Pester Lloyd, März 1887 (Jahrgang 34, nr. 59-89)
1887-03-01 / nr. 59
Hightag und eine Schaft, unter Umständen Die Sobranje nämlich — werden in den ersten Tagen des Monats März — mit der edlen Schlichtheit einer Versammlung auftritt, welcher nichts weiter obliegt, als die prompte Wotiung von zweiundfünfzig und einer halben Million, wovon 16 Millionen bereits ausgegeben sind, nicht zusammenkommen. Unsere machen 8 Millionen Delegation, sofort ausgegeben werden sollen und der Wert pour le casque beiseite gelegt wird — unsere Delegation, sagen wir, wird diesmal ohne den üblichen Eröffnungs-Apparat in Aktion treten, während in Berlin das Parlament ausnehmend feierlich empfangen werden sol. Zur selben Stunde vielleicht, da Graf Kálhory den Komites der Delegationen seine Eröffnungen mit sondern es sind alle oder — was wahrscheinlicher die Thronrede eintreffen, welcher Kaiser Wilhelm die treuen Neicsboten demwillommnet. CS wird aber gut sein, wenn man der einen wie der anderen Enunziation nicht mit übermäßigen Erwartungen entgegensieht. Namentlich was die Delegationen angeht, muß in Betracht gezogen werden, daß der Minister des Meukern sowohl, als Herr v. fika sich erst menestens geäußert haben, und daß die europäische Lage seither in seiner Richtung eine Aenderung erfahren hat. Dieselben Erwägungen, welche die Volfsvertretungen beider Staaten der Monarchie bewogen haben. Die enormen Lasten des Landsturmes ohne ein Wort der Widerrede gutzuheißen, sie sprechen in vielfach verschärftem Make dafür, daß bei Ausrüstung des Heeres die volle Kriegsbereitschaft nach Möglichkeit erreicht werde. Senen Motiven, welche heutzutage bereit in das europäische Bewußtsein übergegangen sind, wird auch der Minister des Aeußern nichts Wesentliches beizufügen haben. Gleichwie im März des Jahres 1870 sein Minister der an dem damaligen Konflikt betheiligten Staaten seiner Volksvertretung über die Ereignisse hätte Mittheilung machen können, welche im Gefolge der spanischen Thronkandidatur eintrafen, so vermag zu dieser Stunde Fein österreichisch-ungarischer Staatsmann alle Chancen der nahen Zukunft zu erklären. Augenfällig ist aber, das im Jahre 1870 wie heute alle Vorbedingungen zu einem kriegerischen Zusammenstoß gegeben waren, es fehlte blos der materielle Anlaß zu denselben ; insofern aber befinden wir uns gegenwärtig in einer noch kritischeren Verfassung, da nur des Jahres 1887 seit Monaten bereits in der bulgarischen Frage offen gehalten wird. Und das ist es, weshalb wir im Eingang dieser Zeilen sagten, die Sobranje Fünne unter Umständen die wichtigste aller jegt tagenden Bolfsvertretungen werden. Bestünden diese Verhältnisse nicht, welche mit Der Plöglichkeit und Unerbittlichkeit eines Elementarereignisses des Jahrhunderts führen künnen, so wäre es leicht, gerade in diesem Augenblicke ziemlich weitgehenden Friedenshoffnungen Raum zu gewähren. Daß Rußland wieder einmal alle aggressive Tendenz verleugnet, haben wir in den letten Tagen wiederholt hervorgehoben ; allein auch sämmtliche anderen Betheiligten erschöpfen sich in friedlichen Vorstellungen. Deutschland hat, wie man weiß, durch den Mund des Reichskanzlers erklärt, daß es Frankreich niemals angreifen werde und in Franz reich Hinm wieder sind es nicht blos die offiziellen Kreise, Organe der öffentlichen Meinung, welche in der einen oder in der anderen Form den Sat Casjagnac’s wiederholen: »La France souhaite follement la paixe. Gleichzeitig schreibt die erste Revue Frankreichs einen Auflas, worin sie begweist, General Boulanger verdanke ‚eine Popularität beimeitens nicht so sehr seinen kriegerischen Tugenden, als der