heirath ein Anrecht auf Konstantinopel, welche zwischen dem Großfürsten von Moslau I­van III. und Sophie der Nichte des ‚legten friechischen Kaisers Konstantin Bab­olog geschlossen wurde. Die „B. B." ist der Ansicht, nur in der Geschichte Oesterreichs spiele das Erwerbsrecht in Folge der Ehe eine Rolle, in Rußland basire die­­ses Recht auf dem Nationalitätenprinzipe. Das Blatt prophezeit dann allen Staaten, die Nationen annestiren, ein Verschhwinden von der Bühne der Welt. So ist’3_ Polen ergangen, so werde es auch Un­­garn (2) ergehen. Die Eroberungen, um aus denselben politische Vortheile zu ziehen, sind verderblich, wir haben das bei Napoleon I. gesehen. Rußland würde diese Politik nicht einmal Vortheile bringen, weil es so ganz Europa gegen sich aufhegen, und die nach Selbstän­­digkeit ringenden flavischen Nationalitäten — seine einzigen natürli­­chen Bundesgenossen — von sich abstoßen würde. „Die auf die Ehe gestüsten Eroberungen, sagt das Blatt zum Schluffe, sind schon ab­­gewäst, und Rußland ist weit entfernt, Gedanken über eine Eroberung Konstantinopels zu hegen ; ein solcher Gedanke konnte nur im Hinne eines Mannes entstehen, der sich viel mit Büchern bejahte, und in Folge dessen mit den Bewegungen des öffentlichen Lebens wenig ver­­traut ist."­­« · · Feierliche Jahresversammlung der ungarischen Akademie. (Fortlegung und Schluß.) Bet. 26. Mai. 4. Die Symbole der ersten technischen Künste. Vortrag von August Gregurs. Wir lasfen venselben im Aus­­zuge folgen. 7t Der Men unterscheidet sich vom Thiere unter Anderem baz duch, daß er Ideen hat, von denen beim Thiere seine Spur vor­­handen it. · Die Idee ist der Gedanke eines Solchen,was·wirsinnlich nicht erfahren haben.Der Mensch hat Gott,das AlL die Zeit,den Raum,die Unendlichkeit,den Begriff des Schönen,Wal­zers,Guten nie gesehen;aber er denkt ihn. · ···· Dem Thier genügt,was ihm die Wirklichkeit bietet·;es macht sich keine Utopien.Dem Menschen genügt die Wirklichkeit nicht und unmittelbar aus diesem Ungenügen erwachsen ihm die Ideen. Die Unzufriedenheit mit unseren­twirklichen Zuständen beginnt schon in der Kindheit. Der Greis wünschte wieder Süngling, der Knabe bald Mann zu sein. Die Frau möchte wieder Mädchen, das Mädchen bald Frau werden. Die Wirklichkeit bietet Niemandem Alles , und das Gut, das wir besigen, achten wir gewöhnlich am wenigsten. Dazu kommen die tausend Bitterniffe, Verluste, Kämpfe, Täuschungen, Burgdießungen, die wir im Leben erfahren. Da entsteht gegenüber dieser unvollkommenen und ungerechten Welt in uns das Gefühl der Nothwendigkeit einer vollkommenen und gerechten Welt, und mit be:­innen jene als scheinbar, vergänglich, Tüdenhaft, diese als wahr, ewig, ganz zu betrachten. Wir beginnen sie zu betrachten al har­­monische Schöpfung einer allmächtigen Kraft und unterwerfen und dieser Allmagt: Religion; wir streben sie mit ähnlich harmo­­nischen Schöpfungen zu verherrlichen: Kunst; duch unsere Kennt­­nisse, Einsichten sie zu rechtfertigen: Wissenschaft; durch unsere Tugenden uns ihr zu nähern: Sittlichkeit. « Religion,Kunst,Wissenschaft und Sittlichkeit erheben alle v·1er uns über die endliche und qualvolle Welt in­kus in eine unenschliche und glückliche Welt.Darum finden wi zufriedenheit,nur bei