Pester Lloyd - Abendblatt, November 1876 (Jahrgang 23, nr. 251-275)

1876-11-02 / nr. 251

«T18764—Pt;».25i. ul »Um-. .-—-7--—’(s « - · " Budapeft, 2. November, sz Die von uns im gestrigen­ Morgenblatte ausge­­sprochene Ansicht, daß das brüste Auftreten Rußlands zu ‚weiterem Nachgeben von türkischer Seite führen ‘werde,­­ ist durch die Ereignisse ‚gerechtfertigt worden. Die Pforte hat das russische Ultimatum angenommen und dies im Laufe des gestrigen Nachmittags dem russischen Botschafter bekanntgegeben. Weitere Details­ sind bis zur Stunde nicht zu­ unserer Kenntniß gelangt ;­­ allein schon jegt ann konstatirt werden, daß die Pforte neuerlich einen Grad von Berfühnlichkeit und Selbstbeherrschung an den Tag ge­legt hat, welcher auf die aufrichtigste Anerkennung von Seite Europas umso mehr (Anspruchh hat, als die Situation, für die Türken sich seit drei Tagen sozusagen von Stunde zu Stunde bessert und eine Weigerung nicht nur durch die Form des russischen Auftretens gerechtfertigt ge­wesen, sondern auch ganz und gar im Interesse der­ Pforte­ gele­­gen wäre. Solletc wir der Stimmung und Meinung der hiesigen politischen Kreise Ausdru­ck geben,so müssen wir konstatiren, daß hier der­ Gedanke vorherrschte,die Pforte»würde"am ·klügstetshandelT sich durch das Drängenp Rußlands nicht aufhalten zu lassen,—sondern den Marsch auf Belgrad fortzusetzen-Dem Krieges mit Rußlanky meint man,·würde die Türkei schließlich doch nicht entgehen und­ so wäre es jedenfalls«besser»und ihre militärische Positi«otcwa«jeweit günstiger,wenn sie vorerst jeden Rest der serbischen Wider­­­standsfähigkeit zertrümmert hätte. Die rasch aufeinanderfolgende Einnahm­e von «Djunis,Alexinatz und­ wiesoeben telegraphisch ge­me­ldet wird—auch von Deligrad mußte­ einer­­seits den moralischen Nkubh der Türken mächtiglhebem während andererseits die serbische Armeemacht nur völlig aufgelöist ist, sondern — wie ein an anderer Stelle mitgetheiltes Telegramm aus Nisc) meldet— zwischen den Serben, die nicht mehr vorwärtsgehen und von Russen, die sie vorwärts treiben wollten, blu­­tige Konflikte vorgefallen sind,­ welche den Türken die Möglichkeit weiteren Vordringens fast­­ ohbne­r Kampf, in Aussicht stellten. Die Spannung zwischen Rufen und­ Serben beschränkt si übrigens nicht blos auf das Schlachtfeld, son­­­dern reicht noch weit höher­­ Hinauf. Wie uns nämlich ein unbedingt verläßlicher Gewährsmann aus Belgrad mittheilt, Hat man dort vorgestern , ehe man oh von dem Ultimatum SKenntnig hatte und nur im Allgemeinen von der Geneigtheit der Pforte zum Abschluffe eines Waffenstillstandes unterrichtet war — sic) bereit erklärt, d­iesen Waffernstillstand mit der ® pforte SJofort abzuschließen,und zwar auf eigene dann, ohne [ich weiter um Rusßland zu fümmern... Ber sal? diese Umstände erwägt, der wird die Größe des Opfers ermessen können, welches die Pforte­ brachte, als sie sich neuerdings dem­ russischen Dit­­tate fügte. It nunmehr der Friede gesichert?_ Wir wagen dies heute weniger denn je zu bejahen. Rußland su­ch­t offenbar Schwierigkeiten und so wird es sie denn auch immer finden. Zunächst wird­ es si um die Feststellung der Demarkations-Linie handeln, daß Rußland die Forderung stellt, die türkische Armee habe sich in die Stellung vom 27. Oktober zu begeben, so läßt sich nur schwer vorauslegen, "daß die türkische Kriegsleitung geneigt sein werde, die um so blutigen Preis errungenen Positionen von Djunis, Rerinag und Deligrad wieder aufzugeben. Indessen wollen wir vorerst weitere