Thatsache, daß er dem Publikum eine Herablegung der Dienstzeit in Aussicht gestellt habe. Ein Bolt aber, das sich in allen seinen Schichten für eine Verringerung der militärischen Pflichten begeisterte, so raisoniert das fragliche Organ ganz folgerichtig weiter, Tünne unmöglich auf den Krieg versefsen sein. Eine andere Revue, welche mehr volksthümliche und chauvinistische Neigungen begibt, beschwört den General Boulanger, er solle freiwillig zurücktreten. Ihn zu stürzen, das gehe regt nicht an. Doch hindere ihn Niemand, dem Vaterlande das Opfer zu bringen, freiwillig auf die Macht zu verzichten. Der Kriegsminister ist freilich weit entfernt, die Behauptung derselben Zeitschrift zu betätigen, er habe ich bereits einmal mit dem Gedanken eines freiwilligen Rücktrittes beschäftigt, aber diese und Hundert ähnliche Momente zeigen gleichwohl, daß die Nation auf ihrer Huthit. An dieser Haltung überlegener Kaltblütigkeit vermochten bisher auch die Geschehnisse im Auslande F eine wirkliche Veränderung herbeizuführen. Selbst der Fabel über den Ausgang der elsährlichen Wahlen hat sich schnell gelegt und man kann die ganze Pariser Presse durchgehen, ohne weiter ein Wort über das Sujet zu finden. Noch weniger Wirkung baten die russischen Anerbietungen, obgleich dieselben für so oberflächliche Leute, als melde profunde Bebtiter die Pariser gemeinhin ansehen, immerhin manches Berlehende haben könnten. Ist doch Dasjenige, was der , Nord" in seiner berüchtigten und rasch dementirten Aeußerung jüngst vorbrachte, eigentlich das tägliche Brod aller russischen Fournal. Sämmtlich versichern sie, Rußland würde seine Intervention eintreten lassen, sowie Frankreich von einer Katastrophe bedroht wäre. Das ist aber ein höcht schäßenswerthes Angebot. Es is — wenn man sich bloss Don Wortlaut der Rede Hill — genau so viel, als was First Bismarck als die Aufgabe des mitteleuropäischen Bundes dargestellt hat. Es fehlte nur noch), daß die ruffische Presse auch die Hedewendung Empire, daß jeder der beiden Staaten ein Synteresse daran habe, den andern als Großmacht erhalten zu sehen, und der Parallelismus wäre vollständig hergestelt. Einen Unterschied gäbe es freilich au) dann. Jedes Wort. Das Fürst Bismarc über die Sympathien für unsere Monarchie pricht, findet hierzulande tausendfachen Widerhall, während die russischen Werbungen in Frankreich vorläufig ungemein fahl behandelt werden. Nächst den Nistungen unserer Monarchie kann vielleicht diese vernünftige Haltung der Franzosen am meisten dazu beigetragen haben, die friedliche Schwenkung herbeizuführen, welche von Petersburg aus jeßt affichirt wird. Allein es ist nicht ausgeschlossen, daß zn einem späteren Zeitpunkte die Rufen mit positiveren . Und dessen mag man nur gewiß sein, se werden mit positiveren Anerbietungen auftreten, sobalde der Eindrud desjebigen Mißerfolges sich einigermaßen verflüchtigt hat! Alle Konzessionen des Fürsten Bismarc an Mußland vermöchten daran nicht das Geringste zu ändern; sie werden im Gegentheil nur ein Ansporn für die Petersburger Regierung sein, sich eines fostbaren Bundesgenossen zu versichern, dessen bloßer Existenz bereits Hinreicht, um den mächtigsten Staat der Welt zu schweren Opfern an Ueberzeugungen und Interessen zu veranlassen. Nußland befindet sich in dem Falle gewisser Damen, für welche schon der Schein, als wären sie mit einer illustven ‚Persönlichkeit kompromittirt, die höche und ermünschterte ‚Reklame ist. Die öffentliche Meinung Frankreichs aber ist ‚zu erfahren, um sich um solcher Galanterien millen aus " benten zu lassen, womit matürlich nicht gesagt it, daß sie auch einer ernsten Verbindung absolut abgeneigt wűre. ya,erbietungen in Maris glückicher sind als bisher. 