Pester Lloyd, September 1887 (Jahrgang 34, nr. 239-268)

1887-09-01 / nr. 239

, , mit abermals tm jene Wäsere zur­­efällen zu hafsen. Wie Zeit und die Verhältnisse sind allso günstig genug und wird­ vertrauen, dag Die Frontischen Patrioten diese Gunst nicht unbewußt lassen werden. Unter dem Walten solcher Inten­­tionen der politischen Unzweideutigkeit werden sich auch die Beziehungen zwischen den kroatischen und ungarischen Par­­teien inniger gestalten und sind schon bisher Die berechtigten Wünsche Kroatiens in vollem Maße gewürdigt worden, so wird es noch weniger an Entgegenkommen von Seite Un­­garns fehlen, wenn man erst überzeugt ist, daß Die Kon­­zessionen nicht ins Bodenlose fallen und nicht lediglich dazu dienen, einen Schwarm unmotivirter Zumuthungen herauf­­zubeschwören. Die Bürgschaften des Friedens und der Wohl­­fahrt Kroatiens liegen nun in den Händen der kroatischen Landtags-Majorität und man wird wohl nicht abermals den Glauben erschüttern, daß sie in diesen Händen aug wohl geborgen sind. : Bee Be ESÉ­­ ő « v Budapest, 31. augur. — ) oft in den letteren Jahren eine Session des froatischen Landtages in Sicht trat, ging ein lüster­­nes Schmunzeln­­ durch Die Reihen der politischen Gour­­mands, denn man wußte, daß Skandale von ganz eigen­­artigem haut gott aufgetischt werden. Dieses fatale Interesse in dem morgen zusammentretenden Landtage des dreieinigen Königreiches verloren gegangen. Der Hauptakteur in jenen un­qualifizirbaren Szenen, welche dem kroatischen Vertretungs­­körper einen so traurigen Ruf erwarben, er steht heute vor einem anderen Forum, als dem der Gefäßgebung, und es fottet uns fürwahr seine Ueberwindung, um den armseligen Helden der sensationellen Gerichtsprozedur mit schonen­­dem Stillschweigen zu behandeln. Nur unerwähnt konnten wir die Thatsache nicht lassen, weil sie, obgleich ohne allen Zusammenhang mit dem politischen Leben Kroatiens, doch ein auffälliges Zeichen der geänderten Lage u­. 9a, die Partei des brutalen Terrorismus, welche sich um Starosevics zusammenfand, ist heute so gut wie ver­­nichtet, und keineswegs irgendwelche umberechtigte oder­­ gejegliche Einwirkungen von oben haben ihren Sturz her­­beigeführt ; aus dem gesunden Bollsbewußtsein heraus ist die Reaktion gegen jene Partei der Landesverderber zur Geltung gekommen. Und wie ein verheerender Sturm hat der Volksunwille auch unter den übrigen oppositionellen Fraktionen gekauft; kaum Fragmente derselben sind in den neuen Landtag Hinübergerettet worden und die Zension zwischen den Unabhängigen und dem Zentrum hat nicht das Talent, sich in bemerkenswerther Weise zu bethätigen, denn vor allen Dingen fehlt in diesem seltsamen Parteigebilde die leitende Seele und der herrschende Gedanke, und es macht ganz den Eindruck, als hätten die beiden Fraktionen in ihrer Bereinigung nur die Kraft, sich gegenseitig zu lähmen. Doch nicht in diesem Resultat, wie bedeutsam es auch­ fe, drückt sich die geänderte Situation Kroatiens aus; das Desentliche it, daß nunmehr eine starke numerisch und politisch ansehnliche Majorität vorhanden ist, welche sich auf den Grundlagen des bestehenden staatsrechtlichen Ver­­hältnisses frei und offen als­­ Regierungspartei konstituirt hat. Das it ein Moment von nicht leicht zu Überschäßen­­der Tragweite für die inneren Verhältnisse Kroatiens ebenso, wie für Die Beziehungen des Landes zu Ungarn. Denn endlich darf man es als sicher annehmen, daß mit der Politif der Halbheiten und Hintergedanken in Kroatien ge­brochen worden it. Nicht mehr wird man den von oppo­­sitioneller Seite gewährten Serglauben, als bilde das staats­­rechtliche Verhältnis zu Ungarn eine hemmende Schranke für die natürliche Entwicklung des dreieinigen Königreiches, auf halbem Wege entgegenkommen und nicht mehr wird man mit einer Bmeideutigkeit, welche zuglei Gott und dem Teufel opfern sollte, die Geister Kroatiens in Verwirrung bringen und in Ungarn Verstimmung Herz vorrufen. Nicht mehr auch wird das