Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1879 (Jahrgang 26, nr. 26-49)

1879-02-21 / nr. 43

IT € 4 (Einzehie­rnummern 3 Er. ins alten Berfchleifilofalen.) Bu­dapest,21.Febex­.­­Das russische Gouvernement hat sich nicht beeilt den Friedensvertrag mit der Türkei den Signatarmächten des Berlindiraktates vorzulegen-Es hieß anfänglich, Russland und die Pforte seien übereingekommen,­den­ Frieden von Konstantinopel erst nach geschehener Ratifikation den Mächten mitzutheilen.Die Ratifikation ist wohl nur schon vollzogen;es fehlt nur noch der Austausch der ratifizirten Exemplara Bis dahin mü­ssen sich die Mächte noch gedulde­n. Ihre Neu­gierde ist übrige als in diesem Falle nicht groß, denn alle Bestimmungen des Vertrags mit all seinen Anrecht sind bereits aufs Wort bekannt . Ueber die Frage,ob der ru­ssisch-rmnauische Konflikt wegen­ der Assai­eront Arab-Tabia bereits­ beigelegt sei,liegen widersprechen­de Melduungen vor:Einer­­­seits heißt es,daß die Meldung der«Agence Russe«,welche zu der günstigern Auffassunghlm­aßgab,sich nur auf die Beiliegung jenes Zwischenfalles bezog,welcher durch die rumänischerseits gegen die Pest ergriffenen Vorkehrungen hervorgerufen wurde.Diese Affaire ist allerdings infolge der am 18.J.in­ Petersburg zwischen beiden Regierungen ausgetauschten Erklärungen beigelegt.Anders sei es jedoch mit der Angelegenheit von Arab-Tabia bestellt. Diese sei noch­ keineswegs geordnet. Der Konflikt hat zwar seinen wesentlichen Charakter und die Annahme, daß Rußland eine gewaltsame Lösung herbeiführen werde, wird nach wie vor perhorreszirt, allein der Widerstreit der Anschauungen besteht immer noch und er wird wesentlich dadurch ver­­schärft, daß Nurland durch die Bewegung des Forts Arab- Tabia seitens der Rumänen seine „militärische Ehre” engagirt sieht und dabei beharren zu müssen glaubt, daß ihm hier eine Satisfa­tion gegeben werde. Mit der bloßen Räumung Arab-Tabias, wozu sich die Rumänen, nach einem Telegramm unsreies Morgen­blattes, bereit erklärt haben, wäre also nach dieser Ber­sion den Rufsen nicht genug gethan. Angesichts solcher Widersprüche bleibt nichts Anderes übrig, als den weiteren Verlauf der Dinge zügig abzuwarten. 7 Unter den Notabel, die in Tirnova der Eröf­fung der alten bulgarischen Konstituante harren, haben sich rasch zwei Parteien, eine konservative und eine radikale, gebildet. Die exjtere steht auf dem europäischen Standpunkte, die­­eitere plaidirt für Gewaltmaßregeln und aktiven Widerstand gegen die Trennung­­ der beiden Bul­­garier. Die Konservativen haben jebt Thon Ursache zu fürchten, daß ihre Aufschauungen in der Periorität bleiben werden. Vorläufig it der V­erfassungs-Entwurf noch mit dem Schleier des Geheimnisses umgeben, wer nicht einmal für die Deputirten gelüftet wird. I den allgemeinen Un­riffen soll die Berfafsung der serbischen und rumänischen am nächsten kommen. Die Legislative ist aus zwei Häusern zu­­sammengelegt, aber selbst die Abgeordnetenkammer soll eine Reihe ernannter Mitglieder aufzuweisen­ haben. Wohl begreiflich, daß foh eine Besti­mmung unter den Ma­difaten nicht viel Beifall findet. In einem Briefe, der uns aus Konstantinopel zu­­kommt, wird übrigens die Meinung ausgesprocen, daß die in der gesammten europäischen Presse verbreiteten Nach­­richten von dem unvermeidlich bevorstehenden Ausbruch einer Erhebung in Ost-Rumelien nach dem Abzuge der Rufen, als Uebertreibungen anzusehen seien. Es heißt in dem erwähnten Schreiben : „Die Pforte hat in den jüngsten Tagen Berichte aus Dift- N­umelien erhalten, welche sie in der Hoffnung bestärken, daß die Organisation dieser Provinz im Sinne des Berliner Vertrags ohne Aufwendung von Gemaltmitteln und ohne Beihilfe eines gemischten europäischen Korps von Statten gehen werde. Zwar wird die Agitation für die Vereinigung mit Bulgarien in sehr