Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1872 (Jahrgang 19, nr. 124-147)

1872-06-03 / nr. 125

(Die einzelne Nummer fortet 4 fr. 5. 23.)­­ “ Montag, 3. Zunt. Nie­ ­ Wie man uns aus Wien berichtet,hat der deut­­sche Kaiser den General Schweinitz beauftragt,in Vertretung seiner Bersen dm Leichenbegängnisse der Erzherzo­­gin Sophie beizumahnen und gleichzeitig die Entschuldigungs­­gründe dafür anzugeben, daß sein Mitglied der preußischen Königsfamilie persönlich sich in Wien einfand. Die Nachrichten über den Fortgang der Sammlungen für die Ueberschwenkten in Böhmen lauten sehr erfreulich. Das Wiener Komits hatte vorgestern bereits an 130.000 fl. gesammelt, von denen 100.000 fl. sich bereits in den Hän­­den beg B. Koller befinden.­­ Der Wahlzentralausschuß der Stadt Pet begann am 2­­0. Vormittags die Verhandlung der in Angelegenheit der Wählerkon­­striktionen­ eingereihten Reklamationen. Diese Verhandlungen sind nach Anordnung des Gefetes öffentlich. = Morgen, am 4. d., wird in Ofen eine Ministerialkon­­ferenz über die kroatischen Angelegenheiten stattfinden. Banallofum­­tenent Bakanovicz, der ebenfalls an der Konferenz theilnehmen wird, soll heute Abends in Ofen eintreffen. — Die Marinegejeggebung ist bei ung fehr Lüdenhaft Um diesem Uebel abzuhelfen, beabsichtigt die Regierung — wie wir der "M. Bolit." entnehmen —, die Kodifikation in Bezug auf sämmt­­liche Marineangelegenheiten zu be­werkstelligen ; mit dem österreichischen Ministerium sind die diesbezüglichen Verhandlungen schon seit zwei Jahren im Zuge. Ein Gelegentwurf it schon fomweit vollendet, daß die beiden Regierungen zum Ziede der definitiven Steitstellung des­­selben eine gemeinschaftliche Konferenz abhalten werden. Diese Kon­ferenz tritt heute in den Bureaus des ungar. Handelsministeriums zusammen ; den Gegenstand versehlen bildet die Regelung der Natio­­nalität der Schiffe, beziehungsweise der Flaggenbewegung. Der zu verhandelnde Gefegentwurf hat demnach eine staatsrechtliche und in­­ternationale Bedeutung. In der Konferenz wird das ungarische Han­­delsministerium durch den Ministerialrathb­erg, den Sektionsrath Scnierer und den Sekretär Matlefovits, die Fiumaner Seebehörde durch den Sektionsrath Anton Rinal­dini, das öster­­reichische Handelsministerium dur den Ministerialrath Scherer und Sektionsrath Haardt, und die Triester Seebehörde durch ihren Präsidenten Alb­er vertreten sein. Den Vorsig in der Konferenz führt Staatssekretär 3­eft. — Ian theilt­ung mit, daß jene Nachrichten, welche betreffs des Machtrittes VBakanovich’ aus Agram im telegraphischen Wege verbreitet werden, unbegründet sind. — Eine serbische offizielfe Flugschrift ist erschienen, welche die Föderation sämmtlicher slavischer Stämme unter der Suzeränität des russischen Ezaaren in Vorschlag bringt. Die Flugschrift stammt aus der Feder des durch seine Polemik mit dem Grafen Andrasy bekannt gewordenen Drecstovics, und soll von der serbischen Regentschaft inspirirt sein. = Aus dem Zlatarer Wahlbezirke des M­araspiner Ko­­mitates wurde irrthümlicherweise berichtet, daß daselbst der der Nationalpartei angehörende Dr. Szevec zum Abgeordneten ge­­wählt worden sei. In diesem Bezirke wurde — wie uns nachträglich mitgetheilt wird? — der Unionist Peter Horváth gemählt, bezüg­­lich besjen im ersten Berichte nicht gemeldet worden, welchen Wahl­­bezirk er vertritt. — Zur Theilnahme an der in Angelegenheit der „Interna­­tionale“ zu Berlin abzuhaltenden Konferenz hat auch die ungari­­ssche Regierung im Wege des Ministeriums des Neußern eine Einla­­dung erhalten. Die aus Frachmännern bestehende Kommission wird — mie wir der , Reform" entnehmen — Anfangs September ihre Verhandlungen beginnen. Ihre Aufgabe ist eine zweifache: sie hat erstens über die Normen zu berathen, welche geeignet wären, die Be­­wegung und Organisation der „Internationale” im Wege der inne­­ren Gefeßgebung und Noministration unschädlich zu machen, wie dies in Frankreich, Holland 2c. schon versucht worden ; zweitens wären mit Rücksicht auf den internationalen Charakter­ dieser Gesellschaft die auf gegenteilige Auslieferung der Verbrecher bezüglichen Verträge durch besondere Punkte zu ergänzen. Dasselbe argiben in Wien auch die Noten Frankreichs und Spaniens. Die ungarische Regierung be­­traute, der Einladung Folge leistend, die Minister für Justiz und In­­neres mit dem eingehenden Studium der Angelegenheit und der Aus­­arbeitung der Instruktion, welche dem nach Berlin zu entsendenden Vertreter mitgegeben werden soll. Märkte in Bewegung Den Zug eröffneten Dragoner vom Regiment