Pester Lloyd, Oktober 1874 (Jahrgang 21, nr. 225-251)

1874-10-01 / nr. 225

— — — — . . " . --.­­. Budapest, 10. September. A Ein ge­wichtiges Materiale hat die Regierung — s während der Ferien für die Reformthätigkeit des Reichs­­tags gesammelt und gesichtet, und ein reichhaltiges Arbeits­­programm ist es, welches sie dem gegen das Ende des "Oktober wieder zusammentretenden Abgeordnetenhaufe vor­­legen wird. Wenn die Reformgedanken, die in diesem ‘Pro­­‚gramm, beziehungsweise in der auch von uns mitgetheilten­­ Aufzählung der für die reichstägliche Behandlung vorbe­­reiteten Gelegentwürfe ihren­ Anspruch finden, sämmt sie zur Verwirklichung gebracht werden, dann wird dieser­­ Reichstag, trogdem seine eigentliche schaffende Thätigkeit­­ serst in der bevorstehenden legten Sefsion beginnen wird, anstreitig für die innere Reorganisation des Landes ein­­ bleibendes und sehr beachtenswerthes Denkmal Hinterlassen. Ausnahmslos auf allen Gebieten der Verwaltung sind dem Lande durchgreifende Reformen zugedacht, die berufen sind, die Kaffenditen Läden in unserem Staatsleben auszufüllen — — und durch­greifende Verbesserungen herbeizuführen. Refor­­men, die von der Bevölkerung seit Jahren gefordert wer­­­­den. Wir künnen es unseren Liefern füglich ersparen, uns über die Bedeutung auszulassen, welche den zahlreichen, im­­ Schoße der einzelnen Ministerien vorbereiteten Gelegent­­­­würfen mit Rücksicht auf die Regelung der Administration, die Ordnung der Staatsfinanzen, die Hebung des Unter­ tuts, die Konsolidirung der öffentlichen Sicherheit, die Begründung einer guten Rechtspflege und die Entwicklung " des materiellen Wohlstandes der Bevölkerung, oder doch den meisten dieser Gelegentwürfe in hohem Maße zu fommt ; die allgemein gefühlten, vielfach gerügten Mängel und Versehrtheiten auf all diesen Gebieten sprechen für diese Bedeutung der geplanten Berbefferungen an sich fon deutlich genug. Es genügt, auf die in diesen V­orschlägen behandelten Gegenstände Hinzu­weisen, auf die finanziellen Reformen, die Arrondirung der Munizipien, die Abänderung des Munizipalgefeges, die Beeitigung der städtischen Ober­­gespane, die V­erantwortlichkeit der Munizipalbeamten, die Reorganisirung der Polizei auf staatlicher Grundlage, das Handels- und das Bergrecht, die Mittelschulen und die Universität, das Oberaufsichtsrecht des Staates über Die konfessionellen Schulen, die Verwaltung der Schulfonds, die Berbefferung der Kommunikation, Die Advokaten- und die Notariatsordnung, das Strafrecht und das Wechselrecht, die Reorganisation der Wehrgejeße — eg genügt, wie ge­­sagt, auf alle diese Materien hinzuweisen, um den Beweis zu liefen, daß der üle der in Aussicht gestellten Regierungsporlagen in allen Züllen ein relativer Werth, das Berdienst, ein unaufschiebbares Reformwerk endlich in Angriff genommen zu haben, vindizirt werden muß. Ob diese Vorlagen auf einen absoluten Werth in Anspruch nehmen dürfen, ob sie ihrem Geiste und Inhalte nach geeignet sind,­­die angestrebten Reformen in entsprechender Weise zu begründen, darüber können und allerdings nur diese Gelegentwürfe selbst belehren und werden wir erst dann in der Lage sein, uns hierüber ein Urtheil zu bilden, wenn wir Gelegenheit haben werden, ‚mit den Prinzipien und den Details der ministeriellen­­ Schöpfungen uns bekannt zu machen. Schließlich ist ja der Reichstag die Höhere Instanz, welche berufen ist, das etwa verfehlte Prinzip richtigzustellen und das Rors ‚restiv für die zwedwidrige Behandlung und die De­tails der Negierungsvorlagen zu s­chaffen. Einige auffal­­lende Züchen, die wir im Negierungsprogramme wahrge­­nommen, wie die Nichterwähnung der bekanntlich zum großen Theil im Entwurf bereits vollendeten Konkurs­­ordnung, des Gesehes über die Zivilehe und vor Allem der Bankfrage, wollen wir blos der