Pester Lloyd - Abendblatt, September 1876 (Jahrgang 23, nr. 200-224)

1876-09-18 / nr. 213

= — «sz"1:8-"76.-4·M72135s Et cam ee ans ann smart mine ET ln nun nm msn mn A LLOYD. 9, 18. September. == Wie man und aus Wien berichtet, sieht man dort für einen der nächsten Tage den Erklärungen der ungarischen Minister auf eine Reihe formeller und materieller Propositionen bezügs: Sich des Ausgleiches entgegen, welche die österreichische Negie­­rung im Laufe der legten Wochen dem ungarischen Kabinett ge­sagt hat. &3 sind dies offenbar jene Entwürfe, welche Gegen­­stand der Berathung in den jüngsten Minister-Konferenzen gebildet und deren Annahme wir nach der „Bud. Korr.“ im jüngsten Morgenblatte gemeldet haben. — Wie „El. meldet, findet heute unter dem Vorfige des Ministerpräsidenten Koloman Tipa ein Ministerrath statt. — Die Geschäftseint­eilnng der Verwaltungs: Aus­ Tchiiffe betreffend, hat der Ministerrath folgenden Beschluß gefaßt: Für die Agenden des Verwaltungs-Ausschusses sind vom Protofolls- Amte der M Jurisdiktion besondere Eingangs- und Expeditions-Pro­­tofolle zu führen; desgleichen ist zur Hinterlegung der Stripturen des Ausschusses im Archiv der Jurisdiktion eine eigene Abtheilung zu Freien. Aus ökonomischen Nachsichten wurde ferner bestimmt, daß für die Mundirung der Beschlüsse des V­erwaltungs-Ausschusses, solche für die Versehung des im Wirkungskreise des Ausschuß-Prä­­sidenten vorkommenden Schreibgeschäftes die Schreibkräfte der Juris­­diktion und deren Kopfrmaschinen in Ansprag zu nehmen sind; für die Referate der Fachreferenten jedoch ist das eigene Kanzleipersonal zu benügen. Dieser Beschluß wurde in Form eines Erlasses des Ministers des Innern an sämmtliche Jurisdiktionen des Landes mit dem Auftrage versendet, unverzüglich die nöthigen Anordnungen für die Effertairung derselben zu treffen. “ Ueber die Stellung der Diplomatie zu­ den türfischen Friedensvorschlägen schreibt man uns aus Berlin, 16. Sep­­tember : Die hiesige türfische und die hiesige rufsische Botschaft mett­­eifern für mich in fieberhafter Thätigkeit, um die öffentliche Mei­­nung, jede in ihrer Art, zu beruhigen. Während die Russen sich be­­eilen, ein lächerliches französisches Gerücht zu dementiren, nach welchem zwischen Rußland und Deutschland seit dem 11. Juni d. 3. ein Schug- und Trugbündniß mit Bezug auf die Entwicklung der orientalischen Angelegenheiten bestehen solle, verbreitet die Erstere mit seltsamer Behendigkeit die modifizierten Friedensbedingungen und all von ihr geht das Gerücht aus, daß der Sultan Abdul Hamid „motu proprio“ die Einstellung der Feindseligkeiten angeordnet habe, eine Mittheilung, die noch weiterer Bestätigung bedarf. Eigenthümlich it es dabei, daß Gödhem Balga ganz be­­sonders darauf aufmerksam macht, wie die Friedensvorschläge, welche ihm der Telegraph aus Konstantinopel übermittelte, im Detail nur von Serbien sprechen, Montenegro aber nur ganz flüchtig erwäh­­nen. Das Gericht einer Separat-Verständigung zwischen Fürst Rikita und dem Divan wird dadurch nicht unglaubwürdiger gemacht. Jedenfalls verleugnen die hier anmesenden fremden Diplomaten ihre Auffassung über diese türkischen Bedingungen nicht, da sie meinen, daß das verlangte Bejagungsrecht in den serbischen Festungen weder von Rußland, noch selbst von England der Pforte zugestanden würde. Auf der englischen Botschaft verhehlt man dagegen nicht, daß die Agitation, welche Cladstone und John Ruffel in Groß- Britannien zu Gunsten der ristlichen Bevölkerungen in Szene gelöst, schlechterdings auf den weiteren Gang der englischen Polität ohne Einfluß bleiben werde. Die Humanitätsbestrebungen der Whigs sehlöffen nicht aus, daß man die Interessen Englands stets fest im Auge behalte und so lange England in Indien über aus­­gedehnte mohamedanische Bevölkerungen gebiete, künne es der Zer­­störung des großen mohamedanischen Westreiches nicht ruhig