Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1879 (Jahrgang 26, nr. 225-251)

1879-10-11 / nr. 234

DB­ s Nummern fr. in allen Berichleiflokalen.) 3 A u­n 8 has 1. Oktober, 4 s « «"· uns-.- ; 5 A (Sinzelnte = B ; s -Samstag, So RE­MERED a — JGeburt Budapest JLOktobern =Aus Odessa wird berichtet,daß einige russische­­ Stabsoffiziere des dortigen Militär-Distek­ts fr drei Wochen nin die Nähe der österreichische ungarischen Grenze" beordert wurden, um dort Studien anzustelfen,­­ wie in beste Art einer Iituasion jener Gegend begegnet werden könnte. Man braucht selbstverständlich dieser Mels­dung ganz und gar seine aktuelle Bedeutung beizufegen. Solche Studienreisen in Friedenszeiten gehören zu den ge­­wöhnlichen Barkommnissen im Berufe der Stabsoffiziere. It es doch jüngst erst vorgenommen, daß ein deutsches Arm­eekorps in Ostpreußen für seine Manöver das Thema erhielt, eine Defensivstellung für einen xuffischen Angriff von der Küste aus zu markiren, und das­ geschah beinahe zu derselben Zeit, als Ezav Alexander und­ Kaiser Wilhelm einander in Mierandrowo in zärztlicher Freundschaft umarmn­ten. Allein in dinpland, wo die Stimmung durch eine uns ausgefechte, aufreizende Pref-Agitation auf das­ höchste er­­regt ist, können auch so gewöhnliche Vorkommtnisse des mil­tärischen Lebens leicht mitverstanden werden. Die ruffische Presse treibt in Wahrheit mit dem Glauben des ruffii­­schen Volkes ein freules Spiel. Die Expel­orationen ihrer Organe, die ohne Billigung der Behörden gar nicht denkbar wären, laufen ungefähr auf Folgendes hinaus : „Die Verlüste des legten Krieges müssen hereingebracht wer­­den. Ohne H­ögern muß Nußland von Arbheil der Balkan- Halbinsel fordern, der ihm gebührt. Oesterreich-Ungarn allein steht im Wege. Es muß vernichtet werden, ohne Aufschub und ohne Gnade. Was Deutschland betrifft, muß der verabscheuungswürdige Undanf seiner Regierung und insbe­­sondere Die Heuchlerische, Desertion des Fürsten Bismard genplarisc) bestraft werden. Zwischen Slawen und Germa­­nen gibt es feinen Bardon. Der eine oder der andere Theil muß weichen und es liegt in der Hand Nußlands, diese Frage zu entscheiden." Das hört si wohl jhrediich mt, 88 hat aber doch wenig Gefahr damit. Den sein Mensch in der Welt glaubt, daß es die rufsische Negierung mit der Ausführung dieses Programms ehr eilig haben werde. Die einzige Gefahr, die Foldes Treiben herauf­­beschwören wird, bezieht sie auf das wuffische Bolt. Dieses wird konstant aufgewiegelt und verwirrt und in eine Kriegs­­with gehegt, die so viel und mehr Schaden anregten Tau, als der Schreden des Rihilismus diesem Volle schon berei­­tet hat. Wir haben vor einigen Tagen berichtet, daß zwischen Der Pforte und dem General-Gouver­­neur Doft-Rumeliens eine Ausführung oder mindestens eine Art Waffenstillstand zu Stande gekommen it und daß in Konsequenz desselben Rk­ko Bajba seine Ft jtimmung die N Reorganisation Dev Miliz in einer vom Hof­mandanten Streder Bascha proponirten Weise gegeben hat. Sudesjen will es scheinen, daß bisher noch keineswegs alle Differenzen beglichen sind. Streder Pascha besteht nämlich darauf, daß alle russischen Offiziere in der ostenmeliischen Miliz verabschiedet und durch türkische Offiziere erregt wer­­den sollen. Darauf will mm Fürst Bogorides nicht ein­­gehen und er soll sogar mit sehr üblen Takte Streber Baja bedeutet haben, er möchte sich durch seine preußische Sicht zu Animositäten gegen Rußland hinreißen lassen. Solch eine Nede steht einem Manne gut, Der von Sultan eingefeßt und ein Vertreter desselben fein rot! Streber PBajdja ist gefonnen, den Fall der Entscheidung der Biorte vorzulegen. e e Vageswenigkeiten: (Geifflidge Promotion) Ge. Majestät Dat dem Cantor Canonicus , des Kalocsaer Erzkapitels Titular-Abt, erst bischöflichen Bifar und Synodal-Draminator Franz Lichten­­steiger den Titel eines Bischofs von Drivert verliehen. ‚. E­rnennungen und­Berfegungen.­ Der Justiz­minister hat den Kanzlisten Alexander Simon zum Grundbuchs- Ajunkten beim Steinamangerer Gerichtshof und Anton Déva zum Kremitor beim N.