88 ist höchst wahrscheinlich, daß die Fühle Ablehnung, welche jede ruffische Werbung jet in Paris erfährt, von dem Belangen diftirt ist, der Petersburger Regierung zu beweisen, Geschäfte seiner Freunde zu besorgen, daß Rußland somit formellen Anerbietungen schreiten müsse. Ebenso begreife wäre es andererseits, wenn ja Ende machen wird, we parl wichtigste von allen . Die als eine spanische Thronsandie Tann auch zu dem fürchterlichsten Kriege daß Frankreich zu Zug sei, für nichts und wieder nichts Die Die it — So wenig wie Deutschland fi an die einmühigen Friedensversicherungen der Franzosen Hält — die übrigens in ihren schlechtesten Tagen noch immer viel anständigere Leute sind, als die Nufsen jemals sein könnten —, so wenig darf unsere Monarchie unter dem Eindruck eines russischen Friedensmanövers auch nur auf den geringsten Theil ihrer Rüstungen Verzicht leisten. Die Berathungen der Delegationen werden Davon Zeugniß geben, daß die Monarchie auf die Bottwlate ihrer Großmachtstellung bedacht ist durch rufsische Drohungen ebenso unbeirrt, wie duch rufsische Friedensversicherungen. .zeig Budapest, 28. Feber. (. r.) Die viertägige Justizdebatte im Abgeordnetenhause des ungarischen Reichstages vermochte troß Des Interesses, mit dem sich alle Theile daran betheiligten, seinen rechten Schwung zu nehmen und ss auf die Höhe Dealer Auffassung zu erheben, weil unsere in vieler Beziehung arg vernachhlässigten Justizzustände, von denen ja Die Debatte ausgehen mußte, noch viel zu tief unter einem idealen Gesichtspunkte liegen, und weil die Beantwortung der immer und immer wiederkehrenden ege auf welche Art die riesig angemachsene Anzahl unerledigter Rechtsangelegenheiten zu verringern und eine caschere Erledigung solcer Angelegenheiten zu ermöglichen wäre, ohne an das Finanzärar mit neuerlichen Forderungen heranzutreten, wie ein Bleigewicht den Aufschwung aller Erörterungen und Verbesserungsvorschläge hinderte. Wir sind weit entfernt davon, Diese Art der Behandlung justizieller Angelegenheiten zu bemängeln; im Gegentheil wünschten wir, daß bei Der Berathung und Entscheidung rechtspolitischer ragen Die thatsächlichen Verhältnisse und prakitischen Anforderungen mehr als dies zumeist geschieht, berücsichtigt würden. Auch unterliegt es seinen Zweifel, Daß vorerst Die dringendste und wichtigste Aufgabe unserer Justizleitung dient, dem unleidlichen Zustande ein Ende zu machen, in welchem die Geduld der auf die Erledigung ihrer Rechtsfahen warrenden Staatsbürger bis zur Erbitterung auf die Probe gestellt wird, der offenfundige Verbrecher sich Fahre hindurch der goldenen Freiheit erfreut, der grundlos Ber fchuldigte ebenso lange auf die Wiederherstellung seiner Rechtsintegrität zu warten hat; und daß das Gleichgewicht zwischen der Leistungsfähigkeit der J Justizorgane und zwischen den berechtigten Anforderungen der Personen, welche Dieselben in Anspruch zu nehmen haben und den Anforderungen des Rechtsstaates endlich hergestellt und gesichert werde. Wenn nun aber auch diese hochwichtige Frage hauptsächlich die Richtung der Justizdebatte vorgezeichnet hat, so drängt sich uns im aufmerksamen Verfolg derselben andererseits doc auch die Wahrnehmung auf, daß man der Beantwortung der Frage, wie dem vorhandenenliebel abzuhelfen sei, theils sorgsam aus dem Wege ging, theils Mittel vorschlug, welche entweder das gerade Gegentheil dessen Hervorbringen müsen, was man mit denselben zu erreichen beabsichtigt, oder bei deren Anwendung das Kind mit dem Bade ausgeschüttet würde, theils endlich) Mittel