Pester Lloyd, September 1874 (Jahrgang 21, nr. 200-223)

1874-09-01 / nr. 200

— — r .. —­­,«Pyda;pe’st«,3»1.21ugzxst.» * Wenn es noch eines Beweises bedürfte, wie Seb­­ast das Gefühl der Solidarität mit Ungarn die verfa­­hrene Partei Oesterreichs bewegt, er konnte nicht voll­­er gegeben sein als in dem Programm des G­run­­er Parteitages, welcher — falls sein Hinder­­­nzwischen tam — gestern zelebrirt wurde. Man deute — die Berfaffungstreuen Oberösterreichs fommen zu­­en, um sich ihre unterschiedlichen spezifischen Schmerzen der Brust herunterzudeflammren ein P­rivatgeschäft, dl es Ungarn offenbar nichts angeht, und da fünnen die Herren gleicwohl nicht umhin, auch die Magyaren in eber einzuschließen, mlich das unabweisliche in Ungarn, speziell in Siebenbürgen, teilungzunehmen", „für die freiheitlichen In­­en und die Kultur in Ungarn", welche selbstverständlich rc) die Siebenbürger beeinträchtigt Hifizirbarer politischer , Bedürfnis, „zur Mairegelung Sachen eine anze zu brechen, und dabei geben sie sie der angenehmen wartung hin, daß „Die NRechte der bentiden­tion und repräsentirt sind, in Ungarn und Siebenbürgen zu haften dieselben „Verfassungspartei” ab­­halten wird ! vielleicht könnte man meinen, diese Parteinahme terreichischer Politiker in einer Angelegenheit, mit welcher Schlechterdings nichts Schwindel, fühlen nicht minder die nationalen Ausprüice der Magyaren geachtet wer­­follen." So steht es zu lesen in dem Programm Des­undener Parteitages, welcher, wohlgemerkt, nicht etwa etlichen Borstadt-Demokraten und Jungen, sondern Mitgliedern der sogenannten haben, ein ganz und dann wären allerdings begiüffigt, uns solcher Auffassung unbedingt zu schliegen; mir würden wir uns in Hungspartei belehren, daß je nur en sie Grade boruirt in Oesterreich, hat, darauf sie mit irgend einer Die Superiorität in Oesterreich ich mit Streben zu machen, als ausgeht, diesem Walle­ge das Vorgehen schwindelhaft ist, denn auch nur ein Lunte politischen Verstandes darin, diejenige Partei die Tag für Tag ve Eristenz gegenüber den cisleithanischen Nationali­­zu Kämpfen die Brandtadel ualer Agitation nach Ungarn zu tragen? Wer in m Glashaufe wohnt, sol nicht mit Steinen werfen — n diese hausbadene Wahrheit sollte die österreichische wohlgethan rein nationalen Oppofition in gigaın gemeinsame­ Scalte macht. So überaus politik­identifiziven, anstatt, wie die Bedingungen glänzend der V­erfassungspartei in aka noch immer nicht bestellt, daß sie es wagen este, WR Kraft für Interessen einzufegen, Die it unmittelbar verhängnißvoll werden sie jegt berühren und deren Durchbruch gleic­­h ihe selber müßte, . Dan Minorität dv nation­az und Ungarn zur Geltung men, und sofort, werden die eingefargten Fundamental­­itel zu neuem Leben erstcehen. Darin äußert sich eben haarsträubende Geldanfenlosigkeit der Parteitags-Arran­­geure, daß einer Nationalitäten­­des polis­chen Bestandes der Verfassungspartei es exhelfchen, das­sen staatliche Moment zum Ausgangspunkte ihres Bezirrung? Können sie den deutsch-nationalen gar feine politischen Gedan­­für fi allein als Grundlage ihrer Politik annehmen­nd proflamiren, ohne den gegnerischen nationalen Stre­­verleihen? Und wie spricht von den Rechten der die Verfassungs­­zu geben suchen! Man deutschen Nation Die in Ungarn aber wer ist denn diese „deutsche Nation“, die in Ungarn A­mt­s­ansprüche erheben darf? Will man unter diesem­­ pomphaften Titel die Hundertfünfzigtausend Sachsen Sieben­­bürgens verstanden wissen, oder zählen sich die österreichi­­schen Deutschen ebenfalls zur „Nation“, Ungarn mit den „Magyaren“ verlangt, oder muß das Baterland noch viel größer sein ? Es wäre ja dies in der That Demonstration von überwältigender Komik, wenn sie nicht soviel des DVer­­— lebenden und nicht gleichzeitig ein solch betrübsames Armuthg­­zeugniß für die Einsicht und das Verständnig ich­ als Staatsgedankens in Oesterreich „gerrrt und faktisch als solche in