Pester Lloyd, Juni 1881 (Jahrgang 28, nr. 150-178)
1881-06-03 / nr. 152
=gen SR - Uebel, das mit einem Virement in der Handelsvertrags- Frage gut zu machen ist. Das Whig-Programm, das auf platonischen Liberalismus gegenüber den interessanten Belfern des Balkans, im Medrigen aber auf Duretismus und Gewährenlassen beruht, steben ein bequemes. Wir fürchten nur, daß das Erwachen aus diesem Selbstschlummer, in welchen die Nation eingelullt wird, ein weniger bes hagliches sein werde, denn heute ist nichts gemehlter, als daß Stanfrid vorwärts bcgreitet und daß England stillsteht. «’«Pudapest«7,2.Junti.-s EDie Interpellationen,welche an das Minissterium Gladstone aus Anlaß der tamifischen Frage gerichtet wurden, Haben eine äußerst vorsichtige Beantwortung von Seite des Lesteren nach si) gezogen. Kaum daß die eine oder Die andere indirekte Wendung von dem Unmuthe Zeugniß gab, wersen das Vorgehen Frankreichs in den englischen Staatsmännern hervorgerufen hat. Denn daß dieser Unmut existirt, läßt sich andererseits nicht bezweifelt. Er fühlt sich deutlich genug auf diesen grämlichen Frage- und Antwortspiel zwitschen Negierung und Parlament, aus der grollenden Sprache der Blätter, aus der Haft heraus, mit welcher man von jeder Zusicherung Frankreichs Akt nimmt, daß die Annexion tumistischer Gebiete nicht auf dem politischen Programme der Republik stehe. Daß Frankreich sich jet seine Orientrevanche für Zypern nimmt, wird von Ministeriun Gladstone um so tiefer empfunden, als es nicht dies Ministerium selbt, sondern das Zories-Ministerium war, welches sich Eyperns betächtigt hatte und als es einen Mißerfolg gerade fest dort erntet, wo ihm der in der Erwerbung Eyperns gelegene Erfolg vielleicht nur von ihr zweifelhaften Werthe erschienen war. Andererseits hatte ji das, was man in London französische Rücksichtslosigkeit nennt, nicht blos auf dem Gebiete der tunisischen Frage geäußert. Auch in der Handelsvertrags-Frage, eine Frage, welche vielleicht nicht tiefer, aber jedenfalls direkter isn die weite Sphäre der britischen Interessen-Empfindungen eingreift, erblickt man ernste Anlässe zu Verstimmung und Beschwerde. Es liegt im der Nature der Belfer, welche gewohnt sind, eine selbstsüchtige und eigenmügige Politik zu befolgen, stets die Konfunirenden Nationen des Egoismus zu beschuldigen. Nichtspestoweniger begreift sich die Erregung der öffentlichen Meinung Englands. Das Unmittelbare ud Greifbare steht dort immer, im Vordergrunde der öffentlichen ist aber die lange.Beurteilung.Unmittelbar und greifbar islame Loslösung Frankreichs von den Bahnen der britischenr Orientpolik.Das zeigt sich unterstützenden Machtanspruches auf einen Antheil an der Weltherrschaft, in der egyptischen Frage, in welcher sich Frankreich plöglich aus der fooperirenden und die Tonkurreivende umgewandelt hatte, es zeigte sich im dem Augenblice, da von Paris aus yplöglich die Speeresfolge verweigert wurde, als England die Möglichkeit ernster Koerzitivmaßregelr gegen die Pforte erwog. Phantasiebegabte Bolitifer von dem Schlage Sladstone’s sind empfindlicher als andere gegen den Spott und in der Dominingstret Hat man Die Herben Sarrasmen Lord Salisburys sehwerlich vergessen, in melchen die Schiffe der Demonstrations-Flotte mit Badewannen verglichen wurden, insbesondere wenn man dessen eingebene blieb, daß die gepanzerten Kolosse, welche unter der Abmivalsflagge Englands segelten, fehnerlich ohne die Einsprache Frankreichs jenen beißenden Vergleich ermöglicht hätten. Yu Wirklichkeit hat also England, vom Standpunkte seiner eigenen Volutit angesehen, einiges Recht zur Unzuffriedenheit mit Frankreich. Von jener engen weitmächtlichen Allianz, welche den Stolz der Balmerston’schen Blüthezeit bildete und noch in den Nanen der englischen Presse am Stabe Napoleon’s III. ihren Ausdruch fand, ist nicht allzu viel zurücgeblichen. Man mag vielleicht die Bedeutung der Expansionsversuche Frankreichs an den Küsten des Mittelmeeres übertragen. Zunächst ist es Frankreich vielleicht