Pester Lloyd, Oktober 1876 (Jahrgang 23, nr. 242-272)
1876-10-01 / nr. 242
. Rllutionen finde. Aus diesem Grunde Haben wir von allem Anfange her dem ,verbesserten Status quo" des Grafen Andrássy das Wort geredet und halten aug heute noch an dieser Barde fest. Wer den Status quo erschüttert, ist ebenso sehr unser Feind, wie derjenige, der sich gegen die Berbesserung sträubt, weil nur diese beiden zusammen den Fortbestand der Türkei zu sichern und damit auch den europäischen Frieden, sowie speziell die Ruhe unserer Monarchie zu gewährleisten geeignet sind. Diese Anschauung war bisher unseres Wissens auch für die Aktion unserer entscheidenden Kreise maßgebend und das wird Hoffentlich auch in Zukunft der Fall sein, welche Wendung auf die Dinge nehmen mögen. Der 3wed wird sicherlic unter allen Umständen derselbe bleiben ; es künnten nur die Mittel zur Erreichung desselben geändert werden müssen Welcher Art aber auch diese Mittel sein mögen , die eine Beruhigung dürfte ein aufmerksamer Ueberblid der Situation auch dem Uneingeweihten gewähren: daß wir infeinem Salleifahrt sein werden; nicht wenn das Drei-Raiser- Bindnik, wie wir Hoffen und unwünschen, fortbesteht, — und wenn es gegen unseren Wunsch und ohne unser Verschulden zerfallen sollte — aug dann nit! »4Eudapest,åd.«September. .CI-Mittenem Sehneanstinkte,der ihnen eigen ist Und nur in den seltensten Fällen zu tragen pflegt,haben die europäischen Börsen herausgeführt,daß die Angelegenheiten im Orient,so bedrohlich sie sich auch schon seit geraumer Zeit gestaltet haben,doch erst jetzt in das eigentlich kritische Stadium getreten sind.Außer einem ganz kleinen Kreise in der unmittelbaren Nähe unseres Monarchen ,«kennt noth jemand den genaue Inhalt jenes eigenhändigen Schreibens des Czaren,welches General Sumarokoff nach Wien überbrachte;dennoch ist es gerade dieser Briefwechsel zwischen den eiden Souveränen,welcher so sehr alarmirt hat——und,wie wir glauben,mit vollem Rechte. Die Verhandlungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Maland bezüglich der Vorgänge im Orient haben sicherlich auch schon bisher manche schwierige Whase durchgemacht und eine ernste Wendung mehr als einmal ganz nahe gerücht erscheinen lassen ; allein so lange der Berehr nur von Kabinet zu Kabinet ging, waren es immer nur Meinungen, welche ausgetauscht, Wünsche, melche ausgesprochen, Bedeuten, melche erhoben wurden. Wenn aber der eine Souverän direkt an den andern schreibt, dann handelt es sich offenbar um Entschlüffe, welche bereits gefaßt sind, und daß diese Entschlüffe dem Kaiser und Könige Franz Jofer I. erst in so feierlicher Weise zur Kenntniß gefragt werden müssen, bemeist wohl zur Geniüge, daß diese Entschlüsse Auklands nicht schon ohnehin in Wien bekannt sein mußten, daß sie eine natürliche Konsequenz der zwischen den dreifaiser-Mächten getroffenen Vereinbarungen sind, sondern vielmehr unwesentlich davon abweichen, ja vielleicht mit ihnen in diciiertem Widerspruche stehen. Würde sich vollends die Nachricht bestätigen, Daß Rußland, falls seine Anerbietungen abgelehnt würden, ein einseitiges Vorgehen seinerseits als in nächster Zeit bevorstehend notifizirte, dann wäre das noch mehr , dann wäre es eine förmliche Sprengung des Dreisfairer-Bündnisses, dessen Wesen ja nicht in positiven Abmachungen für alle möglichen Fälle, sondern eigentlich nur in dem Uebereinkommen bestand, daß die drei kaiserlichen Regierungen in den Angelegenheiten des Orients nicht vereinzelt, sondern nur im gemeinsamen Einverständnisse vorgehen wollen. Von diesem Standpunkte aus und bis zu der hier bezeichneten Grenze erscheinen uns die Besorgnisse, welche immer weitere Kreise erfassen , allerdings gerechtfertigt ; sie können indessen den Grafen Andrássy persönlich — so wenig ihm auch sonst, die Situation behagen mag — wenigstens nach einer Geste hin mit einiger Genugtehnung erfüllen. Wir meinen in dem Sinne, daß der Welt vor den Wirren im Orient erst in dem Augenblick recht ernstisch zu bangen anfängt, wo das viel bespöttelte Drei- Kaiser-Bündnig durch die angeblich