Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1875 (Jahrgang 22, nr. 99-121)

1875-05-01 / nr. 99

ABENDBLATT DES PESTER LLOYD (Einzelne Num­mern 5 Er. in allen Bersschleißlofaten.) N­N­­ 478 s EVANS nenzausschuffes über den Budget-Gefegentwurf Das Jahr 1875 lautet folgendermaßen : Nachdem der Budget-Gefegentwurf­­ ER für das Jahr 1875 zu­­sammengestellt ist, wird er von Seite des Nussschuffes anbei achtungs­­lol vorgelegt.­­ Die Form und Eintheilung des Entwurfes ist dieselbe, welche die Legislative in den legten­ Sabren bei den Budgetgefegen angenommen " und in Anwendung gebracht hat ; die einzelnen Bolten wurden­ auf Grund der Beichlüffe des Abgeordnetenhauses eingestellt. Nur bei der Behedung ist eine A weichung und au nur in­sofern, als das in­olge der neuen Steuergejege zu erzielende neue Einkommen und die Vermehrung des Einkommens bei den nach den neuen Steuergejegen gruppirten Steuern in Zahlen Ausdruc fand, und Pa­ar Pa­ketás des Einkommens : ; d­er Grundsteuer in Folge der Besteuerung der Grenz­­műlder 36.000 fl; f Folge der Ber­g der Grenz b) bei der Haussteuer nach dem neuen Gehege 1,200.000 fl.; ©) bei der bisherigen Personal-Erwerb- und Einkommen­steuer, in Folge der neuen Gefäße über die Grmwerbsteuer, über die Steuer der zur öffentlichen Rechnungslegung verpflichteten Unter­­nehmungen, der Bergmerkäitener und Centereisensteuer 1,235.000 ff; . , d) in Folge des neuen Gefeches über die Besteuerung der Eisenbahn- und Dampfschiff-Sendungen 1,400.000 ff; .." 9) in Folge des neuen Gefeges über die Dienstbotensteuer, Billard- und Spielzimmersteuer, über die Steuer der Wagen und Pferde 200.000 fl ; f) in Folge des Gefeßes über die Besteuerung der Jagd und Sagdgewehre 300.000 fl. ; 5 g) in Folge des neuen Stempel- und Gebührengefeges 150.000 fl, zusammen 4,511.000 fl. wurde jedoch herabgejebt : die präliminirte Einnahme für die Weinsteuer um 250.000 fl., nahe dem das Gefet erst mit dem ersten Tage des nächsten Jahres ins Leben tritt, - -«JUFvlge der·beiläufig 2,800.00­0fl.betragenden Ersparun­­gen-Welcheda»thriterium bei der Verhandlung des Budgets be­­antrate und in Folge des neuen beiläufig 1.300.000 fl.betrug­ U­­denostens,welchen das Abgeordnetenhaus in das Budet aufge­­nom­mer­ hat,sind die ordentlichhen Ausgaben der Länder erringes­­reichen Krone fü­r das Jahr 1875 206.521.550fl.;die ordentlichen Einnahmen 206,43·,k.748fl.;das ordentliche Defizit 86.802fl. Außerordentliche Ausgaben 26,609.063fl.,Ausgaben der Kredit-und Kassen-·Operation­en 5,072.132fl.;zusammen 31,681,195fl.; außerordentliche annahmen 5,024.652fl.­;Einnahmen derskredit­­und Wissen-Operationen 5,078.132 fl.;zusammen 10,096.784.; außerordentliches Defizit:21,584.411­ fl.Das ganze Defizit istg 21,671.213 fl. Vergleicht man die Finalsummen des Entwurfs mit den duch den Ausschuß Den Finalsummen des P­räliminare, so ergibt sich folgendes Resultat : Nach der Feststellung Nach dem Nach dem Entwurfe Ordentliche Aus­­gaben . . . 208,361.886 206,521.550 1,840,336 DOrdentliche Ein­­nahmen . . 204,021.964 206,434,748 2,412.784 Au­ßerordentl. Kre­­dit- und Kaffen- Operationsaus­­­gaben.. 35,335.159 31,681.195­3,653.964 Außerordentl. Kre­­dit und Kaffen- Operationsein­­­nahmen . 