wirklich nicht um viel mehr zu than, als um die Sicherung seines afrikanischen Befiges gegen räuberische Horden und vor Allen um die Wahrung seines moralischen Ansehens. Aber es sind uralte Kulturstätten, auf welchen sich jegt die Banner der Republik entrollen. Von altersher galt die Dominiation jener Schützenstriche als die Begründung des politischen Anz Dns zu so fabelhafter materieller Wohlfahrt herangediehene Frankreich erscheint plögli) auf der Arena des politischen Wettstreites und das in einer Frage, in welcher ihm sein einer Gegner nicht gewachsen ist, sein anderer kaum im Stande ist, die geeigneten Meittel zu finden, um ihm Die Wege zu verrammeln oder zu durchkreuzen. Ohne Schwert“streich bemächtigt sie die Republik aller wichtigen Positionen, und es hängt nur von ihre ab, sie nicht mit zu bewegen, sondern auch auszuwügen. Das gibt in England, wo man für die über die kontinentalen Jagen der Politik hinausgreifenden Weltinteressen so seinen Luftrift besagt, weichlichen Stoff zum Nachdenken, und wir möchten daran zweifeln, daß die Ergebnisse dieser Meditationen immer ganz behagliche sind. Denn in der Thet sind es in legter Auflösung immer doch mie jene universalen Tendenzen, welche die öffentliche Meinung Englands nachhaltig beschäftigen. Eine Frage, wie die der Vereinigung Bulgariens und Ost-Nimesiens, mit welcher man andermworts alles Wohl und Weh des Orients verknüpft glaubt, würde in England wahrscheinlich mit vollendeter Gleichgiltigkeit behandelt werden. Eine Parlaments: Interpellation nd eine Negierungsantwort, daß das Ministerium, welchen das Bolt das Vertrauen schenkte, Die britischen Spätereffen mit britischem Stolze zu wahren wissen werde, wäre voraussichtlich die ganze Konsequenz einer solchen Thatsache. Eine mazedonische Schilderhebung wirle wenigstens in dem radikalen Flügel der Whig- Regierung weit mehr auf stillvergnügte Zustimmung als auf Tadel zu rechnen haben. Legt aber eine Macht den tastenden Finger auf einen Fled, auf welchen die maritime Stellung Englands berührt erscheint, damit der Sultan der Sultan und seinen Nechten und seiner Souveränetät über altes Gebiet 003 Aslanı nichts vergleichbar. Frankreich gegenüber hat diese Auffassung allerdings den Charakter liebenswürdiger offizieller Naivetät angenommen, gegenüber dc shhwächeren Macht wäre sie wahrscheinlich eine untate. · Darin aber,daß das englische Volk in seinehehrzahl ist solchen Dingen doch eigentlich ganz so fühlt wie seine Regierung,liegt die Stärke der letzteren, daher auchtöricht,an eine rasche Wendung der Dinge in England zu glauben.Niemals war der Name Gladstote’s populärer in England,als da das englische Volk in einer Trauchy mit deren Allgemeinheit und Tiefe es sich adelte, seine Kränze auf das Grab seines großen Widersachers Benjamin Disraeli legte.Auf geraume Zeit hinars kann nicht daran gedacht werden,daß de Whigministerium über eine Frage der äußeren Politik stürze.Nicht deshalb,weil es ihm an Miszerfolgen gefehlt hat, es ist derext vielmehr eine lange Reihe in seinem Gebiete zu verzeichnen,das von Dulcigno bis an das Cap der guten HoffnungImd von Tunis bis an dich hänge des Hindus’einschreibt.Auch nicht deshalb allein oder auch nur vorwiegend weil es den Konservativen an einem Leiter und an einem Leitspruche,an einem Volksthümlichen Namen und einem jener mysteriösen politischere Symbole fehlt,mit denen der Earl of Beaconsfield so Hinreißend auf die Massen wirkte. Diese Umstände wiegen schwer, allein sie entscheiden nicht. Das Wahre an der Sache ist, daß sich in einem Bolfe, dessen Gedankenprozesse so langsame und Konservative sind, das Gefühl doch nur sehr allmälig Bahn bricht, daß es mit einer Aenderung nicht mehr zögern dürfe, wenn es sein Ansehen nach Außen nicht unrettbar verwirren wolle. Grundlage dieses Gefühls hatte Lord Beaconsfield seinerzeit eine Aktion begimmen können, die in der britischen Nation das Bewußtsein wachrief, daß sie eine demüthige Rolle in Europa spiele, und die sie selbst für die