Pester Lloyd, November 1882 (Jahrgang 29, nr. 301-330)

1882-11-01 / nr. 301

’ et fett: Budapest,31.Oktober. I Mit dem Tode des greifens Beherrschers von Tunis, «,M»«ohamed-el-Zadok«’s,»dü­rfte die Geschichte der tunesische­­­­ Regentsch­aft,also eines selbstständigen Reiches,sctr1m­mers. j " Die jüngsten Tage haben Enthüllungen über­ einen zwischen dem Bey und dem Vertreter Frankreichs, Baron Cambon, am 11. Juli b. 3. abgeschlossenen Ber: ",­wird in eine französische umgewandelt trag­e, welcher zwar dem französischen Parlament ur Ratifikation noch nicht vorgelegt worden ist, ‚aber dem­­ und seiner Familie gegenüber in Rechtskraft erwachsen zu sein scheint. Dieser neue Vertrag stellt ji als eine Er­­gänzung, oder vielmehr als eine Logische Entwicklung des viel­­genannten Bardo-Vertrages dar. Er finalisirt die Ausschließung des Beys und seiner Nachfolger von allen eigentlichen Ge­­schäften der Negierung, welche ganz auf Frankreich übertragen werden. Die bisher bestehende europäische Finanz-Kontrole Frankreich legt die Hand auf alle Steuern und Einnahmen des Landes und­­ entschädigt den Bey und die Prinzen seines Hauses durch Apanagen. Gleichzeitig bemächtigt es sich der gesammten­­ Justizverwaltung, beseitigt die Kapitulationen, bezüglich deren Aufgebung bereits vertrauliche Verhandlungen mit den Mächten eingeleitet sind, errichtet französische 7 Tribunale. Die Theilung der Autorität zwischen den Bey und der­­ französischen Regierung wird aufgehoben und legtere tritt nicht nur faktisch, wie es bisher der Fall gewesen, sondern rechtlich und formell in den Alleinbefug aller öffentlichen Gewalten im Lande. Die englische Presse hat die Aufdeckung des Geheim­­­n­isses,welches bisher über die Abmachungen vom 11.Juli ruhte,nicht ohne sarkastische Bemerkungen hingenommen.In der That ist es ein seltsamer Widerspruch,wetn eine Macht,­­die sich itt der egyptische thrage mit allen Tugenden poli­­­tischer Enthaltsam­keit und der korrekteste 11 Deferenz gegen­­­ die W­ü­nsche Europas draph­te,gleichzeitig insgeh­eim über­­ die europäischen Rechtsansprüche in Tunis ohne sonderliche­s Skrupelhimwegschrit.Die europäische Schuldverwaltung in Tunis war allerdings nur durch den freien­ und wider­­·­ruflichen Willen des Bey geschaffen worden und namhafte europäische Staaten,­vie Oesterreich-Ungarn,Deutschland und Rußland waren in derselbett un vertret­en,allein sie trug­­ doch den Charakter einer internationalen Kommission an sich. Sicherlich war es praktisc­­,wenn Frankreich in dieser Fmge sowohl als ijeder­ Frage der Kapitulationen zunächst wie .Bey zu­r Nachgiebigkeit verhielt,allein von einer übertriebenen Rücksichtnahme auf Europa gab diese Politik doch keines­­wegs».Zeugniß.Und das geschah in derselben Periode,in welcher man den eigenen Mißmuth über das selbstständige und egoistische Vorgehene England­squgypten deutlich­­­­ing,durchblicken ließ.Und doch hatte vielleicht die Afrikaa- «P­olitik Frankreichs,der­ Vertrag Gon­ Kasr-el-Said,die kaum verhüllte Konfiskation der tunesischen Regentschaft durch­ ·«die"Machinatio:ke1t Rottstran’s mehr dazu beigetragen,die «Blicke Englands nach Afrika zu lenken und die Rivalitäts- Fragen am Mittelmeere durch sein egyptisches Unternehmen­­«zu­ lösen,als die islamitische Bewegung,die am Exils ihre Zentralpunkte ausgesucht hatte,und das Bedürfniß I.der,,Rettun­g««Egypteriks aus der Anarchie.Jedenfalls hatte Frankreich selbst angesichts der mattherzigen Ents­­chli­eßungen seiner Kammern auf eine Aktions-Politik nicht­­ verzichtet.Es hat sich in Tunis ein politisches Teil bliebi­ ..gesichert,noch ehe England sein militärisches geschlagert ‘hatte. Das wird von der britischen öffentlichen Meinung „Lebhaft empfunden und es wird schwerlich dazu beitragen, die brü­chig gewordene Intimität zwischen beiden Staaten “wieder festzuhändern und die Negungen gegenseitiger Eifer­ fügt endgültig zu beseitigen. In der Sache selbst ist es allerdings zweifelhaft, ob ‚der Vertrag vom 11. Juli auch nur im Geringsten Die ‚Erfolge aufzuwiegen vermag, welche England in Egypten­­ erstritten hat. Allein wenn weder­­militärische Ttriumphe, noch materielle Vortheile, welche den englischen verglichen­­ werden könnten, in Tunis zu holen waren , so ist Damit av bewiesen, was längst jejon als feststehend galt, daß die ‚Ztunispolitik Frankreichs eine fehlerhafte war. . Es war aber damit keineswegs bewiesen, das die Angelegenheiten in Tu­­ mis auf demselben Plate gelassen werden konnten. Nach dem Berichte der „Times“ hat Herr Duckere ganz richtig die Ueberstände einer Situation erkannt, „welche Frankreich ame Bürden und Verantwortlichkeiten ohne die erforderliche Stärke auflastete“. Die Durchführung des Bardo-Vertra­­­ges, wie er war, bezeichnete für Frankrei immer nur eine fiktive Machtteilung, so,­weit es solche nicht auch eine starke Armee in eine materielle umzu­­wandeln in der Lage und gewillt war. Die Opfer, die Frankreich, streng genommen, blos für die Dominirung der ‚auswärtigen Politik der Regentschaft aufgenöthigt wurden,­­waren verhältnißmäßig ungeheuere. Yu Uebrigen war es nach der einen Richtung durch die dem Bey gebliebenen antononen Nechte, nach der anderen durch Die noch be­­stehenden europäischen Institutionen Tagegelegt. Und aller Haß, aller Groll wendete sich ausschließlich­ gegen seine Organe. Es konnte mit Zug gesagt werden, daß seit der Degebung der Regentschaft nicht einer der unter der Allein­­herrschaft des Bey bestandenen Uebelstände beseitigt oder vermindert, daß aber die Neihe dieser Uebelstände durch sehr tiefgehende und empfindliche vermehrt worden war.