in Anwendung bringen will, welche dem bestehenden Uebel theilweise abzuhelfen allerdings geeignet sind, zur vollständigen und gründlichen Befestigung Desselben jedoch bei weitem nicht Hinreichen. Mit dem in Ieiterer Zeit übrigens häufig auftauchenden Vorschlag, auf dem ganzen Gebiete der Rechtspflege mit nur wenigen Ausnahmen dem System der Cinerchte Geltung zu verschaffen, wollen wir uns diesmal nicht befassen und bemerken nur nebenbei, daß Die Effeftairung Dieses Planes gerade unter unseren Verhältnissen, mit einem Gerichtspersonal, wie es zu einem großen Theile und bisher zur Verfügung steht, einen entschiedenen Rückschritt bedeutete, dessen schädliche Nachwirkung auf die Gründlichkeit und Verläßlichkeit der Judikatur mit dem Dadurch erzielten, durchaus nicht bedeutenden Zeit- und Kostenersparniß in seinem Verhältnisse stünde. Aehnlich vere hält es si mit dem anderen Vorschlag, Die Rechtsangelegenheiten in zweiter Instanz durchwegs nur durch dreiew und Dritter Instanz duch Fünfer-Kollegiem entscheiden zu lassen. Ein Fundamentaltag der auf die Rechtsmittel bezüglichen Theorie ist, daß die Rechtsangelegenheiten in höherer Instanz nicht blos und Nichter von gründelicheren Kenntnissen und reicherer Erfahrung, sondern auch in Kollegien von einer graduell steigenden Anzahl von Hit:tern entschieden werden. Diese in der Natur der Sache begründete Theorie wurde nun einfach über den Haufen geworfen. Abgesehen aber aug hievan, glaubt man wirklich dadurch, daß man die Zahl der blos in einem Theile der obergerichtlichen Senate beschäftigten Richter um je zwei verminderte, ein großes Ersparniß an Arbeitskraft und. hiedurch eine wesentlich beschleunigte Erledigung der Appellationen und Neffe zu erzielen, gegenwärtig, da bei den höheren Instanzen Durchmegs das schriftliche Verfahren herrscht, und da bekanntlich Die, bei Weiten meiste Zeit, und Arbeit der Richter durch das Studium der Akten und durch die schriftliche Abfassung der Entscheidung seitens des Referenten absorbirt wird, Zeit und Arbeit, die sich gleich bleiben, ob nun die Rechtsangelegenheit in einem Dreier, Fünfer- oder Siebener-Kollegium entschieden wird ? Unter einen Ähnlichen Gesichtspunkt fällt auch die durch den Justizminister in Aussicht gestellte Geiegvorlage, wonach die Grundbuch3S-Angelegenheiten bei den Gerichtshöfen durch delegirte Einzelrichter erledigt werden sollen. Der geplanten Verfügung kann man nur beistimmen, da es eine nicht zu rechtfertigende Anomalie ist, da Angelegenheiten ganz gleicher Natur einmal duch Einzelrichter und ein anderesmal durch Gerichtskollegien, folglich auch in den weiteren Instanzen immer durch ein um zwei Richter verstärktes Kollegium versehen werden, blos darum, weil die Realität, um die es sich handelt, zufällig auf dem Territorium eines Gerichtshofes und nicht eines Bezirksgerichtes als Grundbuchsbehörde liegt. Auch sollte im Allgemeinen ..das Bestreben richtet sein, das nicht Tontradiktorische Verfahren dem, Wirkungstreife von Ein unieine Arbeit ahinger, erleiben. Große Erfolge dass in Anspruch genommen wird, Mebrigens steht zu hoffen, daß in Verbindung mit zweckmäßigen administrativen Verfügung das progen auf die vaschere Erledigung der Rechtsangelegenheiten überhaupt eine heilsame Wirkung auszuüben nicht ermangeln wird. Dieselben dürften jedoch mehr al paralysirt werden durch die Einführung des mündlichen Verfahrens auf dem Gebiete des Zivilprozesses sonwohl, wie auf dem des Kriminalprozesses. Nur wer klangvolle Schlagworte nachzusprechen gewohnt ist, ohne in das Wesen der Sache einzudringen, kann behaupten, daß das mündliche Verfahren die