Pester Lloyd, Dezember 1876 (Jahrgang 23, nr. 303-332)

1876-12-01 / nr. 303

ven fer. Also seine nee Unterhandlung, seine neue Transaktion, weder mit der österreichischen Negierung, noch mit der Nationalbank, sondern einzig und allein die Ber­­athung über die Modalitäten der prak­­­ischen Ausführung hessen, was im Mai d. Z.zwischen beiden Regierungen feierlich vereinbart worden ist, TAN nunmehr die Aufgabe dieser Regierungen sein, und wir würden sie ohne weiters gelten lassen,stünde die Erklärung des österreichischen Ministerium­s­ nicht in einem fatalen Zu­sammenhange mit dem Votum der Nationalbank. Wie immer man die Klu­b"-Eröffnungen deuten mag,thatsächlich hat der österreichische Finanzminister erklärt,die Nothwendigkeit zur Modifikation des Bankstatuts ergebe sich­ aus der Ent­­schließung der Nationalbank.Allein weist in diesen Ent­­schließungen von bloßen»banktechnischen«Modifikationen die Rede?Der Ausschuß der Nationalbank vertrifft die dua­­listische Gestaltung der Bank überhaupt,er lehnt das Statut schlechtweg deshalb ab,weil es eine dualistisch­e Organisation enthält.1vie kante angesichts dieser Entschließun­g der Na­­tionalbank noch eine erneute Verhandlung mit diesem Institute gedacht werden,wenn die österreichische­ Regierung wirklich an den leitenden Prinzipien­ der Mai-Stipulationen festhält?Und andererseits,wen­n die österreichische Regie­­rung gleichwohl auf abermalige Unterhandlungen mit der Nationalbank zurückkommt,wie will man sich bereden,daß sie bei ihren Eröffnungen!«­Oiglich»banktechnische«Modifi­­kationen im Sinne hatte ? Ueber diesen Zusammenhang kommt man mit keinerlei Communiquds hinweg. Hier gilt es, Har und unz­weideutig zu sprechen , ob die österreichische Regierung, treu den ge­­troffenen Vereinbarungen, nunmehr, da die Leitung der Oesterreichischen Nationalbank die Grundprinzipien der Nais-Stipulationen ablehnt, an die Realisirung der dualisti­­schen Bank-Organisation ohne die Gesellschaft der Oester­­reichischen Nationalbank schreiten will ? Von der Antwort auf diese Trage hängt unseres Erachtens die Möglichkeit weiterer Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen ab. Und der etwaige Hinweis auf die zu gewärtigenden Gegen­­vorschläge der Bankleitung könnte uns in dieser Auf­­fassung nicht irre machen. Denn gerade diese Erklärung der Nationalbank sett der Iufd­enz ihres Verfahrens die Krone auf. Die unterschiedlichen Aktionäre der National­bank und deren Beamten erheben den ungeheuerlichen Ans­­pruch, als gleichberechtigte Faktoren neben den beiden Re­­gierungen und Parlamenten bei den prinzipiellen — nicht blos bei den banktechnischen Zeitstellungen — der Bank-Organisation zu figuriren. Ja, genau besehen, geht die Präpotenz der Herren über diese Zumachung noch hinaus; sie geriven sich als die allein entscheidenden Faktoren über die Regelung des Kreditwesens der ganzen Monarchie. Das Eingehen auf diese Forderung wäre geradezu entwürdigend für beide Regierungen und für beide Theile der Monarchie, die doch nicht so tief gefunden sind, um sich unter das Diktat etlicher Papierzettel-Fabriks- Inhaber zu stellen. It eine Entgegnung auf die Erklä­­rungen der Nationalbank nach dem Allen überhaupt noch zulässig, denn man sie, wie wir bereits früher auseinan­­dergefeßt, nur in der Aufforderung bestehen, daß die Na­­tionalbank ihre eigenen Beschlüsse im Sinne der d­ualistischen Organisation modi­­fizire; nur unter dieser Bedingung ist eine erneute Verhandlung mit dem erwähnten Austitute denkbar und nur, wenn die österreichische Regierung dieser Auffassung zustimmt, kann von erneuten Verhandlungen zwischen den beiden Ministerien die Rede sein. Darüber wird sich unsere Regie­­rung oh­ne Zweifel schon in den nächsten Tagen Gewißheit verschaffen müssen und die Interpellation, welche vom Abgeordneten Wahl­­mann in der heutigen Konferenz der Liberalen Partei angemeldet wurde, hat eben darin ihre Bedeutung, daß sie das Ministerium zu einer entscheidenden Aktion drängt, welche volle