­­. Insofern wird die Verwirklichung der ge­genwärtigen Absichten Branfreihs als ein unlengbarer Fortschritt bez­­eichnet werden müssen. Es ist allerdings zweifelhaft, ob Branfreih auch nach der Verwirklichung des Vertrages vom ‚41. Juli sofort in alle die materiellen Vorschläge eintreten­­ wird, die es zu erwarten scheint. Die Steuern, welche bisher in die Karsen der internationalen Kommission flossen, sind wahrscheinlich nur sehr allmälig entwiclungsfähig. Die ‚erorbitanten Kriegssteuern, welche die französische Arm­ee nach den Bombardement vor Sfar und der Einnahme­­ von Khairuan ausschrieb, haben die Bevölkerung aufs Meußerste erschöpft. Die Kopfsteuer war von der inter­­nationalen Kommission dem Bey ü­berlassen worden. Allein sie hat in den seäten Jahren, bei den fortwährenden Beduinen­­aufständen, sicherlich nicht einmal die Höhe derjenigen Summe erreicht, welche Frankreich zur Apanagirung des Beys und seiner Familie auszuwerten gedenkt. Eine Er­­h­öhung der K­opfsteuer ist ebenso undenkbar, als ihre regel­­mäßige Einhebung von einer größtent­eils nicht verhaften­­ und ü­berdies verohrtionivten Bevölkerung. Finanziellen Einnahmen von Bedeutung wird also die französische­ Re­gierung, für den Anfang wenigstens, nicht entgegensehen dir­­fent. Und wenn Frankreich an eine Vermehrung seiner Handels­­beziehungen und damit an eine Erhöhung der Zölle denkt, so wird es damit zunächst seine eigenen Unterthanen treffen. Das Hau­pterträgniß der tunesischen Zölle beruht auf den Holffägen, mit welchen die Ausfuhr tunesischer Landes­­produkte belastet erscheint. Ein weiteres und dankbareres Feld eröffnet sich dem­ französischen Bestrebungen auf dem Gebiete der A Justiz­­verwaltung. Die Kapitulationen haben sich in Tunis voll­­ständig überlebt und sollte die eine oder die andere Macht ihrer Befestigu­ng Hindernisse in den Weg legen, so wird je dabei von Allent eher geleitet werden, als von der Sorge , um, geordnetere Rechtszustände. Auch echeint selbst England bereits, sich mit dem Gedanken an die Aufhebung der Kapi­tulationen befreundet zu haben. Die wirkliche Reform in Zunis wird von hier ihren Ausgangspunkt zu nehmen haben. Allein die Aufgabe Frankreichs wird nur insofern eine bequeme sein, als es fast unmöglich­st, nicht etwas Besseres zu schaffen, als das, was heute besteht. Ir Webungen hat es ja seine zivilisatorischen Talente bereits im Algier erprobt. Wenn ein Staat von dem Reichthum und der Machtstellung Frankreichs in Anfzig Jahren des Bestzes nicht weiter zu Fommen vermag, als Frankreich in­ne gekommen, wird man von seinen­ wahren Berufe zu po­litischen Arbeiten dieses Schlages nicht eben die übertriebensten Vorstellungen hegen dürfen. Mat­t wird vielleicht zumeilen in Frankreich selbst nicht ohne ein "gewisses Gefühl von Neid auf die englische Politik bilden, die sich jedes dauernden direkten Br in die egypti­­­chen Verhältnisse zu enthalten, und damit auch die direkte Verantwortung von sich abzu­weisen vermag, ohne sich da­­mit die Mittel zur vollen moralischen und materiellen Be­­herrschung des Landes entwinden zu lassen. Formell ist die französische Negierung bisher nur mit dem die Kapitulationen betreffenden Theile ihrer Projekte hervorgetreten, nicht aber mit dem Nette des Vertrages vom 11. Juli, soweit Dieser überhaupt einer Inferenz Europas unterliegt. Man darf also mit einiger Spannung der Auf­­nahme entgegensehen, welche dieser Schritt finden wird. Wahrscheinlich wird sie von Seite jener Mächte, welche sich nur ein geringes Interesse an den afrikanischen Dingen zu erkennen, und England die Ordnung der ägyptischen Angelegenheiten willig überlassen haben, seine unfreundliche sein. England seinerseits wird der mitstrebenden Macht im Mittelmeere vielleicht nicht ungern eine Entschädigung für die Niederlagen gönnen, die es dem französischen Einflusse in Egypten bereitet hat. Verbleiben Italien und die Pforte. Daß die Öffentliche Meinung auf der appeninischen Halbinsel das Ausgreifen Frankreichs zum Gegenstand neuer Klagen und Beschwerden machen wird, ist unzwei­­felhaft und in die Wahlen spielten die Enthül­­lungen der „Times" als ein dem Ministerium Depretis vielleicht nicht un­will­ommenes Intermezzo Hinein. Allein