Pester Lloyd, Oktober 1891 (Jahrgang 38, nr. 258-283)

1891-10-02 / nr. 258

I = A­vi » —««-«j» # — »».-«.»--1.:Yup.av"est,1.gktob — Der erste Abschnitt der Raiserreife durch men hat mit den gestrigen Tage seinen Abschluß je. Die Landeshauptstadt an der Moldau war durch­ Sucht von Tagen der Schauplan eines außergewohn­­en Gepränges, welches die Blide aller Völker der Monarchie auf sich Teufte. Es fehlte nicht an äu­ßerem Stanze, noch an Kundgebungen des Jubels, mit dem die Devölkerung von Brag den erlauchten Herrscher umgab. Ya,­m­miger als sonst schienen diesmal die Abeußerungen jener homagialen Gefühle zu singen, denen der Monarch ja auch­ sonst allenthalben auf dem weiten Gebiete, über welchem sein Septer waltet, zu ngegnen pflegt, War ja auch der Aula, "der Se, Majestät nac Prag führte, ein außerordentlicher ; der Ausstellung galt der kaiserliche Besuch, diesem Unter­­nehmen, das, ursprünglich als ein die beiden Nationali­­täten des Landes vereinigendes Friedenswerk gedacht, schließlich Doch nur den Gemerbefleiß des czechgischen Boltes — bieten aber allerdings in imposanter Weise — zur Anschauung bringt. Diese Ausstellung, seit dem age ihrer Eröffnung der Stolz der czechischen Nation, hat der Monarch besichtigt, und mit unso freudigerer barkeit begrüßte die Bevölkerung Prags diesen Beweis erlicher Huld, als ja derselbe eine Zeit lang überhaupt Frage gestellt war. Mochte schon der exklusiv czechische Charakter der Ausstellung an allerhöchster Stelle gericiste Bedenken erregen, namentlich nach der Richtung hin, ob ein gescheitertes Friedenswerf, das nur die Zwietracht zwischen Deutschen und Brechen zum Ausbruch bringt, der Ehre des kaiserlichen Besuches theilhaftig werden d­ürfe, so wurden solche Skrupel noch genährt durch die nationalen Exzesse gewisser ezechiicher Patrioten, welche nicht davor zurüc­­kscheuten, die Anstellung mit ihren sattlosen Kundgebungen heimzusuchen. Judessen die väterliche Milde des Monarchen hat alle diese Bedenken niedergekämpft: Se. Majestät ist in Prag erschienen und hat durch Diese Huld bewiesen, daß er nicht das ganze czechische Voll für die Ausschreitungen Einzelner verantwortlich machen wolle. Die Bevölkerung von Prag aber steigerte ihre Begeisterung anläßlich­­ des Aufenthaltes Sr. Majestät zu ostentativem Jubel, um den Monarchen in seiner guten Meinung über die royalen Besinnungen seiner ezechiischen Unterthanen zu bekräftigen. Nachdem er in Prag wiederholt bei jedem passenden Anlasse die Nothunwendigkeit betont hatte, daß die Eintracht zwischen den beiden Bolfsstämmen wieder hergestellt werde, begab sich der Monarch heute Morgens nach einer von rein Deutscher Bevölkerung bewohnten Industriestadt Böhmens, um auch äußerlich zu befinden, daß er beiden Nationalitäten mit gleichem Mage zu messer geffonen sei, und um durch eine nicht mißzuverstehende Handlung dar­­zuthun, daß die Herstellung des Friedens zwischen dem deutschen und dem czechiischen Element ein Gegenstand seiner väterlichen Wünsche sei. Leider ging seinem Eintreffen in Neid­enberg ein unerquidliches, in jeglicher Hinsicht tief befragenswerthes Ereigniß voran, das wie eine Dissonanz grell Hineintönt in die Jubelklänge, die fest durch Böhmen hallen. Ruhlose Hände haben unter eine Brühe, welche der kaiserliche Train zu passiren hatte, Nitroglycerin-Bomben gelegt, die mehrere Stunden vor dem Eintreffen des Hofzuges erplodirt sind und einen Theil des Brückenkörpers beschädigt haben. Bei dem Stande der modernen Erplosionstechnik, wo durch­ temperirbare Sünder die Sprengung auf die Sekunde vorausbestimmt werden kann, ist es — angesichts des U­mstandes, daß die Erplosion um Mitternacht erfolgte, während die Ankunft des hohen Gastes erit für 10 Uhr Vormittags in Aussicht stand — als völlig ausgeschlossen zu erachten, daß ein Attentat