-Ataer Bezirksgericht ernannt und den Stuhle­richter 005 Szinysz-Väraljaer Bezirks im Szatmárer Komitat Anton Rapp mit der Judilatue in bürgerlichen Bagatell-Streitfaden, welche außerhalb der Sphäre der Gemeinde-Gerichtsbarkeit fallen, betraut. — Vom Finanzminister wurden ernannt: der Stuhlrichter- Ajunkt Jo. ©­ott 3 zum prov. Nehnungs-Offizial 3 Kl. beim Steinamangerer Steuerinspektorat und der Oberfürster-Substitut: Ludwig Kugler zum Bental-Oberförster in der Forstabt­eilung des Sinanzministeriums. Die Rechnungs-Offiziale 3. KL Nikolaus PBetrovics im Temesvárer Steuerinspektorat und oh. Bi­zintay im Status de Zentralrechnungs-Departements des Iinanzministeriums wurden gegenseitig transferirt. » Stad­haltungs·märkte.)Das Handelsministerium hat gestattet daß die Gemeinde Csepreg des Oedenburger Ko­­mitats am 21.Oktober,die Gem­einden Türjedes Zalaer un­d N­agy-Német-Szt.­­erhält)des Eisenburger Ko­­m­itats aber am 1.Oktober l­.J.einen Nachholungsmarkt statt ihres am 92. Septem­ber ausgefallenen Jahrmarktes abhalten dürfen. — Seit dem Auslebentreten­ des neuen Handelsgesebes Lagen Kol­ettis Firmen, Ak­iengesellscaften und Genossenjshaften un­­ter ihrer Tirema, ohne eine P­erson zu nennen, welche die Firma repräsentirt, also z. B.: „Reiter exste vaterländische, Spartaffen und nicht wie frü­her: „Sofef Hajós, als Präfes dr B. I. v. Sp.” — Die feingl. Tafel scheint nun nicht zu wissen, daß Dies zulässig ist, ficht in jedem solchen Brozesse, wenn er ihr unterbreitet wird, einen von Amts wegen zu prüfenden Nulitätsfall und leitet die Alten an den Kassationshof. Dieser rennt das Handelsgefet besser und ber bngt das Gewissen der Königl. Tafel, indem er ihm die Hiren wieder zuridic­iert und zue meritorischen Verhandlung und eiheilsfältung amweil. Wir würden uns nun nicht befragen, wer Dies in 2—3 Fällen gebchesen wäre, allein die Königl. Tafel beharrt h­ot der wiederholten Belehrungen seitens des Raffationshofes bei ihrer irrigen Auffassung und so müssen denn alle ähnlichen Brozesse den Weg zum Raffationshof und zurück machen, was häufig die Erledi­­gung duch Monate hinzieht, zum nicht geringen Schaden der Flüge­­inihen Firmen, zum nicht geringen Jubel der säumigen Schuldner. Gibt es Seinen Weg um die königliche Rafel át veranlassen daß sie ihre fon­sequent ierige Auffeilung den konse­­quent wichtigen. Entscheidungen des Kaf­­fationsh­ofes accommodirt und nicht Ma­ntig die Brozesse verzögert? sz Die von der weichstägigen, Unabhängigkeits- Partei zu dem Frede entsendete Kommission, daß sie über die Modalitäten der Linderung der Nothstands-Verhältnisse berathe und Borigläge mache, hat — wie , Egyetértés" meldet — in ihrer gestri­­ten Konferenz bet­roffen, an die für die Zeit der Vertagung des P­arlaments in ihre Heimat­ zurückkehrenden Mitglieder der Partei,­­sowie an die Partei-Anhänger in der Provinz eine Aufforderung zu richten, in welcher die allgemeinen Klagen über die schlechte Ernte und die in dieser Richtung erfolgten Erklärungen des Minister­­präsidenten betont werden sollen. Zugleich, wird die Aufforderung an sie ergehen, den Erfolg der im Interesse der Unterftügung einzus ‚tellenden Aktion duch Sammlung von Daten über den Nothstand­­ einzelrer Gegenden zu fördern. Mit der Abfassung der Aufforde­­­rung ist der Pr­äsident Ad­wig Mocsáry betraut. Minister-präsident K­oloman fifa ‚begibt sich, wie „Ellener” mittheilt, Heute Abends nach Wien, um am Montag oder Dienstag wieder nach Budapest zurückzukehren. Minister Baron Drezy­ und Judex Cu­­riaev Mailändbh) sind Heute Morgens nach Wien gereist. Der Abgeordnete Stefan Bittó hat, wie „Piefti Napló" mitiheilt, an das Exekutiv-KomitE des Landes- Bodenkredit-Instituts für Meinge undbesiger folgendes Schreiben ges richtet: — · ,,W:ge;t1111xvql­ lseiktssqit«m­ehreres i Tagen gezwungen,·das« thmerzuhütetyerfuhrlich erit aus den Blätterm daß das geehrte,«« Konzitäjnfen­ærasn6.d.M-gehaltenen Sitz«-mg die Liste der,de­: konsti·tturm den Generalversamm­lung zu em­pfehlendennmndidateIz festgestellt und idx der selbenmich—er·1tgeget’kniestum·schon bei voriger Gelegenheit entschieden ausgesprochenen Wunsche,bei dem Zu­­stande kom­nen·und·derK­ msolidtrung de anstitutsunrin·der Eigenschaft einjes dtyifachen·Gt­i·kttdersUntzenvirkgn——jetzt wieder für die Stellgetkkes Vizepräsidenten des Instituts.,»tZ·orgeschlagen hat­ Jndem kchmtch in Folge dessen·beeile.dem geehrten Komité für diesen nnch·ehre·nden Beychlitiz meinen aufrichtigen Dankauss­­z11 sprech·0n,br·tte Ich zugleich achtungsvolle daß Sie füjs die Stelle einethzepräsidenten statt zn einer einhe:I·Din­der 11 kandidirete und mich überhaupt aus jeder Kandidatur weglassen mögen.