König Johann von Sachsen, dann kamen eine Cstadron Raveskfy-Hußaren, an diese reihten sich ein Hofeinspanier zu Pferde, zwei Kämmerer in einem sechsspännigen Hofwagen,, der Obersthofmeister der Verblichenen in einem sechsspännigen Hofwagen, die f. E. Leiblafaien paar­weise, zwei Hoffourriere zu Fuß. Dem Leichenwagen folgte eine Kompagnie In­­fanterie und eine E3fachron Husaren bildete den Schluß. Um halb fünf Uhr langte der Zug vor der Kapuzinerkirche an. Der Sarg wurde herabgehoben, am Eingange vom P­ontifikan­­ten an der Gpike der Geistlichkeit empfangen und sodann in die ganz schwarz ausspalierte Kirche getragen. Nach der feierlichen Einsegnung sangen die Sänger der Hofmusikkapelle das Libera, worauf der Sarg gehoben und bei Fabelbeleuchtung unter Trauergesängen in die Gruft hinabgetragen wurde. Dort erfolgte die nochmalige Einsegnung. Der Hof hatte inveh die Kirche verlassen. · Erzherzoganz Karl nahm aufdringliches Bitten seiner Söhne an der Leichenfeier nicht Theil,ebenso die Königin von Sa­­sen,deren schmerzliche Aufregung zu groß war. 2 Das Fr Leichenbegängniß der Frau Erzherzogin Sophie, über welches wir gestern bereits ein ausführliches Telegramm mit theilten, wird in Wiener Blättern folgendermaßen geschildert „Unter massenhafter Betheiligung der Bevölkerung fand ge­stern Nachmittags das Leichenbegängniß der Frau Erzherzogin ©­o­­ie statt. Von 1 Uhr Nachmittags an füllten sich die zur Hofburg und zum neuen Markte führenden Gassen mit Menschen. Die an den Häusern hergestellten­­ Tribunen waren um viefe Stunde bereits nie befäet. Die Zirkulation war schon stark gehemmt, als um 2 Uhr die Sicherheitswache, 1400 Mann stark, erschien. Nur mit Mühe gelang es, die Plage und Gassen zu räumen, denn tausende und über tau­sende Menschen rückten fortwährend heran. Durch die zu der Trauer­­feier kommandirten Infanterietruppen wurden der Josephs- und Lob­­tomisplaß, die Klostergasse und der Neue Markt abgesperrt. Hinter den spalierbildenden Soldaten stand die Menge Kopf an Kopf. Die Fenster der Häuser waren sänmtlich dicht befeßt,­ sogar auf den Dächern hatten ich besonders fühne Schaulustige postirt. Auf dem neuen Markt nahm ein Bataillon des Infanterie-Regiments Mei­­had Stellung.­­· Kurz nach 2 Uhr begann die Auffahrt der Trauergäste vor der Kapuzinerliche. CS erschienen die Botschafter Englands, Frankreichs, Deutschlands, Nuchlands , der Türkei, die Gesandten der anderen Staaten mit ihren Attachés, der außerordentliche Vertreter de mürt­­tembergischen Hofes, Graf Zaubenheim, die Reichsminister Graf An­­drasy (in der Honved-Oberstuniform), FML, Baron Kuhn und frei­herr v. Holsgethan, die cisleithanischen Minister Fürst Adolph Auersperg, Baron Lafler, Banhans, Stremayr, Unger, Slajer, Chlu­­mecky, Horst und Pretis, die ungarischen Minister Graf Lönyay, Kersapolyi, Szlany, Wendheim, Ipa, Pauler, die Präsidenten der beiden Häuser des Neid­grab­es Fürst Karl Auersperg und Nitter v. Hopfen, der Obersthofmarschall Graf Laritch, der Generalintendant Graf Wrbna, Graf Abensperg Traun, Graf Grünne, Landmarigall Helferstorffer , der Bürgermeister Dr. Felder und Magistratsdirester Grohmann mit vielen Gemeinderäthen , der Generaldirektor Baron Schwarz, Graf Haller, Fürst Montenuovo, die Maltheserritter, Khevens hüller und Lichnomwsti,­ ‚die Fürsten Paar, Colloredo,Mannsfeld, Schwarzenberg und Liechtenstein,, Jablonomsti, die Grafen Pejacse­­vi , Alfred Potocki, Lodron, Widenburg, VBrints, Szechenyi,­eorg Fek­etics,, Trauttwansdorff, Widenburg, Chorinsty, Kardinal R­u­icher, Primas Simor, Weihbischof Kutschler, die Rechte und Aebtissi­­nen der hiesigen Klöster­, viele Dombherren, Schmerling und Fürsten­berg vom obersten Gerichtshofe, die Freiherren Sina, Suttner, Ran­­fonnet, Settionschef Hofmann, Hofrath Kutschera von der niederöster­­reichischen Statthalterei “im Vertretung des Baron Weber, Hofrath­emonnier, Graf Nehberg,­v. Plener , Goluhomsti, die Generalität, worunter die General Clam-Galas, Reifhach, Eversheim, Marpich­, Abele, der Plankommandant Graf Bötting , Contre-Admiral Bek, viele Stabs- und Oberoffiziere aller Waffengattungen. Kurz vor 4 Uhr trafen Ihre Majestäten der Kaiser und die K­aiserin, die Erzherzogin Gisela, die Erzherzoge Karl Ludwig, Ludwig Viktor, Albrecht, Wilhelm, Rainer, Sigismund, Leopold, Friedrich­, pief, Karl Ferdinand, Ernst, der Großherzog Ferdinand, die Groß­­herzogin Marie Antoinette, Erzherzog Karl Salvator mit der Erz­­herzogin Maria Immaculata, Erzherzog Ludwig Salvator, der Herzog und die Herzogin von Modena, Prinz Maja ,­­ der König und der