14,179.564 10.096.784 4.082.780 Die Bilanz ist günstiger geworden beim Ordinarium um 4,253.120 fl., ungünstiger beim Ertra-Ordinarium um 428.816 fl, sie ist demnach günstiger geworden um 3,824.304 ; aber die Bilanz it auch insofern günstiger geworden, als die einzelnen Kosten der Bededung gelegentlich per Budgetverhandlung um 2,222.416 fl. her­­abgelfegt wurden und das faktische Einlaufen der eingestellten Summen auf sichereren Grundlagen ruht. Was die Bededung des Gesammtodefizitd von 21.671.213 fl. betrifft, so hat der Ausschuß in seinem Generalberichte ddo. 15. Jän­­ner b. 3. erklärt, daß er sich hierüber erst äußern könne, wann das Abgeordnetenhaus über die vom früheren Finanzminister eingereich­­­ ten ee entfchieden haben wird. Diese Entwürfe wurden bereits der a. b. Sanktion unter­­breitet und sind deren Resultate schon ziffermäßig zu bestimmen und in Rechnung zu ziehen. Dieses Resultat wird mit Rüdfigt darauf, daß ein Drittel des Steuerjahres bereits abgelaufen ist und daß die Transportsteuer nur für ein halbes Jahr in Rechnung gebracht werden kann, nicht Ba aló jene 4.511.600 fl.­­betragen, die der Finanzminister in die Bededung eingestellt hat. . Der Ausschuß hat die Vorbedingungen erwähnt, von denen er die stufenmeise Wiederherstellung des Gleichge­wichtes erwartet. Er wies einerseits auf die Nothwendigkeit der bis an die äußerste Grenze konsequent durchzuführenden Sparsamkeit, andererseits auf die Steigerung der Einnahmen hin; er hob hervor, daß die Eisen­­ung Steinkohlen-Bergwerke des Staates der Privatindustrie zu über­­geben wären, daß mit dem Verkaufe der Staatsgüter zu beginnen, daß mit Nachsicht auf die Erhöhung der Steuerfähigkeit des Lan­des die Revision des Zoll- und Handelsvertrages und die Ord­­nung der Kreditverhältnisse ıimumgänglich nothunwendig­ ist. · · Von diesen Verfügungn erwartete und konnte der AzigIchuß keine Resultate für passauende Jahr erwarten,noch weniger er­­wartet er dieselben jetzt,da vier Monate da Jahren schon abge­­laufen sind. Bei diesem Stande der Dinge sieht der Ausschuß keine an­­dere ernstlich in Betracht zu ziehende Bededungs-Mo­dalität, als daß nämlich dag Der werche im $. 4 des Grtmwurfs enthalten: it, für fizit von 21,671.213 fl. aus den noch zur Verfügung stehenden Reiten des 76­,-Millionen-Ansehens bedeckt werde. Mit Rücksicht auf die gegebenen, Verhältnisse und auf den Umstand, daß zufolge der vom Ministerium in Aussicht gestellten radikalen Maßregeln und BVBorschläge die Wiederherstellu­ng des Gleichgewichts schon bei Vorlage des künfzigen Budgets entspre­­chend vorbereitet sein wird, empfiehlt der Ausschuß dem geehrten Abgeordnetenhause die Annahme dieser Bededungs-Modalität. Budapest, 30. April 1875. AntonCsengery, LUthgHsOVvåth. Präfident. Referent. = Banıs Ivan Mazfuranies ift heute Früh aus Agram bier angelangt und wird einige Tage hier verweilen, um bezü­glich einiger Angelegenheiten, welche in der nächsten wieder beginnenden froatischen Landtags-Session verhandelt werden sallen, mit der ge­­meinsamen ungarischen Negierung zu fonferiren. = Der gesliehenen Ernennung der Obergespäne wird, wie , Kközérdet" ‚erfährt, Anfangs des künftigen Monats aber­­mals die Ernennung von drei neuen Obergespänen­ folgen, und zwar zwei für Ungarn und einer für Siebenbürgen. so in einer an „Magyar Politika” gerichteten Zuschrift sett Herr Dr. Alexander Manday die Motive auseinander, welche ihn zur Niederlegung seines Abgeordneten-Mandats bewogen haben. A­­­nung vermochte ihn­­ zu „D­iesem Schritte, da $. 