Berhaltnis zwischen der Landtags-Majorität und der Landesregierung als variable erscheinen, je nach dem Maße persönlicher Konzessio­­nen, welche man für die politische Unterftügung zu erlangen suchte. Die Partei und die Regierung sind heute einig in dem Streben nach Beseitigung des staatsrechtlichen Verhält­­nisses und nach Förderung der materiellen und geistigen Wohlfahrt Kroatiens auf diesen Grundlagen. Das äußerst bedenkliche Interesse also, welches der kroatische Landtag bis­­her hervorgerufen hat, wird sich diesem nicht mehr zumen­­den, wohl aber wird er die gesteigerte politische Aufmerk­­sam­keit finden, welche ein von ersten Gedanken und Mo­­tiven geleiteter Vertretungsfürper naturgemäß erwedt. Allerdings ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Die Opposition auch jegt im Gefühle ihrer Ohnmacht durch tur­­bulentes Vorgehen werde erregen wollen, was ihr an Kraft und Bedeutung abgeht; allein einmal ist die Majorität stark genug und verfügt sie auch über genügend ausreichende Mittel der Abwehr, um jedes Attentat auf die Würde des Landtages schon in dem ersten Bersuche w­irksam zu machen und dann m w­rde ein neuer Terrorismus fo nicht mehr auf die Zustimmung weiter Boltstreise fragen können. Man idämt sich dieses Treibens, welches die politische Reife der Nation so arg kompromittirt und der Welt die abträg­­lichste Meinung von den parlamentarischen Qualitäten der Kroaten beigebracht hat, und irgend Jemand, der in der Tonart des Herrn David rumoren wollte, wü­rde kaum mehr selbst von der Straßenjugend Agrams verständnißinnig affompagnirt werden. Mit mehr Vertrauen und Zuversicht, als seit langen Jahren, bliden wir daher heute auf den kroatischen Land­­tag. V­orerst wird er Freilich zu einer wichtigen Aktion nicht berufen sein; die Zeit, welche ihm gegenwärtig für Die Verhandlung zugemessen wurde, it eine engbegrenzte und er dürfte bald wieder vertagt werden, aber vor ihm dehnt sich eine fünfjährige Periode aus, welche mit Weisheit und Ernt bewußt, dem Lande zum Segen gedeihen fan. Und je entscheidender set Die Macht der Majorität ist und je weniger angefochten derzeit ihre Herrschaft erscheint, Deso größer ist die Verantwortung, welche auf ihr ruht und desto mehr wachsen auch die Ansprüche an ihre­n Leistungen. Was die Arbeiten des Landtages selbst betrifft, so­­ eröffnet sich der zielbemaßten Thätigkeit ein dankbares Tel. In dem wilden Kampfe der Parteien und im der unmotivirten Gravaminal-Bolitit gegen Ungarn blieb die Fü­rwahl weit genug bemessene Autonomie des dreieinigen Königreichs nahezu ein blos „geschriebener Segen". Zum Theile fehlte die Ruhe anc die Sammlung, um den Rahmen durch lebendige und zweikentsprechende­nstitutionen auszufü­llen, zum Theil herrschte auch die Tendenz vor, durch die Ent­haltung von produktiver Arbeit den Beweis zu erbringen, daß auf den gegebenen staatsrechtlichen Grundlagen das materielle und geistige Leben Kroatiens stagniren mie. Das ist mun hoffentlich anders geworden. Die Initiative des Banız Grafen Khuen-Hederváry, zu den­en Rob wir nichts Besseres vorbringen können als die einfache Schatsache, daß der verheißungsvolle Umschwung in Kroatien seiner wahrhaft staatsmännlschen Aktion zu danken ist, die Initiative des Banus, sagen wir, wird der Majorität Die Richtung anweisen und sie braucht ihm nur ehrlich­ und mit treuer Hingabe an die Interessen Kroatiens zu folgen, Dar­mit auch das Ziel erreicht werde, welches in jedem kroa­­tischen Batrioten vor der Seele stehen muß: die Begrün­­dung der Wohlfahrt des Landes und die Befestigung des Friedens mit Ungarn. Dem Zusammenwirken der Negie­­rung und der Majorität darf man es also getrost üb­er­­lassen, den inneren Ausbau der Autonomie zu vollenden. Aber mit der organisatorischen Arbeit des Landtages allein ist er nicht gethan, sie muß begleitet sein von der Propagirung des vernünftigen politischen Gedankens im Volke. Es genügt nicht, es bei der spontanen Wirkung der Institutionen