richterliche Arbeit verringert und sonach die Möglichkeit bedingt, mit denselben Kräften eine waschere Erledigung der Brozesse herbeizuführen. Gerade das Gegentheil hievon ist wahr, wie dies im Laufe der »Justizdebatte von kompetenter Seite nachgewiesen wurde. Wenn nun aber das mündliche Verfahren zur allgemeinen Geltung : gelangen soll — und. dies: muß. geschehen —, wenn Dieses Verfahren einer Vermehrung der richterlichen Agenden nach sich zieht, wenn andererseits die vorhandenen Arbeitskräfte zur Bewältigung der Gerichtsagenden von unter den derzeitigen Umständen nicht ausreichen, und wenn uns zu diesem Binwed einen verstärkten Apparat in Auswendung zu bringen unsere Mittel durchaus nicht erlauben, was ist dann zu thun? Sonderbarerweise ist man in der Justizdebatte gerade auf diese, aus dem Wesen der ganzen Debatte sie nobwendig ergebende Frage die Antwort schuldig geblieben. Unserer Ansicht nach muß mit Anwendung und konsequenter Handhabung geeigneter Mittel dahin gewirkt werden. Die Zeit und Arbeit der Gerichte nicht auf unnüge erfolglose Arbeiten zu vergeuden, die Zahl der zur Entscheidung gelangenden Brozeffje zu verringern und die Entscheidung selbst zu erleichtern. Die Anzahl der dem Strafverfahren unterliegenden Fälle zu vermindern, liegt allerdings nicht im Bereiche der Geießgebung , welche Summe von Zeit, Arbeit und Kosten geht aber Dadurch verloren, daß die Gerichte und deren Organe bei den Borfehrungen zu den Schlußverhandlungen nicht mit der gehörigen Borsicht zu Werfe gehen, daß sie bei der Abhaltung Derselben sogar die Fundamentalregeln außer Acht Laffen und dadurch Die mit vieler Mühe und Arbeit vorbereitete Schlußverhandlung entweder ganz vereiteln, oder die Nothwendigkeit einer Annullirung oder Aufhebung nicht selten in derselben Sache wiederholt herbeiführen ? Sollte diesem Wederstand durch strenge Anwendung der geießlichen Normen über die Verantwortlichkeit der Nigter und Gerichtsbeamten nicht abgeholfen werden können ? Ein großer Theil der Zivilprozesse wird durch die verfehlt angelegten und im Laufe der Zeit unter Einwirkung verschiedener Ursachen häufig ganz unbrauchbar und unverläßlich gewordenen, Dabei aber formell body mit dem Attribut der Authentizität bekleideten Stundbücher heraufbeschworen. Dem soll nun zwar duch die Durchführung des Gefebes über die Berfafjiung der Grundbuchseinlagen abgeholfen werden; es könnte aber leicht geschehen, daß in gar nicht ferner Zeit der Erfolg jahrelanger Arbeit und auf Millionen sich belaufender Kosten in Frage gestellt sein wird, wenn man sich nicht zur Aufstellung des Grundtages entschliegt, daß grundbücherliche Einverleibungen nur auf Grund öffentlicher Urkunden zu geschehen haben. Ueberhaupt entsteht ein anderer großer Theil unserer Zivilprozesse, und gerade der schwierigsten and vers widertesten, aus dem Mangel einer auf das fragliche Rechtsgeschäft bezüglichen Urfunde, oder — was noch viel Schlimmer ist — aus der falscgen unrichtigen, unverständlichen widerspruchsvollen Abfajffung der produzirten. Ur funden Durch die Ausrottung des überwuchernden Unkrautes des Winterschreiberbhaums, welches sich bei der Dokumentirung von allen möglichen und unmöglichen Rechtsgeschäften zwischen Lebenden und von Verfügungen für den Todesfall gleichmäßig breit macht, würden nicht nur zahlreiche Personen und Familien von dem durch erbitterte Prozesse herbeigeführten Untergang gerettet, es wurde aus den Gerichten eine erhebliche Last abgenommen und deren Arbeit anderen, ersprieglicheren Umweden zugeführt. Zu dem Allen kommt noch die Nothwendigkeit der obligatorischen Naglaßverhandlung, vorzüglich da, wo