Pester Lloyd, Mai 1893 (Jahrgang 40, nr. 116-129)

1893-05-16 / nr. 116

Doc, es ist nicht möglich, sich ohne Selbstverleugnung in das Heinliche Getriebe, das sich Khr große nationale Politik ausgibt, tiefer einzulassen. Mit Leuten, die beispiels­­weise sein Verständniß dafür haben wollen, welchen Unter­schied es macht, ob jemand in Uniform, also als Vertreter seines Standes, oder in Zivil erscheint, wo er nichts Anderes als sich selbst vertritt, — oder die den großen Ortschritt nicht erkennen, der darin siegt, wenn der Kriegsminister die militärischen Tugenden der Honved von 1348/49 rühmt, führend wir m­sr nicht erinnern, seitens unserer Ultras jemals folg ein Wort der Anerkennung für die österreichischen Soldaten jener Epoche vernommen zu haben, — mit solchen Leuten ist überhaupt nicht zu rechten. Sie wollen die Ngitation, denn diese i­ ihr Lebenselement. Es sei — wir künnen es nicht hindern. Aber wenn die Feierlichkeit, die als pietätvoller Alt der ganzen Nation gemeint war und in nationaler Eintracht begangen werden sollte, durch politische Züiftigkeiten verunstaltet wird, so tragen die Verantwortung dafü­r nicht die Soldaten, die vor Allem als Soldaten ihre Pflicht zu thun haben, sondern die patentirten­­ Patrioten, die ihre eigenen Aspirationen als nationale ausschreien und denen kein Feuer der Begeisterung heiß genug erscheint, wenn dabei nicht ihre „Ertramurft“ gekocht werden kann. Parteileben Bulgariens ist wehr ein gemäßigteres, ein besonneneres, aber die dynastische Initiative kann in diesem Lande zu noch meittragenderer Bedeutung gelangen, als es rebr in Serbien der Fall war. Die Verfassungsänderung sol aber die ständige Verbindung des Hauses Koburg mit Bulgarien bedeuten, sol die Iynteressen dieses Landes zu persönlichen der­­ Fünftigen Dynastie machen, die Interessen der Dynastie zu denen des Landes und so der Initiative des F­ürsten nach außen wie nag innen hin den wahren Mach­drud verleihen. Darum wird nur geringer Widerspruch ver­­nommen werden, damit Die Einheit zwischen First und Bolt sich deutlich manifestire und man überall wise, daß Bulgariens Bolt das Glück seiner Zukunft erhoffe von einer den nationalen Willen führenden Initiative des Fürsten. Wenn aber die Bulgaren dieser Lehre noch bedarft hätten, sie haben sie durch merk­volle Belehrung schon im Vorhinein vergolten. Wenn in den Staaten der Balfan- Halbinsel der nationale Gedanke ist, selbstbelengt er­regt, wenn jene Parteien, die das erlösende Dogma des vollenden Rubels predigten, die Subventions- und Almosenpolitik­­ auch für intimere Zwecke übten, immer mehr an Terrain und Anhang verlieren, dann Hat Bulgarien dazu gar Manches beigetragen. In den Nachbarstaaten nahm man wahr, wie vortrefflich dem fortwährend gebeten und Ders folgten Wolfe die Feindschaft Rußlands angeschlagen Habe, wie es immer mehr aufblühe, materiell und geistig immer mehr gedeihe und sich) Die Zuneigung aller Freunde der Freiheit und des Friedens erwerbe. Und in diesen Nachbar­­ländern kommt man so zur llareren Erkenntniß, daß Die Gewähr fir die gedeihliche Entwicklung einer Nation vor­nehmlich in ihrer eigenen Kraft liege, nicht aber darin, daß sie ss als Werkzeug zu fremden Zmweden hergebe, nut in der wechselnden Gunstbezeigung von außen her. Wird dieses Beispiel umfassend und ausdauernd befolgt, dann hat Bul­­garien eine friedliche Beilegung der orientalischen Schwierig­­keiten ermöglicht. So gelang es ihm auch in Ausland einen sich stets bemerkbarer machenden Umschwung zu seinen Gunsten zu erzwingen, so wird das bulgarische Bolt unter meiner Selbstbeherrschung und unter der umsichtigen Leitung seines Fürsten an die internationale Anerkennung sich er—ringen. Budapest, 15. Mai. §£ € s darf also nit Ruhe und nicht Triede werden um die Enthüllung des Honveddenkmals! Die Leute, die den nationalen Genius in Generalpakt genommen haben und nach allen Regeln der Kunst ausschroten, nicht minder die Leute, die nur von imwischenfällen leben, mie die T­heatermusikanten, die in lnftigen und ernsten Stüden eine ganz überflüssige Zw­ischenart-Unterhaltung­­ besorgen, sie finden immer neuen Anlaß, um den einheitlichen pietät­­vollen Zug, welcher angesichts der Erinnerungsfeier durch das Land geht, zu zerreigen und der elenden Parteipolitik das allgemeine und das höhere Bedürfnis