“ (Der türkische Generalkonsul in Buda­­pet Feridoumn Bey) hat am 1. b. vom ersten Sekretär des Sultans, Ali Fuad Bey, ein Telegramm erhalten, in welchen­ dieser für die V­eranstaltung jenes Dantgottesdienstes, wel­­cher anläßlich der Errettung des Sultans aus Lebensgefahr in der hiesigen Franziskaner- Kirche stattfand, den Dant des Sultans für wohl den Mitgliedern der Hiesigen türkischen Kolonie, als allen Den­­jenigen, die der Feier anwohnten, ausdrückt. Hymen.) Der Riter am königl. ungar. Raffationshofe Dr. Zoff Gall feierte am 5. b. in Lulaves, im Temesvarer Komitat, seine Vermählung mit Frau Katharina vu. Dobran­» A­g­o­ra, Großgrundbesiserin von Lulaves. Todesfall­ Der Chef des Dofner Berzehrungssteuer- Rntes 3. Bedinger, der vor etwa einem Monate im Amte plöglich Irrsinn zeigte und in Folge dessen nach der Landes-Irrenheilanstalt im Leopoldifelde überführt werden mußte, it daselbst seinem Leiden erlegen. In Beam­tenkreisen wird diese Nachricht umso betribender wirken, als man allseitig die Hoffnung hegte, daß der geschäßte und geachtete Amtschef von seiner Krankheit bald geheilt werden wü­rde. Er hinterläßt eine Witwe und 4 unmündige Kinder. (Zu den Kommuunal­wahlen) Heute Vormit­­tags wurden die in Betreff der Reklamationen gefabhten Beischlüsse der Berifikations-Kommission, fundgemagjt. Bei dieser Gelegenheit wurde bekanntgegeben, daß die Liste der Bildliften überprüft und in Ordnung befunden worden sei. Der Bestimmung des Gejeges ent­sprechend, wurde angeordnet, daß diese Liste acht Tage hindurch (vom 14. bis 22. Oktober) zur Einsichtwafme und Eingabe der Reklamationen öffentlich aufzuregen sei. Der Verein zur Abhaltung populärer Vorlefungen­ hat beschlossen, Gratis-Unterricht fs Er­­wachsene in der ungarischen Sprache zu entheilen, zu welchen Zweck der Magistrat den großen Schulsaal der V­ollsichule in der Bären­­gasse (I Bezirk) überließ, um hat sich eine so große Anzahl Er­­wachsener zu diese­n Unterricht gemeldet, daß der Saal zu beschränft e­rscheint und der Wallerstädter Schulstuhl Fisch genöthigt fand, den Magistrat um Ueberlassung weiterer zwei Schulsäle für Dieses patriotische Unternehmen zu ersuchen. Die Pferdezucht-Kommission Des Bester Komitats­ hielt gestern eine Sigung, in welcher beischlossen wurde, das die ‘Prämienvertheilung fünfzighin jährlich in den Monaten Mai und Juni stattfinden soll, u­. zw. in Kalocsa, Bia und Nagy­­körös. Ferner wurden die Mitglieder jener Kommissionen ernannt, welche im Monat Dezember die Zuchtdengste in­ den Bezirken besich­tigen werden. _ · · (Pflasterung.)111 der gesteinabgehaltc­reie Magistrats­­sitzung wurde die Herstellun­g deszivcscheis der Kettenbrückex und der 11 Tunnel befindlichen stark ruiniesten·Holzpflasters,unter Entstehung des Unternehmers John Norris mit dem Bemerken angeordnet,dan die Pflasterung wegen des mißen­dentlich regen­ Verke­hrs·11111 Lärchenwü­rfeln·verfolgen habe.Die Arbeit wird noch in dccsm Jahre in Yngrit genommen werden.­­ Gefällsübertretung.) Im Folge zahlreicher Ka­gen, dab die Gefällspächter auch von jenen Millimetern, die seinen Standplag haben, sondern ihr Produkt an bestimmte Kunden abe liefern, Gebühren einheben, hat der Magistrat eine strenge Antei­­fung angeordnet und mit der Führung derselben den Magistrats­­rath Paul Havas betraut. Gleichzeitig werden die Bezirksvorstehun­­gen und Milchmeier verständigt, daß nach der klaren B­stimmung des Gebührentarifs­ nur von jenen Milchmeiern eine Gebühr ein­­gehoben werden darf, welche ihre Milch auf den Straßen oder auf Markt- und anderen Präsen auf einen bestimmten Steudples verkaufen. 9 ·· (Biele Pfandleihgeschäfte)fuhren das stä­dtische Wappencint Schilde und fügen der·Firma·das Axtribut»haupt­­städtisch«bei.Dahindurch das Pb­likum leichtendem Glauben verführt werden könnte,das betreffende Geschäftfteher u­tter Leitung der KommunteJo hat der Magistrat die Bezirksvorsitzbulk getrauf­­e fordkrhdce betreffest den Firma taselit sofort­,nöthigenfalls nur valsum zu entfernen. = · Ein fallcher Freund.)Cmn großer starker Mann mit blonden­ Haaren und blondem Bart kam gestern­ Morgens gegen 11­9 Uhr zu de­m Ofen Attilagasse in U­l wohnhafte F Frau Marie Planer,­stellte sich als Freiwt­d ihres Gatten,des Kurzwaarenhändlers Josef Plan­er,vopimdt heilte der«Frau in Eile mit,daß ihr Gatte bei der Soroksärer Linie wegen Schmuggels angehalten und von den Finanzorganen zu einer Geldstrafe von 16 Gulden verurte­ilt worden sei,die er sofort erlegen­ müsse.Die geängstigte Frau