zusehen. Gemisse Berichte aus Konstantinopel geben inzwischen zu verstehen, daß die Türkei sich unter seinen Umständen leichten Kaufes aus ihrem europäischen Territorium herausdrängen lassen will. Sie plant deshalb bereits eine weitere Kolonisirung ihres europäischen Gebiets durch moh­amedanische Ele­mente. Sie hat namentlich Bulgarien dazu ausersehen und die zahlreich herbeigeströmten fanatifirten Freiwilligen sollen leider dazu bestimmt sein, den Kern dieser neuen Kolonisirung zu bilden. Man infin­irt dabei, daß ss vielleicht die bulgartigen Greuel dieser Fanatifer danach sehr leicht doch den Wunsch derselben erklären ließen, sich für die spätere Ansiedelung in diesen gesegneten Gefilden Raum zu schaffen. Wie demn auch sei — die russischen Kreise, die ja gerade in Berlin zahlreiche Ausläufer befigen, sehen die Situation immer ernster an, während sie gleichzeitig zugestehen, daß die Anstrengun­­gen Derby’s und Disraeli’s, mit dem Wiener Kabinet wieder in­­timere Fühlung zu erlangen, nicht mehr so aussichtslos blieben, als dies bisher der Fall gewiesen. — Die Theilnahme der Neffen an dem serbisch­­türkischen Kriege wird von der „Nordd. Allg. Ztg.“ ganz un­ummunden zugestanden : „Was den Muth der Serben vor allen Dingen aufrecht er­­hält, schreibt des Berliner Blatt, ist die ruffiilige Waisenw brüderschaft, von welcher jeder Tag neue und fegvermiegende Beweise bringt. Nach authentis­cher Mittheilung beträgt die Anzahl der bisher in Serbien eingetroffenen Ruffen etwas über dreitausend. Die in Belgrad eintreffenden Rufsen werden von dem slavischen Wohlthätigkeits-Komite in Moskau bis zum Eintritte in­­ serbische Kriegsdienste mit Geld unterfragt. Zur Bestreitung der Reife-Auslagen erhält jeder russische Freiwillige 107 Rubel, über­ t je 50 Das gleiche Thema bespricht der V Belgrader Korrespondent der „Times“ in folgender Weise : „Die Einwanderung von Nuffen dauert fort. Während der legten drei Tage kamen ungefähr 350 in Belgrad an. Außer den­­jenigen, die hier ankommen, werden sehr viele die Donau Hinauf­­fahrende in Gradissa und Semendria gelandet und begeben sich so­­fort nach dem Kriegsshauplage. Es heißt, daß während dieser Woche auch 35 Kanonen ankamen. Ich bin mehreren die russische Artillerie-Uniform tragenden Offizieren begegnet. Einige erd­­gefhüge gingen heute Früh von Belgrad nach dem Kriegsschau­­platz ab. &8 greift Die Meinung Blat, daß die Stage, ob Frieden oder Krieg gänzlich dendär den der serbischen Regierung entschlüpft ist, und daß die ganze Verantwortlichkeit auf den Schultern Rußlands staftet. 63 gibt imdeß viele wohlunterrichtete Personen, welche nicht glauben, daß irgend eine thätige Darmwischenfuift der rufisichen Regierung zu erwarten sei. Sie bemerten sehr richtig, daß zwischen der Ermunterung des Kampfes dur­ch­heilung einer halbamtlichen Erlaubniß an einige tausend Freiw­illige, fi der serbischen Armee anzuschließen und der Ermunterung der Verantwortlichkeit für einen Krieg ein sehr großer Unterschied vorhanden sei, und daß die von Rußland in den EN Kämpfen unter Baragyorgye und Milosdh ge­­spielte Rolle nicht dazu angethan sei, unbegrenztes Vertrauen ein­­zuflößen. Leuten dieser Deutungsart zufolge scheinen die täglichen Ankünfte gestattet zu sein, weil ein Versuch, denselben Schranken zu jegen, die P­osition der Negierung schwieriger machen dürfte, als sie schon ist. Ein dem Bernehmen nach 1400 Jahre alter Säbel mit Merkmalen, welche zeigen, daß er in mehr als einem Kreuz­­zuge gebraucht worden, ist dem Fürsten Milan aus Ruhland zum Gefdent gemacht worden. Der Träger des Gefd­enfes brachte auf die Mitteltheile von zwei Bannern mit, von denen eines für die neugebildete wulfiische Legion bestimmt ist.