allein bewenden zu lassen, denn Diese it nur eine langsame und allmälige, und sie kann nicht so intensiv zum Ausdruck gelangen, um die oppositionellen Ein­­flüsse von heute auf morgen zu paralysiren. Hier gilt es, die produktive Arbeit durch die Erweckung des Verständnisses in allen Bevölkerungsschichten zu unterfrügen und das zu vollbringen, was wir seit Jahren als Die unerläßliche Auf­­gabe der froatischen Landtags-Majorität bezeichneten, was aber bisher — wir schweigen gern über die Gründe­­ verab­­säumt und vernachlässigt wurde, nämlich das staatsrechtliche Verhältniß populär zu machen. Und heute ist die Aufgabe weniger schwierig, als je zuvor; die Wahlen haben es ja eflatant bewiesen, daß endlich Heller Tag herauf­­gedämmert ist über den Frontischen Volksgeist, und Daß man allenthalben sich der großen Vortheile bewußt wird, welche der Ausgleich für das Land imvolobrt. Da ist eg denn patriotische "Pflicht, Diesen Klärungsprozeß thatkräftig zu fördern und die Bevölkerung, welche sich aus dem Banne einer gemissenlosen Opposition aufgerafft hat. Budapest, 31. August. 5 von seiner Ferienreife zurückgekührt, die ihn wie alljährlich nach den Ländern des gebildeten Westens ent­führt, Hat der ungarische Unterrichtsminister wieder Befig von seinem Neid­e ergriffen, das sich von den niedrigen Minsterien des Alphabets bis zu den erhabensten Höhen menschlicher Erkenntni erstrebt. Der Eindrücke­­ überwoll, die er auf dieser neuen Studienfahrt gewonnen, bringt Herr v. Trefort gewiß eine Reihe der fruchtbarsten Anregungen mit, die im Interesse des vaterländischen Unterrichtsunwesens und der einheimischen Kultur überhaupt verwert­en zu dürfen, das Ziel seines heigesten Sehnens ist. Allein auch ein Minister, und sei er der berufensten und eifrigsten einer, ist­ nicht allmächtig und seiner Initiative ziehen unüberwindliche Schranken die finanzielle Unzulänglichkeit seines Landes und die geistige Unzulänglichkeit der Mitarbeiter, auf welche er angewiesen ist. Auf den von seinem unsterblichen Vorgänger vorgezeichneten Bahnen fortschreitend, strebt er noch immer vergebens dem fernen deal zu, welches die Allgegenwart des Elementarunterrichts bedeutet. Noch immer gibt es Hunderte von Ortsgemeinden, deren Jugend ohne jeden Volksschul-Unterricht aufwächst und deren Bewohner zu arm sind, um ohne Staatshilfe diesem schreienden Mangel ab­­zuhelfen. Was den Mittelschul-Unterricht anbelangt, haben wir es vor Kurzem den Minister gezwungen gesehen, unter dem Druck der finanziellen Nothlage der Ausbreitung desselben entgegenarbeiten und eine Erhöhung des Schulgeldes betreib­en zu­­ müssen, um nur für Die Ausstattung der vorhandenen Anstalten Etwas thun zu können. Und derselbe Minister, der von der Nothwendigkeit der Errichtung einer dritten Universität durchdrungen, zuerst die dee einer solchen gefaßt und pro­­pagirt hat, er muß von Jahr zu Jahr die Verwirklichung seines Lieblingsplanes vertagen, da er dem Lande nicht Die Opfer zumuthen kann, welche die Entwickung unseres Hoch­­schulwesens erfordern wü­rde. So sehhen wir denn Herrn v. Trefort auf allen Stufen des öffentlichen Unterrichts in der Ausführung seiner Reform­­ideen von Hindernissen beengt, die wegzuräumen schlechter­­dings außerhalb seiner Macht steht, wenngleich er noch nicht vor die peinliche Nothwendigkeit gestellt ist, die aus seinem Wiener Amtsbruder einen veritabelt Sankt Sebastian ge­macht hat, vor Die peinliche Notwendigkeit nämlich, die Zahl der vorhandenen Anstalten aus Ersparung uücsichten resteingiren zu müssen, geschweige denn, daß ihm die höhere Staatsraison die Pflicht auferlegte, die Söhne von Greis­­lern, Dienern, Wäscherinen aus den Tempeln der Bildung zu vertreiben, wie dies sein russischer Kollege dieser Tage blutenden Herzens gethan. Herr v. Trefort fann nach wie vor, allerdings im Rahmen der vorhandenen Mittel, an dem Ausbau des heimischen Unterrichtswesens arbeiten und er braucht sich in der Befolgung seiner Liberalen und