fon die Wahlrede Depretis in Stradella schillerte in allen Barben tiefer Designation in der tunesischen Trage. Die Engel der Seipionen scheinen sich in wachsender Entsagung in den Gedanken Hineingefunden zu haben, daß Karthago unwiederbringlich für sie verloren ist. Was die Pforte an­belangt, so darf sie allerdings gegen die neue Vergewaltigung ihrer Rechte, wie sie in dem angekü­ndigten Vertrage erte­halten ist, gerechte Einsprache erheben. Allein an den That­sachen wird Dies so wenig ändern, als ihre Protest gegen den Bardovertrag. Allein Anscheine nach weiß man das in Konstantinopel und jedenfalls ist nicht dort das Zentrum zu suchen, von welchen aus die Erweiterung der franzdsis­­chen Deac­tipgare in Afrika allenfalls gehindert werden sönlte, a­ ­us den Ausschüsen der ungarischen Delegation. Husfsling für äußere Angelegenheiten. Der Ausschuß für äußere Angelegenheiten der ungarischen Dele­­gation hielt heute von 3 bis 6 Uhr Nachmittags eine Sigung, zu welcher sämmtliche Mitglieder des Ausschusses erschienen waren. Seitens der Regierung waren an­wesend: Minister des Neußern Graf Käathofy, ESektionschef Ladislav­ Szögyényi, Minister-P­räsident Tipa und Finanzminister Graf Sza­páry. Der Präsident des Ausschusses, Graf Fran­cshy begrüßt die Negierungs-Vertreter, die sich mit vollkommenem Vertrauen in die Diskretion der Ausschuß-Mitglieder äußern dürfen. Das Wort ergreift der Referent des Ausschusses, Dr. Mar Talk, der an den Minister folgende Frage richtet: Bezüglich der österreichisch-ungarischen Konsuln­st wiederholt die Beschwerde aufgetaucht, daß Viele von ihnen, ja die Meisten, da sie der ungarischen Sprache nicht mächtig sind und die ungarischen Gefege nicht Tennem, einerseits nicht im Stande sind, mit unseren Landsleuten in deren Muttersprache zu die Angelegenheiten ungarischer Staatsbürger oft unter solchen­­ Ge­sichtspunkten beurtheilen, welche all den für diese ungarischen Staatsbürger allein verpflichtenden Gefegen nicht im Eink­lange stehen. Eine weitere Beschwerde, namentlich in kommerziellen und industriellen Kreisen, i­ Die, daß unsere Konsulate sichh vorwiegend mit dem politischen Theile ihrer Aufgabe befassen, beiten der Imönstrie und des Handels aber nicht verstehen und sich um dieselben wenig befümmern. Da, wie ich erfahre, eben fest an einem neuen Studienplane für die Orientalische Akademie,­ der eigentlichen Pflanzschule unserer­ Konsulate, gearbeitet wird, frage ich : Ob der Herr Minister geneigt ist, die eben erwähnten Beichiwer­­den in Berücsichtigung zu ziehen und für eine Sanivung derselben im Wege des neuen Lehrplanes­s Vorsorge zu treffen ? Minister des Reußern Graf Kalnosly gibt an, daß die ungarischerseits erhobenen Klagen zum Theile begründet sein können und daß, ähnliche Ansprüche jedenfalls berechtigt sind. Er wird bemüht sein, diesen U­ebelständen gründlich abzuhelfen. Er macht indessen den Ausschuß darauf aufmerk­en, daß jene Ansprüche Sehr große sind, welche bezüglich der K­onsuln im Orient erhoben werden und daß es nahezu unmöglich sei, allen Anforderungen zu ent­sprechen. Er hat die A­bsicht, in Bälde eine Enquete einzuberufen, die sich mit allen Fragen des Konsulardienstes beschäftigen wird und er hofft, daß die fest erhobenen Klagen aufhören werden, , 8 Wa die Reorganisation der Orientalisch­en Aademie betrifft, werde Fang Herr Gestionschef v. Szögyényi ausführliche Aufklärun­­gen geben. Sektionschef v. Szögyény erwähnt, daß im vergangenen Sabre in Angelegenheit der orientalischen Aiademie eine Enqudte abgehalten wurde, daß die­ ungarische Regierung auch früher entweder die Reorganisation der bestehenden Aiademie im Sinne des dualistischen Prinzips oder­ die Installirung eines separaten ungarischen Kurses forderte. Der neue Lehrplan der orientalischen Hiademie wurde den ungarischen Unterrichts-Minister präsentirt und hat dessen Zustimmung in dem Maße gefunden, daß er von der Errichtung eines separaten orientalischen Lehrkurses absah, er die An­sprüche Ungarns durch den neuen Lehrplan der orienta­­lischen Akademie gesichert sab. Dieser Lehrplan 1883/84 ins Leben treten. Nedner macht den Ausschuß schon jeßt darauf aufmerksan, daß, nach den mehr Lehrgegenstände tradirt werden, auch mehr Professoren nöthig sein werden, was neuerdings Mehrausgaben zur Folge haben wird; da sich dies aber exit aufs nächste Jahr bezieht, wird diese Mehrausgabe exit im 1884er Budget erscheinen. — Drei Gesichtspunkte­ waren maßgebend : 1. daß die Böglinge nach Möglichkeit in der­ unga­­rischen Sprache und in den ungarischen Gejegen, namentlich im Privat: und Strafrecht, zivilgerichtlichem und Strafverfahren als obligaten Lehrgegenständen Unterricht erhalten. 