Nachrichten­ abwarten; allein, wie sie immer lauten mögen, sie, wer­­den nichts ändern können an den Gefühlen herzlichster Anerkennung und aufrichtiger­­ Sympathien , "welche jeder wahre Freund des Friedens in diesem Augenblicke mehr denn je­der türkischen Regierung entgegenbringen­­ muß und deren unwohlthätige Folgen sich im weitern Ver­­laufe der Ereignisse sicherlich in ausgiebiger Weise zu­­ Gunsten der Türkei geltend machen werden. * 1 * Mach den vielen Kommentaren, welche der auf Die auswärtige Politis bezügliche Bassus der deutschen Thronrede gefunden, wird es unsere Leer gewiß interessiren, in Nachfolgendem das jedenfalls kompetente Urtheil unseres wohlinformirten Berliner Korrespon­­denten zu vernehmen ; derselbe schreib­ ung vom 31. Oktober : In der diplomatischen Welt hat der Parsus der gestrigen Thronrede, der sich auf die Orientfrage bezog, begreiflicherweise eine Fülle von Kommentaren hervorgerufen, obwohl Niemand die eminent tiedliche Bedeutung dieser Kundgebung gerade für Deutschland vere ‚­­­fennt. Allein, man geht in jenen politischen Kreisen weiter und meint, daß weder in England, no in dem agitatorischen Theile Rußlands die­ deutsche Thronrede sehr , beifällige Aufnahme finden dürfte. Wenn man von­ London aus wo vor verhältnismäßig kurzer Zeit den deutschen Neid­elangler in der eingestandenen Absicht apostrophirte, seinen Einfluß gegen Rußlands Orientpolitik in die Waagschale zu werfen, so wird man nun­ jenseits des Kanals einsehen müssen, daß alle diese einladenden­ Aufforderungen hier „loves labour lost“ geblieben sind. Rußland unser geographii und andererseits , mit der unzweifelhaften ‚Thatsahe rechnen müssen, d­aß’auf eine ak­ive­­ Theilnahme und seiner Magt an ruffischen Orient-Plänen nigt zu denken sei. Es gab ruffische Zirkel, die sich allen Ernstes mit den Möglichkeiten einer solchen aktiven Allianz trugen, während man bei uns von jeher nur entschlossen war, genau jene’ paffin gebliebene Unterstüßung heimzu­­zahlen, die Rußland in den Jahren 1866 und 1870 Preußen und Dentiäland gemährt hatte. Wie die Thronrede genau jene Auffassung bestätigte, Die über unsere Stellung zur Orient-Krisis an diesem­ Orte festgehalten worden war, so brauchte sie auch dasselbe Maß der Bezeichnung für die Natur un­seres Verhältnisses zwischen den verbündeten Mächten Rußland u und Oesterreich-Ungarn. Deutschland dient da entschieden nur als aus­­gleichender „Buffer“ (tampon), und diese versöhnende Mission er­­fordert eine größere diplomatische Gesihdlichkeit, als man für­ ge­­wöhnlich der anscheinend inaktiven deutschen Staatskunst auf diesem Gebiete zuerkennen will.­­ Der Finanzausflug hat in seiner heutigen Sitzung vor Allem die Berichte über das Unterrichts-Budget, über das Budget‘ des’ "Ministeriums des Innern und der Stadt Fiume "authentizirt. . Dann wurde die Berathung über das Budget des­ Finanz­ministeriums Postgejent Auf Investitionen sind bei den Staats­­forsten (für Negulitungstoffen) 188.616 ff. eingestellt, welche Summ­e, nachdem Minister Széll dargelegt hatte, daß nur die vertrags­­mäßig bedungenen Summen eingestellt wurden, unverändert bemil­­gt wirde. " § ·­­«"JFjir die einergischere Ausbeutung des Schachtes,,Jofefll.