Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1881 (Jahrgang 28, nr. 223-248)

1881-10-27 / nr. 245

„ : 1881. — Ar. (Einzelne Nummern 3 Fr. in allen Berfehlerßlofalen.) |­onnerstag, 27. Oktober. Budapest, 27. Oktober. = Den Delegationen wird heute außer dem Budget ein Rothbuc­h und ein Bericht über die bosnische Verwaltung vorgelegt. Aus dem Nothbuch veröffentlichen wir im vorliegenden Blatte einen vollkommen erschöpfenden Auszug. Aus dem sehr umfang­­reichen Bericht ü­ber die bosnische Verwaltung, den wir im Morgenblatte im Wortlaut veröffentlichen werden, Heben Wir hier den ziffermäßigen Ausweis darüber hervor, daß im Jahre 1880 nicht mir Fein Defizit, sondern ein Meberfhunß der Einnahmen über die Aus­­­gaben der offupirten Provinzen im Betrage von­ 12.000 ft. Ni­ ergeben hat. Dieser Ausweis in folgender : Einnahmen (Bedeckung). 3­­i· fl­­·Zi·.Z·ehent.".....L«"««·4—BE.2,783.313 «2.Em·kon·imen-und Hauszinssteuer.... 787.111 3. Kleinviehsteuer (Schaf, Ziegen und Borstenvieh) 195.905 A BENTHIEDENE, ETET ee ee ne 234.939 5. Zoll Aversum sammt Agio­ We ma. 703.500 BRSCHOE 2) ae nn net 5 194.104 KRSSB NE le Me Wentiegi ie he 833.195 8. Stempel und Gebühren von Rechtsgeschäften . 224.198 9, Bergbau . ...-..... 4.376 304 sortieren:. „ne a E Ete 116.007 A 11. Ueberfuhren amd Manthen . “WER. 14.644 SSR AHNEN­ 2.190 Nach Abzug der Gesammtsumme der Auslagen per­­ 5.578.790 12.502 verbleibt sonach ein Ueberfdjuk dee Ein adınen Ri ? ? , Das Hobhbuchh. Die Sammlung von diplomatischen Aktensu­chen, welche den­ Delegationen diesmal gleich zu Beginn ihrer Thätigkeit vorgelegt wird, behandelt seine der Fragen, welche gegenwärtig die Vollzifer aller Staaten bewegen. Dies Rothbuch it sozusagen nur ein Nach­trag der Ausgabe des Nothbuches vom vorigen Jahre und bescheidet sie damit, die Themata, die in der Sammlung des vorigen Jahres angeschlagen wurden, fortzufegen und zu Ende zu bringen. Der Inhalt dieses Nothbuches ist doch die Titel, die seine zwei Kapitel wagen, genügend charakterisirt ; der eine lautet: „Die türkisch­­-m­ontenegrinische Frage’ — der zweite: „Die türkisch­­‚griechische Grenzfrage.”­­ Beide Affairen, um die‘ es sich da handelt, sind bekanntermaßen längst abgethan und dieselben ver­­mögen naturgemäß sein aktuelles Interesse mehr zu erregen. Gleich­­‚wohl, finden wir das diesjährige Nothbuch nichts weniger als Aninteressant, wir glauben vielmehr, einzelnen der veröffent­­lichten Aftenstücte Hohen, bleibenden Werth betmeffen zu können. Man erinnert sich wohl der britischen Phase in den Orient- Affairen, die, gerade vor einem Jahre eingetreten und dazumal zwischen England und Oesterreich-Ungarn einen gewissen Anta­­gonismus geschaffen hat. England wollte um jeden Preis vorwärts drängen; unsere Diplomatie retardirte Daß schließlich die österreichisch-ungarische Auffassung zur Geltung gekommen, daß sie fattisch recht behalten, das ist eine Thatsache, die die Ereignisse selbst remonstrirt haben. Das Nothbuch aber gibt uns ein höchsst interessantes Bild des Meinungs-M Widerstreites jener Zeit, und Die­­ Depeschen, die zwischen Freiherrn v. Haymerle und unserem Ge­­schäftsträger in­ London Herrn v. Hengelmüller über dieses Thema gewechselt worden sind, bilden Glanzpunkte des diesjährigen Noth­­buches, sie verdienen überhaupt einen Ehrenplag in dem Archive des Auswärtigen Autos. Wäre es Freiherrn v. Haymerle vom Schicfale vergönnt ge­­jdesen, als Minister der gegenwärtigen Delegation gegenüber zu stehen, dann hätte er sicherlich auch­ die Genugthuung erlebt, für die feste, weile und gut konstitutionelle Sprache, mit welcher er jede­ Rokung Englands, die Monarchie in ge­wagte Aktionen zu ver­­wideln, zurückgewiesen hat, die gebührende Anerkennung zu er­halten. &r war ihm nicht beschieden, diese Genugthuung zu erleben, so werde wenigstens seinem Andenken die Ehre, die den Maren eines GStantämannes gebührt, der bei seinen Ents­chlüssen den Willen der Vertretungskörper und dem Zuge der öffentlichen Meinung jene Hohe Rücsicht angedeihen ließ, Deven , ich Männer in hohen Positionen selbst in konstitutionellen Staaten zumeilen entschlagen zu können glauben. „Die Lage der Monarchie, wie auch der entschiedene Zug der öffentlichen Meinung verbieten mng, für Anmerkung. 