stolzen Biere der Imperial policy allmälig empfindlich machte. Davon sind wir heute weit entfernt. Allen Bemühungen der Konservativen Presse it es nicht gefangen, das Bolt im Großen den Frieden mit den Booi Nur auf Der als eine Schmadh empfinden zu. Laffen und die Giege Frankreichs im der buitischen Frage, bezeichnet man als ein Budapest, 2. Hunt. “ Im Petersburg hat die „gute Gesellschaft" eine neue Art der Demonstration zu Gunsten des wegen seiner „liberalen“ Gesinnung aus dem Ante vertriebenen Loris Melikoff arrangirt. Einer unserer Petersburger Korrrespondenten sendet ung unterm 28. Mai über den Gegenstand die folgenden interessanten Details: „Zu Ehren des bereits in Wiesbaden angelangten Ex-Ministers Strafen Loris-Melitoff fährt die, beste Petersburger Gesellschaft, Adelsmarschälle, Semstwo-Mitglieder ze. bei seiner Wohnung vor und da der Graf „nicht zukaufe” ist, oder „nicht empfangen kan“, so wird die Vilitefarte abgegeben. Diese " Bifiten" sind gegenwärtig sehr en vogue, da sie eine unanrgerliche und nicht bestrafbare Demonstration gegen diejenigen Mitglieder der Regierung bilden, welche die zweifelhafte Ehre genießen, als Bertrauensmänner der Moskauer, flavischkonservativen Partei zu gelten. Es erinnert diese Visitekartes Demonstration an die Trauerkleider - Demonstration der polnischen Patrioten während des Murawieffischen Regimes in Wilne. — "Die (kürzlich von uns mitgetheilte) große nihilistische Proklamation hat auf den Saifer einen so nachhaltigen Eindruck hervorgebracht, daß die Mitglieder seine Umgebung, welche sich schon ganz Herren des Z Terrains wähnten, über seine liberalen „Velleitäten“ beiz nahe entschieden. Das System, den Herrscher vor jeder der Kamarilla unbequemen Berührung zu bewahren und zu tolicen, hat angesichts der Geschiclichkeit der Nichristen, dem Czar die Proklamation sozuschmuggeln, nicht die gewünschten Erfolge gehabt. Dem Kaiser bangt vor der ihm von den Mossowiten anfoftroyirten Gottähnlichkeit, und er selbst drängt auf die Durchführung jener Reformen, welche Czar Alexander II. in Angriff nahm und fir welche Abafa und Loris-Melikoff sich so energisch einfeßten.“ So traurig übrigens auch die Zustände im russischen Reiche sind, die Negierung hält darum nicht einen Augenles in ihrem Werke der Eroberung imme und jede neue Eroberung wird in der Weise organisirt und sichergestellt, mien jemals in dem besten Tage des Ezarenthums. Bald nach der Anfündigung, Daß Das Teffe-Zurfomansche Gebiet dem russischen Neide einverleibt werden solle, erschien eine Deputation der besiegten Turkonanen in Petersburg. Dieselbe besteht aus Fünf Personen und wird geführt von Tyfmt Savdar, dem Kommandanten der Turkoman’sschen Streit macht. Der Leptere bringt seinen Sohn, einen Knaben von 10 Jahren mit, der in das kaiserliche Pagenforps aufgenommen werden sol. Ein Notabler von Merw begleitet die Expedition, um seinen Stamdesgenossen, welche etwa 40.000 Familien zählen, einen Bericht zu bringen über das Mei) des mächtigen weißen Ozars, wer die kräftigen Telfe-Stämme besiegt hat. Der Merw’sche Notable wird in Petersburg mit der ausgefuchtesten Freundlichkeit behandelt, damit er in Merw die richtigen Begriffe nicht blos über die Macht, sondern auch über die Östlichkeit des weißen Ezars verbreite. Zum Schlusse eines Interviews, das der Häuptling Tyfmi Sardar einen „Solos“-Korrespondenten gewährte, sagte der Erstere: „Wir haben bisher gezeigt, daß wir gut zu Fämpfen verstehen mit den Soldaten des weißen Ezars; wir werden von mir aberweisen, daß wir ergebene royale Unterthanen des Czars, der uns besiegt hat, sind." Warschauer Blätter haben jüngst die seither dementirte und in der That unglaubliche Nachricht gebracht, die vuffische Regierung Habe in Wien Vorstellungen zu Gunsen der galizischen Neuthenen malchen laffer A titre de document theilen wir mit, daß ein offizielles russisches Blatt, der „Kijewkanin”, sie veranlaßt sieht, in seiner Nummer vom 28. Mai folgende „Aufklärung“ bezüglich dieser Meldung zu