«« sipd-100».00­ Vfl.eingestellt Zsedånyiwünscht,es möge über die Fortschritt e dler Schürfung in diesem Schachte ein Ausweich gelegt werden. — Das Präfiminare wird votltt. ·· BecpenkErfop derncß fü­r die Umbauten und Investition­en, welcheyöthngsmdtrem den Druck des Amtsblattes in der Staats­­sfcrxxckerei bezwerkstelligen zu können, pricht Móricz den Wunsc­h aus, daß die Herstellung sänmticher Drudsachen des Staates hin­fort in der­­ Staatsbruderei effektuirt "werden möge. — Minister SzEelt bemerkt hiezu, daß diesbezüglich Verhandlungen im Zuge‘ sind. — Ministerpräsident "Ti Ba it der Ansicht, daß ein Theil der für die Provinz­­ belieb­igten Impresen den Provinzial-Drudereien zu belas­fen wäre. — Wahrmann hält aus dem Grunde, weil im Wege der freien Konkurrenz das Erforderniß sich stet3 billiger werde beschaffen lassen, eine Erweiterung der Stantzbrucerei nicht für zriedmäßig.­­ Somistch ist ebenfalls der Ansicht,daß die Staatss­sdrucke·verwur so wird vergrößert werden­ müssen,daß sie im Stande­­ sei,«di»eDrucksorten für die Zentrik Regierung zu erzeugen­.—Nach­­­dem s1chsauch·St·monyt·in demselben Sinne geäußert hatte, wird das Präliminare bemilligt. · .. Bei den transitorischen Einnahmen wird das Berzeichniß jener or­der Staatsgüter verlesen, die zum­ Verkaufe empfohlen werden. ·Weiter«beendete der Aussch­uß die Bemühung des Budgets ,des Finaz­izministeriims.Sodann wurden die Staatsschulden in­­­ Verhandlung genommen. Auf Antrag des Finanzministers Szell wurde das Agi der in Gold zu bezahlenden Zinsen von 18 auf 20 Perzent erhöht, was im Budget eine Wiehr-Ausgabe von 800.000 Gulden verursacht.­­­­ Bei der 153-Millionen-Anleihe und der­ S0-Millionen-Nenzen- Anleihe gab der Finanzminister detaillirte Aufschlüsse. Mit Aus­­nahme des Budgets der Staatsbahnen hat der Ausschuß den ge­sam­mten Boranschlag erledigt. Weiteres im Morgenblatte. Sollte es sich betätigen, ‚­­ traditionell nächststehender Nachbar,­wird. Deutschlandse­­­­­x, Wien, 1. November. Orig-Korr) Die Zahl der Redner, für­­ die am Samstag bevorstehende „Orient-Debatte” mächst ins Unendliche und sind gegenwärtig icon 50. Redner zum Worte vorgemerkt. Ob es Allen, „die sich zur Tribüng drängen“, wie die nt. fr. Br." emphatisch bemerkt, auch thatfächlich darum zu thun sei, zu­ sprechen, oder ob.sie nicht viel mehr, Werth darauf Legen, ihre Namen blos in der Rednerliste prangen zu sehen, um dann nachträglich ein „Opfer“ zu bringen, d. b. auf das Wort zu ver sichten, soll hier nicht untersucht werden, obgleich­ beide Suppositionen Etwas fir, sie­ haben. Sicher it schon heute, Daß die Nedefluth nicht ins­ Unendliche anschwellen wird, indem schon die einzelnen Klubs, dafür Sorge tragen werden, daß die Debatte nicht schon auf diesem Wege im Sande verrinne. Mehr zu thun, liegt nicht in dem Machtbereiche der Klubs, so werden sie denn auch von all’ den ener­gischen Anläufen, die einige Abgeordnete bereits in den Klubs unter­­nahmen, um si und die Debatte in der Geschichte zu verewigen, auch nicht Einen zu verwirklichen im Stande sein, da die Geschäfts- Ordnung, die sich das Haus selbst erst vor zwei Jahren­ gab, einen Antrag im Gefolge einer Interpella­­tions-Debatte nicht zuläßt. Die Herren­ werden, für mit auf’3 Neden ange­wiesen sein, ein neues­­ parlamentarisches Unifum, für das man hoffentlich ale nicht wieder den ungarischen Ausgleich verantwortlich machen wird, wie­ man es heute mit unserer Ziberal-Raditalen, dem jedoch der­ Umstand entgegen ist, we heißt das?’ 9.A ő Tagesneuigkeiten. (Gedentrede) Heute Vormittags hielt Profeffor Dr. Ulerander Konet über den verftorbenen Brofeffor der Statiftif " Dr. Sofef Jurjevics von einem zahlreichen und distinguirten Auditorium im großen Saale der Universität eine Gedenkrede, melde sich auf die Biographie und Darlegung der Verdienste