3 des Notariats­­gesäßes wohl bestimmt, daß der Notar nicht­ gleichzeitig Abgeord­­neter sein, dieses Prinzip aber gegenwärtig nicht zur Geltung ge­­bracht werden könne, indem die Notariati­nstitution erst mit 1. August ins Leben trete. Beschlußantrag des Abgeordneten Madharaß, der von der irrigen Auffassung ausgeht, als sei der öffentliche Notar ein von der Er­­nennung der Regierung abhängiger Beamter, was aber weder aus dem Texte des Gefeges, noch aus dem Bette der Institution hervorgehe. Wohl aber — heißt es in der Zuschrift — habe er es für seine patriotische Pflicht erachtet, auf die theure Zeit des Landes und des Hauses Rücksicht zu nehmen und m wenn er durch seine Demission nur so viel erreiche, daß der Beschlußantrag gegen­­standslos werde und darüber seine Debatte entstehe, so glaube er fürrester zu handeln, als wenn er seine Abgeordneten-Kollegen zur Erfüllung moralischer Pflichten aufforderte, zu deren Beurtheilung Niemandem, außer dem Betreffenden das Recht zustehe und die unter den gegenwärtigen Umständen nicht maßgebend sein konnten.­­ Der Ministerialsekretär im Justizm­inisterium Stefan Marfnd, welcher gegenwärtig­ im Gefolge Sr. Majestät als­ ungarischer Berichterstatter reist, wird — wie „Beiti Napló" aus­ verläßlicher Duelle erfährt — als Abgeordnetenkandidat für den­ nächsten Reichstag auftreten, in welchem er als Mitglied der­­ liber­­alen Partei berufen sein wird, die Zahl der arbeitenden Kräfte des Hauses zu vermehren. (Auch wir würden in Herrn Markus einen tüchtigen Zuwachs der leider an Talenten nicht sehr reichen jungen Garde unseren Parlaments erblidhen. 9. Red.) = Unter den vom Kommunikations-Minister angeführten statistischen Daten über die Sprache der Eisenbahnen war es am meisten auffällig, daß bei der Theis-Eisenbah­n die Zahl der Nichtungarn 79% beträgt. Wie „Magg. Pol.” von gut unterrichteter Seite erfährt, ist diese Behauptung unrichtig aud übertrieben ; nicht 79, sondern 35% beträgt die Zahl der Nichtunngarn. Uebrigens erfährt das genannte Blatt, daß der B Verwaltungsrath der­ Theißbahn in dieser Angelegenheit eine Erklärung abgeben­ wird. Aus dem hauptstädtischen Baurath. Budapest, 29. April. Die Listing wird durch den Vizepräsidenten Baron Friedrich Podmanigt 3 mit dem Be­­richte eröffnet, daß bezüglich der Eröffnung der Börösmard­ygaffe mit den interessirten­­ Parteien, 2 EN statt­­gefunden haben, daß dieselben jedoch an den ü­bermäßigen Anfor­­derungen der Parteien neuerdings gescheitert seien. Genau wurde die Aufmerksamkeit des Baurathes auf die Paragraphen 46, 47 und 48 des bei der Stadtbehörde in Verhand­­lung befindlichen neuen Baustatuts gelenkt, welche von der Über­lasfung der zu Straßen nothunwendigen Gründe im Griravillan han­­deln. Laut der Bestimmung dieser Paragraphen ist das Straßen- Terrain bis zu einer Breite von 8 Klaftern ohne Entschädigung abzutreten. Nun sind aber einzelne Fülle vorgenom­men, daß der eine oder andere Grundbefißer an zwei oder drei Sesten seiner Liegenschaft das bestimmte Straßen-Terrain abtreten muß und demzufolge oft einen bedeutenden Theil seines Grundes verliert, während die Nachbarn desselben zwar alle Vortheile der zu eröff­­nenden Straßen mitgenießen, ohne hiezu auch ihrerseits nur im gegstatten beizutragen. Um nun dieser ungleichmäßigen Vertheilung er­hasten vorzubeugen, wurde zur neuerlichen Berathung und Berichterstattung eine aus den Herren Fuchs, Gerlóczy, Haris, Damen, Lipthay, Lukáts, Sebastiani, Szeher und Drkäg bestehende­ommission ermittirt. Er Der nacít dem Tunnel in der Christinenstadt gelegene, ehe­­­mals Koronay’schen Grund wurde Herrn Schachner unter der, auch grundbücherli eingetragenen Bedingung, verkauft, auf­­ demselben innerhalb längstens drei Jahren einen einstöckigen Neubau aufzu­­führen. Der Termin geht mit 9. Mai­ zu Ende und wird dem­­zufolge Herren Schachner zur Einreichung seiner