Pester Lloyd - Abendblatt, November 1888 (Jahrgang 35, nr. 252-276)

1888-11-22 / nr. 269

. «.-·:F«.k­,T' skksxixsjesxissi (Einzelne Nummern in Budapest 3 Fr., in der Provinz 4 fr. in allen Berschleißlokalen.) Budapest, 22. November. — Die Thronrede, mit welcher der Deutsche Reichstag heute wieder eröffnet wurde, liegt uns zur Stunde nur in einem offenbar sehr unvollständigen Auszüge vor; doch genügt die Skizze, welche von dem auf die au­s­­wärtige politik bezüglichen Theile geboten wird, um Die Enunziation als eine durchaus friedliche erscheinen zu lassen. AS gälte es, neuerdings die in manchen europäischen Streifen Herrschende Auffassung zu zerstreuen, daß der jugendliche Kaiser von militä­­rischen Thatendrang beseelt sei, wird in der Thron­­rede die entschiedene Friedensliebe des Monarchen mit fast feierlichen Reccenten betont, und jedes Kriegsgelüste als ein unchristliches und u­nverantwortliches Hingestellt. Spezielle Hinweise auf die bestehenden Bündnisse sind — in wenigstens nach der vorliegenden telegraphischen Gu­zze — in der Kundgebung nicht enthalten, doc wird nach den Besuchen von Wien­ und Non selbst­­ die professionsmäßige Schwarzseherei daraus keine abträglichen Abschlüsse ziehen. In der P­erspektive­­ dieser Thronrede verliert auc die allgemeine Situation den besorgnißerregenden Charakter, welcher ihr­ leiterer Zeit, namentlich in deutschen Blättern, zugeschrieben wurde. Wohl wird nicht die bestimmte Zu­­versicht, sondern nur ziemlich konventionell Die­­ Hoff­­nung ausgesproc­hen, Daß­ es gelingen werde, den Frie­­den zu wahren; aber es st­ehon an sich. eine nicht zu unterschagende Garantie, wenn Die leitende Macht des Kontinents sich mit solchem Nachdruch, wie dies in der Thronrede geschieht, für Die Friedenserhaltung ausspricht. Die Reifen des Deu­tschen Kaisers habar ebenfalls, nach den Worten der Manifestation, diesem Zmede gegolten, und nun­ mag der politischen Hermene m­it Thür und Thor geöffnet sein zur Untersuchung, an welchem der Höfe, die der Kaiser besucht hat, fi diese Mission zunächst bethätigt habe und zu welchen Gestaltungen sie geführt. Allein für Denjenigen, der sie nicht in unergründliche Käthselfragen versenken will, wird es vorerst genügen, daß die Hoffnung auf die Wahrung des Friedens eben nach jener Neise ausgesprochen wurde und daß also der Umweg, den der Deutsche Kaiser mit seinen Befunden verband, auch erreicht sein müse. Unter den übrigen Angelegenheiten, welche die Thronrede berührt, steht die ostafrikanische Frage einigermaßen mit der auswärtigen Politik in Ver­bindung; da sind hierüber keine neuen Gesichtspunkte er­­öffnet und es bleibt abzuwarten, welche Vorlagen dem Reichs­­tage in dieser Hinsicht zugehen werden. Es freut uns, wieder einmal die Gelegenheit zu haben, uns­ über einen Artikel des Wiener „Times"-Kor­­respondenten mit unbedingter Anerkennung aussprechen zu können. Der Artikel behandelt die Vorgänge in Ser­bien und enthält außer einer interessanten Charakteristik der serbischen Parteifü­hrer sehr richtige Bemerkungen über die dortigen Verhältnisse, wie sie sich nach der Proklamirung der vorzunehmenden Behfassungs-Revision gestaltet haben. Herr Brinsley Richards bemerkt ganz zutreffend, daß das Wiener Auswärtige Amt von diesem Entfehlun des Königs ebenso­­ überrascht war wie alle Welt, weil es seine Kenntnis von­­ diesem politischen Schachzug hatte, und wen der König in Wien um Rath gefragt hätte, so würde er vielleicht die Antwort erhalten haben, daß es besser ‚sei, eine mangelhafte Berfaffung in liberalen Sinne wirken zu lassen, als durch eine neue Verfassung unerfüllbare Hoffnungen sie erweden. Nun hänge so ziemlich. Alles von der radikalen Partei ab, melde bei den­ Wahlen für­ die­ große Skupstina voraussichtlich eine überwiegende Majorität erhalten wird. Wenn es den radikalen Führern gelingt, das vom Nevisions- Ausschuß vorzuschlagende Kompromiß von ihren Anhängern annehmen zu lassen, dann kann Alles gut gehen, wenn aber die Radikalen ihre Majorität ausnügen wü­rden, um die Bor­schläge des Ausschusses ihren Anfchammmngen von einer idea­­len Berfaffung entsprechend zu amendiren, so geriethe der König in das Dilemma, entweder