erheblichem Maß betrieben, allein die Kraft dieser Agitation wird gebrochen sein, sobald einmal die Naffen das Land verlassen werden. Wohl ist es wahrscheinlich, dab man auch dann noch von Bulgarien aus nicjtó unversucht haffen w­ird, um die Gemüther der nationalen Senoffen­ südlich vom Balkan zu erregen, doch können diese Bestre­­bungen paralysirt werden, wenn die autonome Bermaltung der Provinz es versteht, die Bevölkerung für sich zu gewinnen. . Die Pforte wird die Prär­pgative dieser autonomen V­erwal­­tung streng respektiven, andererseits aber auch keines der ihr zu­­stehenden Rechte aufgeben. Sie wird insbesondere die militärische Befezung der Ballangrenze in Gemäßheit des Artikels XV des Ber­­liner Vertrages durchführen. Sie hegt nicht die Besorgniß, bei der Ausübung dieses Rechtes auf den­­ Widerstand der Bevölkerung zu stoßen, und dies umso weniger, als die in Ost-N­umelien bereits or­­ganisirte Gendarmerie und Solal-Miliz von gutem Geiste erfüllt sind, und duch ihre Zusammenlegung sowohl, wie dur ihre Offiziere, die zumeist Franzosen und Engländer sind, eine Art Bürgschaft für die Aufrechterhaltung der Ordnung unter allen S­entualitäten „bietet.” Aus dem im englischen Parlamente jüngst vorgelegten Blaubude ist unter Anderem zu entnehmen, daß die beitische Frotte exit dann den Bosporus und die Darda­­nellen verlassen wird, wenn die russischen Truppen die Grenzen Ost-Rumeliens Hinter fi) haben werden. Der Zeitpunkt rückt nus näher; er­st jedoch noch nicht da. Nebrigens ist die allgemeine Aufmerksamkeit in England im­­ Augenblicke mehr durch den Zulu-Krieg, als durch die An­­gelegenh­eiten der Pforte in Anspruch genommen. Der Gou­­verneur von N Sid-Mrika, Sir Bartle Frere, der zum Offensivkrieg gegen Cetewayo gedrängt hat, wird in den Blättern vielfach getadelt. Milder lautet das Untheil über den Heerführer Lord Chelmsford, der ihn am 11. No­­vem­ber v. a. seine Meinung über einen Krieg mit den Raffern in folgende, durch die Thyatrachen glänzend gerecht­­fertigte Süße wiedergelegt hat: „Bei Operationen gegen die Saffern muß der erste Schlag ein schwerer sein. Es könnte kein größerer Mißgriff begangen werden, als zu versuchen, sie mit um genügenden Mitteln zu besiegen. Die Zulus haben den Vortheil, an einem Tage we­nigstens Dreimal so weit marsc­hren, zu können als die britischen Soldaten, und sie haben überdies Teinen Train, der sie hindert.“ Der Mitgriff, vor dem­ Lord Ehelmsford gewarnt, ward von ihm selbst begangen, ud er minde fein und Englands Unglück. Ueber die Tendenzen, die mit Dem Rul­kriege­ verfolgt werden, spricht sich sein Blatt so offer aus, wie der , Observer". „Es scheint ums — sagt er — daß wir Feine Wahl haben, weder in der Theorie, noch in der Brazis, als jeden Staat über den Hafer zu werfen, der, wie es bei den Zulus der Fall, eine Gefahr für unsere Herrscaft geworden ist. Die Militär-Organisation, die König Cetewayo innerhalb­­ seines Gebietes­ errichtet hat, bedroht die Sicherheit unserer afrikanischen Besitzungen. Diese Organisation wide. unter allen Um­ständen zerstört werden müssen, und der Krieg, in den wir jegt, verwidert sind, ist nun eine nothwendige Folge der Arbeit, die England am Kap unternommen." — Das it auch unsere Ansicht. Ar­­ 7 des Grafen Biltor JiHy- Ferrari) wird Alexander Hege 0 ü 8 fandidirt. — Die ungarijere Delegation hält am 27. d., nach Mittags 5 Yhe Situng. Auf der Tagesordnung befindet " sich : die Nebennah­me der Negierungsvorlagen und Verfü­gung betrefft­ deren vorläufiger V­erhandlung. — An Stelle Eduard Zsedänyis] und des Grafen Emeih Szchenyi werden die Gr­asmitglieder Aurel BEgH und Graf Alexander Karolyi in die Delegation einberiufen werden — Zum Schriftführer der Delegation (an Stelle aufs­ ­ jú­g­e. 9 Aus dem Feldstage. Präsident GhyczY eröffnet die heutige Situng Des Ab­­geordnetenganges