9) Sieh it überall das Netto-Ergebniß zu verstehen und sind die eigenen Einnahmen der Aufwandszweige bereits abgezogen. ·­ 2 Die Ausgabe war in Wirklichkeit eine bedeutenderez da dieselbe aber vorwünkliche Verm­essungs-Arbeite11 betraf,welche von1 der··Kriegsverwaltun·g anz Rechnung der bosnischen Finanzen aus­­geführt werden,so ist die betreffende Sum­me erst im Jahre 1881 ·zur Vexred­­:kixxtg·gelangt. · 1)Hierut überall·das Netto-Ergebnis;zu verstehen und sind die Regter AuslagetI für die Verschreckun­g un­d Einhebung bereits ·abgezogen1.·· ·4)·«·Dreh­er angegebene Netto-Einnahme ergibt sich,wenn die Zur Einführung des Tabakmoropols nothwendig gewordene,sehr bedeuten­de Auslagen von·den Einnahmen des Verschleißes und dem­ Werthe der zum­ Verschleiße und Verkemfe bestimmten Tabakvorräthe­n abgerechnet werden. Da aber der Werth der Legieren im Jahre 1880 noch nicht ganz realisirt war, hat es bei diesem Einnahmezweige in der Geld­­gebarung ein vorübergehender Ausfall ergeben, welcher aber von dem mit lebten Dezember 1879 noch vorhanden gewesenen Kassen­­­zefte und duch die nachträglich erfolgte Realisirung der Tabakvor­­stäb­e gedecht wurde, wonach sich das obenbezifferte Guthaben per 2.502 fl. ergeben hat, andere, als dbivert bedrohte Interessen Oesterreich- Ungarns einen Schritt 3% tbm­ welcher unmittelbar oder in seinen weiteren Konsequenzen zu einem erklär­­ten oder tribatsählichen Kriegszustände mit irgend­einem Staate führen könnte. So schrieb Baron Haymerle an Herrn v. Hengelmüller in London am 10. Oktober 1880, zu der Zeit, als gerade das famose Projekt der Sequestration Smyrnas auf dem Tapet war. Wenige Wochen spä­­ter, am 16. November, schrieb Baron Haymerle: „In eine (kliege­­rische) Aktion für andere, als unmittelbar bedrohte Interessjen der Monarchie einzutreten, verbietet der Negierung nicht nur ihre poli­­tische Meberzeugung, sondern auf der unz­weideutig au­sgesprochene Wille der Vertretungs­­körper, den sie als konstitutionelle Regierung respeftigen will und muß.” Das sind in der That treffliche Worte, die nicht allzu häufig in Noth-, Gelb- und Blaubüchern zu entdecken sind. Das ist es gerade, was den Publikationen des diesjährigen Rothbuches erhöhten Netz gewährt, daß sie die Politis der Monarchie in ihrer festgehalterren Konsequenz nicht bloß darlegen, sondern aug mo­ti­viren und obendrein vortrefflich motiviren. Es findet si in dieser Hinsicht viel des Bemerkenswerthen in der vorliegenden Samm­­lung.­ Um noch ein Beispiel zu zitiren, verweisen wir auf eine Furze, wir möchten sagen episodische Ausführung des Themas von der Zukunft der Ballan-Halbinsel in einer Note des Baronz Haymerle an Herrn v. Hengelmüller (vom 16. November 1880), in welcher kurz und treffend gesagt wird, daß nach seinem europäischen Areopag Har geworden, was an die Stelle des türkischen Reiches zu treten hätte und daß nicht der Bund, sondern der Krieg der Bölferschaften an die Stelle des alten Staatsmesens treten würde... . Noch zwei Momente seien hervorgehoben, ehe mir an die Reproduktion einzelner Theile des Nothbuches gehen; zunächst die Thatsache, daß in allen Tragen und in jeder Phase jeder einzelnen Frage Oester­­reich- Ungarn und Deutschland stetß seihloffen neben einander geben Ci it in der Hangen Neihe von Mitenftüden nirgendwo die Spur eines MWidersiteites oder auch nur einer Verschiedenheit in den Anschauungen beider Mächte zu entdecken. Das zweite Moment, das sich bei der Lektüre des Nothbuches aufdrängt, ist die bogwichtige, beinah­e