Pester Lloyd, Dezember 1886 (Jahrgang 33, nr. 333-361)

1886-12-03 / nr. 334

Als Arnoldeolyi den bischöflichen Stuhl von Großwardein bestieg,da verbat er sich dringend alle bei solchem Anlasse landesüblichen Festivitäten:­ die Galadeputationen und die Bankete,die Fackelzüge und die patriotischen Ansprachen.Wäre es nach ihm gegangen,er hätte die ganze Feier am liebsten auf den Umkreis seiner Kathedrale beschränkt.Nun ist der Bischof von Großwardein todt und kann es nichts hindern, daß sein Name von einem Ende des Landes bis zum andern erklingt und daß der Ruhm seines Lebens und die Klage um sein Hinscheiden zu Dieser Stunde die Deffentlichkeit ganz allein gefangen nimmt. Langsam war sein Aufstieg zu den Höhen der Gesell­­schaft und Kurz ist sein WBermeilen daselbst gewesen. Denn Arnold Fpolyi war nicht der Mann, der mit jedem Regiment seinen Frieden machte, so wenig wie er sie auf die pompöseren Gattungen von Patriotis­­mus verstand. Er war ein Priester mit aller Schlichtheit und Berufstreue eines solchen, ein Gelehrter mit den höchsten Ernst und mit der vollendetesten Gewissenhaftigkeit, ein Staatsmann voll Klugheit und Mäßigung, und endl­ich war er als Mensch voll Milde und Würde, den gemeinen Strömungen des Tages uunerreichbar, dem selbstsüchtigen Wettbewerb fremd, in feinen Gedanken und in feinen Handlungen, in feinen Zielen und in seinen Mitteln, in feinen Manieren und in feiner Lebensführung ac­htungswerth und Tiebenswerth. Ya, für Diejenigen, denen es gegeben gemesen, ihm im eben zu nahen, wird es überaus schwer werden, sich von seiner Person zu trennen, um sich der Betrachte­tung seines Wirfens hinzugeben, it doch die B­er fönligkeit Arnold Spolyi’s so ausgestattet ge­­wesen, daß sie auf die besten Geister einen unaus­­sprechlichen Zauber ausüben mußte und daß sie Die Zuneigung nicht blos weckte, sondern fir immer fesselte. Unvergeßlich wird die Erinnerung an sein Wesen bleiben für alle jene, denen sich dasselbe jemals erschloffen und ihnen Allen wird das Gebächting thener fein an den anziehenden und abgeflärten, gene­­rösen und philosophisch unbefangenen Menschen, der von hinnen geschieden ist. In seinem persönlichen wie in seinem öffentlichen Leben hat Arnold Spolyi hundertfach mehr gegeben als er empfangen und doch hat er weit mehr emp­angen als er jemals für sich begehrte. Lange Jahre hindurch ist er ein armer Pfarrer geblieben, ehe er der ärmste aller Bischöfe geworden. So oft die Bem­uhung von Macht und Reichthum auch an hat sich ihrer standhaft und unauffällig mit unbeung­­samer Entschiedenheit, aber ohne jede Koretterie er­­wehrt. Das ist der ehrenvolle Grund dafür, daß seine sogenannte „arriere” genau mit derjenigen Des wiedererstandenen ungarischen Verfassungsstaates beginnt. Was diesem Staate fehlte und was ihm frommte, das hat in dem Kreise, dem er angehörte und weit über denselben hinaus selten Jemand mit so viel Schärfe und Geradheit erfaßt, wie Arnold Spolyi. In einer seiner Reden schildert er die Auf­­gaben des nationalen Staates, der nicht die ge­walt­­thätige Umgestaltung, sondern die Assimilirung zum Vorlage nimmt und daz­u die Mittel einer geord­­neten Verwaltung, einer ehrlichen und ausdauernden Arbeit und eines freien Unterrichtes wählt. Bald darauf hält er der Gegenwart den Spiegel der Gewerbetüchtigk­eit