Geltung bleiben muß, soll über Cisleithanien Chaos hereinbrechen­ baren Nähe, die ao in Trägerin die reichlich Welt­­lisdes und soziales Leben gewährt des eine einer Partei nicht abermals das politische in unserer unmittel­­Gelegenheit haben, den Gehalt jener Magen abzumägen, welche eine siebenbürgische Bureaufratensippe hinausjammert, schwagen magyarenfresferischen Blättern „im Reich“ der Bebrühung und M­aßregelung der Deutschen in Ungarn nahh! Die Deutschen in unserer un­­mittelbaren Nähe, denen ein voller Einblick in unser poli ist, verlegen sich auf die von der „Kulturmission” der siebenbürgischen eutschen, das heißt einer handvoll Bürger des ungarischen Staates, die gleich einem erratischen Blod völlig isolirt es Deutschthums ebenso hohem gläubig etlichen die Vhrafen von einer Weise­ngen­ung fühlen wo­nn, wenn ‘8 ja um Elemente gen im­man­tionen Welhe Großmuty hinzuzufügen, Die Deutschen die Tendenz einer von den Konsequenzen gleiche Rechte nthielte, die Ichernheit Staate Berechtigung zu in Erwägung zieht, welche en dem „deutschen Gedanken“ daß es nicht sollten Sie sei Haben denn die Herren einer die V­erirrung erst beurtheilen, wenn man die in ihr den siebenbürgis überdies Hermetisch gegen und sich Umge­­­­bung abschliegen? Die Deutschen Oesterreichs endlich, die jeden Kontakt mit ihrer Uni im eigenen Staate unbarmherzig jede nationale Aspiration erdrücen, werfen sie zu Wortführern entschieden unberech­­tigter Forderungen einer nationalen Partei in Ungarn auf! Hat dies vernünftig, ist dies anständig? Einer Vertheidi­­gung bedarf die Haltung unserer Legislative und unserer Regierung in Bezug auf die " Sacsenfrage" heute nimmer­­mehr. Selbst in Deutschland ist der fünftlic erzeugte Lärm vor der unparteilichen Darlegung der Sache verstummt, und erst vor Kurzem hatten wir Gelegenheit, die Enun­­ziation eines allgemein geachteten deutschen Organs über die leidige Affaire zu reproduziren, worin die ganze Agi­­tation auf's Schärfste verurtheilt wird. Auch die maßgebende Presse in Oesterreich — wir Konstativen dies mit­­ Genug­­thuung und Anerkennung — hat sich zu einer gerechteren Auffassung befehrt, ihre Angriffe eingestellt und, wenn­ sie an, woran wir nicht im mindesten Anstoß nehmen, ihren Sympathien für die Siebenbürger Sachsen Ausdruck gibt, sä­llt sie doch weit entfernt, die „Deutschen Ungarns“ zum Kampf gegen den Staat aufzumuntern. Zeitler, daß sich die P­arteimänner so u­nvortheilhaft von den Partei­­blättern unterscheiden; doch haben wir den Trost, daß in Oesterreich thatsächlich die leitenden Ideen von der BE ausgehen und von dieser allein wirksam verfochten werden. Gern wollen wir daher annehmen, der Gmundener Schwindel werde nicht über den Parteitag hinaus seine Kreise ziehen. Auch it es möglich, daß der betreffende Punkt der Resolutionsanträge auf dem P­arteitage selbst über Bord geworfen wurde; wir haben ja Aehnliches er­­fahren, als in einer Vorbesprechung der „Jungen“ die Abschaffung der Delegationen defreii­t und in der Kon­­ferenz selbst wurde. Für seinen Wal aber hätten wir Ursache, den etwaigen Parteibeschluß aus einem anderen Gesichtspunkte als dem des eigenen Interesses der Verfassungspartei be­­denklich zu finden. Uns hierzulande wird die Resolution weder imponiven noch schnden. Die Regierung und die Legislative werden sich duch die pathetischen Deklamationen der Gmundener Parteitagepolitiker in ihrer Ation nicht behindern lassen, und der Suffurs, den die Widersacher des ungarischen Staatsgedankens in den abstraften Hilfs­­truppen aus Oesterreich erhalten, hat für sie verzweifelt geringen Werth. Allerdings aber könnte aus der Verständ­­nißlosigkeit der Gmundener Eintagspolitiker gar leicht eine Trübung der Beziehungen zwischen Oesterreich und Ungarn entstehen, wenn man sich nicht beeilt, den Herren die Köpfe zurechtzulegen. Nicht an uns ist es, die Verfassungs­­partei aber­ und abermals daran zu erinnern, daß bei einer