nach 10 Uhr — Schriftführer: Antal, Darois, Molnár. — Auf den Ministerjanten isß: Tipa, ne Szende Bedelovich, P­auler Trefort, ettel. Das BPBrotofoll der gestrigen Situng wird verlesen und authentizirt. Präsident legt mehrere Gefuche und Repräsentationen vor, die an den Petitions-Ausschuß gewiesen werden. P­räsident: Im Anschluffe an meine gestrige Trauer­­meldung zeige ich dem geehrten Haufe an, daß die sterblichen Heber­­reste unseres gestern um "210 Uhr Vormittags nach kurzem Leiden im 77. Lebensjahre verstorbenen Abgeordnetenkollegen Eduard Zsedenyi am 22. b. um 3. Uhr Nachmittags in der hiesigen evangelischen Kirche eingesegnet und am 24. b. 3 Uhr Nachmittags in feutscha­u zur ewigen Nähe bestattet werden. “Ich glaube, Ihrer Zustimmung zu begegnen, wenn ich bean­­trage, daß das Haus bei der Einsegnung forporativ erscheine. (Ms gemeine Zustimmung.) Da diese um 3"), Uhr beginnt, so proponive ich, daß Die morgige Situng um 1 Uhr geschlossen und die­­ Berathung der Petitionen auf den nächsten Samstag verschoben werde. (Allgemeine Zustimmung.) Minister-Präsident Tiba legt die mit der a. hb. Sanktion versehenen Gefege über die Regelung der Handelsbeziehungen zu Frankreich und über die im Jahre 1879 durch Kredit-Operationen zu bedeuenden Ausgaben (Amlehensgefek) vor; die Gefege werden prom­ulgirt und dem Oberhaufe zu demselben Zweckk übersendet. In hierauf fortgefegter Budget-Debatte nimmt das Wort Michael Zftlinsky. Er fühlt, daß er nichts Neues werde sagen können; allein im Bemwußtsein der schwierigen Situa­­tion erachtet er es für nothwendig, sein Votum zu motiviren. Die Lage der Opposition gegenüber einem Budget mit 30 Millionen Defizit ist leicht, und sie wird noch erleichtert duch die allgemeine Stagnation und Unzufriedenheit. Er erwartete immer die rettenden Ideen der Opposition, er erwartete, daß ein muthiger Mann sagen werde, die Opposition hätte den Ereignissen eine andere Nichtung gegeben. Allein man hörte nur scharfe Angriffe, fromme Winsche ; über das Wesen der Sache, wie man fan­ren solle, hörte man nichts, vernahm man seinen Antrag. Graf Nemes berührte die Vorschläge de 3 einstigen Einundzwanziger-Ausschusses; diese waren für nor­­male Verhältnisse berechnet und die gegenwärtige Regierung trat unter außerordentlichen Verhältnissen in’s Amt. · Den Antrag Bawn Summ kann mut·Redner nich­t an;ein solcher Ausschuß existeerte schon und hätte jetzt keinen praktischen Zweck. Der Ausschuß bestünde aus Abgeordneten, die schon Ge­legenheit hatten und auch jet haben, ihre Seen im Hause dar­­zulegen. (Beifall rechtS.) · · Wenn die Abgeordn­eten die Mittel der Samtungs kennen und sie nicht jagen, dann treiben sie ihr Spiel mit dem­ Lande, oder sie rennen sie nicht — und dann haben sie kein Recht, gegen Andere zu Klagen zu erheben. (Beifall rechts.) ob­ spricht Redner gegen Ernst Simonyi, der auf Amerika vergleichen könne. Die Ursache unserer Stagnation soll die Ver­­bindung mit Oesterreich sein; warum fragen aber auch die fran­­zösischen Industriellen? Man klagt auch die bosnische Ofsupation als Ursache des Defizits an, aber auch ohne deren Kosten bleibt das Defizit bestehen. Da Hilft nur Erhöhung der Einnahmen und Sparen. Daß Legteres noch nur in nothwendigem Maße­ geschehen, liegt in der Thatsache, daß Einer Dasjenige für unumgänglich notha­bendig hält, was der Andere für entbehrlich erklärt. Wenn also die Steuern nicht erhöht, die Ausgaben nicht mehr reduzier werden können — mas soll denn die Regierung begin­nen? Redner hält die "Heeresausgaben für dasjenige " Gebiet, wo noch die meisten Erfolge zu erreichen sind. Bisher feste man allen Bestrebungen mit kurzer, militärischer Berechtsamkeit ein „Es geht nicht !