bevorstehende “Desertion seines„ wichtigsten Partizipienten in Trümmer zu gehen droht. Es war also doch wohl nicht so ganz unbegründet, was wir seit Monaten wiederholt behaupteten, daß dieses Dreisfairer-Bündniß, so lange es eben besteht — und für ewige Zeiten werden ja Bündnisse überhaupt nicht geschlossen — eine Garantie des europäischen Friedens in ich birgt und wenn es vielleicht nicht völlig und füralle Zeit zu verhindern vermag, daß der Konflikt größere Dimensionen annimmt, eine solche Katastrophe doc mindestens möglichst lange hinausschiebt, was bei dem tiefen Friedensbedürfnisse Europas immerhin als ein relativer Gewinn betrachtet werden kann. Wenn wir indessen auf der einen Seite zugeben, daß uns das Drei-Raiser-Bindniß nicht ganz ungefährdet erscheint, daß dasselbe unseres Erachtens kaum noch jemals eine so schwere Brobe zu bestehen Hatte, mie in diesem Augenblich , wenn wir die allgemeine Beunruhigung in diesem Sinne und bis zu Dieser Grenze gerechtfertigt finden, so möchten mir doc andererseits warnen,jegt Schon darüber Hinauszugehen und Die Trage bereits als in einem für den Fortbestand des Drei-Raiser-Bündnisses ungünstigen Sinne entschieden zu betrachten. Zunächst mollen wir denn doch abwarten, ob sich die, in einem Belgrader Telegramme unseres Abendblattes enthaltene Nachricht bestätigt, daß nämlich Rußland nicht nur weitere Beurlaubungen von russischen Soldaten behufs Theilnahme an dem Kriege in Serbien verboten, sondern auch die bereits beurlaubten Militärs aus Serbien zurückzuberufen beschlossen habe. Wir gestehen offen, daß wir dieser Nachricht nicht allzu viel Glauben entgegenbringen ; allein sie jegt schon für absolut unrichtig zu Besen, sind wir denn doch nicht in der Lage, und wenn mir auch nicht Alles glauben wollen, was wir hoffen, so möchten wir in Diesem alle doch hoffen, was wir zu glauben so gern geneigt wären. Eine zweite, unseres Willens im Augenblide wo nicht entschiedene Frage ist Die, ob es der Geschiclichkeit und dem aufrichtigen guten Willen des Grafen Andrássy nicht vielleicht doch noch im legten Momente gelingen werde, einerseits die von Ruhland gestellten Forderungen auf das Maß des Erfüllbaren herabzudrücken und dann auch die Pforte zur Gewährung dieser reduzirten Forderungen zu veranlassen. Allerdings wird man uns dagegen einmenden, — und der Argmnwohn liegt nahe genug — daß Rußland, nachdem es, wie man meint, den Bruch mit der Türkei wolle, selbst in diesem günstigsten Falle binnen alferfürzester Zeit doch wieder mit neuen Forderungen auftreten, daß es neue Schwierigkeiten schaffen, einen neuen Vorwand zur Herbeiführung eines Konfliktes finden werde. Wir deuten aber, gerade wenn man der russischen Regierung solche Absichten zumuthet, dürfe die europäische Diplomatie, und zumal Oesterreich, Ungarn, die Geduld nicht verlieren, sondern müsse 10 lange als möglich die immer und immer wieder von Petersburg aus der Vermittlung in den Weg geschleuderten Hindernisse bei Seite zu räumen suhen, um dem unbefangenen Beobachter immer mehr Klarheit darüber zu verschaffen, ob die nun einmal vermutheten Tendenzen zur Vertrimmerung des osmanischen Reices unwirkli) vorhanden sind, oder nicht. Unsere Monarchie kann dem Grafen Andrássy nur Dant dafür willen, daß er seit Jahr und Tag mit unversiegbarer Geduld in dieser Richtung thätig ist und daß er si nicht einen Moment von einer Gefühlsaufwallung Hinreißen ließ, wenn ihn auch oft genug und sicherlich nicht mit Unrecht ein mächtiges Gefühl des Unmuthes überkommen mochte, angesichts jenes unmürdigen Spieles, welches nun schon seit geraumer Zeit mit dem Frieden Europas getrieben wird. « = « Die Frage, was zu geschehen habe, wenn die vermittelnden Bemühungen unseres Ministers des Auswärtigen heute oder morgen nicht mehr, von iegt sowohl von slavophiler, wie von turkophiler Seite diszuiert mag. Wir sind eben weder „Slavophilen“ noch „Zurfophilen” ; wir wissen allein nicht den Ernften; in der Fortbestandung frei dem sie auch schon von Augenjeder Voreingenommenheit ‚wir oder gegen einen oder den andern Theil und