Re­­ligiösen,Künstler"11,Gelehrten und sittlichen Menschen.Detrum sind alle vier Ideen so nahe verwandt miteinander und die drei letzteren dienen insgesamm­t der Grundidee der Religion.So sind namentlich sämmtliche Zweige der Kunst­ ursprünglich Accidentien des Gottes­­dienstes: Baukunst, Skulptur, Malerei, Musil, Gesang, Poesie, Tanz und Schauspielfunft entspringen aus und dienen der Religion. Und so mächtig ist in der menschlichen Seele der Zauber der Idee des Unendlichen, daß sie sich aus ihrem Zaubersteig selbst dann nicht losmachen kann, wenn sie blos für die Befriedigung sinnlichen Bedürfnisses, für die Beschaffung bloßer Bequemlichkeit sorgt. Diese Sorge ist Aufgabe der „technischen Kunst”. Auch hier begegnen wir dem Kultus des Unendlichen, dem Prinzip der Religion. Heidenthum und Christenthum haben bekanntlich die technischen Künste unter den besonderen Schuß von Schußgöttern und Schußheiligen gestellt. Weniger bekannt dürfte es sein, daß die Elemente selbst, aus denen die ersten technischen Künste hervorgehen, die Grundformen, die in ihnen herrschen, zugleich Ideen, und als besonders zum Aus­­druck metaphysischer een dienend, Symbole sind. Die ersten technischen Künfte bahnen schon für ihre symbol­­schöpferische Eigenthümlichkeit der schönen Kunst den Weg, und zwar als an das Auge sich wendende Künste, unmittelbar der ans Auge sich wendenden bildenden Kunst, und allmälig in diese übergehend, mit ihr verschmelzend, bürgern sie in derselben ihr eigenes Verfah­­ren, ihre eigenen Stoffe, ihre eigenen Gestalten ein. Dies thut am meisten die älteste technische Kunst, die Weberei, in der ältesten schönen Kunst, der Architektur.­­ Die Weberei selbst hat eine Ahnin in der einfachen Flechterei und der noch einfacheren Knüpferei.Wenn ihr ausgebildeter Zwed die Umhüllung des Körpers, die Kleidung, ist, so war im Zeitalter des Flechtend und Knüpfens bei einfacheren Mitteln, auch der Zmed ein einfacherer, das Zusammenhalten­de Auseinanderfallenden. Das Auseinan­erfallende beim Menschen ist aber das Haar und wirklich ist das Anüpfen und Blechen des Haares des Menschen ältester Schmud. P­rähistorische Rechte, historische­ Denkmäler, die Wilden und Zivilisieren der Neuzeit mit ihren a. ölechten, Chignonz x, bezeugen die wichtige Rolle der fünftlichen Knüpferei und Flechterei des Haares, und der Kranz, ebenfalls eines der ersten Produkte der Flechtkunst, ist noch heute der schönste Hauptschmud. Sahrtausende mögen verflossen sein, bevor sich zum geflochte­­nen Saar allmälig die Bekleidung des Körpers gesellte, was voll­­ständiger erst durch das Gerben der rohen Häute, besonders aber durch die Weberei ermöglicht wurde. Die Weberei ist aber blos eine poten­­sive Flechterei; das Gewebe ist nur ein komplizirteres Geflecht. ‚In der Baukunft begegnen wir allmärts der Tradition der Belieivungsfunft. Das Gebäude, im Ganzen wie in seinem Theile, zieren v­erschiedene Linien, die es bald gerade, bald in wechselnder Wendung und Krümmung umlaufen. Diese multiplizirte Linie ist das Clement der Weberei, der Faden, welcher am Gebäude seine ur­­sprüngliche Rolle fortlegt, indem er dessen Wände gleichsam zu Tep­­pichen gestaltet. Da it das Gros, die Mitte des Kopfes, einfach oder bunt, da ist ringt der