des Verstorbenen um die Entwicklung der Statistik in unserem Bater­­lande sowohl, als auch auf die Schilderung des gegenwärtigen Standes der Statistik erstreckte. Die Rede wurde mit großem Bei­­falle aufgenommen und der Vortragende von den anmesenden Brot­sefforen beglücwüm­t. (Libt- Stiftung.) Die Hauptstadt Budapest hat bekanntich aus Anlaß des Lißt-Jubiläums für drei Schüler der Mufil-Akademie, "welche auf ihrer künstlerischen Laufbahn besondere Fortschritte ber­­unden, eine Stiftung mit 10.000 fl. gemacht. Die betreffenden Böglinge werden — so lange er lebt — von Lißt und sodann vom Direktionsrathe der Mufil-Akademie vorgeschlagen. Der Maestro hat nun der hauptstädtischen Kommune diesmal, die folgenden drei Zöglinge der Mufil-Akademie in Vorschlag gebracht: Karl Agg­házy, Madar 5­uháp und F­l.Helene Lepeffy. Das Stipendium­­ beträgt für je einen Zögling 200 fl. jährlich. (Ein prachtvolles Meteor) wurde vorgestern Nachts um 10 Uhr beobachtet, — eine Feuerkugel, die in der Richtung von Norden nach Süden figg oberhalb Ofen durch die Haren blauen Lüfte bewegte und plöglich in der Nähe des Kaiserbades — vielleicht gerade über dem Grabe Gül-Baba’s, bemerkt „Budapesti Napilap” — erlosch. (Die Direktion berf­ung Staatsbahnen) er­fuhr ung um die Aufnahme der wagstebenden berichtigenden Zeilen : n Die in unserem gestrigen Morgenblatte gebrachte Notiz über eine Verkehrsstörung auf der j­­ung. Staatsbahn ist dahin zu bes­iichtigen, Daß dieselbe nicht in Folge Ginsturzeg einer Brüde entstand, sondern es sollte in der Zeit zwischen den um halb 11 Uhr Abends von Budapest abgehenden und im halb 7 Uhr Morgens daselbst ankommenden Zügen bei einer Brüde nächst Steinbruch eine neue Eisenkonstruktion­er­werden, melde Arbeit aber durch unvorhergesehene Hindernisse um zwei Stunden länger dauerte, wodurch die am 31. November Morgens von und nach Budapest verkehrenden Züge Verspätungen erlitten.“ (Das P­assagier-Rodvn „Sglöz”) der Donau-Danpf­­ou­ffahrt-Gesellschaft hatte am 26. v­.M., wie „Budap. Napilap" meldet, das Malheur, auf der Bergfahrt von Drfova nach Bazias bei dem Sulzer Rataraft an einen Welfen anzufahren. Man kann si vorstellen, daß die an Bord befindlichen Passagiere über den heftigen Stoß nicht wenig einbrachen. Zum Glück verlor der Kapitän seinen Augenblick seine Geistesgegen­wart­­­er­ ließ die Passagiere der zweiten Klasse alle auf den ersten Play hinüberkommen und den Schiffsboden des zweiten Wrades untersuchen, wobei­ er zeigte, daß derselbe ein Lec bekommen hatte. Er befahl nun, das Schiff an das nahe gelegene ferbt­ge Ufer zu Steuern, wo das eingedrungene Wasser von der Schiffsmannschaft ausgepumpt und das Led durch den Maschinisten verstopft wurde, wodurch es möglich ward, lang­sam fahrend,das jenseitige ungarische Ufer ungefährdet zu erreichen. Tags darauf wurden die Passagiere auf ein anderes Dampfboot überschifft, auf welchem sie ihre Reise fortlegten. (Er-Direktor Hermann Keller) ist gestern Mittags im Sinne des seinerzeit mitgetheilten Gerichts-Besschlufses gegen eine Bürgschafts-Summe­ von 3000 ff. auf freien Fuß gefegt worden. Wegen falscher Krida­ wurde die falsite Geld­­vermittlerin M. Hennig heute zu 6 Monaten Reifers vere­­rtheilt. (Ein jugendlicher Selbstmörder.) Der vierzehn­­jährige Sohn des Gemölddieners Martin Balzanek wurde vorgesternt. Mittags in der Wohnung seines­­ Vaters,erhenkt gefunden. Die Ursac­­e des Selbstmordes ist unbekannt. 