bet­­eib­e sich, dem Fremden den verlangten Betrag auszufolgen, damit ‚ihr­ Gatte freigelassen werde. Erst beim Eintreffen­ ihres Mannes zuhause stellte es si Heraus, daß sie das Opfer eines Schwindlers geworden ist. “ (Polizei N­achrichten.)Am Wachzatzri Damm wurde heute Friih eine circa 20 Jahre alte,modern gekleidete Dan­xe beob­­achtet-Ivie sievorficking eine Pistole aus·einem P·acket nahm und diese lud.Der­ Mauren Stefan Groß·e1·lte auf dre Dmnthth fragte,ob sie sich erschießen wolle.In diesem Momente­ druckte die Unbekannte die Pistole rasch­ gegen ihre Br1tstab.Deischußvexs sagte,1111dzwar,1viesic«l­ später herausstellte,aus dem Grunde,1veil die Lebensüberdrü­ssige zuerst Papier und Engel und dannerst Puls ver in den Lauf gegeben hatte-Die­ Unbekannte wu­rde porc mehreren Person­etc bis zum Oesterreichischen­ Staatsbahnhof gestattet!111ddo·x"t nach vielen Bitten freigelassen-Sie fuhre­nxkttelstechesmeersm die Denkgasse-Die Pistole und ein feines Taschentuch md­ den Buchstaben­ C.R.gemärkt,blieben beidein erwälzpeten Mamserzmjüch ——­Bei der Verbindun­gsbrü­cke wurde gestern die Letche eines circa 30——35 Jahre altetcmxbekannten Mannes angeschwemmt.——Der 13 Jahre alte Schuhmacherlehrling Josef Szekeres wurde gesternt von dem Fiaker Nr.291 überfahren­ und so vertjlktzh daß er in das Spital gebracht werden mußte. — Im iraelitischen Spital wurde eine Memise erbrochen, doch konnte noch nicht Konstativt wer- Der Thäter ließ eine volhe Brief :«den,was gestoh­len worden ist z­u itasche mit verschiedenen Adressen und werthlosen Papieren am That­­orte zurück. Die Gefolg folgte einer Magnatenfamilie, In „Son“ finden wir folgende interessante Reminiszenz : Als im Jahre 1749 Graf Kosef Niezki behufs Restituiring der drei Komitate der theils unter. Zivil, theils unter Militär­­verwaltung befindlichen alten „Nemesköz“ zu Ungarn die Bestal­­lung als königlicher Kommissär erhielt, suchte er einen geeign­eten Sekretär. Unter­ den Offerenten gefiel dem Grafen ganz besonders ein junger Mann Namens Stahl. Wie sehr Stahl dem Vertrauen seines Chefs entsprach, erhellt daraus, daß er für denselben den ma­­­garischen Adel e­inwirkte, als er seinen Namen in Aczél magyarisirte und daß er ihn später zum Obernotär des Arader Komitats erhob. Tköniglichen Tafel ernannt wurde. Das Komitat sendete Aczél als Ablegaten zum 17er Landtage, wo er sich in der Vertheidigung der Negierung gegen die lärmende Opposition so sehr auszeichnete, daß er zum Protomotarius bei der Als­felder verfachte er 1795 die Gefege, Bei dem Punkte, wo die Stände gegen die fortwährende Erh­öhung der Salzpreise protestirten, schmuggelte er gefchtet die Worte ein: „im Falle großer Nothwendigkeit“ — „nisi in casu summas necessitatis” —, welche grobe Nothwendigkeit dann immer blieb, und die Stände beriefen sich auch fortwährend dara, To­vit etwas auf Landeskosten gemacht werden mußte, Daß er aus dem erhöhten Salz­­pfeise gedeckt werden solle — ex aucto salis pretio. Der Eufel des ersten WUczel, Beter, war eine Zeit lang Obergespan des Arader Komitats. Das nicht eingeweihte Bublistum wußte nicht, warin Peter v. Aczel seiner Stelle enthoben wurde. Bald aber ward die Erklärung offenbar: sie besteht darin, daßs Heuer der auf 320.000 ff. gefragte Besis Beter Aczel’s des Engels am Tage der hundertsten Jahreswende der politischen Karriere des Großvaters zur Evolution elangte, in der Preßburger üchtsakademie) — Schreibt , denn — ist die durch die Brofi­­e Dr. Emerich Bauer’s veranlaßte Untersuchung beendigt und hat in den Kreisen der Preß­­burger Itelligenz den besten Einbruch gemacht. Ministerialrarl Franz Boncz ging mit der besonnensten und unparteiischesten Untersuchung den in der Bauer’schen Broschü­re gerügten akademi­­fen Mibbräuchen nach, und überzeugte sie dabei auch von den an dieser Anstalt herrschenden Einfertigkeiten, welche dem betreffenden Hexen ‘professor in der Feder geblieben, die aber fer doch feinen Eifer und feine Energie bekannter Unterrichtsm­inister im Litereile unseres Studienwesens nit dulden kann. Charakteriiiik ist für die sich schuldig Fühlenden Herren Professoren der Afadentie, bab­ite, ——um die Aufmerksamkeit dest­ hiistoriellen Untersuchungskomm­b­särs von­­ ihren eigenen Ab­gelegenheiten abzulehnen, Dr. Bauer am Hagten, daß er auf seinem Lehrstuhle der Jugend den Darvinismus und andere Derartige duch ihre Extravaganzen gefährliche Doktrinen einimpfe. 