gegen die Person des Monarchen beabsichtigt gez­uwesen sei. Offenbar handelt es sich lediglich um ein ver­­wegenes elendes Bubenstüc, dessen Urheber frevelhaft genug ge­wesen sind, den Besuch des besten aller Monarchen zum Anlasse ihres ruchlosen Unternehmens zu machen. Nicht die Person Sr. Majestät sollte bedroht werden; wohl aber sprechen alle Anzeichen dafür, daß man durch diese Spren­­gung ein störendes Element in die festliche Stimmung brin­­gen wollte. Daß das Ereigniß an der Schwelle jener d­eutschen Stadt sich zutrug, welche diesmal das Neife­­ziel Sr. Majestät war, läßt die Vermuthung zu, daß die Urheber in jenem czechiischen Lager zu suchen sein dürften, dem sein Mittel zu schlecht ist, um es zur Bethätigung seines nationalen Wahruchtes zu benügen. Allerdings gibt es auch noch eine andere Vermuthung, welche dahin geht, daß sozial­­revolutionäre Hände im Spiele waren, zumal, wie eine Korrespondenz wissen will, ein Wiener Sozialistenführer in jüngster Zeit­ei häufig in jener Gegend herum­getrieben haben sol. Wie dem auch sei, eine politische Be­deutung in dem wahnsinnigen Unter­fangen nicht beizumeffen Es handelt sich um einen frevelhaften, aber glückicherweise harmlos verlaufenen Erzen, bei dem das theure Leben des geliebten Monarchen seinen Augenblick in Gefahr schwebte. Daß die nationalen Leidenschaften,die in Böhmen­ namentlich von czechischer Seite in jüngster Zeit in so wüsten Ausbrüchen sichthft machten,­dieses Land nachgerade als ein einziges großes Toll hatts erscheinen lassen,wir­ haben es vor Wochekt gesagt. Die Thatsachen rechtfertigen mm diesen Ausspruch in sein­em vollen Umfange.Der Wahnsinn nur kann die verbrecherische Zhat eingegeben haben und allen anständigen und vernünf­­tigen Elementen erübrigt nur, es auf's tiefste zu befragen, daß es in Böhmen und mit Böhmen so weit gekommen ist, daß „nunmehr selbst vas gesalbte Haupt des Monarchen in diesem Lande sich nicht mehr gefeit weiß gegen Büchereien von so­­hmach­­voller Art. Mit lebhaften Unwillen wird sich die gefammte Monarchie, ja die ganze gebildete Welt von sold ruchlosem Treiben abwenden und wenn wir auch keine der politischen Parteien dafür, was heute geschehen,“ unmittelbar verant­­wortlich machen wollen, so läßt sich doch nicht leugnen, daß ein Stück moralischer­­ Verantwortlichkeit unbedingt auch Senen zufällt, die nun schon seit geraumer Zeit so leicht» fertig mit dem Feuer spielen und die hinterher vergeblich betheuern werden, daß sie Dasjenige nicht gewollt, was schließlich doch nur die natürliche und für jedes nicht ganz blöde Auge auch leicht vorherzusehende Konsequenz der von ihnen so schwungvoll betriebenen Hebereien bildet. Ein Schandmal haftet dem böhmischen Lande an, das nur gez­eilgt werden kann durch die raschefte Erfüllung des zu Eintracht und Frieden ermahnenden Kaiserwortes ! lang Waffen tragen", als dag man ihm zuruft: , Du folt und mußt Lieutenant werden !" Denn umstreitig bedeutet der nicht eben sanfte Zwang zur Erlangung der Offiziers­­befähigung eine Steigerung der allgemeinen Dienstpflicht, wie sie Arno 1867 gewiß nicht vor­­gesehen war. Das zweite Dienstjahr aber, zu welchem der bei der Prüfung durchgefallene Einjährig-Freiwillige ver­­pflichtet werden kann, verursacht den Eltern des Betreffen­­den eine Zaft, die fast einer Kriegskontribution gleichkommt. Schon aus diesem Grunde sollten alle einschlägigen Sartoren — Lehrer und Lernende mit inbegriffen — es für eine Gewissenssache Halten und sie sollten all ihren Ergeiz daran fegen, daß so wenige Zweijährige als nur immer möglich in den Standeslisten zu führen­ seien. Thatsache ist es, daß die Heeresleitung auf die Offiziere, die aus den Einjährig-Freiwilligen gemacht werden können, zu vere­­ichten nicht in der Lage it, und darum handeln die Trup­­pen nur im Interesse des Heeres, wenn sie­ sein Mittel unbewust lassen, um ihre Einjährig-Freuilligen mit Anstand in den Befig des goldenen Portecpees gelangen zu lassen. Nun zeigen aber die Beispiele, daß wenn das Resultat fein befriedigendes ist, dies zumeist in dem Geiste begründet ist, in welchem die Freiwilligen-Abtheilung geführt wird, wie auch in der Unterrichtsmethode, nach welcher die Abrichtung erfolgt. Schon lange vor Schaffung des neuen Wehrgeld­es, welches den Zwang zur Ablegung der Offiziersprüfung statuirte, haben wir jahrans jahrein darauf hingewiesen, daß die Einjährig-Freiwilligen der Ludovica-Akademie nahezu vollzählig die Offiziersprüfung ablegen, während von denen des Heeres oft nicht einmal ein Dritttheil diesen Erfolg aufzumeisen vermag. Wir hatten damals aber auch die Antwort bald zur Hand. Im Schoße der Honvedtruppe war man eben darauf bedacht, aus den ihr anvertrauten gebildeten Jünglingen Offiziere heranzubilden, während man beim Speere — im vielen Fühlen wenigstens — das Recht der Einjährig-Freiwilligen, die Offiziersprüfung ab­­legen zu dü­rfen, als ein den jungen Leuten ge­währtes Fost­­bares Privilegium betrachtete, dessen möglichst Wenige theilhaftig werden zu Lassen man sich Tredlich bemühte. Denn bei unserer Kenntniß der einschlägigen Vers­hältnisse konnten wir mit aller Entschiedenheit den Einwand zurüchweisen, al ob der mit den Honved-Einjährigen er­­zielte glänzende Erfolg etwa den Umstande zuzuschreiben sei, daß man dort — bei den Honved — die Sache viel­­leicht rarer nehmnen widle, als in den Freiwilligen-Abthei- Mngen des Heeres. m Gegentheil! Allein das erfreuliche Ergebuig der Offiziersprüfungen stammte daher, daß man sich mit den Treimilligen der Honvéd nicht nur mehr Mühe genommen, sondern daß man sich dort mit ihnen überhaupt Mühe ge­­nommen, was in manchen Zrei­willigen-Abtheilungen des Heeres absolut nicht der Fall gewesen zu sein scheint. So war es hiemit damals bestellt, als die unter­­geordneten Truppenabtheilungen, deren Beruf es nicht ist, höhere Militärpolitik zu machen, in den Einjährig-Freiwil­­ligen nichts sahen als die Inhaber eines­­Privilegiums und die Anwärter auf ein anderes Privilegium, dessen Erlangung zu erschweren mehr angezeigt fehlen. Zu dem Momente jedoch, da die Erreichung Dieses anderen P­rivi­­legiums obligatorisch geworden war, hätten wir er­wartet, daß die oberste S Heeresleitung die unterstehenden Truppen auch in Diesem Sinne belehren und ihnen ans Herz legen werde, die Aspiranten auf das güldene Borteépée in diesem ihren­­ Bestreben nach Thunlichkeit zu unterstügen, da es sich nicht so feder um diese Aspiranten, als vielmehr um das Sintereffe des Heeres Handle, dessen­ Bedarf an Meserve- Offizieren Schon in Friedenszeit gedecht werden müsse. Bir Hätten ferner erwartet — und wir drangen an darauf —, daß die oberste Kriegsleitung den Unterricht der Ein­jährig-Freiwilligen in ein­er Weise regeln werde, daß der Lehrstoff allen überflüssigen Ballastes bar, auf das für einen subalternen Truppenoffizier, unbedingt Wissenswerthe beschränkt werde. Mit Bedauern nehmen wir aber wahr, daß die Resultate einigermaßen Hinter unseren Erwartungen zuvielgeblieben sind. Waren die Weisungen des Kriegsministeriums nicht­­ an oder nicht entschieden genug oder waren die zu Leitern und Lehrern der Freiwilligen-Abtheilungen kommandirten Offiziere ihrer Aufgabe nicht ü­berall­ gewachsen, oder waren schließlich die zwei Jahrzehnte alten Traditionen, die den Einjährig-Freiwilligen den als Privilegium angesehenen­­ Offiziersrang nicht gönnen wollten, noch immer mächtiger, als die ministeriellen Susteaktionen von gestern und als der neue Geist, der sich in dem abgeänderten Wehrgefeche äußert: wir wollen, wir künnen es zur Stunde nicht unter­­suchen. Wir sehen nur Die Resultate und die sind stellenweise nicht sehr erfreulich, und wir sehen die ungleichen Resultate und die machen uns noch mehr fragen. Wir sind heute nicht in der Lage, sämmtliche Daten anzuführen, welche geradezu schreiende Kontraste zwischen günstigen­nd ungünstigen Prüfungserfolgen anfmweisen ; uns genügt es, daß es, wie es das Beispiel des 32. Infanterie-Regiments zeigt, im Lpeere Freiwilligen-Abtheilungen gibt, deren Frequentanten nahezu vollzählig die­­ Offiziersprüfung ablegten und Daß es Ao­heilungen gibt, von deren Fregnentanten mehr als ein Drittel d­urchgefallen ist. Die Speziellen Gründe für das Mißgefchil der Lepteren fennen mir nicht; was aber den erfreut­ sichen Erfolg der Ersteren anbelangt, so wissen wir zu­­fällig, daß er größtentheils den guten Inten­tionen zu belaufer it, von welchen die Gruppen­­leitung für ihre Freiwilligen-Abtheilung überhaupt erfüllt war, von dem Wohlwollen, das die kommandirten Offiziere den Freiwilligen entgegenbrachten und von Der Tüchtigk­eit der Lehrkräfte, welche sich mit der Aus­­bildung der jungen L­eute zu befassen hatten. Juden wir Dies fonstativen, möchten wir uns mit aller Entschiedenheit dagegen verwahren, wenn man hieraus den Schluß a contrario züge, daß dort, wo keine günstigen­­ Resultate erzielt wurden, die kommandirten Truppenoffiziere es an guten Absichten und Wohnpollen hätten fehlen lassen. Allein der Schein it mindestens nicht gegen die Einjährig- Freiwilligen, die mit über Nacht Zweijährig-Unfreiwillige geworden, sondern eher gegen Die Abtheilungen, im welchen sie zu Offizieren hätten herangebildet werden sollen. Andererseits aber kürnen wir schon heute unseren Lands­­leuten den Trost bieten, daß sie in Sachen der B Zweijährige Unfreiwilligen auch Heuer besser daran sind, als unsere Mit­­bürger jenseits der Leitha, denn Groß der größeren Berz­breitung Der deutschen­­ Sprache im anderen Staate der Monarchie ist das Verhältnis der Durchgefallenen dort ein viel ungünstigeres als bei uns. Es kann also nicht die deutsche Sprache allein sein, die so viele ungenügende Prüfungen zur Folge hatte und es fan­ı also an den Lernenden allein nicht liegen, wenn sie so zahlreich durchfallen. « « Fern sei es auch von uns,die Milde der stüfmths kommissionen anzurufen.Im Gegentheil,die Prüfung kann nicht streng gebkug sein,insofern­ es sich«1·1m jene Gegen­­stände handelt,deren Kenntniß einem Offizier vorheerxd­ unerläßlich sind.Denn wer da weiß,­­ welches ‚Unheil ein unmiffender oder um Gottes Barmherzigkeit willen durch­­gerutschter Offizier in Kriegszeiten oft anrichten kann, der wird eher einige Dugend Knomwnothings durchfallen Lassen, als daß er ebenso viele, oft aus 80—100 Mann bestehende Züge beispielsweise der Gefahr auslegt, ohne Noth in un­gefrüster Stellung den feindlichen Nepetivgewehren ins Schußgebiet geführt zu werden. Nicht gegen Die strengen­­ Prüfungen wenden wir uns daher, sondern gegen Die ungenügende Vorbereitung der Prüf­­linge. Und wir glauben ein Recht zu haben, ‘Jene, die es datgebt, und die mit der Verpflichtung an die Macht Budapest, 1. Oktober. 6 Am heutigen Tage hat der vierundzwan­­zigste Jahrgang Einjährig-Treimwil­­liger in unserer Monarchie seine aktive Dienstzeit an­getreten; zugleich hat aber die Institution der Zwei­­jährig-Unfreimwilligen das zweite Jahr ihres Bestandes begonnen. Was die Einjährig-Treimwilligen aus belangt, so hat die Erfahrung Dieses nahezu vollendeten Vierteljahrhunderts vollauf die Nüslichkeit einer Einrichtung erwiesen, welche die Konsequenzen der allgemeinen­­ Wehr­­pflicht mit den Anforderungen der Gesellsshhaft in einen glücklichen Einklang zu bringen berufen ist; und schon von allem Anbeginn an war auch die ganze bürgerliche Welt darüber einig, daß es nur recht und billig sei, wenn auch die studiscten Leute sich einer Verpflichtung nicht ent­ziehen, die jedem masfenfähigen Dlüngling auferlegt ist, wobei aber der Höheren utelligen. Der Vorzug eingeräumt wurde, in einem Jahre das erlernen zu dürfen, wozu der Durchschnittssoldat in der Regel des dreifachen Zeitraumes bedarf. Weniger scheint es die bür­­gerliche Welt mit der jüngeren Institution, mit der der­ Zweijährig-Unfreiwilligen befreunden ‘zu wollen. 8 leuchtet nämlich viel besser ein, daß man jedem absoloirten Mittelsgüter sagen darf: „Du mußt ein Jahr PET bejiten, die von ihnen ins Auge gefakte Reform all ihrer Gänge durchzuführen, auf diese Schattenseite im Voll­­zug des neuen Wehrgeheges aufmerksam machen zu dürfen ;­­wir fragen unser bezügliches Recht auf den großen Eifer, mit welchem wir seinerzeit das Zustandekommen Dieses G­efebes gefördert und mit mn welchem mir auch von der Verantwortung für den loyalen und mirfsamen Vollzug desselben ein Gottheils auf uns genommen haben. Indem wir demnach an dem Erfolge der Reform sehr nahe mituntereffirt sind, glauben wir ang darauf dringen zu dürfen, da­ die Zahl D­erjenigen, die nach mitlungener Prüfung das zweite Dienstjahr effektiv ableiten sollen, auf Solche beschränkt werde, denen es offenbar nur an gutem Willen gefehlt, um sich des goldenen Sterns würdig zu machen, daß aber all’ Diejenigen, denen es bei all ihrem guten Willen, sei es in Folge ihrer unzuläng­­lichen militärischen Eignung, in physischer oder geiigger, nicht aber moralischer Beziehung, sei es aus anderen außer­­halb ihres Willens liegenden Gründen nicht glühen wollte, sie über den Mannschaftsstand zu erheben, das zweite Jahr über oder mindestens während eines größeren Theiles des­­selben beurlaubt werden mögen. Die oberste Heeresleitung wird auf diesem Wege Manches gut machen künnen, was hie und da, allerdings nicht durch sie, aber doch unter ihrer Verantwortlichkeit gegen jenen reformatorischen Geist gekündigt wurde, welchen der vielumstrittene §. 25 des Wehrgeieges seine Entstehung verdankte, wo Rußland am nächten erreichbar und am töd­lichsten zu treffen ist, dem Czarene reiche um eine Macht weniger gegenüber. Auf den Schlacht­­feldern Polens und des Balfans wird al für Englands indischen Beleg gefochten werden; und wenn England sich von diesen Kämpfen fernhält, so leistet es dadurch dem rufisc­hen V­ormarsche in Asien unmittelbaren Bortschub. Das britische Bolt wird sich dies vor Augen halten, denn der Lustiakt der Selbsterhaltung wird es ermahnen, die Gefahren des Nichteinmischungsprinzips zu beherzigen. Die Gegner des Ministeriums Salisbury werden aber schwerlich siegen können in einem Kampfe, im welchem der mächtigste menschliche Trieb gegen sie streiten wird­ ez Die Auguste in Angelegenheit der Petifion Des Strafgefeßes seßte heute ihre Berathungen fort. Von den heus­tigen Ergebnissen derselben i­ hervorzuheben, dah­in fällen, wo bis zu 5 Jahren Zuchthaus ernannt werden kann, bei Anwendung des §. 91 wegen Vorhandenseins außerordentlicher mildernder Umstände das Minimum der Kerkerstrafe von 6 auf 3 Monate herabgefegt wurde. sz Die reichdtägige Achtundvierziger-Warter hält morgen, Freitag, um 6 Uhr Abends eine Konferenz, » gis-Der serbisc beständige Kostgroß-2"l­tssehuß beräth seit 28.September unter dem Präsidium des Patriarchen Brankovics in Karlovitz das Heut-Statut der serbische K Kirche,welches­ vom Sekretär der Metropolie,Dr-Esirics,ausgearbeitet wurde und die Regelung der Kirchen-,Schul-und Stiftungs-Angelegen­­­eiten enthält­. Es wurde beschlossen,den Kirchenkongreß im Winter oder im nächsten Friskoja­jr zu halten;die Bischofss Synode wird am 26.Oktober attfinden. Budapes­t, 1. Oktober.­­ Während ganz England dem Ausgange des Wahl­­kkampfes in Manchester mit Spannimung entgegensieht, ente­roidern sich allmälig die Schlachtlinien des derzeit in der O­pposition stehenden Liberalen Heeres für das große parla­­mentarische Gefecht, in melden — wenn es nach dem Herzen der Partei Gladstone’s geht — die Stellung des Kabinets Salisbury erschüttert werden sol. Morley, Harcourt und menestens­­ Lord Spencer haben in den jüngsten Tagen an verschiedenen Orten des Apfelreiches ihre Stimmen erhoben, und wo sie auch sprachen, sie haben Alle nach Manchester hin geredet. Denn das Ergebniß des daselbsst denmächst stattfindenden Wahlaktes wird von großer symptomatischer Bedeutung für die Stimmung der Wählermassen im ganzen Königreiche sein. Zunächst ist­wa Manchester, diese mächtige Industrie­­stadt, eines der maßgebendsten Bevölkerungszentren in Eng­­land, und seine politische Willensmeinung kann fäglich­­ als der Ausbruch derjenigen der gewerblichen Arbeitermassen an­gesehen werden. Dann aber verleiht dieser Nachwahl der Umstand eine über das gewöhnliche Maß hinausragende Bedeutung, daß diesmal das Parlamentsmandat eines Kabinetsmitgliedes, des bisherigen Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amte und nunmehrigen General­postmeisters Sir James Fergusson, auf dem Spice steht. Sir James hatte bislang den Premierminister Lord Salisbury zum unmittelbaren Vorgejegten im Foreign Office und die beiden Männer sind durch Bande freundschaftlichen Vertrauens mit­einander verknüpft. Wie wenig auch die Freunde der Negierung die Bedeutung der »bye-elections« gelten hassen möchten, über die Wichtigkeit dieser Nach­­wahl und speziell über die moralische Wirkung ihres Ergeb­­nisses auf das Land geben selbst sie sich seinen Täuschungen hin. Um Fergusson und das politische System, unter dessen Vertretern er einer der vornehmsten ist, nicht den zweifel­­haften Missen einer Neuwahl auszufegen, meinten behut­­same Tories sogar, der neue General-Boftmeister brauche sein Mandat gar nicht niederzulegen, da er ja auch als Unterstaatssekretär — wenn auch nicht ""under the crown" — der Negierung angehört habe. Allein in England ist das konstitutionelle Gefühl viel zu mächtig entwicklt, als daß diese Auffassung in der Praxis sich hätte bethätigen können. Wenn im Synfelreiche zweifelhafte Säle solcher Art sich er­geben, so behält immer der parlamentarische Nigorismus Recht und man beobachtet Tieber, eine überflüssige Rücsicht für den verfassungsmäßigen Brauch, mit um in die Regeln desselben nicht unbewußt eine Bresche zu legen. So unter­­zieht sich denn Sir James Fergusson einer Neumwant, welche von den Liberalen in der heftigsten Weise bestritten werden wird. Darum melden sich denn auch, seitdem der Sprecher des Hauses der Gemeinen die Mandatsniederlegung Per­­gusson’s in Händen hat, die liberalen Führer in allen Theilen des Landes zum Wort und alle ihre Ausführungen sind dar­auf berechnet, dem Nedaktene Scott, dem Gegenkandidaten des General-Bojtmeisters in Manchester, den Wahlsieg zu erleichtern. Ueber den Ausgang der Wahl läßt ss nichts auch nur annähernd Wahrscheinliches voraussagen. Aus der lechten Wahl ging Fergusson mit einer Me­hrheit von nur viert­halbhundert Stimmen hervor und wenn jegt die trischen Arbeiter, die in Manchester in großer Anzahl leben, in geschloffenen Neihen gegen ihn zur Urne schreiten, so fan er Diesmal wohl auch unterliegen. Darau­ erklärt sich der bedeutende Nachdruch, mit welchem gestern auch Lord Spencer glei­cVeorlegg und Harcourt die Bereitwilligkeit der Gladstoneaner betont hat, im neuen Parlament, falls sie darin die Majorität besigen werden, ehertmhunlich eine Homerule-Vorlage einzubringen. Es gilt, die irischen Stimmen zu födern und das Versprechen einer Homerule wird ja solche Wirkung and faunt verfehlen. Freilich scheinen die Liberalen zu übersehen, daß D dasselbe Motiv auf die nich­t inländischen Wähler gerade den­en­te gegengesiesten Effekt machen dürfte, Tie Haben offenbar vergessen, was ihnen im Jahre 1886 aus gleicher Veranlassung widerfahren i­. Ju der That milde Die Homerule für Juland die ideralistische Zerlegung Britan­­niens bedeuten ; denn wenn der grünen nel die staatliche Sonderstellung im britischen Reichsverbande zuerkannt wird, mit welchem Nechte Fünfte dann die nämliche Begünstigung dem schottischen Volke und demjenigen von Wales vorent­­halten werden? Und wirden Schottland und Wales Die Homerule nicht erhalten, wäre das nicht geradezu gleich­­bedeutend mit einer an sie gerichteten Aufforderung, si, wie es Juland gethan, auf das revolutionäre Gebiet zu begeben ? a, wäre es nicht eine logische und sittliche Un­­­geheuerlichkeit, dem allezeit getreuen Schottland und dem stets loyalen Wales jene D Vortheile zu versagen, die dem revolutionären F Irland eingeräumt werden ? AU D diese Er­­wägungen werden auf die englischen Wähler schwerlich einen Eindruck machen, welcher der Sache der Liberalen förderlich sein könnte. Und was die Gladstoneaner durch­ das Home rule-Bersprechen an irischen Stimmen gewinnen, das werden sie einbüßen an jenen liberalen Elementen, denen Die staate­lische Einheit des britischen Reic­es am Herzen liegt. Umsonst verhöhnt Sir William Harcourt die liberalen Unionisten, die das Zory-Kabinet unterjtügen, ohne demselben anzugehören, mit den Worten Malthus’ : „Wir sie ist Geded gelegt auf die Tafel der Natur." Wir meinen, daß der heiße Eifer der Gladstoneaner für die frische Homerule die liberalen Wähler in Schaaren in diese verspottete Traktion treiben werde, die, indem sie dem konservativen Ministerium in manchen Stüden eine freisinnige P­olitik suggerirt, gleich­zeitig eine föderalistische Zerst­delung Britanniens vereitelt. Die Reden Morley’s, Harcourt’s und Spencer’s deuten an, daß in der künftigen Parlamentssession and­ Die auswärtige Politik der Negierung häufigen und heftigen Angriffen seitens der Liberalen ausgelegt sein werde. Spencer hat gestern Die Politik der Nichteinmischung prok­amirt, aber es it sehr fraglich, ob dieser Grundlag im englischen Bolte Anklang finden werde. Die Nicht­einmischung mag zu einer Zeit für England Die bequemste und beste Politik ge­wesen sein. Heute wäre sie vielleicht noch immer bequem, aber, ganz entschieden verhängnißvoll. Die Liberalen übersehen, daß Rußland nicht weit von dem . Die Konferenzen der liberalen Partei werden bis zur Vollendung der Restaurirungs-Arbeiten in den Klublotalitäten im großen Gaale des „Grand Hotel” stattfinden, in dessen Barterres­totalitäten der Klub provisorisch untergebracht ist. + [7 + + Se. Majekäl in Reichenberg. Aus Reichenberg it der „NR. fr. Br.“ heute Vor­­mittags folgendes Telegramm zugenommen: „Heute Nachts wurde versucht, eine Brüde bei Rosenthal mittelst zweier Bomben zu sprengen;­ der Beruud ist mich­­glüct.” Gleichzeitig wurde aus Prag nach Wien gemeldet, daß das heutige Abendblatt der „Bolitis” folgende Nachricht aus Reichenberg enthält: „Heute Nachts wurde die Eisenbahnbrüde bei Rosenthal, überm welche der Kaiser fahren sollte, be­schädigt.” Das Prager Blatt bemerkt dazu: „Hier in Prag verbreitete sich das Gerücht, daß auf der Eisenbahnstrece in der Nähe von Neidenbrg Entz vor der Ankunft des Kaisers eine Bombe gefunden aber rechtzeitig entfernt wurde, ohne Schaden anzurichten.” Eine ähnliche Meldung bringt der Prager „Hlas Naroda”. Eine weitere Depesche aus Neichenberg meldet: „Heute Nachts vollzog sich in der Nähe Neichenbergs ein Bubenftich, das, wie sofort gejagt werden soll, nichts mit politischen Dingen zu thun hat, sondern sich nach eigenen, an Ort und Stelle gemachten Erhebungen als ein abscheulicher Ast der Bosheit herausstellt, der auf den heutigen Festtag seinen Schatten werfen sollte. Derselbe ereignete sich unmittel­­bar vor der ersten Station vor Neidenberg, Nofenthal. Etwa Hundert Schritt vor dem Stationsgebäude Rosenthal it ein Dammnönndlak. Unter der kleinen Brüce desselben führt eine Straße von Rofenthal nach dem Dorfe Hannichen. Dieser Durchlaß, der sehr massiv konstruier­­t — der Damm ist mit großen Quadern verkleidet —, hat eine Breite von 59­, Metern und eine Höhe von 3 °/, Metern. An dem Damme sind unter der Brücke kleine Wasserableitungsschläuche von 0 Meter, Tiefe. In einen­ dieser Schläuche wurden nun heute Nacht: zwei kileine Bomben gelegt Gine derselben erplodirte um 1%U­hr die andere etwa zehn Minuten später. Ein zurstbarer Knall, den man bis Neidenberg hörte, segvedte die Bewohner von Rosenthal auf. An dem dem Damme nächtgelegnen Bauernh­äuschen zersprangen die Renster. Die Bewohner des Dorfes wagten si anfangs nicht aus den Häusern; erst nach einigen Minuten stürzten sie auf den Plad, wo sie rathlos durcheinanderschrieen. Unterdessen war der Stationsvorstand von Rofenthal herbei­­gestürzt. Er war bei dem Fabrikanten in Rosenthal gewesen, als er die erste Detonation hörte, und kam unmittelbar nach der zweiten Detonation. Die Explosion hatte seinen großen Schaden angerichtet ;­ rechts und links waren im Damme unter der Brücke Dundern heraus­­gerissen, die mit Schutt und Erde vermengt, auf dem Boden lagen. 63 zeigte sich, daß die Detonation von zwei Wasserleitungsschläuchen ausgegangen war, die höher als fünf Fuß über dem Boden liegen. In diese hatte eine verbrecherische Hand die Bomben gelegt Man fand ihre Splitter unter­ den Steinen auf dem Boden. Ueber den Splittern lagen zwei abgerissene rorhe Zünddrähte. Der Stationsvorstand veranlaßte sofort die Herstellung des Schadens. Man fragte mit einem Eickenpfosten den einen Dam­m und den andern durch eine kleine Ziegelmauer. Hierauf verständigte der Vorstand die Bahndirektion der S­üdnorddeutschen Verbindungs­­bahn und das Gendarmerie-Kommando. Um halb 1 Uhr waren Gendarmerie-Oberst Türr, Rittmeister Riedlinger, Bürgermeister Schüder und Bezirkshauptmann Schlögl auf dem Dite des That­­bestandes. Sie konnten nur die That feststellen, aber seine Spur des Thäters finden. Man erkannte, daß der Thäter nicht Zeit genug hatte, die Bomben, die mit Nitroglycerin gefüllt waren, tief genug in den Wasserleitungsschlauch zu­ legen. Hätte er dies gekonnt oder hätte er die Bomben in die höher­ liegenden Schläuche gebracht, die Brüde Hätte in Trümmer geben müssten. Die Annahm­e, daß der Thäter sehr rash sein Schandftüd vere­rbte, ist umso gerechtfertigter, als gestern 9" Uhr Abends eine ge­naue Bisitation der ganzen Bahn, also auf des Dammes erfolgte. Ein verläßlicher Beamter untersuchte an den Durchlak mit Lan­pen zu dieser Zeit nur an der Stelle, wo später die Detonation erfolgte. Die Dorfbewohner sagen, daß sie glauben, der Thäter sei derselbe, der am Johannestage die Johannes-Statue in Reichenberg in die Lust sprengen und am Marientage dasselbe mit der Marienkapelle bei Maffersdorf tun wollte. Sein Motiv war Nahe und die Luft, von Reichenbergern eine Freude zu verderben. Der Durchlaß — es ist der zweite vom Reichenberger Bahnhofe­s ist heute natürlich von vielen Leuten umstellt. Zwei Gendarmerieposten stehen vor ihm­. Einer von ihnen trägt eine Tasche, in der die Bomben­­splitter aufbewahrt sind.” Nofenthal ist einer der vielen Sabrilsvororte, welche Reichen­­berg rings umgeben und sich unmittelbar an die Stadt anschließen. 63 liegt in der nächsten Nähe des Bahnhofes und der Straße,­­welche von Reichenberg nach dem etwa eine Stunde entfernten Maffer­s­­dorf führt. Dem Programm zufolge wird der Kaisjer heute Nachmittags nach Maffersdorf fahren, um­ dort die Fabriken der Firmen Ginzk­ey und Liebig zu besichtigen.­ Auf dem Wege dahin wird er aug duch die Gemeindevertretung von Rosen­­thal begrüßt werden. Een * * e «

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