“ entgegen. mant macht man hier im Lande " Berfudhe, in der Verwaltung zu sparen, so lange dort mit vollen Händen aus­­gegeben wird. Nicht, daß man gleich fest, wo Die orientalische Kkife noch nicht gelöst it, beginnen sollte. Aber Redner spricht gegen die Fühllosigkeit, mit der man selbst die geringsten Reformen ie diesem Gebiete zurun­dmeist. an einschlägige Reformen sind jedenfalls die europäischen Verhältnisse maßgebend. Redner glaubt nicht — wie er zum Schluffe sagt — daß der Ausgleich mit Oesterreich das Land zugrunde richte, er glaubt nicht, daß heute ein besseres Budget mög­­lich sei, er glaubt nicht, daß die bosnische Gabe an allem Schlim­­men Schuld sei; woran er aber glaubt, das ist die Zukunft Un­­garns, deren positive Gefährdung von der Opposition so beharrlich proklamirt wird und weil er überzeugt ist, daß die Regierung die unumgänglichen kankreten Anträge zur Besserung der Lage unter­breiten werde, ab er die Budget-Vorlage als Basis der Spe­­zialdebatte. (Beifall rechts.) _ · : Josef Liechtenstein­ polemks ist vor Allem gegen Dsrday Er bestreitet,daß die Bereinigte Oppositik persönliche Polik bek treibe;eine solche Politik käufe ja auf Seite der Regierungspartei leichter zuüsse.Das Ministeriumn Tipa hat über LOO Millionen Schneide11,aber 1111r geringanvestitonen gemacht-Die­ Majorität des Finanzausschusses selbst scheint· wie aus dem Berechte und den Anträgen hervorgeht—über die Regelung·unserer Finanzen sehr besorgt zu sein1.Ahn­ weshalb verlan­gt sie·die Sanirungs-Vors­­chläge nich­t sofort,so­ndern»erst für das näch­ste Budget.Der Finanzminister hat seine Ansichten ü­ber die Samrung der Lage zwar nur,,i­n Allemeinen«dargelegt,allykkidas Hai­s müssen diesen­ Ideeicdoch tellxringnehmeih Dechnmszminister hat vorll­m voxt der Nothwendigkeit der Reduktiotx der Okkupationskosten auf ein Minimum gesprochen.Redner meint,daßrotte mer Ersprmiß bei diesem Postd­ysob­mge unsere Truppen in Bosnien stehen,keine Rede sein könne. ··· hingewiesen, dessen Verhältnisse man doch nicht mit den ungarischen · Waschengresk Ausgahen­ betritt,­gibt·frchherMinister ebenso wie die öffentlichen fiemungen·cerilluswn·l­m,wem glaubem daß es möglich senkt werde,·hier·beträchtlich­e·Exisparttisse durchzusetzen.Dies hat sicch­ j jüngst wieder ·emntal gezeigt.«msdemes dem Grafen Tapffe harkptschick­lk·ch wegen­ dieser Frage nicht gelingen­­ wollte,ein Minister­ utm·zu bilden.Daß von den Vertwaltungs- Ausgaben nichts abgestrichen werd·en könne,sieht Jedem­ann ein. Oesterreich verwendet vcelank dcesåldministratwn und»n·)·euig auf die Staatsschulden-Zinsen;bezw-s ist es u­ngekehrt Repners nicht mun darzulegen,daß die Hoffnuung eik des Ministers auf die Steige­­rung der­ Einnahmen unbegrü­ndet seien.Die Frage»des Ver­­kau­fs «der Staatsgüter könneneit Erfolg nxxr dann gelöst,werdem,wenn sie mit der Durchführung eines nationalen Kolonisations-Systems in Verbindung gebracht wird.Erkrett sichweiter die Realitäit der von Szapáry vorgelegten Daten. UWietI,­20·Feber.(Orig.Korr.)Einige hiesige Journale erzählen heute,daß GryfsTgaHffe sich den Statthalter­­posteniannsbruck vorbehalten­ habe-Die Sache klingt an sich genug hart istlos,gestattet.Sie mir nichtsdestm weniger diese Nachricht Taaffe hat sich nichts«vorbehalten1«f,nichts in Junsbruck und nichtsaurderwärts.Diejenigen,die dieses Gerücht verbreiten,wissest dies ganz gut,und es liegt der Verbreit­ung dieser Nachricht eine wohlberechnete Tendenz zu­ Grunde.Man will dem Publikum damit andeuten,daß Graf Taaffe selbst seine Stellung nur als eine provisorische ansfaßt,ansderj er­ sich nach einem Refugium um- Nichts könnte falscherseits,«falschec3,Graf Taaffe fühlt sich keineswegs als provisorisch ex,sondern im Gegentheil als höchstdefinitiver Minister.Das­ Kabin­e­t mag ein poviso­­risches sein,der Minrister des Jinrern ist ein definitiver und went nicht das Unwahrscheinliche geschieht und die Wahlen einen vorgeschrittejt föderalistische­r­eichsrath