“ — Sehr interessant für die Beurtheilung der Stellung Frankreichs zur Ordensfrage ist ein Artikel der „Temps“, den wir nachstehend wiedergeben. GS geht aus diesem Artikel des sehr ernsten und meist von kompetenter Seite informiirten Bariser Blattes hervor, daß man in Paris immerfort an jener Bolität der Neserve festhält, welche seinerzeit auch die Abgeordneten-Konferenz beim Her­ 309 v. Decazes empfahl. Die „Temps“ nimmt die Stellung Frank­­reichs in der orientalischen Frage zum Ausgangspunkte seiner Er­­örterungen und stellt in dieser Beziehung nachstehende Betrach­­tungen an: Die öffentliche Aufmerksamkeit ist durch die Ereignisse, welche im Orient sich vollziehen oder bevorstehen, heftig erregt, nicht minder aber doch das, was aus diesem Anlaß in Europa und namentlich in England geschieht Wenn irgend etwas uns die Lage, auf welche und die innere und äußere Volitif des Kaiserreichs heruntergebracht­er sehmerzlich fühlbar machen kann, so ist er die bedeutungslose olfe, die wir heute in der orientalischen Frage spielen müssen. Diese Rolle ist uns schlechterdings auferlegt, noir würden es nicht nur der Regierung nicht verzeihen, wenn sie uns aus Eitelkeit oder Leicht­­sinn die geringste unnüge Bereidlung zuzöge, sondern ein sicherer Initrist des Selbstgefühls sagt uns, daß es Frankreich in seiner gegenwärtigen Lage nicht einmal geziemt, sich den stürmischen Kund­­gebungen der öffentlichen Meinung zu überlassen, welche benach­­barten Völkern zur Ehre gereichen. Gemwiß denken wir von den Türken, von ihrem OBerhalten in Bulgarien, von ihrem Berufe, christliche Unterthanen zu regieren und sich selbst zu zivilisiren, genau, wie man davon jenseits der Alpen, jenseits des Kanals oder in Ruß­­land denkt; aber weniger als Andere haben mir das Net, es so laut auszusprechen, wie wir es font möchten und follten, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es uns dazu an der nöthigen Auto­­rität gebricht. Daß diese Zurückhaltung für den Nationalstolz nicht sehr Schmeichelhaft ist, wird Niemand bestreiten­­ wollen; aber nicht minder it­t für jeden­­ Verständigen offenbar, daß sie durch unsere Lage geboten ist und wir aus Nachsicht auf unisere Würde kaum­­ höheren Anspruch erheben dürfen. Diese Ent­haltung soll und kann aber nur eine sehr vorübergehende sein Wir müssen und können dahin wirken, eines Tages in den europäischen Angelegenheiten, namentlich in solchen, wo es sich um eine Hum­anitätsfrage handelt, wieder eine aktivere Rolle zu spielen. Es sieht sogar bei uns, daß dieser Tag nicht mehr fern sei, und dazu ist zweierlei erforderlich. Das Erste — und dies leuchtet auch dem gemeinen Mann ein — ist, daß mir sein Opfer und seine Mühe scheuen, um unsere Herresmacht wieder herzustellen. Das Zweite, nicht minder Nothwendige, nicht minder Schm­ierige und­ nur allzu oft Bek­annte it, daß die Nation selber, daß die Geister die Eigenschaften zu erwerben trach­­ten, mit welchen man moralische Autorität gewinnt. An Berstand und edlen Gesinnungen fehlt es uns von Haus aus nicht und Sie Haben uns schon mehr als einmal die Sympathien oder den Dant der Völker eingetragen; jet müssen mit uns aber wo dur Erziehung die politischen Tugenden im eigentlichen Sinne, den praktischen Biid, das Maß, die Ausdauer, die Achtung vor den Institutionen aneignen. Wir müssen uns insbesondere einen Sinn zu eigen machen, ohne welchen die Fortbarften Gaben ohne Magen vergeudet werden, das­st der Sinn für mehrheitsgetreue und vollständige Informationen, das Verlangen, exit in allen Din­­gen vollkommen rar zu bilden, ehe man zum Handeln schreitet. Bei dem heutigen Stande der allgemeinen Zivilisation ist man nur noch unter dieser Bedingung ein großes Bolt; nur so bilft man sich selbst und kann in den Grenzen seiner Kräfte auch Anderen helfen. Die militärische Stärke selbst hängt, wie unerläßlich sie auch sein mag, auf die Dauer von dieser obersten Bedingung ab.“ — dem , Ellener" wird aus Semlin, 17. September, telegraphirt: „Ranko Alimpics hat seine Position an der Drina verlassen und zieht in Cilmarigen nach Deligrad. Die türkische Armee hat die Drina überlegt, die Bevölkerung, in Verzweiflung, losgehen.