Kronprinz von Hannover, der Herzog von Nassau, Kronprinz Albert von Sadier , die Prinzen­­ Luitpold, Leopold und Karl Theodor von Baiern und Fürst Hohenlohe in der Kirche ein. Um 4 Uhr wurde der Sarg, in welchem die sterblichen Weber­­reste der verblichenen Erzherzogin ruhten, durch E. J. Kammerdiener vom Schaubette herabgehoben und nach nochmaliger Einsegnung zu dem reichen, mit sechs Schimmeln­ bespannten Leichenwagen in den Sch­weizerhof hinabgetragen. Vor dem Sarge schritten zwei Hoffourriere, ein Kapellengehilfe mit dem Kreuze, die Hofkapellendiener mit dem Lncentum und Asperges mit brennenden Kerzen, der Hofburgpfarrer Dr. Schwes mit zwei Kaplänen und zulebt ein Hoffourrier. Zu bei­ den Seiten des Ganges gingen acht Edelm­aben mit Wachsfadeln, sechs Arcieren, und sechs ungarische Leibgarden, von Außen ach Trabantenleibgarden und eben so viele Leibgardereiter unter Vortritt ihrer Chargen,­­ Wahlbewegung. Der zur Leitun­g der Reichsams-Abgeordn­etenwahlen in Pest bestellte Zentralausschuß hat in der heute Mittags Ruhr­ gehaltenen öffentlichen Sitzung den Tag für die Reichs­­tags-Angeordnetenwahlen in denfünwahlbe­­zirken von Pest au­f den 19.Ju­lianberaumt.­Als Wahllokale sind bestimmt:für die innere Stadt der Magistrats­­saal im Rathhause,für die Leopoldstadt der Redoutensaal,für die Theresienstadt das neue städtische Schulgebäude in der gro­­ßen Feldgasse nächst der Pfar­rkirche,für die Josefstadt die Na­­tionals Reitschule,endlich für die Franzstadt die Parterre-Lokali­­täten des Közteleks Gebäudes.Die Wahlen beginnen­ ii­ allen fünf Bezirken um sehr Früh und wird die­ Abstimmung ununterbrochen solange fortgesetzt,als sich Wähler melden. Ein Antrag des Herrn Paul K1rask­i,daß zu­ Wahl­­präsidenten­ der einzelnen Wahlbezirke solche Mitglieder­ des Zentralausschusses zu wählen sind,welche in einem andern Wahlbe­­zirke wohnen,um dadurch jeden Schein von Parteilichkeit zu vermei­­den,daß som­it dek Wahlpräses k einer Partei des betreffenden Bezir­­kes,wo er für den Wahlakt den Vorsitz führt,angehören­ könne, veranlaßte eine längere Debatte,in welcher,der Kir­algi­sche Antrag theilsunterstützt,theilsbekämpft wurde.Die Majorität entschei­­det sich gegen den­ Antrag Kiri­ll­i’s,und bleibt es somit bei dem bisherigen Usus in dieser Hinsicht.Die Wahl der Präses und deren Stellvertreter,sowie die Beistellung der Notare für die füawahlbe­­zirke erfolgt heute Abends 6 Uhr durch den Zentralausschuß. anwischen­l hat der Zentralausschuß gestern,Sonntag,die Verhandlungen im Reklamationsverfahren begonnen und setzte dies h­eute fort.Der Zudrang der Reklamanten ist ein massen­­hafter und es ist nicht abzusel­en,bis zu welcher Zeitdecentral­­ausschuß mit der riesigen Arbeit fertig sein wird,da die unbegrün­­­detsten Reklamationen erhoben­ werden.Selbstverständlich haben die größte Wichtigkeit die­ Entscheidungen des Zentralausschusses in prin­­­zipiellen Fragen,welche die Reklamationen zu Tage fördern­.Diese prinzipiell­en Entscheidungen­ sind im Wesentlichen folgendex jene durch die Konskriptionskommissionen zurückgewiesenen Wähler,welche in die Reklamationsprotokolle eingetragen wurden,werden zur Ver­­­andlIung il­t­er Sache durch den­ Zentralausschuß nicht speziell vor­­geladen und haben persönlich zu erschein­en.Wer sich nicht meldet, gibt sein­e Sache fürderloren.Diejenigen,welche zur Zeit der Wählereinschreibung abwesend waren,sich jedoch behufsordnungs­­mäßiger Eintragung in die Reklamationsprotokolle durch Andere an­­melden ließen und thatsächlich auch retlamirt sind­ erhalten ihre Stimmzettel,wenn sie,persönlich vor dem Zentralausschuß erscheinen, ihre Identität und Wählerqualifikation gehörig nachweisen.­­ . Für verloren­e Stimmzettel werden keine Duplikate ausge­­folgt;dagegen werden die Namen zu Protokoll genommen und dem betreffenden Wahlpräsez mitgetheilt werden,damit bei der Wahl auf das Vorkommen des Stimmzettels invigie­rt und im Falle,als jemand Anderer mit dem Stimmzettel bei der Wahl erscheinen sollte,diesem derselbe abgenommen werde und die strafgerichtliche Anzeige gegen den Betreffenden erfolge.Wer seinen Stim­mzettel verliert,mit, wenn derselbe inzwischen nicht­ vorkomm­t,auf den Schluß der A- stimmun warten und kann erst dann,auf Grund seiner Eintragung in die schlech­sten,stimmen.Privatzeugnisse über das Jahresein­­kommen haben keine Gütigkeit;ebenso wenig b­erechtigt ein Gewerbe­­schein oder eine Bestätigung,daß jemand mit einem oder mehreren Gesellen arbeitet,zur Ausfolgung des Stimmzettels,dablos die di­­rekte Einkommen-Staatssteuer von 10 fl.m­ ußgegend ist.Nach diesen Prinzipien entscheidet der Kontrolausschuß und werden wir darüber im Morgenblatte das Nähere berichten. In Zsibd gab es vor Kurzem eine Schlägerei,die hier wie an den­ anderen Orten,wo sie bisher vorkamen­,von der Linken vom Zaune gebroen wurde.Als der Kandidat der Rechten Georg Urházy insibó s einen Rechenschaftsbericht ablegte,wurde er von den Anhängern der Opposition fortwährend durch Geschrei unterbro­­chen,in welchem Manöver sich besonders die Kinder vorzüglich be­­währten.Bei dieser Gelegenheit geriet­en die Parteien zwar noch nicht aneinander,allein es wurde jedenfalls einen­echselseitige Er­bitterung hervorgerufen,die nur destleinsten­ Anlasses bedurfte,um sich in Thätlichkeiten Luft zu machen­.Am Nachmittage packte ein sicherer Albert Sds von der Linken den Deakisten Franz Ladanyi ohne alle Ursache auf offener Straße ein und traktirte ihn mit Maul­­schellen-Einige Spießgesellen­ des Angreifers,Samuel Opres und Johann Pattl Zingl),kamen noch hinzu und m­ißhandelten gleichfalls dett Ladanyi,der­ angesichts dieser Uebermacht sein Heil in der Flucht suchte,jedoch eingeholt,zu Boden geworfen,mit Füßen getreten und geprügelt wurde und wohl ermordet worden wäre,wenn Passanten ihn nicht rechtzeitig befreit hätten. Der vom Lande in den Ort ge­nommene Deátist Alexander Szerla und seine Frau wurden um die­­selbe Zeit von Johann Beret angefallen und arg geschlagen, jedoch von den Sicherheitsorganen gegen fernere Misbhandlungen in Schuß genommen. Die sofort eingeleitete Untersuchung ergab das erbau­­f­e Resultat, daß der Kandidat der Linien Anton Dobay und sein Bruder Karl Dobay die Erzedenten zu diesen Gemaltthätig­­keiten idireft angestiftet hatten. Die Erzedenten wurden in Haft genommen. ,­­ u Mir registerten mit Vergnügen einen Akt rechtzeitiger und wohlangebrachter Energie der Behörde. Am Zalaer Komitate wurde ein sicherer Blasius Bayer eingesperrt, der das Bolt zu Gewalt­­thätigkeiten gegen die Relegenden aufheste, indem er verbreitete, wenn die Dealpartei siege, werde die Robot wieder hergestellt, und den Bauern ihr ehemals feudaler Grundbesi­ weggenommen werden. So sehr wir die Freiheit der Wahlagitationen münden, so nothiwendig scheint es uns andererseits, dob jede Weberbereitung der Grenzen, welche von den Rücksichten der staatlichen und sozialen Ordnung ge­­zogen werden, sofort und nachdrüclich geahndet werde. Die Deckpartei des Miggiczaer Wahlbezirkes im Bacser K­omitate hat beschlossen, Paul Somffich, trot­zeiner zweimaligen­ Weigerung, die Kandidatur anzunehmen, zum Abgeordneten zu wählen. In Großmwardein haben im Ganzen 1080 Wähler sich einschreiben lassen. Die Wählerkonskription in den Wahlbezirken des Preßburger Komitates hat folgendes Resultat ergeben : Im Galanthaer Bezirk haben sich einschreiben laffen 4255 Wähler, im Zyrnauer 2060, im M­artberger 2277, im Bölinger 3474, im Somereiner 2686, im Schütt: Szerdaberger 4836, im Stampfner 2797. (I­n Breyburg, 2. Juni. Wie ich Ihnen _bereits telegraphisch gemeldet, hatte der Ausschuß des städtischen Dedffluchs für heute Vormittags eine Versammlung der dessiitisch gesinnten Wähler Breß­­burg berufen, um, was seit Wochen beschlossen war, nunmehr duch die Gesammtheit der Wähler in feierlicher Weise sanktioniren zu las­­sen Die Versammlung fand au heute im Nepoutensaale statt und es hatten sich etwa tausend Fronjtribirte Wähler zu derselben einge­­funden. Der unermüdlich thätige Präsident des Deätklubs, Herr kön. Rath Theodor EdT sen., eröffnete die Versammlung mit einer kur­­zen, aber trefflichen Ansprache, in welcher er die Beschuldigungen, die in oppositionellen Journalen gegen das Vorgehen der hiesigen Denkpartei laut geworden, eingehend widerlegte. Unter Anderem hob der Vorfigende hervor, das im Ganzen im ersten M Wahlbezirke 42, im zweiten 96 fi Mel­dende bei der Konstription zurückge­wiesen werden mußten, von denen beiläufig ein Drittel notorische Dentisten waren. Grund zur Refusirung boten die Bestimmungen des Wahlg­­ees vom Jahre 1848, das doc die Linke gegen den neuen Wahlgefegent­­wurf des Ministers Töth> so sehr in Schuß genommen So mußten z. B. Taglöhner, welche die Bezahlung von 44 fr. Grundsteuer ausriefen, aufgenommen werden,­­ während Gewerbe­­treibende, die fl. 60 fl. Einkommen- und 8 bis Y fl. Personalerwerb­­steuer nachwiesen, zurückgewiesen werden mußten. Am Schlusse der mit großem Beifall begleiteten Ausführungen­ des Vorfigenden forderte vieser die Wähler auf, Deputirtensandidaten vorzuschlagen. Unter großem, begeistertem Jubel der Versammlung empfahlen hierauf