Trübung der Solidarität zwischen den herrschenden Elementen haben und drüben für die Verfassungspartei mindestens so viel auf dem Spiele steht als für uns; vielleicht wird sie Dieser Erkenntniß denn Doch zu­­gänglich werden, ehe die Geister, die sie unbedacht wach­­ruft, ihr mit zwingender Gewalt entgegentreten ; ja viel­­leicht legt die unwachsende Zuversicht in den reifen der österreichiischen Opposition ihr den Gedanken nahe, daß man nicht leichtfertig an den Pfeilern rütteln darf, welche die gegenwärtige Ordnung der Dinge in Oesterreich und Ungarn tragen­ gen Nationalitäten Liegen und einfach von der Tagesordnung abgestellt — űi­ttel g jener Auto agenda­­denswerth und notabwendig per. evangelische Kirche hat thatsächlich weder die Mittel noch die Macht, jene Inspektion in durchaus zufriedenstellendem Maße zu üben ; es wird daher das­recht des Staates zu einer dringenden Pflicht desselben, deren Erfüllung die autonomen Korporationen mit Dant entge­­genzunehmen haben. · ú — Budapes­t, 31. August. H Morgen tritt der Generalkonvent der evangelisjchen Kirche Ungarns zusammen, um über eine Angelegenheit zu entscheiden,­­ deren Bedeu­­tung weit über die Grenzen einer einzelnen Konfession hinausgeht. Die ganze Nation, der ungarische Staat sind bei der Frage der panflavistishgen Gymnasien in eminenter Weise interessirt, und die Hochgestellte und ‚einflußreiche Versammlung, welche morgen ihre Berathungen beginnt, darf in dem Bewußtsein wathen und thaten, daß die S­ntelligenz des gesammten Landes ihren Sitzungen mit gespannter Aufmerkssamkeit folgt und ihre Beschlüsse der ein­­gehendsten Beachtung würdigen wird. Im Generalkonvent wird auch das Schifal der bei­den lutherischen Gymnasien zu­­ Groß-Rauschenbach und Th.-Szt.-Marten zur Sprache kommen. Bezüglich der ersteren Lehranstalt liegt bereits eine fertige Thatsache, sant­­tionirt auch Se. Majestät den König vor; das Schicsal des anderen Gymnasiums ruht vorläufig noch ganz in der Hand der evangelischen Kirche. Der Generalkonvent wird den Beschluß bezüglich des Mausdenbacher Gymnasiums zur Kenntniß zu nehmen und zugleich über den Fortbestand der Th.-S­t.-Martener Lehranstalt oder doch, über die Rege­lung der Verhältnisse derselben zu entscheiden haben. Es darf ohne Uebertreibung behauptet werden daß die ganze Nation erwartet, der Generalkonvent werde das Urtheil der Regierung billigend zur Kenntniß nehmen. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollten wir das Staats­­gefährliche und für die Zukunft absolut nicht mehr Duld­­bare jener Umtriebe, deren Schauplan die obersungarischen Lehranstalten waren, des Weitern entwickeln. Diese Blät­­ter haben die viel ventilirte Trage von den verschiedensten Seiten in erschöpfender Weise besprochen und Die Regie:­­ 1, zu energischem Auftreten gedrängt, hat sich da­s Ministerium endlich ermannt und nach reiflicher Ueberlegung gethan, was im Interesse des nationalen Friedens und der staatlichen Würde unter allen Umständen gethan werden mußte. Die Regierung hat hiemit ihre Pflicht gethan und, ohne die geieglich garantirte Autonomie der protestantischen Kirche unseres V­aterlandes im Geringsten zu verlegen, die Angelegenheit in einer Nichtung­­ zu befriedigendem Abschlufse gebracht. Der Generalkonvent wird den Schritt der Regierung billigen müssen, denn derselbe hätte unter gleichen Umständen selbst nicht anders handeln künnen ; er hätte ohne Umweifel denselben Beschluß fassen müssen, da er unmöglich wollen kann, da­ das schöne und theure Recht der firchlichen Autonomie in unmoralischer und staatsfeind­­licher Richtung mißbraucht und auf diese Weise der völ­­ligen, nothwendigen Annullirung entgegengeführt werde. Ohnedies hat die evangelische Kirche Ungarns sich gegen den Verdacht zu wahren — derselbe kann erhoben werden und ist auch bereits in unüberlegter Haft ausge­­sprochen worden — als ob die staatsfeindlichen Umtriebe in den flavisschen Schulen mit ihrem