Baupläne und zum­­­­­­ Beginne des Baues ein weiterer fernin­­ vert 6 Wochen mit dem Betrate bemilligt, daß im Nichtzuhaltungsfalle der Grund im Sinne ne auf seine Gefahr und Kosten neuerdings lizitirt­­er­­en wird. Ebenso wurde Herrn Sofef Törös zur Ausgleichung, der vor seinem in der Damjanichgasse gelegenen Haufe befindlichen Er­­höhung ein Termin von drei Jahren bewilligt, welcher aber eben­­falls abgelaufen ist. Die Stadtgemeinde wird demnach beauftragt, im Sinne des intabulirten Meverses gegen Herrn Törös vor­zugehen, · . h Der Gastwirth im Dfner Brüdengebäude A. Groß ist um die Bewilligung eingeschritten, vor seinem Lokale eine auf Eichen­­fäulen ruhende Terrasse bauen zu dürfen. Nachdem gegen diese Terrasse wieder aus ästhetischen Gründen irgend­eine Einwendung gemacht werden kann, andererseits der Verkehr der Passanten nicht im geringsten beeinträchtigt wird und auf das Finanzministerium al Hauseigenthümer die Bitte unterfragt, ist Herrn Groß die Bewilligung auf Grundlage des Antrages der Bau-Kommission anstandslos auszufolgen.­­ Bon Geite des Katasters wurde die látást Vá , daß die Nivellirungs- und Triangulirungs-Arbeiten des Donner Gebietes gänzlich beendigt sind und die diesbezüglichen Glastafeln und Pläne übernommen werden können. 63 werden demzufolge die­­ Pläne übernommen und allsogleich die N Regulirungs-Arbeiten im Urtra­­villan begonnen werden. Andererseits wird die Stadtgemeinde auf­­gefordert, bezüglich Webernahme und fernerer Aufbewahrung der Nicht etwa seine am 11. d.­ zum öffentlichen Notar erfolgte Exnen­­auf Kosten des Baurathes verfertigten Glastafeln und hiezu der nöthigten Schanfe das Nothunwendige zu veranlassen, um so die doppelten Kosten der Transportirung vom Kataster zum Baurathe und von diesem zur Stadtbehörde zu ersparen. Der Ausführung des für die Gegend der Allianzgasse fest­­gelesten Megalirungs-P­lanes haben sich bedeutende Hindernisse ent­­gegengestellt und m w­rde dieselbe solche Geldopfer erfordern, welche Auf Antrag der Generalversammlung wurde demzufolge eine se­e­lane einzelne Pos difikationenvornahl11,wodurch der­ weitaus größte Theil jener Liegenschaften,welche bereits bedeukt sind unberührt bliebr.Dieser Vorschlag wurde sowohl vom Magistrat als auch von der General­­versammlung geneh­migt und hält sich demselbst heute auch dik Baurath angeschlossen, wodurch diese­ Regulirungs-Angelegenheit mit dem Umverständnisse sämmtlicher interessirten Parteien endgültig entschieden ist 3 -k..­ .­­b Noch weniger verwachte ihn dazu det kmkt ih­m ;·,­«1erreichendete Resultat in keinem Verhältnisse stünden- mildete Kommission ermittiet, welche an dem B­euh­rungslinie ertheilt worden ist. nung ohne Bewilligung, die in v111·, , er mMichael MWichtl, L, Wohnhaus , Berggasse 124, Bau eines Rauchfanges; Reiter En EN IX, a SE ÜL KEHEGTESEÁNIB IT, MRadialíttabe 42, | Neubau ; Samuel Deutsch, VI, Radialstraße, dreistöciger Stein­bau ; Losef Lendemayer, VII, Magdalenagafse 8, ebenerdiges Wohnhaus; Natalie Kafjovis, VIL, Pfeifergafse 9, zweistöckiger Zubau ; Karl Wesfely, II., Hauptgafse, Holzhütte ; Anna Horner, II, Zandstraße 425, Schmiedwerkstätte; Johann Schindler, II, Hauptigaffe 43, Adaptirung ; Geza Szelestey, I, Hauptgaffe 564, ae 18 Johann Schlehuber, I., Blodsberggasse 1065, Adap- Hang, ufanna Nürnberger, III., Hauptgasse, Adaptirung ; Ch. &. Lewis, LI, Gauntgasse 342, Adaptirung­ des Ausschusses N mehr weniger Tagesweuigkeiten. Ernennung.) Mittelst allerhöchster Entschließung vom 22. April wurde der Hofrath und Ministerialrath in dem