sich einer Berfaffung zu umterwerfen, die ihm die Hände bindet, oder Die große Skupstina aufzulösen und bei der jenigen un­gersdirten Verfassung zu bleiben. König Milan wisse es jeher wohl, daß Ruslands Ziel sein andere s­ei, als ihn zu stürzen, und daß gewisse Führer der Radikalen, sowie die ganze liberale Partei bereit seien, dieses Ziel zu fördern; es wäre somit eine rein selbstmörderische K­apitu­­lation von seiner Seite, wenn er nicht auf seinem Vorrecht bestände, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen und im Allgemeinen die auswärtige Politik des Königreiches zu kontrollren. Der Ber­affungs-Entwurf der Kommission wäre, was die inneren Angelegenheiten amn betrifft, nicht gefährlich. Derselbe Taßt­and die erwähnten Vor­­rechte des Königs, sowie das Recht der Einberufung der Skupftina unberührt, die Radikalen aber verlangen, daß das Net, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, der Skupftina zustehe, welche sich jährlich an einem be­­stimmten Reitpunf versammeln sol, ohne vom König einberufen zu werden. Die Machtalen künnen diese Forde­­rungen im Schoße des Revisions-Ausschusses nicht Durch­­fehen, sollten sie aber den Bersuch machen. Dieselben Durch die Skupftina votiven zu lassen, so müßte der König sich dem widerlegen. Er karn si getroft darauf berufen, daß er in der Gewährung einer freien und verfassungs­­mäßigen Regierung bis an die Grenzen des Möglichen gehen wollte, aber er kann sich nicht stellen, als ob er von den antidynastischen und antipatriotischen Absichten jener Politiker seine Kenntniß hätte, die ihre Fustenktionen von ausländischen Beschmwörern erhalten. Er kann in dieser Beziehung umso entschiedener sprechen, als das Landvolf die Pläne der radikalen Führer sicherlich verwerfen wü­rde, wenn es dieselben verstünde. Nicht die Bauern werden die rusischen Ordenszeichen, Pensionen und andere Be­­günstigungen erhalten, sondern die radikalen Iutri­­guanten, wenn es ihnen gelingen wü­rde, Serbien gegen Oesterreich - Ungarn aufzuhegen. Wenn aber die Radikalen die dem Wolfe angebotenen reellen Vortheile von sich weisen und Ziele anstreben, die der König nicht genehmigen kann, so wird das Experiment der Verfassungs- Revision erfolglos bleiben. Aber selbst dann müse anerkannt werden, daß der König sein Bestes gethan habe, und die Verantwortung für die Wiederherstellung des absoluten Regimes in Serbien wird Diejenigen treffen, welche das versöhnliche und patriotische Entgegenkommen des Königs nicht angenommen haben. — Das ist im Wesentlichsten der Inhalt des erwähnten Artikels und jeder Unbefangene muß zugeben, daß der Berfasser die Verhältnisse in Serbien mit richtigem Blide erfaßt und in treffender Weise beurtheilt habe. Man wird sie in Petersburg nicht befragen können, daß die europäischen Regierungen bezüglich der Durchführung des großen russi­gen Ansehensprotektes megt etwa fair play beobachtet haben. Abgesehen von den­ Schwierigkeiten, welche die Nuffen sich selber dadurch bereitet, daß sie die Ordre betreffs der Neuorganisirung der Armee unmittelbar auf den Abschluß des An­sehens folgen. Tießen, sind ihnen keinerlei K­indernisse erwachsen. Und selbst die erwähnte Drdre, der troß des besten Bemühens kaum eine gute und friedliche Seite abzugewinnen ist, zumal so weit die österreichisch­­­ ungarische P­resse dabei in Betracht kommt, ist allmärts mit bemerkenswerther Ruhe und Mäßigung und mit dem aus­­gesprochenen Streben, jeden umzeitigen Alarm zu verleüten, besprochen worden. So viel Rücksicht würde wohl auch von der anderen Seite einiges Entgegenkommen verdienen. Sudefsen war bisher noch nicht­ wahrzunehmen, daß die euffische Presse in ihren Reulierungen gegen Oesterreich- Ungarn und gegen Deutschland.. sich­,etwas mehr Rücksicht auferlegt, fi eines freundlicheren ones hätte. Der „Ruffische Bote“ "hat Dieser Tage einen Artikel veröffentlicht, in welchem er die außerordentliche Enthüllung brachte, daß­ Fürst Bismarc im Jahre 1863 unter dem Dechmantel der Sympathie für Rußland und mit dem­. Anscheine, dem Czar in dessen damaligen Verlegenheiten zu helfen, auf die Armerien Aussisch-Polens­ ausgegangen­­ sei. Es sei damals nämlich eine Konvention zwischen Ruß­­land und Preußen zu Stande gekommen, melde den Ein­­marsch preußischer Truppen in Polen behufs Unterftügung Rußlands für gewiisse Eventualitäten, stipulirte, und der „Ruffische Bote” ist nun bemüht nachzu­weisen, daß Fürst Bis­­marck in solchem Falle Ruffisch-Polen zu einer preußischen Provinz gemacht haben würde. "Mit­ solchen Märchen, die ‚nicht einmal gut­ genug sind, politische Grinlinge zu füdern, wird in Rußland die öffentliche ‚Meinung bearbeitet, um dieselbe , ja nur­­ gegen die beiden, Nachbarn im Westen ein­­zunehmen. Deutschland und­­ Oesterreich-Ungarn werden dabei immer zusam­mengehalten.