2. Seit der Osdana­­tion von Bosnien und der Herzegowina war das Bestreben gerichtet, daß für diese Provinzen geeignete Beamten "aus der Heide der Zöglinge der orientalischen Akademie herangebildet werden, was wieder den Unterricht der flavischen Sprachen in größerem Maße in nothwendig machte. , 3. Zufolge der großen M Wichtigkeit unserer kommerziellen und wirthschaftlichen Interessen wird auch den Handelswissenschaften ein größerer Raum gewährt werden. C3 wird gelehrt werden: B Vol­swirthschaft, Finanzlehre, MWnaten- und Gewerbe-Kunde, ungarische und österreichische Statistik. Damit aber die Rünglinge nicht überbü­rdet seien, wird unter den orientalischen Sprachen nur auf die türkische Sprache Hauptgewicht gelegt werden, während die arabische und persische Sprache blos als Hilfsmittel gelehrt werden sollen. Schließlich wurden auch die Heeres-Organisation und die Militär-Geographie­gegenstände aufgenommen. Graf Franz Zi­chy betont den Unterschied, welcher z­wischen den orientalischen und den übrigen Konsuln besteht. Für Fene ist die Politik so wichtig, daß man dieselbe nicht übergehen künne, was selbstverständlich nicht ausschließt, daß diese Konsuln auch die Inter­­essen des Handels und des Gewerbes mit gehöriger Aufmerksamkeit verfolgen. Er weist auf die schlechte Bezahlung der österreichisch-unga­­rischen Konsuln hin, welche weit niedriger ist als jene, welche andere Konsuln beziehen. .. Referent Max Falk richtet weiter folgende. Frage Minister des Neußern: Die wissenschaftlichen Kreise Ungarns vermissen no­­chmerzlich die Anstellung eines ungarischen Gelehrten auf irgend­einem höheren­ Pfosten des Staatsarchivs. Der junge ungarische Beamte, welcher dort einen untergeordneten Bosten einnimmt, ver­­mag den Diesfälligen Ansprüchen wunserer wissenschaftlichen Welt nicht zu genügen. Nach längerer Motivirung fragt Redner , ob der Minister nicht geneigt wäre, im Hinverständnisse mit der unga­­rischen Negierung, vielleicht auch unter Befragung der Ungarischen Akademie, für­ irgend­einen bedeutenderen Bolzen am Staatsarchiv einen hiezu qualifizirten Ungarn zu ernennen? Minister des AHetikern Graf Rál­otfy findet die vorge­­brachten Winsche berechtigt, erklärt aber, denselben nicht anders ent­­sprechen zu können, als durch die Kreitung eines neuen W­ostens höheren Ranges. Er wird die Frage studiren und auf dieselbe bei der Vorlage des nächstjährigen Budgets reflektiven. ‚. Referent Mar Salt richtet folgende, dritte Frage an den Minister des­ Heußern : Vor ungefähr drei Vierteljahren hat das italienische­­ K­önigs­­paar unserem allerhöchsten Hofe einen Besuch abgestattet, dessen Er­­forderung zwar zu wiederholten Malen in Aussicht gestellt wurde, aber bis zur Stunde noch nicht erfolgt­e­. Nachdem die­­ zarte Zuver­­kommendheit Sr. Majestät in solchen Fragen und Deffen außer­­ordentliche Höflichkeit allgemein bekannt sind, sind Publizu­­ und Bresse bezüglich der Gründe, um deren­­ willen, dieser Gegenbesuch­­ unterblieb, auf allerlei Kombinationen verfallen, welche Redner nicht näher erörtern will. Derselbe beschränkt sich einfach auf die Frage, we Pänig­­wenn. Ja > meinung lediglich auf persön­e Motive us­rackzuführen ist, in melchen alle natürlich die Delegation 3 at weiter darein zu sprechen hat; oder ob die ermiderun lichen Besuches aus ee agyása unterblieb, in welcher Natur diese Gründe seien ? « Minister des Aeyßern Gyaf Kalholitz muß­ vor Alle 111 er­­klären,daß das persönliche Motip überhaupt nicht in Betracht kom­­men kann,da es sich hier um­ die Aktcote des verantwortlichen Mi­­nisters handelt.Der Besuch ist bekanntlich aus zwei Motiven er­­folgt,erstens um den freumdlichen Gesinnungen Ausdrucku geben, welche seitens des Italienischen­ Königspaares unserem Herrscherhause gegenüber gehegt werden, zweitens, um für alle Welt erfenntlich zu machen, daß Italien wünscht, sich der konservativen und friedlichen P­olitik der österreichisch - ungarischen Monarchie anzuschließen. Beide Zwecke sind nicht nur erreicht, sondern es­st auch der Boden nach dem Besuche des Königspaares od) weitergesponnen worden und es haben sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten in freundlichster Weise gestaltet. Selbstverständlich konnte au) der Gegenbesuch keinen andern als die beiden erwähnten Zwecke haben und es konnte damit unmöglich beabsichtigt werden, eine dritte, diesen Zwecken vollkommen fernliegende Drage hineinzu­­ziehen. Als es ss um den Ort für die Zusammenkunft handelte, mußte diese Konföderation abgezogen werden und Die außer­ordentlichen­­ Verhältnisse der italienischen Hauptstadt in Ber trat kommen, welche in Feiner anderen Residenz zu finden sind und­ die Gefahr nahelegen mußten, daß abgesehen von anderen Schwierigkeiten die allerhöchste Person des Monarchen zum Zielpunkte von politischen Demonstrationen von den Anhän­­gern beider Lager ausgebeutet und dem Besuc­he überhaupt eine auf andere Bedeutung und Tragweite beigelegt werden würde, als in der Absicht des Monarchen und seiner Negierung liegen konnte. 