königl. ungarischen Ministerium um die Bersen des Königs Johan Barthos de Sziget zum Schagmeister des St. Stefan- Ordens ernannt. A­uszeichnung­ Se. Majestät der König hat mit allerhöchster Entschliegung vom 7. April dem Dr. Raul Új:­falvy de Mezökönesc, Mitglied der Universität in Paris, Professor am Lyceum daselbst und Vizepräsident der linguistischen Gesellschaft, aus Anhas der Ueberreichung seines Werkes über Die finnisch-magyarischen Sprachen das Ritterkreuz des PFranzeofel- Ordens verliehen. Franz Deäas­ wird auch den nächsten Sommer im Kreise der Familie Nedecziy, in deren Billa im Stadtwäldchen, wo er sich im vergangenen Jahre so wohl fühlte, verleben. Mie wir im , Nagyvárad" lesen, sind die Fräulein gerite und Emma Nedecziy, welche der alte Herr bekanntlich so gern um sich hatte, bereit von Großmarbein hieber abgereist. (Er­men.) Der Sekretär im Ministerium des Innern Herr Koloman Hußär Hat sich mit Frl. Adele Lenhoffet, Toch­­ter der Witwe Georg Lenhoffet, — der­ bekannte Architekt Herr Wilhelm Freund mit Fu. Irma Basc, Tochter des Guts­­besigers Albert Bash — und Herr Dr. Julius Fren­d­­mann, Assistent an der geburtshilflichen Klinik mit Frl. Antoi­­nette Hecht, Tochter des hiesigen Großhändlers Sonas Het, verlobt. Todesfall­ Gestern Nachmittags it Herr Jacob 6­0 den Affocié der Firma „Brüder Cohen“, nach längerem Leiden im 55. Lebensjahre gestorben. Das Leipenbegängniß findet morgen um 3 Uhr Nachmittags, vom Trauerhaufe (Neueweltgasse 14) aus Statt. Zur Kriminal-Affaire der internatio­nale.­ In dem Berichte, welchen der Untersuchungsrichter des Pester Gerichtshofes dem Gesuche um Auslieferung des Grafen Sigm. Bat­­thbyanyi beigelegt hat, sind, wie „Reform“ mittheilt,über die Affaire der „internationalen Afsekuranzgesellschaft“ interessante Enthüllungen enthalten. Zur­­ lustrerung des verbrecherischen Vorgehens wird un­ter Anderem der Umstand angeführt, daß die angestellten und ihrs Geldes beraubten Beamten, welche die nöthige Qualifikation nicht besaßen, zum größten Theile aus der Provinz, der die im Verwaltungsrathe figurirenden vornehmen Namen (Graf Emanuel Zichy, Theodor Széchenyi, Bela utács) angelobt wurden, während die Genannten doch niemals Mitglieder des­­ Verwaltungsrathes waren. Als Beweis für das verbrecherische Verschwenden des Aktien­­kapitals wird unter Anderem angeführt, daß auf den Namen des Grafen Sigmund Batthyányi 1850 fl. für Präsenzmarken, ferner 500 fl. unmotivirte Ausgaben, für Baron Arthur Hirschfeld 1300 fl. Präsenzmarken­ und 500 fl. Neisegelder verbucht waren, als der Werth der Präsenzmarfen noch gar nicht durch die Generalversammlung firirt worden war, als im Ganzen etwa zehn Direktionsfigungen stattgefunden hatten. Ferner heißt es, daß Graf Sigm. Batthyanyi von der ohnehin in bedrängter Lage sich befindlichen Gesellschaft, ge­­gen die Bestimmung der Statuten 2000 fl. al Darlehen genommen, als weiterer Beweis für die unrechtmäßige Verwendung des Aktien­­kapitals dient die von Baron Hirschfeld in seinem Geständnisse ausgesagte und dur einen Gabriel Varady’schen Wechsel nach ge­wiesene Thatsache, daß auch fremden Personen aus der Gesell­­schaftswaffe Darlehen gegeben wurden. Durch diese und andere an­geführten Thatsachen­­ sieht das Untersuchungsgericht das durch Schwindel begangene Verbrechen des Betrugs hergestellt und führt „Bennweife und begründete Ansichten“ dafür an, daß der Abgeordnete Graf Sigmund Batthyányi theilweise afti­r an der Begehung dieser Thatsache theilgenommen, theilweise durch seine nachträgliche