er­­geben,so wird Graf Taaffe sicherlich in dem nach den Wahlen zu bildenden definitiven Ministerium eine erste Stelle einnehnmx,die ·· · "Alshyezy im Jahre 1873 die 158-Millionen-Anleihe vor­­legte,da·sagte er,man m­üsse trachten,bis zuns·Jahr­e··1875 das Gleichge­richt, im­ Staatshaushalt eyjkerzustellen. Die seitherige Regie­­rung hat nicht nur weitere 200 Millionen Schulden gemacht,­ son­dern auch die Komversion jener 153 Millionen fostet über 200 Mil­­lionen. Kein Land zahlt so hohe Zinsen, wie wir — höchstens noch die Türfer. So kann es nicht länger, fortgehen; die Mittel Sza­­árys werden nicht helfen und die S­msolvenz Ungarns droht ums aktisch. Es ist die höchste Zeit, radikal zu helfen. Er bedauert, daß Graf Szapáry sich fest abrust, denn das Vaterland bedarf folcher atrioten. * Redner empfiehlt den Antrag des Barons Ludwig Simonyi zur Annahme. ·· B ·· Hierauf sprach Ludwig Lang(7mn),auf dersethe denarme Morgenblatte zurückkonnten.­­·­­ZmnSchlusse wurden Ausschußwahlen vorgenommen Die Sitzung endete Im­ Uhr, ihm Kraft seiner Erfahrung in den Staatsgeschäften von selbst zu fallen muß. Graf Taaffe hat daher nur einen Augenblick­gang daran gedacht, für sich irgend­einen Posten zu reserviren, sondern hat sie, wie es es noch jederzeit gethan, unbedingt dem Kaiser zur Verfügung gestellt.­­ Was die Besetzung des Innsbrucker Statthalter-Posten­s be­­trifft,ist zur Stunde allerdings noch nichts entschieden,der­ Junns­­brucker Posten gilt neben dem Lemberger und Prager für den­ schwie­­rigsten der Monarchie und ein Nachfolger ist nicht Leicht zu finden. Außer dem Baron Bino (derzeit in Triest) wird auch Graf Sig­­mund Thun (derzeit in Salzburg, unter Hohbenmwart in Mäh­­ren) als künftiger Statthalter Tivoli genannt. Die Begehung hat übrigens gar Leite Eile, Hofrath v. Borhauser, der seit mehr als 40 Jahren im Staatsdienst steht, leitet einstweilen die Statthal­­terei in Innsbruch. Heute Mittags haben die eigentlichen Vorstellungen der Be­amten im Ministerium des Innern sattgefunden, seit heute ver­­waltet, streng genommen, der neue Minister erst im ganzen U­mfange. An Yus­wärtigen Amt herrscht Ruhe und Zufriedenheit, man ist zufrieden, daß die Krise beigelegt ist, zufrieden, daß nunmehr auch der Krieg der beiden Preßleitungen, der so oft Verlegenheiten her­­vorgerufen hat, zu Ende ist. Der Skandal, daß die beiden Negierun­­gen sich — manchmal auf Kosten der Steuerzahler — gegenseitig befehden, wird sich unter dem neuen Regime nicht wiederholen, sie F­ RE­MEZ » ·. sehen muß. Tagesneuigkeiten. Eduard Bredenyi. = evangelische Rire . K. hat für die Reichenfeier ihres in Gott ruhenden General - Suspektors Eduad v. Zsedenyi E. das folgende Zeremoniest festgestellt: Am Samstag, 22. Teber, um 2 Uhr Nachmittags, begibt er die Vorstehung der ungarischen und deutschen evangelischen Kirchen­­gemeinde­korporativ nach der Wohnung des Verbliebenen, über­­nimmt hier die irdischen Ueberreste desselben und geleitet den Sarg in feierlichem Kondukt in die evangelische Kirche auf dem Denkplas, i woselbst der Katafalt aufgestellt wird. Um halb 4 Uhr findet die Einsegnung und die Trauerfeier unter Abfingung eines Trauerhorals und Abhaltung der Leichenrede statt, welche Se. Ehrw, der Superintendent des Distrk­tes diesseits der Donau, Ludwig Geduly, sprechen wird. Am Schiff der Kirche werden die Site vom Altar rechts (also vom Hauptchor linkő) für die Mitglieder der Regierung, des­­ Reichstages und der Korporationen, die sich etwa vertreten lassen wollen, reservirt. Die eigen am Altar links sind für die Mitglieder der trauernden Familie, die Kirchenbehörden und die Delegirten der Schulen bestimmt. Die übrigen Sispläte bleiben dem Publikum offen, die Oratorien längs der Wand aber den Vertretern der Preise vorbehalten. Das Frauen-Publik­um nimmt auf der Galerie des­ ersten, die