Pester Lloyd, September 1875 (Jahrgang 22, nr. 200-225)

1875-09-01 / nr. 200

­ aus dem Abgeordnetenhause überbrache Thronrede verlesen. P­räfid erwähnen, damit Bräfid wiesen. Schließlich werden die Stimmzettel für die Wahl des Duä­­­­stors und der Schriftführer abgegeben. as Resultat wird morgen bekanntgegeben werden. :" Die nächste Lisung findet morgen um 11 Uhr Vormittags Statt, in welcher die Modalitäten der Beantwortung der Thronrede, sowie der Wahl der ständigen Ausschüsse zur Berathung gelangen. . — un nn A Mész ae N EEE EN VA IB DAL Velegr. Depefdjert des Zefler SIoyd. Kalvesa, 31. Auguft. (Origin. -Teleger.) . Gestern Nachmittags 3 Uhr entstand bei h­eftigem Sturm ein Dachfeuer im Granarium des Domkapitels ; dieses und­­ die angrenzende Dampfmühle sind bis auf den Grund ausgebrannt. Der vom Winde umhergetragene brennende Schindeln wurde das Feuer in weite Ferne verpflanzt und m­üthete alsbald im­ hestgebauten Theile der Stadt in drei Gassen gleichzeitig. Rettung war nicht möglich. Eingeäschert wurden 112 Wohnhäuser und 50 Nebengebäude. Auch ein Menschenleben ist zu beklagen. Es herrscht hier unaus­­sprecglicher Zimmer. Der Schaden an Gebäuden und Mobilien wird­­ mehr als 200.000 fl. geschäßt. Etwa 50 Gebäude sind bei der Ersten ungarischen allgemeinen Allekuranz-Gesellschaft für ca. 530.000 fl. versichert. — Erzbischof Haynald wird stündlich erwartet. " Myram, 31. Angast. Orig.» Telegramm.­ Längs der Unna und der Save bis an die Drina sind ‚seine Christen mehr zu finden ; fast die sämmtliche s christ­­liche Bevölkerung ist auf österreichisch-ungarisches Gebiet übergetreten. Die bosnische Grenze ist türkischerseits mili­­tärisch stark belegt. Der Verkehr ist wieder offen. Maram, 31. August. Origin.sTelegtr­ Die Gerüchte über neuerliche Kämpfe zwischen den Türken­ und Insurgenten bei Stopar und Drajdenicza am Vers baßflusse in Bosnien sind Erfindungen. Wien, 31. August. Orig.» Telegramm.­ „Zagblatt" meldet : In Diplomatenkreisen verlautet, daß Wien, 31. August. Die „politische Korrespondenz" erfährt, daß in Sinturgententreffen der Herzegovina tiefe Berstimmung herrngt wegen der über montenegrinisches Gebiet erfolgten Verproviantirung der türkischen Seite Nikfics. Montenegro entschuldigte dieses Vorgehen mit den bestehenden Verträgen und sagt, es habe den von der Pforte angefuchten Truppendurc­hzug verweigert. Die „politische Korrespondenz” Konstan­­z, der Stand der auf Österreichische ungarisches Gebiet im Gradisfaner und Banal­­distritte übergetretenen Flüchtlinge zähle 18.203 Personen, mit 11.000 Stüdk Hornvieh, 850 Stüd Hufvieh, 5700 Stüd Borstenvieh und 2000 Stüd Schafen. Wien, 31. August. Original-X Telegra­fie , Bresse" meldet die Pensionirung des bisherigen Chefs der Generalinspektion und gemesenen Sequesters der Lem­­berg-Grernowiger Bahn Hofrathe v. Barydar. Wien, 31. August Origin.-Telegramm.) Auf der bairischen Staatsbahn zwischen Simbach und Buch, an derselben Stelle, wo vor acht Tagen eine Entgleisung stattfand, gingen gestern abends und heute wieder zwei Entgleisungen, jedoch beide unbedeutend und ohne Gefähr­­dung von Menschenleben, vor sich. Zuerst entgleiste der gestrige Abendzug und dann der heutige Frühzug. Heute wurden 7 bis 8 Waggons aus den Schienen geschleudert, so daß der nachfolgende Courrierzug halten und die Basra­­giere umsteigen und mit Separatzug nach Wien befördert werden mußten. Die leitere Entgleisung ist offenbar durch Böswilligkeit herbeigeführt. Wien, 31. Augus. Orig.