88 ist dies bezeichnend für die mittelalterliche Beregränft­­heit dieser P­rofessoren und den Begriff, den sie von der afademi­­schen Lehrfreiheit haben, welche sie, die berufenen Wächter derselben in solcher Weise zu untergraben suchten., Diese Thatsachen imnsteh­en allein schon genügend, wie tief diese Herren unter der geistigen und m­oralischen Höhe ihres Berufes stehen. Dr. Moriz Bißtory, ein ausgezeicneter Profesfer eben dieser Rechtsakademi­e, hat seiner Entrüstung über diese Attentate in einem Artikel der „Bozsonyvideti Yapok” würdigen Ausdruch gegeben. Ein Mittel gegen Diphtheritid­ gibt der Bancsovaer Lehrer B. Milankovics,der Redaktion des „Son“ an. 68 soll dies der Absud einer ger­ifsen Pflanze sein, die man in der dortigen Gegend auch gegen Krebsschäden anzumelden pflegt. Bere IR. will mit diesem Mittel schon fünfzehn an Diphiheritis erkrank­­ten Kindern das Leben gerettet Baden und hat von seiner Kite­delung dem Ministerium des Innern Anzeige gemacht. (Erdbeben) das Ung-Weißfischen s­reibt man uns vom 10. Oktober: Heute Nachmittags 4 Uhr 42 Minuten Gatten wir bei 109 R. Wärme, bewel­ten Himmel und Schwachen Nordoit-Winde ein Erd­­beben, das 2 Sekunden dauerte. Die Stege bewegten sich von Nordost nach Südwest, waren wellenförmig und erfolgten unter dreimaligem Brausen, welches sich ausnahm, als ob ein Eisenbahn­­zug dahinfügte. Einige filisphafte Nauchlänge stürzten ein, sonst oft sein WMuglück zu beklagen. Aus Srob-Becsferet wid uns heute telegraphiet : „Beitern Nachmittags 4 Úgy 49 Minuten und heute Dlorgens; 4 Uhr hatten wir heftiges Srdbeben.“ (Ei1i seltenes Dorf.)Andchrau liegt das Do­rf Driiva-Kereptttr.Siebzig Familien wohnen daselbstlmd kein ein­­ziges Mitglied der selbcickalikklefeks oder schreiben.Das Dorf besitzt weder eib­liche,noch eine Schule,Erscheinen Notd­.Die Agenden des Richters versieht der Wirth­ ei1c Jude­ In letztererseitsndesz ging eine große Veränderung vor sich.Ein Feldhüte­­r,der irgendä die AVE biederen Drava-Rezepturer nahmen die günstige Gelegenheit wahr; sie engagieten den Mann als Feldliter und wenn er Abends vom Felde heimfehrt, obsient ihm Die Vilit, die Korrespondenzen . 08 -seinen Ramenznschreicht vermagJJer irrte sich in das Dorf, Dorfes zu besorgen. Nun haben die Drivaereßtuch­ keinen MWunsch mehr. Der Dfenheim­sche Wablaft­ As Wien berichtet­ man von gestern: · ‚vertheilt, die Abgeordneten wollten sich ,«,im·Abgeordnetenhause geht es heute so lebhaft zu,als ob eine Plenarsitzung wäre.Es sind männlich die Abtheilungen zusam­­mengetreten,um die Vertheil­ung der Wahlakte vorzunehmen-Bei d­er Verthesilung Sw­ahlakte xi in der V.Abtheilung ereignete sich ein bemerkenswerther Zwischenfall Sämmtliche dieser Abtheilung zugewiesen ankten waren bereit­s em verschieden­e Einzelreferenten bereitch der mit seinem Päckcljc11·11ac­)ljaxcfebegebtals derslbgeordnete Gregr einen Fund machte,einen bisher vergeblich gesuchten Wahlakt,den des Ritters v.Ofenheim.·Dr.Jaques stellte den Antrag,diesen Akt Achtwa die anderem einem Einzelreferenten,sonder-r einem Fü­nfers Komitä zuzuwenden­·CrundAbg.Gregr motivirten die sanntmg dam­it, daß·pon diesechIhl seinerzeit Verschiedenerlei gesprochenn wor­­de·111·11,1111d daß dieselbe,miewohl,soi1iel bisher bekannt sei, k·ein Prothkft vorliege,doch mit Rücksicht auf die gewähltest Persön­­lichkett eine solche sei,die eine eingehendere Würdigung und Untersuchung verdiene.Die Abg-Dr.Weebert und Du Toumszczuk sprachen sich gegen die Zuweisung an ein Komita au.Es liege kein Grund vor,den Aktander Z zu behandeltm als alle ü­brigen.Nach längerer Debatte wurd h­ierauf der­ Antrag anqutveismkgaus­ in Komite mit großer Majorität angenommen und in dasselbe folgende Herren ger­ählt: Nofer, Greuter, Sixecet, Kronamwetter und Saques. Auf eine Heute neuerdings an den Regierungsrath Kupfa gesellte Anfrage, ob zur Wahl des Herrn v. Dienheim sein Protest einge­­laufen sei, gab derselbe die Auskunft. Dies wäre nicht ver Fall, nn Gegentheile : V­ertrauens-Kundgebungen fir den genannten Ab­geord­­neten seien eingelangt. Das Komité wird demnach seine Aufgabe darauf zu beschränken haben, zu erheben, ob die seinerzeit von eini­­gen Zeitungen gebraten. Später aber wieder dementirten Meldun­­gen von zinsenfreien Darlehen, die Herr v. Dienheim einigen Ge­meinden und Spartesien seines Wahlberrts gemacht hatte, auf Wahrheit beruhen oder nicht, und wenn Gifter es der Fall sein sollte, die Frage zu erwägen, ob die Gewährung solcher Darlehen als unerlaubte Wahlbeeinflussung anzusehen se. Das Komite, welches den Ag. Sirecef zum Obmann gewählt hat, beabsichtigt auf offi­­ziellen Erhebungen in der angedeuteten Michtung zu besiegen.