beurtheilen die Vorgänge im Orient ausschlicßlich vom Standpunkte des nrevejses unseren eigenen Vaterlandes und des europäischen Friedens. Daß Serbien den Krieg begonnen, halten wir nach wie vor für einen ganz unqualifizirbaren Zrevel, und wir hätten den Serben ihnen von türkischer Seite zu Teil gewordene Züchtigung Herzen gegönnt, auch wenn sie noch viel schärfer ausgefallen wäre, als dies in Wirklichkeit der Fall war. Wir münshen des türkischen Weiches, seiner Mächte untereinander, sondern in Den eigenen inneren ge , | Budapest, 30. September. H. Man hat es unserem Volksschul-Gefege wiederholt zum Vorwurf gemacht, daß es das staatliche und kommunale Volksschulwesen zwar auf durchaus moderner Grundlage regle, dagegen die fonfesfinnelle Schule ganzf icr selbst überlasste. Wenn dieser Vorwurf sagen soll, der Ges.-Art. XXXVIII . 1867 ignorire das Boltsschulwesen der Konfessionen, ‚so ist derselbe unbegründet, denn das Gefeg gibt an für die konfessionelle Schule die Bedingungen ihres Bestandes an und regelt das OBerhältnis derselben zur Oberaufsicht des Staates. Dagegen ist jener Einwand insofern begründet, als das Wolfsschul-Gefeg die Art und Weise, wie die Religions-Genossenschaften den Anforderungen des Gefeges genügen sollen und sünnen, unberücksichtigt läßt und dadurch einen Zustand vollständiger Anarchie ermöglicht, unter welchem jede einzelne Schule zu leiden hat. Dies war bisher umso mehr der Fall, da dem Vertreter des Staates den konfessionellen Schulen gegenüber keinerlei wirksame Mittel der Erolution zur Verfügung standen, und daher nicht einmal jene — allerdings unzulänglichen Bestimmungen allgemein durchgeführt wurden, in welchen unser Bolfsihul-Gejeg über die Lehranstalten der religiösen Gemeinden verfüge. Das Belragenswerthe dieser Thatsachen und der aus denselben resultirenden Zustände braucht wohl hier nicht des Näheren entwickelt zu werden. Wer die Diesbezüglichen Verhältnisse unseres Vaterlandes fennt, wer da weiß, daß bei uns auf Tausende konfessioneller Volksschulen kaum einige Hundert interkonfessionelle Lehranstalten fommen, — wer daher überlegt, mag die glänzenden Prinzipien und Bestimmungen unseres Volksschul-Öejeges bisher nur einem geringen Bruätheile der sämmtlichen Schulen unseres Landes ganz und voll zugute kommen, — der wird die Wichtigkeit des konfessionellen Schulwesens begreifen und jeden Schritt, der in dieser Richtung hin geschieht, in seiner ganzen Tragweite zu würdigen wissen. Daher Hat auch der G.A. XXVIII vom Jahre 1876 über die Bolksschul-Behörden, welcher jene oben berührte Lüden unseres Bolksschul- Gefeges ausfüllt, schon aus dem Grunde eine sehr freudige Aufnahme gefunden, weil er den Konfessionen die Organisation ihres Bollsschulwesens zur Pflicht macht. Diese Bestimmung des Gewebes it im höchsten Grade erfreulich, dieselbe war aber auch dringend nothwendig, denn wie viel auch z. B. einzelne unserer Kirchenfürsten im Interesse des nationalen Schul- und Bildungswesens thun, wie viele Ber diente, sie sich durch Gründung neuer Schulen, duch Errichtung von Schulgebäuden, durch anderweitige Leistungen zur Hebung der B Wolfsbildung erwerben, — eine Organisation des Volksschulwesens ihrer Distrikte haben sie — mit einziger Ausnahme des für die Förderung der BVolfgschule wie für die Suteressen seiner Kirche gleich begeisterten Erzbischofs von Kalocsa — nit durchgeführt, faum hie und da wenigstens theilweise versucht. Nun das Gefeg Dieselben zur Errichtung konfessioneller Schulstühle verpflichtet, sind sie jüngst zu einer Berathung zusammengetreten, als deren Mesultatund der Entwurf eins Statuts über Die Gründung und Wirksamkeit der Schulstühle in römisch- und griechscch-katholischen Religionsgemeinden vorliegt. Es mag auf den ersten Blick befremden, daß das Geieg den Konfessionen gegenüber nur von „Schulstühlen" spricht und der übrigen Saftoren der Schulverwaltung nicht gedenkt. Der Grund liegt wohl darin, weil der staatlich ernannte „und als Mitglied des Verwaltungs-Ausschusses wirkende Schul-Inspestor auch die konfessionellen Lehranstalten