7 überführt. — Der­ 14jährige­­ (Selbstmorde.) Gestern Nachmittagg wurde in der M­ächterhütte des ziel Bartid­ichen Weinberges am Blodsberge der 45 Jahre alte Taglöhner Aggenberg­erhenft auchgefunden. Der Leichnam wurde ins Nochusspital Sohn des in der Franzstadt, Mühlgasse Nr. 17, unwohnhaften Georg Balczaret, welcher in­­ der Athenäum-Buchdrucerei bedienstet war, hat er gestern um die Mitagsstunde in der elterlichen Woh­­nung an einem Kleiderrechen erhenzt. Derselbe hatte das Schlüssel­­loch mit Brodteig verstopft, um das Deffnen der­ Thür, mittelst eines Schlüssels zu vereiteln. Als der mit dem Effen heimkehrende­­ Vater, die Thür öffnen wollte, wurde sogleich der Verdacht in ihm rege, daß sich sein Sohn ein Leid angethan habe. Die Thür wurde nun gewaltsam erbrochen und dem jungen Selbstmörder von einem schnell herbeigeholten Ärzte zur Ader gelassen.; mehr zeigte sich noch ein Lebenszeichen, aber zu retten war der junge Mann nicht­ mehr. (Selbstmord.). Ein junger, hoffnungsvoller Mann, der 20 Jahre alte, aus Gyöngyös gebürtige Jurist Tibor Rudnyäangty, ein Sohn des in der Vellderstraße Nr. 1 wah­­nenden Betriger der Budapester 1. Tafel, Herrn Bela Rudny­­ánbfy, hat gestern zwwischen 3 und 4 Uhr Nachmittags in einem „Hotel Garni“ der Malergasse ein Zimmer genommen­ und sich dort eine Kugel durch den Kopf gejagt. Die Leiche des jungen Man­­nes wurde in das Spital gebracht. Welche Motive den Ungläd­­­igen zum Geleitmord getrieben, ist noch unbekannt.­­ »»(Verschüttet.)Bei der Brunn’schen Mühle wird gegen­­wärtig an der herstellung des Brunnens gearbeitet Um das Wasserleistungsrohr zu suchen,welches vom Brunnen zur Donau gezogen ist,mußte ein Schacht gegraben werden,der gestern eine Tiefe von 13 Fußtor rech­t hatte Diese Arbeit leitete der bei der städtischen Wanerrettung für solche Arbe­itenbedienstete Adolf Hell­­wrr­th.Alsnxtnderselbegidstern Vormittags mit dem Arbeiter Gabriel Otticher in diesem Schachte sich befand,stü­rzte er michr, in Folge der ungenügenden Stützung der Seitenwände­ das sich ab­­­lösende Erdreich axxf die im Schachte Befindlichen herab.Ottichel," der sich noch an einen Pfosten anklammen konnte wurde nur bis an den Hals verschüttet, während Hellmu­th von der Grömaffe ganz begraben wurde. Eine momentane Rettung der Unglückkichen war unmöglich, da bei jedem Schritte Erde und Steine nachrollten.. Die Vetstehung des II. Bezirks traf sofort alle Anstalten, um den Verschüt­­teten herauszubringen,­­ leider aber gelang es 3­ Uhr Nachmittags mit Hilfe mehrerer Genie-Soldaten Hellwirth’8­ft um­ Leiche, welche aufrecht im Gerölle stand, auszugraben. Die Untersuchung darüber, wen die Schuld dieses Unglückfalles zur Last fällt, it bereit eingeleitet. Disziplinarstrafe. Dem wegen Majestätsbeleidi­­gung in II. Instanz zu drei Monaten Kerfers verurtheilten Robert Brand, wurde heute das Urtheil der Königl.-Tafel publizirt. Bei dieser Gelegenheit remonstrirte Frank sehr lebhaft und beschimpfte die bei­ der ersten Verhandlung fungirenden Belastungszeugen,­­die er „Räuber“ nannte. Der vorfigende Gerichtsrath Szélács er­kannte ihm eine Diszipfinarstrafe von 24 Stunden an, welche d­rant sogleich abzusagen hat. Die PBächterin der dambrinushalle,­Ch­e Ssapy,­ flagt. Bei flagte jedoch zugibt, Daß x . Daniel Deronde. Ton George Eliot. — Deutsch von Adolf Strodtmann. in Erster Band. — Vierte Buch. Gwendolen bekommt ihren Ermählten. 