“ sz In Bristol tagen seit Mitte b. M. die Abgeordneten der vereinigten Handelskammern Englands, Porfigender ist das Parlamentsmitglied ©­­­ondo, und noch ein halb Jugend anderer Unterhausmitglieder nehmen an den Berathungen Theil, deren Beschlüsse der Negierung mitgetheilt werden sollen. Aus der Masse der zur Berathung gelangten Stoffe heben mir die folgenden auch für Deutschland Interessanten hervor. Grans (aus Bristol) beantragte folgende Resolution: „In Anbetracht dere mit Frank­reich, Italien, Oesterreich-Ungarn und ande­ren Nationen [hinwebenden Verhandlungen ist es nach dem Dafürhbalten des Handels­­kammer-V­ereins nicht unwünschenswerth,daß England irgend­welche mit den Grundfäg­en des Steihhandels unverträgliche Traktate abschließen solle . Dunlop (aus Southampton) unter­­stügte den Antrag und bemerkte hierzu, daß eine gänzliche Ab­­schaffung von Handelsverträgen das Beste für England műre, da dieses durch die fest bestehenden grobe Unbill­exleide. — Nachdem jedoch mehrere Verbesserungs-Anträge gestellt worden waren, beschloß a­RUND, die weitere Grörterung dieses Gegenstandes zu vertagen. · AAgraIn,16·September.(Orig.-Korr.)Kroat­tischer Landtag. An die Einfürmigkeit der legten­digungen ward heute durch einen Verschlußantrag des Abgeordneten Sajics, desselben, der aus dem Zentrum-Klub ausgetreten it, einige Ab­­wechslung gebracht. Gleich nach Eröffnung der Cibung meldete nämlich Vizepräsident Mirko­s trat unter den Einläufen folgen­­den Beschlußantrag des Abgeordneten Sajics und Kon­­sorten an: „Su Anbetracht heffen, daß Se. E..u. apost. E. Majestät unser allergnädigster König, der Amtszeitung zufolge, zur theilweisen Unterftügung der Landleute bei Novi, welchen die Türken ihr Vieh theils zerschoffen, theils megtrieben, so auch den Einwohnern von Starofelo, welches auf­­frontischem Boden liegt, denen die Türken auf barbarische Weise, mit Verlegung dieses Landes und der inter­­nationalen echte, die Käufer anzü­ndeten und plünderten, aus allerhöchst seiner Privatd­atonille Gelder anwies , beantragen die Unterzeichneten , daß an de. Majestät von Seite des Landtages als der geieglichen Vertretung ganz Kroatiens eine Dankadresse gerichtet werde, in welcher nebst den wärmsten Ausdrücken der Er­gebenheit gegenüber dieser hochherzigen That Sr. Majestät unter Einem auch in Worten tiefen Bedauern der großen Bedrängniß Ausdruck verliehen werde, in welcher sich die kroatischen Landleute an der türkischen Grenze und die herübergeflüchteten Christen be­­ständig befinden.“ . ; Ramenar, Baltics, Sladovics, Delimanics und B Unterzeichnet ist der Beschlußantrag von den Abgeordneten Safics, Tomics, Zabrdac, Gyurgyenics, Bulafinovics, Branics, opopic3. Nach Verlesung des Antrags erhebt sich der Abgeordnete KRufuljevics, um für denselben die Dringlichk­eit zu beantragen. CS wird beschlossen, nach Erledigung der heutigen Tagesordnung über den Dringlichkeitsantrag zu berathen. Es wird hierauf zur Tagesordnung übergegangen und der lette Buitt des Kommunikations-Ausschuß-Glaborats an­­genommen. · ·Sodann wird der Gesetzentwurf betreffs Abänderung einiger Bestimmungen des Exekutions-Verfahrens in Berathung gezogen. Der Gesetzentwwu­rf,in den der vollkom­menden Bestimmungen der hierlandts zu Recht bestehenden­ Gerichtsordnung angepaßt ist,be­­zweckt die Hairweglassung der exekutiven­ Schätzung, die Einfuhrung 1·1u·recnes Feilbietuungsterm­in sec» Rektderungem wreste großentheils auch neuestens in der cisleithani­­schen Gerichtsordnung vorgenommen wurden.Die Genemldebatte ü­ber den Gesetzentwurf I war nichts weniger als interessant zu nennen«·Herr Kamenar ergriff auch hier das Wort,uns in seiner Reise darzuthun, wie Dieser Gefegentwurf das kroatische Landvolf auf den Bettelstab bringen wird u. |. wm. — Die Sikung wurde um 1 Uhr geschlossen , ohne daß