Saum, zuweilen ziei-, drei-, vierfach . Selbst die Stiche fehlen nicht, welche die Zusammennath des Saumes mit dem Stoff und der einzelnen Theile des Stoffes andeuten; da sind endlich an den Enden des Saumes die herabhängenden Duasten, Fran­­sen. Ein Saum umfängt auch den ganzen unteren und oberen Theil des Gebäudes, den Fuß und den Fries desselben. Die Deffnungen des Gebäudes, die Thüren, Fenster, sind gleichfalls nach Art eines Kleides, Tuches gesäumt. Und wo h­­ießt nur diese Nachahmung des Gewebes finden, hatte ursprünglich das Gewebe selbst seinen Pfab. Der Vorfahre des Steinhauses, das Zelt, ist blos aus Gewebe bereitet. Die Seitenwände bestanden an bei bleibenden Wohnhäu­­sern aus Z­weiggeflechten oder z­wischen Pfähle gespannten Häuten, resp. Geweben. Die aus den Pfählen sich entwickelnden Säulen dien­­ten gleichfalls zur Ausspannung von Tüchern darüber, erst später als Träger eines Daches. Die Wand it nur die feste Nachfolgerin des gespannten Teppichs. Anfänglich hatten Häuser, Tempel, Zirkuse, feine Dächer ; sie waren mit riesigen Tüchern überspannt. Die chine­sischen Häuser sind noch heute im Innern nicht durch feste Wände, sondern durch bewegliche Bambusgeflechte, Papier- oder Seitenwände abgetheilt. Endlich der Zaun, die erste Erfindung der menschlichen Wohnung, it noch jeßt oft ein Geflecht von Zweigen (sövény —szöveny) und sehen diese eine Thatsache bezeugt zur Genüge, wie der Anfang der Baufrift mit dem der Weberei zusammenfällt. Kleid und Haus haben auch eine ganz gleiche Bestimmung , Schuß und Verhüllung des Körpers gegen die Unbilden der Witte­­rung. Das Kleid ist ein enges Haus, das Haus ein weites Kleid. Kein Wunder, daß wir in der alten Geschichte der Baufunft überall der Bekleidung begegnen. Der die Mauer bildende Stoff (Ziegel­­steine, Balfen) wird überzogen, ausgefüttert, anfangs roh, mit Häuten, Geweben, bald mit Mörtel, und zwar, den Teppich nachahmend, mit buntem, später, in ähnlicher Absicht, mit Holzschnngwerf, mit Ra­baster­, Marmor­, Metal-Reliefs, englich mit der feinsten Art der Be­­kleiwung, mit Farbe, Malerei. Diese feinste Art der Belieivung, die Malerei, wendet der Mensch sehr natürlich an auf seine eigene Haut an, auf welche sich ja die Bekleidung überhaupt ursprünglich bezieht. Wenn wir nun das Symbol unserer ältesten technischen Kunst suhen, so finden wir es in ihrer Grundgestalt, dem Knoten. Seine Aufgabe ist, das zusammenzuhalten, was zusammen gehört, und was, wenn es nicht zusammengehalten würde, nicht beisammen bliebe. Aber Alles auf der Welt gehört zusammen und ist zusam­­mengehalten, und der Knoten bedeutet die unauflösliche Verknüpfung aller Dinge, das allumfassende, gemeinsame, unauflösliche Band und dieses Bandes ewige Nothwendigkeit. Darum wurde der Knoten als heiliges Symbol verehrt und im Tempel aufbewahrt. Der gordische Sinoten, der Cabuceus des Hermes, die, ihren Schwanz beißend, den Anfang mit dem Ende verbindenden Schlange der Egypter, der zweig­­verflochtene heilige Baum auf den Geräthen, Säulen 2c, der Alsyrer, die Schlangengeflechte der Franken, Iren, Skandinavier u. f. m. sind einzelne Formen des Knoten. Und die Zauberwirrung, welche solchen Knoten oder Verknotungen zugeschrieben wurde, fließt eben aus der allmächtigen