beaufsichtigt, — und überdies der Staat wohl nicht daran gezweifelt hat, daß die Kirche, sobald sie die Grundlagen der Schul-Organisation zu legen ,angehalten wird, auch für eine speziell ihren Interessen gemäße Schulaufsicht sorgen wird. Und in der That spricht das vorliegende Elaborat von dem „bischöflichen Inspettor" wie von einer wohl bekannten und ganz selbstverständlichen Behörde, trogdem dieselbe bisher nur in höchstens zwei oder Drei Diözesen vorhanden ist. Diese bischöflichen Inspettoren werden nach der Durchführung dieser Bestimmungen wohl bald ins Leben treten und ihre Wirksamkeit beginnen. Was nun das Elaborat selbst anbelangt, so sprechen wir vor Allem: unsere Freude darüber aus, daß die katholischen Kirchenfürsten unseres Vaterlandes der Aufforderung des Gefeges so schnell Folge geleistet, und Hoffen, die Organisirung der konfessionellen Boltsschulen werde unbedingt zum Heile derselben gereichen. Die katholische Volfesschule war bisher ein ganz isolirtes Glied im geistigen Leben einer Religionsgemeinde, nicht nur kamen ihr die Errungenschaften verwandter Anstalten und die Nachschläge fachmännisch gebildeter Oberen nicht zu Statten, — dieselbe besaß nicht einmal die Theilnahme und das Unteresse des Publikums, da das Teptere auf die Angelegenheiten der Schule meist einen sehr geringen, wohl auch überhaupt gar seinen Einfluß hatte und daher derselben durchaus fernstand. Das Institut der Schulstühle hat nun, trog etwaiger Mängel und Uebelstände, welche meist in der geistigen Inferiorität einzelner seiner Mitglieder liegen, da unter allen Umständen den unweittragenden Vorzug, daß durch dasselbe das Wohl und Wehe der Schule, derBestand und die Blüthe derselben überall den Bürgern selbst in Die gante gelegt und diese Daher für die Schule gewonnen und an das Schiesal derselben gefesselt werden. Hoffen wir, daß die im Sinne des G.A. XXVIII. 1876 demnacht im ganzen gabe entsprechen und dem Konfessionellen B Wolfsschulwesen unseres Baterlandes mindestens von eben solchem Aitken sein werden, wie die interkonfessionellen Schulstühle bisher für die Gemeindeschulen waren. Das Detail des bischöflichen Elaborats dürfen wir hier um so eher übergehen, da die Berfafjer desselben sich möglichst genaun an das bisher zurechtbestandene staatsrechtliche Statut für die Schulstühle interkonfessioneller Lehranstalten anschlossen und blos befliffen waren, die Bestimmungen desselben ihrem speziellen, konfessionellen Zwecke anzupassen. Dieses Vorgehen it nicht blos ziemlich bequem, es ist augrecht praktisch, da jenes Statut im Großen und Ganzen recht gut war und daher frau für konfessionelle Verhältnisse ala ne« « «Land eines Leben tretenden Schulstühle durchaus ihrer Aufeigner efireffen dürfte. Kreilich wäre 8 ° im Unteresse möglichster Gleichförmigkeit in der Organisation der beiderseitigen Boltsfigulen angezeigt gewesen, wenn die Bischöfe mit der Ausarbeitung ihres Elaborats gewartet hätten, bis der Staat eine eigenen diesbezüglichen Anstruktionen veröffentlicht Hat; — nun Dies nicht geschehen ist, wäre, eben mit Rücksicht auf die betreffende Verordnung des Herrn Unterrichtsministers, wenigstens eine nachträgliche Revision des vorliegenden Affenftüdes um so empfehlenswert her, da diese Verordnung,, wie wir Dies bereits gestern betont, eine vorzügliche Arbeit ist und durchaus möglichste Nachahmung verdient. Ob die Berfafser unseres Elaborats übrigens bei der Konfessionalisirung des Statuts für die Schulstühle nicht stellenweise zu weit gegangen sind , ob es wirklich nothunwendig war, den katholischen Charakter dieser Körperschaft an den verschiedensten Stellen so handgreiflich zu betonen , ob es 3. 