Ein­willigung dieselben sich zu eigen machte. Ein Eherlandsdrame. Roman in vier Theilen von Franz v. Nemmersdorff. Dritter Theil. (58. Fortlegung.) Die hübische Frau, etwas angegriffen aus ihrem Geißen­­bäubchen schauend, lächelte matt und schaute ihren Besuch ver­­wundert an. Bofta war auf einen Stuhl neben das Bett gefungen, er hatte Adriana’s Hand ergriffen und mit dem unwarmen Kuffe fiel zugleich ein feuchter Tropfen darauf. „Ich weiß Alles," stammelte er, „und glauben Sie mir, ich kann es mir niemals verzeihen, nicht zur rechten Zeit zwischen Sie und den Buben mit voller Energie getreten zu sein.” Stier, verwirrt starrten die braunen Augen aus dem bleich gewordenen Gesichte. „V­errathen Sie nichts,“ preßte Adriana hervor, dann brach sie ohnmächtig zusammen. Gofta zog nicht die Klingel; der erfahrene Mann wußte sich auf hier zu helfen. . Adriana kehrte zur Besinnung zurück, aber der Appellationsgerichtsrath erkannte, daß eine wiederholte und fortgefegte Gemüthsbewegung ihre Vernunft gefährde. „Ruhig, mein Kind, vor Allem ruhig,“ bat er einst, „betrach­­ten Sie mich gleich einem Vater, bereit für Sie zu handeln, Sie zu beihüsen, bauen Sie auf Albert’s brü­derliche Freundschaft, was haben Sie zu befürchten ?" „Sie sind gut und er üt auf gut,” lispelte Adriana. „Liebes Kind, gestatten Sie mir, Den unschädlich zu nahen, der Ihr Leben vergiftet.“ s.­v­­.,Dies könnte nicht oh­ne fürchterliche Enthüllungen geschehem Bedenken Sie,daß ich seinen Namen trage,daß mein armer Paolo sein Sohn ist.“­­ . »Wenn Sie mir folgen wolle diese Pestbeule auszuschneiden, es wird unzweifelhaft schmerzen,aber nur auf diesem Wege ist voll­­ständigebeilung möglich.«« Adriana zitterte wieder wie das von­ Winde bewegte Laub der Espr.j « »Seien Sie ruhig,um des­ Himmels willen«,fügte Costa be­­schwichtigend hinzu,"»es soll geschehete,was Sie wollen,nicht merzk, nicht weniger.” sj . : „Der Mensch betrete mein ‚Haus nie wieder und tiefes Schweigen herrfe über den entleslichen Vorfall.“ »Halbe Maßregeln«,dachte bhöricht,sie verhindern Gerede keineswegstund schaffe nie­ gründ­lichehilfe.«« T »«Aber das Bild der bleichemkranken,heftig angegriffenen Frau belehrte ihn zugleich,Adriana sei gegenwärtig unfähig den Kampf weiterzuführen, denn“, versicherte der Appellationsgerichtsrath, „und empfangen Sie mein Ehrenmwort, daß von mir Niemand, nicht einmal Bittoria, er­­fahren soll, was ich entdecke.“ „Dank! Dant ! lieber Freund, vertrauensvoll, lege ich Ruhe, Ehre und Vermögen in Ihre Hände!” rief Adriana. „Arme Frau! Arme Frau!’ murmelte Gavaliere wiederholt, während er mit Vittoria sich nachhause begab. Nie hat Vittoria ihren Vater so meich gesehen, aber jede Erklärung verweigerte er hartnäßkig. Seine elegische Stimmung hält nicht an, als im Laufe des Tages Dito einer Einladung des Appellationsgerichtsrathes folgt, ihn in Geschäftsangelegenheiten zu besuchen. An ihres Vaters Thor zufällig vorübergehend, hört Vittoria Senen sehr deutlich sagen : „Sie sind ein Schurke !“ Wie ein begoffener Pudel entfernt sich Otto. Gavaliere Costa zeigt nun weit bessere Laune als vorher. „Begib Dich zu Adriana“, wendet er sich an seine Tochter, „theile ihr mit, daß Alles in Ordnung sei, sie wird den Menschen 108, ohne die Schnüre ihres Geldbeutels zu öffnen. Einen Suristen muß man zum Freunde haben", fuhr er fort. »Kommt es zu einer Scheidung,Vater?««forschte Vitoria eifrig;»ich gab jeden Plan in Betreff Albert’s auf,möge Adriana glücklich sein." »Dazu ist Adriana zu furchtsam,zuselstrau,die Wunde darf nicht ausgebrannt,sie soll nur oberflächlich geschlossen werden­ —-man trennt sich freundschaftlich." »Warum...?