Mangelhaftigkeit der Mittheilung zuschreiben und uns diesfalls mit der Erwägung zufriedengeben, daß die Einbringung der be­­züglichen Vorlagen theils dur reichstägliche Dreischlüsse und formelle Zusagen der Regierung, theils durch die zwingende Gewalt der Verhältnisse gesichert ist. An Stoff zur Arbeit wird es demnach dem Reichstag nicht fehlen ; wir hoffen und wünschen aber, daß zu dem ergiebiger Material auch thatsächlich die ernste, gewissenhafte und eingehende Arbeit von Geste des Reichstags sich geselle. Zwei allerdings nur äußerliche und formelle Barbedingungen sind, Dank der leider ziemlich verspäteten Nusan­wendung, welche Regierung und Reichs­­tag aus der bisherigen Unfruchtbarkeit der gefeßgeberischen Thätigkeit gezogen, ist eine gedeihlichere Wirksamkeit des Parlaments vorhanden. Die Regierung scheint endlich das­ System der Systemlosigkeit aufgegeben zu haben, b­ei dhes sie bisher zum großen Schaden des Geseß­­­gebungswertes bei der Behandlung aller legislatoris­schen Agenden beobachtete. Während früher bei der Ein­dringung und, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, bei der Land­­ung aller­­ Regierungsvorlagen die volls­tändigste P­lanlosigkeit herrschte, die Gefegentwürfe nie nach ihrer Wichtigkeit und ihrem gegenständlichen Zusammenhang e­­­vangirten und die Minister bezüglich­ des Naceinander der reichstäglichen Behandlung ewig im Unklaren waren, ja mitunter selbst der Fall vorsam, daß ein Minister unmit­­telbar, nandem sein Kollege einen Gelegentwurf im Abge­­ordnetenhaufe urgirt Hatte, einen anderen Gegenstand als noch dringlicher empfahl, scheint es, daß Die Regierung nunmehr die in Aussicht gestellten Gegegentwürfe nach Maßgabe der Dringlichkeit des Gegenstandes und des or­­­ganifgen Zusammenhanges mit Rücksicht auf den zu refor­­mirenden Verwaltungszweig geordnet, vor Allem aber, daß sie die Reihenfolge der reichstäglichen Behandlung und eine zweckmäßige Arbeitseintheilung festgestellt habe. Durch diese erfreuliche Umrede ist jedenfalls d­a­s gewonnen, daß die Regierung nicht durch die Biellosigkeit ihres Vorgehens die eigene Thätigkeit paralysirt. Ein zweites Moment, welches ein ersprießlicheres Wirken des Reichstages ermög­­licht, erbliden wir in der am Schlufse der abgelaufenen Session vollzogenen Abänderung der Geschäftsordnung des Abgeordnetenhauses. Doch den Umstand, daß fortan die FSakkommissionen an die Stelle der zwed­­a, widrigen Sektion­en treten werden — noch hoffen, Hab das Abgeordnetenhaus von der fatultativen — Einreifung der Gegenstände mit Beseitigung der Sektionen umfassenden Gebrauch machen wird — ist die Möglichkeit einer weitaus vascheren, fachkundigeren und objektiveren Erledigung der legislatorischen Aufgaben geboten, als die­ses bisher der Fall war. Ein störendes Moment wird sich der nüßlichen Thätigkeit des Reichstages in der bevorstehenden Session ni­cht entgegenstellen. Die gedachten zwei, allerdings nicht un­wichtigen Neue­rungen, ermöglichen nun wohl ein einprieflicheres Wirken des Neichstages, aber sie sich­ern es noch lange nicht. Damit die formalen Bedingungen, welche nunmehr Mr eine unbehinderte und wugbringende Arbeit der Legis­­lative geschaffen sind, thatsächlich befriedigende Resultate­­ zu Tage fordern, ist es geboten, daß zu der Form auch der Inhalt hinzutrete: der ernste Wille der Abgeord­­neten, die Erfassung der Wichtigkeit jener Tragen , derer ‚gedeihliche Lösung die umso dringlichere, weil bisher über Gebühr verschleppte Aufgabe der Tegten Reichstagsression bildet, der lebendige und versöhnliche Geist, ohne welchen­­ jede lebensvolle Schöpfung unmöglich ist. Der parlamentarische Mechanismus, so wohl thätig er auch mit Rücsicht auf den freiheitlichen Geist und Die Wahrung der Spätereffen der Bevölkerung gegen­­über den blos st­aatlichen Zwecken bei dem Geseß­­­gebungswerte