Pester Lloyd - Abendblatt, September 1872 (Jahrgang 19, nr. 200-224)
1872-09-19 / nr. 215
x4o sé. zu : e ‘ ABENDBLATT ES PESTE (Die einzelne Nummer Tostet 4 Tr. 5. IB.) Vert, 19. September. = Neuerdings lassen sich Wiener Blätter von hier aus telegraphixen, daß Graf Andrssy ein Rundschreiben über die Berliner Entrevue vorbereite. Wir Fannen auf Grund verläßlicher Information versichern, daß eine solche diplomatische Kundgebung so wenig von Seite des österreichische ungarischen Kabinets, als von Seite irgend einer der anderen in diesem Falle beteiligten Mächte erfolgt ist oder in Aussicht steht, nachdem man in Berlin zu der Ueberzeugung gelangte, daß jede Kundgebung dieser Art der eigentlichen Natur und dem Wesen der Entreuue widerstreiten müßte. Betreffend die Gerüchte von einer bevorstehenden Neffe unseres Kaisers und Königs nach St. Petersburg bemerken wir nur, daß eine solche Reife vor der Weltausstellung seinesfalls ausführbar erscheint. Für dieses Ereigniß wird jedoch das Erscheinen des Kaisers Alexander in Wien mit Zwversicht erwartet. Aus Konstantinopel wird uns unter dem 13. b. getrieben. Die ökumenische Synode hielt am 11. b. ihre erste feierliche Sigung in der hiesigen Patriarchatskirche. Den Borfig führte der Patriarch Monsignore Anthimos ; außer ihm zählte die Versammlung noch sieben Patriarchen, 19 Erzbischöfe, 7 Bischöfe und ungefähr doppelt so viel Doktoren der Theologie. Nach einer Allolation des Borz figenden verlas der Archimandrit Germanos eine Dentschrift über die bulgarische Frage, worauf eine Kommission zur Vorberathung des Streitfalles gewählt wurde. Das Oberhaus beschloß in seiner heute Mittags abgehaltenen geschlossenen Sigung, sich am 21. d. in das Abgeordnetenhaus zu begeben und daselbst der gemeinsamen Situng, in welcher der Kronhüter gewählt werden sol, anzumahnen. Das Haus acceptirte denselben Wahl- und Berathungsmodus, welchen wir in unserem Berichte über die heutige geschlosfene Sigung des Abgeordnetenhauses beschrieben haben. — Sin der heutigen geheimen Sigung des Abgeordnetenhauses wurde bezüglich der Wahl des Kronhüters (an Stelle des Grafen Georg Bäronyi)beschlossen, nächsten Samstag eine kurze gemeinsame Sigung beider Häuser abzuhalten, in welcher beide Präsidenten — Majläth und Bitte — den Borz fig führen. Der Präsident des Oberhauses überreicht das königliche Handschreiben an den Präsidenten des Unterhauses , welcher dasselbe öffnet und verlesen läßt. Der Präsident des Oberhauses fordert sodann die Mitglieder beider Häuser zur Wahl auf, deren Resultat der Präsident des Unterhauses proklamirt. Hierauf wird der neugemählte Kronhüter im Ofer Schlosfe vor Sr. Majestät beerdigt. Am nämlichen Tage um 1 Uhr empfängt Sr. Majestät die Mitglieder des Unter-, um 2 Uhr jene des Oberhauses. «Der Adreßausschuß hielt heute eine dreistündige Sitzung,in welcher die Generaldebatte zu Ende geführt wurde. Ideale hielt der Unterrichtsausschuß des Abgeordnetenhauses seine konstituirendeSitung Er wählte zum Präses Anton Esengery,zum Schriftführer Aladar Molnar.Nach erfolgter Konstituirung ergriff das Ausschußmitglied Julius Kaus das Wort und drückte sein Bedauern darüber aus,daß zweiso tüchtige Fachmänner wie Anton Zichy und Michael Horváth nicht in den Ausschuß gewählt worden seien;er höre, dies sei darum geschehen,weil die beiden Herren Mitglieder des Landesunterrichtsrathes seien und es sonderbar wäre,wenn dieselben im Unterrichtsaquschusse die Gesetzentwürfe begutachten sollten,die im Unterrichtsrathe unter ihrer Mitwirkung abgefagt wurden.Nun aber sei er selber ebenfalls Mitglied der erwähntsten Körperschaft,zwar sei er von der Universität gewählt, während die Herren Zichy und Horváth vom Minister ernannt seien;allein wenn der Ausschuß