Pester Lloyd, September 1879 (Jahrgang 26, nr. 242-270)

1879-09-12 / nr. 252

— > «­ = : ER . | Budapest, 11. September, 08 Weber Den geistigen Zustand, des russischen Kanzlers bezieht die , National­zeitung" aus Paris ein Bulletin, welches wahrscheinlich dazu bestimme ist, die sensationelle­­ Mäittheilung des „Soleil" näher zu erläutern. Darnach wäre First Gortscharoff an jener Grenze diplomatischer Weisheit angelangt, wo der Verstand still steht und die unbewachte Sede davonläuft. Wenn man nun diese rül­lende Wendung in der staatsmännlschen Rückentwiclung des greisen Kanzlers vom Tage seines Aufenthaltes in Baden- Baden her schreibt, so läge die Erklärung der merkwürdigen Enunziation deutlich zur Hand Wir sind durchaus nicht so verwegen, uns auch mmr in die Untersuchung dessen ei­nzulasfen, 0b das Bulletin der „National-Zeitung” von einer psychiatrischen Autorität, oder mir von einem Laien her­­rührt; der geistige Zustand eines großen Diplomaten hat unter allen Umständen auf Schennung Anspruch und er soll nicht einmal zum Gegenstande der Diskussion gemacht wer­­den. Allein so viel getranen wir uns doch zu sagen, daß die „National-Zeitung” entschieden im Surthum ist, wenn sie aus der erwähnten Wenierung des Fürsten Gortschatoff einen abträglichen Schluß auf die geistigen Fähigkeiten des berühmten Staatsmannes zieht. Denn jene Aenkerung zeugt von einer ganz außerordentlich raffinirten Bosheit, welche direkt darauf angelegt ist, den Fürsten Bismarc mit Berger zu erfüllen. Sie verwundet den deutschen Neichs- Kanzler tief, wenn sie einem ernsten Gedanken entsprungen ist, und sie verlegt sn selbstverständlich nicht weniger, wenn sie lediglich aus der Absicht, ihn unangenehm zu sein, her­vorgegangen .­ Einstweilen gehört die Mittheilung des „Soleil“ freilich noch zu dem umverbürgten Nachrichten, und es wäre kaum zulässig,­­ Daran weitgehende Kombinationen zu knüpfen. Sicher ist zudessen, daß die Kaiser-Begegnung in Alexandrowo die Spannuung zwischen dem deutschen und russischen Negierungstreffen nicht gemildert hat... Das zeigt Die reservirte Sprache der „P­rovinzial-Korrespondenz“, welche sich diesesimal damit begnügt, „die innigen­­ Beziehun­­gen der beiden Monarchen“ zu konstativen; das zeigt die Haltung der inspirirten deutschen Breise, die wiederholt mit allem Nachdruce der Amade entgegentritt, als habe die Neffe Manteuffel’s einen politischen Charakter gehabt, amd bag zeigen endlich die erneuten Wuthausbrüche der euffischen Blätter, denen man feßt wieder freien Lauf läßt, wie vor der Begegn­ung von Alejandrowo. Diese Symptome einer fortdauernden V­erstimmung können nicht unbeachtet bleiben. Selbst wenn man annehmen wollte, die Trübung des deutsch-russischen Verhältnisses sei auf bios persönliche Momente zurü­czuführen, fönnte man sich darüber Feiner Täuschung hingeben, daß, sobald einmal, ‚aus welcer Ursac­he immer, ernste Gegenzüge zwischen zwei Reichen heraufbeschworen wirden, die zerstörende Tendenz mächtiger wirkt, als die erhaltende. In seiner berühmten Rede über die Orientfrage sagte First Bismard, es gebe nur einen Faktor, der im Stande wäre, das Band zwischen dem Deutschen Neiche und Ruhland zu lösen, und Dieter Yaktor sei die russische Negierung. Die russische Negierung hat aber in leiterer Zeit unstreitig ehr eifrig im Diefer Richtung gearbeitet. Der Krieg, den die russische Presse unter hoher obrigkeitlicher Bewilligung gegen den deutschen Reichskanzler führt, überträgt sich ganz von selbst auf das Deutsche Reich. Nicht mir deshalb, weil Die wufftsche Presse bei dieser Gelegenheit einen überaus Bwiespalt zwischen der deutschen und der flavischen Welt, zwischen den Neigungen und Bestrebungen der ersteren mid der feßteren aufdecke,"sondern auch deshalb, weil es nicht­­ möglich ist, den Fürsten Bismarc, das ist den persönlichen­­ Träger der geschichtlichen Errungenschaften Deutschlands, zu­ bekümpfen, ol­e das Deutsche Reich zu treffen.­­ Es it etwas Anderes, wenn deutsche Organe ihrem Unmuth gegen Gortschafoff Luft machen, und wieder etwas Anderes, wenn ruffische H­eitungen dem Fürsten Bismard, den Krieg er­ Kirn. Was auch Gortschafoff für Rußland bedeuten­­ mag, niemals samt man seine Individualität mit den Ce fdiden des russischen Reic­es identifiziren, während Bisz­mard allerdings in seiner Persönlichkeit sozusagen der Ansdrud der heutigen Weltstellung Deutschlands ist. Sehr oberflächlich wü­rde man indessen urtheilen, wollte man den Grund für das Verhalten des deutschen Kanzlers gegen Rußland nur in seiner Stellung zum Füürsten Gor­­tschakoff suchen. Fürjst Bismark macht seine persönliche Politik. Er­st im Stande, ebensowohl Haß als Freund. That den konkreten Jnteressen