Kraft, welche sie darstellen. Da sich die Motive des Miechens, Flechtens, Knüpfens in der Raufunft überhaupt abspiegeln, wäre es seltsam, wenn nicht auch das Symbol des Knofens zu Stein würde. Die Labyrinthe des Alterth­ums sind steinerne Nachbildungen jener Knoten oder Berfno­­tungen ; die ineinandermündenden, sich kreuzenden Gänge verselben stellen die verknüpften Fäden vor. Bevor ich mich zu den Symbolen der übrigen technischen Künfte wende, bemerze ich noch, daß die älteste technische Kunst nicht nur der ältesten schönen Kunst Muster liefert, sondern auch den übrigen technischen Künsten, welche mit ihr zugleich die schöne Kunst vorberei­­ten: der bnetenden, zimmernden, mauernden K­unst. Die älteste technische Kunst steht zu den übrigen technischen Künsten in demselben Verhältniß, wie die älteste schöne Kunst, die Baukunst, zu den übrigen schönen Künsten, oder die älteste Idee, die Spee der Religion, zu den übrigen Speen. Weberei, Baukunst, Reli­­gion, sind die ersten Führer der zum Bemwußtsein des Schönen gelang­­ten Menschheit. Am Gefolge der Religion sehen wir die Sittlichkeit, Wissenschaft, Schöne Kunst, im Gefolge der Architektur die Dichtkunst, die Mufik, den Tanz und mit ihr unmittelbar verwachsen die Skulp­­tur und Malerei, im Gefolge der Malerei die Thonbildnerei, die Hofz­­bearbeitung, die Steinfüge-Runst.­­ Die Aufgabe der Thonbildnerei ist die Bereitung von Gefäßen, die hauptsächlich zur Aufnahme von Flüssigkeit dienen und ihre Grund­­gestalt ist die Grundgestalt jeder Flüssigkeit, der Tropfen, ihr Grundmo­dell aber und zugleich ihr Symbol — das Ei. Das Läng­­lichrunde, die ursprüngliche Gestalt des Gefäßes, erleidet mannigfache Modifikation, in denen allen sie jedoch entschieden wieder zu erkennen ist­ und die Gefäße, aus welchem Stoff sie immer gemacht sein mögen, erscheinen desto schöner, je reiner sie die Eiform wiedergeben. Auch die Arch­itektur bringt, z. B. im eiförmigen Reif der jonischen Säule, diese Form zur Geltung. Und all das Ei, um seinen symbolischen Sinn zu berühren, stellt, wie der Knoten, das AU dar, gleichsam als Gefäß, welches die Keime alles Lebenden in sich schließt, aus dem Alles Lebendige gebo­­ren wird. Die gesammte orientalische und griechische Philosophie läßt die Welt aus dem Ci hervorgehen. .. Die Zimmerei (Taktonit) hat dasselbe Element, wie die Webe­­rei, die Linie, nur daß sie bei dieser weich, biegsam ist, der Faden, bei jener hart, starr, die Stange. Drei Stangen zusammengefügt bil­­den den einfachsten Rahmen, das Dreied; dies wird, senkrecht auf­­gestellt, zum Giebeldach, zur Hütte, und als Siß des darin aufbe­­wahrten Gottes, zum Symbol des Lebteren. Das mit der Spitne aufwärtsteebende Dreied wurde das Modell des Tempels, welcher das Alerheiligste umschließt, ja vorstellt. Der Kegel, als Abbild der auf­ Iodernden Flamme, stellt den Gott der Feueranbeter vor; auf den Baalaltären der Semiten standen steinerne Kegel und Pyramidchen. Das Symbol Gottes war auch seine Wohnung. Als solche gestaltet er sich zum ausgehöhlten Giebel, zur fpigen Hütte, die wir als Standort des Gottes bei Orientalen, Egyptern, jn Griechen finden. Der Umris der Pyramide selbst ist ein großes Dreieck. Das Christen­­thum hat diese Form zum gothischen, sid­­ipik