8. unerläßlich war, den neugewählten Lehrer zu zwingen, in der Kirche, vor der versammelten Gemeinde, nach der Vorschrift des Tridentiner Konzils, Bekenntniß abzulegen, — das wollen wir nicht weiter untersuchen, sind aber der Ansicht, daß es sehr erwünscht wäre, wenn unsere R Kirchenfürsten sich an in dieser Richtung von jener weisen Mäßigung leiten liegen, durch welche sie sich stets von zahlreichen ihrer ausländischen Standesgenossen vortheilhaft unterschieden. Uebrigens wird diesbezüglich die Erfahrung den besten Weg weisen und der, allen Extremen und besonders in religiösen und konfessionellen Dingen allem Zuviel abgeneigte Sinn unseres Volkes mit der Zeit das Richtige treffen. Dasselbe steht bezüglich des Wahlmodus zu erwarten, doch welchen der Schulstuhl zusammengelegt wird. Die katholische Kirche unseres Vaterlandes entbehrt der autonomen Organisation und war daher auch in Schulsachen bisher auf eine mehr hierarchische Grundlage gestellt. Das Elaborat der Bischöfe gibt nun dem Institut der Schulstühle eine in gerieinter Beziehung demokratische Grundlage, indem es zwar der Pfarrer zum offiziellen und selbstverständlichen Vorfigenden des Schulstuhls macht, die übrigen Mitglieder desselben jedoch aus der Wahl derjenigen Gläubigen hervorgehen läßt, welche zu der Erhaltung der Schule beitragen. Wir begrüßen diese Betheiligung der katholischen Bürger an den Angelegenheiten ihrer Schule mit Freuden und befürchten nur, daß die leider nur zu tief gegriffene Apathie des Publitums auch hier lebensfähige Keime erfuclen oder Differenzen zwischen dem Pfarramte und der Schule zu traurigen Neibereien führen konnten. Wie dem aug sei, in dem Elaborat ist dem Seelsorger ein Einfluß eingeräumt, der unserer Ansicht nach leicht die an das neue Amstitut geknüpften besten Erwartungen zu vereiteln geeignet ist; aber es ist zugleich auch den Eltern Gelegenheit gegeben, sich an den Angelegenheiten der Schule zu betheiligen und ungünstige Elemente aller Art fernzuhalten oder doch in ihrem nachtheiligen Einflusse zu hemmen. Das Laienthum wird es sich also zum größten Theil selbst zuzuschreiben haben, wenn das Heft seinen Händen entzogen wird. Alles hängt schließlich auch in diesen Fragen von den Persönlichkeiten ab, welche die Aufsicht des Staates ausüben, und von der Gewissenhaftigkeit und Geschidlichkeit, mit welcher sie ihrer schweren Aufgabe gerecht werden. Die Verordnung des Herrn Unterrichts-Ministers an die konfessionellen Behörden und an die Schul-Inspektoren hat in glänzender Weise dafür gesorgt, daß das Unterrichtswesen der Konfessionen dem staatlichen Schul-Inspektor stets offen vorliege und Das Glaborat der Bischöfe kommt D dieser Nintention des Gefeges in entsprechender Weise entgegen. Dieser legtere ist Daher stets in die Lage verlegt, genau zu wissen, ob die Schulen der Konfessionen den Anforderungen des Gefeges entsprechen oder inwiefern sie den Bestimmungen desselben nicht nachkommen. An dem Schul Nnípestor wird es daher Liegen, die Machtsphäre seines Amtes zu beherrschen und dem Gefege innerhalb mie außerhalb der Staatsschule Geltung zu verschaffen. Wir haben bereits gestern betont, daß wir auch diesbezüglich Grund haben, Hoffnungspoll in die Zukunft zu bilden und so von der Durchführung des G.A. XXVIII . 1876 durchwegs das Beste zu erwarten. Nicht der geringste unter diesen erfreulichen Erfolgen des Gefjeges über die Schulbehörden ist, wie bemerkt, die Thatsache, daß man auch unsere Konfessionen ihr Schulwesen zu organisiren verpflichtet sind. Schritt in dieser Richtung . — wohl entspricht dasselbe nicht ganz den Wünschen, welche wir einer Organisation auch der konfessionellen Schulstühle entgegenbringen ; auch kann dasselbe weder inhaltlich noch formell jenen vorziüglichen Verordnungen gleichgestellt werden, mittelst welcher der Staat das neue Schulgesäß durchführt ; — da enthält dies Schriftstück die Keime einer bessern Zukunft und verdient daher wohl, daß es nicht blos beachtet, sondern selbst mit relativer Genugthuung begrüßt werde. Das Elaborat der Bischöfe it der erste Hand in ein Haus geworfen worden. Man tant auch die Aufzegum vertuschen, welche darauf unter den Hausgenossen entstanden, viel,leicht sogar mit scheinbar heiterer Miene, als ob nichts geschehe, es Festmahl fortlegen, das kurz vor der Entstehung des Feuers begonnen ; allein man kann nicht verhüten, daß der Rauch aufsteige, den alle Welt flieht. Sagen wir es rund heraus: Rußland steht auf dem Spunge, in die