veröffentlichen: „Dieser Tage haben wir in Form eines Gerichtes gemeldet, daß unsere Negierung die Absicht Habe, in Wien einige Vorstellungen bezüglich der Erweiterung der Rechte der Nuthenen zu machen, welche Galizien bewohnen und welche die russische Negierung häufig gebeten haben, ihnen eine diplomatische Unterftügung zu Theil werden zu hasfen. Nun wird uns aus diplomatischen Streifen von Petersburg geschrieben, daß der Gedanke bezüglich der erwähnten Unterfrügung der Nirthenen aliziens bei unserer Regierung nahu Seit Der Dertzhaft Deo Verkocbenen wallens Alexander, U rege geworden sei, jedoch in Anbetracht einiger Rücksichten nicht verwirklicht werden konnte. Gegenwärtig hat Diese Koee, wie man hört, einen mehr günstigen Boden gefunden, wiewohl es einestheils noch nicht klar geiorden, in welcher Form sie verwirklicht werden könnte. Bestimmt man man ame so viel sagen, daß gegebenenfalls die ruffische Diplomatie in Wien anfangs keinen offiziellen Schritt th, sondern fil) wur auf eine private Vorstellung beschränken wird, wie das in dein meisten Fällen solcher Art geschieht. Zu einer streng offiziellen Einmischung in die inneren Vorgelegenheiten Oesterreich-Ungarns ist Nußland nicht berechtigt, und dazu Hat dasselbe keine wichtigen Gründe." Wir Haben vorläufig auf die Unverschämtheiten der russischen Offizieren keinerlei Bemerkungen zu machen. Es wird sich wohl bald zeigen, was an den ganzen Tratsch wahr: is. 4 Flucht der Aristokratie von Petersburg und am Hofe wegfall, den ein Squatieff beherrscht und den die Bomben des wieder neuebildeten Exekutiv-Romits bedrohen. Der Gar ift bis ins Sumerste es Schlosfes von Gatihina von den Nihilisten bedroht, sind selbst Dordonnanz-Offiziere, deren ‘Irene der Czar beschworen hätte, sind verhaftet worden." Einer derselben wurde bei dem Verhöre gefragt, ob er ein Attentat auf den Kater im inne gehabt hätte, worauf er ruhig entgeruete, noch sei das Todesurtheil über den Grar nicht verhängt gewesen. Seit Bobjedonoszeff unmittelbar bei Allen mitwirft, wie stets das religiöse Moment bei jeder Handlung eifrig betont, und so wurde auch jener Offizier Der Marine, Dei der Schußengriffe auf frühere fromme Religiosität hindeuteten, befragt, ob er nicht an Gott, die Cinigkeit und den Himmel gedacht habe. Der kann 2jährige junge Mann lachte hell auf und verlegte mit düsterenm Blide: „Himmel? Der Himmel ist für die Mächtigen, denen die heilige Synode ihn verschafft, der arme Mann aus den Volke hat nur feine Noth, sein Elend und seine Nache, und damit kann er nicht in den Himmel kommen.” Welcher Haß gegen die heilige Synode, Wobjedowogreff’s Domäne, die gerade wieder sich daran machen will, die vielen nicht zur orthodoren Staatskirche gehörigen Gesten der Massolinis, die Starowerzi, die Pramoflannoje 2c. zu vernichten! Der Kihilismus vekrutirt sich zum großen Theile aus den Selten, folglich geht der Minister gewordene Vertreter des Banflavismus vorläufig mit der Staatslirde und sucht die zu dieser zählende Mehrheit der Landbevölkerung dadurch um den Czav zu schaaren, während er ihnen Versprechungen macht mit dem Bedauern, Dieselben erst ausführen am Lönnen, wenn der Herrscher keine ungläubigen Feinde mehr habe. Um die vergeblich Harrenden zu beschäftigen, erlaubt er denselben, einteilen die „Ungläubigen“ zu beseitigen und mit den Suden den Anfang zu machen, worauf auch die griechischen Sekten an die Reihe kommen, wie der Draht denn auch bereits gemeldet hat, daß ganze Dörfer, mehr als vierzig, die nicht blos von Juden bewohnt waren, rein ausgeplündert worden sind. Und wenn einmal der Bauernstand die Grundbefreiung entschieden verlangen wird, dann wird er ihm mit Uchselauden der Adel als Hinderniß dafie bezeichnen und auch dann ruhig zusehen, wenn es wieder Mordszenen in den bevergartlichen Schlössern gibt, wie in den dreißiger und fünfziger Jahren. So denkt er, das Land zu beschäftigen, bis der panflavistische Staat fertigt, und wenn er eines Tages aus den inneren Wirren seinen