Dr. Teutich, als Wähler im ersten Wahlbezirke, den Herrn Handelsminister Sofef v. Szlávy als Kandidaten der Deálpartei im­ ersten Wahl­­bezirke, und Dr. Samarjai, Wähler im zweiten Wahlbezirke, den Herrn Ministerpräsidenten Melchior Grafen Lönyay als Kandidaten der Denkpartei im­ zweiten Wahlbezirke.. Unter anhaltenden Eljenrüfen verlag nun Here v. Szalay die an die Kandidaten zu entsendenden N­­au. Der Landesunterrictsrath. Die erste Ligung des Landesunterrichtsrathes fand den 2. Juni um 11 Uhr in der Aula der Peter Universität statt. Den Anfang der Situng bildete die Ansprache des Herrn Unterrichtsministers Dr. Theodor Bauler. In derselben begrüßte er die Versammlung mit einem Rückblick auf die Vergangenheit des ungarischen Schulmerenz, ver­­glich den Schon zu Maria Theresia’S Zeiten kreisten Schulendirektionsrath mit der feßt ins Leben gerufenen Institution des Unterrichtsrathes, er­­mahnte ferner, daß er zwar als Unterrichtsminister der hiermit ver­­bundenen Verantwortlicheit in ihrer ganzen Ausdehnung sich­ber­mußt sei, daß aber bei der Ausbreitung der verschiedenen Unterrichts­­zweige, bei der Mannigfaltigkeit der unumgarnlich nothwendig und schnell vorzunehmenden Reformen, bei den Nierenfortschritten auf allen Gebieten des Bildungswesens, bei dem verschiedenen der Bez rüdsichtigung bedürftigen W Verhältnissen unserer Ländergebiete die­rebernahme der Verantwortlichkeit die Herbeistehung des Rathes von ahmännern und Sagrennern durchaus nicht ausc­ließe. Nachdem der Minister noch den Zmweg des Gesammtbildungs­ Wwesens, nämlich die auf geistigem Fortschritte beruhende Sittlichkeit, die durch Bildung herbeizuführende Größe, Stärke, Ehre und Einig­­keit des Vaterlandes und seiner Söhne ohne Unterschied der Nationa­­lität und Konfession, sowie die hohe und schöne Aufgabe des Unter­­richtsrathes befeuchtet hatte, schloß er seine mit Beifall aufgenommene Ansprache mit der Bitte zur Lösung der hohen Aufgabe nach Kräften beizutragen, sowie mit der Versicherung, daß er den Unterrichtsrath in allen Angelegenheiten zu ‚unterstoßen für seine angenehme Pflicht halten werde. Nun folgte die Eröffnungsrede des Herrn Präsidenten des Unterrichtsrathes, des B­ischofs Michael Horváth. Für das Vertrauen daufend und in Berücksichtigung seines vorgerückten Alters um Nachsigt bitten, rechtfertigte er die Annahme vieses hochwichtigen und die ganze Dianneskraft in Anspruch nehmenden A­­tes mit der Verpflichtung eines jeden Einzelnen, das Aufblühen des vaterländischen Schulwesens nach kräften zu befördern, und mit der Hoffnung auf die thatkräftige Mitwirkung der Unterrichtsrathsmitglieder. Nun über­­ging der Redner zur Schilderung unserer Zeit, die er als Ueber­­gangsperiode bezeichnete, zur Schilderung der politischen, religiösen, industriellen und sozialen­­ Verhältnisse der gebildeten und noch wenig zivilisirten Länder Europa’3 und zu einer Vergleichung der Mission Ungarns zwischen fonft und sekt. „. Redner lenkte sodann die Aufmerksamkeit auf die vielen noch zu lösenden Fragen auf dem Gebiete des Schulwesens, unter anderen auf den Zusammenhang der Volksbildung mit den freiheitlichen poli­­tischen Institutionen, auf den wichtigen Beruf des Volksschullehrers, auf die Frage der Mädchenbildung,, auf die Frage des Verhältnisses des Staates zur Kirche, auf die Notaunwendigkeit der Regelung der Maturitätsprüfungen für Mittelschulen, der Reformen an den Uni­­versitäten und Akademien in Beziehung ihrer zeitgemäßen Reorgani­­sation, auf die Frage der Vermehrung der Fakultäten, der Ausschei­­dung und Verbindung passender Lehrfächer, sowie auf die Regelung der Lehrfreiheit zum Heile der studirenden Jugend, und nachdem der Redner die Zweckmäßigkeit und­ Wichtigkeit des von der Regierung organisirten Unterrichtsrathes mit einigen Worten beleuchtet und für das Wirken desselben den Segen Gottes erfleht hatte, erklärte er die erste Lisung für eröffnet. Auf Antrag des Präsidenten, zum Behufe der Ausarbeitung der Hausordnung ein Komite zu entsenden, wurden 7 Mitglieder gewählt, und zwar die Herren: Dr. Franz Toldy, Dr. Mépánáros, Dr. Than, Dr. Nendtvich, Säuleninspektor Anton Bihy, Direktor Stojanovics und der Schriftführer des Unterrichtsrathes Professor August Lubric. „Damit die Hausordnung schon in der zweiten Hauptfrßung endgültig und mit dem erwünschten Resultate verhandelt werden könne, wurde auf Antrag­ des P­rofessors Dr. 3. Dulansty die Drudlegung des vom Siebener somitE auszuarbeiten­en Entwurfes, und auf Antrag des Ministerialrathes Dr. MER áro 3 die vorausgehende Berathung der Hausordnung in den