W­ ifsen und mit ihrer Billigung stattgefunden hätten: ES sei fern von ung, die evangelische Kirche Ungarns, welche für die Freiheit und die Verfassung des Vater­­landes stets mit derselben Energie kämpfte, die für die Aufregterhaltung und Unabhängigkeit ihrer eigenen Insti­­tutionen b eg­rei­fern von uns, gegen Die Lutherischen Protestanten Ungarns eine so sehmermwiegende Anklage zu erheben. Aber trifft sie nicht unzweifelhaft wenigstens der beste Schein, wenn man bedenkt, daß jene Umtriebe in Ober-Ungarn seit Jahren heimisch sind, ohne daß ein Distrittual-­ oder Generalkonvent Einspruch gegen dieselben erhoben hat; daß die Kirche, gefehtigt ebenso ehr durch ihre Autonomie wie durch die Schwäche der Regierung, einzig und allein das Oberaufsichtsrecht über jene Lehr­­anstalten übte, ohne von demselben gerade in dieser wich­­tigsten Frage Gebrauch zu machen; daß sie sich zugleich wiederholt und in entschiedener Weise gegen jeden Eingriff — wie sie es nannte — des Staates in den Rechtstreit ihrer Autonomie aussprach) und daher die Aufdbung jener sträflichen Zustände — wir wollen gern zugeben, ohne be­­wußte Absicht — zum Schaden des nationalen Friedens und der nationalen Kultur verzögerte? Man muß wahr­­­lich felsenfestes Vertrauen in den patriotischen Sinn und Geist unserer evangelischen Protestanten feben, um Diesen Berdagt als unbegründet, als unmöglich zurückumweisen. Wir besigen dieses felsenfeste Vertrauen, aber mit umso Harerer Objektivität stellen wir an den Generalconvent die Forderung, er möge durch seine Haltung die Ausstreuungen der Böswilligen desavouiren. Bezüglich des Th.-Szt.-Martiner Gymnasiums hat die Regierung noch keinen Beschluß gefaßt und auch der Generalkonvent ist kaum in der Lage ein endgültiges Ur­­theil zu fällen, denn es fehlen noch die Prämissen des ab­­zuleitenden Schlusses : die Resultate einer eingehenden objektiven Untersuchung. Hier wird es Pflicht der Ver­­sammlung sein, eine solche Untersuchung anzuordnen und dafür zu sorgen, daß dieselbe in objektivster Weise, aber zugleich auch mit voller Strenge geübt werde, damit er dermann zu der Einsicht gelange, daß Die evangelische Kirche Ungarns nicht blos die Rechte der Autonomie zu genießen weiß, sondern sich auch der wichtigen Pflich­­ten bewußt ist, welche ihr durch ihre bevorzugte Stel­­lung im Staate auferlegt sind, damit Niemand darüber in Zweifel sein könne, daß die Evangelischen unseres Bar­terlandes die Interessen des Staates und der Nation zugleich als die ihriggen erkennen und in ihrem Kreise sein Element dulden, welches sich zu diesen h­öchsten Interessen des Staatsbürgers jeder Konfession in einen sträflichen Gegenzag stellt. Es dürfte kaum jemand in ganz Ungarn sein, der die Vorgänge, welche Heute die öffentliche Meinung unseres Vaterlandes in den weitesten Kreisen beschäftigen nicht mit Bedauern betrachtete ; nieht blos deshalb, weil sie neuerdings beweisen, daß der nationale Hader, den der ungarische Staat dur das ebenso nachsichtige als entge­­genkommende Nationalitätengefe völlig beseitigt glaubte, noch immer nicht erloschen ist ; — au nicht bins deshalb, weil sie zeigen, daß der ungarische Staat, dessen Grün­­dung und Erhaltung das schwer erworbene theure N Resultat tausendjähriger Mühen und Leiden unseres Volkes ist, auch in seinem Schoße noch Gegner seines Bestandes zählt ,­­ sondern auch deshalb, weil sie dem nationalen Hader scheinbar auch noch den konfessionellen Gegenzag gesellen. der Generalkonvent der = Ueber das Vergleichsfehiegen bei Wiener-Neu­­stadt schreibt „Reform“ neuerdings in ihrer heutigen Abendaus­­gabe: „Gemwiß ist, daß auf der Berichterstatter de­s Petter Lloyd“ in Uebertreibungen verfallen ist, als er schrieb, unsere Broncelanonen haben 70 Treffer ge nacht, während die Krupp’schen 1700 machten. So desperat ist das Verhältniß nicht, es ist aber dennoch bdesperat. Laut dem amtlichen Ausweis haben unsere Achtpfünder-Feldgeschüse 