Hörer der höheren Lehranstalten nehmen auf der Galerie des zweiten Stockes Pla. Die Aufrechterhaltung der Ordnung in der Kirche und die Anweisung der Pläge hat der Lehrkörper des Obergymnasiums und die achte Gymnasialklasse übernommen. Unmittelbar nach Beendigung der kirchlichen Trauerfeier wird der Leichnam gehoben und in Begleitung des feierlichen Konduktes nach dem Tf. ung. Staatsbahnhöfe überführt, um mittelst Separat- Trainz in einem reichbefärm­ten Trauernwagen nach Leutschau gebracht zu­ werden. Am 24. d., um 3 Uhr wird die" Leiche in Reutschau in der Familiengruft zur ewigen Ruhe bestattet.­­ Die von der Familie herausgegebene Trawer- Anzeige lautet : Sulms­­febényi ER Major in Bension, Koloman Ofolicsányi und dessen Sohn Ebundb DEfolicsa­­nyi, weiter Eugen Maleter und dessen Kinder Zoltán und Zinn geben mit betrübtem Herzen Nachricht von dem Hinleichen ihres innigst geliebten und unvergeßlichen­ Bruders, ber­ziehungsweise Oltheims, Sz. Erzellenz des Herrn Eduard Zsedenyi, wirkl. Geheimrath, Ober­nspektor der ungarischen evangelischen Kirche Augsb. Konfession, Reichstags-Abgeordneter, Präsident der oberungarischen Montanbürgerschaft 1. f. w., welcher am­ 20. Feber d.%., Vormittags 9"­, Uhr, nach­ kurzer Krankheit, im 77. Jahre seines thatenweichen Lebens sanft in dem Herrn entschlmnmert ist. Die sterblichen Meberreste des Verstorbenen werden am 22. Feber, Nachmittags Halb 4 Uhr in Budapest, in der evangeli­­schen Kirche eingesegnet und am 24. Feber, Nachmittags 3 Uhr, in Leutshar nag evangelischen Ritus zur ewigen Nähe bestattet. Budape­st, im Monat Feber des Jahres 1879, Segen und Frieden seiner Arche!­eg a Im Laufe des heutigen Tages findet die Sektion des Leich­­nams und die Einbalsamirung durch der Gerichts-Chemiker Pro­­fessor Dr. Scheuthauer statt. Die Operationen dürften gegen Abend beendet sein. 2 « “2­ar Als Béla Oufács — damals noch der Tiberalen Partei anál bhörend — in den FinanzAustank gewählt wurde, da eiferte ihn Sfedenyi mit folgenden Worten an: „Halte * ng * 3 Di brav mni ffimme nicht immer mit der Regierung.” Ms dann Lufacz mehrere Abstriche beantragte, die nicht angenommen wurden, tröstete ihn S­fedenyi mit den Worten: „Sie sind Ale — aber Du gehörst doch zur kleineren Sorte“ * Unterrichts Minister Trefort hatte beantragt, die Deden­­burger Realfchule solle in eine staatliche umgewandelt werden. 65 fanden sich Leute, die den Minister verdächtigten, er beantrage dies, weil er Abgeordneter der Stadt Dedenburg sei.. Biele wollten die Post nicht votiven , auch Bredenyi nicht. Als dann das Budget der Bergwerke verhandelt wunde — für welches Zsedenyi ebenfalls nur geringe Sympathie fühlte — und der Finanzminister auseinander­ feste, daß bei den Bergwerken kein Defizit sein werde, sondern viel­leicht sogar ein Plus, da wandte sich Zjedenyi vafch zum Finanze Minister Széll und sagte: „Öeben Sie doch, Herr Minister, das Plus Ihrem Kollegen Tréfort, damit es daraus die Oedenburger Staats-Realschule errichte.“ Und in der That, wäre Trefort auf den Weberfiunf des Montanbudgets angewiesen gewesen, so műre aus der Derenburger Realschule niemals eine Staatsschule geworden; das Budget wies nämlich eine Million Defizit aus. Da Selbst der eifrigste Abgeordnete übersieht in der endlosen Reihe der Bolter eines Staatsvoranschlages ab und zu einmal die Bedeutung und Tragweite der einen und der anderen Position. Zsedenyi paffirte das niemals. Ihm entging es nicht, daß in dem Kosten-Präliminare des Leopoldsfelder Irrenhauses 50 Gulden für­­ Schrupftabak eingestellt sind, neunten Jahre aber begann sie ihn zu wur­men. Er interpellirte also den Minister. Für 50 Gulden Schnupf tabaf, das sei denn do ein ganz horrendes Otantum! Da thäten wohl die Seven jahrans jahrein nichts Anderes als riefen. Acht Jahre lang Hatte er regelmäßig die Bolt auch