die Tagesordnung erledigt worden wäre, daher auch der Dringlichkeits-Antrag Rusuljevics’ nicht in Berathung gezogen werden konnte. RER: 25 « . « aufgenommen. Die Debatte wurde hierauf in Folge der vorgerückten­­ Stu­nde unterbrochen und wird heute Nachmittags 4 Uhr fortgesetzt werden. Tagesneuigkeiten (Ihre Majestät die Königin) Erzherzogin Marie Valerie gejtern, Separatzuges von Miramar im Diner Südbahnhöfe angekommen. Der Separatzug, vom Betriebsdirektor der Südbahn, Herrn Schüler, geführt, langte präzis zur festgesegten Zeit, Bahnhöfe,­ 8 Uhr Morgens, an. Am treffen Perron und Vestibule mit Teppichen und Blumen beform­t waren, befanden sich die Herren Ministerialrath Langer, Chef der F. ung. General-Inspektion, Ober-Stadthauptmann v. Thaiß und der Vertreter der Südbahn, Bram. Ihre Majestät begab si, den ehrfurchtsvollen Gruß der Anwesenden erwidernd, in den Hof-Warte­­salon, wo ein Frühstück vorbereitet war, während die Suite in den Speisesälen das Mahl einnahm. Nach viertelstümmigem Aufenthalte fuhr ihre Majestät zum Ungarischen Staatsbahnhofe, um sich von dort mittelst Separatzuges nag Gödöllő zu begeben, wo die Ankunft um 10 Uhr Vormittags erfolgte. (Der Landesvert­eidigungss Minister Béla Szende)ist heute Früh nach Klausenburg abgereist. (Ueber den Ver­lau­f der Krankheit und die­ letzten Momen­te des Grafen Emerich Mike)und dies’ Vorbereitungen zum Begräbni­ß finden wir in Klausenburger Blättern folgende Details: Demsethod­en gefürchteten Hinsch­eiden gingen keine ers­hebliche­­,äußerstciewahrnehmbaren Schmerzen vorher;innerlich mußte­n aber der Weltblichene un erträgliche Qualen gelittert haben.In der Nacht vom 15.a11f­ den 16.traten bedrohliche Erscheinungen auf;­­deernlte verlor die Sprache,später das Bewußtsein.Die Umge­­­bung,welche aus der Tochter des großen Todten,der verwitweten Baronin Josef Wesselinyi,dem Grafen­ Karl Teleki,de­n Ordinari­us Dr.Ignaz Büchler,dem Güterdirektor Sigmund Tüth und dem alten treuen Kammerdiener bestand,gab aber trotzdem­ noch nicht alle Hoffnung auf.Erst gegen Morgen,als der Arzt auf das Schlimmste vorbereitete, wurden die Gräfin $. Gi­erhäsy, Br... Bornemiffa und Graf Mikes verständigt.. Um 7,8 Uhr Früh tat der Tod ein. Die Krankheit hatte verschiedene Bhasen durchgemacht. Im Juli d. 3. wurden die ersten Symptome derselben (cancer hepatis) entdeckt und Graf Milo begab sich von seinem Maros-Usparer Gute nach Klausenburg, wo ihn Universitäts-Professor Dr. Bela Mahl und Dr. Ranaz Bühler in Behandlung nahmen. Nach einigen Wochen nahm die Krankheit eine gefährlichere Wendung und als sich zulegt an die Symptome eines Magentrebses zeigten, gab man jede Hoffnung auf Genesung auf. Er selbst fühlte das Nahen des Todes, denn schon vor Wochen gab er seinen Willen fund bezüglich der Beerdigung, ließ den Sarg bestellen­nd die Traueranzeige anfertigen. Die Familie­ telegraphirte sofort nach dem Hinscheiden dem Grafen Andrasfy, Baron Nopcsa, Grafen Brenneville, den Präsidenten des Ober- und Unterhauses, dem Präsidenten der Historischen Gesellschaft, Michael Horvath, dem S­­ Szt.­Györgyer und­­ Nagy-Enyeder Kollegium, dem Grafen Samuel Telek­, der Baronin Ludwig Bay, dem Kommunikations- Ministerium und Paul Gyulai, Bürgermeister Simon aber­ auch Baron Wendheim dem Hofe, dem Präsidenten der Akademie, Grafen Lónyay und dem Ministerpräsidenten Tiba, der land­­wirtschaftliche Verein dem Handelsministerium, dem 7 Landes-Agrikultur-Verein u. A. «­­·" Die Familien-Traueranzeige lautet: Gräfin Anna Mikö,verin Baronin Josef Wesselényi de Halad gibt in ihrem und im Namen des Gatten ihrer­ ve­r­­­storbenen Schwester Gräfin Marie Mikö,des Reichsgrafen Karl­«­s Telekj,ihrer minoren 11e 11 KinderCmerich,Michael und Adam,­ ferner ihrer Cousin­e Gräfin Julie Mikö,deren­ Gatten Grafen­­thamI Esterházy de Galantha,deren­ Tochter Gräfin Cas­arice Esterházy,Baronin Ern­st Bånffy de Losoncz­ sowie