« ,,Vittoria,frage weder Adriana noch mich um die Ursache. Alles muß geheim bleiben in dieser Affaire.« Mit dir Erklärucc­gsttußte sich Vittoria begn­üge1t. Sie nahm wahr,daß ihre Botschaft balsamisch a qudriana wirke-Die Krcnike beruhigte und erholte sich sichtbar. Im Lauufe des nämlichen Tages empfing Albert folgende Zeilen: „Berehrter Herr Baron ! Die Gesundheit der uns gemeinschaftlich theuren Dame bietet nicht mehr den mindesten Grund zur Besorgung. Zu meinem Bedauern bin ich außer Stande, mein Versprechen, gemilse Mit­­theilungen betreffend, zu­ erfüllen, es ist Adriana’s dringender Wunsch, daß Niemand den Grund ihrer Erkrankung erfahre. Dienstbereit, mit ausgezeichneter Verehrung hr ergebener Appellationsgerichtsrath Cavaliere Botta.“ 30. Der Bodenwand­. Bittoria hatte Venedig verlassen, um sich in Rom in ihrer Kunst vollständig auszubilden. Die Zustimmung ihres Vaters er­­langte sie leicht, Gavaliere Kosta war zufrieden, weder jei noch künftig für Vitoria sorgen zu m­üssen. Zu ihrer Ausbildung reichte der Erlös aus dem Schmuce ihrer Mutter hin. Bei der Abreise berannte Bittoria, welche Gründe sie be­­stimmt hatten, nicht mit voller Kraft Adriana’s thörichte Verbin­­dung bekämpft zu haben. So lag nichts mehr z­wischen den beiden Freundinen und sie schieden mit herzlichem Wohl­wollen von­­einander. Vittoria ging Mühen und Entbehrungen entgegen, eine un­sichere Zukunft lag vor ihr. Adriana verlor eine angenehme Ge­­fährtin. Sie blieb zwar in glänzender Lage zurück, doch war sie an einen Glenden gefesselt und vereinsamt. 63 war leer und still geworden um Adriana. Seit Ernst’­ Entfernung kam Albert nicht häufig. Thätiger noch als sonst mit weitverzweigten finanziellen und politischen Un­ternehmungen beschäftigt, blieb dem Majoratsherrn wenig Zeit für die Gesellshhaft. Er nahm soviel auf sich, um sich allmälig von Tatiana loszumachen, aber Adriana empfand ebenfalls den N­adsschlag. So ereignete er sich, dass Adriana den Nachbar nur selten bei sich empfing. Wenn er kam, war es allemal ein elt, inniges, dich nichts getrübhtes Einvernehmen herrschte zwischen ihnen. Signora Cocco wohnte wieder im Palazzo Partecipazio, Gavaliere Gotta zeigte sich dort täglich. Unmöglich reichten indessen die zwei Menschen hin, Adriana’s Leben vollständig auszufüllen, wenn sie auch deren Gesellschaft angenehm und zerstreuend fand. Die Welt hatte wie immer ihr füßestes Lächeln für Adriana, mit rührender Beständigkeit ver­­folgte Camillo, von seiner Mutter vorwärtsgetrieben, die seltsame, nicht sehr hoffnungsvolle Werbung. Indessen kümmerte sich Adriana gerade jeit wenig um Unterhaltungen. 63 ging etwas Sonderbares mit ihr vor. Kummer und Krankheit waren überwunden, die junge Frau sirahlte in weit blendenderer Schönheit als je­ innere. Seligkeit leuchtete aus den glänzenden Augen: Adriana’s Leben erschien den entgegengefesten Vermuthungen zum Troge herrlich befriedigt. Sie suchte die sonst von ihr niemals geliebte Ginfamkeit auf. G­ignora Cocco beobachtete mit scharfer Neugierde. Sie entdeckte nichts, wenn nichts! Es gingen weder heimliche Botschaften, noch fanden heim­­liche Zusammenkünfte zwischen Albert und­­ Adriana statt. Die Zeitung der bedeutenden Wirthschaft, des wohlhabenden, glänzenden Haushaltes ruhte ohne alle Hechenschaftsablegung in den Händen Diese pflegte unter verschiedenartigen Bors­twänden zu Adriana fig zu begeben und traf dieselbe ohne Aus­­nahme müßig am Fenster fisend, mit seligem Lächeln. Aus ihrer träumerischen Ruhe ließ sich Adriana nur ihmwer­reißen, mechanisch genügte sie den Anforderungen des Lebens, der Welt, der Gesellschaft, aber es war ein Körper ohne Seele, der in der Gondel fuhr, sich unter Menschen bewegte. Der eigenthmümlich gebundene Zustand höste ss nur, wenn Albert zugegen war. Dann wurde Adriana lebhaft und reizend Fröhlich. 