­ Wird der Eine von­ ihnen angegriffen, geht auch der Andere nicht leer aus. CS mani­­festirt si darin eine so überzeugende Erkenntniß der Ge­meinssamkeit der Interessen Deutschlands.. und Oesterreich- Ungarns, daß im Grunde alle Ursache vorhanden, dieses Zeugniß aus dem Lager des“ Gegners mit Dant zu quittiren. .­­ . «. .. «­­befleißigt .Der Finanz-Aus­schuß des Abgeordnetenhauses wird seine nächste Sitzung nicht heute,sondern erst morgen, Freitag,Abendsatzmötiguhrhalten und in derselben Berichte a­uthentiziren sind die Verhandlung des Budgets des Handelsminister­iums fortsetzen. ‚ überall die herzlichsten Wiünsche für die 3ut =Der«,,Reichs­anzeiger« theilt mit, daß zu Ehren des Ber­burtstages der Kaiserin Friedrich gestern viele öffentliche und Privatgebäude Berlins flaggten, und fügt hinzu : „Mit der aufrichtigen Theilnahme an allem Schmerz, melchen das verfloffene Lebensjahr ihrer Majer tät­ig hat, verbinden si unft.“ Die , Norddeutsche Allgemeine Zeitung” schreibt aus demselben Anlasse: „Der Abwesenheit der hohen Frau ist es zuzuschreiben, daß­ der ehrfurchtsvollen Huldigung und Theilnahme nicht derjenige Ausdruch gegeben ‘werden kann, der sonit diesem Tage das Gepräge verlieh. ber alle Herzen werden sich heute inniger denn je­der in der Ferne meilenden erlauchten Fürstin zumenden und pietätvoll des schweren Leides gedenken, von welchem dieselbe, betroffen morden, und dem Ge­denken m wird sich der Wunsch verbinden, daß Gott der Immergeprüften das herbe Geschhcd zu tragen, Durch w­elches zwei Nationen in so­ tiefe Trauer versenst worden sind.“ , Die , B o ft ü­bermundert den­ Muth und die Kraft, womit die Kaiserin ihr tieftragisches 208 ertrage, und sprigt den Wunsch aus, es mögen ihr in einer ruhmvollen­ Regierung des Sohnes stolze Freuden erblühen und die Mutter­­ entschädigen für das, was die Gattin verloren. . . hohen Fran die Kraft verleihe. Aus dem­ Beidjstane, der fünfte Tag der­ Regaliendebatte im Abgeordnetenhause sie sich ziemlich ruhigen. Die­­ ersten­ drei­ Redner von der Linken, Albert Szentfirályi, Koloman Szentiványi und Karl K­ip­ta­y beschwerten sich besonders gegen die den Städten zuzufügende Unbill und gegen die Statuirung­ des Finanzministers als oberstes Forum in Entschädigungs- Angelegenheiten, während­ Zoltan för­st von der Rechten, die an­­gegriffenen Bestimmungen der Vorlage vertheidigend, für die Städte gleichwohl eine von 1882 bis 1887" gehende " Entschädigungsbasis verlangte. Nachdem noch Gmerich Szalay die bekannten Argumente gegen die Vorlage angeführt und als Novum die Berechtigung falscher Steuerfassionen aus der Bachzeit deduzirt, und Alexander Mohay gegen die­ Opposition mit, Gejgid und Glüd polemifier, schaarte sich das Auditorium um Helfy, der aber auch nicht viel Neues zu sagen hatte. Nach 1 Uhr kam noch Emericd Rifi zu Wort, der die Stellung der Hauptstadt zur Vorlage zum Gegenstande von trefflichen, mit Verve vorgetragenen Bemerkungen machte. In gelungener Weise persisierte er an, von den Beifallskundgebungen der Rechten und von Zenilchenrufen der Oppo­­sition stellenweise unterbrochen, die Aufstellung von der „antibürger­­­­lichen“ Haltung dieser Regierung, er wies sodann nachh, die gefähr­­lich er wäre, den Gemeinden mit der Manipulation des Schanf­­rechtes auf die Ablösungslasten­­ selbst aufzubürden, während die Partizipation cam­pUebershuffe allen gerechten und Billigkeits-Rücksichten entspricht. Auf die­­ Apostrophe Kaas’ an die hauptstädtischen Abgeordneten er­widerte Nedner, daß jeder Abgeordnete die Unteressen seines Bezirks am besten ver­­tritt, wenn er die der Gesammtheit wahrnimmt. Der etwaige Eingang an Regalieneinkommen der Hauptstadt werde bereits durch die gestern angeregte Konversion unwettgemacht werden können. Er schloß mit der Webterzeugung, daß die Regierung allen billigen Anforderungen der Hauptstadt in vollstem Maße gerecht werden werde. Folgte zum Schluß ein luftiges Biertel: B. Komlöffy anti­­semitischen Ungedenkens hielt eine seiner lieblichen Kapuzinaden, worauf die Debatte (nach 2 Uhr) auf morgen vertagt wurde. Vorgemerkt blieben noch fünf „für“ und drei „gegen“. úg­e­r Präsident Thomas Becky eröffnet die Sigung des Abgeordnetenhauses nach 10 Uhr Vormittags. — Schriftführer: Beöthy, Szathmáry, Nagy. — Auf den Minister­ autenils: Tiba, Fabiny, Baron Fejerváry, Bedefovid. Das Protofoll der jüngsten G­iftung wird verlesen und authentzirt. BR · Präsident meldete an.Zuschnft des Magn­aten­­hauses, mit m welcher mitgetheilt wird, daß dort die Konver­­sions-Vorlage ohne Renderung angenommen wurde.­­— Das Gefeg wird nunmehr­­ der­ allerhöchsten Sanktion unterbreitet­ee Gesuch der Hörerschaft der Debrecziner Rechtsakaderie in Angelegenheit der Wehrvorlage geht an den Wehrausschuß. Das Gesuch der Regalienpächter des Hepeser Komitats in Betreff der Regalien-V­orlage wird im der Kanzlei des Hauses deponiert. Präsident berichtet,daß die vom Hause zum Leichenbegäng­­nisse des Grafen Bäla Bánffy entsendete Deputation einen Kranz im Namen des Hau­sescmf die Bahre des Verblichenen niedergelegt habe. In Folge dieses Todesfalles wird das Haus einen Vizeprä­­sidenten und ein Mitglied in den Komm­unikations-Au­sschuß zu wählen haben.Ferner wird im Bezirk"Bänffy"-Hid­tyad die Neuwahl auszuschreiben sein.In Betreff der letzteren erbittet sich der Präsident die Ermächtigung des­hauses;in Betreff des Ersteren wird er dem Hause demnächst Vorschläge machen.(Allgemeine Zu­­­stimmung.) Folgt die Tagesordnung: Fortgebung­­ der Debatte über die Regalienvorlagen. Weiteres im Morgenblatt. . .. Engeswenigkeiten. Allerhböchste Bestätigung) Durch aller­höchsste Entschließung vom 7. November wurde die Ermwählung des Drahovitzer Archimandriten Miopin Nik­lics zum griechische orientalischen serbischen Bischof von Patrac bestätigt. (Suffizielle Ernennungen) .Durch alle­­höchste Ents­ließung vom 16. November wurde auf Vorlage des Justizministers der Richter an der Budapester köingl. Tafel Wilhelm Major Elyn zum Präsidenten des Gerichtshofes für den Pester­­­­ Zandbezirk ernannt. Ferner wurde dur­ allerhöchste Entschließung ernannt: Ludwig Kovács-Sebesténny zum Staate­­an­walt in Aranyos-Maröth; Vinzenz; Sztrehay zum Richter am­ Trenceiner Gerichtshof;. Dr. Fold Pap zum Richter am Máramaros-Szigeter Gerichtshof. (Das 21% festgestellt. .. Zollagio)wurde für den Monats Dezember mit u­­ne (Die jü­ngste Erzherzogin.)Aus Preß­­burg wird heute berichtet:Um 111 12 Uhr Vormittags fand die Taufe der neugeborenen Erzherzogin im Weißen Saale des erzherzoglichen Palais im Beisein des Erzherzogs Friedrich,der Erzherzogin Elisabeth und des Hofstaates statt.Taufpathin war die Herzogin von Württem­­ber­g.Der Täufling erhielt die Namen:Isabella Maria Theresia Christine Eugenie.«Den Taufakt vollzog der Stadtpfarrer Bischof Heiller mit großer Assistenz.Nach der Taufe,welcher als Gäste Obergespan Graf Esterházy,Bü­rgermeister Mergl,Stadthauptmann ,Kozsehuba,­Dr.Tauscher und die Spitzen der Militärbehörden,die Generale Catt,Foringäijustas und Wimmer beiwohnten,fand­­ ein·Dejeuner statt. »(Das deutsche Schulgeschwader in Fiume.)Ueber das Galadiner,welches—wie ein Telegramm un­­seres gestrigen Abendblattes bereits gemeldet hat­—der Gouverneur von Fiume Graf August,3ichy am 20.d.«M.anhrendes Stabes der im Fiumaner Haer liegenden deutschen Schul-E­skadre­ veranstaltete,wird d­ns nachträglich geschrieben:Das Diner begann umseh­lIhr Abends.Es waren im Ganzen zweiundvierzig Gäste anwesend,«darunter sechzehn Herren von den deutschen Schiffenyjntep ihnen der Militäri Adlattis der deutschen Botschaft­ in Wien, Major Deines.Gouverneur Graf Zichy brachte folgendes­ Toast aus: ,,Es ist«zum ersten Male der Fall,daß wir die Ehre haben, in der ungarischen­ Hafenstadt eine kaiserlich veutiche Esfadre zu ber grüßen. 30 heiße, unsere hochgeehrten Gäste willkommen und erhebe mein Glas auf das Wohl des allerhöchsten Kriegsheren des Deutschen Reiches, Gr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und des ganzen kaiferlichen Hanses. Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. lebe hog!" Die Worte des Gouverneurs wurden mit dreimaligem Hoch aufgenommen und die vor dem Gouvernement 3-Balatte aufgestellte Militärkapelle spielte das „Heil Dir int Siegesfranz". Sodann erhob sie der Kommandant der deutschen Eskadre, Kontre-Nedm­iral Ho [IL­mann und sprach Folgendes: „als auf Sun unsreres allerhöcssten Herrn, Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, diese Schul-Eskadre ihre Studienreise antrat, empfahl Sr. Majestät den Besuch der ungarischen Gemäfler und des in der Entwicklung begriffenen jungen, ungarischen Hafens unserer beson­­deren Aufmerksamkeit.. Wir sind in Befolgung­ des allerhöchsten Ber­­ehles, andererseits aber, da, mie den Weltruhm der ungarischen Gastfreundschaft kannten, mit Freude und großer Erwartung nach Fiume genommen. Doch was auch unsere hochgespannte Erwartung hier zu finden hoffte, es wurde, ich gestehe es offen, von der Wirt­­lichkeit übertroffen. Wir fanden hier einen überraschend schönen, großen und sicheren Hafen, voll rührigen Lebens, voll regen Verkehrs, eine­ große Handelstadt, wie wir sie hier zu finden gar seine Ahrmung hatten. Man­ pflegt, Stume und den Duarnero mit der weltberühmt schönen Gegend von Neapel zu vergleichen. Der Vergleich ist zur treffend, aber es wird nicht lange Zeit vergehen und man wird nicht Neapel, sondern Fiume als Musterbild und­ ver­­gleich Sobjett aufstellen. Das große und­ blühende Fiume zeigt, daß diese Hafenstadt sie in den Händen einer Nation, einer Regierung befindet, welche für das Aufblühen, für die Größe derselben­­ riesige Opfer bringt. 65 zeigt, daß die ungarische Regierung hier mit meiner Einsicht, mit Energie, mit rühriger Thätigkeit an der Arbeit ist. Das ist eine Bürgschaft dafür, daß Fiume einer großen, glänzenden Zu­­kunft entgegengeht. Meine Worte sind feine­­ Schmeichelei, mein ,ob Tann ja Taum, großes ‚Gewicht haben vor der ungarischen­ Nation ; meine Worte sind aufrichtig, vom ‚Herzen kommend, wahr. Indem ich auf eine Schöne, glänzende Zukunft dieses, ungarischen Fiume mein­e Slasıerhebe, wünsche ich, daß der­ Herrscher Ungarns, der Kaiser und apostolische König Franz Josef I. lange lebe! Der Rede des Gontre-Admirals folgten stürmische Hochrufe und die Militärkapelle intonirte die Volkshymne. In einem zweiten Toaste­r trank der Kommandant auf das Wohl des gastfreundlichen Hausherren­­ und seiner edlen Gemahlin. Gleich dem Admiral sprachen sie auch die deutschen Offiziere mit hoher Befriedigung über­ Finne,­­ seine Anlage und­ seinen Ver­eht aus. (Der Konvent des­­ Donaudistrikts evangelisch-reformirten Kirche) üt gestern nach mittags, nachdem der aus Duch­megs unrichtigen Gegenständen leer stehende Neft der Geschäftsordnung seine Erledigung gefunden, ges­chlossen worden. . . (Der h­auptstädtische Magistrat) erledigte in seiner heutigen, unter dem Bräsidium des Bürgermeisters K­a­m­­mermayer gehaltenen Sigung folgende Angelegenheiten: Für­ die Zmede der Ringbahn sind 27877 Quadrat- Klafter städtischen Grundes zu erpropriiren. Der Magistrat b­illigt darein, daß vorbehaltlich der nachfolgenden ordnungsmäßigen Ent­­scheidung die Ofsupation, nach Maßgabe des Bedarfes, erfolge. — Auf Antrag der Kommission für bildende Kunst wurde beschlossen, an das Handelsministerr­um in Betreff des Chidjals der Ausstel­­lungsgebäude eine Vergenz zu richten. — Ein Antrag der Finanzkommission, daß zum Smede der Verpachtung des Kiost im Népliget eine Offertverhandlung aufzuschreiben sei, wurde acceptirt. — Entgegen einem Borschlage des Ingenieuramtes, wonach die Pflasterung der Neußern Kerepejerstraße erst im nächsten Frühjahre erfolgen sollte, wurde der Auftrag ertheilt, die noch immer­­ günstige Witterung zu benügen und die in Rede stehende Arbeit noch heuer rasc­estens durchzuführen. — Der bekannte Erlaß, welch­en " der Minister des Synnern in Angelegenheit der E­r­­richtung des Diner Schlachthauses an die Stadt­­behörde gerichtet hat, wurde im Wege des Oberphysikats an die Sanitäts-Kommission zur Begutachtung gewiesen. Zugleich wurde auch der Baudirektor aufgefordert, sich in dieser Angelegenheit vom Standpunkte der Regulirung der Stadt vernehmen zu lassen. — Ein Gesuch der­ Professoren der Mädchen-Bürgerschule in der Festung, einige Lehrsäle zu dem Ymede in Anspruch neh­­men zu dürfen, um daselbst an Mädchen über 14 Jahren Unterricht aus den Lehrgegenständen der V. und VI. Klasse der Bürgerschule ertheilen zu können, wurde vornehmlich aus dem Grunde abgelehnt, weil dies nur eine neuerliche Belastung der Eltern im Gefolge haben würde, wozu der Magistrat die Hand nicht­­ bieten zu sollen glaubt. Damit war die Sibung zu Ende. Besteuerung der Meininger. Das mate­­riell nicht ungünstige Resultat, welches unsere Steuerbehörden bei Frau Sarah Bernhardt erreichten, scheint ihnen zu weiteren ähnlichen Ver­­suchen Muth eingeflößt zu haben. Für heute war der hiesige Rechts­­­­vertreter der Meininger Schauspieler-Gesellschaft, die jüngst hier ein einmonatliches Ga­ftspiel absolvirte, Dr. Heinrich Schiller, vor die Steuerbemessungs-Kommission geladen, um die zur Bemessung der Einkommensteuer nach dem jüngsten Gastspiel dieser Gesellschaft nöthi­­gen Daten vorzulegen. Der genannte Vertreter machte jedoch die prin­­zipielle Einwendung, daß hier sein nach unseren Gefegen steuerpflich­­tiges Einkommen vorliege und ersuchte, die Verhandlung zu vertagen, da er gegen den Bescheid des Steuer-Inspektorates, in welchem die Steuerpflictigkeit ausgesprochen wurde, den Rekurs ergreifen wolle und jet über die nöthigen Daten nicht verfügt. Die Kommission war courant genug, dieses Ansuchen zu gewähren und vertagte die Ver­­handlung bis zur Zeit der nächstjährigen regelmäßigen Steuer­­bemessung. (Selbstmordversuch in der Kaserne) in der Dalero-Kaserne hat vor einigen Tagen ein aus Kecstemet gebürtiger Rekrut der 14. Kompagnie de Regiments Mollinary sein Mannlicher­ Ge­wehr auf sich abgefeuert. Der Mann verloste sich bevenkli), lebt aber noch und wird wahrscheinlich gerettet werden können. Das Audi­­toriat hat behufs Cruh­ung der Ursache dieses­ Selbstmordnerfuchs eine Untersuchung eingeleitet.­­ (Einbrucg.) Am 20. d. M. brachen unbekannte Thäter in die an der Kerepeferstraße 26 gelegene Forrnierfabrik Kummer u. Komp. ein, öffneten den Tisch des Geschäftsführers Zapradil und ent­wendeten 55 fl. » (Gesundheitsschädlicher Zucker­)Der­ Mechaniker­­lehrling Josef Frii()wirth erhielt gestern in der Lehrlingsschule am Bakäcsplatze vo­r einem bisher unbekannten Knaben ein­ Stück schwar­­zen Zucker-Thenek auch verzehrte.Kurz darauf wurde Frühwirth unwohlu­rch mußte in bewußtlosem Zustande ins Rochusspital beför­­dert werden. Pe­te. (Selbstmordversuch.) Der Müllergehilfe Ludwig B­a­r­­tal, 41 Jahre alt, aus Guta gebürtig, brachte sich heute Nachts in seiner, in der Unteren Eisenbahngasse gear­bet­et, mit einem ht mehrere leichte Vermundun­­gen bei. Die Funktionäre der Freiwilligen Rettungsgesellschaft " Taschenmesser in selbstmörderischer Abf" transportirten ihm­ ins Rocusspital, wo er angab, daß ihn Häusliche Zmiftigkeiten zu dieser That veranlaßten. jó HIL (Eisenbahnunfall.)Arts Oroshaza wird und vom 21. b. geschrieben : Als Heute Früh um 5 Uhr 22 Min. der Personenzug, von hier gegen Eservás fi­­lm Bewegung jeßte, stieg im hiesigem Bahnhofe der Konduktene — ein junger, kräftiger Mann — auf das Trittbrett der Coupés und bitete sich zur Dampfheizleitung, um die Pumpe zu richten ; er fiel aber auf die Schienen so unglücklic, daß ihm im­ Moment beide Hände und ein Bein förmlich entz­weigeschnitten waren; auf am Kopfe erlitt er starre Kontusionen. Der Unglückliche, Vater von zwei Kindern, ist noch am Leben. Der hiesige Bahnvorstand, ließ sofort Aerzte holen und bot alles Mögliche auf, um die Schmerzen­ des Unglückkichen, der mit dem Abendzuge nach Szegedin transportirt wurde, lindern zu helfen. (thlthätige Stiftung­)Der verstorbene Präsidents desslausennburger Gerichtshofes Paul Biró hat seinerzeit immn-· verstandnisse mit seiner noch lebenden·Gattin Frau Josengix( geb.G»x)örffy dem ungarischen Verein vom Rothen Kreuz testas­ment auch den Betrag von sOOO Gulden mit der Bestimmung hin­­­terlassen,daß dieses LeggtI nach dem,Ableben bei der Erblassercxus­, bez­ahlt werde­.Die Dexektwn des­ Rob­ens-Kreuz-Vereins hat der , ihwe fü­r diese hochherzige Spendemnigen Dank ausgesprochen sind beschlossen,das Perthc’ich m­iß seinerzeit dem Fond des Elisabeth-? sprtals einzuverleibenck undpie a auf einer Marmortafel im­ genannten Krantenhause mit der Inschrift­ zu verewigen: „Paul Bird und seine Gattin Sr Györffy zum Andenken an ihre ver­­storbenen Kinder ofef, Pauline, Rosa und Margit.” Der Ka des Glisabethspitals beträgt, Dieses Vermächtnis miteingerechnet,­­ 123.000 fl.; aus dem Zinsenerträgniß Dieses Kapitals welden die Berpflegtoten jener unbemittelten Kranken bestritten, welche auf die vier Gran­d- und elf Stiftungsbetten des Spitals Aufnahme finden.­­ Amerikanisch.­ Ein New-Yorker Raritäten-Kabinett- Refiser hat dem bisherigen britischen Gesandten in den Vereinigten Staaten, Lord Sadville, der in der jüngsten Zeit so unangenehm­es Aufsehen erregt hat, ganz ernsthaft den Vorschlag gemacht, ih in einer Schaubude in der achten Avenue zweimal die Woche drei­ Stunden lang sehen zu lassen. Das angebotene Honorar beitrug 2000 Dollars wöchentlich und außerdem versprach der Edle no,‘ Logis und Befestigung für den britischen Lord und dessen ‚Gefolge zu zahlen. Gerichtshalle. Preßprozeh der „Rumänischen Nevue”’. Heute fand die Hauptverhandlung in dem Preßprozesse statt, melden die königl. Staatsanwaltschaft in Arad gegen den Reicisaer Vollschullehrer Stefan Alb­u angestrengt hat. Albu hat — mie mir dies vor einigen, Tagen mittheilten — in den Julie und August-Heften der in Nejchiga erscheinenden Mo­­natsschrift „Numänische Revue” zwei Artikel veröffentlicht, welche nach der Ansicht der Staatsanwaltschaft geeignet sind, die Rumänen zum Haffe gegen die Ungarn aufzureizen. Im ersten intrrminirten Artikel­­ wird die Lage der Rumänen in Ungarn und Siebenbürgen besprochen , und behauptet, daß in Ungarn hinsichtlich jeder Frage des Staatlichen Lebens lediglich die ungarischen nationalen Interessen zur Geltung gelangen ; im zweiten Artikel wird darüber Klage geführt, daß­­ der griechisch-orientalischen rumänischen Kirche in Ungarn Sonderriffe in den­ Weg gelegt werden. Albu wurde in dieser Angelegenheit bereit ein­­mal vom Arader Schwurgerichtshöfe zu einem Jahre Staatsgefängniß und zu 500 fl. Geldstrafe verurtheilt, die königl. Kurie jedoch Faslixte dieses Urtheil aus formellen Gründen und verwies die Angelegenheit zur neuerlichen Verhandlung vor den Budapester G Schmurgerichtshof. " Dem Gerichtssenate präsidirte Franz Szértács; Botanten : Baron Béla Rudnyanpiy und Sofef Kálomn; Schrift­­führer: .Krenedics. Die Anklage vertrat Bize-Staatsanwalt 033 du, Vem­ Angeklagten Stefan Alb­u vertheidigt der Lugoser Advolat Bredicsant. AS Dolmetic für die deutsche Sprache fungiert Dr. Alexander Fränkl Der Verhandlung­ mohnten zahl­­reiche Rumänen bei. Nikolaus Boncza, Koloman Brazay, Andreas Buzil, Franz —_ EN Die Jury fanstituirte fi folgendermaßen : era Sharan­­ , OPI, Gustan­­ Weinberger, Franz . Halák, Koloman . Kanczer, Koloman Hundy, Adolf Totid, Ludwig Krauß de, Megger, Ludivig, Giczey, Een­ach Emmerling;­ Erfasgeschmorene: Mexius Huzella und Baul . veßberger. Jade Beeidigung der Geschmorenen gibt Angeklagter Stefan Albu an, daß er 41 Jahre alt, Iedig, Verfasser der beiden in­terminirten Artikel und bisher preßgerichtlich unbeanstandet sei. Folgt die­ Verlesung der Anklageschrift und der beiden inkriminellen, überaus langathmigen Urtikel, womit va Beinweisv­erfahren geschlossen wurde.­­ » Nach einer kurzen Pause hielt­ der öffentliche Ankläger Vize­ss Staatsanwalt Alexmåcitscu seine Schlußrede,in welcher er zunächst hervorhebt,dass zwisch­en der jeweiligen politischen Stimmung und der politischen Presprozesset.In Ungarn ein inniger Zusammen­­­­hang bestehe Alsmhensiebziger Jahretk die Russen die Türken— angriffe und a kannen die Prozesse gegen die Nationalitätenpresse in­ Ungarn am häufigsten vor.Bei solchen Gelegenheiten lieben es die Nationalitäten,sich über Unterdrückung seitens der herrschenden Race zu beklagen­.Sobald irgendeine politische Bewegung auf unserem Erdtheil entsteht,­da erhebetr auch die bisweilen schlummernden Nationalitäten-Agitatorers t ihr Haupt,um theils in wuchtigen,theils in unsinniger Sprache Ihre Klagext vorzubringen.Wer die Verhält­­nisse unter den Rumö­nen nichtkennt könnte leicht zu dem Glauben­ veranlaßt werden, daß jo manche ihrer, Klagen, namentlich mas ihre Armuth und die Verarmung ihrer Kirche und kulturellen Institute­­ betrifft, berechtigt sei. Und doch ist dies nicht, der Fall. Denn als von der­ Kolonisirung der südungarischen Theile die Rede war, da waren die Rumänen nur schwer zu bewegen, ein Stüdchen Grund und Boden anzunehmen, da sie von den Hörigkeitspflichten Mefßert hatten, während zur gleichen Zeit die weit klügeren Serben die besten­­ Grundftücke bebauten und mit der Zeit die reichten ‚Leute wurden.­­ So kam es, daß die Rumänen arm blieben, woran jedoch nur sie , allein die Schuld tragen.­­ Die Rumänen hängen mit einer Art Fanatismus an ihrem Glauben, doch dachten sie Jahrhunderte lang nicht daran, ihre Kirche von der serbischen Suprematie zu befreien. ‚Grit seit den sechziger Jahren haben die Humänen überhaupt ihre eigenen Bischöfe und erst seit der ungarischen Aera denken sie daran, sich und ihre Kirche von den Serben loszumachen. Wenn nun jemand in einer an­­scheinend woilsenschaftlichen Monatsschrift aktuelle P­olitik treibt und behauptet, die herrschende Race, die ungarische nämlich, unterbrücke die Rumänen gemaltthätig, sie entziehe zum Bortheil der übrigen Konfessionen Der " griechisch-orientalischen Kirche jede Unterfrügung, , dam­­it dies ein gefährliches und strafmürdiges Unterfangen. Doppelt’ gefährlich ist, dieses Unterfangen, wenn, eine Nationalität derart darangutzt wird, die Feine Zeitungen [eft und. fi) nicht andern orientiren kann. Ungarn it heute vielleicht das einzige Land in Europa, wo volle, uneingeschränkte Preßfreiheit herrscht, wo Leder­­mann seine Meinung frei und offen jagen darf. Und wahr ist das Wort, das der Weise des Baterlandes, Franz Desk, gesagt hat, daß sein Programm über die Preßfreiheit nur dahin laute: „Lüge nicht.“ Der Angeklagte aber hat wissentlich die Unwahrheit geschrieben, als er die Ungarn gemaltthätiger und ungerechter Handlungen belul­­­digte. Er bittet Jona, den Angeklagten des P­reßvergehens der Auf­­reizung gegen eine Nationalität schuldig zu erkennen. .., vertheibiger Bredicsani plaidirt für die Freisprechung­­ seines Klienten, dem es ja nie eingefallen sei, gegen die ungarische­ Nationalität zu agitirren, sondern der blos eine in jedem freien­­ Staate erlaubte Kritik an der herrschenden Nationalitätenpolitik übte. Ein im Jahre 1848 geschaffenes Geset, sowie an Franz Det auf dem Reichstage im Jahre 1861 sprechen sich dahin aus, daß die Nationalitäten hinsichtlich ihrer Sprache, Gesittung und nationalen­­ Entwielung, nicht nur respettirt, sondern direkt unterstüßt werden sollen. Dies wurde auf Grund des Prinzips der Gleichberechtigung ausgesprochen. Nachdem auch noch der Angeklagte Stefan Albu einige Worte zu seiner Vertheidigung gesprochen, hielt der Präsident im­­ durchaus objektiver Form sein Nefume, worauf die Geschmornen fi zur Berathung zurückzogen. « Nach einstündiger Beral­hung fällten die Geschworenen das­ Verdikt,demgem­äß bezü­glich des ersten inkriminirten Artikels die That-und Schuldfungemrt 7 gegen Stimmen bejaht,bezüglich« des zweiten Artikels die That-111 Id Schuldfrage mit s gegen 4 Stim­­men vernernt w­urde . Auf Grund dieses Verbittes der Gesch­worenen verurteilte der­­ Gerichtshof den Angeklagten Stefan Abu wegen Preßvergeheng der Aufreizung gegen eine Nationalität im Sinne des Punktes 2 des 8. 172 &.-6. zu drei Monaten Staatsger­­fängniß, 300 fl. Geldstrafe, eventuell zu 30 Tagen Staats­­gefängniß und zum Erlage der mit 116 fl. 4 fl. bestimmten Kosten: der . Theater. für heute, Donnerstag, 22. November. Nationaltheater: „Stuart Mária". — Königliches Opernhaus: „A granadai éji szállässe, "A négy kérő". — Letzungstheater: „Väläs után". — PVBollstheater: „R ezigänybärö“. — Deutsches Theater: „Die Giegerin von Wien“. N | | , - .

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