dominirendeM­olle, die Oesterreich-Ungarn in allen diesen Verhandlungen spielt und der bedeutende Einfluß, der den Entsc­hlüffen der Monarchie von den Anderen beigemessen wird. Bei wiederholten Anlässen bemerkt die deutsche Regierung, daß sie ihre Entscheidung von dem Entschluffe Oesterreich-Ungarns ab­­hängig mache und Lord Granville erklärt in einem sehr kritischen Momente, die Erzielung einer gemeinsamen Aktion aller Mächte hinge allein von der österreichisch-unga­­rischen Monarchie ab, ihr Beispiel werde für alle Anderen maßgebend sein, so daß Baron Haymerle sich förmlich ge­zwungen sieht, diese schmeichelhafte Zum­uthung mit höflichen Worten zurückzumessen. BR ein gedrängtes Nefume des Sinhaltes 568 Nachfolgend Rothbuches, I, Ticking-montenegrinifge Grenz-Angelegen­heiten. Die in diesem Kapitel publizirten Aftenflüche bringen zum ersten Male von österreichisch-ungarischer Seite authentische Auf­­lärungen über die Haltung unserer Monarchie ,vem englischen Bor Schlage gegenüber, welcher die Blolade Smyrnas zum Gegenstande hatte. Es ist nicht zu lange her, daß Dieser Haltung der Vorwurf der Zweideutigkeit gemacht wurde. Die offizielle Darstellung des­­ Sachverhaltes läßt das vollständig Ungegründete einer solchen An­­klage deutlich erkennen. Klarer und bestimmter, als die Theilnahme an dem Smyrna-Projekte von Baron Haymerle zurückge­wiesen wurde, ist eine Ablehnung tan denkbar. AS erste Depesche in der Sammlung erscheint ein Bericht de österreichische ungarischen Geschäftsträgers in London, Herrn v. Hengel­­müller, an den Minister Baron Haymerle, in welchem Ersterer Mit­­­theilung macht über ein Gespräch, das er mit Lord Granville gepflogen, und über die­ Ansichten, die der­ Lestere in der dazumal ge­rade sehr britischen Whase­ der türkisch-montenegrinischen Affaire ge­­äußert hat. . 65 heißt in: dieser , aus London, 2. Oktober, datirten Note, unter Anderem er Lord Granville sagte,­ er wolle den Krieg gegen die Pforte so wenig, wie wir. Wenn er ihn wollte, hätte er den casus belli fertig. Er­ wolle im Vereine mit den andern Mächten handeln und stimme mit. Euer Exzellenz vollkommen in dem Wunsche nach Aufrechthaltung des’ europäischen, ‚Konzertes und Vermeidung ‘des Krieges überein. Aber wenn die Mächte sich zum Handeln ents­chließen können, so sei England zur Üebernahme seines Theiles an der Wition bereit. Er nehme an, daß die anderen Mächte mit ihm darin gleicher Ansicht wären, daß man sich nicht von der­ Pforte schadgmatt fegen und lächerlich machen lassen könne. Auch könne man den Fürsten von Montenegro nicht in Stich waffen. Er habe allerdings kein Recht gehabt, den einen Tag seine Marschbereitschaft zu erklären, den nächsten sie von Erlan­­ung ausgiebigerer Unterfrügung, als der­ Flottendemonstration, ab­ Dingig zu machen. Aber im Grunde könne man ihm sein Zaubern, gegen die tü­rfischen Truppen vorzugehen, nicht verdenken.­­ Weiter fuhr Lord Granville fort,Vorschläge hinsichtlich des gegen die Pforte eventuell aufzubieten­den weiteren Zwanges könne er den­ Mächten heute keinemachen,auch nicht sagen,ob und welche die englische Regierung in der nächsten­ Woche machen w­­­rde.Aber er wünscht­ sich mit·EuerExzegen­z hinsichtlich der sich darbietenden Maß­­regeln zu konzerteren und set bered­,dieselben·mitmit-vertraulich zu besprechen­·In erster­ Linie befragte sich Seine Lordschaft,ob etwa eine Modalität ausfindig gemacht werden könnte,wonach de Öster­­reich-U­ngarn die montenegrinische Grenze in ihrer Integrität garantiren würde, während diese Maßnahme gleichzeitig durch Ausschiffung von See- oder selbst, Landtruppen unterstügt zu werden hätte, deren Landung schon mit Hinblick auf die Wahl der­ Truppen die Eifersucht der Mächte ausschließen würde. Diese Garantie stellte er sich so vor, Daß wirgemwisse Bunfte der montenegrinischen Grenze durch unsere Trup­­pen befegen und so die vor Dulcigno beschäftigten Montenegriner vor einem Ginfalle der türkischen Truppen flüten sollten. 