verdünnenden Shurm ausgestaltet. Das Symbol finden wir beim Auge Gottes; dieses er­­scheint in den Urrahmen, das Dreied, gefaßt, in die ursprüngliche Wohnhütte des alljehenden Gottes, den e3 vorstellt. Die Steinfügezunft hat zu ihrer ersten Aufgabe die Auszeich­­nung einer Niederlassung, Gründung einer Heimat ; ihre Grundform it der Würfel und ihr primitives Werk der Erdaufwurf. Die aufge­worfene Erde repräsentirt den ganzen in Befit genommenen Bo­­den, und aus ihr wird später — fest, aus Stein- oder Thormnwürfeln gefügt — der gleichfalls würfelförmige Herd oder Altar. Das Sym­­bol der Niederlassung, Heimat. Lares et penates. Der Mensch ist wor heim, wo sein Herd, der Gott, wo sein Altar steht, und ursprünglich sind beide eins: der Altar des Gotteshauses Herd, der Herd des Menschenhauses Altar ; beide werden heilig gehalten. Heilig ist aber nicht nur der Sterbliche und der Unsterbliche, son­dern auch der Ge­­storbenen Wohnstätte, das Grab. In Grab und Tempel verschmelzen oft ; über Gräbern erhebt man Tempel; Tempel dienen als Begräb­­nisorte. Der einfache Erdauftwurf, des Herds und Altars Vorläufer, bezeichnet als das Grab. Die besprochenen technischen Künste bezeichnen, wie wir gese­­hen haben, ausnahmslos Ideen, besonders religiöse. Und indem sie in ihren Symbolen Ideen verfündigen und in ihren Gestalten Har­­monie abspiegeln, nähern sie sich der schönen Kunst. Und nähert sich die Wissenschaft eines Grimm, Little, Stuart Mil nicht ebenfalls der Schönen Kunst ? Die Schönheit kann kaum einen schöneren Inhalt ha­­ben als die Wahrheit ; ja im Wahren, weil es Harmonie it, wie im Guten, weil es ebenfalls Harmonie ist, ist auch schon das Schöne da. Und eben das Teitere Schöne ists, zu dessen Verwirklichung wir Alle berufen sind. Zum Künstler, zum Gelehrten werden nur Wenige gebo­­ren, zum sittlichen, ehrlichen Menschen ein Jeder. Dennoch ist die Kunst, die Wissenschaft der Sittlichkeit, Ehrlichkeit, seltener, als jede andere Kunst, Wissenschaft. Es ist die Kunst, in der der Künstler sein eigenes Leben zum Kunstwerk gestaltet, in all’ seinen Handlungen P­laton’s Schönheit, die Tugend, realisirend, und wer weflen fähig ist, steht höher, als jedes Genie, ‚denn das schöne Leben ist die höchste Kunt, und es wird ein ähnliches Krystallisationszentrum aller Speen, wie in ihren Kreisen die Weberei, Architektur, Religion. »3.Der Fekezházypreis—500 Gulden—wird ausge­­schrieben·für·das 1872—1876 erscheinende beste Hemd-,Lebt-oder Lesebuchmemet der ungarischen­ Landessprache 11,mit Ausschluß der « ·5.Susa·m­aL-trän·tfi.Vortrag von A­lexander Szilágyi.Einen längeren Auszug dieses auf neuen Quellenstu­­dien ruhenden und viele bisher unbekannte Daten enthaltenden Le­­bens-und Charakterbildes dieser interessanten ungarischen Fürstin bringt eines unserer nächsten Feuilletons. ·6.·Der Bericht über die Preisvertheib­ung und Mitglie­der­wahl, vorgelesen vom Klassenlehrer Wilhelm Frantl, kann hier fäglich übergangen werden, da er bereits in unseren Abend­­blattberichten über die Donnerstags- und Freitagsfisung der akade­­mischen Generalversammlung vorgenommen worden ist. Doch hatte Stankl laut Programm auch no die neuen Breise zu ver­­kündigen. Diese sind: . In der ersten Klasse: · 1.Der Teleky’sche Damenpreis——100 Dukaten,Ter­­min der Einsendung 31. Dezember 1872, Aburtheilung 19. März 1873 — um welchen diesmal reine Trauerspiele in der­form werben. 