33. Kapitel. (87. Fortlegung.) Adelaide Nebeffa (ihre Miniatur-Krinoline und ihre monu­­mentalen Züge entsprachen der Verbindung ihrer Namen) hielt ihm sofort ihre Lippen hin, um den Kult im voraus zu entrichten , wor­­auf ihr Vater, noch inniger zufrieden mit der allgemeinen V­orzüg­­lichkeit seiner­­ Verhältnisse und mit dem Fremden, der ein bemwun­­dernder Zeuge war, fordial sagte: — Gie sehen, Jemand wird enttäuscht sein, wenn Gie heut Abend nicht kommen, Herr, Sie lassen sich’s wohl gefallen, in un­­serm Familienzimmer Blag zu nehmen und ein bisschen auf mich zu warten, wenn ich bei Ihrer Ankunft noch nicht da sein sollte? 34 werde mir alle Mühe geben, einen Herrn von Ihrem Schlag zu bef­friedigen. Bringen Sie mir den Diamanten, und ig will sehen, was ichh für Sie thun kann. Deronda hinterließ solchermaßen den günstigsten Eindruck als Einleitung zu einem zwangloseren Verkehr. Ihn selbst freilich hatten diese Liebenswürdigkeiten eine schwere Mebermwindung gefottet. Wenn dies wirtlich Mirab­s Verwandte waren, konnte er sich nicht denken, da selbst ihre innige Kindespietät der Wiedervereinigung mit ihnen eine andere Süßigkeit verleihen könnte, als die, welche in der gemis­­senhaften Erfüllung einer sehmerzligen Pflicht liegt. Was bedurfte dieser Prahlhans von Brudern und bei dem günstigsten Urtheil über diese Hypothetische Mutter Schauderte Deronda vor der Vorstellung einer ‚erster Begegnung zwischen ihr und Mirah zurück, und mehr noch vor dem Gedanken, daß Mirah bei dieser Familie wohnen sollte. Er nahm­ seine Zuflucht dazu, an nichts von alledem zu glauben. Einen Efra Gohen zu finden, wenn Einem der Name im Kopfe herumging, war nichts Außergewöhnlicheres, als unter gleichen Umständen einen Sofiah Smith zu finden ,­ und was das Zusammentreffen bezüglich­ der Togter betraf, so würde sich wahrscheinlich eine erhebliche Bes­chiedenheit herausstellen. Wenn jedoch eine nähere Kenntniß die unliebsamere Schlußfolgerung bestätigte, das würde dann­ heilsame Klugheit gebieten ? — den Versuch zu machen, die besten Folgen dur­ Verheimlichung zu sichern, oder anderen Folgen um jener Offen­­­­heit willen zu tragen, welche die frische, reine Luft umseres sittlichen 34. Kapitel. Als Deronda um fünf Uhr wiederkam, fand er den Laden geschlosfen, und die Hristliche Magd machte ihm die Thür auf. Als sie ihn in das Zimmer hinter dem Laden wies, war er überrascht über den hübschen Anblick der Szene. Das Haus war alt und ac hinten zu recht geräumig ; mahrscheinlich war das große Zimmer, welches er jegt betrat, bei Tageslicht düster, aber fest war es ange­­nehm durch eine schöne alte messingene Ampel mit sieben Delflam­­men erhellt, die über dem mit einem schneemeißen Tuche beliebten Tisch in der Mitte hing. Die Dede und die Wände waren von Maud geschwärzt und die ganze Umgebung war dunkel genug, um die menschlichen Figuren hervorzuheben, welche in venetianischer Sarbenpracht strahlten. Die Großmutter trug ein braungelbes Ge­wand mit einer fehmeren goldenen Kette statt des Halsbandes, und bei dieser Beleuchtung sah ihr gelbliches Gesicht mit den dunkel ge­­zeichneten Augenbrauen und der Umrahmung von grauem Haar so­­hön aus, wie der malerische Effekt es erforderte. Die junge Frau Cohen war in Roth und Schwarz gekleidet, mit einer Schnur von großen künstlichen, mehrfach um ihren Hals geschlungenen Perlen; der Säugling lag schlammernd in der Wiege unter einer [harladnen Steppdecke, Adelaide Nebekla trug ein mit Schnüren belegtes bern­­steinfarbenes Kleid, und Jakob Alexander einen Schwarzmand heiternen Kittel nebst scharlachrothen Strümpfen. Als die vier schwarzen Augenpaare sänstlich Deronda ein Willkommen zubirgten, schämte er sich