Pester Lloyd, Oktober 1887 (Jahrgang 34, nr. 269-299)

1887-10-10 / nr. 278

x TH) PESTE 1887, — dr. 378, ‚Abonnement für die österr..ungar. Monarchie, Für den „Reiter L­loyd“ Morgen und Abendblatt) d (Erfgevnt and Montag Früh und am Morgen nach einem Feiertage.) Ganzjährlihfl.24.— Vierteljährl. fl. Ma Sur Budapest Mit Profiversendung: Ganzjährlihfl.22.— Vierteljährl. fl.5.50 Halbjährlig , 11.— Monatsd­u %.—­­ Salbjährlic­h 12.— Monatlich Mit separater Yofiversendung des Abendblattes... A. 1.— vierteljährlich mehr. Für die M­usrim­e Frauenzeitung -- -- -- -- s 2.— 35 99 Man pränumerirt für Budapest in der Administration beg „„Pefler fond", Dorotheagasse Nr. 14,1. Stod, außerhalb Budapest mittelst Postanweisung duch alle Rostämter. Inferate and Grnsh­altungen für den Offenen predifant werden angenommen: Budapest in der Administration, Dorotheagasse Nr. 14, ersten. Stod, ferner : in den Annoncens­peditionen Leopold Lang, Dorotheagasse 9; Haasenstein - Vogler, Doro­­theagasse Nr. 11; A. V. Gold­­berger, Vaczi­utcza 9; Anton Mezei Dorotheagasse 6. 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Der heutige Tag ist ein hoch be­d­eutsamer für ganz Bulgarien. „Heute finden nämlich die­ Wahlen in die Sobramje statt und nicht se­wohl der Ausgang, als vielmehr Der­ Verlauf­­ derselben wird für das Solidjal des Landes von großer Wichtigeit sein. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß das Wohl Bulgariens, seine Selbstständigkeit und Unab­­hängigkeit von den Vorfällen des heutigen Tages abhängen. Es kommt Alles darauf an, daß die Wahlen ohne ernste Störungen und Tumulte vorübergehen. Denn die Feinde der Selbstständigkeit Bulgariens würden ohne Zweifel jede ernste Ruhestörung oder gar eine Revolte als Vorwand bewegen, um daraus die Nothwendigkeit einer fremden Intervention abzuleiten. Die Bulgaren fennen diese Situation ganz wohl und missen, was auf dem Spiele steht. Stambulow und dessen Anhänger waren deshalb in den letter Tagen unermüdlich, die Bevölkerung zur Mäßigung, Ruhe und Besonnenheit zu mahnen und auf die großen Gefahren hin­­zumeisen, die dem Lande erwachsen würden, wenn es in diesen Tagen im eigenen Hause nicht Die Ordnung zu wahren und seiner Autonomie. sich nicht würdig zu erweisen wüßte. Die Probe, die der Reife des bulgarischen Volkes gestellt wird, ist seine allzu leichte und jeder Freund Bulgariens wird aufathmen dürfen, wenn dieselbe gut bestanden sein wird. Denn die Agitation der Gegner hat den Boden er­heblich unterwühlt. Die russischen und russenfreundlichen Agenten haben zahllose Minen gelegt, die allesammt heute erplodigen sollen. Offiziell haben wohl die verschiedenen rufsi­hen Parteien die Enthaltung von der Wahl als Parole ausgegeben, aber sie erachten sich nicht gebunden Durch diese Erklärung und­­ dürften Heute auf den meisten Wahlplänen erscheinen, wohl ohne Hoffnung, ihre Kandidaten durch­­zufegen, aber in der bestimmten Absicht, die Wahl zu hin­­dern, Unruhe zu stiften und Aufruhr zu sehüren. Unter fortanen Verhältnissen sieht man begreiflichermaßen allwärts mit großer Spannung den Nachrichten aus Bulgarien über die Vorgänge des heutigen Tages entgegen. Die verschie­­denen Meldungen über die Fortschritte der Diplo­­matischen Verhandlungen Nußlands mit der Pforte treten gegen die Wichtigkeit dieser aktuellen Vor­gänge beträchtlich in den Hintergrund. Es gehörte ohne­­hin ein starrer Optimismus dazu,­­­iese Berhand­­lungen recht ernst zu nehmen. Wer sich die Mihe nicht verdrießen ließ, den einzelnen Stadien Derselben mit Auf­­merksamkeit zu folgen, der hatte Längst sein Urtheil fertig, daß Ruffen und Türken in dieser Sache niemals zu einem Einverständniß gelangen werden, daß die Ruffen die Pforte nur als Werkzeug benügen wollen, damit sie in Bulgarien für sie jene Geschäfte verrichte, Die ihnen selbst zu r­adios erz­scheinen, und daß andererseits die Pforte nur darum überhaupt mit Rußland geht, oder sich zumindest diesen Anschein gibt, weil sie, vor einer ruffischen­ntervention in Bulgarien, eine heil­­lose Angst empfindet und von vornherein jeden Vorwand zu einer solchen Intervention aus dem­ Wege räumen möchte. Bei dieser Sachlage können die begonnenen­ diplomatischen Verhandlungen fi) noch Wochen und Monate lang hin­­ziehen, ohne zu einem Resultate zu führen. Ja man kann daran zweifeln, ob es irgend­einem der Theilnehmer dieser Verhandlungen überhaupt darum zu thun, zu einem praktischen Mesultate zu gelangen. Wenn demnach das gegen mwüärtige bulgarische Regime du­rch Die Brobe des heutigen Tages vor­ der Welt zu er­weifen im Stande tu,daß es genügende Autorität im