votirt ; im Der Minister weist nach, daß der Betrag nöthig sei; ma könne den Kranken nicht lauter ordinären Tabak reihen, sie müssen auch Fein­e Sorten haben. — Ah ja freilich, wohl! meinte Sfedényi. Der Närrische distinguirt ja ger nicht. Mar kann ihnen ganz gut Konmiße tabak geben und sie glauben machen, daß es die feinste Sorte sei. E3 . Im Jahre 1876 stellte sie der Winter ungewöhnlich, füle­zeitig ein. Ueberall wurde­­ horn im Oktober tüchtig, geheizt. Der Finanz-Ausschuß verhandelte eifrig. In einer Sisund steht Zsedenyi plöslich auf, geht an den Ofen und fängt an, mächtig nachzufexern. Die ganze Bersamm­lung erstarrte vor. Erstarnen. — Uram bátyám, mo bleibt die Sparsamkeit? vie. es vom allen Seiten. — Das ist sie eben, die Höhere Sparsamkeit, repligite Zfedenggi ernst. Wenn er hier Talt ist, verliert Ihr zn Eimer um den Andern, ich bleibe allein und das Budget bleibt unerledigt. 30 ‚opfere Holz, aber ich spare damit Zeit. Und das Budget wurdes noch in derselben Sitzung erledigt. If­sk- Einan­ttrug. ZsedsnyiL— wirklich en­tendktrchxlmxge Zeit-deraachgerade seinesgleichensuchtes.Eines Tages redet es ihn ein Bekannter am,.Aber verehrter Freund,wie mögen­ Siy­­demt nur in einem solchen Hut hemmgehen.« —Aber weshalb dei xkt nicht?erwidert eredä1ft­i.Hier kennk­­ mich ja ohnehin Jedermam. Einige Zeit später begegnete derselbe Abgeordnete Zsedingiist« »Paris,und der alte Herr trug auch hier denselben Hut aufs dem Kopf.»Also auch hinweisen­ Sie dieses Exemplars­««Kast de Belannte. — Fa, warum denn nicht? Hier — fennt mig ja ohnehür Niemand... hl 4­6) Ueber Ziedenyt3 Alter waren wir stets im­ Dunfels. Wenn man ihn nach seinem Alter frug, antwortete er wie der be­­kannte Blanfeinburger Batvarist Raffay: „I danke, ich bin gesund.” In Foref Thewrewf’s Buche „Hongyal6si Emleng” Heißt es, das ‚Zfedenyi am 21. März 1804 in Leutschau geboren wiuwde, — AR . der Barte der Familie in das Alter des Verblichenen mit­ 77 Jahren­ angegeben, td n­ a N­AS die Opposition davon sprach, daß die Erhöhung des Tiudje­zolles nur den Defterreichern zum Vor­theile gereichte,­­antwortete Zsedenyi: „Die Leute sollen ihre Rede so lange tragen, wie ich, dann werden die Defterreicher nur geringen Nuten haben.” Bei seinem grade erzählte er selbst, daß derselbe dreißig Jahre alt sei und von seinem Zylinder behauptet man, daß derselbe aus Dent Anfang des Jahrhunderts datire. Einige Male präsidirte Zedenyi auch im dem jinigsten­ Sigungen des Finanzausschusses, obwohl er von jeher Trans war und die Aerzte ihm verboten hatten, die Situngen zu besuchen. E 3 litt ihn nicht daheim, denn es standen wichtige Dinge auf der­ Tages»­ordnung Man sah ihm an, daher krank war. Seine Stimmung war eine gedrückte und mehrmals fuhr er unmirsch auf und seier früheren Gewohnheit gemäß hielt er sich über Alles auf. Bei einer der Pensionsposten­ rief er zornig aus: „Das ist viel.” Bela Sgende . fugste den alten Hexen zu Kapazitiven und bemerkte, die Pensionäre hätten ein Recht auf ihr Nuhegehalt und diese mühten ausbezahlt werden. Jsedényi replizirte gallig: „Von den P­ensionären stirbt also Niemand?” Diese Worte machten einen eigere thünlichen Eindruc­k auf einige Mitglieder 928 Ausscehuffes. Und ihre Ahnung ging in Erfüllung: Auf Zfedényi, der ergreimmt war, weil Andere nicht starben,­­ Hatte der Tod: schon: Damals seine Hand gelegt.