“ (Der fromme Graf und ÜLET EGB Sündin) Man schreibt aus Graz: In der nächsten Woche wird sich vor dem Bissisen Bezirks­­gerichte eine Chefscheidungs-V­erhandlung abspielen, deren Veranlas­­sung seinerzeit — er sind etwa zwei Monate her — in der hiesigen Gesellschaft als ein öffentliches Geheimnis viel disíutirt wurde und großes Aufsehen erregt hat. Der Träger eines alten Namens und von streng ultramontaner Gesinnung hatte si vor einigen Jahren hier angesiedelt und er galt rege bald als der gefährlichste Rolle von Graz. Es verbreiteten sich die abenteuerlichsten Gesichten über den neuen Don Huan und es kam so weit, daß forgfane Mütter ihre Töchter von Bällen oder „Zeberden Bildern“ fernhielten, wenn der Graf Bräsident oder Mitglied des Komites war. Dar zwei Monaten nun machte ein in der Hardegasfe unwmwohnender aemwesener Bankier eines Abends, als er früher als gewöhnlich von seiner Tarofpartie nach Hause kant, die schlimme Entdeck­n­g, daß seine ihn exit­ainzlich angetraute junge Frau mit Hilfe ihres Wohnungs­­nachbars ein Berstedenspiel treibe, das Fehr stark an ähnliche Szenen im Decamerane erinnerte. E53 gab eine etwas Tebhafte häusliche Szene und am nächsten Tage waren die Töne Fadin und ide Wohnungsnachbar von Graz verschmunden. Septerer war nie­mand Anderer, als der schöne Graf, der sich der größeren Bequem­­lichkeit halber neben dem Er-Banksier einquartiert hatte. Dieser hat mint Die Gerichte angerufen, die Kleinlaien aber können es den Schönen Grafen nicht verzeihen, Daß er zur Heldin seines neuesten Liebesromanes eine Füdin gemacht Hat. Boom Prinzen Jerome Napoleon­ Ein Reporter, welchen der , Gaulois" in majorem gloriam des Prinzen Napoleon nach Monza gefhidt hat, berichtet von dort: Der Prinz vermeidet es, von sich reden zu machen; er lieht weite Spaziergänge, die ihm auch sehr gesund sind; er plaudert mit den Leuten, denen er begegnet, und genieht als Liedhader eine wahre Popularität. Auf der Jagd hat er neulich zwei Hirsche erfegt. Gelegentlich war er auch der Gegenstand eines diplomatischen Pro­­blems. Bei den Diplomaten spielt die Trage 068 Bortritt3 be­­kanntlich eine große Rolle und nirgends wird das H­eremoniel strenger beobachtet, · ·als ist dem Haufe Savoye­r.Nun befanden sichzmchner im königeichen s Schloss oder deutsche Bo­ tschafter, Hei­ro.Kei­dell,das leibhaftchenbild des Fü­rstesc Bissitarck(?) und dessen intimer Vertrau­ter,und Baron Hamnerle,der öfter­e­raichische Staatsmaum von dem in der letzte weit so oft die Redxk war-Welchen Rang sollte man nun zwischen diesen beiden auch ihr Recht gleich eifersüchtigett Diplomaten dem Prinzen Raps­icon anweisen,der­ ehre abgesetzte Dynas­ie repräsentirt.Dar Fall war sehr schwierig.Es schlug 7 Uhr;die ganze Gesellschaft war in dem große 11erale versa1111i1e­t,die Damen,von Diamantizn strahlend in Bathoilette,die Herran vie es am italienischenbhofe Sitte ist,int schwarzen ucberrokk.Mattmai­chn­ger maß manf die Bösung gespannt,aber demk dem bemindern swepthen Takte der Königin und der Artigkeit der Botschafter wurde skjsleszmch Wunsch beglichen.Der Königszimbert reichte der Prinzessin Orlotilde,der Prinz Napolemtdcie Prixzikt Margaretbedett Arm.Verr v.Kc1l­­dell,der dicktefen­ke Gemahlin­ erschienenmal­,nahm zuthtkm der Königin und Frazku.Hayncerle zurxinken des Souveririns Platz Das Druck war sehr gemüthlich­ und die Abstadtunterhalteung aller­­liebst.Der Prinszkapokeon pkauderte 1215t den beiden Staats­­männern namentlich auch von­ der Wienscheise des Fürstens Biß­: makes-Diese Reise,versichertes zerrv.Kendell,hattethaifåchlick­ nur detcZiveck,·der1eumpäifkthr Frieden zn befeftiaekk———Abek, entgegnete der Prinz Napoleon just­ines-os feuch­oise,ich kann gar nicht abseheu,daß der Friede in Europa gestört ode­s bedroht w­äre.——Der­ E.