die beidetn Stellensitz ink 0111- patibel halte,so sei er trotzdem bereit,seine Stelle in Unterrichtsausschüsse niederzulegen.Der Ausschuß erklärte jedoch,er habe nur die Aufgabe, die Motive zu beurtheilen, aus welchen es dem Hause gefallen hat, diese oder jene Abgeordnete in einen Ausschuß zu wählen oder nicht zu wählen, deshalb liege seinerseits keinerlei Veranlassung vor, die Demission des Herrn Kauß zu unwünschen. — Der Klub der Linken hielt heute Vormittags nach Schluß der geheimen Gigung des Abgeordnetenhauses eine Konferenz, die zur Stunde, da wir diese Zeilen schreiben, — "21 Uhr — noch nicht beendet war. Den Gegenstand der Verhandlung bildeten der Gefegentwurf über das Ludovizeum ıund die auf denselben bezüglichen Nachzagstredite. — Weder den Modus der Kronhüterwahl, welche durch den Nachtritt des Grafen Georg Károlyi nöthig geworden, haben heute beide Häuser in geheimen Sigungen berathen. , Bor aussichtlich — sagt , Ellener" — wird Graf Georg Festetics Kronhüter, melche Wahl wir nur eine glückliche nennen könnten, denn Graf Felletics genießt die Achtung beider Parteien.” —= Wie wir hören, wird man das Abgeordnetenhaus nach Beendigung der Verhandlungen über die jüngst unterbreiteten Defegentwürfe und nach Schluß der Adrekdebate, vorausgesegt, daß diese Verhandlungen sich nicht zu sehr in die Länge zieen, auf ein paar Wochen Vvertagen, damit der Finanzausschuß und die Delegationen ihre Arbeiten fortlegen können. Die Büste Franz Dedi’s, welche Baron Nikolaus Bay jun. modellirt hat, ist bereits in Marmor ausgeführt und im Dest-Klub im Ministerzimmer aufgestellt. Die Büste ist mit großer Sorgfalt gearbeitet und entspricht, sowohl was die Aehnlichkeit, als all was die Ausführung betrifft, don Anforderungen der Kunst. = Rom Landesvertheidigungs:Ministerium werden demnächst, wie „Ref.“ vernimmt, drei Gelegentwürfe dem Abgeordnetenhause vorgelegt werden, von denen der erste von der Bestrafung solcher Individuen, die in unerlaubtereise sich der Militärpflicht entziehen, handelt, und überhaupt eine pünktliche strenge Erfüllung der Militärpflicht bezweckt. Zwar wäre das Meritum dieses Gelegentwurfes eigentlich in mehr als einer Hinsicht duch die Bestimmungen des allgemeinen Strafkader zu Tergeln. Da jedoch allem Anschein nach dieser noch lange auf sich wird warten lassen, so hielt das Ministerium bei der Dringlichkeit der Sache es für väthlicher, mit einem Spezial-Gefegentwurf hervorzutreten. — Der zweite Entwurf handelt von der Pferde- Erpropriation (bei Mobilisirungen) und der dritte von der Unstellung ausgedienter Unteroffiziere im Zivildienste Zu bemerken ist, daß auch jenseits der Leitha zwei den [.$tgenannten Entwürfen analoge Gefegentwürfe gebracht wurden. — In Verbindung damit erwähnt , Reform" noch, daß die "Operate für Die Errichtung der Ludoniceum Akademie und die Durchführung des Organismus Schon dem Stadium des völligen Abschlusses nahe gerüdt sind, so daß die feierliche Eröffnung dieses ungarischen Militär-Instituts bereits am 3. November I. 5. erfolgen wird. = Der Minister des Aeußern, Graf Julius Andrásy — schreibt die „Reform“ — ist nach Terebes gereist, wo er natürlich nur sehr kurze Zeit bleibt, da die beginnenden Sektions-Verhandlungen der Delegationen seine Anwesenheit unumgänglich erheischen. In der neuesten Zeit hat das Gerücht sich verbreitet, es sei im Blane, den Grafen Andrasy in den Fürstenstand zu erheben. " Ellenor", welcher diesem Gerüchte in seinen Spalten Raum gibt, äußert sich sehr freundlich über diese beabsichtigte Auszeichnung und votirt dem Grafen Andrásy großes Vertrauen. Was das Vertrauen betrifft, so sind wir mit unserem geehrten Kollegen so ziemlich einverstanden , was aber den Fürstentitel betrifft, sind wir anderer