( Telegramm.) Die heutige Nummer der „Vorstadtzeitung“ ist Fonfiszirt worden. Belgrad, 31. August. (Original-Telegr.) Aus Bosnien wird gemeldet: Der Bope Biario hatte die Heerstraßen Brisvendi-(Berferin)-Konstantinopel und Pris­­vendi-Skutari befegt. Es stoßen von Tag zu Tag immer mehr Rajahg zu ihm. Mit Waffen soll er­ reichlich ver­­sehen sein. Haram, 31. Augus. Original-Telegramm.­ Nach langer Dürre erfrischt seit gestern Abend ein ausgiebiger Landregen unsere Fluren. Wien, 31. August. Original-Telegramm.­ Die Börsenkammer untersagte dem Korrespondenzbureau Louis Hirsch, Jest Sonnenberg, die K­olportage an der Börse. Der Ultimo ist auf dem hiesigen Plate glatt abgelaufen ; die im Umlauf gewesenen Gerüchte über Insolvenzen bestätigen sich nicht. Wien, 31. August. Original» Telegr) Die „PBreffe“ bringt von, der Kreditanstalt nahestehender Seite folgende Mittheilungen bezü­glich der Semestralbilanz : Der Ausfall gegen die Semestralbilanz v. 3. 1874 findet seine Erklärung theild in der allgemeinen Geschäftslage, theils in dem Umstande, daß verschie­­dene Unternehmungen ihre Coupons nicht einlösten. Unter den Konsortialgeschäften, welche Gewinnfte resultirten, sind mit inbegriffen: das Ostbahngeschäft, die Geschäfte mit den ungarischen Goldpfandbriefen und den Donauregulirungs-Losen­­ dagegen nicht inbegriffen sind: der Verkauf der Staatsbahn-Briori­­täten und der österr. Schagbons. Wien, 31. August. (Sc­hlußkurse) Kredit - Aktien 208.40, Anglo-Austrian 100.—, Galizier 219.—, Lombarden 98.50, Staatsbahn 267.50, Brammay 106.—, Rente 69.60, Kreditlose 163.75, 1860er 111.60, Napoleonsd’or 8.92—, 1864er 136.25, Münzdukaten 5.28—, Silber 101.85, ee­ba 54.45, London 111.65, Preußische Raffensheine 165.—, Unionbant 85.10, Türkenlose 47.20, Allg. Baubant­­ 11.50, Anglo-Baubant 19.50, Ung. Bodentredit ——, Munizipal —.—, Fest. Wien, 31. August. Offisielle Schlußfurfe,­ Ungar. Grundentlastung 81.25, Ung. Eisenbahnanl. 100 30, Salgö- Tarjaner —.—, Anglo-Hung. 9.50 , Ung. Kredit 207.50, rance­­ungar. 52.50, Ung. Brandbriefe 87.—, Alföld 121.75, Grebenb. —.—, Ung Mordostbahn 11250, Ung. Ostbahn 46.75, Ostbahn- Prioritäten 64.30, Ung. Lofe 78.25, Theißbahn 185.50, Ung. Boden- ‘fredit 63.50, Munizipal 22.—. Berlin, 31. August. (G &­­­u­b.) Galizier 98.50, Sraatd­­bahn­ 485.—, Lombarden 174.50, Panierrente 63.—, Silber­rente 6610, Kreditlose 359.80, 1860er 118 °/,, 1864er 311.—, Wien 179.90, Kredit-Aktien 368—, Humänier ——, Ungarn­ge L­ofe —.—, Ungar. Ostbahfn ——, Rubig. Berlin, 31. Augus. Börsenbericht) Spekula­­tion abwartend; nach­­ Erscheinen der Semestral-Bilanz stiegen Kreditaktien, Bahnen unbelebt, Banken beffer, 4’, Perzent. Nach börse: Kredit 369, Staatsbahn 486, Lombarden 175.50. Frankfurt, 31. August. (SHLuf.) Mechfel­der Wien 181"/.,, Defterr. Kredit-Aktien 183—, Vesterr. Bantattien 828—, Defterr. Staatsbahnaktien 243—, 1860er 118”­,, 1864er 311.—, Rapierrente 63"/,,, Silberrente 66'/,, Lombarden 86.—, Baltzier 197%, Ungar. Lofe ——, Raab-Grager ——, Matt. jelt auf Dedingen.­­Frankfurt aj M.,31.August.(Original-Telegr.) (Abendsozietät.)Oesterr.Kredit 183.62,Oesterr.Staats­­bahn 243.75,Lomb­arden 87,ReichsbankjfpaleechzigerLose 118.87,Spanier18.50,ungar.Schatzbon HöW Neue 95.Fest. Paris,31.August.(Anfang.)3H Rente66.05,575Rente 104.05,Italien.Rente71.45,Staatsbahn600.—,CreditMobilier —.—,Lombards220.—,Türkenlose——.­—,Desterr.Boden­­kredit—.—­,Unentsch­ieden. Paris,31·August.(Schluß.)3s Rente65.90,5«’s,, Rente103.82,Ital.Rente71.60,Staatsbahn603.