3 · c­)bem­erkte,wie unpopulär diese und jeg­­lichen Idee die unsere Truppen der Gefahren­ des Konfliktes mi­ t den türkisch­en Soldaten aus­­setzen könnte,in der·Monarchie sein würde.Ich könne die Kosten und Schwierigkeiten einer­ derartigen militärischen Expedition nicht heinthed­em glaube aber nicht,daß ivtr Lust hätten,et·neso·iche ins Werk zu setzen. ·Lord Granville meinte,daß­ die Gefahr eines bewaffneten Konfliktes kaumir vorhanden wäre,denn­ die Pforte m­­irde doch nicht so von aller Klugheit verlassen sein, um unsere Truppen anzugreifen. Ein anderes und, ohne­ Zweifel: das­ wirfsanfte Mittel böte zwar Die Uebertragung der Flottendemonstration von Dul­­cigno auf K­onstantinopel dar. Nach der bereits einge­holten Ansicht sachverständiger Militärs sei die Sache auch leicht ausführbar, das Erscheinen der europäischen Flotte vor Konstanti­­nopel wü­rde auf die Pforte gewiß am meisten Grundrudh machen. E38 wäre jedoch die Gefahr damit verbunden, daß eine auf Konstantinopel ausgedehnte Demonstration in ihren weiteren Konsequenzen für den­­ Bestand des türkischen Reiches verhängnißvoll werden konnte. Er wolle die Katastrophe in Konstantinopel durchaus nicht beschleunigen und erwähne der Flottendemonstration vor der türkis­­chen Hauptstadt eben nur als einer der verschiedenen möglichen Maßnahmen. Eine andere gelindere, aber vielleicht nicht un­wirksame Maßregel wäre die Transferirung der verstärkten Flotten an die Küsten der an Griechenland abzutretenden oder anderer türkischer Gebiete, wo bequeme und geschüste Hafenpläge vorhanden wären. Hiemit könnte man eine Beschlagnahme­folcher der Türkei wichtigere Häfen und Seepläne verbinden, aus denen Die Pforte beträchtliche Ginfünfte zöge. A­n Lord Granville schloß mit der Bemerkung,daß seine Mittheis­tungen keine Vorschläge des englischen Kabinets an dieck Regie­­rung,sondern vertrauliche Anwürfe wären,hin­sichtlich deren eritii·t­­euer Exzellenz in einen Gedankenaustausch zu treten wünsche.Die Hauptsache aber bliebe zu wissen,ob Hoch dieselben­ überhaupd zu einer Kooperation welche eine weitere Gewaltanwendung gegen die­ Türkei mitch schlöße,bereit wären.«« . Freiherr v.Haymerle erhält bald darauf Gelegenheit,seine eigen­e Meinung auszusprechen und ert­ut dies in folgender Weise­ von Freiherr v. Hay­merle an Herrn Hengel­müller. Wien, 3. Oktober 1880. „Lord Granville sieht, [aut einer Mittheilung Sir Henry Eliot’s, die Fruchtlosigkeit von Noten und Depetchen voraus und fragt, wie ich mir die Pression auf die Pforte vorstelle, von der wir gesprochen ? Nach Granville’s Meinung müßte die Frage von der lofalen­ Aktion in Dub­igne auf ein weiteres Feld übertragen und Goerestivmaßnahmen umfassenderer Natur ins Auge gefaßt werden. So erwiderte Sir Heny Elliot, es sei Schwer, über so allge­­mein gestellte Fragen sich auszusprechen. Da jeder Schritt zu noch weitergehenden führe, so müsse der erste am verslihften erwogen werden Da unsere öffent­lie Meinung fon durch die Flottendemonstra­tion sehr beunruhigt sei, so erhbei­cie eine Initia- Bar Borschlägen meinerseits eine besondere orjigt. . Später erhielt ich, Ihre denselben Gegenstand betreffenden Mittheilungen. ES ist mir unmöglich Ihnen bis morgen über­tragen von so weittragender Bedeutung auch nur behufs akademischer Ver­sprechung Sufteuktion zu geben. Wollen, Sie Lord Granville sagen, zi nb für das Vertrauen, das seine Eröffnung­ bekundet, dann ar fino. Wir werden mit England und den anderen Mächten solange als möglich vereint bleiben und das Ziel, die Pforte zur Erfüllung aller­ Punkte des Berliner­­­ertrages zu verhalten, nicht aufgeben. Meritorische Neußerung über die angeregten Fragen erfordere ein­­gehende und ruhige Erwägung, sowie Kenntniß der neuen V­orschläge 008 Sultans.