Klarheit in die Lage bringen sol. Formel wurde die Opportunität der Interpellation angefochten, weil die Österreichische Regierung ihre Erklärungen nicht im Par­­lamente, sondern nur in einer Partei-Konferenz abgab. Allein abgesehen davon, daß die Erklärung nir nur Publizität gewonnen, sondern auch einen offiziellen Charakter dadurch erhalten hat, daß die österreichische Megtes­rung d­ieselbe dem ungarischen Mi­­nisterium amtlich mittheilte, so wäre die Affaire jedenfalls zum Gegenstande einer Interpellation im Reichstage gemacht worden, auch wenn die Negierungs- Partei geschwiegen hätte — schon ist ja ein solcher Schritt von Seite der unabhängigen liberalen Partei angekün­­digt — und da ift es jedenfalls gerathen, daß die Mer­gierung Durch ihre eigene Partei Gelegenheit erhalte, ih, zu Außen und daß eine Kundgebung von Seite derjenigen Partei erfolge, die selbst auf dem Boden des zwischen den beiden Regierungen vereinbarten Ausgleichs steht. Gegen das Wesen der Interpellation aber läßt sich überhaupt sein Einwand erheben. Die Fragen entsprechen durchaus den Anforderungen der durch die Erklärung des österreichischen M­inisteriums geschaffenen Lage, und wir für unsern. Theil legen das größere Gewicht auf den dritten Buitt der Interpellation — das ist auf die Frage, welche Garantien die Regierung sich für die Durchführung der vereinbarten Organisation verschaffen wird? Hierin hat nunmehr die Aktion unseres Ministeriums ihren Aus­­deu zu finden, und wenn Herr v. Tiba auf diese Frage die Antwort ertheilt, daß er sich mit dem österreichischen Ministerium ins Einvernehmen feßen werde, so vermögen wir dies wieder nur in dem Sinne aufzufassen, den wir oben entwickelten, daß nämlich die Frage zur Entscheidung gebracht werden muß, wie das dualistische Bankwesen auf Grund der vereinbarten Prinzipien eventuell auch ohne die Gesellschaft der Oesterreichischen Nationalbank zu reali­­­­d · .­ H me ee Budapest, 30. November. (H Im feinen Briefen an Goethe schildert Carlyle die wildromantischen Schönheiten jenes Theiles von Schott­­land, in dem er geboren und in dem er groß geworden ist. Dan muß fähig sein, die Erinnerung selbst an unsere täglichen Gewohnheiten aus dem Geist zu verdrängen, um den Enthusiasmus zu fassen, mit dem der Freund und Biograph­ Goethes die einfachsten Dinge verherrlicht. Die figg in seiner Gebirgsheimath finden: den Garten, der sein elterliches Haus umgab, die Nachbarn, welche er täglich sah und die Beschäftigungen, denen sie nachgingen. Dem Dieter, der sich eine eigene Welt konsteulirt hat, ist es um so leichter, die einzelnen Theile dieser Welt nach dem eigenen Sinn und Verstand zu formen. Das ist ja viel­­leicht die einzige Eitelkeit, die der Seher von Chelsea befist, daß er den Glauben weden will, ex­gebe in einer andern Welt, als die unfrige. Der Zweifel ist gestattet darüber, ob jene Welt die beste, oder auch nur die bessere sei, wie der Zweifel darüber in jedem Denkenden aufsteigen muß, ob jene Carkyle’sche Schreibart die bessere sei, Die der ge­­wöhnlichen schriftstellerischen Art so fremd ist, daß wir uns fragen müssen, ob es ein Wesen sei, geartet und gebildet wie wir selbst, begabt mit denselben Sinnen, genährt mit derselben Nahrung wie wir, das mit diesen wunderlichen Mißgestalten seine Welt bevölkert hat. „Ich bin ein wilder Auerochs, der sich in den Wäldern Germaniens verirrt hat“, ruft er uns zu, und Damit hat er die Antwort gegeben auf alle Einwendungen, welche Diejenigen ihm machen möchten, die aufgewachsen in der Schule der lateinischen Belfer, D­ieser Mace von Künstlern, Mednern und Lieb­­habern harmonischer Formen, den Carlyle’schen „Humor“ zu verstehen Feine Befähigung haben. Und warum wir 904 die Laufbahn des sonderlichen Mannes verfolgen, und ihn beachten, wenn er — so wie fest mit Bezug auf Tragen unserer täglichen Politik sich vernehmen läßt, die ihm so ferne liegt ?.. . „Die Geschichte eines originellen Men­­schen ist stets werth, daß man sie renne. Der in einem Wesen dieser Art verkörperte Wille it etwas so Prächtiges, daß wir Herbeilaufen, um Zeugen aller Kund­gebungen desselben zu sein.