—«Credit Mobi­­lier173.—·,Lombards222.—,Türkenlose111.50,Destern Bodenkredit—.—,Matt. pé btte d (&rudtbörse) | Herbst-Roggen fl. 3.52 bis Hafer fl. 4.48 bis fl. 4.49. Weizen per Oktober-November fl. 5.05. rbft­. Korn 78—80 Pfund fl. 3.65—75.Nyb­er Korn 78-80 Pfund fl. 3.70—75. Wenig Verkehr, unhig. Wien,31.August.(Original-Te­legramm.) Borettenviehmarkt in St. Marx. Der Gesammt­auftrieb betrug 2661 Stüdk, und zwar : 1105 sch­were B­az­onyer, 654 geringere Bakonyer 902 Frisch- Linge. Das Geschäft war lebhaft, dem ungeachtet aber die Preise rückgängig und zwar gegen Vorwoche um fl. 1. Wir notizen: Schwere Batonyer von fl. 28—29, mittlere Ba­­tonyer von fl. 25—27.50, Frischlinge von fl. 20—24 (pr. Zentner lebend ohne Verzehrungssteuer.) Schmalz von fl. 39 bis fl. 40, S­ped von fl. 38—39. Nachtrag zum gestrigen Schlachtvieh­­ma­rkte. Weideochsen wurden von fl. 24—832 gehandelt. , Berlin, 31. August. (Getreidemarkt) II. Bericht. Meizen per August 208.—, per September-Oktober 208.—. Roggen Toto 160.—, per September-Oktober 160.—, per Oktober-November 157.50, per Frühjahr 157.50. Hafer per August 170—, September- Oktober 167.50. Gerste lofo —.—. Rübel lofo 59.20, per Sep­­tember-Oftober 59.20. Oktober-November 60.30.. Spiritus lofo 55.50. August-September 55.40, September-Oktober 5520, Oktober-No­­vember 54.80, Stettin, 31. August. (Getreidemarkt) Weizen lofo 212.—, per Herbst 210.— Mm. Roggen lofo 156.—, per Herbst 153.50, Am. Del per lofo 58.—, per Herbst 57.50 Am. Spiritus, per lofo 52.30, per August-September 52.10, per September-Okto­­ber 5220 Am. Repssamen per Herbst 286.50 Am. Breslau, 31 August. (Getreidemarkt) Weizen 22.50, Roggen 17.26, Hafer 17.60. Nübel 58.50, per Ker­­min 58.—. Spiritus lofo 52.70, per Sänner 52.80, per Frühjahr 52.60 pr. 100 Tralles. Alles in Am. Baris, 31. August. Anfang) Mehl, 8 Marken, per laufenden Monat 60.75, per September-Oktober 61.—, per 4 Mionate vom September 61.50, per 4 Monate vom November 62.50. Ruhig. Baris, 31. August Schluß) Mehl, acht Marken, per August 60.75, per vier Monate vom September 6150, per vier Monate vom November 62.50. Rüböl per laufenden Monat 82.75 , per September 82.75, per vier lette Monate 82.75, per vier erste Monate 1876 82.75. Leinöl per laufenden Monat 71.50, per vier legte Monate 71­.—, per vier erste Monate 1876 71.75. Spiritus per laufenden Monat 48.25, per September-Oktober 4825, wer vier erste Monate 1876 49.50. Zuder raffinirt 147.—. Liverpool, 31. August. (Original-Telegran­m.) Bau­me vollmarkt Umfas 10.000 Ballen, für Spekulation 2000 Ballen, Markt ruhig. Amerikanische­­s niedriger, Tagesimport 1183 Ballen. Ne­w-York, 30. August. Mehl 6.10. Weizen fl. 4. 8b | a — . .—-—-—-« —...-· e. (4 . Tagesneuigkeiten. Personalnachrichten) Obersthofmeister Fürst Hohenlohe, Kronhüter Graf Georg Festetits, Oberst­­kämmerer Graf Grenneville und Gardekapitän Freiherr v. Fratricsevicz sind heute Abends nach Wien abgereist. In dem Befinden de­s Baron Sina­ schreitet die Belserung, wie aus Rappoltsflcchen berichtet wird, in erfreu­­lcher Weise ununterbrocn fort. (Militärisches.)Da bei der Honved-Armee bereits sämmtlicheffizierte Stellen besetzt und­ viele Aspiranten vorge­­merkt sind, so haben, wie die „Lofal. Korr.” erfährt, die Distrikts- Kommandanten höheren Orts die Weisung erhalten, seine Kom­­petenzgefache um Honved-Offiziersstellen einzusenden, bis sie b­iezu nicht aufgefordert werden. Sresten im Stiegenh­aufe des Museums. Die beiden Rünstler Than