Ausweg, mehr weiß, dann wird er eben so ruhig wieder an sein Lieblingsziel, Die Ber a Oesterreich-Ungarns, gehen und eine Ablenkung nach Außen verfügen. Der „Dorische Colos" berichtet: „Sehr anaefehere Persönlichkeiten in Nostow am Don erhielten eine Aufforderung des revolutionären Evelutiv Komitee, von der Regierung „Reformen“ zu verelangen, und den Sabriksbeligern ging gleichzeitig die Weisung zu, ihren Arbeitern auferlegt, Strafgelder zu erlassen, widrigenfalls mit blutigen Keamallen gedroht wurde. Die Stadtverwaltung veranstaltete dengemäß eine Ertvalisung und verpflichtete die Yadrikshefiter, ihren Arbeitern erst nach den Festtagen den Lohn zu zahlen. Am 21. Mai vertheilte dann ein gut gekleideter Herr in Nostow Proflamationen an die Arbeiter unter den Augen der Polizei, welche nicht einzuschreiten wagte, weil die Stimmung der Arbeiter sehr erregt war. Ein anderer Agitator ließ ein Paket Proklamationen auf die Straße fallen. Der Inhalt derselben war, die Arbeiter sollten ihren Zorn von den Süden ablenken und auf die besigende Slaffe der Auffen übertragen.“ &3 wäre | Bart —= dur Donan:Frage erschien jüngst in der „Nomania Libera“, dem Organ Rogalniceano’s, ein Artikel, in welchem behauptet wird, Oesterreich-Ungarn beabsichtige eine für seine Interessen günstige Lösung der Frage unter allen Bedingungen, wenn notha wendig selbst unter Anwendung von Gewalt, herbeizuführen. In der Nummer vom 27. Mai sagt das genannte Blatt Folgendes: „Bestern Abends hatten sich die Abgeordneten jünistlicher Parteien und Fraktionen zu einer Konferenz im Senat eingefunden ; die Einladung war von Vize Präsidenten Kizu ausgegangen, und zwar, wie es hieß, „in einer hochwichtigen nationalen Sache, welche dem Lande mit Gefahr drohen. Wir Haben schen gestern auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche das Land durch die von Geite Desterreich-Ungarns beabsichtigte volkswirthschaftliche und politische Unterjochung der Donau bedroht. Kizu legte der Konferenz den gehenwärtigen Stand der Angelegenheit dar, und erklärte feierlich, daß das Land unterfn seinen Umständen in Obligo gezogen werden könne, wiewohl die Regierung in dieser wichtigen Frage ohne Einwilligung der Kammern vorgegangen sei. In ähnlichem Sinne sprachen sich auch Locufteano und Buluresco, sowie auch der Veteran der Demokratie Nufu Locusteano aus. Die Konferenz ersuchte nun den Minister-präsidenten, sich über die Frage auszusprechen. Demeter Bratiano bestätigte die Ausführungen der Nediter und sagte: „Die Minister können si henfen ; das Land wird sich den österreichischen Prätensionen do nie und nimmer fügen.“ — Ueber die Zustände, m welche in dem heutigen Heiligen Niuapland bereichen, entwirft der Petersburger Korrespondent der „Badischen Landes-Zeitung“ das folgende draftische Bild: Graf Ignatieff regiert erst kurze Beit, erst ein einziger Exlaß üt von ihm erschienen, und doch fchaufelt das Staatsichiff gewaltig. Diesem Steuermann aber traut außerdem Ezar Niemand, nicht einmal die Panslavisten, aus welchen er etwa das machen möchte, was man im Westen eine Negierungsmehrheit nennt. Die Wartet des Herrn Iwan Aljakoff schwämmte für einen großen freien Bruderbund der Slawen, in dem es keinen Standesunterschied mehr gibt, und das gibt Heren Ignatieff das Mittel in die Hand, auf die Beseitigung der es der Ablösung des Bauernlandes in Trage kommenden Vorrechte des Adels mit Erfolg hinzuwirken, während den Bauern gejagt wird, der Stoßgrundbesiger sei das Hemmniß für ihre Tyreikeit, die der Gravja ganz germionen gewähren würde. In Folge dessen findet fegt eine wahre Gelegr. Depefden 0. „Zeiler Lloyd.