Lande befigt und in seiner Konsolidirung die Geg­­ner im Juınern nicht zu fürchten hat, dann braucht ihm auch vor einer aus­­wärtigen Intervention nicht bange zu sein. Die Chancen Nußlands bezüglich der Erreichung seiner aller Welt offenfundigen Ziele in Bulgarien würden damit einen gewaltigen Echee erleiden. Der Pforte wü­rde die so dokumentirte staatliche Kraft der Bulgaren großen Respekt einflößen und sie wide naturgemäß, noch weniger als bisher geneigt sein, ihre suzeränen Rechte Durch eine bewaffnete Intervention zum Ausbruche zu bringen, nur um den Russen den Willen zu thun und für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Die Bulgaren haben, jorad am heutigen Tage, viel zu gemiinmen und ebensoviel zu verlieren. Hoffen wir, daß die bulgarische Nation die­ Strugheit, Be­­sonnenheit und Standhaftigkeit, die sie seit Jahre und Tag bet­ätigt,­­ auch heute in vollem Maße bewähren und damit die Pläne derer zu Schanden machen werde. Die es darauf abgesehen haben, dur Unruhen und Nevolten fremde Inter­­ventionen zu erzwingen und die Selbstständigkeit des Landes für immer zu vernichten. Schießstätte des Artillerie-Arsenals, wie auch auf dem­­ Steinfelde bei Wiener N­eustadt eigene Erprobungen nach verschiedenen Richtungen, welche Bald die außerordentliche Bedeutung des Nidel-Compound­­geschosses außer­stage stellten und es dar machten, daß mit dem­­selben der Hebergang zum Kleinkalibergewehre möglich sei. Einige Detailfragen bilden zwar gegenwärtig noch den Gegenstand von Studien und praktischen Versuchen mit dem 8- Millimeter-Mannlicher-Nepeth­gewehre. So muß z. B. oc­. darge­­stellt werden, ob es nicht vortheilhafter sei, bis zu einem Kaliber von 15 Millimeter herabzugehen. Ueber das schließliche Ergebniß der im Zuge befindlichen Grperimente, forte über die Beibehaltung des Mannlicher-Nepetirgemehres auch mit verminderten Kaliber des Hanfes besteht zur Stunde jedoch kein Ymweifel mehr. # Berlin, 7. Oktober. (Drig-Korr.) Der rus­stich-franz­ösische Verbrüderungstoast, delchen Grosz int Nikolaus der Jüngere in Dünkirden ausgebracht hat, ist ein politischer Skandal, dessen Gleichen die Welt noch­ nicht erlebt hat. Joch Fehlt der authentische Wortlaut dieser­ beispiellosen, unerhörten Rede, aber aus der Webereinstimmung der darüber vorliegenden Be­­richte ist der Schluß gerechtfertigt, daß der Inhalt des ZToaftes richtig wiedergegeben it. Hier hält man dafür, daß es die Sache des Czars sein wird, die Tastlosigkeit seines Vetter zu rügen,­ wie sie es ver­­dient. Von deutscher Seite werden schwerlich, offizielle Schritte gethan werden, um den Sachverhalt darzustellen. Indessen , ob der Car in Aktion tritt oder nicht, gesprochen sind und bleiben nun einmal die fkandalösen Kriegshegereien, und manches Wahre wird auch daran sein, wenn der Großfürst versichert, daß die ganze Grafenfamilie fran­­zösisch gesinnt ei, und daß der Kaiser nur noch daran arbeite, den deutigen Einfluß in der höheren russischen Beamtenwelt zu beseitigen. Diese liebenswürdigen Offenherzigkeiten kommen gerade tet in einem ., Augenblickk, wo die Friedensliga des­ halben Welttheils fi. fester- aló . je zusammengeschlossen hat. " Der Stoß mußte allerdings den Gegen­­stoß " hervorrufen, überrascht micd man darüber in Wien und Rom so wenig mie bei uns fein. Se schreieriger sich fest für die friedensfeindlichen Elemente das Unternehmen einer Gegen­­allianz gestaltet, Ddesto erbitterter werden dieselben im Die­sefteln Taiffchen, und die Staatsmänner, melche die Tripel- Allianz zu Stande gebracht, werden immerlich jene Hoffnung theilen, die­ dieser Tage beispielsmeije von­ der „Kreuzzeitung“ ausge­­sproen wurde, dab nämlich die­ Nachbarn in Ost und Weit fi nun­­mehr dem übermächtigen Imwange geduldig­ fügen werden. Co unberechenbare und geradezu brutale Ausbrüche des Hafses, wie die Dünkirchner Großfürsten-Rede, zeigen besser als Hundert diplomatische Toten, woher der Sturm mehr und mas Alles er vernichten möchte. Auf den Zusammenhang zwischen der Erweiterung der Aufgaben des Drei-Bundes und­­ der­­ gescheiterten Kaiser-Entrenhe­it bereits hinge­wiesen worden. Seht kommen an Die, Times" mit Ent­­hüllungen, welche sie in derselben Richtung bewegen. Das That­­sächliche an diesen Mittheilungen mental allerdings erst durch­. eine ergänzende Version, welche Die „Bofiische Zeitung“ bringt, und nach melcher die Kaiser-Entreone gescheitert tt, weil dem Graf: Dokumente­ vorgelegt wurden, welche die Haltung der deutschen Politit in der bulgarischen Frage betrafen. " 50 viel scheint au) bei Bewahrung der größtmöglichen Vorsicht im Urtheil gesagt