der alten Ungarn vor amd zeigt, daß der Derfall des Landes sich nirgends sichtbarer offenbarte, als in dem Niedergange seiner Arbeit. Endlich erkennt er, daß ein staatliches Gemeinwesen, dem die 3Deale der Schönheit abgehen, eine kümmerliche Mitgeburt ist, und er trachtet alle Formen der Kunst im Lande zu weden. Arnold Spolyi hat denn auch keinen Antheil gehabt an der Ak­ionen unserer konservativen Kreise, welche sich mit dem größten Eflat vollzogen, und wie er über Die Erzeste der Demagogie dachte, daraus hat er vor Niemandem ein Geheimnis gemacht; dagegen ist er ganz erfüllt ge­­wesen von den Idealen einer nationalen Bildung. Die heimisch­en, ohne Ueberschwänglichkeit, die von dem Westen lerne, ohne sich in boruirter Ueberlegungs­­thätigkeit zu erschöpfen, und von welcher die Freude ausstrahle an sehöner Arbeit, reiner Kunst und gutem Geschmach. An der Akademie, in den Werkstätten und in den Ateliers war er so bekannt, wie in­ seiner Kirche, und überall ließ er lautere Impulse zurück. Auch damit dachte er seinen Pflichten noch nicht genügt zu haben. In seiner Diözese gab es Fein Pfarrhaus, in dem Die Noth sich festfegen, feine Schule, in welcher der ungarische Staat ignorirt werden, und feine Ge­­meinde, in welche das Gift der politischen Herjegung von Amts wegen getragen werden durfte. So kam es, daß er den denkwürdigsten Vorgängen der streitbaren Politik fast wie ein Fremdling gegenüberstand — er, der jeden Tag in einer der schwierigsten Stellungen des Landes ft­ll und siegreich File Die Politit des un­garischen Staates stritt ! Und wenn zu dieser Stunde tausend Lippen von dem Lobe seiner Thaten überströmen und an allen Orten die Mage über seinen Berlust nach Worten vingt, da wird das nicht der Ausbruch jener flüchtigen Mode sein, welche heutzutage auch viel Geringeren und weniger Würdigen zugute somit, als Arnold Xpolyi. Für ihn hat es jener Evolution nicht bedurft, welche jeden Priester ohne Wahl auf den Gipfel höchhafter Schäbung trägt und welche unsere Gesellschaft plöglich eine ottesfürchtigkeit affihiren läßt, von der sie gestern noch seine Ahnung hatte und die sie morgen vielleicht mit aller Kraft wieder verleugnen wird. Denn nichts ist b­erichtet, als wenn man auf die Eichlichen Neigungen baut, von welchen unsere Sozietät so yelöglich befallen worden it, und wenn man ernsthaft glaubt, daß gerade jene Faktoren, welche die rechten Nefte von Autorität mit wahrhaft barbarischer B­ehemenz in Trümmer schlagen, wo immer sie denselben begegnen, gerade die Autorität der Kirche dauernd respektiren sollten. Nein, es wäre traurig um Szene bestellt, denen die Wahrung der religiösen Interessen anvertraut ist, wenn sie solchen Täuschungen zugänglich wären und wenn sie ihre Hoffnungen auf diesen Fels gebaut hätten. Die staatliche Stellung der ungarischen Kirche it haupt­­sächlich verbirgt durch den persönlichen Werth ihrer Repräsentanten, Rann sie sich auf Männer berufen, wie Derjenige, den sie heute verloren, auf Leistungen, wie sie den Namen des Bischofs von Großwardein verewigen, auf erhaltende Thaten, welche ihre Existenz unlöslich verbinden mit der Existenz einer nationalen Gesittung , dann wird sie stets­ ihren geistigen Besig­­stanb wahren, ob auch die Demagogie, die ihr Heute den Staub von den Füßen Füßt, einst die Hand­ err­hebe, um