“ Bien, 2. Suni. Drig-Telegr. Man meldet der „Bol. Korr." aus Konstantinopel, daß die Verhandlung in dem Brozfie wegen Ermordung des Sultans Abdul Aziz im großen Saale des Handelsministeriums, 100 seinerzeit das ottomanische Parlament getagt, stattfinden wird. Wie verlautet, beabsichtigen zwei Söhne des Sultans Abdul Aziz, die Prinzen Fuji Sazedin und Djelaleddi, als Zivilträger aufzutreten. Der Angeklagte Fahhri Bey wird überdies beschuldigt, einen vom Sultan Selim herstammtenden sehr werthvollen Säbel, den Abdul Aziz getragen hatte, entwendet zu haben. Wien, 2. Nun. Orig-Telegr) Sämmtliche verfassungstreuen Abgeordneten Schlesiens begaben sich heute zum Grafen Taaffe, um denselben über die thatsächlichen sprachlichen Verhältnisse im Lande, insbesondere darüber zu informiren, daß die flavische Bevölkerung Schlesiend in ihrer weitaus überwiegenden Mehrheit mit den bestehenden sprachlichen Verhältnissen zufrieden sei und nur eine Feine Ngitationspartei den nationalen Frieden bedrohe. Graf Taaffe gab den Abgeordneten vollkommen beruhigende Zusicherungen. Wien, 2. Sunt. Dring-Lelegr Die „N. freie Presse“ meldet, der Direktor der Société d’Union Bonjour erhielt das Großkreuz des Franz-Jofef-Ordens. Prag, 2. Juni. Das „Prager Abendblatt" meldet. Das Fronprinzliche Paar trifft am 8. Juni hier ein. Die Fahrt von Schönbrunn nach Prag erfolgt im strengsten Skognito. Weder in den Bahn-Stationen noch in Prag findet ein Empfang statt. Dem Westprogramm zufolge soll am Mittwoch eine Illumination, am Donnerstag die Borzstellung der Behörden und Korporationen, am Freitag die Borstellung der Geschenk-Deputationen und die Festvorstellung im deutschen Theater, am Samstag die Festvorstellung in thee Theater und am Sonntag das Festschießen stattdel. tag, 2. Sun. Drig.-Telegr) Das „Prager Tagblatt” erfährt authentisch. Das Kronprinzenpaar trifft am Mittwoch, halb 5 Uhr Nachmittags, mit der Franz-Soser-Bahn hier ein. Der Hofzug geht unmittelbar über die Verbindungsbahn nach dem Sandthor-Bahnhof der Buchtiehrader Bahn, von da fahren die Hoheiten nach der Hofburg. Somit wird die Stadt gar nicht berührt. Brakan, 2. Juni. Orig-Telegr) Meldung der „Bol. Korr.” : Die Stadt Dima von Petersburg hat dem Grafen Melikioff das Ehrenbürgerrecht zuerkannt (von uns bereits gemeldet.) und ihn gleichzeitig ihr Beamer darüber ausgesprochen, daß sein Gesundheitszustand ihm das feinere Verbleiben auf feinem Bosten nicht gestattete. — Der russische Justizminister verfügte eine weitergehende Berücsichtigung der katholischen Feiertage bei Festlegung der Gerichtsferien im Königreich Polen als bisher. — Der Chef des waffischen Preßbureaus, First Miazimski, bedeutete den Wale der Shournale, er werde „der Breffe gegenüber mit möglichster Schonung vorgefen, wenn Dieselbe sich befliffen zeigen wird, bei Derhandlung öffentlicher Angelegenheiten die Absichten der Negierung zu unterfrügen. Serajews, 2. Juni. Drig-Telegr. Heute, in vier Uhr Morgens, fand hier ein zwei Sekunden andauerndes Gyebeben Statt. Berlin, 2. Sumi (Drig.-Telegr) Der biserige Vertreter Deutschlands in Sophia, Herr v. Thielau, ist zum Generationsul des Deutschen Reiches in Budapest ernannt worden. Berlin, 2. Suni. (Orig.-Telegr.) Meldung der „Breite": Fir Milan von Serbien soll am 7. Suni ín Barlıır eintreffen und als Daft Decs Kaisers etliche Tage im Schlosse wohnen. Der BVBorgang wird mit der Absicht, Serbien zum Königreich zu erheben, in Verbindung gebracht. Die Angabe begegnet aber lebhaften Zweifeln, weil Die Frage bisher das Kabinet noch nicht beschäftigte und die Zustimmung Oesterreich-Urgacns in Berlin als fraglig erachtet wird. — In Negierungstreffen hofft man noch immer auf die Zustimung der Hamburger Bürgerschaft, man glaubt aber an eine Verzögerung der Angelegenheit, so daß es dem Neichstage nicht mehr möglich sein wird, si noch in Dieser Session mit dem DVertrage zu befassen. Berlin, 2. Juni. Der Neichstag vertagte sich bis zum 9. Juni, nachdem derselbe das Unfallversicherungs-Sefes bis zum 8. 