unterzuorden und fast möchten wir behaupten, er affichire die Gegnerschaft gegen Gortschatoff, weil diese ihm einen äußeren Vorwand fü­r eine Wenderung der deutschen Politik bietet. Demm­nade gerade zwingt sich dem Deutschen Neid­ die Thatsache auf, daß Rußland ein sehr fataler Bundesgenosse ist, ein Bun­desgenosse, der mehr empfängt als er zu geben vermag. Naßland verpflichtet seinen Alliierten, aber es Fiührt sich seinem Alliirten verpflichtet. Wenn Deutschland in den lepteren Jahren nahe daran war, fie die Sympathien der freien Wölker Europas, die ihm­ anfänglich so bereitwillig entgegenkamen, zu entfremden, so hatte er Dies seiner Bundesgenossenschaft mit Nußland zu danken. Nicht die deutsche Hegenonie wurde dro­dend empfunden ; Europa hat si­ ja daran gewöhnt, zu jeder Zeit unter dem verwalten­­den Einriffe einer großen Macht zu stehen, die den Mittel­­punkt aller politischen Gestaltun­gen bildet, und man wü­rde sich mit der Ablösung der französischen durch die Deutsche Herrschaft bald abgefunden haben, zumal jene nuität in ihrem ganzen Wesen war, während diese eine gewisse Sta­­bilität zu begründen fehlen. Aber die ventile-russische Hegemonie war unerträglich. Diese Verbindung erschien wie eine permanente Bedrohung der europäischen Welt, wie der Ausdruch einer brutalen, durch seine Motive der Freiheit oder­ der Legitimität gemilderten Dik­atin. Und Deutsch­­land wäre voß! in der Lage geb­esen, dieser­ moralischen Koalition der öffentlichen Meinung Europas zu tragen — wenn 88 nur auch einen triftigen Gru­ud­bart gehabt­ hätte. Aber dieser ging verloren. Rußland leß fi die passive Assistenz, welche es bei der Entstehung des Deutschen Reichs geleistet, theuer genug bezahlen, es ging im feinen Forde­­rungen immer weiter und es ließ der deutschen Politik nur die Wahl zwischen der fostspieligen, aber nicht durchaus verläßlichen Freundschaft des Petersburger Kabinets und der Gegnerschaft der fibrigen europäischen Mächte. Dank der Haltung Rußlands konnte die Wahl nicht schwer fallen. Auch ein sonft haftiger Bundesgenosse fan begehrensiwerth­ erscheinen, wenn er über eine imponirende Macht verfü­gt. Rußland ist heute eine solche Macht nicht mehr. Der Dorientkrieg hat Die ohnehin nichts weniger als glänzenden Bestände des ruffischen Reiches ne och teilber gestaltet. Zur Entkräftung der Mentee und Fitanzen gesellt Th die innere Krankheit des ruffischen B Vollzorganismus. Die barbarische Kur, welche zu Zeit angewendet wird, hat keine heilkräftige Wirkug, sie zerstört nur, aber sie schafft seine Geriefung. Eine Allianz aber, die nur platonische Diense leistet, hat fir Deutschland keinen Werth. Geht man von der, im Ganzen schwerlich unngerechtfertigten Vorausjegung aus, daß der Buitt, von welchen alles politische Streben Deutschlands in internationaler Beziehung ausgeht, und zu­ welchen es wieder zurü­ckfehrt, in dem Berz­ule zu Frankreich gelegen sei, so findet man sie auf ein Dege eier ganz natü­rlichen Folgerung der Frage gegen:­­­übergestellt, ob die Allianz mit dem heutigen Rußland in bieten: Falle unod einen fonfreien Inhalt habe und ob sie mächtig genug sei, et­waige gegnerische Gruppirungen zu paralysiren ?“ Diese Trage kann heute Niemand im Deit­ Schen Neiche beiahen. Dazu aber kommt, daß von vuffischer Seite Alles geschieht, um gerade dieses Heifelite aller ang­­wärtigen Verhältnisse Deutschlands zu vergiften. Die Agitation in dieser Richtung hat schon vor Jahren begon­­nen und Die Rolle, welche die ruffische Diplomatie zu einer Zeit gespielt, da die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sozusagen auf die Messerschneide gestellt waren, it unvergessen, und man Früipft nur an­­ Gegebenes an, wenn man die Mitteilung des­­„Sofeil“ als begründet ansieht.. Unter solchen Umständen konnte die Haltung der deutschen Negierung nicht lange eine Schwanfende sein. In dem Bewußtsein des deutschen Volkes hat die Antimität mit Nußland nie feste Wurzeln gefaßt — man muß sich nur an die Venierungen der Redner im deutschen Reichs­­tage über die Orient-Angelegenheiten erinnern, um dies zu erkennen —, und wo es man galt, den Forderu­ngen der europäischen öffentlichen Meinuung, den Wü­nschen der eigenen Nation und dem Bedürfnisse einer gesunden LSuteressen- Bolitif gerecht zu werden, da konnte Horst Bismard Feiner „Zraddition" und keiner anderen Nachicht Raum geben. Wir sind Daher allerdings der Meinung, dag man es nicht mit einer b108 vorübergehenden Verstimmung zwischen den beiden Reichen zu thun habe. Sie ist politisch motivirt und sie wird in der europäischen Politik ihren­­ Ausdruck finden. Thöricht wäre es freilich, an einen Zusammenstoß zwischen dem Deutschen Neid und Rußland zu