618 Mal ins Ziel getroffen, während die Gußstahk­anone 3393 Treffer machte. Demnach übertrifft die preu­­ßische Kanone unsere um das Fünffache. Namentlich bei der gleichen Anzahl von Schüffen auf 500­ Schritte Entfernung trafen untere Broncekanonen 68 Mal, die Krupp’sche Kanone 419 Mal, auf 3000 Schritte trafen unsere Kanonen 387 Mal, die Krupp­ sehen 1497 Mal. Die rechte Zahl ist von der größten Bedeutung, weil sie bemeist, daß die preußische Artillerie, selbst auf die am häufigsten vorkommenden kürzeren Distanzen, fast vielfach der untrigen überlegen ist. CS märe daher wirklich eine sehr sehmwierige Aufgabe für unsere Armee, der preußischen Artillerie gegenüber den Kampf zu bestehen. Gegenüber diesen Zahlen behaupten zu wollen, die ganze Artilleriefrage fer blinder Lärm, der seinen andern Zied hat, als von den Delegationen die Erhöhung des Kriegsbudgets zu er­­presfen, zeigt auf eine beschränkte Auffassung. Was Faktum ist, ist Faktum, das läßt sich nicht wegdisputiren, sondern damit muß ge­rechnet und möglichst für Abhilfe Sorge getragen werden. Da­ man das Boot über seine Steuerkraft hinaus nicht belasten­ann, ist ebenso gewiß, als hab wir ohne Artillerie das Vaterland nicht vertheidigen können , die beiden Lebensinteressen zu vereinbaren, das i­ die schwierige Aufgabe der­­­egierung und der Dele­­gationen.“ == Ueber die Einführung der Zivilehe in Oester­­reich schreibt die Wiener „Montags-Nevue” in einem offenbar inspirieren Artikel folgendermaßen : «Die Journale bringen die Meldung,daß die Regierung einen Gesetzentwurf istber die Einführung der fakultativen Zivilehe voxbprette.Soweit wir über denf­achverhalt unterrichtet im, it das Ministerium allerdings entschlossen, jene drühenden Bestimmungen unsered materiellen Chevedits, wie des bürgerlichen Gefeßbuches, welche vor den konfessionellen Gefegen in­ Stand halten, dur eine Novelle zu beseitigen und h­iebei insbesondere die Ghehinder­­nisse, welche aus der Verschiedenheit der Konfession entspringen, zu beheben. Derzeit ist eine Ehe zwischen Israeliten und Christen un­­möglich, wenn nicht beide Theile sich konfessionslos erklären. Eine Modifikation­­chiefer und ähnlicher V Bestimmungen gehört zu den dringenden Aufgaben einer Regierung, die selbst nicht von einer besonderen Schwärmerei für die Konfessionslosigkeit der Maffen erfüllt ist und den Werth einer sittlich religiösen Erziehung nach wie vor in vollem Maße anerkennt. Man wird es deshalb natürlich finden, wenn auf die Beseitigung derartiger Mitstände hingearbeitet wird. Ein aktives Eingreifen der Regierung hat sich um so nothmwendiger herausgestellt, als auf dem Tische des nur ver­tagten, nicht geschlossenen, Neid­grath3 jener Entwurf eines neuen Chegefeges liegt, bei welchem der Abgeordnete des neunten Bezirks der Residenz Gevatter stand. Dieser Entwurf hat bei seinem Gr­­einen in den unweitesten Kreisen der Juristen eine nichts weniger als unwill­ommene Sensation ebenso durch seine Lüdenhaftigkeit hervorgerufen und die Urheber desselben sind sicherlich nicht böse darüber gewesen, daß ein Entwurf nicht mehr zur Verhandlung gelangte, der eine echte Kritik nicht auszuhalten im Stande ist. Er verräth in jeder Zeile das rasche Tempo, in welchem bei seiner Fertigstellung vorgegangen wurde, damit eben der allgemein ge­­wollte Ziel der Einführung der Zivilehe erreicht werde. Ange­­sichts dieser Vorlage, deren günstige Erledigung im Abgeordneten­­hause mehr als zweifelhaft war, ergab sich das Gebot für das Ministerium Stellung zu nehmen und das geschieht in jener in Vor­­bereitung befindlichen Novelle. Re­­gierung wird darin, das darf man wohl, als sicher anneh­­men, den Standpunkt der obligatorischen Bivile de pure et simple nicht einnehmen. Die Erfahrungen, die man in Italien auf diesem Gebiete gemacht hat, sind für sie ein zu lehrreiches Krempel, als daß er spurlos an ihr vorüberziehen sollte. Die ungeheure Majori­­tät der Bevölkerung ist