wirkt, ist Doch unstreitig für die va­ge und objektive Behandlung der Geseßgebungsarbeiten eher ein hemmender, als ein fordernder Faktor. Wie viel mehr muß dieses der Fall sein, wenn an Stelle der ernsten That die Hohle Phrase die parlamentarische Thätigkeit beherrscht, wenn über den politischen Utopien die Konkreten Awede der Verwaltung verloren gehen, wenn über den Ne­liminationen wegen des­­Versäumten und V­erfahrenen das Bessermachen vergessen wird , wenn endlich die Gereg­­gebung über dem Parteigeränt den eigentlichen Zweck und den Grund ihres Daseins aus den Augen verliert : das harmonische Zusammenwirken im Interesse des Landes. In dieser­ Beziehung it im gegenwärtigen Reichstage und in den vorhergehenden viel gesündigt worden und ein nicht geringer Theil der schweren Versäumnisse der jüngsten Ver­gangenheit fallen diesen Sünden zur Last. Es ist hohe Zeit, doch der Reichstag angesichts der ersten Aufgaben. Die feiner harten, aus den trüben Erfahrungen dieser Ver­­gangenheit, auch die entsprechende Nusan­wendung mit Rück­­sicht auf den wünschenswerthen G­ei­st der gefeßgeberischen Arbeiten ziehe, wie er sie bereits in Hinsicht der Form­­derselben gezogen hat. = Budapest, 30. September. DI Die frontischen Gefegentwürfe über die Regelung des Sanitätswesens und über die Organisation der politi­­schen Verwaltung haben bereits die vorgängige Genehmi­­gung St. Majestät gefunden und wir waren in der Lage, den Wortlaut des legten Entwurfs mitzutheilen (der Schluß befindet sich in der Beilage des vorliegenden Blattes). Die beiden Gefegentwürfe sind wichtig genug und geben aber­­mals Zeugniß von dem politischen Ernst, mit welchem die Kroatische Landesregierung an die Lösung ihrer Aufgaben geht. Im Vergleich mit den Resultaten unserer eigenen Ge­ießgebung im Gebiete der inneren­­ Reformen bezeichnen sie zudem einen Fortschritt, um welchen wir Kroatien fast be­­neiden könnten. Während hierzulande die so bedeutende Frage der Sanitätsgeseßgebung völlig außerhalb aller Dis­­fussion liegt, hat man in Kroatien für eine schleunige und befriedigende Lösung derselben gesorgt und während wir betreffs der administrativen Reformen über die Aufstellung einander widerstreitender abstrafter Probleme nicht hinaus­­kommen, hat sich die Kroatische Regierung kurz und gut für eine vernünftige Zentralisation der Verwaltung ent­­schieden. Der Gelegentwurf über die Regelung des Sanitäts­­wesens it zwar sein erschöpfendes Werk, wird aber, wenn­­ gewissenhaft durchgeführt, jedenfalls von ihr wohlthätiger Wirkung sein. Im Sinne desselben wird in Agram ein Sanitätsrath beehrt, dessen Mitglieder seine Be­zahlung, nur Titel erhalten, in jeder Vizegespanschaft wer­­den dem Physicus und dem Thierarzte die nöthigen Agen­­den­strenge zugewiesen, ihm aber auch zugleich wirksame Mittel zur­­ Vollstrebung der gefeglichen Bestimmungen an die Hand gegeben. Wichtiger als dieser ist jedenfalls der Gefegentwurf über die Organisation der poli­tischen Verwaltung, auf dessen Wortlaut wir verweisen. Wie wir jüngst gemeldet und auch soeben wieder an­gedeutet haben, strebt Diese Vorlage im Allgemeinen eine Zentralisation der Verwaltung an, zu dem im Sinne derselben alle Beamten­ ernannt, die Ver­­waltungsbezirke vermehrt werden, den Beamten aber eine größere Verantwortung auferlegt wird. Die Administration wird selbstverständlich von der Justizpflege völlig getrennt, wie dies schon im Gehege über die richterliche Gewalt aus­­gesprochen it. Die bisherigen acht Komitate werden nomi­­nel beibehalten, dieselben aber in mehrere Verwaltungs­­bezirke geteilt. Die Arrondirung dieser Bezirke (und wahr­­scheinlich auch des zu großen Agramer und zu kleinen Fiu­­maner Komitats) soll, wenn die hierauf bezügliche­ Bestim­­­mung des Entwurfes angenommen wird, im Verord­­nungs­wege geschehen und