fast des hochmüthigen Unbehagens, welches diese glüclich aus­­sehenden Geschöpfe ihm bei Tageslicht erweckt hatten. Nichts konnte herzlicher sein, als die Begrüßung, melde er empfing, und fromohl die Mutter wie die Großmutter schienen an Würde dadurch zu ge­­winnen, daß sie sich, Gaftlichkeit erweisend, an ihrem eigenen Leide erbliden ließen. Er betrachtete mit einiger Vermunderung das alter­­thümliche Mobiliar: der Schreibtisch und der hohe Schänktisch von Eichenholz waren gewiß Zufalls- und Sparsamkeitsgründen, und nicht dem Geschmach der Familie, zu verdanken. Eine große Schale von blau und gelbem Porzellan stand auf dem Schänktische, rechts und links davon zwei alte silberne Gefäße, vor Denselben lag ein großes Buch in dunkel gewordenem P­ergamentbande mit tiefgeripp­­tem Rüden. Im der entlegensten Ehe befand sich eine offene Thür,die in ein anderes Gem­ach fü­hrte,aus welchem gleichfalls ein Licht schimmerte.­­­ Deronda nahm diese Details beiläufig wahr, während er Ja­kob’s drängende Ungeduld in Betreff des Messers befriedigte. Er hatte sich die Mühe gemacht, ein solches mit den­ Erfordernissen des Hafens und des weißen Griffes zu kaufen, und produzirte es auf Verlangen mit den Worten: —Ist das ein solches,wie D­u es begehrst,Jakob? Es wurde einer strengen Prüfung unterzogen,der Flaken und die Klingen wurden geöffnet, und der Gegenstand des Tauschhandels mit dem Korkzieher wurde zur Vergleigung hervorgeholt. — Deshalb gefällt Dir ein Hafen besser, als ein Kortzieher ? fragte Deronda. — Beil ich mit einem Hafen festhalten kann, was ich mil. Ein Korkzieher geht nur in Korke zu schrauben. Aber für Dich ist es besser, Du fannst Körte damit herausziehen. — Ufo Du bist mit dem Tausch zufrieden ? fuhr Deronda fort, welcher bemerkte, daß die Großmutter entzückt zuhörte. — Was hast Du sanst in Deinen Taschen ? fragte Salob mit nachdenklichem Grunte. — St, It, Sakob leben! sagte die Großmutter, von da antwortete, der Erziehungspflichten eingedent: — Das brand­’ ich Dir nicht zu sagen. Bei unserm Handel war nur von Messern die Hede. Sarob blickte ihm forschend einen Augenblick ins Gesicht und sagte dann, anscheinend zu einem Entschluffe gelangend, gravitätisch: „ Ich will tauschen, das Messer mit dem Korkzieher Deronda hinreichend, der es mit entspreender Gravität einstedte. Sofort lief der fleine Semit in das anstoßende Zimmer, von wo seine Stimme­ in­ bastigem Geplauder ertlang ; dann lief er hier der zurück, " als er seinen Vater eintreten sah" und einen Heinen Felbelhut, der auf einem Stuhle lag, aufregte, um ihn zu begrüßen. Cohen behielt seinen eigenen Hut auf dem Kopfe und nahm seine Notiz von dem Besucher, sondern blieb stehen, während die beiden Kinder zu ihm hinsprangen und seine Kniee umflammerten. Dann legte er beiden nach­einander die Hände auf­s Haupt und sprach sei­­nen hebräischen Segensspruch, worauf die Frau, welche kurz vorher den Säugling aus der Wiege genommen hatte, ihn zu ihrem Gatten fertig und ihn unter seine ausgestrebten Hände hielt, um im Schlum­­mer gesegnet zu werden. In diesem Augenblick dachte Deronda, daß dieser Pfänderverleiher, der so stolz auf seinen Beruf war, doch nicht ganz und gar prosaisch Sei. — Nun, Herr, ich deine, Sie werden von meiner­ Familie freundlich begrüßt worden sein, sagte Cohen, jenen Hut ablegend und wieder der­ Frühere merdend. Und Sie sind künstlich gebesen. J­ichts so iden, als wenn’s hier ein bisschen fehmwer­kt, fügte er, auf seine Brusttasche Flopfend, hinzu, indem er Blaß nahm. Es kommt nun Allen wohl zu Statten. 