Meinung. Ein hochgestellter Mann ist gehalten, viele Auszeichnungen anzunehmen, von denen die in den niedrigeren Sphären Arbeitenden verschont bleiben. Solche gelegentliche Auszeichnungen befigen jedoch außer dem Charakter der Gourtoisie seine Bedeutung, während der Fürstentitel schon beinahe eine Demonstration und nicht eine bloße Auszeichnung wäre, wozu mir vorläufig seinen Anlaß erblichen. Wir halten die Zeit, seit welcher Graf Andrásy als Minister des Neukern amtirt, noch für zu Furz, und ohne das bisherige tastvolle Vorgehen desselben im geringsten zu unterfragen, glauben wir dennoch, daß diejenigen Dinge, um derentmilten er,das ungarische Ministerpräsidium mit seiner gegenwärtigen Stellung vertauschte, exit noch fommen werden. Jedenfalls hatten feiner. noch ein solcher Weg und solche Aufgaben, bei denen noch weit mehr, als ein Fürstentitel werth ist, zu verlieren steht. Sollte ihn ein solches 203 treffen, was zu befürchten wir zwar seine Ursache haben, allein wogegen er schließlich doch nicht gesichert ist, so mürde die antizipirte Auszeichnung mit dem Fürstentitel als ein trauriger Spott auf ihm haften bleiben. Wir glauben daher auch niedervan den Plan, noch daran, daß Graf Andraiy ihn ambitioniren würde, namentlich fest, an dem zwar glänzenden , aber doch erst beginnenden Anfange seiner Carriere gebungen an dieser Stelle eine neue Erscheinung mären, sondern die Form, im der dies geschieht, ist es, die besonders angenehm berührt, namentlich da jenes Konstitutionelle Blaidoyer des Monarchen den Vertretern einer Institution gegenüber erfolgt, deren Gegner sie mit Vorliebe als parlamentarisch ohnmächtig einzustellen lieben. Eine besondere Bedeutung wird hier jenem Sage beigelegt, in welchem der Monarch die Solidarität der drei Ministerien bezont. Man glaubt, daß diese Worte eine über das behandelte Thema hinausreichende Tragmeite besigen und nicht unabsichtlich in so lapidarer Weise hingestellt wurden ;scheint fast, als sollte jene, ohnehin fon seit Langem zweifellose Solidarität ihre nach allen Seiten bemerkbare Weihe an höchster Stelle erhalten. Sehr gespannt ist man natürlich hier, wie fs jener fairer, Enunciation gegenüber unsere streichluftigen Delegirten stellen werden. Nicht, als ob man Hier glauben würde, daß jene faiferl. Nede irgendwelche Eression zu üben, oder eine schneidige Kritik zu hindern vermöchte; allein in einer Richtung wird sie, und gewiß nicht zum Nachtheile für sie Verhandlungen, hemmend wirken. Sene bekannten, allgemein gehaltenen Angriffe, die sie das Kriegsbudget zu erfahren pflegt und die einer prinzipiellen Gegnerschaft gegen die Institution der liegenden Heere entspringen, werden diesmal gewiß auch nicht ausbleiben und ich praktisch geltend zu machen sucjen ; in legterem Punkte werden sie jede der Nothunwendigkeit begegnen, von den allgemeinen Grundlagen auf das Gebiet der konkreten Thatsachen zu treten. Mit den allgemein gehaltenen Abstrichen wird es diemal eben raum gehen und man wird diese schwerlich jenen Worten des Kaisers entgegenlegen können, nach welchen die Vorlagen auf gemissenhafter Prüfung und der gereiften Erfahrung der rechten Jahre beruhen. &3 wird deshalb einer sehr fachlichen Kritik und einer streng = faglischen Motivirung etwa beantragter niedrigerer Ziffern bedürfen, wenn diese die Chancen der Annahme für sich haben sollen. Insoferne wird die Stellung der Delegationen zu dem Kriegsbudget — die anderen Grats fallen nicht so in’s Gewicht — nach der Rede des Monarchen nicht unwesentlich expiriiert, allerdings nur zum Vortheile der Delegationen und des Kriegsbudgets selbst, da die Budgetkritik dann nur vom fachlichen und nicht vom finanzpolitischen Standpunkte vorgenommen werden kann. (Wir haben unsere