einzelnen Settingen, sowie die Wahl derjenigen Männer beschlossen, welche die Mitglieder der ein­­zelnen Sektionen zur nächsten Sektionsfigung einzuberufen hätten. Mit der Einberufung der Universitätssektion wurde sogleich Dr. Toldy, der technischen Sektion Dr. Josef Stoczer, der Mittelfibulsektion Schuleninspektor Raul Hunfalvy und der Volts- Thulfestion Schuleninspektor A. Zigg betraut. Der Antrag des Prof. Dr. Kaus auf Deffentlikeit der Landesunterrichtsraths:Sißtingen wurde mit allgemeinem Beifall aufgenommen, mit­ dem Bemerken des Prä­­sidenten, daß dieser Gegenstand eben einen Punkt der Hausordnung bilden und über die Modalitäten der Deffentlichkeit bei Gelegenheit der Besprechung der Hausordnung berathen werden möge. Hierauf erklärte der Präsident die erste Sittung für geschlossene Telegramme, in denen sie von der Kandidatur benachrichtigt werden und­ die Versammlung trennte sich hierauf in der gehobensten Stim­­mung, unter Elfenrufen auf die Kandidaten und den Voreisenden Edl. Vagesneuigkeiten. Personalien.­ Der Minister-P­räsident Graf Lönyay und der Kommunikations-Minister Ludwig v. Tiba sind heute Früh, der Kultusminister Theodor Bauler aber ist schon gestern von Wien bieher zurückgekührt. W­ahrmann-Banter) An 300 westistische Wähler ver­­sammelten sich Samstag Abends um 9 Uhr zu einem Souper im Speisesaale der städtischen N Redoute. Nachdem der Kandidat dieser Partei mit­­ einem herzlichen Elsen empfangen worden, eröffnete der Komitee­ Präses, königl. Rath Alexander v. Betfey, den Reigen der Toaste. Mit pietätvollen Worten des unerreglichen Verlustes geden­­kend, den der König in den rechten Tagen erlitten, wünscht er, Se. Majestät möge den lindernden Trost in der treuen Anhänglichkeit sei­­ner Wölfer finden, die seinen Schmerz mit ihm theilen. Herr v. Vetfey ließ sodann den M Weifen des Landes, Franz Desk, und schließ­­lich Herrn Mary Wahrmann hochleben, ver­züglich nicht blos als Kandidat, sondern auch schon als Deputirter der Leopoldstadt bezeich­­net werden künne, da von den 1360 fonskribirten Wählern dieses Bezirkes 856 sich schriftlich als Wähler Wahrmann’s benannten. Viele Andere, die sich nicht in die Liste eingeschrieben, werden zuversichtlich ihre Stimme ebenfalls demselben geben, und so könne man darauf zählen, daß Wahrmann über 1000 Stimmen haben werde. Hierauf ergriff Dr. Ludwig Groß das Wort, und hob, die gegenwärtige P­arteistellung der beiden Fraktionen der Linken charakterisirend, her­­vor, daß das Berwürfnis, welches seit lekter Zeit zwischen beiden herrscht, das sich erste Zeichen werfen sei, für welche Warter die Patrio­­ten des Landes stimmen müssen Nach Dr. Groß hebt Herr Alexander Mihst sein Olas zu einem schwungvollen Toaste, welcher mit un­­­getheiltem Beifall aufgenommen wurde. — Ich war vor drei Jahren Wahrmann’s Gegner, sagte er, weil ich an seiner staatsmännischen Begabung zweifelte, heute gestehe ich es offen, daßs Mahrmann nicht nur unsere Erwartungen übertroffen, sondern sich sogar ein Anrecht darauf erworben hat, unser bürgerliches Vertrauen auch auf dem nächsten Landtage zu vertreten. Wahrmann versprach ung, sein Stre­­ben auf die Erhaltung des Friedens zu richten, und wahrlich, Ungarn bedarf in erster Linie des Friedens, damit es ein großes, wohlhaben­­des, mächtiges Land werde. Redner bespricht in humoristischer Weise die Regierungs­ und Dealpartei, und läßt aus vollem Herzen „den Grundstod­ dieser beiden Parteien“, die Friedenspartei im ge­sammten Vaterlande, und deren Leopoldstädter Vertreter, Moriz Wahr­­mann, hochleben. — Hierauf sprach­en noch die Herren Wahrmann, Simon Florent und Burian. Ersterer ließ anknüpfend an eine Anspie­­lung des Herrn Mihef, „wenn auch mit heiterer Stimme, so doc mit voller Mederzeugung”, die Dealpartei des gesammten Ungarlandes hochleben. Simon Florent trank auf die Unparteilichkeit der Kon­­striktionskommissionen der Hauptstadt, und, die Vermuthung ausspre­­chend, daß der Gott der Ungarn und Jehova ein und dieselbe Person sei, auf das Wohl der israelitischen Wähler, Burian auf den Zens­tralausschuß. Nach 11 Uhr war das ebenso gemüthliche als heitere Souper zu Ende. Dem Theresienstädter Pfarramte­ sind heute in einem anonymen Briefe 10 fl. zur Bertheilung an Arme zugereidt worden. (Spende) Die Gemeinde-Mädchenschule der oberen Waller­­stadt in Ofen ist neuerdings in der angenehmen Lage, den Namen eines MWohlthäters zu verzeichnen. Herr 3. Steffen, Mechaniker und Optifer, bereicherte nämlich die phosikalische Lehrmittelsammlung ge­­nannter Mäpchenschule mit einem Morfe'schen Signalapparat