63 konnte daher der Minister es nicht auf sich nehmen, Sr. Majestät den gewünschten Gegenbesuch in Rom anzurab­en, wenn auch die italienischen Minister ihrerseits sich zur V Bestimmung eines anderen Ortes nicht entschließen mochten. So blieb sonach der Besuch bis auf Weiteres vertagt. Die hierauf bezüglichen Besprechungen sind, wie der Minister ausdrücklich hervorhebt, in freundschaftlicher Weise ge­führt worden und hat die Vertagung des projektirten Gegenbesuches weder auf die Gefühle der Höfe noch auf die andauernd herzlichsten Beziehungen zwischen den Regierungen irgend­einen störenden Einfluß ausgeübt. Ludwig Chernatong betrachtet die Ermwiderung des Besuches in erster Reihe als Höflichkeitssache. Nachdem der Besuch des italienischen Königspaares, der gewiß ohne Anfrage nicht er­­folgte, angenommen wire, mußte auch Bereitwilligkeit vorliegen, denselben zu eriwidern. Redner seinerseits könnte nur einen Stand­­punkt acceptiren, der die Verzögerung motivirte, und zwar denjenigen der persönlichen Sicherheit Dr. Majestät. Daß der Gegenbesuch in Rom stattfinde, betrachtet auch er als gerechtfertigt. Demonstrationen könnte es in Italien überall geben, selbst wenn eine andere Stadt zum Orte des Besuches gewählt wire. Bischof Lorenz Schlauch theilt die Ansicht der Negierung, wonach einer noch ungelösten Frage nicht präjudizier werden darf. Graf Anton Stehen macht darauf aufmerk­en, daß nirgend anderswo die Frage auftauchen könne, ob außer dem aktu­el­­len Negenten auch noch jemand Anderem ein Bezug abzustatten sei. Diese Schwierigkeit em­jtive nur in Rom und in Bezug darauf theilt er den Standpunkt der Regierung. Defiver Szilágyi könnte die Erklärung der Negierung nicht acceptiven, wenn unter einer ungelösten Frage verstanden wäre, ob Rom zu Italien gehöre oder nicht ? Nachvent aber dies nicht ge­meint sei, nimmt auch er die Antwort zur Kenntniß. Minister-präsident Tipa schließt sich der Volsiit des Mini­sters des Menkern an; der Minister hat nicht gesagt, daß Rom nicht zu Italien gehöre. Ein solcher persönlicher Grund, wie ihn G3erna­­tony erwähnt, bestehe für Se. Majestät nicht. Was Se. Majestät für richtig und was seine Näthe für nothwendig Halten, das führt er aus, ohne auf seine eigene Person Rücksicht zu nehmen. Der Ber­­uch in Nom­märe aber vielleicht für die italienische Regierung selbst nicht ganz angenehm, denn Se. Majestät könnte die dortige Unei­genheit des Papstes, nicht ignoriren. Der einzig richtige Weg war daher der, die Bereitwilligkeit zum Gegenbesuche zu dokumentiren, aber denselben sich so lange vorzubehalten, bis die obwaltenden poli­­tischen Schwierigkeiten beseitigt sind. Ludwig Csernatony glaubt wohl, da Sr. Majestät nicht besorgt ist, aber besorgt sind wir, und wenn der Minister Sr. Diajestät die E­rwiderung des Besuches nicht väre, so­lt dies für Nebrigens mußte ja die italienische Regierung Redner entscheidend, darauf gefaßt sein, daß der Besuch kein Papste stattfinde. · Ministeerf Kalnoky erklärt in seiner Antwort­ au­f diese Frage vor Allem, wie man seiner Ansicht nach mit diesem kleinen Nachbar umgehen miüsse Mit Montenegro ist das Ver­hältniß im Allgemeinen gut, doch fom­men manchmal Episoden bar zwischen, welche Schwierigkeiten erzeugen. Eigentlich­ gibt es jegt nie eine schwierige Frage, nämlich die Frage der herzegaminischen Flüchtlinge, Aufständischen. Der montenegeritsche Fürst ist zur m an; all­er sieht ein, daß das freundschaftliche Verhältniß mit uns auch für ihn das Vortheilhafteste ist, aber das Verhalten der Einwohner ver­­ursacht auch ihm ‚oft, Schwierigkeiten. Diese Einwohner­haft bilde einen kleinen Staat, welcher ‚vor, dem­ Berz­line­r Vertrag seine definitive Stellung innehatte Was dort seit Jahrhunderten geschehen ist, das war ein Kampf und Dasein ; erst der Berliner Vertrag verlieh Montenegro Selbstständig­­keit, geordnete Grenzen und solche Nachbarn, welche es nicht mehr zu fürchten hat. Demgemäß hat Montenegro es nicht nothwendig, Krieg zu führen, doch vermag sic) die Einmohnerschaft nur schwer in die neue Lage zu finden. Mit der Zeit wird sie auch dies erlernen und die A­nsicht des Fürsten theilen, daß sie auf friedlichen Wege durch Arbeit und Fleiß ihr Heil suchen mü­sse. Demgemäß wird sic) das natürliche Gewicht unserer Monarchie auch)­­ dort geltend machen, wie es denn auch keine andere Macht gibt, auf welche sich Montenegro mit Erfolg stoßen könnte. Gemeinsamer Finanzminister v. Kállay bemerkt, er werde noch Gelegenheit haben, über Bosnien und die Herzegovina im Aus­­full eingehend zu sprechen, derzeit besc­hränft er sich blos auf, die an den Grenzen Sich zeigenden V­erhältnisse. Sämmtliche Berichte stellen es außer Zweifel, daß der Einfluß der Grninwohnerschaft Montenegro wirklich einen Faktor bildet in den fürdlichen Theilen der Herzegovina, dessen Wirkung auc heute noch nicht ganz auf­­gehört hat. Webrigens herrscht in der Herzegovina ein sehr starker Lokalpatriotismus. Die dortige Einwohnerschaft it stoß darauf, daß sie herzegovinisch it, und sie hat