und 2o& haben die für den Et­egen- Aufgang des National-Museums projektirten Fresken bereits begonnen. Der Grntere hat ein Gemälde, welches die Gründung des Diuseums D darstellt, vollendet und arbeitet rebr an einem anderen, welches die berühmten Männer der Periode 1847—48 enthält. Voß malt den Aufbruch der Magyaren von ihrem Stammsige. Verlofung. Bei der heute vorgenommenen fünften öffentlichen Verlosung der Metall-Brandbriefe des Ungarischen Bodenfredit-Instituts wurden fol­gende Pfandbriefe gezogen: zu fl. 1200 Mr. 82, 135, 159, 179, 208, 499, 569, 720, 751, 774, 817,933, 1690, 2123, 2165, 2595, 3045, 3350, 3347. Zu fl. 120 Nr. 67, 137, 177, 326, 494, 554 555, 557, 584, 588, 600, 614, 1463, 1511, 1514, 1539, 1639, 2467, 3250, 3392, 4218, 4321, 4355, 4430, 4445, 4755, 5109, 5369, 5547 6515, 6590, 6687, 6723, 6859, 6931, 6945, 6972, 6974, 6975. (Distanzrudern.) Die vom Ruderverein " Egyetértés" veranstaltete Distanzfahrt nach Waiten ging am 28. b. M. vor sich. Die Fahrt fand in zwei Kähnen statt und wurde der Weg von der ersten Partie in 8, von der zweiten Partie in 8­,1 © Stun­­den hinterlegt. Die Radfahrt am andern Morgen nahm 6 °­, Stun­­den in Anspruch. (Ein Bravourítüd mit Lebensgefahr) Im Preßburg unternahm gestern ein Lieutenant des dortigen Pionnier­­batailons, in Gegenwart einer Menge von Zuschauern, auf der Donau eine Schwimmprobe in komplet feldmäßiger Ausrüstung eines Pionnier-Soldaten ; er s­chwamm circa 400 Klafter weit, bis er knapp vor der Brüde, muthmaßlich in Folge Erschöpfung seiner Kräfte, plöglich unterfanf. Da die in einem Nachen ihn begleiten­­den drei Soldaten sein Untertauchen anfänglich für ein beabsichtig­­tes hielten, so hätte ihm sein Bravourstück leicht das Leben offen können. Shul-Sparkaffen. Wie uns aus Béczel ge­meldet wird, ist auch an der dortigen israelitischen Schule auf Anregung des Heren Bezirks-Rabbiners Simon Drechsler die In­­stitution der Shul-Sparkassen ins Leben gerufen wurden und Border,MH Reife um die Erde in 80 Tagen“) welche am Sonntag von Herrn Bhileas Fogg am Neustädter Theater in Prag zum erstenmale unternommen werden sollte, kam es zu einer reinen „Abschieds-Schlägerei“, bei welcher aber beileibe nicht die Mitglieder des Greentric-Club, sondern die des Prager Dienstmann-Instituts eine hervorragende Rolle spiel­­ten. Diese Likteren — mehr als hundert an der Zahl — wur­­den nämlich von der Direktion des Theaters zum Stativen enga­­girt, wodurch sich das ständige Arbeiterpersonal der Bühne in seinen Bezügen verkürzt sah. Als man nun an die Szene kam, in welcher die Neffenden von Indianern überfallen werden, ent­­stand, wie aus Prag telegraphirt wird, zwischen den Theater­­arbeitern und dem Wiener Maschinenmeister einerseits und den aus dem Prager Dienstmann-nstitut gemietheten Statisten an­­dererseits eine blutige Schlägerei auf der Bühne, wobei auch einige Schauspieler leicht verwundet wurden. Die Sicherheits­wache mußte die Bühne befegen und die mit großer Heftigkeit Kämpfenden mit Gemalt trennen. Mehrere Urheber des Skandals wurden verhaftet. Unter Polizeibemühung wurde die Probe dann beendet. Nur­ resolut­ vor einigen Tagen ereignete sich in Maris in einem Theater der äußern Boulevards eine Verhaftung unter fömischen Umständen. Eine Dame, die auf dem Balkon saß und von der Hilfe belästigt wurde, heftete ihren Hut mittelst einer Tradel an den rothen Sammt der Brüstung. Gin Heiner Budliger, der neben ihr saß, machte ihr bemerklich, daß der Hut ihn am Sehen hindere. Die