sammt den dazu gehörigen telegraphischen Apparaten. (Todesfall) Der in allen Kreisen geachtete biesige Kauf­­mann, Herr Karl Branfe, ist gestern, zum allgemeinen Bedauern seiner zahllosen Freunde und zum trostlosen Schmerze seiner Familie und Angehörigen, auf der Margaretheninsel, wo er einen­ Sommer­­aufenthalt nahm und Linderung seines Leidens suchte, gestorben. Wanks begann ihn im vorigen Jahre an einem organischen Herz­­­­fehler zu leiden und die Krankheit fehien unheilbar zu sein, mit denn auch der Tod ihn im besten Mannesalter ereilte. Der Vereinigte war in bürgerlichen Kreisen eine sehr beliebte P­ersönlichkeit und­ nahm insbesondere bei dem Arrangement der Tanzkränzchen in der Schieb­­stätte und­ sonstigen größeren Unterhaltungsfesten an den verschieden­­­­sten Orten lebhaften Antheil. Mantó hinterläßt eine trauernde Witwe und einen hoffnungsvollen Sohn in den­ blühendsten Jugendjahren, Friede der Arche des Berblichenen ! (Boudrette-Erzeugung) Herr­udwig Rofa bat für sich und im Namen seiner Kointeressenten: Dr. Friedrich Weil, Chemiker in Paris und Nelson Boyd, Ingenieur in London, dem Magistrat ein Gesuch überreicht, worin dieselben ein Unternehmen ankündigen, das sich mit der Erzeugung von fünftlichem Dünger aus thierischen Abfällen und Exfrementen beschäftigt und um deren Ueber­­lassung zu diesem Umwede die Stadtbehörde angegangen wird. Die Projektanten weisen auf den großen­­ Aufschwung hin, welchen diese Produktion zu Gunsten der Landwirthschaft genommen hat und das namentli­cn festerer Zeit in Berlin für dieses Unternehmen eine Attengesellschaft entstand. Die Projektanten sind bereit, der Stadt­­gemeinde für ein diesbezügliches ausschließliches Privilegium jährlich eine zu füh­rende Kauschalsumme zu bezahlen. Einen ganz gleichen Anbot machte vor etwa 14 Tagen ein Engländer der Stadt Belt. Der Magistrat hat­ auch die neuere Eingabe an die Wirthschafts­­kommission gewiesen. (Herkulanum.«)Bekanntlich hat der Pächter des Herku­­lanums in Ofen,Her­r Adolf Groß,seinen gegen die Ofner Kommune eingeleiteten Entschädigungs-Prozeß in alk­anstanzen verloren.Da derselbe aber durch die Räumung seines bisherigen Geschäftslokales unstreitig eine Schädigung erleidet,ist derselbe bei der Kommunebitt­­lich eingeschritten,es wolle ihn in Berücksichtigung dieses Umstandes wenigstens die Summe von 3000 fl.als Entschädigung bewilligst werden.Obgleich derselbe de Zmse auf keinerlei Entschädigung An­­spruch erheben kann so hat die Kommune diese Angelegenheit den­­noch der Finanz-Komm­ission mit der Weisung zugetheilt,zu erheben, ob aus Billigkeitss Gründen eine Entschädigung zulkäsig sei,und im günstigen Falle,aus welchem Fonde diese geleistet werden könne. (Plötzlicher Tod.)Der Ofner Weingärtner Birk ist vor­ gestern auf der Straße vom Schlage gerührt zusammengestürzt und auf Schtelle todt geblieben. (Nel­mt euch ein Exempel daran!)Die Blätter heben rühmend hervor,daß das kleine,mitten in einer rumänischen Bevöl­­kerung eingekeilte Szilágy-Soml­ö sich um die Errichtung eines stabilen Theaters bemüht. (Diebstahl.)Der Pester Fleischhauermeister Adolf Holzer hat gestern Nachmittags im Kaffeehause«zu den zwei Löwen«am Heuplatzes eine Brieftasche mit 13.­100 fl.unbemerkt aus der Brust­­tasche verloren,welche ein im Kaffeehause anwesender fremder wa­­lachischer Pope bemerkte und zu sich steckte,indem er auch bald das Kaffeehaus verließ.Ein Kaffeehausbursche bemerkte,daß der Pope die Brieftasche eingesteckt hat und der Bursche machte die Mitthei­­lung hievan.Auf die sofort bei der Stadthauptmannschaft erstattete Anzeige gelang es der Polizei,den Popen auf der Steinbrucher Eisenbahnstation in einem Waggon dritter Klasse zu betreten,»in welchem derselbe mit dem Basiascheerain abfahren wollte.Der Pope leugnete Anfangs,bis man das Geld bei ihm fand und ihn in"« Haft nahm. (Polizeiliches aus Ofen.) Der gemetene Ofner Real­­schüler A . . . . . . hat vor einigen Tagen in der Mittagsstunde die Gelegenheit­ bewüßt, sich in die Amtsloyalitäten des Finanzministe­­riums zu schleichen. Er suchte die Schlüssel, deren Aufbewahrungsort er rannte, öffnete mit denselben ein Bureau, pachte dort sämmtliche Kanzleiröde der­ Beamten zusammen und verschwand. Die Ofner Stadthauptmannschaft erub­te den jugendlichen Gauner, bei welchem man­ in seiner Wohnung noch einige dieser gestohlenen Nöde vor­­fand; einen Theil verselben hatte er bereit verkauft. Die Beschädig­­ten mögen sich bei der Stadthauptmannschaft melden. — Der ge­richtsbekannte Gauner Joh. Jllowsty, welcher erst vor Kurzem aus der Haft entlassen wurde, seitdem jedoch mit zwei anderen Spießgesel­­len in Ofen Einbrüche verübte, wurde von der­ Ofner Sicherheits­­behörde bereits zu Stande gebracht. 