katholisch und in Ueberzeugungen erzogen, welche das Sakrament der Che­i mindestens so hoch stellen als den bürgerlichen Vertrag in derselben, und so lange die fortschreitende a über diesen Punkt nicht die gehörige Aufklärung in die eifter gebracht hat, muß eine Regierung, die nicht mit Schlag­­worten, sondern mit Thatsachen rechnet, sich hüten, Hundert­­tausende von Konfubinaten hervorzurufen, wie sie in unserem süd­­lichen Nachbarlande den Gegenstand femerer Sorge der Verwal­­tung bilden. Aber ebenso­ wenig dürfte das Minis­terium geneigt sein Bestimmungen über die Trennbarkeit der Ehe, welche einzelne vom Staate anerk­annte K­onfessionen milde for­muliren zu verschärfen; ein Lehler, in welchen zum Beispiel der Entrwurf des konfessionellen Ausschusses verfällt. Die Revision des materiellen Chevelites erachtet die Regierung als eine Aufgabe gründlicher, umfassender und langwieriger Stu­dien und wir sind überzeugt, daß auch das Abgeordnetenhaus das Große und Schwierige dieser Materie zu mürdigen wissen wird.” | · REEL NTERTEIZEER EEE ETLICHE TEST BT AES SÉSütől Velegr. Depefdien des Zeller. Slopd. Totis, 31. Auguft. &Senillsion. Die Hetzelbarone der Enkladen. Ein Genrebild aus der Levante. Bon G. v. Bincenti. Ein moderfledig verlor den Blatt aus dem goldenen Buche — der Cdel gebornen, ein drastisch Gegenstück zu dem des ewig jung­­blütigen Beduinen-Wdels, welchem wir neulich­­ ein Bild gewidmet. Wie viele Orientfahrer von Tausend besuchen die Snsel­­splitter des griechischen Archipels ? Raum Einer wohl, und doch ist die Eyfladen-Tour von Eyra aus leicht zu unternehmen und verlehnt si vollauf. Zwei griechische Postdampfer versehen den­­ Modendienst und mere gerne romantisch bat, der armirt einen Segeltail mit zeltüberspannter Dünette und einem Schad ruder­­fester Syraten, und in 14 Tagen sind alle 10—12 Inseln besucht, die einiges Interesse bieten. Bei Ghiura wird Niemand anlegen, denn der Felsgrat ist naht wie ein Fakirschädel und fo schauerlich gek­lüftet, das ihn selbst Tiber zu un­wirk­lich für eine Strafkolonie gefunden hat, aber die schöne Walfahrtsfische der „Evangelistria“ auf Tinos wird er besuchen, sodann den althellenischen Thurm im Marina-Kloster auf Zea und Dili, die Apollo-Anfel mit den Spuren eines der gemaltigsten Gottestempel des Altert­ums. Auf Thermia findet man allerzeit ein paar Dusend Ieberfronte Badegäste und auf Gerpho den­fels, wo Perseus die Danae aus sehr unan­­­­genehmer Situation befreite; auf Milo wird man si selbstver­­bändlich der hier vor fünfzig Jahren von einem Bauer aufgefun­­denen und von Herrn v. Marcellus nach Brantreich geschafften milesischen Venus erinnern, welche uns Coffos in der griechischen Sektion der Wiener Weltausstellung vervollständigt und mit aller­ Hard Gleißendem aufgepugt gezeigt hat. An Baros werden wir — sodann nicht vorübergrhiffen, ohne seines wundervollen Marmors zu gedenken, aus welchem so viele Götterbilder herrlich erstanden, und haben wir sonst empfänglichen Sinn für die Alterthümer melche die Engländer in der Levante gestohlen haben, so werden wir uns der ho­ pberühmten, heute in Oxford befindlichen „Arundel- Marbles“ erinnern, deren kostbare Inschriften uns die griechische Chronologie von Getrops bis Alexander geliefert haben. Haben mir sodann noch Nio mit dem vermeintlichen Grabe Homer’s und die gewaltige Stalastitengrotte von Antiparos besucht, so bleibt uns zum Schluffe das Beste übrig: der rothe Santorineser „Heili­­­genmein” und die blaublütigen Franken von Maros, welchen Rebieren wir diese Studie widmen wollen. IH kam auf den " Bankellenion" am ersten Junisonntag in Naros an. Hier machte Theseus die Ariadne durch seine Untreue be­rühmt, worauf bekanntlich Bachus die Verlassene tröstete, dafür dem Tröster später ein Tempel aus weißen Marmor errichtet ward. Die auf der Nordseite der Sinsel gelegene Stadt Schmiegt sich recht malerisch mit ihren weißglänzenden Terrassen an einen