“ Wir Haben Diese Antwort in Carlyle selbst gefunden und für den Fall mag sie immerhin gelten. Denn es ist recht eigenthümlich und interessant genug, Carlyle über die Tagespolitik sprechen zu hören, die er zu anderer Zeit einmal, in einer barocken Lebensart, wie sie sein anderer Mensch auf Gottes weiter Erde gefunden hätte, verglichen Hat „mit dem todten Hunde, den die Wellen der Themse bald aufs­wärts, bald abwärts tragen. Er rennt schon seinen Mund und seine Nase, denn er begegnet euch auf jeder Tahrt, und der Duft, den er ausströmt, wird immer unerträglicher.‘ Zum Gegenstande seiner neuesten politischen Betrach­­­tungen hat Thomas Karlyle, wie sich’S gebührt, Die orientalische Frage gewählt. Von helfen aus theilt er die orientalische Welt in zwei Theile, der nördlich gelegene Theil fällt unserer Monarchie zu; Konstantinopel und den Net for Nußland nehmen. Dagegen könnte man freilich einwenden, daß diese T­heilung nicht gerechter sei, als diejenige in der französischen Kindergeschichte, wo ein junger Mensch im Alter von 4 Jahren, einem Gentleman desselben Alters proponirt : „Theilen wir uns das Gebet. Du wirst beten und ich­­ werde die Hände falten.“ Auch scheint Carlyle zu fühlen, daß diese Proposition bei der Durch­­führung auf verschiedene Schwierigkeiten fragen würde, denn er empfiehlt, daß die Theilung sich zu vollziehen habe, mit dem Schiedsspruche des Fürsten Bismard" Und hier liegt der Punkt, von dem aus ji eine gewisse Verbindung Herstellen Siege zwischen den Carlyle’schen Ideen und den Thatsachen der laufenden Politik. Die Berufung auf den „iron Chancellor” ist eigentlich gar nicht Carlyle’sches Eigentum. Demselben Grundgedanken­­ versteht sich, mit ein bischen anderen Worten! — Hat ja vor einigen Wochen auch die , Times" Ausdruck gegeben, als sie dem deutschen Kanzler vorstellte, daß der Friede Europas nunmehr von seinen — Bisz mads — Entscliefungen abhänge und ihn zugleich flehentlich bat, das erlösende Friedenswort für Europa zu sprechen. Bor vier Tagen erst wiederholte ein englisches Blatt von etwas leichteren Allüren, als die „Zimes" — der „Daily Telegraph" — denselben Appell in seiner Weise. Alle leitenden europäischen Diplomaten, sagte die feiterwähnte Zeitung, seien durch zahlreiche Nachichten ge­­bunden, Fürst Gottscharoff Habe mit einem „sehr selbstbe­­wußten Kaiser“ und mit einer mächtigen Hofpartei zu kämpfen; Graf Andriffy fünne nicht immer thun, wie er am Liebsten möchte, der Herzog von Decazes müsse sich vor seiner Opposition hüten und Lord Derby künne sich nicht erwehren, mit der durch die bulgarischen Greuel auf­­geregten, englischen V­olksstimmung zu rechnen: nur Einer sei da, der souverän das Wort führen künne und gewiß set, gehört zu werden, das sei Fiürst Bismard — „denn in seiner Stimme Hört man das Greifen der Kanonen von Sadowa und Gravelotte." Und nun fehrt dieselbe dee — derselbe Einfall, muß es richtiger heißen! — in Car­lyle’s Kundgebungen wieder. Das ist wie mit unseren schö­­nen D­olfsmelodien, die man singt, soweit die ungarische Zunge reicht, denen aber jeder magyarische Stamm einen andern Wert zur Unterlage gibt. Wenn eine Idre so in den verschiedensten Kundgebun­­gen zu Tage tritt, ist der Schluß gerechtfertigt, daß in dem betreffenden Lande die öffentliche Stimmung sich diese I­dee bemächtigt hat. Das ist bedeutsam genug ; allein ebenso bedeutsam ist die Einhelligkeit, mit der aus Deutsch­­land die Erwiderung auf alle diese verladenden Einladun­­gen erfolgt. Die Form dieser Erwiderungen ist anders ge­­artet, je nachdem die Personen geartet sind, denen sie gel­­ten ; das Wesen aber bleibt stets dasselbe. Die Erwiderung an die „Zimes“ lautete scharf, unverbindlich und abwer­­tend. So konnte man dem greifen Carlyle nicht antworten, den vor­­ Jahresfrist erst der deutsche Kaiser und des deuts­­chen Volkes Parlament dur­ auszeichnende­ Manifestatio­­nen öffentlich