sie mit allen ihren Einrichtungen in den Staub zu ziehen. Sie mag sich darum glücklich prei­­sen und das Land mit ihr, daß Arnold Spolyi seine vereinsamte Erscheinung it und daß Tugenden und Begabungen, wie die seinigen, andy nach seinem Hin­­fcheiden in ihrem Kreise noch anzutreffen sind. Wie groß ihre Zahl it und wie lange es noch gegönnt sein wird, Männer seiner Art anders denn als Aus­­nahmen zu verehrten, das wagen wir freilich nicht zu untersuchen! Denn so viel Schonung wir auch der Gegenwart entgegenbringen, es ist geboten, der Wahr­­heit die Ehre zu geben, mit dem Bekenntniß, daß Die Periode, welche die Staatsmänner vom Schlage Deif’s und Eötvös brachte, die Dichter von echter und gott­­begnadeter Art, die Soldaten, die als Helden fochten und als Märtyrer starben, daß Die Periode, die uns alles das brachte, auch Geistliche erzogen­ hat, wie Arnold Spolyi. Fürmahr, wenn wir von uner­ jeglichen Verlusten sprechen, so bedeutet das bei uns mehr als eine konventionelle Lebensart. Die Besten, die von uns gegangen, sie sind unerreglich und uner­­jest. Ob in den Sphären, in denen Jpolyi gelebt, die neuere Zeit fruchtbarer gewesen ist als anderwärts ? — Nicht an einem offenen Grabe wollen wir das eröre­tern. Noch umstehen jenes Grab etliche Genossen, welche in den gleichen Weberlieferungen großgeworden sind und die­sieder in seiner Art eine gleiche Mission erfüllt haben , ist doch die ungarische Kirche in unseren Tagen verhältnißmäßig weniger als die Bolitit oder „die Literatur von so schweren, nie zu erjeßenden "Ber­unften heimgesucht worden. Allein wie die Reihen ihrer illustren Angehörigen sich Lichten, schwindet jedes­­mal nir nur ein Stück von dem Glanze der Kirche, sondern auch von dem lange unseres Staatslebens und unserer Kultur. Nicht Schmerzlicher künnten wir das empfinden, als in der Stunde, Die der Trauer um den Bischof von Großwardein ges widmet it. Ueber das Grab eines edlen und genialen Mentschen hinweg wendet sich unser Blid dem nimmer rastenden Leben der Nation zu und mir werden uns dessen bewußt, daß das ungarische Volfsthum ärmer geworden ist, seitdem Arnold Spolyi nur noch der Geschichte angehört. 6 Großwardein, 2. Dezember. Bischof Arnold Spolyi ist heute Nachmittags nach 1 Uhr plöflich gestorben. Vormittags machte Bischof Spolyi noch einen Besuch im Seminar, von wo heimgekührt, er­st in sein Arbeitskabinet zurückzog. Nachdem der Bischof um halb 2 Uhr, noch nicht zum Diner erschienen war, trat der bischöfliche Sekretär, um ihn abzuholen, ins Arbeitskabinet, fand jedoch den S Kirchenfürsten bereits entseelt. Wahrscheinlich haben Serzihlag dem Leben Spolyi’s ein plögliches Ende bereitet. Die erschütternde Kunde von dem Hinscheiden Spolyi’s hat in der ganzen Stadt die tiefste Theilnahme hervor­­gerufen. Sämmtliche Glocen der Stadt werden ges läutet. * des Baronz Alois Mednyánkov, wo er die philosophischen Studien des jungen Barons Dionys, des nachmaligen aus: Arnold Spolyi wurde 1823 zu Spoly-Stepi, Honth, als der Sproß einer, dem Klange des Namens — Stummer­­— nach zu schließen, ausländischen Familie geboren, die wir aber schon seit einer stattlichen Reihe von Jahrzehnten in eif­­rigem und ersprießlichem­ Dienste des Staates und aller na­­tionalen und kulturellen Arbeiten Ungarns sehen. Im J­ahre 1741 empfängt Georg