zwar deshalb, um die weit­läufigen Debatten im Landtage zu vermeiden. Die Komi­­­tate werden wahrscheinlich in 19—20 Bezirke (Bizegespans­­chaften) eingetheilt werden, an der Spibe einer jeden solchen Bizegespanschaft soll ein vom Banız ernannter Bizegespan Stehen, der "Die Verwaltung Divest leitet, in jenen Bizegespanschaften aber, deren Amtsfik zugleich­ der Amtsjih des­ ganzen Komitats ist, leitet der von Gr. Majestät ernannte Obergespan die Administration. Dieser Obergespan hat zugleich Bild­stimme im froatischen Land­­tage und im Oberhause des gemein­samen ungarischen Reichstages, er übt die Diszi­­plinargewalt über die Bizegespane und über die Konzepts­­und Sachbeamten des ganzen Komitats aus und führt den Borsis in den jährlich einmal abzuhaltenden Komi­­tats-Generalkongregationen, in welchen die strittigen Angelegenheiten zwischen Gemeinden ver­­schiedener V­izegespanschaften, dann Kommunikations- und Sanitäts-Angelegenheiten verhandelt werden. Ueber Die Obergespane übt der Banus die Disziplinar­gewalt aus, aber selbstverständlich kann ihre Amts­­enthebung nur durch die Entsc­hliegung der Krone erfolgen. Die Bizegespanschaften halten Kongregationen, in welchen alle Angelegenheiten, die bisher den Somitatskongregationen zugewiesen­ waren,­ erledigt werden. Diese Bermaltunggz­behörden sollen zugleich den ganzen Wirkungstreis der feigen Stuhlripterbezirke und der Komitate erhalten, und e38 würden demnach in Zukunft nur zwiet­achmenıreativer Instanzen dere tiven. Hievon verspricht man sich in Kroatien eine schleu­­nigere, besser kontrollvbare und­ insbesondere eine wohl Seht Toftet Die Ver­waltung in Kroatien 596.752 Gulden, wenn die neue Organisation durcgeführt wird, dürfte die Verwaltung nur 370.000 Gulden in Anspruch nehmen. Die Ersparnis von 200.000 Gulden, die solcherweise erzielt werden sol, wird sehr vortheilhaft zur Errichtung selbständiger Bezirks­­gerichte und zur Aufbesserung der Beamtengehälter ver­­wendet werden. Auch ein Schritt zur Einführung der Synkompatibilität wird durch Den Geiäßent­­wurf gemacht, indem nach den­ Bestimmungen­­ desselben alle Beamten vom kroatischen Landtage( und somit auch vom gemeinsamen ungarischen Reichstage ausgeschlossen sind. Im Interesse einer wirksamen Kontrole sollen aber die Beamten auch in dr Kongregation jee Stimme haben. Dies sind die Grundzüge der neuen Organisation der Verwaltung in Kroatien und Slawonien. Die kroatis­chen Obergespane werden fortan nicht lediglich Dignitäre, sondern thätige Beamten sein und D­ieses hängt in dieser Hinsicht auch von der Wahl der Bersünlichkeiten für das wichtige Amt ab. In Diesem Punkte wird dem Banus die Äußerste Vorsicht geboten sein, will er nicht nachträglich den Verdacht bekräftigen, der sich hie und da vegte, den wir aber niemals hegen mochten, es sei nämlich die Ab­­feßung einiger Obergespane aus rein persönlichen Motiven erfolg. Nur diejenigen der frü­ DES OBEN AWENTDSDETHL­ LU DE TEN Beamten überhaupt, welche unfähig sind, dürfen unseres@rachtens bei der Neubelebung derdle unter unberücksich­tigt bleiben, und gern geben wir uns der Hoffnung hin, die im Anhange zu dem Entwurfe enthaltene ein­­schlägige Bestimmung werde Fein todter Buchstabe bleiben. Die politische P­arteistellung darf’ unter keinerlei Umständen für Die Verwendung im Öffentlichen Verwaltungsdienste entscheidend sein, am allerwenigsten aber in Kroatien, wo die tüchtigen Kräfte nicht allzu üppig wuchern und es daher schon ein Gebot der materiellen Nothwendigkeit ist, auf diejenigen Männer zurückzugreifen, die sich bereits im Ver­waltungsdienste bewährt haben. Es wird jonach eine gründliche Reform der Admini­­sration in Kroatien plaßgreifen, eine Reform, deren Zwec­­k­mäßigkeit ss nicht verkennen läßt. Gleichwohl darf man sich über die Wirkung dexselben für die nachte Zukunft