geehrt haben. Die „Nordd. Allg. 3tg." ermil­dert also ganz höflich, das Schiedsrichter-Amt, das man dem deutschen Kanzler biete, müßte entweder erfolglos oder innig sein. In beiden Antworten nimmt nicht das Wohl­­wollen für England den leitenden Pla ein, und wie wir vermuthen, wü­rde der deutsche Kanzler selbst — wenn er sich herbeiließe, über die Sache öffentlich zu sprechen — sich auch seiner zu großen Zuverkommenheit gegen die englischen Politiker befleißen. Diese Gehäffigkeit der Deutschen gegen die Engländer gehört unter die merkwü­rdigsten Erscheinungen in der zeit­­genössischen Politif. Diese Gehäffigkeit datirt aus dem Jahre 1870, wo die Engländer bald dahin, bald dorthin neigten. Seit jener Zeit behaupten die Franzosen , das perfide Albion habe sie an die Deutschen verkauft, und die Deutschen lassten es sich nicht nehmen, das perfide Albion sei auf Seite der Franzosen gestanden. — Als man wäh­­rend des Krimkrieges Napoleon III. trug, wer denn die Kosten des Schauspiels zahlen werde? meinte er (mit Bezug auf das damalige Oesterreich) : „wer die Kosten jedes Schauspiels bezahlt — die Zuschauer!" + Bi 3 a li 38 · TIHEHchH «- Wie wahr das damals gewesen, weiß man; im Jahre 1870 war England dieser „Zuschauer" und es hat „die Kosten“ wenigstens in den Sympathien der beiden großen Belfer gezahlt, mit denen es die Sache gründlich und für lange Zeit verdarb. Deutsche und Franzosen haften einander mit einem gesunden und betimmten Haß und ein solcher Haß dauert nicht ewig. Unversührlich ist aber ein Haß, der aus einem unbestimmten Gefühle, aus einem Jnstinkt seinen Ursprung ableitet; da er sein eigentliches Objekt nicht fennt, in ihm jedes Objekt erwünscht und räumt man das eine aus dem Wege, wird die gehässige Einbildung sicherlich sich ein neues Objekt schaffen. Das wird stets der unvermeidliche Erfolg sein einer jeden Politit, welche sich beredet, unvereinbare Elemente vereinigen zu können; sie wird nothwendig bald den einen Theil und bald den an­­deren verstimmen; jeder Erfolg des Siegers und jede Nie­­derlage des Besiegten werden ihre Stellung verschlimmern. .. „Denn wer in ihm wankender Zeit auch schwankend gesinnt ist, vermehrt das Uebel, und breitet es weiter und weiter.” . An dem langwierigen orientalischen Streite bildet Die Carlyle’sche Kundgebung eine interessante Episode — ohne Bedeutung. Was die dem Fürsten Bismard zugemuthete S­iedsrichter-Nolle anlangt, so hat diese Zumuthung ja sofort von berufener Seite eine durchaus entsprechende Er­­widerung gefunden, so daß sein Grund vorliegt, der Sache weiter zu gedenken. Und was den Carlyle’schen Thei­­lungs-Plan angeht, so werden uns alle geistreichen Argu­­mente der Welt denselben nicht genehmer machen, als er uns von jeher war. Wir, in diesem Weiche, visfatiren diese Frage nicht Wir Haben gar seinen Grund, die Theilung des Nachbarreiches zu wünschen, auch wenn sie für uns unter vortheilhafteren Bedingungen zu vollziehen wäre, als jene sind, die Sir Thomas Carlyle uns zuge­ dat hat. Konferenz der liberalen Partei. Die heute Abends abgehaltene Klub-Konferenz der reichstäg­­lichen liberalen Partei war sehr zahlreich besucht ; es waren sämml­­­iche Minister und 174 Abgeordnete anmwesend. Präsident Stefan v. Gorove eröffnete die Berathung, worauf Unterrichtsminister Treffort das Wort nahm und mit­theilte, daß er demnachst auf den von Helfy eingebrachten Beichluß- Antrag, nach welchen die Einnahmen aus den Stiftungen und Fonds noch in diesem Jahre ins Budget aufgenommen werden sollen, antworten werde. Nedner hält die Erfüllung des Helfy’schen Fun­­d­es für nicht möglich, weil eine so verwiderte Angelegenheit nicht im Wege eines Beichluß-Antrages, sondern nur durch ein Gefäß ge­­regelt werden kann. Im Namen des Gesammt-Ministeriums erklärt Redner, daß dasselbe die Verfügungen in dieser vermwidelten Ange­legenheit , die schon in den Jahren 1870 und 1873 im Reichstage verhandelt worden und die bereits Anlaß zur Thätigkeit von Kom­­missionen gegeben hat — nur