Stummer, Lieutenant der Fileser Burg unter dem Kapitanat des Grafen Stefan Koháry, von Kaiserin­ Königin Maria Theresia ,pro servitiis militaribus« den un­­garischen Adel für sich und sein Haus, und die Spolyis sind fortan mit zahlreichen angesehenen und verdienstvollen Familien des Landes durch vielfache Freundschafts- und Verwandtschafts­­beziehungen verbunden. Im elterlichen Haufe­n des Bischofs Vater, Franz v. Spolyi, war Oberstuhlrichter des Honther Komitats, seine Mutter eine geborne MArjenia v. Szin­ecsányi — em­pfing der Knabe die günstigsten Anregungen in jeder Nichtung seiner Veranlagung. Das Familienleben: ein fried­­lich, freudvolles und verständig geregelte; der Pater ein treffliches Familienhaupt und ein tüchtiger, ehrenunwerther Batriot; die Mutter eine an Geist und Gemüth gebildete Frau vor Herzens­ und Seelenadel,­­ gewiß, die glück­chsten Auspizien für das Gedeihen eines heranwackhsenden Menschen. Die Familienschriften und Dokumente, die Geschichte des eigenen Geschlechtes waren die ersten Objekte, an denen sich der aus­­gesprochene Forscherdrang des Knaben bet­ätigte, seine Neigung und eminente Begabung für geschichtliche Studien hi­el­probte. Auch tiefe Religiosität befindete sich schon frühzeitig in Spolys’­ Wesen. Der schmuden und kraftvollen körperlichen Entwicklung des Sünglings willen wollten ihn die Eltern ursprünglich für die militärische Laufbahn bestimmen ; aber schon während seiner Gymnasialstudien sprach ji die ent­­schiedene Neigung für den geistlichen Stand so machtvoll­nd offenkundig aus, daß diese Absicht alsbald aufgegeben wurde. Als er die sechste Gymnasiak­lasse mit gutem Erfolge absolvirt hatte, wurde Spolyi unter die Alumnen der Graner Erzdiözese aufgenommen und zunächst zur Vorbereitung auf das geistliche Leben für ein Jahr in den Breßburger Konvikt, das Gmericanum, nac­h diesem Probejahre aber in den erz­­bischöflichen Konvikt in Tienau gesendet, wo er die philoso­­phisgen Studien, nach heutigen Begriffen die siebente und achte Gym­nasialklasse, absolvirte, um nach weiteren zwei Jahren ins Bázmányíche Kollegium in Wien verfeßt zu werden. Dier arbeitsreiche Jahre Hindurch betrieb Spolyi an der Wiener Universität das Studium der Theologie und er­warb im Alter von einundzwanzig Jahren den Doktorgrad. Neben den Fachstudien aber beschäftigte ihn unausgeregt seine Lieblingsdisziplin : die pragmatische Geschichtsforschung. Noch im Phazmaneum entstanden die ersten Früchte dieser mit Seuereifer betriebenen Arbeiten, NpolyVs erste literarische Leistungen überhaupt, zwei Essays unter den Titeln: „Valläs és művészet" (Religion und Kunft) und „A magyarok ösvalläsa” (Die Urreligion der Ungarn). Schon diese Erstlingsarbeiten ließen die nachmaligen Leistungen Spolys’s auf diesem Gebiete ahnen. Nach Vollendung seiner Studien fehlten nun dem jun­­gen Theologen noch drei Jahre zum canonischen Alter für die Priesterweihe; so kam er denn durch die persönliche Interven­­tion des damaligen Primas-Erzbischofs Kopaczy in das Haus gezeichneten Literaten, zu leiten hatte. Freiherr v. Meodnyangky, dem nahmald Spolyi selbst eine ehrende Denkrede gewidmet hat, beschäftigte sich gleich diesem mit Geschichte und deren Hilfamissenschaften. Wie mohlthätig der Umgang mit diesem Geistesverwandten auf Spolyt’s Strebungen­­ wirken mußte, liegt