­önig konnte nicht um bim bei diesem­ Wortc­tzrt lächeln;der densche Diplomat aber führte seine Gedmn­en weiter aus-nichtcxhne dabei eine gewisse übles Laime gegen Rußland zu verrathen. · Der Berichterstkitter des,,Gaulhic­"'deutet noch an,daß die Prinzessinclotilde sich bisher nicht entschließen konnte ihrem Geis rmhe,wie dieser wü­nschte,nach Paris zu folgen. ·; (Eine,,historische«JudenfamiliezI Der Petersburger „Nowoje Wienja” wird von ihrem Schumider Korrespondenten folgender furiose Fall mitgetheilt: Neulich kam zu dem Schmakachreischef eine jü­dischei­a­milie und beklagte sich,daß sie jetzt gezwungen werde,Seeuhm zu zahlen, von denen sie während der türkischen Herrschaft befreit war und es auch jet sein müsse. „Wie so denn?” fragte verwundert der CH. „Wir sind berühmte Juden aus Ungarn. Uns haben die Sultane von allen Abgaben befreit. Wir befisen den german", gaben die Auto zur Antwort „Worte wurde Shnell dieses Privi­­legium extheilt 7" trug wieder der Chef. „Wir haben Belt des Zürken ausgeliefert“, war die lateinische Antwort der Juden. CE 2 - ER L. H.i. 63 gibt zwei Eritische Schulen , die eine i­ der Meinung, ein verspätetes Neferat Sei schlechter als gar keines, wäh­­rend die andere behauptet, spät sei noch immer besser, als gar nicht. Wis die That zeigt, gehören wir zu den Tegteren. Daß wir diesmal nur einen Tag später kommen als sonft, hat freilich seinen Grund nur darin, Daß uns gestern die Berson Mol. OXUrvonge’s zu sehr in Anspruch nahm, in und noch Zeit fir sein Stüd zu kaffen, — eine Reihenfolge übrigens, welche genau der Historischen "entspricht, denn 28 it auch wirític) die Berfon %’Arronge’3 einige Zeit vor seinen Stünde entstanden. Wir holen also fui­chtweg, wenn auch nur in Kürze, das Wissenswertheite über das Lustspiel nach, dem hier mit so vieler Spannung entgegengesehen wurde. Man­ war jeher neu­gierig, wie ein Autor von so ungewöhnlichen Vorstadt-Erfolgen vor der strengen Kritis des ersten (städtischen und dramatischen) Bezirkes bestehen würde. Die Stimmung war ihm jedenfalls­ überwiegend günstig, man wünschte ihn einen herzhaften Erfolg, schon jenes Slenentes der Anständigkeit wegen, das seine sämmtligen Stüce Fam­ilien möglich wacht, zu einer Zeit, wo ein Schiller eine Abhand­­lung über „das Theater als un­moralisches Institut“ schreiben könnte. Allerdings fehlte es ihm eng an einer Opposition nicht, der man fa) unter den Zushanern selbst eine Menge stadtbekannter „wohlthätiger Frauen“, die sie bei den Pifanterien des Berfaffers im Stillen jagen mußten : „von dir wird diese Fabel erzählt“ und­­ Deren Gatten sichtlich fixengen Befehl hatten, dem Mißfallen ihrer­­­­ wohlthätigen Hälften nach Möglichkeit Unschrud zu gescheihen, aß sie nicht zischen würden, dafür billigte weht de gute Micktrantz, Senilleton. „um­ Wiener Bühnen-Wovitäten. Durgstheater: „Wohlthätige Frauen“, Lustspiel in vier Auf­zügen von Wolf Ve­rronge) aber wenn e3 ein „beredtes Schweigen” gibt, so könnte man ganz gut sagen, sie hätten dagefehlen, in ein zirgendes Schweigen gehab­t. Wie das Bublilum an Ganzes dachte und inweifen e3 sich von eArronge versah, dafü­r will ich nur einen Umstand anführen; am Tage vor der ersten Aufführung war das Theater bereit für drei Abende vollständig ausverlauft. was nun das Qufispiel selbst betrifft, kann man es durchaus sein Meisterwerk nennen, obgleich es ganz hervorragende Lustspiele Eigenlasten hat. Thatsache ist insbesondere, daß Dieses vierartige Stück eine sogenannte Fabel überhaupt gar nicht besitt. Nur ein Aufat zu einer solchen ist vorhanden, der aber ist sonderbarerweise aus der „Waffe von Lowood” entlehnt. Wie es eigentlich einem praftischen Theaterlopfe wie 2’Arronge einfallen konnte, den edlen Lord Nochester und die tugendhafte Mik Jane Eyre abzustauben, in einen Major, v. Nodek und ein Frl. Marta Stein umzutaufen, und sie dann den Euvres-Bell-Bird-Pfeifferigen Noman uns bla fi­tem Bolt nochmals vorspielen zu lassen, das ist eigentlich fehler zu begreifen. Oenug, fo üt cd. Der Major, Der an einer Wunde im Beine etwas fofette Schmerzen leidet, wandelt, oder hinkt viel­­mehr an einem das Mitgefühl anregenden Stode, ganz denselben Weg wie Lord Iochester zum Herzen seiner Gouvernante, "ein be­­zähmter Widerspenstiger in Majors­ Uniform, der im legten Alte bei stimmungsvollem Mondficht unter flüsternden Laub sein und der Gouvernante Herz entdeckt. Diese Liebesgesgichte ist unstreitig die schwache Seite des Stüces. Das Bublikum war ihr gegenüber in der Lage eines Menschen, der in die Bug geht, um ein neues Lustspiel zu sehen und statt dessen, ohne daß aug nur ext abgesagt worden wäre, die abgestandene „Waffe von Lowood”’ aufgeführt bekommt. Vebrigens bleibt Diese Herzens-Affaire, welche als Gerüst der Handlung dient, nur Nebenfade, und das it