glauben. Den Das Lehtere nicht in wahnwißiger Verblendung einen thatsächlichen Konflikt provozirt — Deutschland wird einen solchen nicht Hervorrufen. Aber es genügt durchaus, wenn die deutsch-russische Gemeinschaft der Pflege der Beziehun­­gen weicht, in denen zugleich die Garantien jener hervor­­ragenden Stellung Deutschlands und der freien und fried­­lichen Entwicklung des Welttheils Liegen. Erst wenn Deutsch­­land des Dreigewichtes der russischen Allianz ledig ist, wird es in Europa sein, was es in den Tagen seiner Entstehung zu werden versprach: der Mittelpunkt friedlicher Gestal­­tungen des Kontinents, Oesterreich-Ungarn aber, durch die Gegenseitigkeit der Interessen ohnehin mit dem Deutschen Reich verbinden, wird dem natürlichen Zuge­­ dieses Ver­­hältnisses nie umso williger folgen können, wenn es nicht die Bundesgenossenschaft Nublands mit in den Kauf nehmen muß. In den SS. 431—433 des Militär-Strafgefegbuches wird bie were körperliche Verlegung mit Kerker in der Dauer von 1 bis 5 Jahren, in 8. 421 der Todischlag mit schwerem Kerker in der Dauer von 5—10 Jahren geahndet. Die Minimalstrafe für das lebtere Verbrechen sind also 5 Jahre schwerer Kerker. Das Militärgericht hat den betreffenden Offizier entweder schuldig gespro­­chen oder nicht,­­ jedenfalls mußte es das Gefeg auch bezüg­­lich der Strafe anwenden. Hat das Gericht den Angeklagten freigesprochen, dann mußte es ihn aug von den zivilrecht­igen Folgen lossprechen. Nun it ev aber in ein Schmerzens­­geld von 25 fl. verurtheilt worden; dieser Unstand­ involvirt die Schuldigsprechung und die Bemessung der Strafe. Das von den Blättern mitgetheilte Schriftstüd ist in Uetheil, sondern eine Verständigung der interefficten Parteien, daß der Angeklagte in dem Strafurtheile auch in das Schmerzensgeld veru­rtheilt wurde. In Militärprozessen geschieht die Verständigung gewöhnlich in dieser Weise, während die Zivilgerichte den Interessenten den Tert des Urtheils mittheilen. Allen Verimmb­ungen und Überhaupt der ganzen Hope berüh­e die Höheren Militär-Behörden duch Veröffentlichung des vollen Urtheils ein Ende machen. Danıı wird es sich zeigen, ob wirklich ein justizieller Skandal verübt wurde oder nicht. Sit er verübt worden, dam­ it die Entwüstung am Blase und wir werden die Exften sein, welche Statisfaktion argiven. It das skandalöse Urtheil wirklich vorhanden und sollten die Militär-Gerichte sagen, der Weg der Strafgerichtsbarkeit sei nunmehr verfehloffen, weil die­ses Urtheil schon Rechtskraft erlangt hat, dann bleibt noch als legtes Mittel die Entlassung des Thäters aus dem Armee-Verbande, melde das Krieg am Ministerium unter dem mächtigen Druce der öffentlichen Meinung ohne Zweifel verfügen wird. = .Weber ,die-Bewegung, meldje die Broschüre „Ienliene­res” in den sikalienischen Negierungstreffen -Hervorgerufen hat berichtet man der , Kreuzzettung" aus Rom. Das Tagesgespräch der italienischen Breffe bildet die Bros­chüre des Obersten Barons v. Haymerle, ehemaligen Militärs Attagés bei der, hiesigen f. amd E. österreichisch ungarischen Botschaft, welche in der „Oesterreichischen Militär-Reitsprift” publizirt wurde. Aber nicht nur die Presse beschäftigt sich mit diesem Diplomatischen Dokument, w­ie die erwähnte Broschüre von einigen Journalen ge­nannt wird, fordern auch das Ministerium nimmt­ die Sache ernt­haft. AS man im Bulatte der Consulta Kenntniß von der Ver­öffentlichung des Wertes des Dobersten v. Haymerle in einem offi­­ziösen militärischen Blatte Desterreich-Ungarns erhielt, telegraphirte Graf Maffei, General-Sekretär des Ministeriums des Reußern, an den italienischen Botschafter in Wien, den Grafen Nobilant, und Jung­­ im auf, s unverzüglich mehrere Gremplare der Bros fhire nach Rom zu frenden. Der Bottchafter beeilte ich, Der Aufforderung des Ministeriung nachzuformen, und sandte das Berlangte mittels­ eines außerordentlichen Gauriers. Gleichzeitig telegraphirte Graf Maffei an Herrn Gaivoli, den Minister des Aeugern, und erbat ih Mesnungsäußerungen. 