auf der Hand. In der That waren es die Abhandlungen und Studien Mednyansky’s, welche in Spolyt den Entschluß endgültig zur Reife brachten, sein nachmaliges epochemachendes Werk über ungarische Mythologie in Angriff zu nehmen. Im Jahre 1847 berief das erzbischäfliche Ordinariat Ypolyi aus dem Hause der Mednyánkíy ab. Er wurde ordinirt und zur Seelsorge nach der Gemeinde Szent-Peter im Komorner Komi­tat entsendet, von hier aber [gon nach einem Sabre als Pre­­diger an die Salvator- (die heutige Sesuiten-) Kirche in Preb­­burg berufen.­­­­­ Im Jahre 1849 ginngolyi,einer schon früher er­­folgten,aber durch die Ereignisse des Freiheitskampfes das­mals vereitelten Berufung folgend,nach Stampfen im Preß­­burger Komitad dem Familiensitze des Grafen Leopold Fer­­dinand Pälsfy­ als Hofkaplan des gräflichenhauses und Mentor der jugendlichen Söhne desselben.Der Aufenthalt in diesem edlen Kreise war ein behagliger undfüerolyi’s wissenschaftliche Arbeiten anregender und erspießlicher.Der junge Geistliche ward alsbald der innige unnd vertraute Freund aller Mitglieder des Grafenhauses. Bei solcher Gestaltung des mechselseitigen Verhältnisses konnte es nicht anders als befremdend auf die Familie Balffy wirken, als Spolyi schon wenige Monate nach seinem Ein­­tritte in das Haus seine Entlassung ansuchte und sich um die eben erledigte Pfarrei­ von 30 vor nacht Stampfen bemarb, eine ärmliche, unbedeutende Pfründe, deren Verleihung dem Patronatsrechte der Bálffy­ zusteht. Man drang in ihn um Anflug über dieses unerklärliche Begehren und aus seinen, mit aller Meserve , nur andeutungs­weise gegebenen Aeuße­­­ Jungen erfuhr man allmälig,­ daß er 025 Lebens Bart und Noth sei, was­ ihn zu dem Schritte bemüflige; die materielle Sorge war an den hoffnungsvollen jungen Dann herange­­treten und das in recht drü­dender Gestalt. Das plögliche Ab­­leben des Vaters hatte das Vermögen der Familie erschüttert und zerrüttet; die Mutter stand ohne Subsistenzmittel; zwei Söhne waren aus dem Kriege heimgekührt und standen ohne Beruf und E­rmerb ; zwei Töchter bedurften der Erziehung und Ausbildung. Dazu waren vor Kurzem noch drei verwaiste Töchterchen der Schmetter der Mutter ins Haus gekommen, ohne Mittel, ohne Heim, ohne Schul. Sie Alle sahen zu dem jungen Geistlichen auf als ihrem einzigen Hort und Erhalter. Spolyi erhielt die Pfründe und zog mit neun Schulbefohlenen in das bescheidene Pfarrhaus zu Zohor ein. Und wie ein arm­er Dorfpfarrer in des Wortes drüdend­­ster Bedeutung war Spolyi! Die Politik der Machthaber schichte sich denn auch alsbald an, aus dieser materiellen Situation Spolyi’s für ihre Zwecke Nuten zu ziehen.­­Vorerst trat der damalige Schulrath für Ungarn Michael Haas, dann der Minister Graf Thun, der ihn zu einer Audienz nach Wien beschied, feldet an ihn heran; man bot ihm den Bosten eines Distrik­s-Schulinspektors, „mit welchem sich ganz gut auch die Mevenuen eines Kanonifats vereinigen ließen,“ oder eine Professur für Kunstgeschichte und Literatur­ in­ Wien oder Pest an. Allein so oft auch die Herren an der fchm­alen Eingangs­­teile des strohgedecten Pfarrhauses in Hoher podten, sie fan­­den seinen Einlad. Spolyi lehnte ab, zur freudigen Genug­­thuung aller Batrioten des Landes. Der EZorrelten Haltung folgte der Lohn auf dem Fuße. Im Frühjahr 1860 