es sich um die Zumessung eines immobilen Vermögens handelt, damit nicht das Versämmniß der Verfahren Die Rechtsnachfolger, wieder mit Inansprucßnahme Der Gerichte und des prozessuellen Verfahrens bitter zu büßen haben. Hiezu kommt endlich auch noch die Einführung eines auf möglich breiter Basis Tonfirmeren Mahnverfahrens ( Bergleich 8 verfahrenz, wodurch unzähligen Prozessen in leichter und wirksamer Art vorgebeugt werden kann. Fügen wir noch Hinzu, daß der Richter Der Sast jeder eigentlic,nicht zjndiziellen Thätigkeit enkracht und daß auf die Einhaltung der für die regelrechte Luftruhung der Prozessse bestehenden Vorschriften mit vollster Strenge gedrungen werden müßte, so glauben wir in den Hauptzügen die Vorkehrungen vorgezeichnet zu haben, welche nothwendig sind, um nach der Einführung des mündlichen Verfahrens Die Gefahr einer gänzlichen Bekrumpfung der Negtípredgdung von uns abzumenden Wenn man aber zur Verminderung der Rechtsstreitigkeiten und Hiedurch zur Entlastung der Richter seine Anstalten trifft, wenn man die Zeit und Arbeit der Einen der Nachlässigkeit der Anderen, so wie es fest, geschieht, auf späterhin willig zum Opfer bringt, und wenn man in der Einführung des mündlichen Verfahrens die Banache für alle Gebrechen unserer Justiz erblicht , dann fürchten wir Die Erfahrung machen zu müssen, daß wir uns bald nach der Einführung jenes Verfahrens nach dem früheren Zustande zurückehnen werden. Munde, mit schlenternden Beinen und versggrünzten Armen — b Die Beiten sind eben — Gott sei Dani vorüber, da der altösterreichische Michel mit der Zipfelmüge über den Ohren, der Pfeife, personifizirte optimistische Phäakenthym — auf einem Pulverfaffe saß und mit vergnügt blinzelnden Augen die Schwärmer und Raketen beobachtete, die um das Pulverfaß herumtanzten. Wenn dann das Pulverfaß plöglich erplodirte und der gute Michel in die Luft aufte, daß er ihier glaubte, nicht mehr die Erde unter die Füße zu bringen, hhat er allemal sehr erstaunt. Unsere Heeresleitung würde also, sobalt der Kriegs-Ausbruch unvermeidlich erscheint, oder doch näher gerühi it, etwa eine Woche vor der Kriegserklärung gewiß zuned entsprechende, den Schuß der Mobilmachung in Galizien garantirende Einleitungsmaßnahmen verfügen, — nun aber handelt es sich darum, daß der Gegner von diesen einleitenden, vor der Kriegserklärung stattfindenden Maßregeln, welche, zwecdenlich, schnell und geheim ausgeführt, einen Vorsprung von zwei Tagen in der zur Mobilisiwung veranschlagten Zeit geben können, seine Kenntniß erlange. Ich weiß, daß ich hiemit etwas Schwieriges fordere, aber wenn sie die ganze Breite der Meberzeugung nicht verschlöffe, könnte es durchführbar sein. »«· fé .--,T .Wenn sich die Redakteure—·welche doch nicht Alle militsärlsch gebildet sein müssen—des immensen Nachtheiles bewußt wären,den sie durch die Veröffentlichung militärischer Maßregeln zur uns rechten Zeit der eigenet Wehrkraft zufügen,für wahr,ihr Patriotismus würde sicherlich über den begreiflichen Drang nach Mittheilsamkeit und Instruirung der Leser obsiegen,sowie die große Masse der Leser auch bereitswillig auf derlei Benachrichtigungen in Erkenntnis der Nothwendigkeit und aus Rücksicht für das Wohl des Vaterlandes verzichten würde. Zwei Tage Vorsprung in der Mobilisirung behetzten während der Operation zwei Märsche oder sechs Meilen,und in der Schlacht einen Kräftezuwachs von einem Korps.Jenes Korps,welches zur Schlacht eben noch rechtzeitig,vielleicht ausschlaggebend herangezogen werden konnte,kann im anderen Falle nicht an der Schlacht theilnehmen,weil es um zwei Märsche zurücksteht. So wie der Gegner am