Feldabhang, wo ein Gewimmel von schwalzgrauen Häusern zu einer Thurmfeste hin anklettert. Am Ufer drängt sich ein dichter Schwarm von Fischerhütten, hier Caliora genannt, um ein uraltes Kirchlein wie die Gläubigen um die Predigerkanzel, und rechts auf einer Sintellippe Schimmert das Thorgerippe des Bacchustem­­pels, welchen die Narioten „Balati“ nennen. „Das Weihe dort oben,“ erläuterte mir unser lyratische Schiffskapitän, „ist die Griechen- Stadt und das alte, verfallene Wintelmerl mit der Zitadellenpa­­stete darüber das sogenannte Schloßviertel, wo der fränkische „Bungeradel“ hauft.” Empfehlungsbriefe sind für den Cylladenbesuch unentbehr­­­ig. Ich mar an zwei nariotische Notabilitäten, einen Heren Markopoliti, Timardjen 9. b. Bürgermeister der Stadt und an den Marquis von Sommariva, gewesenen spanischen Konsul empfohlen. Bei Ersterem, einem stattlichen Inselgriechen mit Fustanela und gestickten Mocaffins fand ich die komfortabelste Unterkunft. Alles gefiel mir im behaglichen Haushalt des Timarchen, nur nicht, daß er am ersten Abend sogleich über den Schloßabel des Trausen­­viertels in der heftigsten Weise loszog. Nach Markopolits’s Aeuße­­rungen brachten die Inselbarone der Oberstadt ihre Zeit mit Geld­­ausborgen, Rektifizirung ihrer Ahnenregister und Prifgbemalung ihrer metterverwaschenen Wappenschilder zu. Als ich mich Tags darauf nach dem Schloppviertel hinauf führen ließ, fand ich leider allenthalben die täglihste Allustration zu den Spöttereien des Griechen. Welcher Bertal! Welch fiedes Hidalgothum, wie man es kaum in den navarresischen Bergen und beim alttaftilischen Adel der Mana findet, wo doch geflichte Hosen allenthalben wappenfähig sind! Seit Mario Sanudo, der Kreuz­­fahrer, durch Spiel und blonde Gourtisanen aufgezehrt, in einer Faschingsnacht mit zwei morsschen, von Zuden ausgeborgten Ba­leeren Naria, die „Würdige“ überrumpelte, in Besig nahm und seinen Stimm aus eigener Machvollkommenheit mit der Herzogsfrone der zwölf Inseln schmücte, sind hier mabr­ best stolze Namen genannt worden. An die arg verschulde­­ten Familiensöhne Venedigs, welche mit Sanudo auf den Saselraub in die See geflochen waren, wurden im neuen Herzog­­thum reich belehnt und manch morischer Stamm trieb neue Lebens­­frische Neifer unter dem griechischen Himmel. Noch Kleben ihre steinernen Wappen an den gothischen Thürbogen und die Ab­­Zeiten, wo ihre Ahnen die Schäfe Asiens mit den liebevollen Töchtern des Ostens im Naubneste Maros verpraßten. Hier am Thore der früheren herzoglichen Hofkanzlei prangt unter der Prante des Markuslöwen das Wappen der Sanudo, der blaue Schrage­­barren im Silberschild , dort glühen, frisch aufgemalt, die drei Purpurrauten der Erispo und nebenan das schwarze, ipisgehenkelte Kreuz der Pisani, der Herren von Nio. Lauter bettelaume Leute, die heute innerhalb der Ringmauern der alten Herzogsburg einen schuttwüsten fehmusigen Häusersompler bewohnen, der kaum dem vertommensten Proletariat bnemwohnbar erscheinen mag. Ein Pro­­letariat ist’s in der That, aber ein adeliges, bei dem der Müßi­­gang, frast pergamentenen Nechtes, erblich zu sein Scheint, denn in diesen engen dumpfigen Treppengaffen regt sich nichts als der hungernde Bettel. Keine Spur von Lebensfähigkeit und Nässich­­keitstrieb, und während unten in der Stadt die Griechen rührig und wüstig auf der Bahn des M Wohlstandes fortschreiten, brütet und schmollt hier oben ein siehend Geflecht auf modernden Bergament­­stößen. Der Marquis von Sommariva war gerade nicht in der Stadt, er bewohnte für den Augenblick seinen „Burgos” oder Landfig zu Sangri. Nichts munderlicher Mittelalterliches als die Villen des nariotischen Schloßadels! Es sind meist massive Binnen­­thürme, Neste von verschwundenen Nitterburgen mit invaliden Zugbrüchen versehen, melde des Abends aufgezogen werden, so daß sich der Inselbaron, von der Außenwelt abgeschlosfen, in seine Veubaleristenz zurückverlegen kann. Der