Dame antwortete mit einem groben Schimpf­­worte. Da 309 der budlige Zwerg eiligst seine Stiefel aus und feßte sie zu beiden Seiten des Hutes der Dame auf den Sammt des Balkons. Im Hause blag allgemeines Gelächter aus, an dem sogar die Schauspieler theilnah­men. Der Zwerg wurde, wie bes­terft, verhaftet. (Der Schwimmer Kapitän Webb)ist bei gü­ns­­tiger Fluth und ruhigem Wetter in 213X 4 Stunden über den Kanal von Dover nach Calais geschwom­­men. Er stieg am 25. Nachmittags wenige Minuten vor 1 Uhr zu Dover ins Wasser und kam am 26., Morgens um 10 Uhr 45 Minuten in Calais an. Ein Logger und zwei kleine Boote beglei­­teten ihn. Webb hatte Schon Proben von unglaublicher Ausdauer abgelegt. Er schwamm von­ Bladwall nach Gravesend im der Themse zwanzig englische Meilen weit und bald darauf im Meere eine nicht viel kürzere Strebe von Dover nach Margate. Als er aber die Absicht fundgab, über den Kanal zu Schwimmen, da erhob sich ein allgemeines Schütteln des Kopfes. Renommirte Schwimmer sind dieser Nierenaufgabe Schon erlegen und das Beispiel Kapitän Boyton’s, der mit einem Schwimmanzug, Segel und Ru­­der ausgerüstet, dem Unternehmen sich faum gemachen zeigte, war noch zu frisch im Gedächtniß, als daß man hätte glauben können, Mebb werde das Gleiche, ohne einen andern Schwimmanzug, als den von der Mutter Natur ihm verliehenen, ausführen können. So war man denn­ beim Mißlingen seines ersten Versuches ge­neigt, weniger dem Winde und dem Wetter, als der Unzulänglich­­keit seiner Kräfte die Schuld zu geben. Er hat nun aber auf’ bündigste bemieten, daß sein Selbstvertrauen seine Selbstüber­­fchäsung war und eine Schwimmthat vollbracht, die ihm keiner vorgemacht und nicht sobald jemand nachmachen wird. Ein mit den Strömungen im Ranale mehlvertrauter Lootfe war sein Megmeifer. Berichtigung.­ In dem 8. Ah­nen des in unserem gestrigen Morgenblatte enthaltenen Berichtes über die Ver­­sammlung der ifr Distrift3-Präsidenten sol es anstatt „Bei Feststellung des Budgets der Landeskanzlei“ heißen: „Bei Zeitstellung des Budgets des ifr. d­e 3“, was wir hiemit berichtigt haben wollen. Landes-Schulfom "" » Hommunak-Um­gelegenheiten. (Eine alte Schuld.)Im Jahre 1848 hat der Osner Magistrat dem damaligen Minis­terium den Betrag von 10.920 Gulden Konv. Münze auf drei Jahre interessenfrei dargeliehen. Das hauptstädtische Munizipium betreibt nun bei der Regierung die Natzahlung dieses Betrages. Diese Angelegenheit wird dem­nächst höheren Orts den Gegenstand einer Verhandlung bilden, da es sich fest nicht blos um das Kapital, sondern aug um die seitdem hoch angelaufenen Interessen handelt. Fund Feuilleton. Ostende. II. Bach lief, um wenn gar seine andere Kur am­­ Das Bild vom Korso. — Die Option fürs Meer. — Vom auf­­elösten Frauenhaar und wie es servirt wird. — Zur Charakteri­­sE der Baigneuse. — Die Komik ihrer Gestalten und Namen. — Elsa von Brabant. — Lohengrin im­­ Baradiese.") In den verfroffenen schönen Tagen von Ostende bot in den Stunden, die dem Dejeuner vorangingen, wo also alle Welt ins eigenen Leibe zu vollbringen, so doch wenigstend den Appetit zu verstärken, die Düne in ihrer langen Ausdehnung vom „Gercle du Phare“ bis zum „Pavillon du Rhin“ hinab, ein reich belegtes,­ wenn auch kein poetisches Bild. Große Sch­wärme von yperren und Damen eilten da der gemeinschaftlichen, für Männlein und Weibchen zu­­gänglichen Meeresabtheilung zu, da hörte man alle möglichen Sprachen reden und auch verunstalten, das Deutsche aber blieb immer so