fonferirte der hochgesinnte Erzbischof P­artakovics von Erlan Spolyi die Pfarrei von Torök-Szent-Millös. Die Pfründe war unver­­gleichlich besser dotirt und hatte auch einen Hilfsseelsorger, bot also Spolyi die Mittel somahl als die Muße zu feinerem liftigen und freudigen Schaffen. Im Jahre 1863 berief der Erzbischof den Pfarrer Spolyi zum Dombheren ins Erlauer Kapitel. Er hatte dieses Statium bis 1867 inne und entfaltete eine erstaunlich rührige, vielseitige Thätigkeit. Mit Canonicus junior oblag ihm zum größten Theil die wirtbschaftliche Gebahrung des Kapitels, welche enorme Zeit in Anspruch nahm. Troßdem entstanden in diesem Zeitraume zahlreiche wisssenschaftliche Arbeiten und eine Reihe mustergiftiger Mono­­graphien und Dentreden über hervorragende Zeitgenossen. Im Jahre 1867 berief der Fürstprimas Spolyi als Rektor des Central-Seminars in Pest. Die Thätigkeit Spolyi’s von diesem Zeitpunkte an 5iS auf den heutigen Tag war nun vollends eine umfassende und für das Kultur- und Geistesleben Un­ ara von tiefeingreifender Bedeutung. Seine Arbeiten bilden ein kaum zu bewältigendes Material fü­r eine umfassende Biographie. Er wurde der Negenerator des Zentral-Seminars, der Sankt-Stefan-Gesellschaft, begrü­ndete die Ungarische Histo­­rische Gesellschaft, leitete die Gesellschaft für bildende Künste, arbeitete in der Sankt-Ladislaus-Gesellschaft, in der II. Sektion und der historischen Kommission der Akade­­mie, im Med­esforen-Kollegium der theologischen Fakultät der Universität und war überdies wunausgerecht thätig auf literarischem und rachmwissenschaftlichem Gebiete. An Die­selbe Zeit fallen schließlich­ auch noch seine wiederholten, aus­­gedehnten Reifen, welche sich auf ganz Europa erstreckten. Cha­­rakteristisch für den apostolischen Sinn Dieses so Hoch und vielfach verdienten Mannes ist sein Verhalten, als im Jahre 1871 seine Ernennung zum Bischof zur Sprache tant. Er lehnte die Mitra in der entschiedensten Weise ab, verschloß sich dem Andrängen seiner Freunde und flüchtete schließlich im buchstäb­­lichen Sinne des Wortes. Monate lang reiste er im Auslande, studirte Bau- und Kunstdenkmäler und Niemand kannte seinen Aufenthalt. Endlich lehrte er heim in der Ueberzeugung, die maßgebenden Kreise würden mittlerweile anderen Sinnes ge­worden und die Angelegenheit längst erledigt sein. Er hatte sich getäuscht, denn am 23. April 1872 wurde Arnold Spolyi durch den Grabbschof von Erlau, Béla Bartasovich v. Kis- Appony, und die Bischöfe Beitler von Waigen und Berger von Rafıhan zum Bischof von Neusohl konsekrirt. Mach dem Ableben des Bischofs Lipovniczty von Groß­­mwardein wurde Spolyi am 25. Juni.d. S. zu dessen Mach­folger ernannt und am 11. Juli in glanzvoller Weise installirt.­­ So viel über den äußern Lebenslauf­ des Verewigten ; es erübrigt und nur noch eine gedrängte Darstellung seines reichen und bedeutenden literarischen Wirlens. Da­st in erster Linie seine „Ungarische Mythologie“ u erwähnen, „welches unvergleichliche Werk, wie Franz Toldy bemerkt, mit Hilfe eines großartigen wissenhaftlichen Appa­­rates und genialer Forschung das­­ gesammte System der Urreligion des ungarischen Volkes zu Tage stellte. Die Aka­­demie ernannte dem Werke im Jahre 1858 den Margzibányi- Preis zu und gleichzeitig wurde Spolyi zum korrespondirenden Mitgliede