39 hab­e gefühlt, wenn ich Zahlungen zu­ leisten hatte. Ich fing früh an — mußte mich tummeln und bald die, bald jene Gestalt annehmen, um für jedes Futteral zu passen. E83 it kräftigend für den Geist. Nern also! zeigen Sie her! — Das ist der Ding, von dem ich sprach, verlegte Deronda, ihn von seinem Finger streifend. Ich glaube er hat hundert Pfund gefoftet. Er wird ihnen ein hinlängliches Pfand für fünfzig sein, denn ich. Ich werde ihn wahrscheinlich in einem Monat etwa wieder einlösen, « Cohen’s glänzende Augen Schienen ein wenig dichter zusam­­menzumwachsen, als sie dem treuherzigen Blick dieses grünen jun­­gen Mannes begegneten, der anzunehmen schien, das Wiedereinlö­­sung den Pfandverleihern erwünscht sei. Er nahm den Ring, unter­­suchte ihn und gab ihn mit den gleichgiltigen Worten zurück: Schön, schön. Wir wollen nach Tische davon reden. Vielleicht reisten Sie ins Gesellschaft, wenn Sie nichts dann wider haben. Ich und meine Frau werden sich dadurch geehrt fühlen, und Mutter ebenfalls, nicht wahr, Mutter ? Die Einladung wurde zwiefach wiederholt, und Deronda nahm sie mit Freuden an. Alle wandten sich fest um und stellten sich um den Tisch. Kein Gericht war bis jet zu sehen, außer einer Schüffel, die mit einer Gerviette bedeckt war, und Yuan Cohen hatte eine Porzellanschale vor ihren Mann gestellt, damit er sich die Hände darin würge. Aber nachdem er seinen Óut wieder aufgefaßt hatte, machte er eine Baufe und rief mit lauter Stimme: „Mardodai !" Sollte das ein Theil der religiös­en Zeremonie sein? dachte Deronda, der nicht begriff, was die Anrufung des alten Helden ber­deuten möge. Allein er hörte ein „Sa“ aus dem anstoßenden Zim­­mer, das ihn nach der geöffneten Thür bliden ließ, und dort sah er zu seinem Gritamnen die Gestalt des räthselhaften Juden, den er die­sen Vormittag im Buchladen getroffen hatte. Ihre Augen begegne­­ten sich, und Mardochai blickte eben­so verwundert auf Deronda — aber keiner von Beiden äußerte in seiner Vermunderung ein Zeichen des Wiedererkennens. Als jedoch Mardohat am Ende der Tafel Plag nahm, verneigte er sein Haupt gegen den Gast auf eine Falte und förmliche Art, als hätte die Enttäuschung von heute Vormittag einen unangenehmen Einbind von der neuen Bekanntschaft in ihm hinterlassen. Cohen wäfe fest seine Hände, hebräische Worte vor sich hin murmelnd ; dann hob er die Serviette von der verdeckten Schüssel und enthüllte zwei lange, mit Mohnsamen betreute Laibe — ein Erinnerungszeichen an das Manna, das die Väter auf der Wink­en­­wanderung genährt hatte — und kleine Stübe abbrechend, gab er eins davon jedem Familiengliede, Adelaide Rebetta eingeschlossen, welche in der ganzen Länge ihres bernsteinfarbenen Kleides auf dem Stubbe stand und ihre Heine jüdische Nase duch Zusammenkneifen der Lippen verlängerte, um mi­rdevoller auszusehen. Danıı hob Eg­hen einen andern hebräischen Segensspruch an, wobei Jakob seinen Hut aufregte, um es ihm genau nachzumachen. Darauf wurden die Häm­pter entblößt. Alle festen sich, und das Mahl verlief ohne witere Sigenthümlichkeit, welche Deronda interessirt hätte. Grad­ete wenig darauf, was für Derichte er aß, da er ganz von dem Wunsche in An­­spruch genommen war, das Gespräc so zu menden, daß es Gelegen­­heit fände, eine entscheidende Frage zu thun, und außerdem an Mar­dochai dachte, mit dem er häufig gespannte, halb verstohlene Blide austauschte, x (Fortlegung folgt.) UndDe-

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