einer Täuschung nicht hingeben. Solche neugeschaffene In­­stitutionen, insbesondere in einem Lande, welches sich aus dem Zustande arger­­ Zurücgebliebenheit­ aufraffen muß, können nicht sofort ihre Früchte an den Tag fördern, und es wird jedenfalls geraumer Zeit bedürfen, bis die Segnungen der Reform sich thatsächlich manifestiren ; vom Gesichts­­punkte des ungarisch-kroatischen Verhältnisses können wir nur damit einverstanden sein, wenn die politische Verwal­­tung Kroatiens in den Händen der Landesregierung kon­zentrirt ist, die mit der gemeinsamen ungarischen Regierung in geieglichem­ Kontakt steht und­­ von St. Majestät ernannt wird, während die Garantien, welche vollständig unabhängige Komitate zu bieten vermöchten, doch nur problematischer Natur sind. Wenn das Bolt in Kroatien allmälig zur Ueberzeugung gelangt sein wird, daß die ungarische Regierung sich seinem Fortschritt in Kroatien entgegengebt, dente ihn vielmehr ausgiebig fordert, wie dies ja, auch der Gelegentwurf über die Bermaltungsorga­­nisation beweist; wenn man im dreieinen Königreich zur Einsicht gelangt sein wird, daß Ungarn nur ein zufrieden­­gestelltes, weiches und blühendes Kroatien wüns­cht: erst dann werden wir dort in allen Schichten aufrichtige Freunde besigen, und die Kroaten werden die durch Ungarns Unterstüßung geförderten Reformen so eifersüchtig hüten, daß sie seinen Sinn für gefährliche und nußlose Bestre­­bungen­ haben werden. Heute hat sich die Bevölkerung noch nicht vollständig von den Ideen losgesagt, welche eine ultraradikale Fraktion ihr einzuimpfen bestrebt war. Die Annahme des Gelegentwurfes im Froatischen Landtage steht außer Zweifel, obgleich die beiden äußersten Fraktionen, freilich jede aus anderen Motiven, über Die Zerstörung der Komitatsautonomie entrüstet thun werden; ‚namentlich dürfte die ultranationale Partei für eine voll­­ständige Komitatsautonomie einstehen. Kleinere Modifika­­tionen werden jedenfalls vorgenommen werden ; so dürfte man beispielsweise auch in Agram finden, daß die Zahl der Vertreter, welche je eine V­izegespanschaft in die Gene­­ralkongregation wählen sol, nämlich sechs Mitglieder, zu gering sei, da die Bibilisten selten an den Kongrega­­tionen theilnnehmen. Jedenfalls aber wird, wie man uns mit Bestimmtheit meldet, die neue Organisation [chon mit 1..Jänner 1875 ins Leben treten und das Budget für das nächste Jahr in der in die zweite Hälfte des Monats Dezim­ber fallenden kurzen Session des froa­­tischen Landtages [den auf der Basis d­ieser neuen Organisation verhandelt wnowottri werden... -feilere Administration. ‚| = Die beiden Deputationen, welche mehrere Gemeinden des Szabolcser und Biharer Komitats einerseits und die E. Freistadt Debregzin andererseits in Angelegenheit der Gründung eines Hajduvárer Komitats, mit Debreczin als Amtsfis, entsendet haben, wurden, wie man dem „Debr. Ellener" "berichtet, am 28. 9. MM. vom Minister des Innern auf das freundlichste empfangen. Der ersteren Deputation, welche Samuel Tury zu ihrem Sprecher gewählt hatte, antwortete Graf Szapáry, daß er diese I­dee zustimme und im Reichstag einen Gelegentwurf bezüglich der Grün­­dung eines neuen Komitats einbringen werde, das mit Ber­­ücksichtigung der Interessen des Biharer Komitats und mit Debreszin als Zentrale zu errichten wäre. Hierauf über­­reichte Emeric. Simonffy die Petition der königl. Freistadt Debreczin und gab dem Wunsche der­ Stadt Ausdruck, daß das neue Komitat nur in einer den Interessen des Biharer Komitats Rechnung tragenden Weise ges­chaffen werde, wobei er betonte, daß die Stadt Debreszin nur als selbständiges Muni­­zipium der Amtsfis des Hajdunarer Komitats zu werden mwinsche. «Von seiner Antwort bemerkte der Minister, es verstehe sich von selbst, daß in dem­ Falle, wenn die Bildung des neuen Komi­­tats erfolgt, Debreczin