alte Marquis war ein ver­schrumpftes schlotterbeiniges Männlein mit einem so­ vergilbten leberfranten Gesichte, wie man es hier nur bei diesen verfümmerten Geschlechtern findet. Er empfing mich in einem mit zwei gotbisch geihnigten Löffeln und einem dich EZolorirten Stammbaum unter Blas und Rahmen möblirten Burggemache. Trot­z einer burlesten Erscheinung in verblaßt goldgefti­ter Uniform und monumentalem Wederhut — wahrscheinlich Nefte vergangener Konsulatsherrlichkeit — machte der alte Mann einen fast mehmüthigen Cindrud, der allerdings von seiner mit transhafter Lebendigkeit geführten Unter­­haltung wieder gründlich verwischt wurde, so daß man am Ende an nichts mehr als eine Pergamentmotte einer vermorschten Zeit deuten konnte. Das Hervorstehendste in seiner Konversation war, daß er roeidlich gegen die griechischen Honoratioren der Unterstadt loszog, die sie alle einbildeten, von den Baläologen herzustammen. Er nannte diese braven Leute ein „Krämergefindel”, die von Schwamm­­fischereien und Maftirhandel, sehr gemeinen Beschäftigungen, sich geradezu plebejisch mästeten, Daß dies Gefindel byzantinischer Ab­ funft im Ueberflusse schlemmte, während der Frankenadel von alt­venetianischem Geblüt darben mußte, fchien dem guten Mann an der Leber zu treffen, und in Wahrheit war seine Krankheit nur im insolenten Wohlstande der Griechen zu suchen. Sommariva zeigte mir sodann zur Be­wirtbung einen Stammbaum, in dessen buntem Geäste auch der herzogliche Name „Sanudo“ strahlte, denn Maria Sarudo war's gewesen, die einem Sommariva die Marmor Sufel Baros mit Barefia und sieben Dörfern als Mitgift zuge­bracht hatte. Bei dieser Erinnerung seutzte der Marquis so tief auf, daß ein Fonvulfivisches Aufschluchzen sich seiner Brust­ entrang. Zur Türkenzeit, meinte er nicht gerade venetianisch-christlich, sei­ es weit besser ge­wesen. Damals hatten sich die Schloßbarone in die erb­­lichen Rollen der Konsulatskomödie redlig getheilt und stellten sammt und sonders irgend ein fremdes Land vor. Die Sommaring selbst waren spanische Erbfonsuln, die Goronello hatten das franzö­­sische Konsulat inne, die­­a Rocca das rufsische und die Francopulo die auf Tino begütert geriesen, figurirten als britische Konsulats­­betraute in schönen Scharlachröden. Daneben gab es noch eine Menge untergeordneter Konsuln im Dienste irgend eines fränkischen Duodez-Botentaten, aber­­ diese besagen nur eine gemeinschaftliche Uniform, in welcher die Herren bei feierlichen Anlässen der Reihe nach paradirten. Ich konnte auch ohne die Fomisch-ernste Aus­­einanderlegung des Marquis genugsam mancherlei Verlegenheiten begreifen, welche der so vielen Ehrgeizigen gemeinsame Befig eines solchen Galafrades bereiten mochte, denn am Ende, was dem Einen paßte, wal dem Andern nicht leibgerecht, was hier beengte, war dort zu weit, und was Diesem an Länge fehlte, ging bei Jenem wieder über das Mab hinaus. Man muthe Feiner Feder zu, die großen Trübsale und Kümmernisse dieser kleinen Leute zu schildern, sie wäre der Aufgabe nie und nimmer gewachsen. Mit den Dsmanlis hatten diese Enkelkinder der erbittertften Kürkenfeinde in wahrhaft s christlicher Eintracht gelebt. Sie hatten bis zu der Befreiung des hellenischen Königreiches dem Kapudan Pasha 12.000 Gulden Fahresabgaben, 60 Ochsen, 60 Schafe, 60 große naxiotische Käse, das nöthige Brennholz bei des Bardjas Kykladentour entrichtet und überdies 50.000 Gulden bezahlt, um seinen türkischen Aga auf der Insel zu haben, der ihnen ohne Skrupel auf gut türkisch die Haut über den Kopf gezogen hätte uach den Schloßbewohnern, die nach Erfüllung genannter Ver­­bindlichkeiten sich selbst regierten und in jeder Beziehung unbändig autonomisch geritten, die freiheitliche Bewegung, welche die Inseln von Chios bis Spjara und Kandia in großen Tagen durchzitterte,­­ unter folgen Umständen sehr unmitllommen sein mußte, versteh ; - - _

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