63 wird auch auf seine Helfers­­helfer gefahndet. Zu den Militärmandövern­ bei Bőrösvár.­ Das in Vest garmisonirende Regiment „Ritter von Molinary“ hat heute den Marsch nach Börösvár angetreten, um dort die erste Lager­­periode zu eröffnen. Ob jedoch das Lagerprojekt so durchgeführt wird, wie es von Seite der Militärbehörde ausgearbeitet worden, steht so in Frage, da sich die Bevölkerung von Vörösvar und Konkur­­renz mit diesem Projekte nicht einverstanden erklärte und geeigneten Ortes bereits Protest eingelegt haben soll. (In Angelegenheit des Pecsvárader Militär: Erzeffes) erfährt „Neform”, daß der Vizegespan des Baranyaer Komitates Franz Jekenbír vom Kommandanten des 7. Hußarenregi­­mentes, dem Obersten Nattv, eine strenge Anwendung der Militär­­gefege gegen die Grafen Wallis und Solms verlangte, und daß, nach­dem diese Aufforderung erfolglos war, die 1. Oberanwaltschaft beim­­ Justizministerium Anzeige von dem Fall erstattet und dessen Intervention angefacht habe, um bei dem gemeinsamen Kriegsmini­­­sterium eine strenge Bestrafung der Erzedenten im Unt­resse der Si­­cherheit der Bürger Ungarns zu erwirken. Meber von Fall selbst theilt „Reform“ folgende ausführlichere Daten mit: Der 1­ährige israelitische Handelsbefliffene Wilhelm Lede­­rer in Bécsvárad wurde, als er aus der Theatervorstellung im Gast­­hof zum goldenen Roß nach Hause ging, von zwei Husaren angere­­det und in die Kaserne gerufen. Nachdem er einige Schritte mit ihnen gegangen war, kam ihm die Sache verdächtig vor, und er weigerte sich, ihnen zu folgen, worauf noch andere Husaren hinzukamen, und ihn mit Gewalt in die Kaserne schleppten (zwei gingen mit gezogenem­ Säbel hinterdrein). Als Lederer um Hilfe zu sehreien anfing, hielt man ihm den Mund zu. Im der Kaserne führten sie ihn in das Zimmer­ des­ Gra­­fen Franz Wallis, woselbst eine Kerze brannte und außer dem ge­­nannten Rittmeister auch noch Oberlieutenant Gustav Strubics, die Lieutenants Graf R. Solms und Marianczis, der Frei­­willige Graf Bubna und der Korporal Graf Sommrisch versam­­melt waren. Oberlieutenant Skubics redete ihn zuerst identish an, und schimpfte ihn herunter, als Denjenigen, der auf­ das Fenster das menschliche Grevement gelegt habe. Die Affaire drehte sich um eine Schauspielerin. Lederer leugnete, und nun wurde ihm mt Prügeln, mit achttägigem Einsperren,­ mit „verschwinden Taflen“ gedroht. Schließlich ließ Stubics auf einem­ Brettchen das. eselhafte" corpus de­­lieti hereinbringen, 309 seine Taschenuhr heraus und stellte 2. die Al­­ternative, nach einer Re­entzeit von fünf Minuten­­ ent­werer dasselbe hinunterzuschladen, oder seine Schuld einzugestehen. Lederer erbot sich zu einen Eid, daß er unschuldig­ sei und, von ‚der­ Sache ‘nichts teilte, allein der Herr Oberlieutenant erwiderte : „Die Juden sind Spik­­buben, an wenn sie unter dem Galgen stehen, fügen sie noch“, und als die fünf Minuten um waren ,­ befahl er den­ Huparen, 8. zu paden und ihm das Ererement in den Mund zu stopfen. Im dieser schredlichen Lage erklärte 2. sich bereit, Alles zu thbun, was man von ihm­ verlange, und unterschrieb eine schon aufgeregte Erklärung, worin­ er sich als Thäter benennt. Dann schimpften sie ihn herunter und ließen ihn frei. ... Bei diesem eigenthümlichen Verhör hatten Graf Wallis und Marioncsik dem Oberlieutenant assistirt.­­Am anderen Tag begab sich die Witwes Lederer die Mutter des Mißhandelteny zum Brigadier und zum Obersten.Oberst Ratky empfahl iht,L.möge sich mit dem Offizier ausgleichen;dieser wollte jedoch sich hiezu nicht herbeilassen,sondern verlangte die Bestrafung der Schuldig.Auf wiederholtes Bitten des Obersten und des Grafen Wallis,den Oberlieutenant nicht unglücklich zu machen,unterschrieben­ endlich Lederer und dessen Mutter einen Kompromiß,nach welchem der Oberlieutenant von Pecsvárad versetzt wird.Nachdem diese Satisk saktion gegeben war,reichten Ratky und Wallis dem Juden die Hand und damit war die Sache beigelegt,bis nicht der neue Streich der Luparenoffiziere und das hiedurch hervorgerufene öffentli­che Ska­­dal die Erinnerung an jenen Fall ausrischte und vor die Oeffent­­lichkeit brach:e­s (Für die Nothleidenden in Nieder-Ungarn) spendete Herr Konrad Rahme ff.,die wir ihrer Bestimmung zuführen, Mederfall) Aus Maros + Báfárbhely berichtet man der „Ref“ unterm 1. d.: Berzenczen murde gestern in einem Gast« . EWR

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