demokra­­tischen Grundsäße von dem Veto einer reaktionären Macht nicht im Mindesten beirren zu­ lassen. Die einzigen Menschen, die ihn heute noch beirren mögen und Die­ud daran tragen, wenn seine erleuchteten Intentionen­ in den Er­­gebnissen des Unterrichts nicht voll zum Anspruch kom­men: der Minister hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß es die unzulänglichen Lehrkräfte sind, über welche die unga­­rische Schule verfügt. Noch immer sind es die Folgelibel der politischen Kinderkrankheiten der fünfziger und sechziger Jahre, an denen wir da laboriren. Die Mehrheit der heutigen Beherrscher der Lehrstühle erhielt ein Lehramt, wie man seinerzeit ein Richter- oder Verwaltungsamt erhielt. Die erprobte politische Gesinnung des Bewerbers oder seines Protektors gab größtentheils den Ausschlag ; eine formale Qualifikation gab­ es Fraum und eine materielle wurde nicht gefordert. Während aber in den Ressorts der Recht­­sprechung und Verwaltung mit der Zeit massenhafte Bensionirungen gründlich aufräumten, wurden auf diesem Gebiete nach Schaffung der passenden Qualifikationsgesäße die nicht entsprechenden Elemente einfach auf den Aussterbe-Etat gelegt. Vielleicht hätte auch da eine gründliche Burifikation gründlich Wandel geschafft und den in genügender Anzahl vor­­handenen modern vorgebildeten Kräften Raum zur Entfal­­tung einer er­sprieglicheren Thätigkeit geboten, allein vor Kommunikations-Minister Tann eben die Gefahr für das öffentliche Wohl, welche bedeuten, viel draftsicher beweisen, als der­­ Unterrichts- Minister Dasselbe Hinsichtlich unzulänglicher Lehrkräfte zu thun vermag und so muß denn die ganze Generation von Brot fefjoren. Die in Anerkennung ihrer patriotischen Haltung und in Ermanglung einer andern V­ersorgung an Mittel­­schulen a­ngestellt wurden, aussterben, ehe die ungarische M­ittelschule selbst das gelobte Land erreichen kann, nach welchen­ sie Herr v. Trefort 10 gern geleitet hätte. Um die Resultate namentlich des Mittelschul-Unterrichts zu unbefriedigenden zu machen, trägt der Umstand nicht wenig bei, daß Die definitive Organisation der Mittelschule zu den Problemen gehört, welche in dem vorgeschrittenen Westen, der eben auf dem Gebiete des M­ittelschul-Unterrichts das Größtmögliche geleistet, seit Jahren schon Gegenstand der erregten Diskussion sind, ohne ihrer Lösung um eines Haares Breite näher zu kommen. Die Zweispaltung der Mittelschule in Gymnasium und Nealfegule, die wir vor Jahrzehnten von den Westen adoptirt haben, sie scheint sich dort und sie scheint ich hier überlebt zu haben. Die klassische Richtung der einen befriedigt ebenso wenig wie die nüchterne und prak­­tische Richtung der anderen und die Verführung der­ beiden führt in den meisten Fällen zu jener Ueberbürdung, die wir freilich hierzulande meistens nur vom Hörenjagen rennen, die sich aber unbedingt dort einstellt, wo die Humanistischen Fächer und die ernsten Disziplinen auf gleichem Fuße be­­handelt werden. Thatsache ist es, daß die Erfolge im Latei­­nischen und Griechischen, welche das Gymnasium am Ende von acht Heißen Arbeitsjahren aufweist, lächerlich gering sind im Vergleich mit der Mühe, die an die Eintrich­­terung dieser Sprachkenntnisse verwendet wurde, aber auch die Art und Weise, wie die modernen Sprachen in unserer Realschule betrieben werden, ist steril über die Maßen, da die Abiturienten unserer Realschulen in den lebenden Sprachen Deutsch und Französisch kaum besser Bescheid wissen, als die Abiturienten der Gymmasten in den todten Sprachen Latein und Griechisch, es sei denn, daß ihnen die Erlernung der modernen Sprachen außer­­halb der Schule möglich wurde. Und so steht es denn fest, daß das Problem der Mittelschule nicht eher wird gelöst werden können, als eine neue und unwirksamere Methode wird werden, welche dem Sprachunterrichte — dem Haifischen und dem­ modernen — eine andere, praktischere Grundlage verleihen wird, als es diejenige i­, auf welcher derselbe heutzutage