41 erledigt und nach den Anträgen der Kommission angenommen hatte. — Bei dem Versuchsschießen in der Festung Grauden plante eine Granate und tödtete drei Hauptleute, einen Oberfeuerwerker und einen Kanonier und verwundete einen Dolevit, 2 Kanoniere und einen Zivil-ängentenr. Waris, 2. Simi. Orig-Telegr) Meldung der „Köln. ig." : Der Ministerrath beschloß Heute, in der Verhandlung des Senats über die Liten-Abstimmung, wie bei der Verhandlung in der Deputirtensammter, neutral zu bleiben. Senator Neil fand, das einzige Ausschuß, Mitglied des Senats für Das Cereg Bardour’, hatte heute eine Unterredung mit Grevy, welcher ‚erklärte, er werde aus seiner verfassungsmäßigen Zurückhaltung, nicht‘ beraustreten und Habe Niemanden Antrag erteilt, eine Aufsicht in seinem Namen ber die Frage auszusprechen . Millaud war im Auftrage Gambettas zu Grey gegangen. — Das Kriegsgericht hat den Mörder Segnins zum Tode vermitheilt. Das Todesurtheil wird exil vollzogen, nachdem der Präsident der Republik die Alter eingesehen haben wird. Dem ermordeten Korrespondenten des „Telegraphen void in Tunis ein Denkmal gefegt. — Dem Senat zeigte der Präsident den Tod Littres an, pries dessen Verdienste als Gelehrter, Dem fer und Schriftsteller. — Die Deputirtenkammer nahme der Gefegentwurf über Erregung der sebigen Fußbekleidung der Armee Durch meapolitanische Halbstiefel am. — Der „gutranfigen” wird auf Verlangen des spanischen Botschafters wegen Beleidigung des Königs von Spanien gesichtlich verfolgt. — Der Bap ft hat Schritte bei der Negierung zur Eiclichen Organisirung Tunesiens gethan. Juresien steht gegenwärtig unter der Propaganda und bildet ein apostolisches Bifariat der italienischen Kapuziner. Paris, 2. Juni. Orxrng:ZTelegr) Meldung der „Pol. Korr.” : Die Ernennung des KabinetsS Depretis hat in hiesigen politischen Kreisen beifällige Aufnahme gefunden. Mean erwartet von der neuen italienischen Regierung eine maßvolle Politik, wofür auch der Nichteintritt Mezzacapo’s in Das Kabinet als gutes Vorzeichen angesehen wird. Zur vollständigen Beruhigung über die Tendenzen des neuen italienischen Ministeriums bedirfte es jedoch nach dem Dafürhalten der genannten Kreise, daß D dasselbe die Zumuthung von Territorial-Ansprüchen auf Syrien, das Trentino Nizza Korfifand Malta offen und flar de savounire. Z London, 2. Jun (Orig-Telegr) Lord Dufferin wind erst nach dem Eintreffen Göfchen’s in London und nach einer Besprechung mit demselben auf seinen Konstantinopfer Posten abreifet. Wie verlautet, werden die Ynstruktionen Lord Dufferin’s dahin lauten, herzliche Beziehungen mit der Türkei anzubahnen und die Regelung der türkischen Schuld, sowie die Betbefferung des Loofes der Christen in der asiatischen Türkei anzustreben. Petersburg, 2. Sumi Oung-Telegreldung der „Presse” : General Nadepsij wurde zum Kommandanten des Moskauer Militärbezirkes ernannt. Offiziell verlautet, der Reichsrath berathe ein Gefeg über den Ausauf jener Bauernhöfe, welche ein Servitut gegen die Gutsbesiger haben ; ferner über die Verminderung der Loslaufsummen einzelner Ortschaften. — Die „Börsen-Zeitung“ meldet von russischpreußischen Verhandlungen bezüglich der Erleichterung von Rollmanipulationen. Konstantinopel, 2. Sui. (Orig. -Telegr.) In Folge einer Menperung Midhat Bajdas, daß er sich das Leben nehmen werde, wenn sein Prozeß nicht baldigst entschieden würde, wird derselbe abwechselnd von zwei Offizieren Tag und Nacht streng bewacht. — Die Leitung der englischen Botschaft bis zum Eintreffen Lord Dufferin’s hat Pluntert übernommen. Konstantinopel 2. Juni. Drig.-Telegr Der Heine Dampfer „Hudavendighiar” und zwei Schlepper „Sultan Thair“ und „Rihih-Dagh“, welche von der Chrombau-Gesellschaft an Abulbonia-See im Bilajet Bruffa in Budapest angekauft wurden, sind an ihrem Bestimmungsort glücklich eingelaugt. Belgrad, 2. Juni. Drig-Telegr) Die Tabakbesteuerung und die anderen administrativen Verträge sind alle angenommen ; die Watenfestlegung in der Verzehrungssteuer uf Wein, Branntwein, Bier und alle alkoholhaltigen fabrizirten Getränke mit Iubegriff des Champagners sind mit einigen Abweichungen von der Negierungsvorlage beendet. Die Beschaffung der Mauser-Gewehre ist genehmigt, ebenso der Ejkauf von Fontage und sonstigen Augmentationg-Vorräthen für die Armee. — Der Bantenminister und der Minister des Suwern beantworteten die an sie