63 fand ein lebhafter Austausch von Telegrammen zwischen dem Mis nisten und seinen General-Sekretär statt. Cairoli eilte nach Monza, um sich mit dem König zu bewab­en. Der König soll den Minister beauftragt haben, diese Angelegenheit mit Energie zu verfolgen. Als Cairoli vorgestern in Rom eintrat, fand ein langer Ministerrath statt, in welchem es ih um die Broschürre und um die neue Stel­lung Italiens Desterreig,Ungarn gegenüber handelte. Von glaub­­würdiger Seite wird behauptet, daß das Ministerium den Grafen­ Nobilant beauftragt habe, energische Vorstellungen bei der öster­reichisch-ungarischen Regierung zu machen und gleichzeitig genaue Erklärungen abzugeben. Sollten diese Erklärungen nicht befriedigen, so würde das italienische Kabinet eine offizielle Note nach Wien senden. Nuchdererseits heißt es, daß Graf Nobilant nac Rom berufen wurde, um mündlich die eingehendsten Instruktionen zu erhalten. Nach Beendigung des Ministerratses fand ein lebhafter Austausch von Telegrammen zwischen Rom und Wien statt. Gestern hat abermals wegen Angelegenheit ein Ministerrath statt. Gairoli sol­gt­ überdies noch mit verschiedenen politischen Männern über, den Stand der Dinge berathen haben. — Der­­ „Bersagliere” glaubt versichern zu können, daß auf Befehl des Grafen Maffee in Diefenm N­ugenbliche dad Wert des Obersten v. Haynterle in das Italienische überlegt wird. Die Welterregung soll schon fast beendet sein. In acht Tagen wird sie wohl in der „Italia Militare” erscheinen. Auf Befehl der italienischen Negierung werden gleichzeitig die hauptsäch­lichsten Stellen widerlegt werden. — Die „Istalie” gibt wohl an, daß Agitationen der „Italia Irredenta“ eristirten ;­allein sie nicht zu bes­weilen, daß dieselben niemals von der Negieru­ng unterstüßt wurden, da diese Agitationen nicht gegen Oesterreich-Ungarn, sondern gegen die italienische Monarchie gerichtet worden seien. Sie zitirt die Node des Ministers BZanardelli in Sieo, wo er ERDE ER und öfter­ veiche ungarnfeindliche Demonstrationen tadelte, aber erklärte, has die Gefege das Recht der Versammlungen anerkennen. Sehr heftig ist dagegen die Sprache­ der „Bazzetta d’Italia”. Sie hofft, daß sich Frankreich­ wieder aufraffen und eine ernste Stage in der Allianz mit England suchen werde. Duaber sagt­­e: „Wenn weder Frank­reich noch Italien isolirt etwas­­ thun können,­ 10­ können beide, mit­einander vereinigt England mit sich ziehen (trascinare), wie zur Zeit Napoleon’­ II... . Frankreich muß als Freundin zu ung zus rückehren,, und es ist als solche Au ung zurückgekehrt. Oesterreich Ungarn wird nie fü­r immer eine Freundin Italiens sein künnen ; denn sein Leben als Staat ruht an einem Prinzip, Das demjenigen entgegengelegt ist, auf melchen unser nationales Leben beruht... Man muß sich Frankreich und England nähern, um eines Tages, wenn es nothmendig sein wird, in der Lage zu sein, der österreichisch ungarisch preußisch ruffligen Allianz die englisch-französisch-italienische Allianz entgegenzustellen.“ An einer zweiten Korrespondenz schreibt man demselben Blatte aus Nom: Nach mehreren Ministerrathsfigungen wurde vorläufig fest­gefebt, mit dem Obersten Baron v. Yaymerle in keine Diskussion einzutreten, sondern­ sie Damit zu begnügen, tut der „Stalin Militare” eine offizielle Note erscheinen d ses. Diese Note erschien am 30. August und Sagt, daß die Schrift des­­Obersten v. Hannerle auf fallende Irrthümer enthalte und daß es wunderbar erscheinen müsse, daß diese Schrift von einer Person verfaßt wide, welche noch vor kurtzer Zeit (als Militärbevollmächtigter) in Italien eine offizielle Stellung eingenommen hatte. — Die Aufregung der italienischen Breile über diese Schrift hat sich Schon gelegt. Die „Berseveranza” von Mailand hat sogar die Vertheidigung H­aymerle’s übernommen. Auch die heutige , Italio" zeigt sich glücklich über die all­älige Be­ruhigung der italienischen Breite.­ Sie gesteht an­, daß die Worte Haymerle’s als die eines royalen Offiziers aufzunehmen seien, welche ihm sein P­atriotismus eingegeben habe. rerlich habe er sie zu wert hinreißen lassen und sich daher einige Irrthü­mer zu Schulden fon­men lassen. Sie sagt, daßs man wieder einmal um nichts ein großes, Geschrei erhoben habe. — Auch, diese Frage scheint todt­­geschr­iegen zu werden. Das Kabinet Cairoli mag si wohl nicht ganz unschuldig dabei finden. = Aus Konstantinopel, 5. September, si­reibt man ber „Bol. Kor.” : ‚In Folge 008 Eimpfanges des montenegrinischen Gesandten Nadonics duch den Sultan­at der Minister des Renkova, Sapfet Talıha, verhindert gewesen, der für heute anderamnt gawessnen tiefgehenden =­er Affaire Hechtl lesen wir im „Ellener”y Fr. die Konferenz auf morgen verschoben wurde. Konferenz der türkisch-griechichen Delegisten Boreman­te weshalb Wie verlautet, wird Savfet Pascha in der morgigen Gitung eine kategorische Erklärung der griechischen ee­ignát darü­ber provoziren, ob sie in eine Dis­­kussion eingehen woßen und auf welcher Griundlage. Sollten die­selben auf der Grundlage des 13. Protofolls ohne, en und Einschränkungen bestehen, so wide eine Diskussion ehr schmer, wenn nicht unmöglich werden. Der Sultan sol übrigens von einer Gebietsabtretung überhaupt nichts wissen wollen, und es wird bez­hauptet, daß er dreimal nacheinander den ihm betreffs der Gebiets­­abtretung unterbreiteten Swade-Entwurf zerrissen habe. Auch ist es sein Geheimniß, daß