Aktion zu treten, und was General Suma voroff überbrachte, ist nichts Anderes. kann nichts Anderes sein, als die formelle offizielle und bestimmte Einladung an Desterreich sich an dieser Aktion zu betheiligen. Die Einladung jedenfalls eine „Freundschaftliche“, von der Versicherung begleitete daß si der Czar nicht von seinem Alliirten trennen wolle. Sie enthält sein „Entweder—Oder“, weil es eben, nach ıuffisher Vorausfogung, kein „Oder“ mehr gibt. Allerdings hat man es, die dieser Gelegenheit nicht an an einer direkten Freundschafts-Bewegung fehlen lassen. Man weiß in Livadia, wie man inten übe die serbische Königsfrage denkt, und man thut Desterreich den Gefallen in dieser Frage abzuriegeln. Fürst Wrede hat nach eingegangene Belgrader Mittheilungen auf das bestimmteste erklärt — zwar nnch mit der Beifügung der Drohung, seine Bälle zu nehmen, und übereifrige Leute meldeten —, daß Desterreich einen König von Ger’ bien nie anerkennen und, falls Milan die Königskrone annehme nichts mehr für Serbien thun könnte. Auch Herr Kwarzoff hat von Livadia den Auftrag erhalten, in gleichem Sinne wie Fürst Wrede zu reden. Daß er jedoch auch den Befehl erhalten habe, Herr Themajeff zur Niederlegung des Kommandos zu bewegen, is freilich ıummahr, allein Rußlend miegelte in deniebten Tagen in der Königsfrage mirklich ab. Das it Diesmal: sein Doppelspiel, sondern ernst gemeint. Die Königstombldie bat nämlich bereits ihre Wirtung — und wie es scheint war dieselbe zunächst auf Wien berechnet — gethan. Nußland kann ihrer bereits entrathen. Der Spaß wäre vielleicht meiten getrieben worden, ja hätte sich in Ernst verwandelt, wenn die Episode nicht durch neuere Ereignisse überholt worden wäre. Heute braucht Nußland das Königsspiel nicht mehr, kann es nicht braucen „Wer den König spielt, sol mir willkommen sein,“ sagte Für Gortschakoff, gleich, Hamlet zu dem Schauspieler.. Nun hat [chon die Brobe ihre Wirkung gethan, und die Aufführung mild eingetretener Hindernisse halber, ohne Serbien zu brüstiren, vertagt vielleicht — ad graecas calendas. Hätte die Pforte den förmliche Waffenstilstand acceptirt und műre Rußland der in Aussicht genommenen Handhabe für den offenen Bruch entschlüpft, dann hat die Königskomödie herhalten müssen. Es ist aber Alles nac ruffischem Wunsch gegangen. Der Waffenstillstand wurde abgelehn und damit nicht etwa die bloße Waffenruhe zum Frieden führt wurde Diele ee en Re zurückgewiesen. «nkerceensvoräge,ja die Annahme der elbenvo Seite der Pforte ? Mer fort heute no von den geschlagenen man sich no den Anschein gibt, als ob man i Konstantinopel zu verhandeln fortfahre und die türkische Arntmor abmarte, ist zufsischerseits der Krieg gegen die Türkei beschlossene Sache. Man hat nämlich auf die vertraulichen Mittheilungen hin, die türkischerseits darüber gemacht worden, wie die Antwort der Pforte auf die Friedensvorschläge lauten werde, diese Antwort [den im vorhinein für unannehmbar erklärt und de Krieg, das heißt den Einmarsch ‚auf türkisches Gebiet, beschlossen Welche Beweise der Friedfertigkeit und Loyalität die Pforte auch geben möge, wenn sie eben nicht selber ihr Haupt auf den Brod] legt, wenn sie Rußland nicht den Liebesdienst thut, sich aus Gefälligkeit töpfen zu lassen, dann ist der Krieg unvermeidlich. ‚In welchem Maße die Pforte in den legten Tagen ihre Loyalität befundete, it daraus ersichtlich, daß sie troß der serbischen feits gebrochenen Waffenruhe sich anfangs passiv verhielt, und di die Gegenmehr umabmesslich geworden, dennoch nicht zu derselb geschritten, ohne, wie aus Konstantinopel telegraphirt wurde, vorh duch Savfet Barda den Vertretern der Mächte erklären zu lasf, daß sie sich in Folge des serbischen Vorgehens ihres Wortes und treff der bis zum 2. Oktober zugestandenen Waffenruhe entbunderachte. Nicht minder loyal geht die Pforte in Betreff der Friedebedingungen vor. Sie ließ bereits die Mächte, wie von verläßlic Seite verlautet, missen, daß sie auf die Bedingungen eingehen die verlangten Reformen bewilligen wolle; nur erbat sie sich, die Reformen auf das ganze Reich ausdehnen zu dürfen. Das geni Nuthland durchaus nicht, denn Rußland will nicht Reformen in b Provinzen, es will die Losreißung derselben. «"Der Kommunikations-Minister wird,wie die,,Bu Korr.