“ Dasselbe Thema spinnt sich no duch­­ folgende Jeden fort: Herer v.dengelmüller an Freiherrn v. Haymerle. Telegramm. . London, am 4. Oktober 1880: „Ich habe Lord Gramville Em. Erzellenz Dant und Auftrag mitgetheilt. Ich habe ihm insbesondere gesagt, daß wir, meiner Mei­­nung nach, seine Luft hätten, und zum Kriege mit der Pforte fort­reißen zu lassen und daß wir mit England zwar weiter, aber nur bis zur Grenze des Eintritts des Kriegszustandes gehen würden. Wir seien die Nächsten, wir geriethben even­tuell am tiefsten hinein, wir müßten die größten Opfer bringen und was wäre der Zweck und wo der Bortheil? · · Er müsse die öffentliche Meinung be·i uns ken­­nen und wissen,·wie u­npopulär eine kriegerische Aktion gegen die Pfore wäre.Wie solle füglich die Regierung Jenserer Wehr-und Finanzkr­äfte einsetzen und die öffentliche Meinung bravirem blosit­it den Montenegrinern uit­ Griechen zu einigen Dörfern zu verhelfen? Granville meinte, jede weitere Roerzitivmaßregel wäre zwar nicht der Krieg, könne aber Dazu führen. · Er beriffeEm Exzellenz Bedenken und Zöger 11,zanrieg uschreite11.ie wolle man aber deie Trotz der Pforte brechen­ Ppder Zoll man ihn sich gefallen lassen!D Won soll eine blose diplomatische Pression führe11?Man schalbe Engand die I­­itiatwe zu,gut­— bevor es altere weitere Vorsch­läge mache,müsse es sich der Richtung versichern,111 welcher es der Annahme der Mächte begegnen wü­rde Nehmettci­a11,so solge Deutschlan­d beinahe gewiß,u11du11s wiederum würden alle anderen Mächte folgen. Wenn je, so sei jebt der Moment, der­ Pforte den Ernst des europäischen Konzertes zu zeigen.” Mittler­veile erscheint die Pforten-Note vom 3.Oktober mit der schroffen Ablehnung alles dessen,was die Mächte verlangt hatten. Herrn.Hengelmüller berichtet angesichts dessen schon unter dem 5.Oktober aus London: ..,Lord Granville erachtete die Propositio 11e 11 der Pforte als unannehmbar und hat mixgesagt,daß er SirV Elliot beauftragt habe,Ew.Exz.die Okkupatio­n 1 und Sequestration von Smyrna durch die Flotten der sechs Mächte in Vorschlag zu bringen-« Am folgenden Tage­·6.Oktober—berichtet Freiherr v. Pasetti aus Berlin »Jn Betreff der Proposition,den Hafen von Sammna in Beschlag zu nehmen hat Graf Stirum dem englischen Botschafter geantwortet,daß­ die deutsche Regierung,ehe sie sich hierüber ausspreche,denk Entschluß Oesterreich-Ungarns abwarte.« Italien und Rußland zeigen­ weniger Skrupel;beide haben am 6. Oktober den englischen Vorschlag bereit angenommen. Lord Granville versucht es,die österreichisch-­­ngarische Regierung zu überreden, indem er­ seinen Vorsch­lag recht harmlos darzustellen versucht,es werde genügen meint er,sich des Zollamtes in Sierna zu bemäch­­tigen,diesqußregel werde leicht auszuführen sein und kein oder nur wenig Blutvergießen zur Folge haben.Nichts­­destoweniger bleistaron Haynterle bei der Ablehnung der Theil­­nahme Oesterreich-Ungarns;der Wortlaunt der Antwort,die er Sir H.Elliot ertheilt hat,ist folgender­: ,,Wir»theilen die Ansicht Lord Gran­ville’s,daß die letzte Note der Propste,deren Wortlaut wir erst heute(8. Oktober) erhalten haben, seine weitere Grundlage für eine Vereinbarung oder für weitere Unterhandlungen oder Mittheilungen bilde. Von dem Wunsche geleitet, das Konzert der Mächte aufrecht zu erhalten, lassen wir den englischen Vorschlag gern zu, unter­ Vorbehalt des Uneigennügigkeits-P­ro­­tofolles und der SEE DR PARA, der mari­timen und kommerziellen Interessen unserer Ra­tionalen. · · Beat der Mächte, in ihrer weiteren Durchführung einen. · ·Wir können JedoChJ nicht um hum­ische Even­tualität gegen­­wärtig zu halten,daß diese Maßregeln,ungeachtet der gemäßigt K­­riegsakt begrü­nden oder zu einem solchen führen könnten—·eine Eventualität,die 1vir vermeiden:volle11,1v1e1vir dies­ zuir wiederholten Malen erklär·thabenf Indem wir uns enthalten,Kriegsschiff·e nach Smyrna zu schicken,"glauben,wir un­s in dem Vereiche der Seen zu bewegen, welche Lord Granville vorgeschwebt haben, als er die Flottendemonstration beantragte, sie sollte unter materieller Mit­­wirkung jener Mächte stattfinden, welche geneigt wären, Schiffe zu entsenden.