betrieben wird. Bis dahin könmen aber die ungarischen Eltern, die ich heute vor die Nothmendig­­keit, für ihre Söhne eine der beiden Mittelschulen wählen gefunden zu müssen, gestellt: sehen, faum warten. Da ist das Gymna­­sium, dort die Realschule. Von hier gehts nach acht Jahren, auf a von dort nach a­cht.Jahren­ mipr»akt’ische» Lauahnen.Die Wege gehert auseinander und kreuzen sich nicht mehr. Wie aber, wenn mittlerweile der für Die ges­­ehrte Laufbahn bestimmte Knabe mehr Sinn für die praktische Richtung zeigte oder der N Realschüler mehr Neigung für humanistische Fächer entwickeln sollte? Die Wahrheit ist, daß an zu Beginn der Bahn die Wahl feine vollkommen freie ist. Es gibt nämlich 150 Gym­­nasien und nur 28 Realschulen im Lande, folglich ist die Gelegenheit, ein Gymnasium zu besuchen, fünfmal häufiger vorhanden als die, an eine Realschule zu gelangen. Folg­­lich wird auf die Anzahl der Gymnasialschüler fünfmal so groß als die der Realschüler sein, was den thatsächlichen Verhältnissen auch entspricht. Ueberdies gibt es eine Prämie für den Gymnasialbesuch, der ebenfalls in vielen Fällen die Freiheit der Berufswahl beeinträchtigen mag. Es gibt nämlich an den Gymnasien, die größtentheils älteren Stif­­tungen ihr Entstehen verdanken, aug zahlreiche Stipendien, die ungefähr jedem zwölften Schiller zugute kommen, wäh­­rend an den Realschulen nur ungefähr zwei Perzent der­ Frequentanten auf derlei Benefizien rechnen können. Erken­­nen wir übrigens an, daß Herr v. Liefort erst vor Kurzem eine Neuerung getroffen hat, welche die Chancen der ungarischen Realschule zu verbessern berufen ist. Er hat nämlich an die unwichtigeren Realschulen des Landes Professoren für Die lateinische Sprache ernannt, so daß den Frequentanten dieser­ Anstalten, die an dem lateinischen Kursus theilgenommen, der Uebergang ins Gymnasium erleichtert wird. Unstreitig zeugt diese Neuerung von dem empfäng­­lichen Sinn unserer Unterrichtsverwaltung für die Erfor­­dernisse des Alltags, aber das Gleichgewicht zwischen den beiden Abzweigungen unserer Mittelschule wird Doch erst dann hergestellt werden Tönen, wenn die Parität zwischen den beiden auch in der den thatsächlichen Bedürfnissen ent­­sprechend gleichen Anzahl von Lehranstalten und im der paritätischen Ausstattung derselben mit Stipendien vorhan­­den sein wird. Bis dahin wird die Klage über die Ueber­­füllung der gelehrten Laufbahnen perenni­en, eine Klage, welche, wie begründet sie immer auch sein mag. Doch stets nur auf die Öffentlichen Einrichtungen zurü­ckzufü­hren ist, die eine Menge Unberufener ins Gymnasium roden, welchen gewiß auch mit einer Realschule gedient ge­wesen wäre, so es in ihrer Nachbarschaft eine solche eben gegeben hätte. . Herr v. Tréfort hat diesem Mißverhältnisse erst vor Kurzem auch dadurch steuern wollen, indem er die neueste Schulgeld-Erhöhung nur für Gymnasien, nicht aber für Real­­schulen befretirte. Auch diese Differenz von sechs Gulden jährlich wird vielleicht bei manchen Eltern das H­ünglein der Waage zu Gunsten der Realschule entscheiden lassen. Aber, wie gesagt, gibt es nur an jenen wenigen Orten eine freie Wahl, wo es beide Arten der Mittelschule gibt, während in den zahlreichen Komitaten, in denen die Einrichtung der Realschule nicht vertreten it, die Option nur fü­r die Reichen ernftiet, die ihre Kinder in die weite Fremde sehiden künnen. Wir wollen hoffen, daß Herr v. Trefort aus dem nicht nur gebildeteren, sondern auch praktischeren Westen die Anregung auch zur gänzlichen Beseitigung Dieses Webelstandes mitge­­bracht hat und daß er es auch an weiteren Reformen nicht werde mangelt haffen, welche die Gleichberechtigung der­er in anserem Unterrichtssystem zum Cnödziele haben werden. — Ein Bukarester Telegramm unseres dortigen Korrespon­­denten meldete bereits von der Einbeziehung der österreic­hische ungarischen Schußbefohlenen in Rumänien in Die nächstjährigen Affentirungs-Tabellen. Der betreffende, vom „Romanul“ in seiner Nummer vom 28. August unter dem Titel: „Die Fremden im Hinblick auf die Militärpflicht” veröffentlichte Erlaß des rumänischen Kriegsministers an alle Brüfetten lautet : (4 .