der Sultan schon seit längerer Zeit dem E­mpfange des französischen Botschafters Fournier auszinweichen der strebt war, um­ nicht dessen dringenden Vorstellungen Gehör Schenken zu miüsfen. Sonenier hat auch an dem Justizminister Said Pascha einen gefährlichen und erbitterten Feind. Nur ein einziges Mal hat der französische Botschafter in Erkenntniß Der ihm bhiedurch bereite­­ten mißlichen Züge eine Annäherung an Said Rajcha versucht, jedoch erfolglos. Als nämlich Bapit­heo XIII. gelegentlich der Regelung der Hafjunisten Frage Sad Balcha einen Orden verlieh, wurde Fonts­nier mit der Niedergabe dieses Ordens an Said betraut. Er ließ nun denselben mit einem schmeichelhaften Schreiben durch den ersten Dragoman Said übergeben. Lesterer dankte Formnier in einem sehr snfonisch gehaltenen Schreiben und stellte ihm seinen baldigen Besuch in Aussicht. Obwohl seitdem fon ein Monat verflossen it, hat Said den versprochenen Besuch no) nicht gemacht.­­Theild aus Berger, theil, um dem Drängen der griechischen Kommissäre zu ent­­gehen, unternahm Zouvnier einen kleinen Ausflug, von dem er am Mon­­tag zurü­ckkehrte, um gerade von den Enttäuschungen der griechischen Kommissäre Kunde zu erhalten. Eine förmliche Bestürzung bemäch­­tigte­ sr aber den Lesteren, als die Abreise des englischen Botschaf­­ters Sir 9. Layard angekü­ndigt wurde. Wenn die fremden Diplo­­maten Konstantinopel in dem Momente verlassen, wo die Vermitt­­lung Europas am dringendsten nothwendig erscheint, wie wird dann diese im Berliner Beitrage vorgesehene Vermittlung­­ aussehen ? a alten Organe in Galata werfen ängstlich Dhiefe vage auf. Die albanesischen Delegirten, die einen Protest gegen die Abe­tretung auch nur des geringsten Theiles des Cpirus an Griechen­­land überbracht haben, befinden sich noch immer hier und verfolgen mit et den Gang der Verhandlungen. CS dürfte viel­­leicht überraschen, wenn die Thatsahe fonstativt wird, daß in den Anschauungen der Allianzien ein merklicher Umschwung eingetreten it, und daß dieselben sich nicht mehr wie ehemals als unversöhnliche gn der guiechischen Nation, erklären. Wenigstens geht dies aus Äußerungen hervor, die von einem der­en Srotabeln und Führer der Abanesen gemacht wurden und die ungefähr fol­­gendermaßen lauten: „Wir sehen ein, daß wir von den Osmanlis­ten wurden, die V­ersprechungen gemacht haben im ber­­eiten Absicht, sie nicht zu halten. Als die albanesische Liga mit Willen und Unterstissung der Pforte organisirt­­ wurde, stellte man uns in Stambul Reformen und eine weitgehende Autonomie in Aussicht. Man sagte und neue Administrationabnahmen und die Regierung und Verwaltung des Landes durch Albanesen zu. Durch diese Ver­sprechungen, an die wir lange nicht glaubten, haben wir uns ver­­rühren lassen. Heute haben mir die Welterzeugung gewonnen, daß man und mißbrauchte und daß sich unsere Lage nicht im Geringsten ändern wird. Kein Wunder daher, wenn wir die Türken nun mit anderen Augen ansehen. Wir sehen den Tag voraus, wo die Türkei zusam­menbrechen wird und wir sehnßlos den Fremden gegen­überstehen werden. Wir wollen aber unsere Unabhängigkeit keines­­wegs verkaufen und es hat für uns seinen Gleiz, unser Land eine fremde Provinz werden zu sehen. Einem zentralisirten Griechenland möchten wir auch nicht angehören wollen, doch hätten wir nichts da­­gegen, unter gereiften Bedingungen Alliirte Griechenlands zu werden. Wir wü­rden allenfalls ein Verhältniß acceptiven, das jenem Move wegens zu Schweden analog ist. So wu­rde Albanien nicht Griechen­­land unterthänig, sondern dessen enger Milliivter auf dem Fuße brü­derlicher Gleichheit. Wenn die Griechen diese Kombination aus­nehmen und uns in diesem Sinne entgegenko­mmen, werden wir uns bereit zeigen, und in­­ diesem Falle versprechen wir ihnen mindestens unsere N­eutralität in einem eventuellen Kampfe versehlen gegen die Türkei.“­­ Sollte es, wie man berich­tet, zu einem Abbruche der türkische griechischen Verhandlungen kommen, so wu­rde nothwendiger­weise die Vermittlung Europas eintreten. Da die Großmächte sich jedoch bisher, wie es scheint, über seinen der Türkei zu machenden kategor­­ischen Vorschlag geeinigt haben, so könnte auch die DBermittlung leicht resultatios bleiben. .O-Wien,­­10..