“ An einer Note an Herrn v. Hengelmüller vom 16. Okto­­ber erläutert Freiherr v. Haymerle diese Erklärung in folgender Meile: Freihherr v. Haymerle an Herrn v. Hengel­müller in London. Bertranlich. Wien,10.Oktober 1­880. .,Aus In einem vorgestrigen Telegramm kennen Sie die offi­­zielle Antwort,welchei­­­ SKrH-Elli­ot auf dem­ Vorschlag betreffs der Beschlagnahm­e von Smyrn­a ertheilte.Ich ergänze dasselbe durch Mittheilun­g der Sprach­e,die ich dem Botschafter gegenüber­ ver­­traulich geführt habe­­· · Ich betonte nachdrücklich,daß uns die Erhaltung des europäi­­schen·K·onzertes sehr wünschenswerth sei Einen Beweis von der Aufrichtigkeit die·ses Wunsch­es geben wir dadurch,daß wir die ge­­plante Maßrege bereitwillig zu geben und trotz mancher Bedenken keine Einwendung dagegen erhebe 1­.Ich glaube,daß der Schritt Wirkung haben werde,es sei aber auch möglich,daß der Effekt au­s­­bliebe,besonders wenn die Pression nicht nur die Lösung der Dalcigito-Frage,sondern auc­­ die der anderen schwebenden Ange­­legenheiten zum Decke haben soll.In diesem Falle wu­rde das Vorgehen·aus dem·noch immer friedlichen Stadion der Blockade gegen türkische Sch­ csse·u­1d Beschlagnahm­e der Zölle sehr leicht in eine andere Phase geleitet.Die Linie,welch­e die Smyrna- Aktion von einem Kriegszustande gegen­ die Türkei trennt,ist eine so feine,daß wir deren Bestimmung nicht dem Kommandanten unserer Eskadre über­­­­lassen könntet­ Es würde aus­ Rücksichten des militärischen Gefühls nicht konvenirem untere Kriegsschiffe,wenn sie einmal an­wesend­ wären,gerade in dem Momente abzuberufen oder zu­rU1c­­thätigkeit kommandiren zu lassen­,1 wo der Anlaß zu einer Station eboten wäre Aus diesen Gründen und weil sowohl die age der Monarchie als der entschiedene Zug der öffentlichen Meinung uns verbieten,für andere, als direkt bedrohte Interessen­ Oesterreich-U­ngarns einen Schritt zu triil­t,welcher unmittelbar oder in seiner­ weiteren Konsequenzen­ zu einem erklär­­ten oder thatsächlichen­ Kriegszustand mit irgen­d­einem Staate fü­hren könnte,habe Seiner Majestät Regi­erxing beschlossen­,sich an der Ausführung des englischen Vorschlages nicht zu betheiligen und keine Kriegsschiffe nach­ Smyrna zu entsenden. Wir treten­ dadurch aus der europäischen Uebereinstimmung,daß die Pforte zur Erfü­llu­­g ihres Engagements gegenüber Montenegro zu verhalten sei,nicht heraus,sondern stehe viielmehr auf dem Stan­d­­pumkte,den Lord Granville selbst einnahm­,als er die Flottett- Demonstration für Montenegro beantragte­·· .Wollen Sie,wenn sich hiezu Gelegenheit bietet,Lord Gran­­­ville in diesem Sinne sprechen. Empfangen u.s.1v.« Dem Lord Granville scheint jedoch sein Smyrna-Projekt sehr am Herzen gelegen zu sein. Am Tage nachdem er die Ablehnung der österreichisch- ungarischen Regierung erhalten, stellt er durch Herrn v. Hengelmüller an Baron Haymerle die Frage, „ob er nicht ge­neigt wäre, den Bejdluk bezüglich des Nichterscheinens der öster­­reichisch ungarischen Schiffe von Smyrna nochmals in Betracht zu ziehen.“ Die Antwort auf diese Frage braucht Baron Haymerle nicht mehr zu geben. Die Pforte hat sich mittlerweile zur Webergabe Duicignos bereit erklärt und damit ist das Smyrna-Projekt glücklich beseitigt. Der weitere Theil der Depeschen betrifft die langwierigen Konventions-Verhandlungen und endlich die Wedergabe Dulcignos. Nachdem die Segieve vorgegen, beantragt England, die Flotten- Demonstration nicht aufzuheben, sondern­­ den Verband der Flotten in einer gewissen Form aufrecht zu­erhalten. Baron Haymerle lehnt kurzweg ab, einer Perpetuirung der Flotten-Demonstration, jagt er­­­önne er nicht zustimmen. Am 6. Dezember 1880 berichtet Linien­schiffs-Kapitän