im Wege der Geiesgeltung, für möglich alte. Weiter erklärt Medner, daß, obwohl das Ministerium hin­ichtlich der Fonds und Stiftungen sich für verantwortlich halte, daraus noch nicht deren Aufnahme ins Budget folge ; denn wenn dieselben ins Budget aufgenommen werden, műüssen dieselben von den Beichlüffen des Hauses abhängen, während dieselben im Sinne unserer älteren Gefege unter dem Patronate der Krone stehen. Man miüsse daher für einen solchen Modus sorgen, welcher einer­­seits die BR­en Mängel der Verantwortlichkeit beseitigt, andererseits aber das Patronatsrecht­­ der Krone nicht verlegt. Die Regierung befaßt sich ernst und eingehend mit dieser­­ und wird in dieser Angelegenheit dem Hause einen solchen Gelegentwurf unterbreiten, welcher zur Beruhigung desselben dienen wird. Gabriel Barady ist von der Erklärung des Ministers be­­friedigt, glaubt aber, daß die Regierung einen Schritt weiter gehen müsse. Nachdem der vorige Reichstag in­ dieser Angelegenheit eine Kommission ausgesendet, deren Subkommissionen ihre Arbeiten be­­reits angefertigt hatten, welche aber eingetretener Hindernisse halber nicht der Hauptkommission unterbreitet wurden, sieht Hedner seinen an­­deren Weg für die neuere Aufnahme der Angelegenheit, als die Neukonstituirung der Kommission zur Prüfung der Fundationen. Minister Trefort erklärt, daß er den Antrag acceptirt und ersucht den Vorredner, denselben im Hause einzubringen. Julius Horváth fragt, ob die Behauptung der Blätter wahr sei, daß die Regierung mit dieser Angelegenheit eine aus ihren eigenen Vertretern und den Grmitticten des Klerus zu bil­­dende Kommission betraut habe, worauf Minister Trefort er­klärt, daß die Negierung in dieser Beziehung noch­ gar seine Er­stellung getroffen habe. — Aladár Molnár sieht gar sein Hin­­derniß gegen die Aufnahme der Fundationen in das Budget, da alte Gejege dem Reichstage auch über diese das Recht der Kontrole ertheilen. Das königliche Patronatsrecht sei kein individuelles, son­dern ein Recht der Krone, welches auch Yohann Hunyady — ohne König zu sein — ausübte. — Minister-präsident Tiba meint, bevor das betreffende Geset geschaffen wird, sallen sowohl das Kon­­trollrecht der Legislative, als auch das Recht der Krone aufrecht­erhalten bleiben. Ziel des zu schaffenden Geleges wird es fern, jeden Verdacht betreffe der Verwaltung auszuschließen. Zur Dis­­kussion der Frage werde sich übrigens bei Verhandlung des betref­­fenden Gelegentwurfes Gelegenheit genug bieten. » Die Konferenz nahm die Erklärung der Regierung zur Kenntniß und acceptirte den Antra Varadyss. Präsident­ Von mehreren Serten wurde der Wunsch ausgesprochen,es miöge nachdem,was in der andern Hälfte der Monarchie betreffs des Handels- und Zollbündnisses und der Bant­­frage vorgefallen, eine Partei-Konferenz über die nun erforderlichen Agenden abgehalten werden. Diesem Wunsche habe er Folge ge­leitet und die Konferenz einberufen. ; , , Mor Wahlermann: Nach dem, was in der jüngsten Zeit in der andern Hälfte der Monarchie vorgefallen, und nach den Aeußerungen, welche dort seitens der Regierung gethan wurden, hält er es für noth­wendig, daß die Partei im Neinen sei betreffs der Agenden in den wichtigen Fragen, welche das Land so nahe in­teressiren. Wer jene Erklärungen gelesen hat, muß einsehen, ‚twie sehr dieselben im Gegentage zu dem stehen, was unter Minister- Präsident Hier im Klub und im Abgeordnetenhause am 11. Mai und am 4. Oktober vorgetragen hat. Diese Gegentäte sind sehr unwesentlich. Der Minister-Präsident hat erklärt, daß die Ausgleichs- Fragen , namentlich : die Boll, die N Restitutiong-, die Ber­­ehrungsftener-, die Quoten» und die Bankfrage mit­einander in engem Zusammenhange stehen und das könne auch gar nicht anders sein, denn beide Theile haben Konzessionen gemacht, und für das, was der eine in einer Frage Tonzeh­rte, erhielt er in der andern Kompensation. Die Erklärung der österreichischen Regierung zieht jedoch den Zusammenhang in Zweifel, leugnet denselben und spricht von der Eventualität wesentlicher Modifikationen und stellt gerade bezüglich der Bankfrage neuere Vereinbarungen mit der ungarischen Regierung in Aussicht. In Folge dessen richtet Redner an den Minister-Präsidenten folgende Interpellation:­­­­ „Der ungarische Minister-Präsident hat am 11. Mai d. $. im Abgeordnetenhause die Gründe jenes Medereinkommmens bekannt gegeben, welche mit der österreichischen Regierung bezüglich der ölung der Bankfrage getroffen wurden und auf dessen Basis die Details auszuarbeiten seien.