­September: (Drig = Rorr) Sie haben bereit gemeldet, daß der ehemalige Handelsminister Mitter v. Chlumecky von Sr. Majestät beauftragt wurde, mit dem italienischen Botschafter die auf­ die­­ Bonteba-Bahn, die inter­nationalen Stationen u. v. w. bezüglichen Angelegenheiten­­ zum Auftrag zu bringen. Die Designirung des Herrn v. Chlumecky erfolgte auf Vorschlag des Grafen Andraffy und die Voll­macht ist auch von dem scheinenden Minister des Aeukern Kontra­­signiet. . Die Unterhandlungen sind bereits im vollsten Zuge, aber es zeigen sich ungeahnte Schwierigkeiten. Zuvar die Angelegenheit wegen des internationalen Bahnhofs in Ponteba ist bereits so gut wie geordnet und bezüglich der Bahnhöfe in Bern, Ala, Gormons u. a. wm. wird man es wahrscheinlich beim Status quo belassen. Dagegen haben sich bezüglich der Tariffrage ungeahnte Schwierigkeiten ergeben Der österreichiische Unterhändler verlangt, daß die italienische Negierung ein­willige, die Tarife auf der neuen Strecke Ponteba­rdine, vesp. sie den Durchgangsverkehr von Dieser Strecke nach den Linien der Alta Italia und der österreichischen Südbahn so firire, bag Bene­dig in seinem alle günstiger behandelt erscheine, als Briest. Graf Robilant war in der Lage, die Zustimmung Italiens zu dieser Forderung auszusprechen, mit dem Vorbehalt jedoch, daß die öster­­reichische Negierung die Sindbahn veranlasse, ihre Tarife für den Brenner » Verkehr so zu modifiziren, da — Wurst wider Wut — Triest nicht vor D­enedig bevorzugt erscheine Obabeig es beispielsmeise von Augsburg oder­ München nach Venedig viel näher ist, als nach Triest, sind die Tarife in Folge der Triest begünstigenden Tarifpolitik der Südbahn nach beiden Orten gleich hoch, Venedig erscheint also benachtheiligt zum Vortheile Triests. Die italienische Regierung verlangt nun die­­ Abstellung dieses Verhältnisses. Für die Rudolf-Bahn und die Stobähr ist die Entscheidung dieser An­­gelegenheit gleichmäßig von höchster Bedeutung, doch die Bonteba- Linie ist die erstere oc­ direkter Konkerwenz-Unterneh­men der Siüd­­bah­r geworden, als je es schom­ bisher war, und während, Groß Brenner, die Interessen der Südbahn auf Triest verweilen, gravit­rt die Nudolf-Bahn nunmehr farb nach der Lagunenstadt. Man darf einigermaßen gespannt darauf sein, wie Dieser „dreilantige” Tarif­ frieg zu Ende gefü­hrt werden wird, s­­owohl, als der Kronprinz die Sdee als solche ganz beachtenswerth­­en bezeichnet haben, ohne sich im Webrigen über den Plan selbst deg Näheren auszulaffen. In demselben Moment, in welchem unsere Tarifpolitik dahin gerichtet ist, den deu­tschen Markt ausschließt in der d­eutschen Yabrissthätigkeit zu sichern, wäre eine Weltausstellung in Berlin gewissermaßen eine contradictio in adjecto. Der Welt­verkehr könnte sechwerlich von ihr rechr besondere Förderung erfahren und unsere Regierungskreise, die jeit ganz schubzöllnerisch durchzogen sind, wilden solchen Projekten alles Andere eher, als Förderung an­gedeihen lassen. ( Berlin, 5. September. Orig-Korr) Mit den Einzigen der österreichsch-ungarischen Armee in Novi­ Bazar ist der russischen Diplomatie sein Z­­eifel geblieben,­­daß man in Wien sich aufhielt, die Ernte einzuheim­en; fire welge Rußland bei Blevina und in hundert anderen Kämpfen die blutige Mussaat gestreut. Es ist nur natürlich, hab man sich in walsischen Kreisen durch dieses Er­­gebnis einigermaßen gedaniü­hr ge­fühlt und der Groll, den man darüber empfindet, vigjtet si ebensowohl­ gegen Oesterreich-Ungarn, welches den Einfluß auf dem Balkan­ fü­r sich in Anspruch nimmt, als auch gegen Deutschland, welches die Verdrängung der russischen Konkurrenz an der Ortern Donau ganz besonders begünstigt hat. Beute mit absonderlich fernen Gehör wollen denn auch fon einen Neubeginn des offizisren­ Kampf - Trommelwirbels vernehmen, der abermals im­ St. Petersburg gerührt wu­rde. Wie dem auch sei, man wird gut ihm, den deutsch freundlichen Auslas­­sungen eines Petersburger Blattes, der „Mala“, welche fest Hin und wieder bei uns mit großem Behagen zitigt worden, Feine zu große Beweiskraft zuzu­meisen. Der Herausgeber dieses Blattes ge­­hört nicht zu den publizistisch am besten beleumundeten Charakteren, und wenn in Deutschland nicht die Zeit vorüber schiene, in der der Reptilienfond seine goldenen Strahlen über Gerechte und Wirges rechte ausstreifte, so würde man vermuthen dürfen, daß all die „Mala“ wißte, wie sich das Gold ihrer Deutschfreundlic­­keit nit der chernen Teen ihrer russischen Ueberzeugung zu vertragen vermag. Daß der deutsche Kronprinz auf dem Studentensommers in Königsberg die Versti­mmung Nußlands in burshikoser Nedewendung als „Unstun” bezeichnete, hat auf poli­tische Beachtu­ng schwerlich besoweren A­nspınd. Ernster dagegen Scheint es, wenn Schon fest vinftigerseits darauf aufmerksam gesagt wird, daß man eine förmliche Minierion Afghanistans in das indo­britische Neid nicht zugeben werde. Allerdings hat im Laufe der Testen Sabre Napland To oft sein Reto eingelegt und so oft auch wieder zurü­ckgezogen, daß damit schwerlich noch ein großer Eindruck hervorzubringen sein dürfte. Die neuerdings in Berlin in Szene gefeßte