­­ »«­­ 68 werden in die Affentirungs-Tabellen sämmtliche jungen Leute im Alter von 21 bis 30 Jahren eingetragen werden, welche angeblich fremde Unterthanen sind und welche niemand eingetragen oder auf Grund der einfachen V­orzeigung des WBafjes oder eines Matrikel-Auszuges oder zufolge der­ von ihnen abgegebenen Erklärungen, daß sie Söhne fremder Unterthanen sind, befreit waren. Zugleich mit deren Eintragung wird mit ihnen ein Protokoll aufge­­nommen werden. Diesem Protokoll werden diejenigen Dokumente beigefügt werden, welche den fremden Schuß des jungen Mannes erhärten, wie z. B. das Geburtszeugniß, das Zertifikat über den Militärdienst im Vaterlande, der Rat, der Matrikel-Auszug, die Drittung über im Ursprungslande gezahlte Steuern 2c. An Abwe­­senheit des jungen Mannes wird das Protofoll mit dessen Vater auf­­genommen und in Abwesenheit der Eltern mit dessen Verwandten oder de Bekannten. Diese Prototoffen nebst den beigefügten AUtenstüden, über deren Empfang sofort ein Schein ausgefolgt werden s­ird, werden raschestens dem Ministerium­ des Weißern zur Ueber­­prüfung zugemittelt werden. Dieser Erlaß des rumänischen Kriegsministers ist die Kon­­­sequenz der Aufhebung der Institution der Schutzbefohlenen,die du­rch ein Uebereinkommen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rumänien im Mai laufenden Jahres stipulirt wurde.Diese Schutzbefohlener­ haben bisher weder in Oesterreich-Ungarn noch in Rumänien Militärdienste geleistet.Die rumänische Regierung schickt sich z­unatz,von­ nächsten Jahre­ an diejenigen­ vormaligen Schutzbefohlenen,welche inzwischen nicht die österreichische­ oder ungarische Stadtsbürgerschaft erlangten, zum Dienste in der rumänische Slrme eher anzuziehen­.­­unzulängliche Verkehrsbeamte·— =Dem deutschen Katholikentage in Trier liegen nebst vielen anderm­ attfteinkirchliche Fragen bezüglichen Anträgen auch zwei von politischer Bedeutung vor.Der eine ist von Graf Schmisings-Kerssenbrock,­Landesh1rt,Klausener und Landesls Direktor Klein gestellt und fordert die Bischöfea 11f,unter­ Mitwir­­kung der Geistlichkeit Arbeiter-Kolonien»mnd Verpflegsstationen Unter Leitung religiöser Genossenschaften zu erzrichten Der zweite trägt so die Unterschriften Karl Fürst zu Löwenstein,­Dom­dekan Dr.Heinrich, Karl Freiherr v.H1­er1e,Ferdinand Graf v.Galen und verlangt fol­­gende Erklärung: Die 34.Generalversand­tlIung der­ Katholiken Deutschlands fühlt sich gedrungen,Sr.Heiligkeit dem Papst Leo XII.den Auss­druck ihrer Verehrung,ihres Gehorsams itikd ihrer Liebe darzubringen­. Dank erfü­llten Herzens erkennen»dingtholiken Deutschlands die große Sorgfalt an, mit welcher Se. Heiligkeit bemüht ist, Die Herstellung des kirchlichen Friedens, welchen sie selbst seit langen Jahren erseh­­nen, herbeizuführen. Mit kindlichem Vertrauen legen sie ihre heiligsten Interessen in die Hände des Heiligen Vaters, mit lebhafter Freude begrüßen die Katholiken Deutschlands die von Gefolg begleiteten Schritte zur Wahrung der dem Heiligen Apostolischen Stuhle gebü­h­­renden Weltstellung. Indem die V­ersammlung der­­ Katholiken Deutschlands erklärt, daß zu Dieser Weltstellung vor Allen die unweltliche Souveränetät des römischen Bapstes ge­hört, gibt dieselbe der Ueberzeugung Ausdruck, daß jede von Gott geregte weltliche Macht im wehlverstandenen eigenen Sünteresse han­­delt und zur Wiederherstellung der erschü­tterten Gesellschaftsordnung beiträgt, wenn sie die vom Heiligen Vater erhobenen legitimen An­sprüche auf Wiedererlangung seiner wirklichen Souveränetät erfolg­­reich unterstüßt. iR Be . Sophia, 31. August. (Orig.-ZTelegr)­fin fon ist angenommen und Hat die Kabinmetsbil­ dung übernommen. — Den festen Konstantinopeler diplo­­matischen Nachrichten zufolge beharrt der Sultan bei seinem Entschlusse, seine Schritte gegen das neue bulgarische­ Regime ohne die einstimmige Gutheißung­ der Großmächte zu unternehmen. Sophia,.31.August.