Nauta an Freiherr v. Haymerle aus Gastelnuono : Die vereinigte Flotte ist heute ausgelaufen, vor Brita v’Ostro haben sie die einzelnen Esfadren getrennt. Damit ist die Flotten- Demonstration und die montenegrinisch-türkische Grenzfrage glücklich abgethan. HE, Tinking-griechige Grenzfrage Die­ Korrespondenzen über dieses Thema werden eröffnet mit der im Laufe der türkischgriechischen V­erhandlungen viel zitirten Oktober-Note der Pforte, in welcher die türkische Negierung noch einen ziemlich schroffen und ablehnenden Standpunkt einnimmt. Bald darauf vergog sich die große Wandlung zu der Gesinnung der Pforte, die dahin führte, daß Dub­igno friedlich damit die montenegrinische Frage aus der Welt geschafft winde. Bon Seite Englands wurde nun gedrängt, daß sofort die griechische Frage auf die Tagesordnung gerecht werde. Hierüber sowie über die Methode, die bei Behandlung dieser Frage einzuschlagen sei, ergab sich gleich von vornherein ein starker Gegenzug zwischen den Auffassungen des Kabinets von St. James und der österreichisch­­ungarischen Regierung. Die Darstellung desselben bietet noch heute, wo der eigentlich meritorische Theil des Streites bereits vollständig abgethan ist, nicht gewöhnliches Interesse und man muß wohl­ zu geben, daß es nicht die schlechtere Hölle ist, die dabei der österreichisch­­ngariscen Regierung zufällt. Der österreichisch-ungarische Geschäftsträger in London, Herr v. Hengelmüller, berichtet: Lum- Herr von­ Hengelmüller an Freiherrt­v.­merle. Auszug. — Bertraulich. London, 29. Oktober 1880. , Zord Granville bewüste meinen Besuch in Walmer, um mich über die Absichten auer Exzellenz in Bezug auf die nächsten Auf­gaben der orientalischen Politik auszufragen und sich über die­jeini­­gen vertraulich auszulasfen. Das englische Kabinet sieht seine Aktion in der Türkei mit der Abtretung Dulcignos nicht für beendet an und es ist Lord Granville darum zu thun in Erfah­rung zu bringen ob und inwieweit er bei weiteren Schritten auf die Mitwirkung Oesterreichungarns rehnen könne .­­ Er begann die Konversation mit der Frage rasauer Exzell­­enzthunwürden,wenn die Türkei ungeachtet aller Versprechungen Dulcigno doch nicht abtreten würde.·Ich ekwiderte,daß n­ir allen Grund zur Annahme hätten,es sei der Pforten in der Abtretung diesmal Eri­st.Ihre Lagei­ürde im­­ Falle neuer Zögerung eine moralisch seelende und materiell so hilflose sein,·daß ich ü­berzeugt wäre,Euer Exzellenz hätten denselben gar nicht in den Kreis ihrer Erwägungen gezogen.Uebrigen­s hätten­ Hochdieselbetthicht aufgehört in Konstantinopel auf eine rasche Entscheidung zu drängen wo wai die von mir mitgetheilte Weisung Euer Exzellenz an Baron Calice vom 19.Oktober Ze­igniß gibt. · · Lord Granville erklärte auf meine Annachm­e eingehen­ zu wollen;umso nothwendiger wäre es aber,sich schon hinten­her die nächsten Schritte zu verständigen-Ertrag unch daher,ob ich die Absichten Ener Exzellenz bezü­glich derselben kenne. ·.­­Ich erwiderte,daß Eller Exzellentz bisher noch Mitve­rnlassung gehabt hätten mich InitJnstruktionen darü­ber zie verfehert, was nach der Abtret­ung Dalcignos geschehen solle.Soweit ich die Absichten und Stimmungen bei uns kenne, seien zwei Wü­nsche vorherrschend,der nach Reihe und der nach Aufrechterhaltung des Einverneh­­mens der Mächte.Wir wür­dert jede1­ Vorschlag einer befreun­­deten Macht mit Aufmerksamkeit und WohlIoollei in­ Erwägung ziehm Es wäre daher vor Alleininteressa an wissen,was Eng­­land uns veranschlagen würde., Lord Granville erminderte,En­glan­d könne und werde seine Politik nich­t ändern,­weil es de1r Tü­rke­ngefa­llen habe,bezü­glichs der Abtretung Dub­ignoys so große Schwierigkeiten­zum­ Gehen-Die übrigen ungelösten Fragen müßten an die Reihe kommen-Er wisse,daß Ener Erzellenz dennnsch hegtenr mit­telst diplomatischer Pression­ vorzugehen sind sich·von·einer solchen auch Erfolg