ziemlich obenauf in der gewaltigen Sprachenströmung. Man könnte Dstende füglich ein deutsches Seebad nennen, wenn nur die vielen Holländer und Belgier, Russen und Ungarn nichts dagegen hätten. Zum Glück gibt es hier noch nichts zu , optiren es fallen die Nationalitäts-Schranfen im Angesichte der Lamentarischen Wohlthat, die Veder und Jede für sich ermattet, schon von selbst. Alles „optirt“ hier fürs Meer und wenn nur die Wellen ihre hohe Schuldigkeit thun, so macht man sich nichts daraus, wenn ein paar mundfeste Berliner die Nordsee für ein deutsches Meer erklären. Auf dem Dünen-Korso standen selbstverständlich die Damen — im Vordergrunde des bewegten Bildes. Man sah wahrhaft rei­­zende Gestalten in schöner Hülle und großer Fülle. Der Morgen- Anzug florirte da in allen Arten und­­ Unarten. Und mas mit den Haaren, den eigenen und geborgten, hier für Wesen und Un­­wesen meiblicherseits getrieben wurde ! Namentlich­ mit dem auf­gelösten! Nichts sei ferner von mir, al3 al’ den Loden, die ich hier Morgens, vom Seemwind getrieben, in den Lüften flattern sah, irgendwie nahezutreten, aber an all’ das aufgelöste Haar, das ich täglich zu sehen bekam, zu glauben, nein, nein, das verlange man nicht von mir. Nachdem ich ein Frauchen in einem, wie sie wohl fälschlich glaubte, unbemachten Augenblid nach dem Bade ihren Locken-Chignon ins Meer tauchen und dann umhängen sah,ist das bis dhen Glauben,das,ich doch aus den Wiener Salons an’s Meer mitgebracht habe, auch dahin, und ich weiß nun auch, daß die Aufgelöstheit, wenn sie hier produziert wird, nicht vor — Falschheit fchüge. Eigen oder nicht eigen, übrigen was liegt daran? Man muß e3 den Damen in Ostende nachsagen, sie serviren ihr ange­­borene3 oder ermordenes Haar-Vermögen, namentlich nach dem Babe, recht hübseh. Und sie serviren es wirklich, indem sie es über der um den Hals geschlungenen, die ganze Längenseite des Nuden" bededenden­­ Serviette herabfallen lassen. Eine wahre Karikfatur weiblichen Gedenkbums machte hier vor einigen Tagen erit im Rursaale das größte Aufsehen. Die nichts weniger als hübische Gedin ließ den ganzen Luxus ihres strohgelben Haares, den sie sich zu erlauben die Mittel hat (oder verschafft, weiß man’s denn ?), in aufgelöstem Zustande bis zu den Füßen herab, aber fattisch bis zu den Füßen herab, fallen — ein Aufsehen ohnegleichen unter der Frauenwelt erregend. Die ältesten Beliserinen falscher Haare, die da auch wissen, was man sich in diesem Dritkel erlau­­ben kann und wie meit man auf diesem Gebiete der Täuschung mit Anstand gehen könne, verurtheilten auf’3 fehärfite und lautejte die Produktion solcher falscher Werthe und am liebsten hätten sie ihr die Geistinger-Verüde öffentlich vom Kopfe gerissen. Aber es gibt noch einfache Frauenfiguren hier, gewiß Anhängerinen älterer Moden — man sehe sich nur die „Damen des Strandes”, die Baigneufen, an und man wird an die guten, alten, frel­d cauch geschmahlosen Zeiten sogleich erinnert. Das Weib in seiner Bofferlichkeit — die Baigneufe repräsentirt es aufs vollständigste. Einen prächtigeren Stoff für einen heutigen niederländischen oder Düsseldorfer Kleinleben-D Maler kann es gar nicht geben. Auf allen Meisterwerfen der Malerschule des Landes sieht man Weibezfiguren von so komischer Wirkungsfähigkeit, aber nur nicht in der rechten Beschäftigung als­s Baigneufe. Man muß den Charastertopf der Baigneufe in Ostende an der Duelle studiren, die Komik des Häßlichen in ihrer Leibes- und Anzugs­­beschaffenheit hier zusammen­wirken