Ansicht über diesen Gegenstand bereits in der Nachschrift zum ersten Artikel unseres heutigen Morgenblattes ausgesprogen. D. Red.) | |n Wien, 18. September. Ein Blick auf die Mehrzahl der heutigen Morgenblätter genügt, um den guten Eindruck, den Die Antwort Sr. Maj. des Kaisers auf die Ansprachen der Delegations- Präsidien hier gemacht, erkennen zu lassen. Was an jenen kaiserlichen Worten neben der Betonung Der friedlichen Beziehungen Oesterreich-Ungarns zum Auslande hier besonders angenehm berührt, das ist jener dem Heered-Grat gewidmete Baffus, in welchem Se. Maj. der Kaiser in echt konstitutioneller Weise die diesmalige Höhe der Anlage vertritt. Nicht als ob Konstitutionelle Rund- .«»i3 »Hu-k-A-iy.sk·««e--.s,x,qt-s«ssqj-, . REN · Vageswenigkeiten. Ihre Majestät im Dienstag Vormittags in Begleitung des Obersthofmeisters Baron Nopcsa, des Grafen Festetits, des Fräuleing von Werenczy und des Hofsekretärs Feifakit von SIHL über Gmunden und Salzburg nach München gereist, wo Ihre Majestät gestern Abends eintraf und sich nach kurzem Aufhalte nach Poffenhofen begab. Am 26. d. trifft Ihre Majestät wieder in 3191 ein. (Emerich Sväanka) hat — wie man den „EN.“ aus P.Ladany telegraphirt — seinen ganzen Wahlbezirk bereist. Die Batay-Partei hat sich zurückgezogen. Aus dem Buffet Des Abgeordnetenhbanfen. Der „alte Herr" — schreibt „Son“ — ist zur Zeit bei sehr gutem Humor. Unlängst, als er im Buffet mit einigen Abgeordneten der Linken zusammentraf, sagte er zu ihnen, sie möchten da nicht das müßige Gerücht verbreiten, daß in das Namensverzeichniß des Dealclub alle Welt sich eingeschrieben habe, mit alleiniger Ausnahme — Franz Dea!’s. „Ob ich mich nicht eingeschrieben habe ! zuerst meinen Namen und dann meine Wohnung und zwar so: Franz Desk, wohnt in der eigenen Gasse, aber nicht im eigenen Hause. — Nun ja, denn Ihr müßt willen, daß ichrei Gaffen und zwei Bláte habe. Nur beobachte ich darüber tiefes Stillschweigen und bitte Euch, dasselbe zu thun. Denn wenn die Stadtbehörde erführe, daß diese zwei Gaffen und zwei Bläße mir gehören, könnte sie mir no die Pflicht auferlegen, sie selber — zu zehren.“ — Ein anderes Mal ist Franz Desk im Gespräche mit Koloman Simonffy. Ludwig Salamon tritt zu ihnen und sagt zu Deal: Nun, jest wirst Du da sehen zugeben, daß Ihr dort auf der Rechten seine solchen Musikanten habt, wie dieser Simonffy einer is. — „Was“, erwidert Deaf! „Simonffy 100 nur herüberkommen zu uns, und zuhören, wenn Paczolay brült; ich mette, vor dieser Mufit wird er sofort die Flucht ergreifen.“ (Frau Lilla Bulgowski))ist von Gmunden,wo sie die Sommersaison zugebracht und wo ihre Billaden deutschen Literaten und Künstlern als beliebter Versammlungsort diente,ins Pest eingetroffen,wo sie-wie die,För.Lap.««hören-läsxgere»» Zeit zu verweilen gedenkt und vielleicht auch im Nationaltheater in einigen Rollen auftreten wird. (Unangenehme Verwechslung)Bor einiger Zeit schreibt man der»Banater Post«aus Pancsova—— wurde der hiesige Stadtphysikussi zu einem Schneidermeister’ berufen,der ihm mittheilte,daß sein Gehilfe von der Wasserscheu befallen sei.Er schrieb sogleich das Ausnahmszertifikat für das Gemeindespital und verfügte sich selbst in dasselbe, um die nöthigen Vorkehrungen zur Aufnahme und Behandlung des Erkrankten zu treffen. Er verordnete vor Allem ein warmes Bad, Einwickelung in Rogen, Verabreichung von Eis und zuleit Eingebung von Rillen, die er verschrieb. Bald darauf erschien auch ein Kranker mit dem Aufnahmszettel des Stadtphysicus. 