­­ Zfedenyyi war bei mehreren volkswirthschaftlichen U­n­ter­­nehmungen betheiligt und zwar nur bei solchen, die einen vornehmen Rang einnehmen. So war er seit der Gründung der­ Des terr. Kreditanstalt Mitglied des Verwaltungsrathes derselben ; er gehörte al­ jenen hervorragenden Patrioten, welche den Bau der­ Theißbahn initiirten und war seit dem­ Bestande derselben Mitglied der Ver­waltung, in den Testen­ Yahren Vizepräsident der Gesellschaft. In seiner engeren Leintath, der Bips,­­stand er der­ oberungarischen M Waldbürgerschaft als Präsident vor und war auch am anderen gemeinnüsigen Unternehmungen betheiligt. Mit einer geradezur sel­­tenen Gewissenhaftigkeit füllte er alle Stellen aus, er fehlte bei keiner Kommissions- oder Verwaltungsrathl­eitung und ließ sich in der Er­­füllung seiner Pflicht doch nichts behindern. Der Verwaltungsrath der Defterv. Kreditanstalt hält zweimal im Monate, an jedem zweiten Dienstag, seine Listungen. Fredényi erschien zu jeder Berathung mit der größten Pü­nktlichkeit. Trogden aber, daß er die­­ser Verwaltung angehörte und also quasi ein persönliches Unt­refse­­an den von­ der Kreditanstalt mit dem ungarischen Staate abget­rof­­fenen großen Ansehensgeschäften gehabt hatte, ließ er si dadurch nicht abhalten, oft gegen jene Geschäfte Front zu machen und im Reichstage offen gegen Dieselben das Wort zu ergreifen. Den Wien­er Herren kani diese Haltung oft sehr ungelegen, sie fanden dieselbe unbegreiflich und kam 23 auch manchmal zu Auseinandergebungen, die aber den alten Verwaltungsrath in nichts zu beirren, vermred­en. Zu einer Trennung ist­ es nie gekommen, die Herzen zespelticten in | Sn. soponfehlne Srn­te getragen.” Bfedenyi die ehrliche, rechtliche Gefumeng. Aus­ dem Leben Zsedenyis finden si in „Magyar orhag” Folgende Bü­ge verzeichnet: Im Jahre 1876 beantragte der­ Zandes-Vertheidigungs-Mi­­nister Die Systemisirung der Stee eines Adlatus für den Honvéd Oberkommandanten. Zsedényi wollte Diese Ausgabe durchaus nicht votiven ; ex.Schafft­e eine neue Stelle. Mehrere M­itglieder DES Finanz Ausschusses aber wollten die Bost votiven. ALS Jredéngt ja, daß er der Fragestellung nicht ausweichen könne, stellte er die Frage fol­­gendermaßen auf: „Diejenigen, die da glauben, daß wir Geb­­raben, um die Stelle zur bezahlen, wollen sich erheben!” Die Bost­abe aber der votlct. Be entschiedenste zu bestreite­te. ti ichtig, Graf merre ei ; Gerrer zem­etztrien: : Br aufs _entschiedenste am bestreiten, fi ft total umrichtig, Graf­­ Mamelcken 37 5 4 u Minister Baron Wendheim) üt heute Morgens nach Mien gereift. Gregor Esify­ Hat sich gestern ins Ausland begeben. Borerst ist er nach Wien gegangen; von dort geht er nach Paris, wo er sich längere Zeit aufhalten wird. Später wird Lilly and Spa nie besuchen Die ungarische Sprache und Der hohe Klernst Mit Bezug auf die Annerenz, welche der ungarisse Episfopat, veranlaßt durch das bekannte Nuftreren der rumänischen Bischöfe gegen den obligatorischen Unterricht der ungarischen Sprache in den Boltsschulen, neulich abgehalten, Schreibt , B. Napló": „Der ungarische Epislopat kann: die Sache des ungarischen Sprachunter­­richtes ant beiten dadurch fördern, wenn er Denselben in den Father tischen W­olfsfehnlen seiner Diözesen anordnet und Aneiferungs-Brü­­msen ar. f. w. ausfegt, wie dies u­nlängst mir den Bischof von Kafgan und bereits vor zwei Jahren Durch dem Bischof von Steinamanger geschah, dessen diesbezü­glicher Hixtenbrief fest („B. M­apte" gibt hierauf den Wortlaut dieses Hirtenbriefes, aus dem wir seinerzeit das Wesentliche mitgetheilt.) Dem Vorstand des Boster-bürgerlichen Lan­dessttandes­ geht uns das Nachfolgende zu : Einladung zu der am 22. Feber I. 3. Nachmittags "25 Uber abzuhaltenden außerordentlichen Generalversamm­lung und Besser bürgerlichen Handelsstandes. Ge­gensttand: Besprechung und Beicichteffnung " bezüglich Der vorlie­genden Erwerbsteuer-Bemeisun­g für das Jahr 1879. In Anbetracht der großen Wichtigkeit­ des­ Gegenstandes wird als Sicherheit auf das Erscheinen fannreicher Mitglieder gerechnet. Budapest, 19. oder 1879, Dr. Sustav Eberlina, Sekretär. (Die Beamten „PB. Sixt.“ mittheift, gestern Avis Strafier, II. Borstand, der Nordostbah­n) hielten, wit Abends 5 Uhr im Hotel „Hungaria‘

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