­­ Der österreichische Finanzminister, welcher er am 27. Novem­­ber ebenfalls über die Bankfrage äußerte, hat jedoch von den even­tuellen Modifikationen in einem solchen Sinne gesprochen, als ob durch diese Modifikationen eventuell auch die vom ungarischen Minister-Präsidenten als unverrüdbare Basis für die Lösung der Bankfrage bezeichneten Prinzipien berührt werden könnten. In Folge dessen erlaube ich mir an den Herrn Minister-Präsidenten, beziehungs­weise an die ungarische Gesammt-Negierung folgende Frage zu Stellen:­­ , 1. Erfolgte seit dem 11. Mai ek den beiden Negierun­­gen eine neuerliche Vereinbarung, welche die auf die Bankfrage der nahen Weltstellungen veränderte, oder aber betrachtet die ungarische­egierung die Hauptprinzipien noch immer als eine unabterk­bare Yatız, an welcher sie auch fernerhin festhält ; 2. beharrt die ungaris­­che Regierung auf dem, was sie am 4. Oktober aussprach , daß die einzelnen Theile des Ausgleichs, die Bankfrage inbegriffen, ein un­­trennbares Ganzes bilden und nur zusammen zur Sanktion unter­­breitet werden können; 3. was gedenkt die ungarische Regierung zu thun, um die Lösung der Bankfrage auf Grund der mehr erwähnten Prinzipien zu sichern ?" al 3 Minister-Präsident Koloman Iika hält es zwar prinzipiell nicht für nothunwendig, daß eine Interpellation erfolge, aber da es bekannt ist, daß von einer Seite eine Interpellation in Vorbereitung sei, ist er nicht dagegen, daß aus den Neiden der Partei eine Inter­pellation gerichtet werde. Was die erste Frage des Abgeordneten Wahlmann betrifft, nämlich: ob seit dem 11. Mai und O Oktober irgend etwas geschehen sei, wodurch die Situation zwischen den bei­den Regierungen geändert worden wäre, erklärt er (Medner) ent­­schieden, daß nichts Derartiges geschehen sei (Zustimmung) und die Konferenz möge sich überzeugt hab­en, daß die Regierung, wenn sie es im Interesse des Landes fü­r nöthig gefunden hätte, Veränderungen, Modifikationen bezüglich der am 11. Mai und 4. Oktober mitgetheilten Feststellungen vorzunehmen, nicht gezögert hätte. Die mit aller Offenheit der Partei, beziehungsweise dem Hause zur Entscheid­ung vorzulegen. Da er davon ausgeht, daß im Laufe jene Sinterpellation erfolgen werde, beabsichtigt er nicht, seine hierauf zu ertheilende Antwort detaillirt auseinanderzufegen, sondern erwidert nur kurz, präzis und bestimmt das Folgende. Erstens: Daß die Regierung nach dem, was z­wischen den beiden Regierungen geschehen war, zu der am 11. Mai in Be­­zug auf die Vereinbarungen in der Bankfrage, sowie zu der am 4-Oktesekas ggedenen Erklärung berechtigt s war,ktzkdekchet seerkX sie aussprach,daß,wenn auch diese Frage nt­i·keinem rechttchen­ Zusammenhange stehen,dieselben doch jenen politischen Kenner bes­ figen, daß sie nur gleichzeitig zur Sanktion unterbreitet werden können. « « Das Zweite ist,daß die Regierung sowohl ihre am 11.Mai als am 4.Oktober abgegebene Erklärung«auch heute noch aufrecht­­erhält.(Lebhafte Zustimmung.)Hinsichtlich der dritten« Frage-was die Regierung zu thun gedenkt,exwiderter,daßfieesfu«·hkex erste Aufgabe halten werde-sich bestimmte,unbezweifelbare Gewahr—.