7. Derselbe wurde nun genau nach den ärztlichen Anordnungen behandelt; man war aber eben mit dem Baden zu Ende und begann exit den Kranten in Kogen zu micteln, als dieser schon jämmeric zu lamentiren anfing; in der weiteren Fortlegung der Behandlung, wo er auch Eis nehmen mußte, fühlte er endlich, er merde müthend, wenn man nicht bald aufhöre, ihn zu martern. Die Wärter, hiedurch in der Annahme bestätigt, die Krise sei im Anzug, verdoppelten ihre Anstrengungen und wollten mit dem Eingeben der Pillen beginnen, als der Kranke erklärte, diese unter seiner Bedingung zu nehmen. Sie wollten nun vorsichtig ihm das Geständniß entladen, auf welche Weise er wasserscheu gemorden ; sie fragten ihn nebenbei, ob er je von einem Hunde, einer Rabe oder sonst einem Thiere gebisfen worden sei. Der Kranke, dem diese Fragen verdächtig schienen, schimpfte die Krankenmwärter und erklärte, daß wahrscheinlich sie gebisfen seien, da sie ihn so quälen. Da erschienen plöglich mehrere Trabanten mit der Meldung, hier hätten sie den mafferscheuen Menschen gebracht, bezüglich Heilen der Stadiphysicus bereits Anordnung getroffen. Man wirdei die Verblüffung der Wärter denken können, die fegt den Irrthum inne wurden; noch größer aber war das Entfegen des Kranken, der sich kaum beschwichtigen ließ. Natürlich wurde bei ihm die vorgeschriebene Behandlung eingestelt und mit dem eigentlich Wafsercheuen begonnen, der jedoch schon in der Nacht darauf starb. Vom neuen Generaldirektor der Theisbahn Herren Nördling ist, wie die „Arader Ztg.” schreibt, eine ÜBerordnung an die Arader BBetriebsleitung der Theikbahn herabgelangt, daß den Hilfsarbeitern, die mit dem affordirten Betrag von £ fl. 50 fr. täglich entlohnt wurden, täglich 70 fr. in Abzug gebracht und dieselben blos mitS0 fr. ausbezahlt werden sollen. Aus Anlaß dieser Versrönung haben 24 Hilfsarbeiter, als Taggonsieber zc., alles eingeschulte Leute, ihre Thätigkeit sofort eingestellt. Die Betriebsleitung ist nun in der größten Verlegenheit bereits konnten die Lastzüge erst um drei Stunden später abgelassen und können die ankommenden Züge nur regelmäßig in den Bahnhof eingeführt werden. 83 wurde deshalb seitens der Bestriebsleitung in Pest bei der Direktion um Abhilfe angesucht. Die „a. 3tg." hofft, daß von dort aus Alles angewendet werden wird, daß einer durch derartige verkehrte Verfügungen hervorgerufenen Kommunikationsstörung vorgebeugt werde. " Belege. Deperdjen des Peter , Aloyb. Zinz, 19. September. Orig. - Telegramm) Die Wanderversammlung der Land- und Forstwirthe beschloß, die nächste Versammlung in Wien während der Weltausstellung abzuhalten. Prag,1·(·).September.(Original-Telegr.)" .Vorotpy,der Vizepräsident des katholischen Vereins dementirt die Nachricht,der Verein werde über die Betheiligung am Innsbrucker Kongreß berathen,dem Vereine sei vom Kongreß nichts beks 111 nt.. ·Dechillaftirte Rzehak soll bezüglich des Attentats eingestanden haben es hätte ein weit versteigtes Komplott gegen den Statthalter existirt. Berlin, 19. September. Die , Spen.4319." veröffentlicht über das Verhalten des Bischofs von Er seland eine Reihe von Dokumenten, woraus hervorgeht, daß der Kaiser auf des Bischofs Anfrage am 22. August gegen dessen Theilnahme an der Drakenburger Feier, denselben vor dessen Empfang zur rückhaltslosen schriftlichen Anerkennung der Staatsgefege aufforderte ; die hierauf abgegebene Erklärung des Bischofs bezeignete Bismarc am 9. September als unzureichend, er verlangt die Anerkennung der Thatfadhe, daß der Bischof durch die Verhängung der groben Cronimmunation "gegen die Unterthanen des Königs und gegen die Landesgeiege fehlte. Der Bischof erklärte am 11. September, um Folge dieser mit dem Schreiben des Kaisers nur im Einklange befindlichen Bedingung abgehalten zu sein, bei der Marienburger Feier zu erscheinen. — Bismard’s Antwort am 16. September weist nach, warum die frühere Er- TS E S Estti Der Goldmann. Roman in fünf Bänden von Moriz Jókai. Dritter