seines selbständigen Munizipalrechtes nicht werde beraubt wer­den. — Die Deputationen machten hierauf auch bei den Ministern Tiefortm und GhYe3Y ihre Aufwartung, von denen sie gleich­­falls befriedigende Zusagen erhielten. =Das Organisationskomite­ealen statistischen Kongresses,welcher künftigen Herbst in Budapest tagen wird,hat gestem Abends im Handelsministerium­ unter­ dem Vorsitz Lxx Exzellenz des Herrn Erzbischofzagnald eine vorbereitende Sitzu­n­g abgehalt.Zunächst skizzirte Ministerial­­rath Keleti in großen Zügen die künftige Wirksamkeit des Komites und beleuchtete in eingehender Motivirung die Fragen, mit deren Lösung sich der Kongreß zu befassen haben wird. Manche Fragen, wie jene betreffend die Organisation der amtlichen Statistik. Die Behandlung der graphischen und geographischen Methode, die Be­­völkerungs- sowie Militär-Statistik sind schon von der permanenten Kommission Fürzlich in Stodholm verworfen worden *), die in das Programm endgültig aufgenommenen werden fünf Sektionen­­ zuge­­t­eilt werden. Die „theoretische“ wird sie mit der Frage der „Einführung des statistischen­ Unterrichts in den Schulen“ zu be­­fassen­ haben. Die Sektion für „Bevölkerung“ wird die „Gründe der Sterblichkeit vom sozialen Standpunkte” und die „Grundlagen richtigen Mortalitätstabellen” behandeln. Die „Justiz-Sektion“ wird über die „Statistik der Verbrechen und der Nachfälligen” zu meitern Resultaten zu gelangen suhen. Dagegen die Sektion für „Landwirthischaft und Forstwesen“ die Statistik der Landwirthischaft und des Forstimefens zu fördern und über die Frage einer , Me­teorologie der Landwirthschaft” Licht zu schaffen und zu verbreiten traten. Die fünfte Sektion endlich wird dem Handel und Gewerbe mit einer „Gewerbestatistik“ und mit einer „einheitlichen Waaren­­gruppirung“ dienen, während zugleich die Berathung einer „Sta­­titit der Dampfmaschinen“ als hundertjährige Feier des Gebrauchs der ersten Dampfmaschine sich vorbieten wird. Nach Aufzählung dieses von der permanenten Kommission festgefegten Programms, f­lägt Keleti noch einige Fragen vor, welche das Organisations­­fomu­s dem Programme hinzuzufügen hätte. Die erste, eine „Sta­­tistik der Cholera und der Syphilis” betreffend, wird einem Fach­­fomu­s zur Vorprüfung überwiesen. Ein ähnliches Verfahren wird weiters die Frage der Eisenbahnstatistik seinerzeit treffen. Bezüglich der übrigen von Keleti vorgeschlagenen Fragen wird erst in der nächssten Lisung endgültig Beschluß gefaßt werden, da in derselben gleichzeitig auch noch mehrere speziell unsere Landesinteressen be­­rührenden Fragen von Geite vieler Komitemitglieder proponirt werden dürften.­­ Am nächsten Sonntag beginnen die Wahlen für den rumänischen Metropoliten- Wahlfangret, der bekanntlich für den 28. Oktober einberufen i­. In Siebenbürgen werden eben­­soviel Abgeordnete wie in Ungarn gewählt, aber dennoch geben die Wahlresultate in Siebenbürgen bezüglich der Parteikonstellation im Kongresse den WUusschlag, da der Metropolit als Hermann­­städter Grubischof den siebenbürgischen griechisch-orientalischen ru­­mänischen Gläubigen direkt vorsteht und es von den Kongreßdepu­­tirten der­­ anderen Diözesen nicht vorauszufegen it, daß sie die siebenbü­rgischen Deputirten majorisiren oder der Hermannstädter Diözese einen derselben nicht zusagenden geistlichen Oberhirten auf­­ol­eotiren wollten. An Siebenbürgen aber hat — wie man un von dort Schreibt —nährt Bo­ypea nur noch der Karanfebefer Bi­­lgof Popafu Chancen und kommen demnach nur diese beiden Kandidaten ernstlich in Betracht. 3 = Nach dem Konstantinopler Korrespondenten des Belgra­­der „Bidondan“ werden in Rumänien große Vorbereitungen für die Abhaltung der diesjährigen Herbstmanöver getroffen, an welchen sich 25.000 Mann Linientruppe und 10.000 Mann Nationalgarde betheiligen werden.