2. Der große Akademiepreis — 200 Dulaten — und der Marczibänyische Nebenpreis— 50 Duf. — wird bei der nächsten Jahresversammlung doppelt ausgetheilt. Auf den einen großen und Nebenpreis Tonkurriren die beiden besten sprachmis­­senschaftlichen, auf den anderen die beiden besten schönmif­­­c­haftlichen Werke, die im Jahrescyklus 1867—1872 in Drud erschienen. · magyarischen,welches die Förderung des Studiums der magyarischen Sprache und Literatur zum Zwecke hat. II.In der zweiten Klasse: O)Der Dorapreis—­50 Dukaten,Einsendungstermin 28.Februar 1873—für folgende Aufgabe:Es werde theoretisch und praktisch auseinandergesetzt,aus welchem­ Gesichtspunkte die Berech­­tigung und Wirkung der sogenannten Differenziale Tarife beim Eisens­b­ahntransport zu beur­theilen sei und in welcher Richtung diesbezüg­­­lich Reformen in den bestehenden Tarifen zu bewertstelligen wären.­­b) Der Sztrofaypreis — 100 Dukaten, Termin 31. De­­zember 1873 — für die Aufgabe: Es werde die Theorie des Beweis­­verfahrens dargelegt, mit Rücksicht auf das System der Beweismittel, die Rechtsentwickklung und die verschiedenen Gefäßgebungen. c) Der G­rovepreis — 30 Dukaten, Termin 31. Jänner 1873 — für die Frage: Welche sind die Bedingungen und Beschrän­­kungen der individuellen Freiheit vom moral und sozial­wisssenschaft­­lichen Gesichtspunkte ? d) Das Schlupfwort des Präsidenten bestand aus a­m Morten des Abschiedes an die versammelten Akademiker und uberer. . Baslbewegung. Man telegraphirt dem „Hon” aus Debreczin vom 27. b. Gestern legte Raul Móricz in Derecste seinen Rechenschaftsbericht ab. Der Rede folgte ein Banket, bei welcher Gelegenheit auf das Wohl Koloman Ghyczy’s, Moriz Jótais und Ludwig Czernatony’s Zoajte gesprochen wurden und zugleich der Beschluß gefaßt ward, die Genannten von viefem Ausbruch der Sympathie und Anhänglic­­hen­ telegraphal zu verständigen. Am 23. b. M. kam Herr v. Rotolany nach DMiava, um sich den Wählern vorzustellen. Er wurde einstimmig zum Kandidaten proklamirt. Abends beehrte man ihn mit einem Fadelzuge. Dr. Kraj­­eowic begrüßte ihn in einer Rede und mu­sterte ihm auf, auch ferner die Prinzipien der Dedfpartei zu unterfrügen. Herr Kobtolany dankte für das ihm geschenkte Vertrauen und versprach, das Wohl dieses Wahlbezirkes stets nach Kräften zu fördern. Hierauf hielt Herr Alt­­mann eine kurze Ansprache an ihn, worin er den Mangel an geord­­neten Schulen, überhaupt an einer Mittelschule hervorhob, und er­ suchte ihn, dahin zu wirken, daß das Ministerium diesen Mangel beseitige. Diesem und Herrn Wallafer, welcher in seiner Rede die Nationalitätenfrage berührte, antwortete Herr v. Koptolány, daß er die nöthigen Schritte thun werde, um dem Schulmangel abzuhelfen ; den Nationalitäten empfahl er, ihre schroffe Haltung aufzugeben, damit eine gegenseitige Annäherung und­­ Verständigung zu. Stande Täme. Wie verlautet, beabsichtig, Herr Eduard Horn in unserem M Wahlbezirke als Gegenkandidat aufzutreten, was er aber zu unter­­lassen bessei­t häte, da die Linke hier gar seine Anhänger zählt. Die Denkpartei hat in unserem Bezirke sehr viele