ihr Glük und im Interesse der Kurzweiligkeit and­ das des Zuschauers. Zwei Drittel 903 Stüdes haben mit diesem eigentlich gar nichts zu thun und sind eine selbständige dramatisirte Satire auf jenen Wohlthätigkone Sport, der Gutes tut aus allen möglichen Urlinden, we nicht um den Guten willen. Wenn es keine Unglückigen und Noth­­leidenden auf der Welt gäbe, würden diese Leute einen hohen Preis ausfegen auf die Erfindung von solchen, damit nur sie Vorwände haben, ihre selbstgefälligen Wohlthaten auszuüben. Zwei solche Modlthätige hat der Berfaffer in den Vordergrund seines Stückes gestellt : die Schwester des Majors, verwitwete Geheimräthin von Praß, und die Lederhändlersgattin . Frau Ditilie Möpfel. Die Erstere, von Frau Gadillen vortrefflich gespielt, ist ein Brisma, das in allen Farben von Eitelkeit, Mitgunst, Hoffart, Neid, Geiz und Herrschsucht spielt. Auf den Timbre ihres Wohlt­ätigkeitsfilm­es lassen Schon diese Eigenschaften für lieben. Sie ist außer sich, daß die armen Leute, die sie von Amtswegen besuchen sol, alle in so ent­­legenen, fhmusigen Gallen und so hoch über oder so sie­ unter dem Platter wohnen. Man Hat fir eine nothleidende Familie ei Konzert gegeben und es in eine flarfe Summe eingegangen, aber fott man einer obsturen Person, die man ja gar nicht sent, so viel Geld anvertrauen ? — nein, er muß bei einer soliden Bank hinterlegt wer­­den, sie sol die Zinsen davon beziehen. Das ist so ihr Gene. Gran Möpfel wieder ist die bürgerliche Eitelkeit, die wohlthätig thut, um mit den höheren Ständen in Berührung kommen zu können. Um für diese Herrschaften die niedere Wohlt­ätigkeitsarbeit zu verrichten, hat sie nicht­ Zeit, Grau uadh Mutter zu sein, sondern Fähr­mann und Söhnen und die ganze Wisthichaft drunter und drüber gehen. Der erste Akt ist vorwiegend der Geheimräthin von Prab gewidmet, der zweite führt und ins verwaiste Hausunwesen der Frau Möpfel. Mit der Fabel haben beide wenig oder gar nichts zu tu, sie wirken als humoristisch-satirische Genrebilder durch Die Kraft des Nugendlides, doch ihre frappanten komischen Details, dd den oft schlagenden Wib des Dialogs und eine sehr gesdhichte Ausbeutung der Situa­­tionen zur heiteren Jweden. Die Figuren, wie sie der Verfasser zu diesen Zwei aufstellt, sind mit lebhaften Sinn für die Bühne ge­zeichnet, die Kontraste fedv uwiretam , gefecht „und ‚die Stinget manchmal ganz abs sonderlich aus fomischen und ernsten Elementen gemischt. Mit einer solchen Stimmung schließt z. B. der zweite Ast, Bapı Möpfel und Sohn, von Gattin und Mutter zu wohltäätige Zwecke schmählich verlassen, dten Abends allein zu Hause und fühlen sie voht unglückich, bis sie vor Kummer und Langeseile bei den­ Klängen einer Spieldose nach und nach einschlafen. Immer stiller werden sie, dann sind sie ganz ftumm, nur die Spieldose dudelt mechanisch ihre „Surcia” weiter, während der Vorhang langsam füllt. Das Publiku­m fühlte sich dieser Art von Rührung gegenüber etwas vathive und es regte sich hier eine starre Opposition gegen den Bei­­fall. Eine großerwohlthätige Vereinsfigung im dritten Alte, von der man sich viel versprach, hält unseren Ansicht nach diese Versprechun­­gen nicht. Bon jede guter Humoristischer Wirkung sind dagegen einige stehende Figuren, welche in allen möglichen Szenen des Stüdes auf­tauchen und in der Burg un widerstehlich gespielt werden. Endlose Heiterkeit erregte a. B. Fran Hartmann als junges Weibchen des Privatdieners des Majors­, sie ist Hefe auf den Major, der ihr der theusten Gatten i­mmerfort von der Seite wegstellt und macht Diesei­ Gefühlen im föstlichten Werger und unerreicht tomij dem Schmuehzer Luft. Brillant it auch Here Schöne, der einen immer mit wohl­thätigem Frauendienst überhäuften Geschäftsdiener mit wewüchsiger Berliner Zunge darzustellen hat. Herr Hartmann spielt den Spieß­­krieger Möpfel mit feinster komis d­er Charakteristik. Der Major­at bei Herrn Sonnenthal in den denkbar besten Händen und rl. Haase ist ein so hübssches Mädchen, daß sie sogar Diese Kopie einer fatalen englischen Gouvernante spielen darf. Ueberhaupt ist das Stud aufs glänzendste Gefest und hat einen kaum geringem­ Spielerfolg als „Rosenkranz und Güldenstern“. Für den Autor haben sich Die Ehren des Abends sehr gut gestellt, er wurde im Ganzen neu­­mal gerufen und kann getroft ein zweites Stäb für die Burg in Angriff nehmen, |

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