«erfährt,wahrscheinlich noch vor der Vertagung des Reichtages dem Abgeordnetenhause einen Gelegentwurf über die Fusig der Eperies-Tarnower mit der Kaschau - Oderberg Bahn unterbreiten und die schleunige Verhandlung derfelbä urgiren. » =In der morgigen Konferenz der liberalen Part werden nach der , Buch. Korr." vorerst die zu wählenden Kommissionsmitglieder designirt werden ; wenn aber die Parteimitgliede in entsprechender Anzahl erscheinen, dürfte der Ministerpräsiden auch über das Arbeitsprogramm der Herbstsession Anträge stellen eventuell die auf die heute gestellten Interpellationen zu ertheilende Antworten flizziren. sz In ‚der im Abendblatte mitgetheilten Interpellation Horin’s ist das dritte Ahnen durch Weglassung eines Wortes ungenau reproduzirt. Dieser dritte BPaffus lautet richtig: „Hat das ungarische Ministerium Verpflichtungen übernommen, welde die Lösung der Bankfrage mit der 80-Millionen-Bankschuld in Verbindung bringen und dadurch eine neuere Belastung Ungarns nach sich ziehen können ?" sz Das Anfärhen der unabhängigen liberalen Bart ihr im Hause einen besondern Bla anzumeisen, hat der Präsident des Abgeordneten-Hauses, nach Schluß der heutigen Liga den Abgeordneten unterbreitet, welche ihre Pläge räumen müßte und dieselben aufgefordert, die Erfüllung dieses billigen Wunsche nicht zu behindern. Einige Abgeordnete — Anton Bor, Nik. Sa fovics, Georg Molnár, Ludwig Kise — erklärten, daß sie ihre Blut auf seinen Fall der unabhängigen liberalen Partei überlasfen Der Duäftor wurde nun damit betraut, bezüglich des Wechsels der Pfläge einen Vergleich zu versuchen. ... DO Wien, 29. September. Orig. -Rorr.) Dieser Tage it im gemeinsamen Kriegsministerium eine Kommission, bestehend aus Offizieren und Intendanten, zusammengetreten, um endgültige Bericläge in Sachen der Konserven-Verpflegung dem Reichs-Kriegsminister vorzulegen. Wie schon bei früheren Gelegenheiten, so hat sich auch bei den feßten Herbstmanövern die Unzuwelmäßigkeit herausgestellt, die Konserven-Fabrikation in eigener Negi zu betreiben. Die Angaben über die verdorbenen Bücisen, del feitere sämmtlich aus einer ärarischen Fabrik stammen, waren zu zu hoch gegriffen ; immerhin wird man aber der Wahrheit nahe kommen, wenn man ein Sanftheil der zur Ausgabe an die Truppe gelangten Büchsen, beziehungsweise deren Inhalt, als verdorben annimmt. Jede Konserven-Büchse zu zweit Portionen kommt dem Militär-Aerar auf 62 Kreuzer zu stehen, wenn man die Miethe für die Fabrik, für die Magazine und die Gebühren der bei der Erzeugung verwendeten Mannschaft sowie die Gagen der Beamten in Anschlag bringt. Wie Hoch stellt sich aber erst der Kostenpreis, den man auch die nicht zur Verwendung gelangten verdorbenen Büchsen in Rechnung zieht ?! Diese Erwägungen dürften, wie man in milt minister vorzuschlagen, es möge die Fabrikation der Konserven in t ärarischer Regie auf ein Minimum beschränkt, dagegen aber in ausstgiebigster Weise die Privatindustrie berücsichtigt werden. tärischen Kreisen glaubt, die Kommission bestimmen, dem Kriegs -«also nicht Erfolge gekrönt sein sollten, halten wir blicke von für eine durchaus mäßige, werden in der Eifersucht so lebhafte Weife, daß es die Der bisherigen in diesem Garantie europäischen Diesz Man schreibt uns aus Konstantinopel vom 26. September: Die Vertreter der Mächte harren noch immer vergebens einer Rückäußerung der Pforte auf die Propositionen, die Sir H. Elliot überreichte und die von den sämmtlichen Vertretern der fünf andern Mächte unterfragt wurden. Namazan und Unmahlsein des Großwezirs dienen äußerlich zur Entschuldigung. Vertraulich weiß Sir H. Elliot bereits und hat davon auch seinen Kollegen Mittheilung gemacht, daß die Pforte zwar die eigentlichen Friedensbedingungen, den Status quo für Serbien und Montenegro acceptirt, dagegen jedoch die beiden andern Punkte des englischen Projektes wenngleich