­ Auch der Fürst Nikolaus von Montenegro werde bei denselben zugegen sein. Ebenso erwarte man zahlreiche militärische Häfte aus Griechenland und Serbien. Alles das mache — dem erwähnten Korrespondenten zufolge — *) Wir benügen diesen Anlaß, um jene irrige Information unseres Stockholmer Korrespondenten, wonach die Permanenzkom­­mission die Behandlung der Dre über die Mortalitätstabellen­­ abgelehnt, hätte, zu rektifiziren. Diese Frage wurde im Ge­gentheile in die Tagesordnung des Kongresses aufgenommen und mit dem Referat über die von Baumbauer, Beder und Körösi vor­­gelegten Denktichriften Bodio (Italien) betraut. X . L . des neunten internafios einen gewissen peinlichen Gindrud auf die türkische Regie und insbesondere sei er der Großvezir, welcher in diesen Do: eine Allianz der christlichen Staaten des Ostens befürchte. 2­103 sei es, daß die­se von zwei bis drei Seiten angefallen, in ein unangenehmes Gedränge gerathen würde. „Gebe Gott“, schließt der Korrespondent, „daß die s chriftlichen Negierungen aus den Er­fahrungen der legten Jahre auch etwas gelernt haben.“ en­d­ ­etegxn Yepeschen des YelIer Joaph Agram, 30. September. Drig.-Telegramm.­ Der in der Kodifikationskommission schon verhandelte Ge­­fäßentwurf über die politische Organisation Kroatiens kommt in der morgigen Landtags-Sigung zur Vertheilung. (Im gestrigen Abendblatte begannen und im vorh­e­­liegenden Morgenblatte schließen mir die Veröffentlichung desselben. D. R.) » Her­manstadt,30.September.Original- Telegr.)Die rumänischetk Mitglieder des­ Herauskran­städter Kreisversamm­lungs-Ausschufer brachten­ in ihrer« gestrigen Sitzung gegen den Bruckner’schen Repräsentation Entwurf einen anderen Entwurf ein, worin der Erre­chtungserlaß des Ministers des Innern mit freudiger­ und kaufbarer Anerkennung begrüßt wird. H .­­Wien,30.September.(Orig.-Telegramm«) Das heutige im Kursalon stattgefundene Festbankek«»bek,­zeichnet den Höhepunkt der großartigen Festlichkeiten,wel­che­« die Stadt Wien zu Ehren der Nordpolfahrer arratig ist. Im prächtig dekorirten Saale sind ungefähr LHO Personetk anwesend-Am Honoratiorentisch saß in der Mitte Bürsge­r­·» meisterFelder,zu beiden­ Seiten Weyprecht.und Pa­y;ex,­» dann im bunten Durcheinander Kriegsminister Koller,L­ ass-«ex­,I Banhans,Stremayr,­Horst,Wilczek,Zichy,der Nordpols-; reisende Professor Laube,Uchatius Watanke,Statthalter-«­­Conrad,Kepes,­Orel,Brosch,H­ofrath·Wecker,Rektor­. Hochstätter und viele Gemeinderäthe.Die Kapellevitt Hoch-und Deutschmeister besorgte die Tafelmusik.Das­­ Menu war vorzüglich; dasselbe zeigte auf der Außenseite den , Tegetthoff" inmitten des Eises vom Nordlicht über­strahlt, darunter der Kaiserwahlspruch. » s» Die Reihe der Toaste eröffnete Bürgermeister Felder mit einem Trinkspruch auf den Kaiser ; er sagte: ES lebt ein wunderbarer Drang in der menschlicen, Brust Unbe­kanntes zu erforschen, ein Drang, dessen Macht edel, denn er strebt nach höchten Menschheitszielen, er ist ein nimmer ermüdender Werber für Wissenschaft. Hoc fehlagen die Herzen, weitn tühne Vorkämpfer siegreich zurückkehren. MW befinden uns in einem solchen Strome freudiger Gefüh uns bewegt nicht allein Freude, auch patriotischer Stoll denn ihre That war der Ruhm Oesterreichs ; unser ho­herziger Monarch war der Exste, welcher diesen Gefühl Ausdruck gab; so erbrachte auch dieses Ereigniß den Be­weis, daß er Bejcüter alles Edlen und Guten, darum hoch ! (Stürmische Hochrufe.) Bei der Mtterhebung ertünte die Bolfshymne. ««.