gar Seine Luft sich Montenegro aus­zuschliegen. Wenn Montenegro dennoch einen so großen Einfluß ausübt, ist dies die Folge der früheren V­erhältnisse, welche zwischen Türken und Montenegrinern an der Grenze abschwebten und deren Ursprung­­ darin zu suchen it. Daß die herzegovi­­nischen Einwohner regelmäßig die Partei der Montenegriner ergriffen gegen die Türken. WHuberdem­it in Betracht zu ziehen, daß zwischen der Herzegovina und Montenegro eine natürliche Grenze nicht existirt,­ daß dort die Hälfte manchen Dorfes zur Herzegovina, die andere Hälfte zu Montenegro gehört und daß die herzegoviniischen Flüchtlinge jederzeit eine Zuflucht fanden“ auf dem Gebiete von Montenegro und von dort aus ihre Verbindungen mit den daheimgebliebenen Stammesgenossen unterhielten. Auch er­st von dem guten Willen des Fürsten überzeugt, dem es früher oder später dennoch gelingen wird, auch sein Bolt zu bezähmen. Was die Journal-Berichte über das Zunehmen der Infurreltion be­­trifft, kann ex entschieden behaupten, daß dieselben nicht begründet sind — zum Beweis dessen er einen Bericht des General Appel verliert. Der Minister selbst hat bei seiner Anwesenheit in der Herzegovina mit Aufständischen verkehrt und mit Staunen ge­sehen, daß diese Menschen durch die unglaublichsten Märchen verlobt wurden, z. B. durch die Nachricht, daß zwischen der Türkei, Italien und England eine Allianz gegen Oesterreich-Ungarn zu Stande ge­­kom­men sei, deren Zweck es­­ sei, Bosnien und die Herzegovina ung ' wegzunehmen. CS thut Montenegro unleugbar weh, daß der Berli­­ner Kongreß ihm nur ein kleines Stück der Herzegovina verschaffte, während es die ganze­ gewollt hätte. Doch werden sie sich schließlich auch mit dieser Situation befreunden. Er billigt vollkommen die Bosität des Grafen Kálnoty. Wir müssen vorsichtig sein — sagt er — doch erblicht er seine größere Gefahr seitens Montenegros. Höch­­stens an der Grenze werden in nächster Zeit gemilse Vorsichts­­maßregeln freirt werden, damit das Hin- und Herziehen aufhöre. Er hofft, daß in kurzer Zeit auch die Flüchtlinge zurückkchren werden, einerseits weil die Neigung in ihnen vorhanden it, andererseits aber, weil Montenegro kaum im Stande sein wird, die Diesbezl­g­­­­lichen Kosten noch lange zu tragen. · Desider Szolsägyx fragt,ob es wahr sei,daß derkast von ee eine Entschädigung verlange tn die Kosten, melche ihm die Verpflegung der Flüchtlinge verursachte ? Minister des Acukorn Araf Ráthotn bemerkt,daß Hieron nur so viel wahr sei, daß der Fürst Magend erwähnte, daß die Er­­haftung der Flüchtlinge ihm viele Kosten verursache, aber eine Ent­­schädigung habe er nicht verlangt­ .«»· Graf Franz Bichy bestätigt all das, was Kállay hinsichtlich des Charakters der Montenegriner gesagt hat. Uebrigens habe er während seiner Thätigkeit in Konstantinopel gesehen­, daß die Mon­tenegriner in jedem Jahre zu Laufenden nach Konstantinopel kom­men und während sie zu Hause fortwährend kämpfen, indeß betreiben sie in Konstantinopel friedliche Gewerbe und sind namentlich als Hausmeister ausgezeichnet zu verwenden. Auch er t­eilt die Hoffnung Kalnoky’s, dab die Bevölkerung Montenegros sich immer mehr mit unserer Monarchie befreunden werde. Desider Szilágyi fragt, ob es wahr sei, daß die An­­führer der Aufständischen frei und bewaffnet in Montenegro umher­­gehen.­­ Graf Rám­oty Hierauf kann man keine besti­mmte Ant­wort geben, denn in einem solchen Staate, wo es keine geordneten Zustände gibt, könne man die Individuen nicht kontroliven. Desider Szilágyi fragt, 05 sen­den, daß der First von Montenegro von seiner russischen Reise zurücgesehet ist, in dem Verhalten der Bevölkerung Montenegros gegenüber unserer Monarchie eine Veränderung wahrzunehmen sei. Graf Raal­oty und Kállay: Nein. Graf Julius Andráffy gibt interessante Aufklärungen über die historischen Anfangsereignisse und namentlich über die Ber­liner Verhandlungen erzählt er interessante Details. Auch er glaubt nicht, daß unserer Monarchie seitens Montenegros irgend eine ernste Gefahr Drohe. Ludwig Kármán richtet folgende Frage an den Ministers : In welchen Stadium befindet sich Die Angelegenheit der serbischen, bulgarischen, türkischen, überhaupt der Orientbahnen ? Sektionschef Ladislaus Szögyény-Marth jun. Wie bekannt, hat der Berliner Vertrag vier Mächten die Regelung dieser Frage übertragen. Im Jahre 1881 ist auch die conference­ A­quatie zusammengetreten und das Resultat der damaligen Ver­handlungen war bekanntlich das, daß die Pforte die nach Konstan­tinopel führende Linie acceptivte, aber die Verbindung der serbischen Bahnen von Mitromchß bis Salonicht wollte sie nicht acceptiven. So stand die Sache im Vorjahre, seither sind aber neue Verhandlungen geführt worden und Schließlich hat die Pforte auch die septere Linie acceptivt. Nedner verliert die hierauf bezügliche Erklärung der Pforte. Die conference-A­quatie hat im Feber und März die Verhandlungen