Stimmen durch die so glückliche Ernennung unserer Bezirksrichter gewonnen. Wir haben es eine schnelle und gerechte Justiz. Die Richter erfüllen getreulich die Berufspflichten, was früher nur in geringem Maße geschah. Im Terebeser Wahlbezirke macht die Linie große Anstren­­gungen, um sich bemerklich zu machen. Nachdem einige Kandidaten, einsehend, daß die Sache doch gar zu läche­lich sei, zurückgetreten snd, wurde Herr Koloman Tiba, ob mit seiner Zustimmung, ist sehr zweifelhaft, als Kandidat aufgestellt und das Kortesfediren nimmt einen Lauf. Man berichtet und aus Szántód, 25. Mai: „Heute traf Herr Nristid Mattyus, Kandidat der Linken, hier ein und wurde von einem Banderium, welches aus 11 Reitern bestand, empfangen. Fünf dieser Reiter waren Knaben. Unter den Klängen des Raksczy­­marsches feste sich der Zug nach Köröshegy in Bewegung. Hier ih N von dem Kandidaten dem­ reformirten Schullehrer ein Fest­­essen statt." Aus Tab. 24. D. M. schreibt man uns: Heute hielt Herr Joseph Svaftics, der deofistische Kandidat des Taber Wahlbezirkes, in Gegenwart zahlreicher Wähler seinen Einzug. Er entwickelte sein Programm, worin er für Hebung des Handels, der Industrie, für die Schulen, für das Interesse der Lehrer zu wirken versprach. : A­­ufereft, 21. Mai. Die Fürstin Elisabeth war von dem Empfange, der ihr bei ihrer Rückkehr zu Theil wurde, so entzückt, daß sie ein Handbillet an den Ministerpräsidenten richtete, worin sie der Bevölkerung „den tiefgefühltesten Dant" ausspricht für die sympathische Begrüßung. Die Bedauernswerthe ! Ob sie auch eine Ahnung hat von den Kunstgriffen, die angewendet werden mußten, um diesen Enthusias­­­muß zu erzeugen ? Den spaliermachenden Truppen waren schon Tage zuvor die Treasca-Rufe eingedrillt worden. Die ganze Garnison, alle Polizeiagenten waren auf den Beinen, alle Mufiibanden aufgeboten. Um auch die Bevölkerung herbeizuziehen, hatte die Polizei die große­n Verkehrsader, welche die Stadt durchschneidet, und die der fürstliche Zug paffiren mußte, abgesperrt, so daß an allen Einmündungen in dieselbe sich die Menge staute und das­­ Vorbeifommen der Fürstin abmar­­ten mußte, um paffiren und den Geschäften nachgehen zu können. Mederdies hatte man es so eingerichtet, daß gerade zur Zeit, als die Fürstin ankam, die Gebeine des heil. Dimittri, denen eine besondere Anziehungskraft auf den Regen zugemuthet wird, in großer Prozession die dem Felde von gilareth hinausgetragen wurden, wo sic­­h der Bahnhof befindet. Solcher Mittel bedient man sich hier, um, wie es scheint, selbst das Fürstenpaar über die wahre Stimmung der turbu­­lenten und femitiösen Bevölkerung zu täuschen. Da der deutsche Gesandte in Konstantinopel, Graf Kaiser singt, anläßlich seiner bevorstehenen Vermutung eine Verlängerung seines Urlaubes erhielt, so bleibt Herr v. Akadomik, der hiesige Generalkonsul Deutschlands, vorerst noch einige Zeit in Konstantinopel, wo er mit der Leitung der Gesandtschaftsgeschäfte betraut ist. Velegr. Depeschen des Zefter Lloyd Wien 27. Mai. Original Telegramm.