versprächen.Erliege zwar diesfalls eine irinder sanguinische Auffassung,aber er wünschn vor Allem die Aufrechts­erhaltung des europäischen Konzertes Jundenne gemeinsame Akten aller­ Mächte-Die Verwirklichung dieses Wunsches hinge von uns ab­.Eine diplom­atische Pression aber,von der man von­ Anfang·an grüßte,daß sie"ü­ber die Anwendung blos-diplo:·kratisch­er Mittel nicht hinausgehen werde, könne von seinem Erfolg sein. ·· Lord Granville ging dann auf das Interesse über, welches nach seiner Ansicht O­sterreich-Ungarn in erster Linie an Dr Befesti­­gung der schwebenden Fragen, von denen die­ griechische die deine gewchte sei, an dem Aufhören der gegenwärtigen türkischen Miß­­wieb­iehaft ımd der Einführung einer Art von Ordnung in jenen Gegenden habe. Er wies auf­ den in Bulgarien, Ost-Numerien und speziell in Macedonien aufgehäuften Zündstoff hin, welcher, mit Sicherheit in dem Augenblice erplodigen wü­rde, da die Griechen losschlagen­­ würden. Wenn die Mächte nicht bald die griechische Frage erledigen wü­rden, so wide dieselbe von selbst ihre Erledi­­gung suchen und voraussichtlich gerade zu jener Katastrophe führen, die Desterreichh Ungarn in erster Linie hintanzuhalten wü­rd­e. Schließlich trug ich Lord Granville in welcher Drohung er die übrigen Fragen, auf deren Lösung sich seine geplanten weiteren €­ewitte beziehen, zu behandeln winsehe. ‚Lord Granville meinte weiter, daß die Finanzfrage, hierauf die griechische und dann die Reform-Frage an die Neide kommen sollten, und äußerte sich zu wiederholten Malen dahin,wiefehr er wünsche, mit uns in Gemeinschaft vorgehen zu künnen und nicht zu einer isolirten Aktion gedrängt zu wer­­den. Ich errorderte, daß wir diesen Wunsch theilten, und daß sich seine vertraulichen Anlassungen als in der Absicht gemacht auffatte, mit Guer Graellenz hierüber in einen Ideenaustausch einzutreten. Er bejahte diese Auffassung und brachte sodann unsere Konversation in Gestalt eines Erxlaffes an Sir Helly Elliot aufs Papyt, von dem er mie Später durch Vorlesung Kenntniß gab.“ Gleich an dieser Stelle sei hervorgehoben, daß die Deut­s­e Regierung den Standpunkt Oesterreich- Ungarns vollständig theilte. Graf Stirum theilte unterm Botschaftzrath in Berlin, Frei­­hexen v. Baretti, mit, er habe Herrn Ahangabe auf dessen Frage über die Haltung Deutschlands in der griechischen Frage Folgendes erwidert: Für die Haltun­g und die Anschauungen des österreichisch­­ungarischen Auswärtigen Amtes ist die folgendem der­ That dent­würdige Noteb des Freiherrn vn. Haymerke von großem Interesses · ·­­ »Die deutsche Regierung wird ger 111i 11d1nit·alle11 diplomatie fegen Mitteln die Forderungen Griechenlands unterstügen ; er würfe jedoch hinzufügen, das sie sich an seiner über den Nahmen der diplomatischen Pression hinaus­gehenden Aktion zur Erfüllung dieser For­derungen betheiligen wird. Sollten andere Mächte sich zu einer solchen Aktion herbeilaffen, so würde Deutschland sich zu deren Unternehmen wohlwollend verhalten, aber nicht daran t­beilnehmen. Wollte Griechenland auf eigene Faust vorgehen, so könne Deutschland einen solchen Entschluß lediglich der eigenen Verantwortung der griechischen Negierung überlaffen und lehne für seinen­ Theil in vorhinein jede Verantwortung für die Folgen ab, die daraus entspringen künnen.“ Aus Frankreich hält sich auf dieser Linie. Comte de Mouy gab der griechischen Regierung vi­er freundschaftlicher Linke, die er im Gegensaße zu „conseils“ mit dem Ausdruck „avis“ bezeichnet, deutlich­ zu verstehen, daß wenn sie militärische Wagestüre viskiren sollte, sie dis vollkommen a­uf eig­ene Gefahr thin würde und auf keinerlei Unterstügung rechnen dürfe. Ganz F­rankreich molle den Frieden im Westen wie im Osten und darin seien der Präsident der Republik, Ministerium und Herr Cambetta nur eines Sinnes,. ·· · Depe­­übergeben und

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