Agitation für Bes­tufung einer großen internationalen Weltausstellung für die Jahre 1885 oder 1886 nach der Hauptstadt geht nit von industriellen Kreisen aus, sondern rührt von baulustigen Architekten her, die­ sich nach großen Ab­gaben sehnen. Es ist wichtig, daß Kaiser Wilhelm B. Baris, 9. September. Orig-Korr) Die eigent­­lichen politischen Ferien in Frankreich treten erst fest ein. Mit dem Schluß der Departement-Versammlungen feiert der Artikel 7 der Unterrichtsgefäße und mit diesem ruht die ganze innere Politik. Der Artikel 7 hat in den Conseils generaux gerade seinen Ni bes­tommen, aber auch seine neue Kraft und deshalb ist dem Ministerium jede Bestimmung, welchen Weg sie immer nehmen mag, in hohem Grade willkommen.­­Zweiundzwanzig Munizipalräthe in Verneuil, Departement Eure, haben in privater Zusammenkunft dem Unter­s rcchts Minister eine Adresse verfaßt und übersendet, um ihn „lebhaft zu den Unterrichtsgefäßen zu beglückwünschen” und der Hoffnung Autoruch zu geben, „daß diese Gefege auch von den Senatoren am genommen und daß­­­iese sich nicht von Petitionen beeinfussen lassen werden, melde von Voruetheilen diktat minden, die ‚den wahren Interessen Frankreichs, d. bh. seiner moralischen und politis­chen Einigkeit durchaus fremd sind“. SYıles Ferry beeilt sich, dem Maire von Berneuil sehr verbindlich zu antworten und zu sagen, daß auf diesem Wege die Regierung gerade auf dem Boden am mirksanften unterfragt wird, welchen sie erwählt hat und nicht verlassen wird. Diese fettere V­ersicherung gibt der Mi­­nisteer im eigenen Namen und im Namen der Negierung und er bekräftigt sie auf das entschiedenste. Diese Worte beweisen, wie sehr Diejenigen Unrecht hatten, welche aus der von Waddington in Aisne gehaltenen Rede Nachgiebigkeit am un­­rechten Plate herauslesen wollten, weil der Minister-P­räsident die Unterrichtsfrage zwar ganz entschieden, aber doch mit Handschuhen­ anfaßte. Jules Ferry hatte bei seiner jüngsten Deklaration den dop­­pelten 3wed im Auge, die Gerichte von mit Jules Simon angebahn­­ten Kompromissen bezüglich des Artikels VII ein­ für allemal zum Schweigen zu bringen und es ganz öffentlich auszusprechen, daß ihm eine A­gitation zu Gunsten der Unterrichts-Gefege auch in den muni­­zipalen Körperschaften in hohem Grade erw­ünscht erscheint. „Es wird mit aller Macht gegen diese Gefese agitirt, agivet fir fie republitan new!" Das it nachgerade die Devise des Kabinett geworden und die Republikaner können nichts Besseres thun, als ihr folgen. Die reak­­tionären Senatoren bewaffnen si mit Zustimmungen auf alle nur mögliche Art, es ist also an den Republitanern, ihre Vertreter mit den gleichen Waffen zu versehen. Die Kammer wird bei ihrem Wiederzusammentritt ü­ber­ ein wichtiges Gefäß zu berathen haben, welches sehr viel Kirchenstaub aufwirbeln dürfte. 63 handelt sich darum, die Kirchenräthe in der Art zusammenzufegen, daß sie nicht, wie bisher, Werkzeuge der Bischöfe seien, sondern daß die betreffenden Gemeinden, mit deren Geldern sie nach Willkür sepalten und walten, bei den alljährlich zu beschließenden Kirchen-Auslagen an ein Wort mitzureden haben. Der betreffende Gelegentwurf wurde vom Deputirten La­buze eine gebracht. Auch dieses Gefäß bedeutet eine Etappe im Kulturlampfe, der seinen anderen Zinweg hat, als die Kleinfalen auf allen Buitten von der usurpirten öffentlichen Macht in das Privatleben zurückku­e drängen. Der durch Die Serien unterbrochene Kulturlampf wird also nach Beendigung derselben sofort wieder, und zwar in beiden Kammern, aufgenommen. Eine Unterredung mit dem Fürsten Gortschakoff. Der Wortlaut der telegraphisch gemeldeten Unterredung des euffischen Kanzlers mit einem der Redakteure des „Soleil“ liegt und nun vor: . 7 "Der betreffende Herr erzählt, er habe, mit einem „von einem der hervoragendsten Namen der europäischen Politik” gezeichneten­­ Empfehlungsschreiben ausgestattet, dem russischen Staatskanzler, Fürsten Gortshakoff zu Baden im „Hôtel de V Europe" auf­­gewartet. Der Fürst war, als der Franzose bei ihm vorsprach eben im Begriff einen Spaziergang zu machen, und lud den Fremden ein, ihn auf demselben zu begleiten. Während Beide so vor dem Kursaal auf und nieder gingen, entspann sich, wie Herr Beyra­­mont berichtet, folgendes Gespräch : „Der FK­: 63 it für mich ein unerschütterlicher Grund tat geworden, keinen Soutnalisten zu empfangen, wie ausgezeichnet er auch sein mag, und in aus Freundschaft für den hervorragen­­den Staatsmann, der Sie mir so waren empfiehlt, mage ich für Sie eine Ausnahme. Sie werden aber nicht erwarten, daß ich der Bur­dhaltung, wirtreu werde, welche mir die gegenwärtigen Umstände auferlegen. Seit mehr als 24 Jahren leite ich Die