im Namen zahlreicher nasher und entfernter Verwandter und An­­verwandte Freunde und Verehrer,tiefbetriebten Herzens bekannt, daßchr heißgeliebter Vater,beziehungsweise Schwiegervater,Groß­­vater und Oheim der Genannten,Graf Emerich Mikö de Hid­e våg,wirklichey geheimer Rath Sr.Majestät unseres apostolischen Königs und königl. Oberstnundsdent von Un­garn, Inhaber des Großkreuzes des­ Leopold-Ordens und des türkischen Medjchidje- Ordens I. Klasse, gewesener siebenbürgischer Thesaurarius und f. ungarischer Minister der öffentlichen Arbeiten und Kommunikationen, Ehren­ mit Direktionsmitglied der Ungaris­­chen Akademie, der Wissenschaften, Präsident des Siebenbürger Museumvereins und des Siebenbürger Landes-Agrikultur-V­ereins, DOberkurator. der Nagy-Enyeder und Sepfi-Szent-Györgyer ev. refor­­mirten Kollegien, Ehrenbürger der 1. Freistädte Klausenburg, Marog- Balarhely, Szefely-Udvarhely, Fiume 2c., Ehrenmitglied mehrerer­­ in- und ausländischen missenschaftlichen Korporationen 26. 2c., der legte männliche Sproß der Hidweger Emerich Mifefden gräflichen Familie, im 72. Jabre seines Lebens und im 28. seiner Witwer­­schaft am Samstag, den 16. des laufenden Monats September, um 7 °­ Uhr Morgens, an in Folge einer langwierigen und schmerz­­lichen Leberkrankheit eingetretenem Herzschlag in ein besseres Dasein binübergeschlummert ist. Die entseelte Hülle des Bereinigten wird ift 17. d., in Begleitung des Morgens mittelft "­­.·" EEE­TERN EINER ERSTES PURE PISTEN ION VUNSZTET DS E32 s­­ er Daniel Deromda. Bon George Eliot. — Deutsch von Adolf Strodtmann. Erster Band. — Drittes Buch. Mädchen, die ihre Wahl treffen. 25. Kapitel. (62. Fortlegung.) Nach einer kleinen Baufe fragte Grandcourt: „Sit Fräulein Harleth in Offendene ?” Er war fest überzeugt, daß Lufh sie ein Beschäft daraus gemacht habe, Erfundigungen über sie einzuziehen, und es gewährte ihm einiges Vergnügen, zu denken, daß Lufh ihn sich nicht gern nach ihr erkundigen höre. —­Hm,ich weiß nicht gewiß,antwortete Lufh gleichgültig. ,Die Familie ist gänzlich ruinirt.Sie und die Gascoignes haben ihr ganzes Vermögen verloren­.Irgendein schäftiges Bankgeschäft ist­­ Schuld daran.Die arme Mutter hat keinen Sol­,wie es scheint. —Sie und die Töchter müssen sich in einer kleinen Hütte einrichten, die einer Arbeiterwohrtung gleicht. —Lügen Sie mir nichts vor,,wenn ich bitten darf,sagte Grandcourt in seinem leisesten Tone.Es ist nicht ergötzlich und hat aug sonst seinen Zived. — Was meinen Sie? fragte Lush, erbittert er als gewöhnlich = S denn die Aussicht, welche sich ihm eröffnete, mar beunruhigender als gewöhnlich. — Sagen Sie mir die Wahrheit ! — 68 ist seine Erfindung von mir. Ich habe die Cergichte von verschiedenen Seiten gehört — von Bazley, dem Agenten . Bradenich kam’s, zum Beispiel. Er besorgt einen neuen Miethsmann für Offendene. — Das meine ich nit­ It Fräulein Harleth dort, oder nit? fragte Grandcourt in seinem früheren Tone. — Bei meiner Seele, ich weiß es nicht, ermiderte Lush fast trogig. Sie ist vielleicht gestern abgereift. Ich habe gehört, daß sie eine Gouvernantenstelle angenommen hat; sie mag dieselbe von angetreten haben. Falls Sie sie aber zu sprechen unwünschten, würde die Mutter sie gewiß zurückommen lassen. Dieser Hohn entschlüpfte seiner Zunge ohne bestimmte Absicht. — Raffen Sie Hutchins anfragen, ob sie morgen zu Hause sein sind, und rührte sich nicht von der Stelle. Gleich vielen Personen,­ie vorher überlegt haben, was sie in einem gegebenen Falle jagen wollen, fühlte er sich­ durch eine unerr­artete Geneigtheit hingerissen. wür etwas von diesen ausgefonnenen Redensarten vorzu­bringen,ehe der Fall noch eingetreten war.Grandcourt stan­d freilich im­ Begriffe, in eine so fürchterliche Patsche zu gerathen,­daß es unmöglich war, ihm den ersten­ Schritt dahin ohn­e Gegenvorstellung thin zu lassen. Lush beobachtete Vorsicht genug, einen Ton