Sand. Die Herrenlose Insel. (51. Fortlegung.) Die Hochzeit der Alabasterstatue, Timär war überglückkic, Timea’s Verlobter zu sein. Die feenhafte Schönheit des Mädchens hatte gleich bei der ersten Begegnung sein Herz erobert, er bewunderte sie. Das sanfte Gemüth, das er später an ihr kennen gelernt, gewann ihm Achtung ab. Das frevle Spiel, das man im Brazovics’schen Hause mit ihr getrieben, hatten in ihm ritterliche Sympathien für sie gewedt. Das leichtsinnige Hofiren des Hauptmann hat seine Gifersucht angefacht. Das Alles gehört zur Liebe. Seitendlich war er an das Bier seiner Wünsche gelangt. Das schöne Mädchen ist fein. E38 wird seine Frau. Und noch eine große Last ist ihm von der Seele genommen — eine Selbstauflage. Denn von dem Tage an, wo Timár im verfunfenen Schiff die Schäge Ali Csorbadzfi’3 gefunden hatte, war seine Ruhe dahin; nach jedem glänzenden Erfolg, der seine Unternehmungen begleitete, erhob sich die Stimme des Ankflägers in seiner Brust: „Das Alles gehört nicht Dir; es war das Vermögen einer Waffe, welches Du ufurpirft. Du mitrest ein Glühmersch? Es ist nicht wahr! Ein Wohlthäter der Aamen? Nicht wahr! Ein Goldmann ? Nicht war! — Du bist ein Dieb!“ Jetzt ist dieser Prozeß entschieden.Der innere Richter spricht sein freisprechendes Urtheil.Die bestohlene Waise erhält ihr Vermögen zurück.Sie erhält es verdoppelt zurück.Was ihrem Gatten gehört,gehört auch ihr.Sie wird nie erfahren,daß die Grundlage dieses großen Vermögens einst ihr gehörte,sie weiß nur,daß es jetzt das ihrige ist.Und damit ist das Fatum versöhnt. Ist es aber auch wirklich versöhnt? Timar dachte nicht an das Sophisma-daß er zu den wieder- erstatteten Schätzen Timea noch eine Zugabe offerirte,sich selbst," und als Tausch dafür das Herz des Mädchens verlangte;und daß dies ein Betrug,ein Gewaltstreich war. Timar wollte die Vermähltung beschleunigen Für ihn gab es nicht das zeitraubende Hinderniß,daß erst noch die Ausstattung herbeigeschasst werden muß.Er hatte in Wien schon Alles fertig gekauft.Timea’s Brautkleid war von der berühmtesten Pariser Mordistin angefertigt worden,und die Braut hatte nicht nöthig,ab demselben noch sechs Wochen lang zu sucken,wie bei jenemandem.—Jenes andere doppelt unselige Brautkleid war in einem Wandschrank begraben worden,den nie jemand öffnete.Von dort wird es Niemand hervorholen. Aber andere Hindernisse kirchlicher Natur stellten sich noch heraus.Timea"«r war noch immer nicht getauft- Es war nur natürlich,daß Timar wünschte,wenn schon Timea vom mahomedanischen Glauben zum Christenthum übertrit sie gleich in die protestantische Kirche,der ihr künftiger Gatte angehört,sich ausnehmen lasse,damit sie gemeinschaftlich den Gottesdienst bejuchen können. Nun aber trat der protestantische Geistliche damitervor, daß es für den Webertritt eine unerläßliche Bedingung sei, daß der Neophyt sich vorher mit den Glaubenslehren jener Kirche bekannt mache, in melche er aufgenommen zu merden wünscht. Und da bei der protestantischen Kirche nicht, wie bei der griechischen, das bloße Sehen und Hören genügt, sondern auch das Verständniß gefordert wird, so merde die Jungfrau einige Zeit Unterricht nehmeng müffen in denjenigen Gegenständen, deren Kenntniß ihr nothig ist, damit sie sich überzeugen könne, wie viel vernünftiger und annehmbarer jene Dogmen sind, welche sie künfzighin zu befolgen haben wird, als die Irrthümer, in denen sie aufgewachsen. Hier aber bot si eine große Schwierigkeit dar. Die mahomedanische Religion hat nämlich in ihren Dogmen mit dem weiblichen Geflecht nichts zu Schaffen. Die mahomedanischen Frauen sind feine Mitglieder der Kirche: es ist ihnen nicht erlaubt, ‚beim Gottesdienst der Männer anwefend zu sein; für sie hat die nach Mekla zeigende Tafel „Mehrab” Feinen Sinn; sie sind zu den Waschungen nicht verpflichtet, weder zum „Abdeftan”, noch zum , Süzül", noch zum „Shüferet”; sie Halten weder das Namazanalen, no feiern sie das Beyramzsfest; sie pilgern auch nicht nach Melfa zur Kaba, füllen nicht den von Sünden reinigenden Stein, trinken nit aus dem Brunnen Zenzemes, der Geistliche traut, unterrichtet. Fonfirmirt sie nicht und läßt sie nicht beichten ; sie haben nicht einmal eine Seele, um sie kommt nicht in der Todesstunde der die Seele vom Leibe scheidende Engel Afrael; sie verhört nicht nach dem Tode der Engel Montai und Nasir über das Gute und Böse, das sie in ihrem Grdenleben gethan. Sie werden nicht gebadet im K3mail-Brunnen und nicht hinabgeworfen in die Grube. Moxchut; sie erwebkt nicht vom Tode die Volaune des Engels Azrafil, auf ihre Stirne wird nicht das Wort „mumen“ (treu) geschrieben, sie laufen nicht über die Brüde Alfivat und fallen auch von ihr herab in die siebenerlei Höllen, von denen die Gehenna noch die menschlichste Temperatur hat, während die folgenden: Ladhana, Hofama, Szair, Szatár, Yahim und AL Harija jede um einen Grad heißer it. Von all dem haben die Frauen nichts zu fürchten; dafür gelangen sie aber auch nicht ins Paradies, in den Schatten des großen Baumes Tuba, denn ihrer bedürfen dort die Männer nicht mehr; diese erwarten dort die in eriger Jugend blühenden „Hurig“, jeden ihrer siebenundsiebzig. Dem Mahomedaner ist die Frau weiter nichts, als eine Blume die verblüht und abfällt, ihre Seele ist der Duft Der Blume, welchen der Wind Davonträgt und er ist nicht mehr. Dem hochehrwürdigen Herrn war daher seine Aufgabe in nicht geringem Maße emigriert, als er Timea zur Annahme der vernünftigen Religion bewegen wollte. Juden und Bapisten hatte er schon genug belehrt, aber mit einem Türfenmädchen hatte er es noch nicht versucht, daß dort im Himmel alle die hier unten einander angehört und sich geliebt, sich wieder finden und miteinander vereinigt sein werden , richtete das Mädchen die Frage an ihn: Ob in der andern Welt diejenigen fi wieder zusammenfinden werden, welche si geliebt haben, oder diejenigen, welche der Geistliche zusammengethan hat ? 63 war dies eine verfängliche Frage. Die aber der Hochehrwürdige Herr von seinem puritanischen Standpunkte, auf den er sich stellte, sehr gut also beantwortete, da es nicht denkbar, das jemand einen Anweren lieben sollte, als denjenigen, den der Geistliche ihm angetraut, und da es hinwiederum nicht möglichh, denjenigen, mit dem der Geistliche uns vereinigt hat, nicht zu lieben, so ist jene Verheißung der Schrift ganz forrest. Er hütete sich aber mobil, Heren Tímár diese Frage mitzutheilen. Am andern Tag fragte ihn wieder Timen, ob ihr Vater, Ali Esorbadzfi, in der andern Welt gleichfalls dorthin kommt, mohin sie kommen mird. Auf diese heille Frage wußte Se. Hohehr würden wirklich seine befriedigende Antwort zu geben. — Über nit wahr, ich werde dort wieder die Frau des Herrn Levetinczy sein? fragte ihn Timea mit lebhafter Neugierde. Auf diese Frage konnte nun schon der Herr Senior mit Freuden die gnädige Versicherung entheilen, daß Dieb gemiß der Tall sein wird. — Nun, dann werde ig den Herrn Levetineyy bitten, daß er, wenn wir im Himmelreich beisammen ein werden, auch meinem Vater ein kleines Pläschen einräume, damit auch er bei uns sei; und nicht wahr, das wird er mir nicht verweigern können ? Auf diese Frage fragte der Herr Senior sich gewaltig hinter dem Ohr und meinte, er werde diesen skrupulösen Fall der allgemeinen Eichensynode unterbreiten. Am dritten Tag sagte er dann zu Timar, es werde doch das Beste sein, das Fräulein Schon fest zu taufen und zu trauen, über die weiteren Dogmen möge sie dann ihr Herr Gemahl aufklären. Am nächsten