auswärtigen Angelegenheiten Nußlands. Aus Nachsicht auf meine Gesundheit habe ich schon häufig bei Sr. Majestät darauf gedrungen, mir den Adschied zu geben, und noch Frirzlich habe ich dieses Ansuchen wiederholt ; allein der SKatter hat bisher von meinem Nichtritte nichts willen wollen und doch zähle ich jebt 81 Jahre und 2 Mo­­nate, bei welchem Alter man wohl daran denken darf, sich auszu­­ruhen. Knorr.: Duchlaucht scheinen sich aber des besten Wohlseins zu erfreuen. ; L Der Fürst: Jam wohl, die zwei Monate Wildbad und Baden haben mir sehr gut angeschlagen, noch mehr aber die Enthal­­tung von jeder politischen Arbeit. Deshalb habe ich in Petersburg dringend gebeten, mich während meines Urlaubs in seinem alle von Politik zu unterhalten. | re Korr: Wenn man, wie Ew. P Durchlaucht, an die rasd Beschäftigung mit diesen großen ragen gewohnt it, muß es gler wohl nicht leicht sein, ihnen vollständig den Rüden zu kehren. Der Fürst: Vollständig ? Das wäre allerdings zur viel gesagt, aber ich beschäftige mich damit nur sehr wenig. So glaubt man z. B. In den politischen reifen, daß Die gereizte Polemik, welche in der legten Zeit zwischen unserer und der deutschen Presse geführt wurde, eine meiner Hauptsolgen gewesen sei, das ist, keines­­wegs der Fall, und die leidenschaftlichen Angriffe, denen ich" in meh­­reren Berliner Blättern ausgeföst war, vermochten nicht einen Augenbli mich aus der Zallung zu bringen. An ungerechtem Tadel hat er mir zwar seit einigen Tagen nicht gefehlt. Noch gestern sagte ein deutsches Blatt, meine Politit ginge auf Stelzen. 213 ob meine P­olitik nicht Bekannt und micht seit 24 Jahren Dieselbe wäre. Mas­­ Frankreich betrifft, so erachte ich und habe stete gegen Hedermann­­ auf ausgesprochen, daß eine anhaltende Schwächung des Landes eine befragenswerthe Lüde im europäischen Konzert erzeugen würde. Ohne Zweifel danfe ich diesen Gesinnungen, aus denen ich nie ein Hehl gemacht habe, die Feindschaft, mit der mich der deutsche Kanzler beehrt. Zu­­ Ihren Staatsmännern habe ich stets gesagt: Seid Stark! Das ist für eure eigene Sicherheit und für das europäische Gleichger­icht unerläßlich. So sprach ich zu Herrn Thiers und so zum Herzog Decazes, als er mich in Snterlafen bes­prrchte. Welches auch die Regierung Frankreichs sein mag, dies werde ich ihm stets predigen und dazu noch viel Mähigung und Vorsicht in Ihrem Verkehr mit gewisen Mächten. RE KRorr: Sieht Em. Durchlaucht nicht für einen gegebenen Hugenblid eine Koalition Deutschlands, Desterreich-Ungarns nöthigenfalls Italiens gegen Rußland und Frantreich) voraus? Der Fürst (lächelnd) : Aha, da stehen wir an dem Haupts punkte. (Nach einer Bane.) Die Blätter sprechen Davon, aber es it ein Gegenstand, den wir mit Ihrer Erlaubniß fest lieber uners­örtert laffen. Was uns Ruffen betrifft, so kann ich Ihnen nur ver­­sichern, daß mir einen Invasionskrieg seineswegs fürchten, auf alle Fälle it es aber mehlgethan, auf feiner Wut zu sein, und einer Ihrer berühmten Fabeldichter hat mit echt gesagt, daß Borficht die Mutter der Weisheit ist. Korr: Die sehr ich and bedaure, daß Ew. Duch­laucht den von mir ins Auge gefaßten Berwidlungen und Aussichten nicht näher treten mag, begreife und achte ich doch die Griwägungen, welche Sie hierbei leiten ; aber man jagt Gw. Durchlaucht eine Gereiztheit gegen den F­ürsten Wismard wegen des Berliner Vertrags und wegen des von ihm in Deutschland eingeführten Zollregim­e nach. Derv­ürft: Ich bin durchaus nicht gegen den deutschen Kanzler gereist, weil er ein moirthichaftliches System angenommen hat, welches fir Nußland umvort­eilgaft it; an seiner Stelle hätte ich wahrscheinlich ebenso, gehandelt; denn bei einem Gegenstande, wie dieser, hatte er lediglich auf die deutschen Interessen Rücksicht zu nehmen. Was den Berliner Vertrag angeht, so wü­rde mich eine Dissertation über dieses Thema zu weit führen. Weder ich, wo meine Mitunterzeichner glaubten ein Meisterstück zu schaffen, als wir die einzelnen Bestimmungen Dieses Traktats annahmen. Auf fand hat dabei jedenfalls eine große Mäßigung, und aufrichtige Friedensliebe an den Tag gelegt, für die ed auf die Anerkennung aller unparteilichen Leute Anspruch machen darf. , ne Korr: Um Gw. Durchlandt nicht Lästig zu fallen, will ich nicht weiter in Sie dringen, zumal die Beziehungen zwischen Auße­land und Deutschland doch die Zusammenkunft von Alexandrong, wie 03 scheint, Die alte Herzlichkeit wieder gewinnen werden. Der d­ürft: Die beiden Souveräne lieben und shäpen einander sehr und dies wird gewiß gezogen, umjwangte Schwierigssp­­oste­n zu beseitigen und die leichten Dreven-Wdie«h1se-1n12sdn- fid und ur f

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