gewählt. Seine Wahl zum ordentlichen Mitgliede erfolgte im Jahre 1861. Schon in einem seiner Grftlingewerke „Vallas és művészet" hatte Spolyi regen Sinn und eminenten Beruf für Studien auf dem Gebiete der Bildenden — namentlich, fir lischen — Kunst bekundet; seine historischen Studien mußten ihn naturgemäß mit diesem Fache immer und immer in Kon­­takt erhalten ; so konnte es denn nicht fehlen, daß er, als er nach der Beendigung seiner großen „Mythologie“ wieder einige Muße gewann, seine Hauptthätigkeit Forschungen und Arbeiten auf­­ diesem Gebiete zumendete. Schon früher hatten einzelne ungarische Fachblätter, so „Religio“, , Családi Lapok" u. a. einschlägige Artikel aus seiner Feder gebracht ; nunmehr erschienen aug in angesehenen ausländischen Zeit­­­­schriften, so namentlich in der Göttinger „Zeitschrift für My­­thologie, Studien und Essays, welche die Aufmerksamkeit der Gelehrtenwelt alsbald auf den tüchtigen ungarischen Forscher hinlenfen mußten. Eine lange Serie mit greindlicher Gelehrtanteil ge­arbeiteter, in afrischer Form geschriebener Abhandlungen und Schilderungen der merthod­ichen Objekte sind die unschäßbaren Früchte seiner archäologischen Studien und Forschungen. Als­­bald hatte der Name Spolys’s auch auf diesem Gebiete das Gewicht einer unbedingten Autorität erlangt und seine An­regung ermöbte allenthalben den Sinn und das Interesse für die Erhaltung und­­ Wiederherstellung der heimischen Kunst­ Ichäge. Wer immer aber etwas in das Fach Einschlägiges zu unternehmen gedachte, rührte nicht daran, ohne Spolyi zu Nathe gezogen zu haben. Der damalige Raaber Bischof,­­der heutige Kardinal­ Brimas selbst feste­­s, als er daran wat, die gothische Kapelle in Raab und die St. Michaelskirche in Oedenburg stylgemäß zu restauriren, mit dem armen Zohorer Dorfpfarrer in Korrespondenz. In verhältnismäßig kurzer Zeit hatte SSpolyi sein zweites Hauptwerk: die „Seichichte der monumentalen Bauwerke Ungarns“ vollendet und trat mit demselben in der feierlichen Sahressigung der Akademie vor die Deffent­­lichkeit. " Der Erfolg des Werkes war ein mächtiger im Si­­nne im Auslande. Die Notabilitäten des heimischen Geistes­­lebens zollten der Leistung rackhaltslose Anerkennung und der Historiker Ladislaus Szalay forderte Spolyi auf, nunmehr nach der ungarischen Mythologie und Baukunst auch die­ übri­­gen bildenden Künste zu behandeln und so seine Arbeiten zu einer großen Trilogie ungarischer Kulturgeschichte auszu­­gestalten. In der That wendete sich nunmehr Spolyi in un­verdroffener Schaffensfreude zuerst der nächsten Schwester der Architektur , der Bildhauerkunst und sodann der Malerei zu. In rascher Aufeinanderfolge erschienen seine diesfälligen MWerse vor der Oeffentlichkeit, so in der feierlichen Jahres­­fibdung der Akademie v. S­. 1863 die „Denkmale der ungarischen Skulptur im Mittelalter“ und bei demselben Anlasse i. 3. 1864 die „Monumente der ungarischen Malerfunft im Mittel­­alte­r”. Und jedes dieser seiner Werte war bahnbrechend und grundlegend für die wissenschaftliche Behandlung des betreffenden Kunstgebietes in Ungarn. Gleichsam den Schluß­­stein und die Krone dieser Schöpfungen Spolyi’s bilden die nachmals erschienenen Studien über die sogenannten „Klei­­neren Künste“ (Gold, Silber und Schmiedearbeiten u. 1. w.); endlich die meisterhafte Abhandlung über­ die unga­­rischen Kroninsignien (die heilige Krone,, Szepter,­ Kreuz und­ Reichsapfel), deren kunstwissenschaftliche Untersuchung , Spolyt im Jahre 1880 an der Seite der von der Akademie zu Diesem Zmerke entsendeten Kommission durchgeführt hat. Meld stannenswerthe Thätigkeit und­­­rbeitskraft Spolys in diesem Beitraume entfaltete, begreift man erst, wenn man bedenkt, daß parallel mit den genannten monumen­­talen Werken eine ununterbrochene Serie kleinerer Arbeiten in zahlreichen Fachblättern des N­n- und Auslandes erschien. Und außer all den fand der nimmer ruhende Patriot noch die Zeit, im Jahre 1862 im Verein mit Franz Kubinyi und Emerich Henßlmann eine, mehrere Monate dauernde Messe nach Konstantinopel zu machen, um dort im kaiserlichen Esti Serail, unterfrügt duch untern Botschafter Grafen P­rofek­t­ Often, nach den UWeberverten der Corvina-Bibliothek zu fors­­chen. Es ist bekannt, daß es den drei Männern in der That gelang, das Vorhandensein mehrerer merk­voller Codices zu fonstatiren, die später in die Heimath zurückgebracht wurden. a Die erste Nachricht von dem Hinscheiden XYpolyVs langte in einer Depesche des Großmardeiner Großpropstes an den Domberen Fraksci hier an und enthielt die Meldung, daß der Bischof um 1 Uhr einem Herzschlage erlegen sei. Wie man uns berichtet, tritt das Kapitel morgen zusammen, um Dispo­­sitionen über die provisorische Leitung der­ Diözese,­­ über­ die Beilegung, sowie über die nventarisirung des Nachlasses zu treffen. ji Die Ungarische Historische Gesells­­chaft versammelte sich heute zu ihrer Dezember-Ausschu­­­fitung. Am Präsidialtische nahmen die Vizepräsidenten Baron Gabriel Kemény und Fran Bulpiv Pla. Franz Bulßky eröffnete die Sigung mit tiefergriffener Stimme mit folgenden Worten : „Ich eröffne die Sikung mit einer Trauerfunde. Der Gründer, der Präsident, der Stoß, die Seele dieser Gesell­­schaft ist nicht mehr. Arnold Jpolyi, eine der Zierden des vaterländischen Katholischen Klerus, ist auf seinem Bischofsfis in Großwardein heute Mittags um 1 Uhr verschieden. Seine Verdienste kann ich in dieser Stunde, an dieser Stelle nicht würdigen. Die Gesellschaft, die Nation w­ird Sorge tragen, hab das Andenken jenes Mannes in würdiger Weise gefeiert werde, dessen Name mit den schönsten Bestrebungen und Leistungen der vaterländischen Wissenschaft, Literatur und Kunst auf das engste verknüpft it. Wir fließen jebt diese Sigung und versammeln uns am San­stag Nachmittags um 5 Uhr wieder hier, um das Programm der Betheiligung der Gesellschaft an der Leichenfeier festzustellen. Einer seiner ver­­trauten Freunde, Wilhelm Fralnch, reist bereits heute nach Großmardein. Er, ein zweiter intimer Freund von ihm, Alexander Szilágyi, einige von den jüngeren Mitgliedern, 8. Fejerpatafy, 2. Szádeczíy und Andere, welche die Neije machen können, werden hineilen, um ihm die fepte Ehre zu erweisen und die Gesellsshaft bei der eier zu vertreten. Der Schmerz erlitt meine Stimme; er war auch mein Freund; ich schließe die Sibung.” Damit war die Sigung geschlofsen. Die angekündigte Tagesordnung ist für die nächste Sigung verschoben. :, = Bon der Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied $polyi war, meht die Trauerfahne. ihn herantrat, er Arnold Ipolyi+ -

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