·. Den zweiten Toast brachte Kommandant WereBt auf Oesterreich ; er sagte: Unter vollem Eindruck der Ge­­fühle, welche der großartige Empfang in uns hervorger ergreife ich) das Wort, um den Dant auszusprechen. Man sagt, das Vaterland m­üsfe stolz sein auf uns, ich seie di Worte anders: Wir sind stolz auf unser Vaterland, so in herrlicher Weise die Bemühungen seiner Söhne Dienste der Wissenschaft Lohnt. Solcher Empfang nicht mehr menschlichem Mitgefühle für überstandene Müh­­sale, er ist eine Huldigung der Wissenschaft Dargebracht bei dem Gebildeten aus Liebe, bei dem Ungebildeten aus Achtung vor derselben. Bor drei Fahren einholt ohne Reklame und Pression ein Ruf ans Kapital, Mittel für die wissenscaftliche Expedition zusammenzu­fchießen. I wenigen Wochen wurde eine Summe an­gebracht, welche die Welt in Erstaunen verseßte; um wird ein Maßstab an unsere Verdienste gelegt, wir nie erwarten konnten. Manche Polar-Expeditiv zurü­ck mit größeren Resultaten, feine aber so geehrt wir Dieses ist das schönste Resultat derselben. Sie zeigte, in den Bölfern Oesterreichs gebe ein Gefihl tief in: ‚mengehörigkeit, das vielleicht zeitweise Schlumme nur eines geringen Anlasses bedarf, um‘ gewalti brechen. Ergreifen Sie die Gläser, leeren wir das Wohlergehen des Landes, in welchem die Herz warm schlagen für Gutes und Schönes. Hodh­die Hei hoc das Vaterland, unser Oesterreich!­­­. Oberlieutenant Pat­er sagte:Wien»hat sujxssch Uebermaßiv im Auszeichnung geehrt,doch wäre es Thist­hender Lohn für uns der bloße Anblick dieser Stadt uni der schwer erungenen Heimath gemwesen. Welch” erhebender Gedanke wäre es gemwesen, wenn inmitten der dichtere Lage ein guter Genius­ung gesagt hätte, daß mir ‘so einen Tag erleben würden, doch nördlich im Länderdm entrückt, welchen seit den Schöpfungstagen Niemar naht. Eine geringe Gabe ist ihre Versehensung, aber einen Werth befsst sie doch, denn dort ragt ein einsames Bor­gebirge als Denkmal unerreichter. Opfer willigiert Bürger Wiens für­ eine wissenschaftliche dee, als Ten­des Beispiel für alle Zeiten ! Hoch Wien ! Weitere sprachen Gemeinderath und P­räsident der „Concordis Wiener“ auf die Armee, Rektor Hochstätter auf das Wissenschaft fordernde Wien, Gemeinderath Guneid­ die Nordpolfahrer, Gemeinderath Nefchauer auf das ditionsfomitd und die Geographische Gesellschaft. — Weitere Toaste brachten elder, Gunesch, Koll das Wohl jener Reiche, die mit Stolz solche Söhne ihren nennen, auf Oesterreich-Ungarn, ferner Weyprec Bayer, NRefhauer und Zichy auf die Presse, "er di für die Unterstüßung und Teerte ein Glas auf, die Oefterreichg, die angefeuert von solchem Beispiel auf die Gebiete der Wissenschaft und Kunst Erfolge erzielen wi Zulegt spracb Hochstätter. Alle Toaste wurden mit Gubel aufgenommen, meisten Beifall erzielte Weyprecht's Rede. Die Stimme war äußerst heiter und gehoben. Die Gesellich sie noch lange beisammen. — Die Grazer philosoph­­altät sandte ein Telegramm laufend : Herzliche Graf Beifall den unerschrochenen Pionieren im Dienste dd­ienschaft. — Bis spät in die Nacht wurde der von Menschenmassen umlagert. Prag, 30. September. Orig.-Teleg Die „Bohem­a” meldet, daß die Länderchefs ben wurden, die Einkünfte sämmtlicher "erledigter Pfründen Weltgeistlichen, in Gemäßheit der konfessionellen Gefe den Religionsfond einfließend zu machen. Wien, 30. September. Ein Telegramm der „“ aus Paris meldet: Dem Journal „Soir” zufolge mit de­m Margarita, die Gemahlin des Prätendenten Don Carlos us, ausge­wiesen. Re, Berlin, 30. September. Die „National-Zeitung“ die Nachricht der „Times“ von der an Don Alfons gezah­lten Pension, und schreibt, daß diese durchaus unoft aus der Privatschatulle des Kaisers Nikolaus gezahlte ! fi­chen Regierung gelegentlich des Meinungsaustausch, denen Auffassung. ...».. .­­maris, 30. September. Die Kaiserin von D­ret morgen in Boulogne. — Marshal Mac Mahon zurückgelehrt. KKM Mont, 30. September. Der Baptt 3. ejte 0 französischen Deputirten Ernoul,­­Chesnelong, und­­ an einer ‘Privataudien.. . « Belgrad, 30. September. bere eingetroffen. Man spricht vom Innern. sp»». BERN REN

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