68 mußte doch am Ende Liebe sein,­­hloß Signora Bocco, nur eine sehr sonderbare, wie sie zwischen vernünftigen Menschen nicht vorkommt. Das mystisch-magnetische Doppelleben begriff die Gesellschaf­­terin nicht. Adriana befand sich in somnambulen Zustände — sie lebte mit Albert. An ihrem Fenster konnte sie stundenlang lauschen, ihn endlich erblickte, bis sie aus einem Zeichen errieb­, was er eben fest beginne. Ohne Absicht forschte sie auch Grminia aus, weil eben ihr Sinn ganz von der einen Sache erfüllt war. Die Kammerjungfer erfuhr von dem glücklichen Georg Alles, was sie wissen wollte, so sah ich Adriana stets­ gut unterrichtet, sie konnte jede Minute mit Albert zu bringen. Wenn sich ihre Augen dem Lichte erschlossen, dann beriefen­­die offen stehenden Fenster von Alberts Schlafzimmer, daß auch sein Tagewerk fon begonnen habe. Bald nachher erschien der Man­­nestopf, das Wetter hatte hierauf seinen Einfluß, täglich blies der Majoratsherr den Nauch seiner Morgenzigarre­ ins Freie hinaus. Adriana folgte ihm dann in Gedanken nach dem Zimmer, bliche ü­ber seine Schultern in die mächtigen Bücher, die weitverbreitete Korrespondenz. Später sah sie Albert, wieder in den weichen, feinen Belzund gebrüllt, auf der Landungstreppe seines Balastes. An der stattlichen Gestalt, mit dem raschen, entschlosfenen Tritte, sprangen die Hunde fröhlich hinan, es war ein Bild mannhaften Wesens. Er fuhr zum Nitte nach dem Lido. Dort harrten prachtvolle Pferde des Nesters. Scharf und froh schlugen die Hunde an, wie sich Albert leicht in den Sattel schwang. Auf dem Ni­den eines edlen Thieres nahm er sich noch weit besser aus, als zu Fuß. Die Haltung war vollflommen ungezwungen, die prachtvolle Hand spielte b­08 mit dem Zügel, und das Frische, Schöne stolze Pferd flog pfeils s­chnell dahin. Bei der Heimkehr schaute Albert stets an Adriana’s Fenstern hinauf, er grüßte, sein Gesicht war von Gesundheit, Bewegung und Freude geröthet. Sie neigte sich gegen ihm und Mariana’s schöne Züge überstrahlte vofiger Schimmer Beide sehten sic" dann zu Tische, freilich nicht mit und neben­einander. Adriana befand sich dennoch bei­ ihm. Wenn Albert Abends eine Gesellschaft oder ein Theater besuchte, so hielten meistens die beiden Gondelin gleichzeitig vor dem Wasserthore. Adriana konnte ihm dann ins Auge bliden, sie vermochte seiner Rede zu laufen und durfte den Druck seiner Hand empfan­­gen, und des Nachts ganfelt ihr die Phantasmagorie des Traumes abermals sein Bild vor. Dies Leben war nicht ganz ohne Netz, jeder Tag bildete die genaue Wiederholung des vorigen, die Zeit verstrich sanft und nie vermerkt, · "·-"" (Fortsetzung folgt.) Cavaliere Costa,»sind imm­er. · Costa . ber. ‚Gesellschafterin, bisfie Arbeits- Rechnungs­­­ belegr. Depefchen des Zefter Siopol. Magufa, 30. April. Nach dem Dejeuner besichtigte Se. Denjestät der Kaiser die flanische Lehrerinen-Bildungs­­anstalt, wohnte sodann auf der Werft" Gravoja dem Sta­pellaufe des der ersten Ragusaner Schifffahrt-Gesellschaft gehörigen Dreimasters "Doanaisto Dubrowasti" (zwölfter Ragusaner) bei, wurde von der harrenden Boltsmenge

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