­ Der Zustand der Erzherzogin Sophie ist nahezu verzweifelt; seit vielen Stunden ist sie aus einer fortwährenden Lethargie nicht erwacht, das Schluden bei ihr eingeflößten Flüssigkeiten ist kaum mehr möglich. Wien, 27. Mai. Das Befinden der Erzherzogin Sophie ist seit heute Früh unverändert. Wien, 27. Mai. Die „Deutsche Zeitung” veröffentlicht einen Aufruf zur Unterfrügung der durch die Mederschmemmung in Böhmen schwer Betroffenen. Wien, 27. Mai. Der , Breffe" wurde aus Prag gemeldet, daß die Gefahr des Hohmüllers vollkommen befestigt sei. Prag, 22. Mai, 6 Uhr Morgens. (Original Telegr.) Heute Morgens zwischen 2 und 3 Uhr ist die Moldau in Folge eines Wolfenbruches und anhaltenden Regen in der Gegend von Rofigan, Horowig und Beraun sehr gestiegen. Prag ist von großer Wassergefahr beproht; die niederen Theile der Stadt und der Vorstädte sind bereits überschwemmt. Die nöthigen Vorsichts- und Rettungsmaß­­regeln sind getroffen. Die Bevölkerung wurde von der drohenden Gefahr anifirt. Verlust an Menschenleben ist bis­­her nicht zu befragen. An Eisenbahnkörpern und Brüchen sind große Beschädigungen vorgenommen.. Die Wasserhöhe ist seit erst im Abnehmen begriffen. Prag, 26. Mai, 6 Uhr 15 Min. Rahm. Orig. Telegramm.­ Nach bisher vom Lande eingelangten telegraphischen Mittheilungen steht die Westbahnstation Karl­­stein in Folge eines Wolkenbruches unter Wasser. Die Eisenbahnbrüce bei Mofropeß ist eingestürzt, die Telegraphen­­verbindungen von der Station Radotin an unterbrochen und der Bahnverkehr bis auf Weiteres eingestellt. Der Wasser­­stand ist bei Nabotin heute 12 Uhr Mittags um 2 Zoll gefallen. Oberhalb Pürsig ist in der heutigen Nacht der Beraun-Fluß um 2 Klafter gestiegen; die Gefahr ist sehr groß; in Nafonit steht die halbe Stadt unter Wasser und sind Verluste an Menschenleben zu beklagen. In Horowig wurden ganze Gebäude vom Wasser fortgerissen. Bei Hol­­lebrau wurde der Zweihdamm durchbrochen. Die Stadt Rokigan ist von großer Gefahr bedroht. Bei Sterfow ist die Brücke gänzlich zerstört. In Karlsbad ist in Folge zwölfstü­ndigen Gemitterregens die Tepl ausgetreten. In Pirfenhammer wurden mehrere, selbst eiserne Brüden, weggerissen. Die Sprudelfolonnade, die alte und neue Wiese sind überschwen­mt. Der Golpbach ist in Folge des in der Nacht niedergegangenen Woltenbruches angeschwollen. Bei Bodersam sind viele Menschen ertrunken. Zahlreiche Bauten, Vieh, alle Hopfenstangen und mehrere Brüden sind weggeschwenkt. Auch in Saaz und seiner Um­­gebung sind Meenschen und Hausthiere zu Grunde gegangen. In Holletig und Trnowan wurden Brüden abgerissen und der Bahnverkehr unterbrochen. Bern, 27. Mai. In der Bundesversammlung tagte der Prä­­sident des Nationalraths: Die Revisionzfrage it nicht definitiv gelöst, sie muß die eidgenössische Politik beherrschen, bis ein neues Jahr 1848 jene Bestrebungen einem glücklichen Ende zuführt; indes wurde eine Einigung erzielt durch die Ausscheidung zweier Parteien, deren eine,­­die größere, nationale Einigung anstrebt während die andere den Schwerpunkt der schweizerischen Entwickklung in die kantonale Sou­­veränetät legt. Nom, 27. Mai. Kalnoff übergab Freitag sein Abberufungs­­schreiben und erhielt das Großkreuz des Georgordens. Trauttmans­­dorff überreicht heute seine Kreditive. — Der brasilianische Gesandte überreichte dem Papste heute ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers von Brasilien.

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