Sonntag ging denn an die heilige Zeremomeinde ein und singt das ganze Lied herunter. Und ann tritt allgemeine Stille ein; der Geistliche steig die hohe Kanzel hinauf und beginnt zu sprechen, ohne irgendwelche Zeremonien; er singt nicht, er trinkt nicht aus dem Kelch, er zeigt seine geheiligten Gegenstände, sondern spricht nur in Einem fort. Timea versteht nichts von dem, was er sagt. Sie staunt nur darüber, daß in dieser Kirche drei Duartes von Bänfen voll gestopft sind mit M Weibervolt, und dies tausendköpfige Weibervolf spingt nicht, öffnet nut den Mund, es wagt nicht einmal eine Nachbarin der andern etwas zuzuflüstern ein schredlicher Ritus! drei Legionen Weiber, die durch volle zwei Stunden zum Schweigen verurtheilt sind. Wenn es ihnen mindestens erlaubt wäre „Amen !" zu rufen, wenn die Predigt zu Ende ist. Timea fitt in der ersten Kirchenreihe neben der Frau Ober- Kirchenkluratorin, welche ihre Taufpathin sein wird und sie zum Taufbeden führt. Ihr Taufpathe aber ist der Herr Ober-Kirchenfurator. Auch dieser Akt bietet seine die Phantasie aufregende Zeremonie: der bohehrwürdige Herr hält am Taufbeden eine trockenverständige Nede; endlich hat auch diese ein Ende; die Neophytin neigt ihr Haupt über das Taufbeden und der Geistliche tauft sie im Namen der heiligen Dreieinigkeit: „Susanna”. — Diesen Namen hatten die Taufpathen ihr ausgesucht. Dann richtet der Herr Senior eine Ermahnung an die Taufzeugen und zählt ihnen ihre Verpflichtungen auf; die Frau Ober-Kuratorin führt ihren Täufling in die Bank zurück; fest erhebt sich die ganze Gemeinde und betet, aber nur der Geistliche betet laut, alle Anden nur stumm vor si hin. Timea aber denkt bei sich, warum man sie gerade Susanna getauft, da fit doch zufrieden gebesen mit ihrem bisherigen Namen, bernen Herrn Ali Edlen von Coorbaffi, christlich helvetischer Religion. Und auch dazu sprechen die drei Legionen Frauen kein Wort.’ Timen beruhigte sich mit dem Geschehenen. . Am ersten Tage, als der hochehrunwürdige Herr Timen die Männer und Frauen abgesondert; jedes hat sein Gesangbuch vor Herrlichkeit der andern Welt Kantor intonirt, fällt die ganze Ge Nach dem Gebet fegen fi Alle nieder und der Kantor in tonirt bei Dieser Gelegenheit den 83. Palm: „DO Gott Ysraels !" was in Timea den leisen Zweifel ermödt, ob man sie nicht vielleicht jet zur Seraelitin getauft habe. Alle ihre Zweifel zerstreut jedoch endlich Se. Wohlehrmürden, jener jüngere Geistliche, der fest die Kanzel besteigt und, nachdem er eine sehr schöne Predigt gehalten, schließlich eine Schrift aus dem Buch herausnimmt und davon herabliest, hiemit werde versündigt, daß der hoc: und unwohlgeborne Herr Michael Timár Edler von Levetinczy, cristlich helvetischer Religion, si verlobt habe, mit der ehr- und tugendsamen Jungfrau Fräulein Eufania Tímea nie vor sich. Timen kam bei dieser Gelegenheit zum ersten Male in eine protestantische Kirche. Dieses einfache Gebäude mit feinen weiß getünchten Wänden und seiner Kanzel ohne alle Verzierung und Vergoldung machte auf ihr Gemich einen ganz andern Eindruck, als jene an· · ·von Csorbassi,verwaisten Tochter des wetlandhoch-und wohlgedere Kirche,aus der schlimmie Buben sie vertrieben hatte er,als sie einmal sich hineingeschlichen.Dort war ein goldener Altar,grosse Wachskerzen brannten in silbernen Armleuchtern,die Wände waren vollbehängt 1111 Bildern,Weihamcdüfte durchzogen die Luft, geheimnisvoller Gesang ertönte und beim Klingeln mit dem Glöckchen sank das Volk auf die Knie—all’das,die Bilder,die Klänge regen die Phantasie an.Hierüber sitzeni1 clangenVankreihe 11L (Zortfegung folgt.) erklärte, indem er darauf hinwies, N ’ | | fid Liegen, und wenn der « 3 ° 7 ·NAHE ve VE EVE are STAPEL TEE, a an zó en RN 78 Be kés