gerichteten Sinterpellationen zur Aufriedenheit der Skupftina. Der Präsident macht bekannt, tigen Verhandlung beendet daß die Sigungen, mit der das sind und die Skupftina morgen durch den Firsten um 10 Uhr geschlossen wird. Der Präsident dankt der Skupstina für das ihm amd den Vize -präsidenten geschenkte Vertrauen und entschuldigt die seinerseits gegen einzelne Vertreter der Opposition nothwendig gewordenen Zuwechtweisungen, er habe dem ihm als Präsidenten zusormenden Standpunkte zur Wahrung der parlamentarischen Statuten gehandelt, ohne ihren Anschauungen nahe treten zu wollen, denn auch die serbische Sfupstina befinde sich auf dem Standpunkte der modernen Parlamente. — Die Rede ruft lebhaften Beifall hervor. — Der Fürst begibt sich dem neueren Nachrichten zufolge von Berlin, wo er sich als Gast des Deutschen Kaisers drei Tage lang aufhalten dürfte, nach Petersburg zum Besuch des russischen Kaisers. Dies it ein reiner Höflichkeitsbesuch und dürfte höchstens dazu dienen. Die leitever Zeit eingetretenen gespannten Beziehungen friedlichen zu gestalten. Die Reise wird über Budapest und Wien, wo sich der First je zwei Tage aufhalten dürfte, angetreten. In der Suite werden sein: der erste Adjutant Oberst Catargi, der Onkel des Zirsten, Hofmarschall ,Oberstlieutenant Sankovics, Oberstlieutenant PVroties, Rittmeister Lazarevics, Oberlieutenant Alexander Konzstantinovics, ein Kousin des Fürsten, und der fürstliche Sekretär Betan. Die Fürstin soll Ende dieses Monats nach Franzensebad gehen und dort sechs Wochen verweilen. — Hier verzwautet, daß die zur Eisenbahn-Trackung in das Ignnere des Landes abgegangenen Ingenieure bei Zagodina auf großen Widerstand der Bauern stoßen, und einige derselben als schwer verwundet wurden, man schreibt Diese plöglich aufgetretene Erregung Nifties’schen Negitationen zu, andererseits aber behauptet man und zwar nicht dte Grund, daß das schroffe Einehmen der Angenieire der Landbevüsserung gegenüber Exzesse provozire. Das gestrige und heutige Amtsblatt publizier die Anstellung der Bahndiener und Kreissngenieure. Die Nachricht, daß Legations-Serres for v. Binter als Minister-Nesident nach Cetinje kommen dürfte, bewahrheitet sich nicht, zum mindesten ist sie jeht noch als verfrüht zu bezeichnen. Aufsehen macht hier die plögliche Cutlasung des Fürstlichen Kammerdieners, des ersten Kammerbedienten und des Stallmeisters, welchen der Fürst sein volles Vertrauen geschenkt hatte. Der Fürst he die Revision der Nehmungen aus den legten Kriegsjahren aufgehoben. Belgrad, 2. Juni. (DOrig-Telegr) Meldung der „Bolit. Korrespondenz" : ‘Die Stupstina wählte in ihrer heutigen Texten Sigung eine aus 26 Mitgliedern bestehende Deputation, um den Fürsten Milan einzuladen, die Skupstina-Sefjton noch vor seiner Abreise, also morgen, persönlich zu schliehen. ur Tentesvär, 2. Juni. Ovig-Telegr) Pas Lagerhaus am Spferstädter Bahnhof wird durch ein zweites Magazin versgrößert. Die Temes und die Bega sind rapid gefallen. Wir haben präctiges Wetter, Dresden, 2.Juli. (DOrig-Telegr) Meldung der , Bolit. Korrespondenz“. Hier hat sich gestern die fachliche Vanlı Gesellschaft für den Wochenkredit und das Vaufgeschäft in Sachen und Thüringen mit einem Kapital von drei Millionen Mark Tonsttnick, Berlin, 2. Sumi. (Börsebevicht.) Staatsbahn gefragt: Für Banken, Bahnen und russische Werthe Kaufluft. Berlin, 2. Juni. (Schluß.) Wapier - Nente, 67. Silber-Rente 67.60, ungarische Gold-Nente 102.75, 1877er 10-Millionen« Anleihe 79.50, Ostbahn-Prioritäten 96.30, Desterreichische Kredit: Aktien 627.—, Desterreichische Staatsbahn 667.—, Lombardei 227.—, Galizien 141.75, Kaskau-Oderberger 66.—, Rumänier 67.—, uffische Banknoten 206.95, Wechsel per Wien 173.95, Arie Maptervente 83.69, orientalische Anleihe IT. Em. 80.—, Suvestitiong: 85% österreichische Rapier-Nente. 59.25. Ungarisie Kredit-Aktien 632.—. Günstig. «.. sps ,Verm.2.Junu·.«(Nachbarsez) «OesieckeichisZe,Kxeskzs Aktie21625.—,Merkexcikfche Staatsbahn 631.—s,WHA- Anleihe 80.—, £ _ - |