verständiger Freund­­­igkkeit anzuschlagen . Daneben empfand er jedoch seinen Werth für seinen Gönner und war gerüstet, etroa8 zu wagen. — 68 wäre gut für Sie, Grandcourt, daran zu denken, daß Sie jeßt in ein schärferes Feuer kommen. Es kann nut von einer gewöhnlichen Courmacherei die Nede sein, die Alles oder nichts ber­absichtigen mag. Sie müssen ih­mar darüber sein, ob Sie als Bräutigam angenommen zu werden wünfchen , und noch mehr, wie ein Korb Ihnen gefallen wu­rde. Entweder das Eine oder das An­­dere. Sie fünnen nicht wieder sechs Wochen lang ihr gegenüber den Schäfer Spielen, re Grandcpart erwiderte nichts, sondern legte das Zeitungsblatt auf seine Kniee und zündete sie eine neue­ Zigarre an. Lush nahm dies als ein Zeichen, daß er ihn anzuhören gefonnen sei, und war umsjo mehr geneigt, die Gelegenheit zu bewüßen ; er wollte, wo mög­­li, ermitteln, welches das műgtigste Motiv zur Unschlüffigkeit sein würde — wahrsceinliche Annahme oder wahrscheinliche Ablehnung des Heirathsantrages. — Alles hat jegt ein ernsteres Aussehen , als zuvor. Da ist ihre Familie, für die gesorgt werden müßte. Sie konnten doch die Mutter ihrer Gemahlin nicht wie eine Bettlerin leben lassen. Es­ wird eine verflucht lästige Geschichte sein. Die Heirath wird Sie in einer Weise binden, an die Sie nicht gewohnt gebesen sind, und in puncto des Geldes haben Sie ohnehin die Arme nicht allzu frei. Und was werden Sie schließlich dadurch erlangen ? Set sind Sie Herr über Ihre Befigungen, die jenigen und fünfzigen, was die Wahl Ihres Erben betrifft; es wäre Schade, sie wegen eines launen­­haften Einfalls, den Sie vielleicht in zwölf Monaten bereuen, noch mehr zu belasten. Es sollte mir leid thun, Sie in solcher Weise Ihr Leben verhunzen zu sehen. Wenn etwas Solides durch­ die Heirath zu gewinnen märe, ja, dann mär’s ein anderes Ding.“ Lufhen’s Ton war in seinen freundschaftlichen Ermahnungen immer falbungsvoller geworden, und er war fast in Gefahr, zu ver­­gefsen, daß er nur mit dem Gesprächsgegenstand spielte. Als er inne hielt, nahm Grandcourt seine Zigarre aus dem Munde, und das feuchte Ende Starr anblidend, während er das Dechblatt­ mit seinen zarten Fingerfeigen zurecht schob, sagte er: — 39 mußte längst, daß es Ihnen nicht recht sei, wenn ich Fräulein Harleth heirathete. Hier machte er eine kleine Bande, ehe er fortfuhr. Aber ich habe das nie als einen Grund dagegen betrachtet. « — 35H habe mir das auch nie eingebildet, erwiderte Lufh, nicht falbungsvoll, sondern troden. Ich habe nicht dies als Grund angeführt. 34 dächte übrigens, nach all Ihrer Erfahrung hätte es ein Grund dagegen sein können , daß Sie wie ein Balladenheld han­­delten und sich lächerlich machten — und wozu das Alles? Sie wissen, daß Sie früher zu feinem Entschluffe gelangen konnten. Unmöglich d kann Ihnen viel an ihr gelegen sein. Und was die Streiche betrifft, deren Sie sich von ihr versehen können, so mögen Sie nach dem urtheilen, was Sie in Leubronn gehört haben. Was ic Ihnen übrigens nur andeuten wollte, war dies, daß jet von feinem Hin- und Hershm wanten die Rede sein kann. — Ganz richtig, verfegte Grandccourt, sich nach Lufh um blidend und ihn mit zusammengefriffenen Augen. firirend , das sol’s aug nicht. 65 mag Ihnen unangenehm sein. Wenn Sie aber denken, mir läge ein Pfifferling , so find Sie in einem dien Serthume, — Sehr schön, sagte Lufh, si mit den Händen in den Hosen­­taschen erhebend und immer noch ein heimliches Gift in sich spürend, wenn Sie Ihren Entschluß gefaßt haben! — nur ist noch etwas An­­deres zu bedeuken. Ich sprach unter der Vorauslegung, daß es absolut sicher sei, sie würde Ihre Hand annehmen, und daß ihr Hilfloser Zustand ihr seine Wahl lassen werde. Allein ich bin nit so gewiß, daß man auf die junge Dame rechnen darf. Sie ist ein immer zu beschlagendes Moß, deut’ ich. Und sie hatte das vorige Mal ihre Gründe zum Davonlaufen. Lush war einen