(Orig.-Telgr.)«Meldung der»N.fr-Pr.«:Das neue Ministerium ist gze-» bildet.Dasselbe besteht aus:Stambulow,Präsidium« und Inneres;Nacgevics Aeußeresz Stoilow Justiz; Mutkurow Kriegz Zsiwkow Unterricht;Nikiforow, Deputirter aus Lowtscha,Finanzen. London-31.August.(Orig.-Telegr.)Meldung der»Pol.Korr.««­Ein Vorschlag auf Einführung des Generals Ernroth durch einen außerordent­­­lichen Pfortenkommissär liegt den Kabineten noch immer nicht vor.Immerhin dürften einzelne Kabinete,ver­­­anlaßt durch bezügliche tü­rkische Sonderungen,un vertrau­­­licher Weise ihre Anschauungen über die Zulässigkeit und Zweckdienlichkeit eines­ derartigen Schrittes ausgetauscht haben.Die Auffassungsweise des italienischen Kabinets betreffend verlautet in hiesigen unterrichteten Kreisen,daß man in Rom unter voller Anerkennung des Rechtes der Pforte­ als suzeräne Macht in Bulgarien einzuschreiten,ist der Entsendung eines außerordentlichen Kommissärs seitens irgendeiner der anderen Signatarmächte des Berliner Ver­­trages keine Sank­ung der in Bulgarien erfolgten Bei­­legungen­­ dieses Vertrages, vielmehr nur eine Er­wei­­terung derselben zu erbliden in der Lage wäre, und ebenso wenig eine Lösung oder "Vereinfachung der vorhandenen Schwierigkeiten, sondern deren Verfchärfung und die Gefahr ihrer Komplizirung. In englischen N Regierungskreisen­­ hört man analoge Bedenken äußern und glaubt nun zu wissen, daß dieselben auch anderwärts getheilt werden. Von der Pforte liegen wiederholte und bis in die jüngste Zeit reichende Erklärungen vor, daß sie nur im Einver­­­nehmen mit allen Traktatmächten vorzugehen entschlossen sei. London, 31. August. Meldung der „Breffe” : Diplo­­matischen Nachrichten aus Konstantinopel zufolge beschloß die Pforte, von Bmangsmaßregeln gegen Bulgarien endgültig abzustehen „Standard“ erfährt, auch Rußland habe die Absicht, den General Ernroth als alleinigen Regenten nach Bulgarien zu senden, aufgegeben und werde ihm lediglich den Charakter eines Diplomatischen Agenten beilegen, womit die Mächte Hoffentlich einverstanden sein werden. Gerichtsweise verlautet, der Prinz von Koburg werde Sophia Dem­nächst verlassen, um eine Rundrei­­e nach den euro­­päischen Höfen anzutreten. Wien, 31. August. Orig.-Telegr.­ Meldung der „Pol. Kore.": Im Hinblick auf die bevorstehende Dele­­gations-Session haben im Verlaufe der letzer Tage unter dem Borfike des Ministers des Reußern Grafen Käalhofy mehrere Berathungen der gemein­­samen Minister stattgefunden, welche der Feststellung des gemeinsamen Budgets gewidmet waren. Weber denselben Gegenstand wurde gestern, vor der Abrease Sr. Majestät zu den Mandvern, unter allerhöchstem Borsige ein­ Miinisterrath abgehalten, bei welchem diese Berathungen zum vorläufigen Abschluffe gelangt sind.­­. Eelenramme des „Velter Lloyd“, Sophia, 31. August. Der „Agence Havas" zufolge dauern Die Besprechungen wegen der Kabinetsbil­­dung zwischen Stambulomw, Stoilow und Na­­esewics fort. Die beiden Lesteren haben bis fest ihren Eintritt in jede Minister-Kombination abgelehnt; Stan­­bulow­­ besteht jedoch darauf, daß sie mit ihm das neue Kabinet bilden. Sophia, 31. August. Orig.-Telegr) Stam­­bulow stattete heute mehreren­­­iplomatischen Agenten Gegenbesuche ab und theilte ihnen mit, daß er sie angesichts der schweren Verantwortlichkeit, die mit der Neubildung des Kabinets verbinden ist, nicht entschließen könne, die Bildung des Kabinets zu übernehmen. Er sei daher von diesem Ge­danken abgenommen und habe Zsirfom dem Fürsten als die­­jenige Persönlichkeit empfohlen, welche zur Lösung dieser Aufgabe am meisten geeignet erscheint. Hiemit sei man auch der Fü­rst einverstanden. In Folge dessen wurde die defini­­tive Kabinetsbildung bis zur Ankunft Zfirfom’s vertagt.­­. Linz,31.August.(Orig.