« dafür zu verschassen ob die«österreichische Regierung auf der, in den Erklärungen vom 11. Mai und 4. Oktober bezeichneten Basis steht und demgemäß werde sie ihr weiteres Verfahren einrichten. (Lebhafte Zustimmung.) « die Mage, ob es nothwendig sei, daß zur « Hierauf ergreift Eduard Zsedenyi das Wort; er erörtert Kenntniß nehmen sol, was nichts meinschaftlichen Konferenz er sich vorbehalte, feiner « das Abgeordnetenhaus etwas Anderes it, als eine in einem Klub erfolgte Aeußerung, ob die Intervention des Abgeord­­netenhauses nothwendig sei, während wir doch bestimmt willen, daß die Regierung an den häufig dargelegten Vereinbarungen festhält. — G­ernatony ist der Ansicht, die Interpellation sei nothwen­­dig, denn die österreichische Regierung habe, und zwar in der je­­der Partei, Grelärungen abgegeben, denen zufolge man bezweifeln könne, ob die ungarische Regierung bona fide vorgegangen sei. » «,Mit­ diese Interpellation soll der un­arischen Regierung gleichsam eine Satisaktion gegeben werden.(LehafteVVUfUll­)« ,Paul Möricz erklärt,daß er den Text d«er verleferteantex­­gellaktion annehme-welcher Erklärung auch die Konferenz ertritt. Nachdem noch der Ministerpräsident sich dahin geäußert, daß Interpellations-Beantwortung im Hause, was die Form betrifft, dem ihm nothwendig erscheinenden Nachdruc u verleihen, daß er aber den Wortlaut nicht nochmals vor die Partei zu bringen gedente, da die Antwort in allen wesentlichen Buitten mit den heute abgegebenen Erklärungen identisch sein werde. Hierauf wurde die Konferenz geschlossen. sz Den Bericht über die heutige Sigung netenhanses finden die Leser auf der Beilage. « » des Abgeundts Th. Bukarest, 24. November. Orig.-RKorr) In aller Stille, ohne der Welt das graufe Beispiel einer blutigen Zukunft allzu grell vor’s Auge zu führen, vollzieht sich Hart an unserer Landesgrenze, dem rechten Donau-Ufer entlang, ein Schauspiel, das wie kaum etwas Anderes geeignet ist, den ruhigen, aber fürchterlichen Ernst, mit welchem der hart bedrängte türkische Staat den „Kampf ums’3 Dasein“ aufzunehmen gewillt ist, anschaulich klar zu machen und jedem Unbefangenen die unumstößliche Welterzeugung beizu­­bringen, daß dieses zur Zerstühlung auserforene Land noch lange nicht für derlei Prozeduren reif ist, daß es vielmehr eine Lebens­­fähigkeit manifestirt, Die zu paralysive­n Ströme von Blut rosten müßte. . Das ganze Donau Vilajet ist von mehr den also Bataillonen Nizams,an 30—75 Bataillotten Redifs und bei 50—55.000 Mann Baschi-Bozuks und Tscherkessen besetzt.In einem ungleich großen Verhältnisse zu den sonstigen Truppen steht die zahlreich angesam­­melte Artillerie, welche in dem genannten Landestheile konzentrirt wird. Täglich kommen neue Truppenmassen aus dem Innern des Landes, täglich wachsen neue Vertheidigungsmwerfe aus der Erde, und ununterbrochen wird an den Befestigungen von M­iddin, Ruftshuf, Silistria u. s. w. gearbeitet, um diesen Plägen eine be­­deutende Widerstandsfähigkeit zu geben. &s ist hier kein Geheimniß mehr, daß, sobald die russischen Truppen Miene machen den Pruth zu überlegen, die Türken sofort in Rumänien einladen werden, um so den Brand auf fremdes Gebiet hinüberzumälzen. Dafür sprechen alle äußeren Anzeichen, so beispielswweise die Ansammlung zahlreicher Pontons und Brüden­­equipagen am rechten Donau-U­fer. Die wohlhabende rumänische Bevölkerung auf der linken Seite der Donau macht denn auch Miene, ihren Aufenthalt nac dem Innern des Landes, oder gar nach dem Auslande zu verlegen. Zwar ist nicht zu verkennen, daß die Ausführung dieses Planes bei einem eventuellen Mißerfolge der türk­ischen Waffen eine Gefahr birgt, deren Konsequenzen gar nicht zu berechnen sind, weil — und das liegt an für jeden Nichtmilitär auf der Hand — die Donau den Rückzug nahezu unmöglich macht. Andererseits aber hat die­dee den nicht zu unterschäßenden Vortheil für die Türkei, daß sie der z­weizüngigen Volitit Rumäniens ein Ende bereiten und Lester es zwingen muß, offen Farbe zu bekennen. In hiesigen Kreisen ist man auf die Rolle, welche Rumänien im bevorstehenden Kriege spielen wird, nicht wenig gespannt ; umso­­mehr, als der intelligentere Theil der Bevölkerung von lange zu der richtigen Erkenntniß gelangt it, daß troß aller Neutralitäts- und Friedens-Betheuerungen, mit welchen bei jeder Gelegenheit (Siehe die jüngste Thronrede und die Nöreffe des Senats und der Deputirten­­kammer) herumgeworfen wird, in Wirklichkeit ganz entgegengefeßte Dinge auf den Moment des G Hervortretens lauern. 