werden zu­ können, daß ich Das deutsch­­ruistische Verhältniß zu güipigen beginnt, ‚und daß die Friedrichsruher Konferenzen nicht semwohl die Ursache als vielmehr die 5­0 fg­e dieser Zulassung gewesen sind, erhält seinen bedeutsamsten Kom: sz Ueber 903 Kleinfaliber-Gewehr meldet die Armee- und Marine- Zeitung‘: ‚n ® ter Annahme des Kleinfalibers für das neue Repetivgewehr des österreichisch-ungarischen Heeres it unmittelbar bevorstehend. Die in den legten Tagen, in einigen Blättern aufgetauchte Meldung, wonach diese Annahme bereits erfolgt sei, it jedoch ver­­früht, denn eine endgültige Entscheidung wurde vom gemeinsamen Kriegsministerium noch nicht gefällt. Xebteres hat sich bis in Die jüngste Zeit gegen das Kleinfaltber ablehnend verhalten, weil die Adoptirung desselben von der Beschaffenheit eines frürferen, dabei aber nicht zu plölich verbrennenden und weniger auch entwickelnden ‘Pulver bedingt schien, all das gegenwärtig in Den Pulverfabriken er Sndersen haben jedoch die Techniker der, von Krupp und Schöller geleiteten Metallmaarenfabrik zu Berndorf in Niederösterreich die Stage des Kleintalibers unabhängig von der Pu­lverfrage, deren Problem vielleicht gar nie gelöst werden wird, zur erledigen, Gesucht, indem sie eine Vervollkommnung der Lorenzischen Com­­poundgeshoffe anstrebten. Der Metallpatronen-Fabrikant Lorenz in Karlsruhe hat die Componundgeshoffe (auch Verbund-,­­Banzer- oder Mantelgeshoffe) anderer Konstrukteure, wie Bode, Rubin u. s. 1. nicht nur in der Form, sondern aug duch An­wen­­dung eines Stahlmantels, vervollkommnet. Die Compound-Konstruktion besteht nämlich darin, daß in dem Geschoßmantel von dünnem Stahl­­bie), vernidelt, innen unverlöthet, entweder. das Hartbleigeschoß (mit 3, Perzent _ Antimonzulab) erwärmt eingejöst und dann ‚geschmolen oder die Legirung in denselben eingegossen wird, wodurch eine innige,­­umtrennbare D Verbindung­­ des­ DBlei­­körpers mit­ dem Geschoßmantel in Folge des Web­mittels eintritt. Diese Konstenktion hat ss hinsichtlich der sicheren Führung bei einer Länge derselben von etwa 8 Millimeter am hinteren Geschoßzylinder, durch­ eine bedeutende Durchschlagskraft und Unveränderlichkeit nach dem Schufte, was aule minder bösartige Verwindungen zur Folge hat, bewährt. Auch wurde Konstatirt, dab keine Abnäsung oder Kaliber­­veränderung des Laufes und selbst nicht nach 1200 Schüffen eine Beschädigung der Züge stattfand, und dab endlich die Megehnaltigkeit der Flugbahn die Präzision der Geschoffe des Heinsten Kalibers ga­­rantirt. Alle diese Bartheile wurden bei den Experimenten der Bern­­dorfer Metallfabrik noch sehr beträchtlich dadurch gesteigert, Daß das Geschoß statt des Stahlmantels einen solchen­ aus Nidel erhielt. Bei dem Ende­ S Juni, in Berndorf in Gegenwart von Vertretern des tech­­nisch-administrativen Militärtomites stattgehabten zweimaligen P­robe- Schießen wurden Diese Nidel-Compoundgeschoffe aus Kropatschei-Repe­­tligerwehren vom S-Millimeter-Kaliber mit den gewöhnlichen Nott­­weiler Ge­wehrpulver und zwar mit einem solchen Erfolge geschoffen, das das Komite­­i, veranlagt sah, 2000 derlei Projektile, bei der Berndorfer Sabrit zu bestellen. Nach Einlieferung derselben begann­en Anfangs August die Berichskommission des Somites forvodl auf Der x - Kongreß der ungarischen Kulturvereine. Die Verhandlungen des Kongresses der ungarländischen Kultur­vereine rourden heute Vormittags im 10 Uhr im Brunfsaale des neuen Stadthauses eröffnet. Die Versammlung war sehr zahlreich und in Folge der Anwesenheit vieler Notabilitäten außerordentlich distingnirt. Unter Anderen waren — außer den im weiteren Ver­­laufe des Bericht­­ genannten — anwesend: die Reichstags-Abgeord­­neten Graf Albert Apponyi Graf Theodor Andrasfy, Gusav BizsoLlyi, Merander Dr­ág­­h, Ignaz Darányi, Bla Grünwald Yo Madará­ky, Man Wahl­­mann, Mam Bornemisßa, Paul Királyi Franz, Ghorin Fran Fenyvesjy, Meranwer Köröjjy- Ludwig Esavol$Efy, Gufaod Degen Gudo Ban Pl nern Cmrid Jonas, ferner Ober-Bürgermeister Kar Rath, Bihoft Bende Domhar Framndi, fürn Rath 5.5. Weis, Staatssekretär G­ro­mon, Universitäts-Professor Than Anton 3199, Bandireftiorr Lehner, Wiaristen- Provinzial Andreas Kalmar x. Die Galerie war­ ebenfalls voll­­ständig befest. Im Auditorium waren auch zahlreiche Damen erschienen. Die Sigung wurde vom Schulinspektor Emerich BE fery eröffnet. Derselbe brachte unter allgemeinen Lijeneuten die Wahl Lorenz T 5,55 zum Alterspräsidenten in Borschlag. T 5­th bestieg die Präsidententribüne und hielt an die Versammlung folgende An­sprüche: Sehr geehrter Kongreß! Das Alter Hat bekanntlich seine viel­­fachen Beschwerden, manchmal jedoch­ auch seine besonderen Freuden. So habe ich man meinem Alter das auszeichnende Glück zu verdanten, diese Versammlung, Deren eine so heilige Aufgabe harrt, eröffnen zu­ dürfen. Meine eigene Aufgabe an dieser Stelle wird übrigens eine furze sein. Ich habe zu veranlassen, daß hier ein definitives Präsi­­dium Pla nehme und erlaube mir auch, in dieser Beziehung Bor­­schläge zu machen. 