fortgelegt und ein Projekt vereinbart, bezüglich dessen die Pforte bloß bei drei Punkten Vorbehalte machte. Erstend, daß die „Societé de chemin de fer" sich) allen Beschlüssen der Konferenz unterwerfe ; zweitens, daß gleichzeitig mit der Linie Mitroviga-Salonicht auch die Flügelbahn Samboli-Zaetanssi ausgebaut werde; drittens, daß Vranga nicht zum Verbindungspunkt erhoben werde. Seither haben die Verhandlungen wegen der ägyptischen Wirren geruht. Redner aber hofft, daß durch­ die Erfüllung der Wünsche der Pforte auf diese Angelegenheit bald endgültig erledigt werden wird. Die zweite Frage Ludwig Kármáns bezieht sich auf die Donau-Festungen und lautet: Wie weit ist die vom Berliner Vertrag angeordnete Schleifung der Donau-Festungen gediehen ? ‚ Minüster des Aenkern Graf Kálnofy: Die Situation hat sich nicht geändert. Seiten der Mächte wurde an Bulgarien wieder­­holt die Aufforderung gerichtet, daß es dem Berliner Vertrage ent­­sprechend die Schleifung der Festungen vornehme, doch­ war immer das die Antwort, daß dies sehr viel offen­­wirde und Bulgarien nicht in der Lage sei, die diesbezüglichen Kosten zu deben. Uebrigens sind diese Festungen in einem möglichst schlechten­­ Zustande und ges­langen täglich näher daran, gänzlich zugrunde zu gehen und über­­haupt können sie für die Donau-Schifffahrt keine Gefahr mehr bil­­den. Der Minister bemerkt, daß dies sein Fall ohne Präzedens sei. Die Schleifung Luxemburgs wurde von Preußen bedungen, und obwohl alle Münfte der strengen Vertragspflichten erfüllt wunden, ist Duremburg auch heute noch nicht ganz geschleift, ebenfalls wegen der Kosten, welche dies verursachen würde. Desider Szilágyi: Nach Bun­ft 57 des Berliner Bei­trages wurde die Negalirung des Sternen Thores uns übertragen. Wie der ungarische Kommunikations-Minister im Finanz-Antichuffe erklärt hat, wären die hierauf bezüglichen Pläne bereits vorhanden, wegen diplomatischer Schwierigkeiten aber­­ seien sie nicht bdurch führbar. Ex fragt, worin diese Schwierigkeiten bestehen ? Minister des Reukern Graf Gustav Kálnofy: Technische Arbeiten wurden wohl vorgenommen und zwar unter Mitwirkung der beiderseitigen Landesregierungen und des Wiener, Ingenieur Dereind. Diplomatische Schwierigkeiten , bei glich dieser Frage eril­iven nicht, konnten nicht auftauchen und 10 ald die technische Trage gelöst sein wird, werden die Vorarbeiten vielleicht schon im näcsten Frühjahr begonnen werden können. Desider Szilágyi fragt: Ist es wahr, daß diplomatische Unterhandlungen geführt­ wurden oder geführt werden mit der Pforte bezüglich der definitiven Regelung der staatsrechtlichen Lage Der ol­upirten Länder und Tan der Minister hinsichtlich dieser V­erhand­­lungen Aufklärungen geben ?­­ . Minister des Xeußern Graf Gustav.Kálnotn erklärt, daß bezüglich Bosnien­ und der Herzegovina mit der Pforte Tem­erlet diplomatische Verhandlungen geführt wurden, noch geführt werden. ‚Defiver Szilágyi richtet an den Minister des Neußern bezüglich Egyptens folgende Frage: Erstens, ist es wahr, daß unsere Regierung das Vorgehen des englischen Admirals getadelt hat, oder zumindest nicht gebilligt hat; zweitens, ob die englische Pazifikation Egyptens mit Wissen unserer Negierung geschehen ist und welche Stellung unsere Regierung gegenüber dieser Pazifikation einnimmt ; drittens, was unsere Negierung in Angelegenheit der egyptischen Entschädigung gethan hat, und viertens, ob sie Kenntniß davon hat, in welcher Weise England in Zukunft seine Interessen in Egypten sichern wird und ob England seine diesbezüglichen Pläne einer euros­päischen Konferenz unterbreiten wird ? Minister des Neußern, Graf Gustav Rám­oty, erinnert hinsichtlich des ersten Punktes an die jüngsten Debatten des engli­­schen Parlaments. Er wiederholt die aus den Blättern bereits be­­­kannten Daten ü­ber das zwischen ihm und dem englischen Botschafter geführte Gespräch. Seine­ Aeußerung wurde mißverstanden, doch wurde die Sache später wichtiggestellt. Bezü­glich des zweiten Punktes bemerkt er, daß die Konferenz von Konstantinopel die Pforte auf­gefordert hat, erstens in Egypten zu interveniren,, doch habe sie gez­­ögert, sowie auch Frankreich und Italien ihre Mitwirkung ver­wei­­gert haben, uns hat man zu derset gar nicht aufgefordert, bleibt demnach noch England, welches bisher allein vorgegangen ist in Egypten. England hat von uns und den anderen Madje­ten wohl ein Mandat verlangt, aber dies haben wir nicht ertheilt, weil wir dadurch eine­­ Verantwortung übernommen hätten, ohne auf den Ausgang der Ereignisse Einfluß gehabt zu haben. Bezüglich des dritten Punktes ist in Betracht zu ziehen, daß dies juridisch eine nicht leicht zu entscheidende Frage it, nachdem­ seine bestimmte Person erift­rt, welche man anklagen­­­önnte. Der Khedive hat sich aber bereit erklärt, bis zu einem gewissen Maße, Erlag zu leisten. In­ dieser Hinsicht wurde die Einberufung einer internationalen