sehen, um diesem Genreftüd vlämischer Natur gerecht zu werden. Und wie Fomifch sich im Vergleich zu ihren Figuren und dem darin entwickelten Reichthum an Naturmächtigkeit ihre Namen machen, die alle bei und an Kinder des Salons erinnern. Jede dieser Meereöheren — die Nymphen scheinen gänzlich ausgestor­­ben ! — hat einen ausgefuhr romantischen Vornamen. Die Eine dieser K­übelheldinen heißt Konstance, die Andere Melanie, die Dritte Hermance, die Vierte Klotilde, die Fünfte Seraphine, die Sechste Aspasie u. 1. wm. u f. w. Man kommt gar nicht aus dem Laden heraus, wenn man unter diesen „Damen des Strandes“ (eine Fortlegung der „Damen der Halle") umherwandelt und sie beim Namen rufen hört und sich dabei die mit solchen Namen benannten Figuren befdaut. Deutsche Damen, die nicht genug solcher Salonnamen für ihre Töchter finden können, könnten hier, wenn sie sich diese unterschiedlichen Konstanze, Florinde, Hermance, Seraphine, Aspafie aufbauen, von ihrer Namen-Marotte vollständig geheilt werden. Es scheint ein stilleer Wunsch des M­eeresgottes gewesen zu sein, die Baigneusen mit so romantischen Namen belegt zu sehen. Die Nordsee will eben auch die Heldinen, wie das feste Land sie hat, sie will ihre Seraphinen, Aspafien, Hermancen haben. Eine Aspafie in Wa­fserstiefeln, einen alten Kaputrod, den sie wohl ehedem ihrem Mann tragen ließ, um die beiden Lenden geschlagen,­ die Haube, die Schon in ihrer bänderlosen Zeit angelangt it, auf dem Kopfe, ist ja auch eine Aspafie, wenn an nur eine vlämische und Feine griechische. « Und glauben Sie, daß ein Name, der diesen Wasserheren am nächster­ läge, unter ihnen vorkommt, glauben Sie, daß auch nur eine von den vielen Baigneufen von Ostende — Delphine hieße ? Nein, Delphine habe ich Feine, troß meiner emsigen Baigneufen-Studien, finden können, dafür aber entdecke ich noch in den legten Tagen eine­n Gifa! Nun, dam­it doch wenigstens ein Name, der ins Land gehört, wenn er sich auch, nach unseren romantischen Namen- Anforderungen wenigstens, an dieser feiften, runzligen Douche-Spen­­derin recht Tomlich ausnahm. Und das Unglück, wie es nun einmal unbarmherzig aufzutreten pflegt, war mit dieser nominellen Erinnerung an die Wagner’sche Musikdrama-Heldin nicht zufrieden, die Baigneuse mußte si, bei näherer Sorschung, der ich mir unterzog, auch noch aus — Brabant herfommend, b herausstellen ! Elsa von Brabant — eine Ditender Baigneuse! Wenn nur von dieser Profanation, deren Unabsichtlichkeit gar nicht zu bezweifeln it, da Elsa’s Eltern in einer Zeit lebten, da die zeit­­genösslichen Ohren noch nit aliiberal an Wagner’sche Mufii verfauft waren, Richard Wagner nichts zu Ohren kommt! Der Mann ist im Stande , und ändert den Namen seiner Heldin, um sie nit mit meiner Baigneuse in Verbindung gebracht zu sehen. Vielleicht ist aber meine Elfa in der That ein Abkömmling jener Brabanter Jungfrau ; ist Alles schon dagemeien! In diesem Falle und zur Zeit der Wagner-Feste in einer Loge sehen lassen ! Wie sehr ich übrigens bei der Entdekung meiner Elfa von Brabant mit Wagner’scher Musifiveen erfüllt war, können Sie Ichon daraus entnehmen, daß ich Elfa trua: „Wo it denn ihr Lohengrin?" — Auf diese Frage schwieg Elfa eine Weile, sie fohren den Mann, nach dem ich fragte, nicht zu rennen, sagte aber aufs Gerathewohl, dann auf gut Vlämisch: „Mein Mann, Herrche, ist im Paradies.