nicht förmlich zu unterweist, so doc zu eludiren bestrebt ist. Während die Mächte nämlich darauf beharren, daß js die Pforte in einem mit allen Signatarmächten gemeinsam zu unterzeichnenden Brotofolle anheifhig mache, den infurgirten Provinzen ein Sysem lofaler Autonomie zu Kortesstrengie. Die Macke D.PLS Sultansdiese Form Man geht vielmehr damit um, quasi aus eigener Initiative eine Reihe von reformatorischen Institutionen im Sinne der munizipalen Selbstverwaltung und der Kontrole der Staats-Organe ins Leben zu rufen, welche bestimmt wären, in allen provinzen eingeführt zu werden, so daß der Schein vermieden würde, als machte man den injurgirten Provinzen besondere Konzessionen. Nationalrath, Generalrath, Munizipalrath, und was sonst wo, will man jegt mit einem Schlage freien, und im Ministerrath arbeitet man so gut eg geht an den Statuten für solche Institutionen, die sich auf dem Papier gar prächtig ausnehmen. Die Diplomatie, England nicht ausgenommen, ist von diesem Vorhaben keineswegs erbaut. Aber auf der Pforte ist man taub gegen alle Vorstellungen. Um den Sultan, der den besten Willen hat, einzuschüchtern, sind jegt Drohbriefe im Schwange, die an den Moscheen affihirt oder an den Großvezir adressirt werden. Alles treibt hier einer Krise entgegen. == Ueber die Mission Sumarskoff’d bringt die „Neue freie Pfesse“ eine längere Mittheilung, deren thatsächlicher Inhalt dur das betreffende Wiener Telegramm unseres gestrigen Morgenblattes vollständig erschöpft ist. Dieser Mittheilung fügt das Blatt nach einem „verläßlichen Gemählsmann“ eine längere Darstellung der augenbllcklichen Situation hinzu, die uns interessant genug erscheint, um reproduzirt zu werden, wenn wir auch für das absolut Zutreffende verselben seine Bürgichaft übernehmen möchten. ‚ „Die Mission des Generals Samarosoff — schreibt man nämlich der „Neuen fr. Breffe" “ ist ein Ereigniß, dem gegenüber das offiziöse Todtschweigen nicht ausreicht, ja vielmehr das einmüthige Schweigen desto beredter ist. Man kann, um den Urheber an Schonen, es verheimlichen, Daß ein enerbrand von vermegener GE De De p. Belgrad, 27. September. Drig.-Rorr.) Das bli Kriegsspiel hat also wieder begonnen, der russische Einfluß hat Milan’s Zaghaftigkeit gesiegt. Bereits sollen kleinere Gefechte gefunden haben und für morgen wird ein allgemeiner Angri Alerinat vorbereitet. Tschernajeff hat die Waffenruhe dazu den um weitere Truppen nach Deligrad zu ziehen. Er hat so konzentrirt, daß alle übrigen Lager, namentlich aber die Dr. Armee, auf ein Minimum reduziert sind. Die Drina-Armee mit dermaßen geschmäht, daß man, wie ich aus guter Duelle erfat dort einen Durchbruch der Türken nach Schabaß befürchtet. Bürger von Shabat haben daher an die Regierung eine Deputa gefhiet, mit der Bitte, man möge die Schabager Brigaden Deligrad baldigst nach Radovince, dem Hauptquartier der Dri Armee, entsenden. Nicht minder gelichtet wurde das Heer am Ya Die zwei Brigaden von Uzize bilden gegenwärtig die ganze La Armee, welche über kaum 2000 Hinterlader verfügt; der Neft ist schlechten Gewehren, mitunter der primitivsten Gattung, ausgemü Daß man unter solchen Verhältnissen in den verschiedenen Lagern Ausnahme des großen Konzentrationspunktes Deligrad, mit Tscjer jeff durchaus nicht zufrieden it und daß Briefe mit dem Aufruch dieser Unzufriedenheit zu Dusenden biedergelangen, ist greiflich. Allein alles das it nicht im Stande, den russischen Ein zu verringern, denn Herr der Situation in Serbien ist heute Ticher jeff, oder vielmehr Gortsehatoff. Ob Tiehernajeff’s Truppen-Kontration mit irgendeinem strategischen Plane zusammenhängt, w fich wohl in den nächsten Tagen zeigen. Die Türken ihrerseits hat genau das Gegentheil gethan, b. 5. sie Haben ihre Armee, die Morava-Thal von Supovas bis Gornji-&jubeich konzentrirt gerne war, während der Waffenruhe in kleinere Abtheilungen vertrot und einzelne Korps nach Sankova-Klifford und Savor entsendet. In den Lagern beginnt hier Winter sich unangenehm bemt Dinbar zu machen, von allen Seiten micb nach Belgrad um = am. x AT .---.