Kommission im Prinzip angenommen, doch sind die hier­auf bezüglichen Details noch nicht festgestellt. Zur Kompetenz der inter­­nationalen Tribunale gehört diese Frage der Vereinbarung der Mächte gemäß nicht. Hinsichtlich der vierten Scage bezüglich der künfzigen Pläne Englands, nennt der Minister noch seine Details, doch weiß er, daß England erklärt hat, daß die endgültige Regelung Egyptens nicht ohne Hinzuthun Europas geschehen wird. Ob hieru die von der Konferenz gewählt werden wird, oder eine andere For. 098 weiß man jegt noch nicht. · Star öramz Zihy erinnert daran, daß den Berichten der Blätter zufolge Bater Bafha mit der Reorganisation der­ bewaff­­neten Macht in Egypten betraut wurde und derselbe die Verwendung albanesischer, bosnischer und bulgarischer Unteroffiziere in Aussicht gestellt habe; er fragt den Minister, ob in Ägypten wirklich Dos­­nische Unterthanen als Unteroffiziere verwendet werden sollen ? Minister des Heugern Graf Gustav Kalnofy: Bezüglich Errichtung der ägyptischen Gendarmerie ist allerdings auch bei uns angefragt worden, ob für öieses Korps auch in Bosnien Nekruten ausgehoben werden könnten. Von Seiten unserer Monarchie ist eine abschlägige Antwort erfolgt. Uebrigens wenn die Montegriner in Konstantinopel gute Hausmeister abgeben, so künften vielleicht auch die A­lbanesen in Egypten gute Gendarnmen sein. Die Fragen waren hiemit erschöpft; Präsident Graf Zi Hy dankt dem Minister des Weypern im Namen­ des Ausschusses und schließt die Sikzung. Q ‚obligatorischen­­ Weise verkehren und andererseits dahin unter die Lehr­en­den , | ; | ‚ Umständen der Besuch verschoben mirde. a)! zwischen Vik­or Emanuel und Bapst Pius ein. lebhafter und herz Graf Zulins Andraffy: Daß Nom die Hauptstadt Italiens sei, ist ein fait accompli. MWa3 eine ungelöste Frage genannt wurde, kann sich nur auf das P Verhältniß Italiens zum Baptithum beziehen. Much­er findet fir richtig, daß unter so heiklen Er erinnert daran, Daß liche­ Briefwechsel bestand, ohne sich gegenseitig­­ zu besuchen. Die sozialen­ Verhältnisse in Rom sind derartige, daß ein Besuch der Stadt jedenfalls zu vielen Unannehmlichkeiten Anlaß geben würde. Die Antwort wird zur Kenntniß genommen. ‚Referent Mar­ia FE richtet nun folgende, vierte, Frage an den Minister des Meußern : Das Verhältniß tweifchen unserer Monarchie und Montenegro ernster Weite die öffentliche Meinung beschäftigt seit Monaten in und es sind hierüber nicht eben die günstigsten Nachrichten im Am­­lauf. Nedner bittet daher um Aufklärung in zweifacher Richtung ; zuerst vom Herrn Minister des Auswärtigen über die Diplomatische Verhältnisses, nachdem Ge. Erzellenz in neuester Zeit persönlich mit dem Fürsten von Montenegro verkehrte und außerdem auch durch unseren Gesandten in Getinje ohne Zweifel gründlich de3 Herrn gemeinsamen Finanzminsters, welcher aus­­ diesem Grunde um sein Erscheinen in dieser Ausschußfigung gebeten wurde, da derselbe erst kürzlich Bos­nien und die Herzegovina bereiste. Daher aus eigener Erfahrung Aus­kunft Darüber ertheilen kann, was daran Wahres sei, daß Montenegro­­ hauptsächlich durch diese Agitation die Herstellung des­ Ruhe und Ordnung in jenen Gegen­­den erschwert wird. Dort unten gegen und agitirt und daß nachdem­ d­­­i­­­r friedigenden Lösung dieser Frage geneigt und fivebt dies wird im Schuljahre immer Seite dieses Informiert ist, dann aber auch von Seite­­­­ enk. Heeres: Ausschuß. Der Heeres - Ausschuß hielt Heute von 10 bis 3 Uhr unter Vorsiß 003 Kardinal­ D­a­y­n­ald eine Sigung. Als Referent fungiere Gabriel Baros. Bon Seite der Negierung waren anwesend gemeinsamer Kriegsminister Graf Bylandt- Rheidt und Minister-Präsident Tipa. Der gemeinsame Kriegsm­inister Graf Bylandt-Rheidt feßte zu Beginn der Sißuwng seine gestern begonnenen Ausführungen über die geplante Neorganisation eines Theiles der Armee fort. Bor Allen hob der Minister hervor, daß gerade der jenige Zeitpunkt als der geeignetste für die Durchführung der bereits unabweisbar gewordenen Neorganisation erscheine. Die im Jahre 1869 in Angriff genommene Neorganisation war bereits bis auf den möglichst weiten Entwicklungspunkt gelangt, es mußten nunmehr die Gefah­rungen des großen deutsch-fran­­zös­sschen Krieges — wie dies auch bei anderen Staaten der Fall — verwerthet werden. 63 war demnach nur eine Frage der Zeit, wann, die Neorganisation durchgeführt werden sole. Es mußte ein Zeitpunkt gewählt werden, wo die Monarchie äußere Berwiclungen am wenigsten zu befürchten hatte; die­se Situation, deren Störung lebt, nach menschlicher Vered­mung, nn zu befürchten ist, erschien für die Durchführung der Neuorganisation am zweckmäßigsten.. Dazu kam noch die sehr beachtenswerthe That­­­sache, daß die in Folge des Aufstandes in Bosnien disp lozirten Truppen, die wieder zurückgezogen werden, regt sie ih in ihre, der neuen Origanisation 81

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