oder zwei Schritte vor­­mwärts gegangen, so daß er fest Grandcpurt fast gerade gegenüber, wiewohl in einiger Entfernung von ihm, stand. Er fühlte sich durch die möglichen Folgen nicht sehr im Zaume gehalten, da er mußte, daß er seine gegenwärtige Stellung nur durch seine Nüslichkeit be­­haupte ; und selbst nach einem Zaune würde das Bedürfniß nach ihm sich früher oder später einstellen. Er sah voraus, daß Gmendolen ihn für eine Zeit lang von seinem Plage vertreiben würde, und seine üble Laune veranlaßte ihn in diesem Augenblick, es auf einen Zant ankommen zu lassen. — Gie hatte ihre Grün­de, wiederholte er noch bedeutungs­­voller. — Zu dem Schluffe war ich schon früher gelangt, sagte Grand­­court mit verächtlicher Ironie. = — Samohl, aber Sie missen ihm werlich, was ihre Gründe waren. —Sie wissen es,wie es scheint,sagte Grandcourt,nicht durch— das leiseste Zucken der Augenwimpern verrathend,daß ihm etwas an den Gründen gelegen sei. — Allerdings, und Sie sollten sie lieber an­fennen, damit Sie den Einfluß, welchen Sie auf sie besigen, tapiren mögen, wenn sie ihre Gründe hinunter würgt und ihre Hand annimmt. Denn ich für mein Theil würde auf das Gegentheil wetten. Sie sprach Lydia in Cardell Chase und erfuhr die ganze Geschichte. Grandcourt gab seine unmittelbare Antwort und fuhr fort zu rauchen. CS dauerte so lange, bis er sprach, daß Lufh umherspazirte und aus den Senftern blickte, da er nicht fortgehen wollte, ohne eini­­germaßen die Wirkung seines fühnen Streiches zu sehen. Er hatte erwartet, daß Grandcourt ihn beschuldigen würde, die Intrigue an­­gezettelt zu haben, da Fran Glasher zu jener Zeit fünfzig Weges­­stunden entfernt zu Gadsmere lebte, und er war darauf gelüstet, die Thatjadde einzuräumen. Es lag ihm nur daran, Grandcourt dur das Gefühl warnend zu machen, daß er seinen beabsichtigten Antrag an ein Mädchen riechten müsse, welches hievon unterrichtet und da­­duch in Die Flucht gescheucht worden war. Zulest blickte Grand­­court, als er Lush auf sich zusammen sah, diesen wieder an, und fragte verächtlich : Was meiter ? ee Hier wurde in der That Lufhens Trumpf ein Baron­ gebogen , und obschon seine Erbitterung auf Grandcourt viel stärker war, als jemals zuvor, wäre es doch pure Dummheit gewesen, so zu handeln, als ob ein Mehr hätte näglich sein können. Er zuchte leicht mit der einen Achsel und wollte sich entfernen, als Grandcourt, sich auf sei­­nem Sessel zum Zijdje Hindrehend, so ruhig, als ob nichts vorgefallen sei, die Worte Spray, Bitte, Schieben Sie mit Feder und Papier dort hinüber. Kein donnernder, polternder Vorgefegter hätte einen so gebies­terischen Zauber ausüben können, wie Grandcourt es that. Weshalb man, statt ihm zu gehorchen, ihn niemals an einen heißeren Oxt ge­­hen hieß, war vielleicht ein Geheim­ig für Diejenigen, welche ihm ger­horchten. Feder und Papier wurden ihm hingeschoben, und als er sie nahm, sagte er: Warten Sie eben­so auf diesen Brief. Er krigelte mit gelasfener Ruhe einige Zeilen, und das kurze Billet wurde rar adrefsirt. Schiden Sie Hutchins gleich damit vor, sagte Grandcourt, ihm den Brief zuschiebend. Wie Lush es erwartet hatte, war derselbe an Fräulein Hart­leth in Offendene. adrefsirt. Als seine Aufregung sich abgekühlt hatte, freute er sich, daß der Zank zu seiner Explosion gekommen war; aber er hielt sie überzeugt, daß ihm etwas aufs Ke­rbholz ge­­sgnitten worden sei, und daß er so oder so die Zeche werde bezahlen müssen. E 3 war ihm ebenfalls Far, daß seine Enthü­llung die un­­mittelbare Wirktung gehabt hatte, Grandcourt in seinem vorgefakten Entsehluffe zu bestärten. Was aber die besonderen Regungen betraf, welche dieser Prozeß in seinem alle Berechnungen täuschenden Geiste hervorrief, so konnte Lush nur, an aller Theorie verzweifelnd, sein Kinn in die Höhe werfen, (Bortregung folgt.) ·· 5 - . . 2 "se 7

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