-Telegr.)Der aus der deutsch-nationalen­ und der Bauernbewegung her be­­kannte Hans Kirchmayr wu­rde heute bei seiner Rückkunft aus Salzburg verhaftet.Wie verlautet,wurde diese hier ziemliches Aufsehen erregende Maßregel von der Behörde deshalb verfügt, weil Kichmayr sich seit vielen Jahren mit sogenannten „Militärbefreiungs-Geschäften“ ab­­gegeben haben soll. Bei einer Hausdurchsuchung wurden zahlreiche Briefe und sonstige Schriften lan­ert. Triest, 31. August. Orig.-Telegr) Die unter dem Oberbefehl des Herzogs von Gdmnburg stehende englisge­ Slotten-G3Ttadre wird am 13. September aus Venedig­­ hier erwartet. Dieselbe soll fünf Tage hier verweilen und hierauf­ nach B­ol­a abdampfen. Berlin, 31. August. Der Kaiser ist gegen 2 Uhr Nachmittags von Babelsberg hier eingetroffen und wurden am Bahnhofe und in den Straßen von dichtgedrängten Menschenmassen enthusiastisch begrüßt. Berlin, 31. August. (DOrig.-Telegr.) Die „Kreuzzeitung­“ will ebenfalls gehört haben, die Kaiser- Entrevue werde in Stettin stattfinden. Sudesten bleiben alle diesbezüglichen Meldungen vorerst zweifelhaft. — As­­ Termin der Zusammentunft Bismarck’s mit Kkálhofn wird jegt die Zeit nach dem 8. September genannt, bis zu welchen Tage Bismark nach Friedrichsruh zurücgekührt.. sein wird. Berlin, 31. August. Der , Bolt" zufolge verlautet, daß in Negierungstreffen die Absicht bestehe, ein Gefeg über­­ die Besteuerung der ausländischen Fonds vor­zulegen. Ki Paris, 31. August. Die Probemobilisirung nimmt ungestörten Fortgang. Die Reservisten beginnen ein­zule­den. — Minister From­ens wird alsbald nach seiner Nachkehe nach Paris die auf Urlaub in Frankreich atmeten­­den Botschafter Zaboulaye, Decrais und Herbette empfangen. Tom, 31. August. Drig-Telegr) Der Besuch der Städte der Romagna seitens ds Königspaares­­wurde bis zum Frühjahr verschoben . Morgen beginnen die­ großen Manöver bei Emilia unter Mitwirkung von 90.000 Mann. Sechzehn Staaten sind durch ihre Militär-Bevollmächtigten vertreten. Kon, 31. August. (Orig.-Telegr) Meldung der „Bol. Korr.": Verschiedene Anzeichen. sprechen dafür, daß der Negus von Abessynien, um eine Ahmdung des Mederfalla bei Dogali Hintanzuhalten, eine Ver­­ständigung mit Italien anstrebt. Zu diesen Sym­­ptomen gehört auch die soeben erfolgte Freilassung des Grafen Savpirpug seitens Ras Alula’s, welche allgemein auf einen direkten Befehl des Negus zurückgeführt wird. Was die Haltung Italiens gegenüber den Annäherungsversuchen Abessgniens betrifft, scheint die italienische Regierung nicht abgeneigt, auf dieselben einzugehen, falls Abesignien für die Affaire von Dogali vollständige Satisfa­tion, so die Bürg­­schaften dafür bietet, daß es den Namen und die Bühne Italiens, in Zukunft in gebührender Weise respektiven wird. Mom, 31. August. Orig.-Telegr.) Meldung der „Bol. Korr.: Der Umstand, daß die Nachricht der „Opinione“, Don Carlos sei nunmehr zur Anerkennung­ der vollzogenen politischen Thatsachen in Spanien geneigt, im „Monitent de Nome“ reproduzirt wird, faßt man an­gesichts der Beziehungen dieses Blattes zu den Don Carlos Sc­hreifen als eine Bestätigung jener Nach­richt auf. Madrid, 31. August. Orig.-Telegr.­ Gegenüber der in einem Theile der europäischen Breife festgehaltenen Anschauung, daß das spanische Kabinet mit dem italienischen über die Anlage eines panischen Hafens im Rothen Meere unterhandle, kann wiederholt versichert werden, daß es sich blos um die Anlage eines spanischen Kohlendepots auf dem italienischen Terr­­­torium am Nothen Meere handle. Das Anliegen Spaniens wird in Rom mit größtem Entgegenkommen behandelt. London, 31. August. Bei der Wahl eines Unterhanz-Mit­­gliedes für Nord-Huntington wurde der K­onservative Fe­lo­w 8 mit 2700 gegen 2414 Stimmen, welche auf den Gladstonianer Sanders fielen, gewählt. Die konservative Majorität betrug um 79 Stimmen weniger, als bei der besten Wahl. Ostende, 31. August. Ein englisches Schiff, welche heute in den Safen einfahren wollte, wurde von b­els . , 7 ° 7

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