39 Mann nach kompetenter Duelle versichern und nöt­igenfals auch Belege dafür erbringen, daß tro& aller Betheuerungen von „Aufrechterhaltung des Friedens um jeden Preis”, von „steikter Neutralität” zc. gegenwärtig mehr denn 100.000 Mann unter Waffen stehen. Hier in der Haupt­­stadt selbst ist jedes Haus — zum nicht geringen Berger der hiesigen Bewohner — mit 10, 20, oft 30 Mann Militär belegt. Den ganzen Tag bis spät in die Nacht durchziehen größere oder kleinere Notzen mit klingendene Spiel, lärmenden, unhar­monischen Spornsignalen und Trommelgeraffel die Straßen, hemmen oft ganze Stunden lang jede Passage und geben so der Physiognomie unserer Stadt ein Fomifchs kriegerisches Gepräge. Und wenn man annehmen wollte, daß die Aufgabe des einberufenen Militärs in Gretzitien, Marschübungen u. dgl. — wie dies in anderen Staaten üblich — besteht, wäre man gar sehr im Irrthum ; vielmehr besteht diese in der Regel darin, zwei, drei oft auch mehr: mal im Tage vor Sr. Durchlaucht dem General X., oder dem Brigadier 3. — vorbei zu defiliren. Und was das für Defiliren ist! Offiziere sowohl als Mannschaft trotten im Gänsemarsch, in vor Kälte zum Fragezeichen getrimmter Haltung einher, improvisiven aus den Mantelärmeln einen Muff, in melden sie die Hände bis zum Elbogen hinauf verstehen und lassen das „Gewehr in Arm“ bis zur Hälfte herunterhängen oder schleppen es oft gar am Boden nah­e gewiß, ein rührendes Bild. Und diesen Helden „im Kittel” traut man einen Erfolg gegen die türkische Armee zu! Ich habe in den zwanzig Jahren meines Militärdienstes mancher Truppe gegenübergestanden und semwohl während, als nach meiner aktiven Dienstzeit mit sehr geringer Ausnahme die Truppen aller europäischen Länder kennen gelernt; aber es fällt mir in der That schwer, irgend eine Armee mit der hiesigen zu vergleichen, ohne der ersteren eine schwere Kränkung zuzufügen. — — Wie es mit der­­ Realisirung der großmüthig vollsten vier Millionen Franc zur Heeres-Ausrüstung aussehen wird, das ist eine Frage, deren Beantwortung alle jene, welche die finanziellen Bedrängnisse Rumäniens kerien, mit großer Spannung entgegen­­sehen, umso mehr, als das Fiasto — euphemistisch „D Vertröstung auf bessere Zeiten” genannt —, welches Herr Rosetti beim neuerlichen Berfuch eine Anleihe zu negozieren, in Wien, Paris und London ge­­macht, zur Genüge bekannt ist. In Folge dessen konnte man aus dem Eisenbahn-Unternehmer Herrn Cramwley, anstatt ihm die Summe von 10%­, Millionen Francs, die er beim Staate als Kaution depo­­nirt hat, zu liquidiren, nur eine Abschlagszahlung machen. Und das ist noch nicht Alles ! Täglich umlagern Hunderte von Offizieren, Beamten und Lieferanten die Staats-Hauptwaffe. In den Sälen, im Hofe, oft bis weit in die Wasfe hinaus machen die Leute Tag für Tag Duelle und täglich werden sie, anstatt klingende Franc für den rüdständi­­gen Sold zu erhalten, mit neuen Hoffnungen „für morgen“, „für übermorgen“ vertröstet. Borgestern, als einige Offiziere, die Kaffen­­beamten und die endliche Auszahlung des rüdständigen Soldes ein wenig stürmisch angingen, hatte einer der Lektoren die unheilvolle dee, die Drängenden mit dem Versprechen zu beruhigen, der „Seldwagen“ mi­sse jeden Moment von der Post mit den ein­laufenden Geldern der Distrikte anfangen; man könne auf einige hunderttausend Francs für heute rechnen, 2c. 2c. Dieses Gerücht ver­­bietete, sich wie ein Zauffeuer und hatte zur Folge, daß in weniger als einer halben Stunde viele Hunderte das Gebäude der Staats- Hauptwasfe umlagerten. AS endlich der ersehnte Wagen anlangte, entstand ein so fürchterliches Drängen und Stoßen, daß die Szene völlig den Anschein einer Nevelte gewann. Der rettende Wagen ent­­hielt indeß leider Alles in Allem nur 21,300 Fred. und enttäuscht 409 Alles wieder ab, .

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