“ Also, Loh­engrin ist auch Baigneur, wie seine Elfa? Das ist ja herrlich. Lohengrin im „Paradies“, d. h­. da weiter unten am Strande, wo man das Meer ohne Kostume zur Umarmung einladen darf, weil die Männer da „unter sich” sind, Lohengrin, ein Douder, ein Men­­schenachreiber, Lohengrin, mit nacten Beinen den feiner bedürf­­tigen Herren der Schöpfung in Meer mit dem Wasserkübel wag­­laufend, — ist das nicht eine Barocke auf den Gralritter, von der Natur ausgeführt ? Ein Glück, dab da Hoch oben über dem „Baradies“ auf dem Damme nur das Häuschen des Königs der Belgier und nicht Ludwig’s II. von Baiern steht. Ludwig I. mürde sich diese Profanation Elsa’s von Brabant und ihres Ge­mahls verbieten. Den König Leopold von Belgien aber berührt das nominelle­ Fatum, das da in Ostende in Gestalt von Baigneur und Baigneuse das Wagner’sche Musikdrama erreicht, gar nicht und er läßt sie sogar von „Lohengrin” bedienen. 63 muß aug vom Wagnerthum unbelebte Könige geben. Michael Klapp. RER TATE­ N . FsoRafnachiicten. (Die Schienenverlegungen der Dfner Straßenbahn), welche in Folge des Dualbaues­­ vorgenom­­men werden mußten, sind kaum beendet und Schon steht der Unter­­nehmung eine neue Arbeit bevor, da, wie die „L.­R.” vernimmt, wegen Anschotterung des Dfner Brüdenkopf-Plages der Marga­­rethen-nfel-Brüde, der Bahnverkehr einen Umweg durch die Ka­­pitelgasse (hinter dem Provianthaufe) wird nehmen müssen. Tanzkränzchen.­ Bertroffenen Samstag fanden auf dem Schwabenberge und in Budafek Tanzkränzchen statt, welche die dort ihre Sommerfrische haltenden Städter unter sich veranstal­­teten. An beiden Oaten ging es sehr heiter und gemüthlich zu und vermweilten die Tanzlustigen bis Tagesanbruch in den Tanzsälen. (Ein großes Feuer)schien hinte Vormittags in der Raitzenstadt ausgebrochen zu sein.Von den Kirchenthürmen ers schallten die Feuersignale,die Feuerwehr eilte mit Blitzesschnelle an den Brandort,wo es sich herausstellte,daß hinter einer Spi­­ritusfabrik der Misthaufen in Brand gerathen war.Das Feuer war bald gelöscht. · · (EinVermißter.)Der DIurnist F.M.,welcher in der Wasserstadt in Astermiethe wohnte,wird seit drei Tagen vers mißt und konnte bis jetzt nirgends aufgefunden werden.Da er ins der Wohnung nichts zurückließ und von seiner Zimmerfrau unter dem Borwat Ide,auf ärztliche Anordnung genau nach der Zeit ba­­den zu müssen,eine goldene Damenuhr ausgeborgt hatte,so ver­­mut­et man,daß er die Uhr verkauft und mit dem Erlös sich aus der Hauptstadt entfernt habe. . . Berjudgter Selbstmord.) Gestern Mittags hat sich ein Taglöhner am Tabaner Ufer in die Donau gestürzt, wurde jedoch durch einen Fischer gerettet und der Sicherheitsbehörde über­­eben. Da man beim Berher Spuren von Geistesverwirrung bei ihm unwahrnahm, wurde er dem Spital zur Beobachtung übergeben . _ Aus Baden bei Wien. M. Der Mensch ist ein Gewohnheitsthier. Diesen nicht mehr ganz neuen Sa empfindet man ala wahr so regt, wenn man nag längerer Zeit mieder einmal durch die von Schwefelmuffertoffgas erfüllten Straßen Badend wandelt und nicht ander findet als in den vielen, vielen Jahren vorher. Der Denfh it ein Gewohnheitsthier, denken die Weisen Baden und, so ,wie sie früher nichts gethan, so thun sie au jest nichts. Sie entwickeln einen wahren Feuereifer im Nichtsthur, sie helfen einander im Nichtsthun , und das nennt sich einen weltberühmten Kurort. Zum eilen nur fühlen sie ein Bedürfnis, durch eine Blamage von sich reden zu machen, und dann jegen sie sich hin und herreib­en, z. B. mie dies im Juni oder Juli b. 9. Fortsehung in der Beilage, von­­ 7

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