selben Tage die Kenntniß unserer Vorbereitungen erlangt,so tr1tt er seinerseits den entsprechenden Gegenzug und die Parität für die Mobilisirungs-Chance trist wiederhergestellt Jener Staat,welcher ein uml zum Kriege entschlossen ist oder erkennt,daß demselbet nicht mehr auszuweichen ist,thut gut,da es die Verhältnisse rechtfertigen,mit den Einleitungen zur Mobilisirung zu beginnen.Wenn der faktische Zeitpunkt dieser Maßnahmen vom Feinde nicht rechtzeitig in Erfahrung gebracht wurde, so bedarf es wohl seines zweiteren Kommentars, um zu beweisen, wie sehr der gegnerische Staat im Nachtheil ist. Die fur geographische oder organisatorische Momente ungünstig beeinflußten Mobilisirungs-Verhältnisse können sich hiedurch bis zur Gleichstellng mit den gegnerischen bessern, bei guten Mobilifirungs-Verhältnissen verleiht dieser Bartheil vollends die Welterlegenheit. Die Verbreitung von Nachrichten über Mobilifirungs-Vorführungen einmal als Nachtheil anerkannt, muß man sagen, daß in Oesterreich-Ungarn diesbezüglich die ungünstigsten Verhältnisse vorerringen. Biiden wir einmal auf die anderen Großmächte, so sehen wir in erster Linie bei unserem russischen Nachbarn in militärischen Dingen eine an die alte chinesische Mauer erinnernde Abgesperrtheit und Besshlossenheit, so daß Dislotation und Tranzferirung von Stäben und ganzen Truppenkörpern, was allenthalben sonst in den Jedermann zugänglichen Amts- und militärischen Blättern veröffentlicht ist, nur mühsam von uns ermittelt werden kann. Allerdings ist dies zum großen Theile einem nicht zur Nachahmung auffordernden, allen Geist tödtenden Zensurs-System zu verdanken, welches seit Menschengedenken dortselbst geübt und derart eingelebt ist, daß es Niemand wagen würde, konkrete Thatsachen zu veröffentlichen. Warum sollte aber einem solchen verabscheuungswürdigem Benjurs-System allein das Verdienst zukommen, im Momente der Gefahr dem Vaterlande zu wügen? CS műre beschämend eingestehen zu müssen, daß unsere Preßfreiheit, welche sonst auf allen Gebieten kulturellen Lebens die schönsten Früchte zeitigt, gerade in dem Momente, wo das Vaterland , die thatkräftigste Unterfrügung, Die größte Gelbstaufopferung aller seiner Angehörigen zu verlangen berechtigt ist, wo es für die Existenz einen Riesen-Zinweilampf austrägt, auch ihr Scherflein zur eventuellen Selbstvernichtung beiträgt! Sehen wir auf Frankreich und Deutschland. Beide Mächte willen wohl von einander, so mie die ganze Welt, daß seit Jahren die größten Anstrengungen gemacht werden, die Wehrkraft zur bedeiten Vollkommenheit zu steigern, aber bestimmte, verläßliche Nahe richten von Werth können sie nur doch ihre Kundschafter, niemals doch die Breite erlangen. Von den Italienern willen wir, daß sie ein ganzes Arsenal von lebendigen und todten Wehrkräften in Venetien aufgespeichert haben, obwohl sie unwissen sollten, daß sie uns gegenüber gar seiner besondern Wehrmacht benötigen, aber die Details der italienischen Vorbereitungen entziehen sich unserer Kenntniß. In unserer Presse herrscht bezüglich der Veröffentlichung miliärischer Maßnahmen die größte Munifizenz, und die Befürchtung ist naheliegend, daß die Vorsorgen, melde einer Mobilisirung unmittelbar vorangehen und die größte Geheimhaltung ihrer Natur nam bedingen, am selben Tage in den Tagesblättern figuriren, wodurch, sie natürlich ihres vorsorglen Charakters entkleidet erscheinen. Bei uns haben die reitenden Kreise alle Hände voll zu thun, um jene algrmirenden, die größte Aufmerksamkeit unseres Gegners anregenden militärischen Notizen in den Zeitungen zu desavoriten, die nicht im Entferntesten der Wahrheit