Hinzuschlachten. Fett haben die Erlüsse des Kriegsmini­sters und des Honvedministers, derin den Ange­­hörigen des gemeinsamen Heeres und der Honvedtruppe verboten wird, in Uniform bei der Enthüllungsfeier 311 erscheinen, — jeßt haben diese Erlüsse es ihnen angethan. Das it nämlich sehen wieder ein Attentat gegen Die Nation — so behauptet Herr Bolónyi in seiner dringenden Interpellation und er muß es doch willen, und also wird morgen, ebenfalls in einer Dringenden Interpellation, Herr Graf Apponyi unwahrsceinlich in D diplomatisch gedämpfterem Tone das Nämliche behaupten und er muß es Doc wenigstens so gut wissen, wie Herr Polönyi! Merkwürdig freilich ist die Erscheinung, daß so oft ein der­­artiges Attentat auf die Nation­­ verübt wird, zuerst die äußerste Linke und dann nur nach einer beträchtlichen Weise die Nationalpartei es empfindet . Dies läßt vermuthen, daß­ die Attentate den Herren der Nationalpartei nicht unmit­­telbar ins Bemwußtsein treten, sondern erst durch das viel feinere Nervenfluid der äußerten Linien mitgetheilt werden, wöndesjen, da die Nation nun einmal den­ verschiedenen An­schlägen ausgejeßt ist, muß es als wahres Glüc , angesehen werden, daß wir die Herren Bolönyi und Apponyi haben, die mannhaft jeden Angriff abmehren und unschädlich machen, während die Regierung und die Mehrheit der Bolfsvertretung stumpf und gleichgiltig die Schlimmsten Dinge über das Land ergehen Lassen. Und in der That, wer, fünnte denn in höherem Grade berufen sein, über die Synteressen, über­ die Würde, über die Rechte der Nation zu wachen, als die oppositionellen­ Par­­teien und deren Höchster persönlicher Ausdruck, die Herren Polönyi und Apponyi ! Haben nicht sie dem Absolutismus das ungarische Staatsreit und die ungarische Verfassung abgerungen? Haben nicht sie Den ungarischen Staat ge­­schaffen und in Die Reihe der europäischen Kulturstaaten ein­­geführt? Haben nicht s­ie das nationale Leben Ungarns zu der achtunggebietenden Höhe gefördert, auf der es heute blüht und gedeiht ? Haben nicht sie die wirthschaftlichen­ Bez­dingungen­ der Rolfswohlfahrt gekräftigt und gestärkt, Haben nicht sie dem ungarischen Staate die solide finanzielle Grundlage gegeben ? Haben nicht sie jenen Zustand her­­vorgerufen, aus welchen heraus es heute möglich ist, Daß der Honvéd von 1848/49 eine Apotheose veranstaltet wird unter Theilnahme des Abgeordnetenhauses, während noch, was der Minister - Präsident sehr treffend hervorhob, vor zwanzig Jahren die Bolfsvertretung selbst sich offiziell theil­­­nahmslos, wenn nicht ablehnend gegen jene nationalen Kämpfer verhielt, verhalten mußte ? Da aber Diejenigen, die solche fostbare Güter eriungen, seld­­gewaltigen Fortschritt bewirkt haben, aug am besten wissen künnen, wie jene Güter zu wahren und jener Fortschritt weiter zu führen sei, so liegt es auf der Hand, daß nur die oppositionellen Parteien mid deren höchster persönlicher Ausdruck, die Herren Bolönyi und Apponyi, das Richtige treffen, um Ungarns­nteressen und Ungarns Würde gegen jede Anfechtung zu sichern. Darüber kann es doch wohl keine Meinungsverschie­­denheit geben und eben so wenig darüber, daß Die Regierung und die Majorität des Parlaments bar sind aller patriotischen Gesinnung und jedes Gefühls für die nationalen Aspirationen. Gleichwohl wird­ es hart, gesottene Sünder geben — und wir gehören leider zu ihnen —, die weder in dem Erlasse des Kriegsministers, noch in jenem des Honvedministers ein Attentat auf Die Nation erbliden. Wohl, man darf dies ja ohne weiters eingestehen, es wäre besser, es wäre wünschenswerth geween, daß die Angehörigen der Armee bei der Enthüllungsfeier afiftirt hätten. Es war ja auch so geplant — aber der Plan ist gescheitert. Ob er gut, ob er verfehlt war — das it heute,übermunden und wir sprechen nicht weiter darüber. Abein tie die Dinge fegt stehen, muß man sich mit dem Sernbleiben der Angehörigen der Armee eben aus den Gründen, welche in den Exlässen entwicelt werden, unbe­­dingt abfinden. Es wüßt nichts, sich gegen die Möglichkeit zu verwahren, als fönne bei der Enthüllungsfeierlichkeit eine politische Demonstration arrangirt werden. Gewiß, als Demonstration ist die Feierlichkeit von den Ernten und Besonnenen nicht gemeint; ‘aber man irgend­emnand guten Ge­wissens die Bürgschaft leisten, daß trogdem eine Demonstration ausgeschlossen je? Der Minister-Präsident hat in genauer Senntung der Ver­hältnisse der gegentheiligen Ansicht Ausdruck gegeben — magt jemand, zu behaupten, daß der Minister-Präsident nur einen unbegründeten Argmwohn geäußert habe? Wenn dem aber so­ll, wie Tann ein ernster Mensch verlangen, daß die Angehörigen der Armee bei einer politischen Demonstration anrefend " seien? Soll das Heer mit politischen Tendenzen erfüllt werden, die ja nach der stärkeren­­ Parteibethätigung ihren Charakter erhalten ? Wie weit ist eine Armee, in­ welche derlei Tendenzen Ein­gang gefunden, von dem Pronunciamentogeiste entfernt? Und was von dem gemeinsamen Heere gilt, das gilt als von der Honvéd. Wir haben bereits vor zwei Tagen auseinandergefegt, daß und mar um man selbst einen äußeren, geschweige denn einen inneren Gegensat zwischen der Hon­­ved und dem gemeinsamen Heere nicht dürfe zum Borschein kommen lassen und wir Türmen dem heute nichts hinzu­­fügen. Nun begreifen wir, daß wir. Herrn Bolönyi derlei Rücfichten nicht bestehen, er auf seiner staatsmännlschen Höhe braucht sich um derlei Kleinigkeiten nicht zu kümmern. Aber wenn es richtig ist, was heute von einem Blatte der Nationalpartei verkündet wird, daß nämlich Graf Apponyi zwar damit einverstanden sei, daß die Angehörigen der ge­­meinsamen Armee an der Feierlichkeit nicht theilnehnen, auch damit einverstanden sei, daß man die Honvéd zur feier­lichkeit night commandire, aber es aufs entschiedenste mißbillige, das man der Honvéd das Erscheinen — in Uniform nota bene — verbiete, so verstehen mir den Herrn Grafen weit weniger, als den Herrn Bor­lönyi. Denn es hat einen guten oder einen schlechten, aber jedenfalls einen faßbaren Sinn, wenn man verlangt, daß die Armee, d. h. Alles, was zu ihr gehört, an der Feierlichkeit theilnehme oder wenigstens theilnehmen dürfe, aber einen Unterschied zu machen zwischen Armee und Honved, zwischen dem Nichtheranziehen der Honvéd zur Feierlichkeit und dem Verbot an die Honvéd gegen die Theilnahme, das ist doch die reine Willkür. Alles, was dagegen spricht, daß die Angehörigen der gemeinsam­en Armee bei der Feierlichkeit erscheinen, spricht natürlich auch dagegen, daß die Angehörigen der Honvedtruppe Dabei erscheinen ; wenn man nun aber den Honveds das Erscheinen nicht verbietet, so werden oder künnen sie wenigstens ihre Anwesenheit als erlaubt betrachten und also in größerer oder geringerer Zahl kommen. Können aber die Gründe, welche für das Fernbleiben der Soldaten entscheidend sind, smd welche auch­ Graf Apponyi anerkennt, da er nicht wünscht, daß sie zur Feierlichkeit kommandirt werden. Türnen, fragen wir, diese entscheidenden Gründe Hinfällig werden, lediglich deshalb, weil die Soldaten freiwillig und nicht auf Kommando erscheinen ? ee = Budapest, 15. Mai, Die » Weisheit des griechischen Gesetgebers, daß die Bürgerschaft die fei­este Schugmauer eines Gemein­­mefens­tet, bemahrheitet sich nun wieder an Bulgarien, in dessen altehrwürdiger Krönungsstadt heute mit feierlichen Gepränge die große Sobranje eröffnet wurde. m Angesichte des neuvermählten Firstenpaares dürfen die Bürger Bulgariens mit stolzer Genugthuung sich jagen, daß Niemand ihnen „half wider der Titanen Webermuth”, daß Niemand sie „rettete vom Tode und von Sklaverei”, daß sie vor Allem sich selbst, ihrer Liebe für Freiheit und Vaterland es zu verdanken haben, wenn die nationale Selbst­­ständigkeit gewahrt blieb, wenn die Grü­ndung einer natio­­nalen Dynastie in Aussicht stehe. Die anderen Staaten Europas alle haben auch das internationale Geset als wirksame Waffe zur Kräftigung ihres Ansehens, als Gewähr einer nun gestörten Entwicklung. Die Fürsten verkehren mit­einander freundschaftlich und gleichberechtigt, die Regierungen bemühen­ sich, die freundlichsten Beziehungen gegenseitig zu unterhalten. Bulgarien gegenüber ist das ganz anders. Es genießt die auszeichnende Feindschaft Rußlands, der Suzerän fand es bedenklich, den Koburger zu empfangen; man tritt mit seinem Ministerium wohl in geschäftliche Berührung, aber ge­wöhnlic­­h­ in bedenklichster Zwangslage, und auch da nur so, wie man mit nahezu Anrüchigen verkehrt , äußerst formell und gleichsam halb abgewendet, das internationale Gejes wird gegen Bulgarien als Ans­griffs­waffe gekehrt. Denn man will jenem Firsten aus einem Matrikelblatt der Weltgeschichte, aus dem Berliner­­ Vertrag, gar noch beweisen, er sei völkerrecht­­lh emn illegitim­er . Speoffe auf dem Throne Bul­­gariens. Was hat sie die Bevölkerung Bulgariens darum gescheert ? Sie fand soe­gar bald in der Harten Lage zurecht, das mittellose Kind barbarischer Eltern zu sein, das nur auf die eigene Kraft angemiesen it und erkannte, daß nur ehrliches Ringen, unverdroffene und zielbermußte Arbeit ihr die Existenz sichern können. Und sie arbeitete und rang und mit diesen Anstrengungen wuchsen ihr Die Kräfte. Ein Moment verzweifelnder Erschlaffung in dem Anstuem von Unbill und Widermärtigkeit­ — und Die Bulgaren hätten sich zu Füßen des Czars geworfen, um den Todesstreich bittend gegen ihre Freiheit und Selbst­­ständigkeit. Aber Dieser Moment trat nicht ein. M­it tapferen Schwerte wehrten sie sich gegen schmälernde Eingriffe in ihr Selbsbestimmungsrecht, verstopften sie das Ohr gegen die Einflüsterungen der Yutrique, machten alle Anschläge der Schlauheit und Verschwörung zu Schanden, züchtigten mit unerbittlicher Energie jeden Berrath am DVaterlande, und haben bei den legten Wahlen für die große Sobranje wieder gezeigt, welches reife Verständniß für Das Staats­­interesse ihnen innemahne Als Abtrinnige von ihrer Religion wurden sie erklärt, aber sie ließen sie dadurch nicht abschieden, der Regierung eine erdrüdende Mehrheit zur Verfügung zu stellen, damit die Berfaffung endgültig in den Sinne abgeändert werde, daß mindestens zeitweilig auch der Regent Religionsfreiheit genießen künne. Es ist gewiß ganz, richtig, daß an den großen Erfol­­gen Bulgariens, welche seiner Bevölkerung sogar das auf­­munternde Lob des Fürsten Bismarc eintrugen. Die Herrscher tugenden Ferdinand­s von Koburg und der schaf­­fensfreudige, in sehwerstem Wirrsal erprobte Geist Stans Kulomw’s mächtigen Antheil haben. Aber alle Bemühungen dieser opferbereiten Männer wären vergebliche gewesen, hätte die Nation selbst nicht hingebende Gefolgschaft geleistet. Die Wahlen in die große Sobranje haben das dargethan und aie Welt rennt nunmehr den faum zu erschütternden Fels, auf den der Einfluß des Fürsten und seines ersten Rathgebers aufgebaut ist. Sie regieren eben im Geiste der Bürgerschaft. Darum­ fühlen sie si ihres endgiltigen Triumphes so sicher, darum fand der Fürst den Nutz, sein Lebensschiejal mit dem eines anderen Wesens zu paaren und um eine Gattin zu werben. Darum wurde diese beim Betreten bulgarischen Bodens, wo sie auch, bisher erschienen war, in so jubelnder Weise von den Massen des Bolfes begrüßt. ‚Darum aber Hat auch Stambulow Die sittliche und patriotische Berechtigung feiner Wolitis mit den edlen und zuversichtlichen Worten begründet, daß es ihm um die Zukunft der Nation nicht bange sei, denn falle er auch, werden sofort Hunderte da sein, um die seiner Hand entjundene Fahne zu erheben und mit gleicher Ent­­schlossenheit auf das gleiche Zier loszuschreiten. Das war ja auch das wahre Motiv, weshalb die Bopen und Bischöfe si fo bald zu Gunsten der­­­erfassungsänderung begehrten, die ihnen anfänglich so wenig zusagte. Hätten sie eine ber­trächtlichere Anzahl von Widerstrebenden gelaunt, wäre Die Harmonie gestört gewesen, die zwischen Hartt und Bolt in allen Fragen abmaltet — Die Geistlichen würden nicht so schnell sanft beigegeben haben. Ihre Vaterlandsliebe in allen Ehren — aber auch die Wü­rdenträger der orthodoxen Kirche haben nur der Macht gegenüber schmiegsame Ueberzeugungen, und weil sie fürchten mußten, daß dur ihre Opposition ihre eigene Autorität im Lande sich erheblich mindern werde, haben sie si zu Enger Nachgiebigkeit bequemt und den Erarchen zu milden Entgegenkommen bewogen. Damit ist ein bedeutendes Hemmniß überwunden, denn die konfessionellen Bedenklichkeiten, Die bei der ersten Ber­­athung des Geiegvorschlages zu forgenvollem Ausdruch kamen, werden nun verstummen fünnen, nachdem Die orthoz­dore Kirche ihr tolerani posse gespendet hat. Wenn aber zur Herbeiführung eines solchen Abstimmungsresultates, das selbst den verbohrtesten Auffen Davon überzeugen konnte, wie aufrichtig der Nationalwille in Bulgarien sich äußere, eine Kleinigkeit bisher gefehlt hat, so wird Dieses Resultat durch den jüngsten großen Umsch­wung in Serbien zu Stande kommen. Wie wichtig die Dynastische Initiative in ernsten Lagen des Staates sei, wie der First in weit höherem Maße si mit dem Wohle des Ganzen identifizire, als selbst ein in reichen Erfahrungen ergranter Fürstenvormund, der trot der Höhe seiner Aufgabe und einer gewiß erstrebten Unbefangenheit die Skrupellosigkeit des Parteimannes nicht vergefsen konnte, das hat der Staatsstreich des frühreifen Serbenkönigs aller Welt vor die Augen geführt. Wer weiß, wie es im Innern Serbiens heute aussehen würde, wie fehlermiegende, den Frieden Europas bedrohende Fragen aufgerollt worden wären, wenn er nicht den Rück­­sichtslosigkeiten des Parteiregiments Halt geboten hätte. Das heute unter dem Präsidium des Barons Bodmanicztn gehal­­tenen Konferenz die Vorlage betreffend die Regelung des Donau­­abschnittes Faß und Bogyikló-Baja. Der Referent des Ausschusses für Wafserangelegenheiten, Benjamin PBerczel empfahl die Vorlage zur Annahme. Dieselbe wurde an ohne Debatte angenommen.­­ Dann zourde der Gelegenumwurf über die Raubreguli­rung in Verhandlung gezogen. Ernst Daniel empfiehlt die An­­nahme der Vorlage, die er detaillirt kennzeichnet, in der vom Finanz- Ausschusse festgelegten Tertirung. Nachdem Staatssekretär Edmund Mitilos über den gegenwärtigen Stand der Raubregulirung nähere Aufklärung gegeben, wurde Der Gefegentwurf in der Haftung des Finanz Ausiguffes angenommen. Zur Berathung gelangte sodann der Gefegentwurf über die Fabrikation von Kunstmein, welcher seitens des vollsmirthichaft­­lichen Ansicuffes für den Referenten Grafen Theodor Batthyány erläutert wurde. Mori­ Mezei empfiehlt marin gegenüber dem vom Ansiguffe aufgenommenen neuen $. 4 die Berücksichtigung der von der Ungarisen Kaufmannshalle eingereichten Petition. — Nach den erschöpfenden Aufklärungen des Handelsministers Béla Luk­arcz wurde auf Antrag August BulBfys die Annahme oder Nicht­­annahme die vom Ausschusse neu aufgenommenen $. 4 als offene Frage belassen, während der Gelegentwurf im Vebrigen unverändert acceptirt wurde. Minister. Graf Andreas Bethlen fizzirte hierauf kurz seine "Antwort auf die­nterpellation Gabriel Ugron’s in Angelegenheit der Schwarzen Körös, hervorhebend, daß er, sofern dies möglich­er­ Scheine, bestrebt sein werde, die Frage vom technischen Gesichtspuntte in befriedigender Weise zu lösen. Nachdem diese Antwort zur Kenntniß genommen worden war, erreichte die Konferenz ihr Ende. Die Partei wird in ihrer morgen, Dienstag, Abends 7 Uhr stattfindenden Konferenz die Mitglieder der Delegation Tandidiren. — Während der heutigen Situng des Abgeordnetenhauses Hat — wie „Beitt Naple“ mittheilt — Graf Albert Apponyi mit Baron Friedrich Podmaniczkiy über die Feier der Ent­­hüllung des Honved­ Denk­mals und deren Antezedentien spre­­chend, erklärt, daß er jenen Theil der Verordnung des gemeinsamen Kriegsministers, welcher sich 2108 auf das gemeinsame Heer bezieht, nicht zum Gegenstand der Diskussion mache und darüber" zur Tages­­ordnung schreite. Graf Apponyi ist überzeugt, daß die Ausdehnung dieser Berg­ordnung auf die Honvéd nicht in der Sintention des Kriegsministers lag und auch nicht liegen konnte. Wenn dagegen der Honvedminister im Zusammenhange mit dieser Verordnung auch, der Honvéd Das Cridjeinen bei der Feier verbieten wille, so wü­rde er, Apponyi, die für einen großen politischen Fehler halten. Apponyi erklärte, daß er sich an die mit dem Minister-Präsidenten Sölvettek Abmachungen Hammere und dieselben in allen Punkten einhalte. Aus diesem Grunde geht er über jene Erklärung des Ministers des Innern, respektive Des Korpskommandanten, in welche im Gegensage mit den Worten des Minister-Präsidenten die Enthüllung des Donner Honved-Denkmals eine politische Demonstration nennt, zur Tagesordnung über. Getreu den bisherigen Vereinbarungen fordert er nicht, daß Die Honvéd bei der Enthüllungsfeier erscheine, allein er wide sich nicht zufrieden geben, wenn der Honvéd das Einspeinen verboten werden würde. Apponyi hob während dieses Gespräches die Ver­­dienste und das loyale Vorgehen Baron Podmanicziy’s um das Zustandekommen der Vereinbarung hervor und bat ihn, auch ferner­hin seinen Einfluß in die Waagschale zu werfen, damit das Ueber­­einkommen getreu eingehalten werde. Apponyi hat Ferdinand 9­0-­ranßig damit betraut, in seinem Namen und in dem Namen der Partei den Minister-Präsidenten hierüber zu informiren und ihm diese Ansichten mitzutheilen, damit man auch weiterhin im Rahmen der getroffenen Vereinbarung bleiben könne und Alles vermieden werde, was das Fest der Denkmalenthüllung stören könnte. Unter Einem erwähnen mir, daß der Abgeordnete Koloman Szentiványi „in Angelegenheit der Enthüllung des Honved- Denkmals” gleichfalls eine Synterpellation einbringen wird. Diese Sinterpellation soi am Mittwoch im Hause, und zwar an den Mi­­nister des Innern gerichtet werden. — Die für morgen angekündigte Interpellation Apponyis wird an den Honvedminister in An­gelegenheit des von diesem anläßlich der Enthüllungsfeier heraus­­gegebenen Erlasses gerichtet sein. — Der Justiz:Ausschug des Abgeordnetenhaus­es hat in seiner heute unter dem Präsid­ium Alerius Bokrofs’ statt­­gehabten Sigung die vom Abgeordnetenhause in Schwebe belassenen und an den Sustiz-Ausschuß zurücgeleiteten Paragraphen der Vorlage ü­ber da Summarverfahren und über die Zahlungsaufträge in Ver­­handlung gezogen und erledigt. Hinsichtlich des vom­ Abgeordnetenhaufe angenommenen und zur Berichterstattung an den Ausschuß gerietenen Beschlußantrages des Justizministers, der sich darauf bezog, inwieweit das Prinzip der freien Wü­rdigung der Bemeife neben der bestehenden Brozekordnung auch im ordentlichen Verfahren angeweldet werden könne, stimmte der Ausschuß der Ausdehnung der angeführten Bestimmungen betreffend das freie Bemweisverfahren auf das gegenwärtig geltende ordentliche Verfahren zu. Zum §. 8 der Vorlage über das Mahnverfahren wurde ein Zufa beschlossen, wonach der bei Gelegenheit der Ein­­händigung erhobene Widerspruch des Schuldners auch auf dem Ein­­händigungsbogen vermerkt werden kann. Graf Josef Zichyy gegen die kirchen­­politischen Reformen. O­riginal-Telegramm des „Bester 281095") Preßburg, 15. Mai. Die Rede, die der Obergespan Graf Josef Zichy im der heutigen Generalversammlung des Preßburger Komitats gegen das frchenpolitische Programm der Regierung gehalten, lautet wörtlich : Geehrte Generalversammlung ! E3 befindet sich Niemand in diesem Saale, dessen Standpunkt und Aufgabe gegenüber der auf der­ Tagesordnung befindlichen Frage leichter sein könnte, als der meinige, denn als Vorsigender besteht meine Aufgabe einzig und allein nur darin, die Verhandlung zu leiten, die Frage zu Stellen und den Beschluß auszusprechen. CS gibt aber Fragen, in denen Derjenige, hinter dem eine mehr als S0jährige öffentliche Ihätigkeit liegt, vorbe bekennen muß, und das ist es, dem ig nicht ausweichen mit »W«FT"TTHU7PF«T'WTT.R. . . & sind nun zwei Fälle möglich. — Der eine wäre leer, Daß die Zustimmung zu der im Rede stehenden Kirchenpolitik zum Aus­­druck gelangen würde. Aber auch in dem Falle, wenn ich Aehnliches zu thun beabsichtigte, würde ich es für richtiger befinden, dies nicht vom Sitz des Präsidenten herab, sondern von hier aus und vermöge jener Rechtsbasis zu thun, in Folge welcher ich ein Wirilift dieser General­versammlung bin. a : ‚Der andere Fall műre der, daß von der besagten Politik abweichende Ansdauungen zum Ausdruck gelangten. In Diesem Falle aber, meine Herren, it, Niemand in diesem Saale, dessen Stellung eine schreierigere und heillere műre, als die meinige. Denn ebenso wie der Soldat, insolange er den Rod seines Kriegäberen trägt, sie gegen das Reglement nicht auflehmen darf, ebenso verbietet es mir der politische und primitivste- gesellschaftliche Anstand, in­­solange ich im Amte bin, mich in Gegensat zu den Intentionen der Regierung zu geben. Die Stellung des Übergespans ist ein Ver­­trauensposten und die Regierung kann ein solches, ihr unwidersprechendes Organ nicht toleriren — aber auch jeder selbstber­ußte Mann wird in einem solchen Falle die seine Person betreffenden K­onsequenzen zu ziehen missen, und Die zu thun bin ich auch entschlossen, denn bei der Buchführung einer Politik und solcher Gejege, die mit meiner Weberzeugung im Gegentage­ stehen, kann ich nicht mitreicken. ’«­­..Ichtkzue dres mit aufrichtigem Bedauern, weil ich von einem seit einer Reihe von ihren Liebgemonnenen Wirkungsfreife fheider muß, aber auch fest noch, und trog alledem, da ich dieses — Sie können es mir glauben — mir sehr sch­wer fallende Wort aus« gesprochen habe, verbietet es mir der Anstand, mich in eine detaillirte "arieszdiante der vorliegenden Frage einzulassen. » Oleichtl und VielleichkUUchdankbares wäre,ü­ber­ die einzelnen Paragraphen und die­ Begründung der uns bekannten Geiegesporlagen Bemerkungen­ zu machen und dieselben insbesondere vom, praktischen Gesichtspunkte aus zum Gegenstande einer scharfen Kritik zu machen, ( ic) thue dies nicht, metl ich mich mit meinem en infolage ich sein Untergebener bin, in seine Bole mit einlasfe. Blos meine prinzipiellen Bedenken mit ich) im Allgemeinen und in großen Zügen bezeichnen, damit das Munizipium die Bervege­gründe meines Schrittes fennen lerne. Dies dünne Gie fon vermöge jenes Vertrauens, mit dem Sie mich immer beehrt haben, von mir mit Recht verlangen. « Mich leitetkgmpngherzigen einseitiger konfessioneller Stands­punkt.·Die Gerechtigkeit des Schöpfers mißt uns Alle gleichförm­ig, gleichvieh ob uns der Herr als Christe1k,Katholiken oder Protestanten, oder als Juden, Mohamedaner oder Buddhisten geschaffen hat; nicht dies wird man daher berücksichtigen, sondern man wird beurtheilen, ob Ledermann die allgemeinen Geiete der Moral und die Lasungen seiner eigenen Religion getreu befolgt hat. Das mos­talische Weben und die positive religiöse Welterzeugung stehen in innigem Zusammenhange, auch die legtere muß sich äußern, denn sonst it das erstere, ein Leib ohne Geele. Die Religiosität muß daher gehoben und verbreitet werden, weil diese die stärkste Stute der Boltsmoral­ist, während die Religionslosigkeit und die Gleichgiltigkeit in religiösen Fragen an den Wurzeln­­ unseres moralischen Lebens gleich Würmern nagen, die — mie Die ein großer Sohn unseres Vaterlandes gejagt hat — die bü­rgerliche Gesellschaft des sichersten Mächters der Gefeße, der marnenden Stimme , des Gerisfens beraubt. Ich ziehe das Hecht des Staates, bezüglich der gedachten Verhältnisse Gefege zu bringen. Durchaus nicht in Himweifel, aber wenn mir den Geist der vor uns liegenden und noch in viel höherem Maße jenen des uns in Aussicht gestellten Gefeges über die Zinslehe Be­traten, dann mühten mir Fonstatiren, daß dessen Konsequenzen das Bolt und die zu meld immer Konfession gehörigen Gläubigen auf 115 Meg der Religionslosigkeit und der religiösen Gleichgiltigkeit ihren. Bei uns fehlen gegenwärtig jene Grundbedingungen, welche nothwendig sind, damit man eine solche R Reform ohne die erwähnte Gefahr durchführen könnte. Diese Reform trägt den Stempel des Mebereilten, ja der Retorfion an fi. Diese Reform ist der Ausflug eines augenblldlichen Kampfes. Diese Reform entbehrt der vorberei­­tenden, wie der stufenmeilen­entmidtung., Dieser Reform müßte die Verstaatlichung der Administration und die Ordnung der Gemeinden vorangegangen sein. Diese Reform war nur gleichzeitig mit der Orde­nung der Frage der katholischen Autonomie in Angriff zu nehmen, weil­test gerade, nur wir seine freie Eirche im freien Staate bilden. Diese Reform ist nicht als die Folge einer organischen Entwicklung, sondern von oben, herab, mit Hilfe aller möglichen Werkzeuge der Stimmungmalerei in Bervegung gerathen, welcher wieder von ull­derer Geste der­anatismus entspricht, der die religiöse Toleranz und die Nächstenliebe tödtet. Kann so eine heilsame Institution entstehen ? Kann so der aufgewühlte konfessionelle Friede hergestellt werden ? Mag jener eingehenden Kritik, welche wir von unserem gel­ehrten Kollegen Bacsat zu hören bekamen, glauben sie, daß bei­spielswweise die unsbekannte Vorlage in dieser Form vortheilhaft Durc­zu« führen wäre? Deshalb, meine Herren, habe ich Strupeln und Be­denken. Boi dem in Gejegen niedergelegten Willen der Nation und unseres gekrönten Königs werde ich mich jederzeit achtungsvoll und huldigend beugen ; aber wenn ich Bedenken hege, dann märe es Feig­­heit, wenn ich denselben nicht früher Ausdruck verleihen wollte. 68 it wahr, daß der Atheist meine Erwägungen mit einem mitleidigen Lächeln aufnehmen wird ; aber gerade jene Staaten pflegen nur am sichersten zu stehen, denen von Altären genommene Steine als Stüße dienen. Diejenigen aber, welche in der Aufreizung der Leidenschaften bis zur Webertreibung gehen und die im Bündniß mit der­ religiösen N­ntoleranz oder gar mit den der ungarischen Nation feindlichen Ten­­denzen die Gelegenheit blos als einen Vorwand zu Demonstrationen benügen wollen, würden sich jedoch Sehr täuschen, wenn sie glauben sollten, in mir einen Bundesgenossen zu finden. Boi beinahe einem Vierteljahrhundert habe ig am Ufer der Adria ebenso wie im Laufe der legten Jahre an der westlichen Grenze der Monarchie mit Stolz die Fahne des ungarischen nationalen Staatsgedankens hochgehalten und die Wellen mehr als eines staats­­feindlichen Angriffes brachen sich an jener Grenzsäule, deren Be­wachung meinen Händen anvertraut war. Ich müßte meine ganze Vergangenheit Lügen strafen, wenn ich fest anders denken wirde, oder wenn ich das Neußerste vermeiden wollte. Franz Desk selbst sagte einmal, daß mit Teinem Worte so viel Mißbrauch getrieben werde, als mit dem Worte „Liberalismus”. An der objehtvwebenden delitaten Frage muß daher die Stimme des Ver­­standes, des Herzens gehört, die Suszeptibilität der Gerechtigkeit, der Bernunft, der Interessenten, für­ so vielerlei erwogen werden,­­daß eine erzwungene Lösung zu seinem guten Resultat führen kann. Eine stufenweise, organische Aktion, welche das praktische Leben und unsere Verhältnisse in gerechterer Weise vor Augen hält und­ seine Seite gegen meine Konfession hat, hätte in mir immer einen dienstfertigen Mitarbeiter gefunden. Heute kann ich, meine Herren, nur so viel sagen, daß ich mit meinen Worten Niemanden beeinflussen will; ich gehe voraus, daß Seder bei dem Eintritt in diesen Saal mit sich im Neinen war; ich fordere Niemanden auf, mir zu folgen ; ich habe nur meinen individuellen Standpunkt sfizzirt und bin auf nicht mit dem Apparat der Argumente hervorgetreten; ich Fon fluchre nur in einen und dies in sein Wort, sondern eine Handlung, welche für fest, wie ich glaube, wenn nichts Anderes, doch die bona fides und die innere Wieberzeugung bereift. Ich kann nicht anders, denn ich würde sonst den Pfad verlassen, auf welchem ich in der Vergan­­genheit meine Ahnen vormwärts schreiten sehe, zu deren Tugenden nebst der Königstreue und Vaterlandsliebe stets auch die feste religids­­sittliche Ueberzeugung gehörte, und menn ich biesen Pfad verliebe, mwirrde ich noch im Grabe die Ruhe. Derjenigen stören, die mich unter dem Herzen getragen. (Stürmische Eisentufe.)­­ Nachdem noch zwei belanglose Redner gesprochen­,wurde zur namentlichen­ Abstimmung geschritten.Die Generalversammlu­ng be­­schloß mit 150 gegen 92 Stimmen,über die bekannte Kurrende der Hauptstadt Budapest in Angelegenheit des kirchenpolitischen Proti­gramms zu­r Tagesplanung überzugehen, was der Antrag des vorbereitenden Ausschusses war. Graf Zichy hat sein Demissionsgesuch vor der Sitzungsb­ert­gt Sein Rü­cktritt erregt hier große Sensation, ANom«11.Mai.(Orig.-Korr.)Es wartet ü­ber dem Ministerium Giolitti bei aller Schicksalsgunst,deren es sich sonst erfreut,ein seltsames Mißgeschick.Was immer es bisher begonnen, um die verfahrene Budgetwirthschaft ins Geleise zu bringen,es hat­ nichts,unbedingt nichts zu Ende führen können.Giolitti schwebt mit seinem ganzen Regierungsprogramm noch indes Lufh und um das Maß vollzumachen,macht ihm nm die Zentralkommission des Senats einen Strich durch die Rechnung und verwirft ihm den ganzen Pensionsentwu­rf,auf dessen Annahme er und sein Finanzminister Grimaldi um so größeren Werth legten,als das finanzielle Gleichgewicht ohne den mit der Reichsdepositenkass­e abgeschlossenen Pensionszenterki­vertrag wieder nothwendigerweise zunichte werden muß.Dieser Vertrag erleichterte die Pensionslast des Staates um 38 Millionen Lire, die Zentralkomm­ission des Senats hielt jedoch dafür,daß die Berechnungen, welche dem Versicherungsgeschäft—­denn u­m ein solches handelt es sich —zur Grundlage dienten,voreilig und theilweise geradezu falsch waren,­­so zwar,daß die Reichsdepositenkasse binnenzerfahren schon das Geschäft hätte aufgeben müssen,nun nicht gänzlich zugrunde zu gehen und die ihr anvertrau­ten Pupillargelder imd sonstigen Baar­­­beträge recht und schlecht zu veruntreuen.Unter solchen Umständen —­fährt der Berichterstatter der Zentralkommission fort—­hätte von Rechts wegen dem Senat der Antrag unterbreitet werden sollen,den Gesetzentkwurf ohne weiters abzulehnen.Die Kommission ist jedoch der Ansicht,daß die äußerst schwierige­ und verworrene Finanzlage durch starres Festhalten an den Grundsätzen einer strengen Verwa­l­tung im gegenwärtigen Augenblick nur noch mehr verdüstert werden

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