39 beantrage, zum P­räsidenten des Kongresses Se. Erzellenz Graf Ludwig , Tiba zu wählen. Allgemeine lebhafte Elfenrufe.) Zum B Vizepräsidenten schlage ich den Herrn Vize-Bürger­­meister Karl Gerlöczy vor. (Lebhafte Elfenrufe.) Zu Schriftführern endlich Sofef Budan, Ga Kennedt und Karl Szabó. (All­­gemeine Zustimmung.) Nachdem das Bureau als gemählt erscheint, beantrage ich, daß Ge. Erzellenz Graf Ludwig Tiba­did­ eine Deputation eingeladen werde, in der Versammlung zu erscheinen und den P­räsidentensis einzunehmen. Die Versammlung entsendet als Deputation die Herren Schul­­inipestor Béfer, Sinfi Arthur Odescalchi, Domherr Fran­­nói und Reichstags - Abgeordneten Anton Molnár. Wenige Minuten später betritt, von stürmischen Eilseneufen empfangen, Graf Ludwig Tipa den Saal. Er nimmt auf der Präsidenten-Tribune Pla, begrüßt in herzlicher Weise die Versammlung und hält darauf folgende Eröffnungsrede : Hochgeehrter Kongreß! Empfangen Sie vor Allem meinen auf­­richtigen Dant für das ehrende Vertrauen, dessen mic­­her eine ganze Korona der Sommitäten des öffentlichen Lebens aus den verschiedenen Gegenden des Landes in sich falsende Kongreß gewürdigt, ab­ er mir das Präsidium, übertrng. ae » Meine Herren! Das sicherste Zeichen dessen, Daß ein Staat über, die Minderjährigkeit hinaus und geitig erstarkt sei, tt es, wenn sich­ in ihm auch die Gesellschaft zu rühren beginnt und die auf die Förderung der öffentlichen Ziwede gerichtete Thätigkeit ih nicht blos auf die Kreise der Gefeggebung mit der Regierung beschränkt. Ein weit größerer Kreis zur Förderung der wichtigsten öffentlichen Zimede eröffnet sich für die Gesellcaft und viel freier Tan sie sich­ belegen, als die von Amts wegen vorgehende Regierung und Geiesgebung. An jedem entwickelten Staate werden mir erfahren, daß amtliche und ge­sellschaftliche Ak­ion einander, gleichsam ergänzen. Wir können daher als einen glänzenden Beleg für die Großjährigkeit der Nation und für das Pflichtgefühl der Gesellschaft die Berwegung begrüßen, melde sie in dem Wirten der zur Verbreitung der Kultur, namentlich aber der rationellen und patriotischen Volkserziehung in verschiedenen Gegenden gebildeten Gesellschaften offenbart. Gleichsam um die Ausbreitung dieser Bewegung in­ immer ineiteren Kreisen zu feiern und deren­­ Weiterentwickung auf dem Wege des Ideenaustausches zu fordern, kam heute dieser Kongreß­ zusammen, der «dermalen besonders nac) drei Richtungen von zwichtiger Bedeutung it. . Erstens bietet er, wie bereits erwähnt, jenen aus den verschiedenen Gegenden des Landes­ zusammengekommenen Elementen, die er auch bisher im eigenen Kreise um die Verbreitung der Kultur und auf diesem Wege um die Festigung des national-patriotischen Geistes, vor Allem aber um Die der ungarischen Staatsidee bemücht haben, Gelegenheit, ihre Erfahrun­­gen gegenseitig auszutauschen, deren An Wirkung viel unmittelbarer zur Taschen­klärung der Ideen führt, als der lang­wierigere Weg der Presse. Und im Laufe dieses Ideenaustausches können sie sich über die Mittel und Wege orientiren, die sich bisher als praktisch und zum Siele führend ermiesen haben: ‚und können sie Schlüffe auf das in Zukunft, zu, befolgende Verfahren ziehen. Andererseits wird der Kongreß,­­ wie ich hoffe, dur) die Bek­­anntmachtung der bisherigen Vereinsthätigkeit, wie auch durch­ die Besprechung der zukünftigen Agenden und deren zu präzisirenden Richtung angesichts der Deffentlichkeit indirekt jene irrigen Ideen widerlegen, welche über diese Kulturbewegung aus gerieinten Kreisen auch im Inlande, vornehmlich aber im Auslande mit nicht zu ver­­kennender Tendenziosität verbreitet werden. ' . 63. műre für unwahr natü­rlicher, wenn sie . ! Bezüglich der Beweggründe und des Bieles der Bewegung sind wir sämmtlich im Klaren, sie zu bemänteln haben mir teine Ursache und wir können sie offen verb­unden vor Dent gebildeten Europe. ALs die Nation vor 20 Jahren ihre Verfassung und ihr Selbstbestimmungsrecht­­wiedererlangte und den ungarischen Staat auf der­ 1848er demokratisgen Basis einzurichten begann, mußte sie mit Sab­oren rochnen, welche in dem alten konsti­­tutionellen Ungarn von der politischen Thätig­­tett ausgeschlossen waren. CS waren aber nicht die ver­­schiedenen Volksstände oder Nationalitäten ausgeschlossen, sondern die alte Konstitution bot auf Grund ihrer aristokratischen­ Organisation,­­ welche bis 1848 bestand, blos dem Adel und später auch Der soge­­nannten Honoratiorenklasse eine Wirkungssphäre im ‚öffentlichen ‘Staatsleben. Von diesen mit politischen Rechten ausgestatteten Klassen war indessen, wie dies allgemein­­ bekannt ist, keiner der auf ungari­­schem Staatsgebiete lebenden Volksstämme aus Gründen der Nationa­­lität ausgeschlossen. Dies bemessen die Adelsprivilegien, die vielen Familien von­ nicht ungarischen Ursprung verliehen wurden, dies bemeist der Umstand, daß jo­mande von den Sprossen­­ dieser Familien eine hervorragende Rolle gespielt in dem ungarischen "geießgebenden Körper und in dem Beamtenstande, während andern­­theils der nicht zum Adel gehörige Theil der ungarischen Nation eben­­so wenig theilnehmen. Zonnte am öffentlichen Leben, wie­ die Nicht­­­­adeligen nichtungarischer­ Zunge. .Nim ist es aber LebensbedingT istg für jeden Staat,daß Die­s­jenigen,welche politische Rechte besitzen,sonach auf die Leitung seiner Angelegenheiten unmittelbar oder mittelbar Einflußnehmern zum mindesten auf jenem Niveau­ der Bildung stehen,welches einen ge­­wissen Grad politischen Selbstbewußtseins sichert.Wir konnten uns der Wahrnehmung nicht verschließen,daß,ob auch in dieser Hinsicht vielleicht noch kein einziger europäischer Staat die entsprechende Höhe erreicht hat,——im ungarischen Staate in Folge der unvermittelten Umgestaltu­ng der staatlichen Organisation­ diesbezüglich die Sach­lage sich­ ganz besonders umgünstig erweist.Die Legislative hat dieser Frage inmitten der Schaffung vieler wichtiger und für die Organisirung und Entwicklung des­ zu neuem Leben erweckten­mlgarischen Staates in erster­ Reihe nothwendiger Institutionen eine,unter solchen Umständen jedenfalls hervorrangende Aufmerksamkeit zugewendet;die Volkserzie­­hung und die Sache der­ allgemeinen WildIcng fand bereits in den ersten Jahren die wirksame Unterstützung des Stccates und nahm da auch die Opferwilligkeit einzelner Munizipien,insbesondere einzelner», da er das edle Beispiel bei­ Hauptstadt angeeiferter Städte hinzutrat, im ganzen Lande mächtigen Aufshmung. Allein, wie ich bereits oben bemerkt habe, kann die Thätigkeit­­ der Legislative, der­ Regierung, der­ amtlichen Korporationen nur dann entsprechende Früchte tragen, wenn auch die Gesellschaft die Angelegenheit zu der ihrigen macht. Die Gesellschaft hat dies gethan duch die Gründung und Aktivirung der in den verschiedensten Landestheilen bestehenden und zum größten Theil hier vertretenen, der Zahl nach nahezu sechzig Vereine. Schon deren Titel verkindet zum größten Theil das Ziel, welches sie ich vorgestellt haben. Sie­­ nennen ich: Landesschulverein, Wolfsunterrichts-Klub, Kulturverein, Landesverein Für Kindererziehung, Verein für Schule und Boltz­­bibliotheken, Landes-Kinderbemahvverein, Tonfessionsloser - V­olls­­erziehungs-Klub ar. |. w. Daß alle diese Vereine, durch die ungarische Gesellschaft ins Leben gerufen, in ungarischem Geiste rwicken,­ daß sie es für ihre Aufgabe erachten, doch die Verbreitung der Kultur Die Anhänglichkeit an die ungarische Staatsidee jeden der jugendlichen Generation der ungarischen Staatsbürger einzuflößen, — das versteht sie von selber, duch ihr Bestreben, aus den ungarischen Staats­­bürgern nichtungarischer Zunge durch Verbreitung der Kenntniß der ungarischen Sprache zur Aneignung Derselben Gelegenheit zu­­ bieten und ihnen hiedurch die Theilnahme an den Staatsgeschäften auch in höheren Stellen zu ermöglichen, — durch Dieses ihr Bestreben ver­­pflichten sie sich gerade die nichtungarischen Nationalitäten zu Dant. Und daß das nichtein deutende Bolt die Sache, in diesem Sinne auffaßt, das erhellt daraus, daß es sich an den meisten Orten bestrebt, den Wohlthaten theilhaft zu melden, welche durch diese Vereine geboten werden. Wer sind also Diejenigen im ungarischen Staate, denen die Thätigkeit dieser­­ Vereine ein Dorn, im Auge ist ? Vereinzelte Agitatoren. E35 mag — ich will das nicht leugnen — auch selbstlose Schwärmer unter ihnen geben, die glauben, durch­ ihre camvinistischen Wühlereien den tausendjährigen Verband des Gantz Stefansreiches lösen und Die Landlarte Europas im Sinne ihrer Trankthaften Träumereien abändern zu können ; aber bei dem­ größten Theile derselben .t Die Agitation eigentlich Broderwerb oder sie ent­­springt dem Ziel, eine Rolle zur spielen.­ Und um diesen zu bef­­riedigen, schenen sie nicht den Beruuch, die Unorientirten iirrezuführen, was ihnen bis zu einem gerisfen Grade auch unlengbar gelungen ist. Man muß in der That staunen, wenn man­­ die hierauf­ bezügliche Literatur mit Aufmerksamkeit verfolgt und findet, daß — abgesehen von­ den Franzosen, die auf Grimdlichkeit eben fein sonderliches Ge­wicht legen, Tomte von anderen Literatu­rprodukten in Sprachen, die in Sachen­ der europäischen Kultur noch wenig in Betracht kom­men­­— selbst deutsche Schriftsteller ersten Ranges über ungarische Ver­hältnisse absolute Unmahrheiten behaupten und von diesen ausgehend so große Animosität befanden. Man i­st denn mohl die ungarische Legislative, die Negierung oder die Gesellschaft über die Gremze hinausgegangen, einestheils zu fordern, daß der ungarische Staatsbürger die ungarische Staatsidee selbst in der Theorie nicht negiren dürfe und anderntheils­ durch Er­­richtung von Lehranstalten auf Staatstoften und durch Verbreitung ungarischer Kultur auf sozialem Wege auch den Nichtungarn Gelegen­­heit zu bieten, sich ungarische Kultur anzueignen , endlich Verfügungen zu treffen, daß in den durch die Konfessionen erhaltenen Schulen nicht etwa durch die Marotte einzelner Schwärmer, oder unter aus­­wärtigem Einflusse stehender Individuen Hunderte und Hunderte mit Irrlehren gesättigt und ihnen damit die Möglichkeit entzogen erde, sich auch die amtliche Staatssprache eigen zu machen. 30 viel und nicht mehr it es, was auf diesem Gebiete ge­­schteht; während unter dem Schuße der auf jeden Bürger des unga­­rischen Staates gleichmäßig ausgedehnten Freiheit, einer Freiheit, roie sie auch seine einzige der im ungarischen Staate lebenden Nationali­­täten in dem durch die ihr verwandten Volksstämme gebildeten Staate genießen könnte, der Weg für Die Agitatoren eigentlich offen steht, um in der Breite und durch Reden in der Oeffentlichkeit auch ihre ftaats­­wird der geduldige ungarische Staat der Nadelstiche sehr selten in solche­m Maße überdrüssig,, um gegen die Betreffenden aufzutreten. 39 kann es von jenen hochgebildeten und Eugen Schriftstellern, die ich oben erwähnt habe und die, wenn sie nicht irregeführt werden und vollständig objektiv sind, die P­ostulate der Erhaltung der Staatlichen Existenz in erster Reihe zu erfassen im Stande sind, nit voraussegen, daß sie es für Torreit erachten, wenn der Staat es wissentlich duldete oder die Gesellschaft dazu aneiferte, daß unter dem Dechmantel des Nationalitäteninteresses schon in den Schulen auf die Auflösung des Staates abzielende Umtriebe ins Werk gelegt würden. Oder könnten sie es etwa münschen, daß die ungarische Regierung und Die ungarische Gesellschaft den auf ungarischen Boden betriebenen Agitat­ionen und der Propaganda-Hebjagd der in fremden Staaten bestehenden DBereine besondere Begünstigungen zutheil werden lassen? Wenn sie bei sich zuhause Umschau halten, so me­rden sie sehen, wie der größte lebende Staatsmann Europas die Nationalitätenfrage auffaßt. Sie mögen, wenn sie dieselben vergessen hätten, die Debatten im preußischen Abgeordn­etenhause vom 28. bis 50. Jänner 1886, forte die i­­nteresse der Klärung der Bozener Nationalitätenfrage in demselben Jahre geschaffenen Gesee Tejen, oder sie mögen die Verhältnisse in Elsaß-Lothringen betrachten und si ein wenig in den baltischen Provinzen deutscher Nationalität umsehen. Was geschieht dort von russischer Seite, oder aber interessirt sie ‚vielleicht das 2008 der dort lebenden Nationalitäten nicht ? Mögen sie die staatliche Aktion, wie sie im diesen verschiedenen Staaten im Zuge ist, mit den Verhältnissen in Ungarn vergleichen. — —­ie im das entgegengeseßte GEk­rem fallend, über uns schreiben mwirden — mas zwar­ ebenfalls der Wahrheit nicht entsprechen wide­r, daß mir in der Theorie der Staatserhaltung noch nicht geschult genug sind, weil wir der Idee „der­ Freiheit und Gleichberechtigung Die Gristenzbedingungen des Staates aufopfern. (Im Allgemeinen könnten sich die in U­ngarn wohnhaften Na­­tionalitäten nichtungarischer Zunge über den ungarischen Staat und die Gesellschaft nicht beklagenx my mit Ai­snahme.derob,en·ch«cc«­rakte­­risirtenühler Egger 1ieä11ch nicht,sow17auch,wenn ajtchhce smd da Die Verbreitung des Giftes wahrnehmbar i­ — dem , gegenübe die Aufklärung der Friegeleiteten eine der edlen Aufgaben unseres sozialen Wirtens sein sol­l, im Ganzen genommen Der ungarische ‘ Staat fi gegen die Matte des Volkes nicht zu beklagen hat. Sie in­­­ diesem Baterlande die R­echte s und Pflichten für jeden Landesbürger ohne Unterschied der Nationalität­ willen, sie­­ fühlen­ es, daß vollkommen gleich sind, daß Ledermann seine Muttersprache, Religion und Gebräuche frei ausüben darf. Die Verbreitung der Bildung unter den Staatsbürgern betrachten wir Alle als einen solchen Schab für den Staat, dach wir die Darauf gerichtete Thätigkeit selbst dann be­­grü­ßen, wenn als Mittel für die Erreichung dieses Zieles auch nicht die ungarische Sprache dient. Denn je allgemeiner die Bildung wird, desto allgemeiner wird auch das Plichtgefühl der Landesbü­rger ohne Stammesunterschied, desto­­ allgemeiner der einheitliche nationale Geist. Die allgemeine Bildung ist der Weg, auf welchene mar es Leder­­mann verständlich machen kann, daß während der Eine von dem Andern sich in Bezug auf Religion, Muttersprache und Gebräuche unterscheiden kann, es nur Eine Nation im ungarischen Staate gibt und geben kann. Wie ich gesagt habe, ist verhältnismäßig mit weni­­gen Ausnahmen in Dieser Hinsicht „im Allgemeinen tein ernsterer Grund zur Klage vorhanden. Auch die Bevölkerung des Landes nicht ungarischer Zunge hat zahllose Beispiele ihrer uners­chütterlichen Treue für Thron und Vaterland geliefert. Wenn es auch Irreführer gibt, so gibt es wenig Irregeführte. Und diese soziale Bewegung, welche sich in der Bildung ver­­schiedener kultureller und Blck­serziehungs-Vereine m­anifestirt, Tan am allermenigsten zum Zmede haben, mit den tausendjährigen Tra­­ditionen der Nation zu brechen. Wenn das Streben der ungarischen Staatsmänner in der Vergangenheit wie in der Gegenwart stets dahin gerichtet war, nicht zu unterdrücen, zu zertreten oder auszurotten, sondern durch Ausdehnung der freien Institutionen und der Rechts­­gleichheit die verschiedenen Nationalitäten der ungarischen Staatsidee zu gewinnen, so wird die Gesellschaft Fiche­rlich Diesen heilsamen Prozeß nicht duch­ eine, die Reaktion nach sich ziehende Unduldsamkeit stören wollen. Wir können natürlich nicht für jedes Mitglied Der Ge­­sellchaft verantwortlich sein,­­ tastlose Menschen kann es in jeder Na­­­­tion, in jeder gesellschaftlichen Schichte geben, doch für die sporaz dischen Erklärungen derselben übernimmt die Nation seine Solidarität, für Diese kann man­­ rechtmäßig die ungarische Gesellschaft nicht ver­­antwortlich machen. Es ist daher sein Grund Dafür vorhanden, eifersüchtig Diese Grund, der sie bestimmt, das Ziel, wonach sie strebt, ist edel und verlegt Niemanden. Ob diese Bewegung den erwünschten Erfolg haben werde, hängt davon ab, daß der Blut des Wirkens, das Male und die Manier desselben gefunden werde, daß man glücklich sei in der Wahl der Mittel. Der E­rnft der Männer, welche die erwähnten Ver­­eine gründeten, schließt es aus, daß die Thätigkeit in einer Demonstra­­tion mit hohlflingenden großen Worten fulminive, denn das fühlt Jedermann, daß man in dieser Sache je mehr arbeiten, handeln und je weniger reden müsse. Um einen populären Ausdruch zu gebrauchen — der nac­h Vielem greift, wird nur wenig erfassen —, wird man sicherlich auch in Hinkunft die Thätigkeit der Vereine dadurch nicht daß irgend ein zersplittern wollen, daß sie ihren Arbeitskreis über das unmittelbare­­ Ziel ihrer Gründung auch nach solcher Richtung hin ausdehnen, welche ihre materielle Kraft statt überschreitet, wenngleich es außer den bis­­her angewandten noch viele Mittel gibt, welche mittelbar die Er­­reichung des aufgestedten Sieles gleichfalls fürdern mü­cden, und sicherlich werden sie sich auch hüten, übergreifen zu wollen auf das a der die Aufgabe des Staates, der Legislative bildenden’ genden. Je einfacher das Programm, je ruhiger und fleigiger mir — jeder Einzelne unmittelbar in seinem engeren Kreise — die Arbeit weiter verrichten, zu desto größeren Resultaten werden wir gelangen. Indem ich Die Ehre habe, sowohl die Vertreter der Vereine als auch unsere geehrten Gäste und den uns diesen Saal aaftfreund­­lich überlassenden Hausherren, die Hauptstadt Budapest und die Mit­­glieder ihres Munizipal-Ausschusses, hier zu begrüßen, bin ich so frei, die Stzungen dieses Kongresses in der doch tausendjährigen patrio­­tischen Eifer, politische Einsicht und politischen Takt der ungarischen Nation gerechtfertigten Hoffnung zu eröffnen, daß derselbe das unaus­­bleibliche Resultat haben werde; die Gesellschaft für das durch die Kulturereine aufgestedte Ziel in immer weiteren und weiteren Reifen zu interesiven, — die Mißverständnisse zu zerstreuen, — Die Irre­­geleiteten aufzuklären, — und dadurch die patriotische Anhänglichkeit an den ungarischen Staatsgedanken in der Brust jedes Bürgers des ungarischen Staates, ohne Unterschied der Nationalität, von Tag zu Tag fortschreitend zu kräftigen. Denn ich bin überzeugt, daß sowohl die ungarische Gesellschaft, welche die kulturelle Bewegung gefördert hat, als auch­ die Bürger des ungarischen Staates überhaupt im Gedächtnisse behalten werden jene, weisen väterlichen Worte und sich ihnen anzupassen als ihre patriotische Pflicht erachten werden — jene Worte, welche Se. Majestät unter Herr und König zu Klausenburg in der der Deputation des siebenbürgischen ungarischen Kulturvereins entheilten Antwort sprach : „Die Verbreitung der Kultur und die Festigung wirklicher Vaterlandsliebe betrachte ich — spra­ Se. Majestät — bei jeder Nationalität als ein edles Ziel, und wenn Sie, nach diesem Ziele strebend, ebenso eifrig als tastvoll verfahren, werde ich Shrer eg jederzeit mit mohlwollender warmer Sympathie folgen.” Welche Zauberkraft es einer solchen Bewegung leiht, mieisn sie sie der Sympathie des Staatsoberhauptes versichern kann, ut über­flüssig weiter zu entwickeln. Auch diese hocsinnigen, von Staats­­weisheit Szahlenden Worte, ‚ımjeres , Monarchen, geben: neuerlich Hengrich Davon, das „der König ‚der erste Umgar' it. Der Herr des Himmels erhalte ihn von ungarischen Staate, zur gleichförmigen­­ Beglüdung seiner treuen Bürger, ohne Na­chsicht auf Standesumter­­schiede, bis zur äußersten Grenze menschlichen Alters! 65 lebe der König! (Langandhaltende stürmische Eljeítente.) Nach Beendigung dieser mit stürmischen Beifallsrufen aufge­­nommenen Rede ergreift Nikolaus Bartha das Wort, um zu beantragen, daß die Rede des Präsidenten, welche als das Programm des Kongresses betrachtet werden kann (Zebhafte Zustimmung), dem vollen Inhalte nach zu Protofoll genommen werde. (Allgemeine Zustimmung.) BVorfigender Graf Ludwig Tipa betraut hierauf den Schriftführer Budan mit der Führung des Protokolls und Dr. GHabenmedi mit der Entgegennahme der Anmeldungen. Folgt der zweite Punkt der Tagesordnung: Vertrag über die Bestrebungen der im P Vater­­lande einftirenden Bereiche, nebst der Geschichte derselben. Referent: Vizebü­rgermeister Kal Gerlóczy. Der Vortragende hebt die Vorzüge der Kulturvereine­ hervor, welche nicht blos die geistige Kraft der Bevölkerung erhöhen, sondern au Für die materiellen Vortheile, die Hebung von Handel und Gewerbe Sorge tragen. Sie fordern die Errichtung von Kinder­bewahr-Anstalten, Elementarschulen, Kindergärten, Schulbibliotheken und rufen zahlreiche andere Faktoren der Kultur und der Zivilisation ins Leben; sie geben six die nichtungarischen Bewohner nütliche, patriotische Bücher in der Muttersprache der betreffenden Bü­rger nichtungarischer Zunge heraus und heben das soziale Leben durch er­­bauliche Vorlesungen. Ihre Devise ist „Liebe und Toleranz“ und ihr Bestreben it darauf gerichtet, daß jeder Bürger des Landes, welcher beansprucht, zu­ den gebildeten Leuten gezählt zu werden, außer seiner Muttersprache auch Die ungarische Sprache erlerne, mit Hilfe welcher er seine Fähigkeit auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens vermerk­en könne. Bisher gibt es bereits 35 solcher Vereine. Doch gibt es noch im­mer zahlreiche Gegenden, in welchen ver gekenn­­zeichneten Bewegung, gegenüber der größte Andifferentismus herrscht, und zwar sind dies insbesondere die rein ungarischen Gegenden. Bedauerlich it, daß die betreffenden Vereine den jungen Leuten, wenn­ dieselben die Schulen absolvirt haben, zu wenig Aufmerksamkeit schei­­nen. Diesem­ Weberstande sollte durch die Errichtung von Volksbiblio­­­theken angeboten werden. Der Vermögensstand der Kulturvereine kann nur an­nähernd mit 629.289 fl. 52 fl. angegeben werden. Das ist zwar sein besonders großer Betrag, aber man darf nicht vergessen, daß an vielen Stellen der Kulturverein schon dadurch wüßt, daß er existirt. Der Vortragende legt im Uebrigen sein Werk über „das Leben der ungarländischen Kulturvereine“ vor, in welchen die Verhältnisse der bereits bestehenden Ku­lturvereine befeichtet sind und welches unter die Anwesenden veru­heilt wurde. Nachdem der Vortragende seine­­ Vorlesung unter lebhaften Elfenrufen geschlossen hatte, wurde ihn auf Antrag des Vorfigenden für sein mit großem Eifer zusammengestelltes Mert Dant votirt. Den dritten Gegenstand der Tagesordnung bildet der Vortrag, Dr. Géza Kennedis. Derselbe bejaht sich mit der Frage, auf, welche Werse die Kulturvereine die Mitwirkung der ungarischen Staunen ermerken könnten. Es ist seine banale Höflichkeit, von den Frauen zu behaupten, daß sie im gesellschaftlichen Leben einen der: ersten Plage einnehmen und überdies einen bedeutenden Saftor des,­­ feindlichen Lehren zu verkünden, Q Bürger dieses Landes i Bewegung betrachte, der. i .

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