entsprechen, so 3.8. Die nne längst kolportirte Roloffal-Ente von der Marschbereitschaft zweier Regimenter im Korpsbereich von Temesvár. Wie die Geheimhaltung der angedeuteten Maßnahmen anzustreben wűre? ö Nun, wenn si die Leiter sümmtlicher vaterländischen größeren Sonrnale verpflichteten, dieselben in ihren Blättern einfach zu ignativen. In welcherWeife dies erreichbar ist, darüber erlaube ich mir aus Mangel an Kenntniß journalistischer Gepflogenheiten und Routine sein Urteil, immerhin glaube ich, daß der vorgeschlagene Weg mit Hoffnung auf Erfolg jedenfalls betretbar ist. Genehmigen Sie,Herr Redakteur,u.s.w. In der Sache selbst sind wir mit dem geehrten Ein-«· sender dieses Schreibens durchaus einverstanden,jq wir könnten ihm die Beweise dafür liefern,daß wir unsererseits die von ihm empfohlene Zurückaltung bereits seit geraumer Zeit beobachten, indem wir gemisse Mittheilungen, von denen wir annehmen, daß sie ohne unser Hinzuthun entweder gar nicht oder wenigstens minder rasch bekannt werden, einfach beiseite Iegen. Im Heffen muß wohl aug Hier eine gemisse Grenze eingehalten werden. Leider haben unsere Gegner aug außer den Zeitungen noch andere Mittel und Wege, um zu erfahren, was sie zu missen wünschen, und Thatsachen todtzuschweigen, welche ss im Angesichte von Hunderten von Menschen vollziehennd gar nicht verheimlicht werden können, wäre zwecklos und lächerlich zugleich ! Mithilfe seiner Kollegen der. sz. Von einem Offizier der imE gemeinsamen Armee erhalten wir folgende Zutritt : Geehrter Herr Redakteur! Sie haben unlängst einen Artikel militärischer Provenienz in Ihrem weitverbreiteten Blatte aufgenommen, welcher in großen Zügen Vorsorgen über den Schuß des Aufmarschraumes unserer Armee in einem zuffisch-österreichisch-ungarischen Kriege besprach. Gestatten Sie mir durch die Aufnahme nachfolgender Zeilen in die Spalten Ihres geschägten Blattes die Aufmerksamkeit aller Kreise, namentlich aber der journalistischen auf einen wichtigen Gegenstand zu senden, der mit den im erschienenen Artikel empfohlenen Vorsorgen in einem entfernten Zusammenhange steht. 99 sende voraus, daß die Darlegung der Sachlage in jenem Artikel mit kurzen Worten gewiß richtig gegeben ist, daß sich jedoch die Maßregeln zur Behebung des Möbelstandes einer swinglosen Aufmarschzone, wie sie der Herr Berfasler duch die sofortige Egellenkung von zehn Kavallerie-Brigaden längs der galizisch russischen Grenze vorgeschlagen, wohl schwer durchführen ließen, — aus mehrfachen gewichtigen Gründen, deren Bewuhrung nicht Gegenstand einer öffentlichen Erörterung sein kann. Die Welterzeugung mag als allgemeine Beruhigung dienen, daß unsere Heeresleitung alle Schwierigkeiten und Varianten eines Aufmarsches in Galizien von langer sowie alle Eithebungen, Hand her sorgfältig findiche, 14 . . " — Minister-Präsident Tin Konferirte heute längere Zeit mit dem Minister des Aeukern Grafen Kollnoffy. [7 s] Die gemeinsame Regierung wird von den Delegationen die Votiung eines außerordentlichen 52,500,000 ff. beanspruchen, um die Kosten der dringend nothunwendigen Ergänzung der Ausrüstung der gemeinsamen Armee deben zu können, nachdem in den letten Jahren für die Heeresausrüstung aus finanziellen Rücksichten Summen präliminirt und votirt wurden, die hinter dem faktischen Bedarfe zurückblieben. — Der Budget Ausschuß der österreichischen Delegation. beabsichtigt, wie die , Bud. Korr.” erfährt, die von allen drei gemeinsamen Ministern gezeichnete Regierungsvorlage schon in einer am Mittwoch zu haltenden Lisung in Verhandlung zu ziehen. Wie der „Pol. Korr.” gemeldet wird, entfällt von dem außer Sredit8 von: