Pester Lloyd, September 1898 (Jahrgang 45, nr. 209-236)

1898-09-01 / nr. 209

«Budapest,31. August. ‚rede vom 7. Juli erinnert, die, als hätte sie das Apostolat © Dbaft Henry Hat sich rasc­h dem strafenden der Wahrheit zu versehen, in die Heinsten Dortschaften Staat­­reichs versendet wurde. est wird Cavaignac Doch endlich anfangen, an die Unseduld Dreyfus zu glauben. Und hat er einmal angefangen, wird er seiner sonst so reinlichen Ge­­sinnung nach mit aller Raschheit trachten, seine bisherige Meberzeugung zu Forrigiren. Das Geständniß zwingt ihn ja zu dem Schluffe, daß so wie dieses eine Aktenstück gefälscht ist, es auch die an­deren zwei sein müssen, gerade weil sie mit dem gefälschten so völlig Harmonizen. Wer diese gefälscht Hat? Vielleicht auch Henry, sei es aus Vorsicht, sei es um sich nicht selber den Borwinf einer Halbheit machen zu müssen. Möglich aber, ja sogar wahrscheinlich im Einvernehmen mit ihm auch Andere. Doc Das wü­rde nur zeigen, eine wie weit verzweigte Verschwörerbande in der Affaire Dreyfus im Kriegsministerium und im Generalstab gearbeitet habe. Für diese Affaire ist es weniger bedeutungsvoll, wer gefälscht habe. Von Höchster Bedeutung aber it das Motiv, durch­ das sie Oberst Henry zu der Fälschung veranlaßt sah. Er hielt es für­ nothwendig, neues Beweismaterial für die Schuld Dreyfus’ herbeizuschaffen. Natürlich, das alte Be­weismaterial war ja niemals ausreichend, ein echtes war ja gar nie vorhanden. Der brave Henry wollte blos seine rechtsliebenden Borgefegten retten, die ihm Die Nothmendig­­keit einer Nachlieferung wohl eindringlich auseinanderfegten. Erst ein frivoles Verdikt, dann zur Abwehr, das zugestcehen zu müssen, eine Zustehung, dann eine Gerichtsfomöidie, dann ein paar Meinede — nur so konnte man das Land zu dem Wahn beh­ören, da­ der Verrath, der unzweifelhaft stattgefunden hat, von dem Juden Dreyfus verü­bt wurde. Wenn es aber unumstößlich feststeht, daß die Richter Dreyfus selber das Beweismaterial, auf das Hin sie ihn verurtheil­­ten, nicht für zulänglich erachteten, wenn, was gleichfalls nunmehr feststeht. Das neue Material nur durch Fälschung fabrizirt wurde, dann hat der Kriegsminister die Pflicht, offen seinen Sertium einzugestehen, dann Hat der Justiz­minister, sofern sein Gehissen nicht noch schwerer zugänglich ist, als die erstürm­te Einsicht seines Kollegen, sofort von der ihm im Streafprogesse eingeräumten Befugnig Gebrauch zu machen, indem er amtlich die Revision jenes unglüc­­keligen Brozesses anordnet. Kon­zept ab ist jede Redentlich­­keit nur mehr eine Masse des bösen Willens; von jeht ab steht den Leuten von Nechtsgefühl und sittlichem Muth, die Alle Schon längst auf die Revision gedrungen haben, nur die Koalition von Schwachtöpfen und Schurken gegenüber. Die Bezeichnung: Dreyfuferd, nach der Die Antisemiten aller Länder so recht im Geiste, in dem sie jedes ihrer Metiers treiben, Langfingerten, ist jet ein Ehrenruf geworden. Die Anti-Dreyfufards sind nun enthüllt; sie Haben Die Wahl, als dumm, oder als fittlig Veriworfene zu gelten. Die Nevision, und nur sie, nicht aber die bisher ber­­ördlich angewandte Schweigtaftil, wird dem Lande endlich die ersehnte innere Nähe gewähren. Eine Nähe freilich, in der manches schmerzliche Gefühl Hervorbrechen wird. Ein schmerzliches Gefühl über die französische Justiz, die ihren erhabenen Beruf ganz außer Acht lassend, sich der Politik und den Befehlen der Verwaltung zur Verfügung stellte, und ein wohl noch schmerzlicheres Gefühl darü­ber,­­ welche Erscheinungen in den höchsten Kreisen der Armee zu Tage treten. Wie kann das Baterland jenen Militärs vertrauen, deren Beistand sich nur doch eine bis ans Läppische gehende Leichtgläubigkeit auszeichnet, würden je nicht im Er­nstfalle das sicherste Verderben organisiren? Und wie fan Das Vaterland jenen Militärs vertrauen,­ denen weder Die Ehre, noch die Wahrheit, noch das recht Heilig sind; kann man je bei ihnen vor Verrath, sicher sein? Daß solche Männer im der französischen­ Armee vorhanden sind, mid si an obersten Stellen befinden, das hat die Dreyfus-Affaire gezeigt. Vielleicht wird sie im Bunde mit den vwuffischen Abrüstungsvorschlägen doch dazu dienen, die Nevancheluft Stanfreichs auf lange Sabre Hinaus abzukühlen, Arme der Gerechtigkeit entzogen und heute Nacht im Ge­fängnisse seinem Leben ein jähes Ende bereitet. General­stabschef Boisdeffre hat es fir angezeigt gehalten, unter einem richtigen Borwande seine Demission zu geben; Kriegsminister Cavaignac aber vermag immer in noch theilweise Der goldenen Lebensregel des Apo­­tels : „Seid unschuldig wie die Tauben und Hug mie Die Schlangen !" zur entsprechen ; — er kann sich die Schlange nicht zum Muster nehmen. Seine Unschuld hingegen ist so groß, daß sie ihn sogar an der Erwerbung von ausreichender Menschenkenntniß hindert, daß die alltäglichen Erfahrungen sein Urtheil nicht genügend schärfen. Er­st Banatifer und Doktrinär ; solche Leute haben eine selbst fü­r die besten Argumente unzugängliche Logik und den Härtesten Schädel. Cavaignac wird an eine neue Thatsache nur dann glauben, und wirklich nur erst­­ glauben, wenn sie ihn ein Zoch in seinen Schädel schlägt ; so wird in seinem Hirnfasten die entsprechende Dämmerung hervorgerufen. Eine solche That­­sache war das Geständniß des Generalstabs-­­­bersten Henry, er habe jene Karte verfaßt, die, wie man die Welt belügen Ließ, der preußische Militär- Made Schwarkkoppen an den italienischen Utah Banizzardi gerichtet haben soll, jene Karte, auf welcher die Andeutung des Bordereaus ; „Cette canaille de D..... “ duch den vollen Namen­ Dreyfus kommentirt wurde. Und auf dieses Schriftstüc, auch weil es mit zwei anderen in der Namensangabe übereinstimmte, hat sich Cavaignac als auf einen unumstöß­­lichen­ Beweis für die Schuld Dreyfus' berufen, und mit der ihm eigenen steifen Leserlichkeit in Der Darstellu­ngsweise hinzugefügt: „Ich habe die materielle und moralische Authentizität des Schriftstüdes nach gründ­­licher Prüfung festgestellt." Man kan ihm fir diese Yeufe­­zung nicht einmal den Vorwurf der Leichtfertigkeit machen. Er hat sicherlich in Beziehung auf diese Arten, schon weil sie von so vielen Seiten her als­ Fülshungen verrufen wur­den, die seiner Anschauung nach gründlichste Prüfung ver­­anstaltet, er hat die Beamten des kriegsministeriellen Archivs, wo in diesen Arten Die einzigen Beweise für die Krechtig­­keit und Anständigkeit des kriegsgerichtlichen Verleihts gegen Dreyfus geführt werden, um die Eghtheit dieser Beweise befragt, und den von diesen Beamten natürlich in gewohnter militärischer Kürze und Strammheit vorgebrachten Exklä­­rungen veinen Eritislosen Glauben geschenkt. Wenn er nicht ihnen vertrauen sollte — wen denn? Haben nicht General M­ellieur und General Gonse die Echtheit dieser Karte vor Gericht beeidigt, hat nicht Der Chef des Generalstabs seinen Eid noch durch die Drohung mit der Demission verstärkt ? Den Betheuerungen so alter, in vollen Ehren ergrauter, in so hohen Stellungen sich befindender Soldaten kann doch ein Ehrenmann nicht den leisesten Zweifel entgegenlegen, er muß jede Bermuthung zurückweisen, ob da nicht geheime Suteressen mitspielen und ihm die­­ Wahrheit verbergen könnten. In seiner taubenhaften Unschuld unterließ er es, sie­da auf nur die Möglichkeit irgend einer Schuld zu konstruiren, und ist so in seiner naiven Moralität völlig ahnungslos einer brutalen Fälschung aufgesesfen. Nein, Die Klugheit der Schlange darf man von ihm nut erwarten, er umschlingt nicht den Baum der Erkenntniß von Gut­­ und Böse. Da bekam sein Denkapparat den ersten Stoß: Oberst Pricquart erbot sich, dem Striegsminister zu erweisen, Daß die am 7. Juli in der Kammerfigung produzirten Yften gemeine Fälschungen seien. Bergebens . Dieser Apparat­­ funktionitte ungestört in gleicher Richtung fort : der­ Kriegs­­minister ließ den Obersten Biequart für Diese gefährliche Bereitwilligkeit verhaften. Da erfolgte ein neuer Stoß. Der andere Du Paty de Blam war nicht im Stande, den Anwurf zu beseitigen, die mit „Blanche“ und „Speranza” gezeichneten Telegramme seien sein Mahmwerk. Im Kopfe Cavaignac’s begann da wohl das Räderwerk zu surren und zu Brummen. Das war aber nicht nachhaltig . Die Sicherheit und Selbstzufriedenheit wurde damit nicht gestört. Da kam ein stärkerer Choe: der unterschredene Picquart hat írok der Maßregelung aus dem Gefängniß heraus Schriftlich seinen Beweis angetreten, er hat die wider­leglichen Gründe dafür, daß Fälschungen stattgefunden haben, dem Kriegsminister mitgetheilt. Nun geriethen b diese Sicherheit und diese Selbstzufriedenheit einigermaßen ins Wanken, und aus Mens zurückgekührt, wo er dem General­­rathe des Departements präsidiirte, ließ sie Cavaignac so­­fort den Oberst Henry, den Nachfolger Picquart’s’ in der Leitung des Nachrichten-Bureaus im Kriegsministerium, rufen. Seine Ehrlichkeit sehnte sich nach Beruhigung. Da erhielt Dieser Schädel doch das Geständniß Henry’s das tiefe Loch, und ein Gefühl aufrichtiger Scham muß den Kriegsminister Überschleichen, wenn er sich seiner Kammer­ e = Heute Nachmittags hat ein Ministerrath stattgefunden. — Die Volkspartei wird am 4. September um 6 Uhr abends eine Konferenz halten. = Die staatlichen Schlafrechnungen pro.1897 sind bereits fertiggestellt ; der Staatsrechnungshof hat D dieselben mit den bezüg­­lien Berichten auch Schon dem Minister-Präsidenten übermittelt Gleichzeitig mit der staatlichen Schlußrechnung legt der Staatsrech­­­nungshof auch die auf die Negalirung des Eisernen Thores bezüg­­liche spezielle Schlußrechnung und einen spezialisirten Auswess der im Jahre 1897 pensionirten staatlichen Angestellten vor. . =ß Die ungarische Gettion der inter­parlamentarischen Konferenz wird aus Anlaß der Publi­­kation des russischen Czars gleich nach Zusammentritt des Abgeord­­netenhauses eine Situng halten, welche voraussichtlich die Absendung einer Manifestation an den Grar bej­rieben wird. Die Sigung wird Präsident Koloman Sz­EL Teiten. Der Abschluß Der Ausgleichsverhandlungen. Den Ausführungen der Wiener Blätter über die soeben zum Abschluffe gelangten Ausgleichsverhandlungen entnehmen mir das Folgende: Das „Bremdenblatt” schließt seine Betrachtungen mit folgenden Sagen: Zunächst liegt demnach der Schwerpunkt Der Ausgleichsfrage abermals im österreichischen Reichsratbe.. hm erwäcjst, man kann diesmal wirklich sagen: in zwölfter Stunde, die verantwortungsvolle Aufgabe, endlich in die meritorische Prüfung der Ausgleichsporlagen einzutreten und in sorafälisal­er Erwägung der durch ihn vertretenen Staats- und Volksinteressen den vor­geschlagenen wirthschaftlichen Vertrag zu berathen. Das Ergebniß der legten Ministerkonferenzen bemeint, daß die Negierung die Hoff­­nung nicht aufzugeben vermochte, die Abgeordneten wilden schließ­­lich doch, was bisher so hartnäßig vereitelt wurde, dem Ausgleiche mit Ungarn, der ja in seinen direkten Zusammenhange mit natio­­nalen und sprachlichen Streitfragen steht, ihre parlamentarische Arbeit widmen. Doch ernste Staatsmän künnen sie nicht auf bloße Wünsche und Hoffnungen verlassen?, mögen sie auch noch so berechtigt sein. Auch bei den jegt abgeschlosfenen Berathungen war man gezwungen, den thatsachlichen Erfahrungen, so leidvoll sie auch sind, Rechnung zu tragen. Einen wichtigen Gegenstand der Kon­ferenzen hat, wie die amtliche Verlautbarung meldet, die Grentua­­lität gebildiet, daß die rechtzeitige parlamentarische Erledigung des Ausgleiches auf Schwierigkeiten stoßen­ würde. Auch über die in diesem­ bedauerlichen Falle von jeder der beiden Negierungen im Interesse des Ausgleiches zu ergreifenden Schritte ist idon jept Die volle Uebereinstimmung erzielt worden. Das ‚Neue Wiener Tagblatt” führt aus: Wer sich gemöhnt hat in Oesterreich, politisch nachzudenken, der i­ all­mälig auch zu der Weisheit des Horaz­ ichen nil admirali gelangt, und ein solcher Bellimist könnte schließen: der Reichsrath wird oft berufen werden, die Regierung glaubt, das Tschrige gethan zu haben, um den Ungarn die diesseitige konstitutionelle Gutgesinntheit darzu­ tun; wenn das Parlament dann trozdem nicht bewathungsfähig ist, dann wäscht sie eben ihre Hände in Unschuld und erklärt salbungs­­voll: nun hätte sie auch den legten Versuch gemacht — und abermals ergebnißlos. Man that vielleicht der Österreichischen Regierung einiges Mirédt, ihr a priori die Absicht eines solchen Verhaltens zu unter­schieben; denn käme er wirklich so, dann wäre sein Vorwurf Scharf genug, der erweisen könnte, daß man ja von vornhinein und von allem Anfang an gewußt haben müßte, auf meld einzigen Wege es möglich sei, dem österreichischen Parlam­ent die­ Arbeitskraft wieder­­zugeben — in Folge dessen darf man nur annehmen, daß die Negierung wirklich entschlossen es, diesen Weg zu betreten. Mit Appell und Mahnungen, mit Beschwichtigungen und auf lange Sicht gezogenen Wechselt, das muß heute jeder Staatsmann in Oesterreich willen, wird es nicht gethan sein. Eine einzige Formel gibt es, die Maschine der Gereggebung wieder in Gang zu bringen, einen einzigen Hebel, der dem stillstehenden Mechanismus in Bei mwegung fett. Die „Neue freie Breffe” schreibt: Dreimal hat Graf Thun den Neidsrath schon einberufen und dreimal hat sich gezeigt, daß die deutsche Opposition keine meritorische Berathung zuläßt, so lange nicht ihr gerechter Anspruch auf Zurück­­ziehung der Sprachenverordnungen erfüllt ist. Wenn die vierte Be­rufung den Erfolg haben sol, daß der Neid­grath in die Berathung des Ausgleichs eintritt, so muß Dieses Hinderniß hinweggeräumt werden. Das liegt in der Logik der Thatsachen. Aber seit dem bekannten Ende der „unverbindlichen Besprechungen“ über Die Sprachenfrage it auch nicht die Heinite That des Ministeriums bez­raunt geworden,­­ welche darauf hinweisen wü­rde, daß ihm daran gelegen sei, die Arbeitsfähigkeit des Neichsrathes wiederherzustellen. Das kann seinen anderen Gedanken erwecken, als den, daß die Re­gierung den Neichsrath nicht einberuft, weil sie ernstlic das SHrige thun will, um das Necht wieder herzustellen, ihres Progran­ma ein­gedenk die verfassungsmäßige Thätigkeit wieder in geregelte Bahner zu lenfen und seinen Ausgleich ohne die Zustimmung der legalen Bollsvertretung abzuschließen, sondern weil, als hinter der Session die Thür ins Schloß fiel, sie darin die Duoten-Deputation vergessen hatte und das ungarische Ministerium sie nöthigt, dieses Versehen zu repariren. Wäre den­­ Reichsrat de eenftlich eine höhere Aufgabe zugedacht als Ddiese, dann würde die neue Session nicht angekündigt, ohn­e das mindestens ein Samenfarn ausgestreut würde, um sie fruchtbar zu machen. Hieraus­ sind die Werthe der beiden Grentuali­­täten, von denen das halbamtliche Gommumnique spricht, leicht gegen­einander abzuschägen. Das Wahrscheinliche ist,­ daß­ die fünfzehnte Neidsrathsseition schließen wird, die die vierzehnte und die Dreis­zehnte geschlossen haben. Dann werden jene anderen Modalitäten in Wirksamkeit treten, welche vereinbart wurden, um den Schwierig­­keiten des Ausgleichs im Neichsrathe zu entgehen, jene nicht näher bezeichneten Maßregeln, in melchen der Schwerpunkt­ der Verein­­barung liegt und die in nichts Anderem bestehen können, als mit der theuer erfauften Erlaubniß Ungarns, auch zur Heilung der Aus­­gleichsschmerzen von der Universal-Medizin des § 14 Gebrauch zu machen. Da ohne vorherige Herstellung des sprachlichen Friedens vom Neichsrath nicht­ zu erwarten ist, so e­rscheint der Appell an den Neichsrath als eine konstitutionell schim­mernde Verzierung an der absolutistischen Maßregel, die zur Ergänzung des selbstständigen Veifügungsrechtes des ungarischen Reichstages vereinbart wurde. Das „Wiener Tagblatt“ meint, es werde ein schwerer, ein bedeutungsvoller Augenblick sein, wenn die Vertretung des öster­reichischen Volkes wieder zusammentritt. Wird sich vor Allen das österreichische Abgeordnetenhaus ebenbürtig zeigen Der Größe dieses Augenblides? Wird es die Nothiwendigkeit empfinden, in erster Linie an das Neid zu denken und an die Pflichten, welche ihm damit auferlegt sind ? . . . Kein Zweifel, wenn es überhaupt möglich i­st, eine ruhige Berathung der Ausgleichsfragen in dem Abgeordneten­­hause zu erwirfen, dann wird der Appell der Negierung an die Bosisvertretung nicht ungehört verhaften. Aber täuschen wir m­a­n der Appell gerichtet werden, endlich seine normale Thätigkeit wieder. Darüber nicht. Große Hoffnungen hegen wir nit, daß ungeslärt wird verhandelt werden künnen. Das Grazer Organ der Ultra- Obstruktionisten hat bereits angekündigt, daß auch­ dann seine Nähe eintreten würde, wenn Graf Thun sich entschließen sollte, die Lautsch’schen Spragenverordnungen aufzuheben. Das „Baterland“ läßt sich in folgender Weise ver­­nehmen: 68 wird nun der Reichsrath einberufen und an denselben aufzunehmen. Die Blätter sagen, daß Graf Thun zu Diesem Z­ede neuerliche Konferenzen mit den Parteifü­hrern einleiten werde. Das hätte wohl nur dann einen Sinn, wenn er in der Lage wäre, hin­sichtlich, der Sprachenfrage neue Vorschläge zu unterbreiten. Vielleicht , tt­e3 so, ebenfalls tritt fest an die Obstuftionsparteien nochmals die ernfterte Er­ägung heran, ob sie endlich der thatsächlich be­­stehenden DVerfassung ihren Lauf fassen wollen oder nicht. Daß die Bortregung der bisherigen absoluten Negation nicht den beabsichtigten Erfolg haben. fann und wird, das wird ihnen in der Note der „Wiener Abendpost” schon fest ganz unz­weideutig bekannt gegeben. „Die Regierungen — jagt die Note — sind auf alle Fälle gerüstet.“ So, wie die Dinge heute in der mehr er­wähnten Note dargestellt sind, kann das endliche Resultat der Minister-Konferenzen in der weitaus überwiegenden Majorität der Bevölkerung nur einen gün­stigen, einen befreienden Umbruck machen. Die Regierungen sind einig, sie haben sich loyal verständigt und damit die größte Gefahr, die dem Neid­e im Innern drohen konnte, gebannt: Daß die V­ölter so vor neuen, in ihren Wirkungen unberechenbaren Geschütterungen bewahrt wurden, verdanken sie in erster Linie der eisernen Geduld­­ und bewunderungsmü­dig unermüdlichen Firsorge ihres Monargen,.? cv 6, 048 ölm­ittirte Wiener Grtrablatt" schreibt:" u der Hand des österreichischen Abgeordnetenhauses wird..es nun liegen, die Entscheidung über die nächste Zukunft des Dualismus zu treffen ; und nicht nur diese formale, Sondern auch die sehr materielle Entscheidung über die wirthschaftlichen Bar und Nachtheile, die das künftige B Verhältniß zu Ungarn uns bringen soll. Die deutschen Oppositions-P­arteien stehen vor einem folgenschweren Entschluß. Der­ Sachverhalt ist leicht darzustellen. Worauf beruht zur Stunde die Ueberm­acht Ungarns? Ganz zweifellos auf der Aktionsunfähigkeit des österreichischen Parlaments. Die ungarische Regierung besteht aus den Ausgleichs-Vereinbarungen, die sie mit dem Kabinet Badeni­­abgeschlossen hat und die von der öffentlichen Meinung Oesterreichs einmüthig verworfen wurden.­­ Der einzige legale aftor aber, der diese Bermerfung zum Ausdeud bringen könnte, in das Parlament. Will oder kann dieses nicht reden, dann wird der Badenische Aus­­gleich zweifellos in den wesentlichsten Punkten perfekt werden. Ungarn schlägt dann eben aus unserer politischen Nothlage heraus, mas. er Tann. Winde das österreichische Parlament aber auf eine Prüfung der Ausgleichsvorlagen eingehen und dem Annehmbaren darin zu­stimmen, das Unannehmbare ablehnen, dann fehlen die legalen Vorauslegungen für das Aufleben des selbstständigen Verfügung­rechtes Ungarns. Dann muß Ungarn mit ung verhandeln und dam­it ein besserer Ausgleich möglich, ja sicher. Telegr­eumme Wien, 31. August. (Orig.-Telegr.) Heute Nach­mittags fand unter dem Vorfige des Grafen Thun ein längerer Ministerrath statt, der sich, wie allgemein angenommen wird, mit der Fesstellung der Modalitäten die Einberufung des RReichsrathes be­schäftigt hat; der Tag des Wiederzusammentritts . Des Österreichischen Parlaments wird in den nächsten Tagen ver­­lautbart werden. = Feuilleton. Die Krönungsfeierlichkeiten in Amsterdam. Haag, 29. August. Der erste Eindruch, melden Holland und die Holländer auf den Fremden machen, welcher den Boden der Niederlande betritt, it­tein sonderlich günstiger, und wenn es wahr ist, daß stets der erste Eindruch der maßgebende und für die ganze Zukunft bestimmende bleibt, so ergeht es den armen Holländern recht schlimm. Man muß si aber hüten, aus dem ersten Eindend einen voreiligen Schluß zu ziehen. Der Fremde fühlt sich beim Betreten Hollands hauptsächlich deshalb in eine neue, für ihn unverständliche Welt verfebt, weil er die Sprache dieses Landes nicht verlieht und deshalb mit den breiten Boltsihjchten keinen Verkehr zu unterhalten vermag. Man wird ein» menden, daß dies Doch auch der Fall ist, wenn z. B. ein deutsch­sprechender Neffender nas Frankreich, Italien oder England kommt. Der Vergleich it nicht zutreffend. In den genannten Ländern herrschen Kultur und Weltsprachen, die jeder Gebildete sich mehr oder minder aneignet. Im Allgemeinen ist der Tourist, welcher nach Frankreich, Italien oder England reist, mit den nördigen Sprachkenntnissen aus­gerüstet. Er fällt aber in der Welt Niemandem ein, Holländisch zu lernen, d. h. eine Sprache, die von nur wenigen Millionen Menschen auf einem äußerst begrenzten Naume gesproc­hen wird und im Ver­gleiche zur gewaltigen Mühe ihrer Erlernung nur einen sehr geringen praktischen Mertb aufweis. GE ist allerdings wahr, daß jeder gebildete Holländer der D­eutschen, meistens auch der französischen Sprache mächtig ist. Man hat es aber nicht immer mit gebildeten Leuten zu thun und so fühlt man sich in Holland vereinsamt. Denn trogdem die holländische Sprache sich wie ein verdorbenes Deutsch ausnimmt, it sie dem Deutschen doc völlig unverständlich. Bei dieser Gelegenheit ist es nothwen­dig, einer Legende entgegenzutreten, die vielfach von Frankreich aus verbreitet wird und die darauf hinausgeht, Holland als ein den Deutschen nicht gut ges­­inntes Land hinzustellen, dagegen die niederländischen Sy­mpathien völlig für Frankreich zu konfisziven. Diese Legende beruht, wie so viele­ andere, auf der französischen Einbildungskraft, die Alles im französischen Interesse und im rosigen Lichte erblidt. .Wer längere Zeit hier zugebracht und mit dem Volke selbst Beziehungen unter­halten hat, wird­ jeder bald die Ueberzeugung gewinnen, daß die Holländer sich all Mitglieder der germanischen Völkerfamilie fühlen und mit ihren Sympathien ganz und gar auf Seite Deutschlands stehen. Die französischen Behauptungen, daß die Nation sich gegen die eventuelle­­ Verheirathung der Königin Wilhelmine mit einem deutschen Prinzen ausspreche, sind einfach ind Gebiet der Erfindungen zu vermeiden. Alle patriotischen Holländer, mit denen ich über Diese Angelegenheit zu sprechen Gelegenheit Hatte, haben es als ganz natürlich hingestellt, dab die Königin ihre Hand einem deutschen Prinzen reiche und sich keineswegs verhehlt, daß der Gründer der oranischen Dynastie und der niederländischen Unabhängigkeit selbst ein guter Deutscher war. Man wirft den Holländern und ihrem nationalen Charakter hauptsächlich zwei Dinge vor: ihre übertriebene Gewinnsucht und ihr unausstehliches Bhlegma. Die erstere Anklage ist sehr weit verbreitet und gründet sich auf der nicht zu leugnenden Thatsache, daß man in den Niederlanden sehr­ theuer lebt. Aber daran ist nicht so sehr die Gewinnsucht der Niederländer schuld, die bei einem so kaufmännisc veranlagten Volke eigentlich nicht Wunder nehmen soll, als vielmehr ihre hohe Münzeinheit, der Gulden, für den man in Holland nicht viel mehr bekommt, als in Deutschland für eine Mark und in den Ländern der lateinischen Münzunion für einen Franc. Unter der allgemeinen Thewerung leidet aber der Holländer so gut wie der Fremde, und wenn der Leptere manchmal in übertriebener Weise geprellt worden ist, so bleibt ihm der Trost, daß es dem Holländer selbst auch nicht besser geht. Sehr ärgerlich it für Diejenigen, die mit einem lebhaften Naturell begabt sind, der phlegmatische, oft sogar indolente Charakter des niederländischen Volkes. Das Eilen und Laufen ist dem Holländer ein unbekanntes Ding, weil dies Aufregung verursacht, und aufgeregt wils ein Holländer nun einmal nicht sein: Wenn er von der Ferne eine Pferdebahn anhalten läßt, so beeilt er sich keineswegs, den Wagen zu besteigen, sondern nähert sich ihn mit größter Seelenruhe und behäbiger Wang­­samkeit, ohne sich viel darum zu fünmern, daß Die anderen Fahr­gäste darin es vielleicht eilig haben. Das Bahnpersonal ist niemals prefflrt und auf etliche Diinuten Verspätung kommt es ihnen nicht im Geringsten an. Während meines sechswöcigen Aufenthaltes in Hol­­land habe ich das Land nas allen Richtungen durchstreift. Aber niemals ist es mir gelungen, einen Bug zu besteigen, der ohne jede Verspätung abgegangen oder angekommen wäre. Die Holländer protestiren auch gar nicht dagegen und finden es ganz natürlich, daß die Löblige Bahnverwaltung in väterlicher Weise den zu spät kom­­menden Fahrgästen ein akademisches Viertel gewährt. Wenn man auf den Bahnhöfen die Leute durcheinander rennen sieht, so kann man sicher sein, daß dies feine Holländer sind. Denn diese geben ihren bedächtigen Senatorengang nur auf, wenn sie unbedingt laufen müssen, aber so etwas kommt eben nur in den seltensten Fällen vor. Da die ruhige Bedächtigkeit wirklich eine Schattenseite des holländischen Nationalcharakters darstellt, will ich nicht erörtern. Soviel ist aber sicher, daß dieser Schattenfeite andere vortreffliche Eigenschaften gegenüberstehen, die natürli­chr Derjenige zu wür­­digen vermag, welcher sich die Mühe genommen hat, den nieder­­ländischen V­ollscharakter nach allen Richtungen hin zu studiren. Das holländische Bolt it ganz und gar vom Geschäftssinne und der Arb­eitsluft beherrscht, und Hierin besteht sein Unterschied zwischen Reichen und Armen. Der reiche Großlaufmann, der über ungezählte Millionen verfügt, gibt sich hierzulande nicht den Freuden des Lebens ein und überläßt die Arbeit seineswegs seinen Angestellten, sondern arbeitet fleißig mit, so lange seine Kräfte reihen. Mentiers und Gouponschneider gibt es in Holland wenig. Die gewaltige Arbeitsfreudigkeit, welche das niederländische Bolt befeelt, bringt es auch mit sich, daß Niemand die Zeit hat, sich mit äußerer Eleganz, den Anforderungen der Mode und Ähnlichen Sk­lefanz zu beschäftigen. Der reiche­­ Mynheert mahnt gewöhnlich in einem bescheidenen Haufe, dessen Weißer es auf den Neichthum des Befibers nicht den geringsten Schluß gestattet. Wer ihn auf der Straße sieht, hält ihn für einen ehrsamen Beamten mit 1200 Gulden Jahresgehalt. Sich eine Equipage zu halten, fällt ihm­ im Traume nicht ein. Seine ran und Töchter machen keine Toilette. Dagegen hat er von seinen Vorfahren einen hervorragenden Kunst­­sinn geerbt, dem er große Summen opfert. Er, der oft einen Noch so lange trägt, bis er ihm vom Leibe fällt, gibt Unsummen aus, sobald es sich handelt, ein Kunstmerk zu erwerben. Deshalb ist Holland das Land, in welchem man die bedeutendsten Privatkollektionen findet, weil die niederländischen P­atrizier hierin einen wahren Wetteifer an den Tag legen. Mit den Patriziern wetteifern übrigens all die Städte. Jede holländische Stadt bes ist ihre städtischen Museen, die diesen Namen aber aug wirklich verdienen. Haag hat das welt­­berühmte Mauritshuis, Amsterdam das in jeder Richtung großartige Neidsmuseum, Rotterdam eine prächtige Bildergalerie alter und moderner Meister, Harlem die Meisterwerke von Frans Hals. Holland ist stets die Haffische Stätte der Kunst geblieben und denkt nicht daran, diesem Nafe jemals untreu zu werden. Unter den holländischen Städten nimmt die Residenzstadt Haag einen besonderen Rang, eine gewisse Ausnahmsstellung ein. Sie ist die einzige, in welcher die Eleganz und das vornehme gesell­schaftliche Leben heringen. Dort gibt es Villen und Privathotels, Equipagen und Toiletten, die man in Holland­font vermißt. Dies erklärt sich daraus, daß der Hang der Si. des Hofes und des diplo­­matischen Korps ist. Im Sommer konzentrirt sich das vornehme Leben in dem weltberühmten Nordseebade Scheveningen, in welchem die österreichisch-ungarische Kolonie eine große, fast dominirende Stellung einnimmt. Scheveningen befist die herrlichste Lage, die man sich für ein Seebad deuten kann, weil sich dem unwiderstehlichen Netze des Meeres die Schönheit der Barkanlagen von Scheveningen und Haag zugesellt. Hierin übertrifft es seinen Rivalen Dítende. Die Bades­gesellschaft ist auch eine mehr bürgerliche, als in Dítende, dem Mendeze­vous der Spieler und der internationalen Demimonde Aber sonst kann das holländische Seebad mit Dftende seinen Vergleich aushalten. Die Toilettenpracht der Frauen kann sich mit der Oftendes so wenig messen, wie der Scheveningener Kursaal mit dem Oftendeer. An äußerer Pracht und Herrlichkeit reicht Scheveningen an das berühmte belgische Seebad nur im Entferntesten heran, wenn es an den Anspruch er­­hebt, das erste Seebad der Welt zu sein. In Bezug auf die vielfag geradezu unverschämten Breite mag diese Behauptung auch richtig sein. Sonst aber braucht sich Ostende seine Sorge zu machen. Sche­veningen wird ihm nicht so bald den Titel einer „Königin der Mordfee“ streitig machen. Dr. M. Wollmann. Bismarck und Fein­werk. Das von uns bereits erwähnte Bug Moriz Bush’s über Bismarck enthält unter Anderem eine Mittheilung Bismarck’s über das im Jahre 1888 duch Geffden veröffentlichte Tagebuch des Kron­­prinzen, nachmaligen Kaisers Friedrich. Bekanntlich war in dem Tagebuch die Behauptun­g enthalten,er,der Kronpr­in­z,habe Bismarck­ die Kaiserideen bringen müssen-Dies bestreitet Fürst Bismarck sehr nachdrücklich zerschreibtcm Busch: « «»Ich möchte Siebitter au­f Geffcken’s Auszug aus dem Tagebu­ch des Kronprinzen zurückzukommen(er hatte sich überzeugt, daß Geffcken wirklich nach Aufzeichnungen des Kronprinzen gearbei­­tet hatte.Zwei Tagebücher­,ein­ kürzeres sind ein sehr ausführliches in Folio,beide durchwegs von der HaxId Sr.k.Hoheit geschrieben und später im Hausministerium verwahrt,hatten uns in Friedricher einige Tage vorgelegert),oder richtiger,aus einem der drei oder vier Tagebücher aus dem Kriege und aus späteren Jahren­ Die­ legten sind eigentlich feine Tagebücher. Ein Tagebuch ist eine Reihe von täglichen Aufzeichnungen, in denen man Hinschreibt, mass man erlebt und erfahren hat, unmittelbar engnad­ wie ein Tourist, und­­dem ursprünglichen. Es ist kurz, beschäftigt sich vorzüglich, wie es Die Kriegszeit mit fi brachte, mit militärischen Dingen und enthält. so gut wie gar seine politischen Betrachtungen. Die anderen sind später interpolirt, nach Gesprächen, die er mit guten Freunden oder solcten, die er dafür hielt, gehabt hatte. Er bildete sie dabei ein, daß er das schen 1870 selbst gedacht habe. 30 tage, er bildete sich das ein und glaubte daran. Denn er war ein sehr mahrheitsliebender Herr. Die guten Freunde waren Miß­­vergnügte, Streber und Kontriganten, Leute, die sich zu großen Dingen berufen fühlten, die es besser mußten und konnten als Die Regierung, die gern mitgeholfen hätten, aber nicht durften. 68 waren verfannte Talente, fißen geblieben und halt gestellt , jagen Sie, politische Winterkonfulenten und Blutchdeftoren. Er zeigte ihnen das Tagebuch und sie machten ihre Bemerkungen dazu, die er dann eintrug­­ -­­ . Sein Vater hielt ihr von allen politischen Geschäften fern, er redete selbst beinahe niemals mit ihm von solch­en Sachen und verbot es anf mir, ihm davon Mittheilung zu machen. Von 1863 an gab er un­­unterbrochene Kämpfe schjcjen den Beiden, und mehrmals kam es dabei zu heftigen Auftritten. So auch in Bersailles bei der Kaiser­­frage, wo der allergnädigste Herr zuerst von unseren Borschlägen nichts wissen wollte und einmal so zornig wurde, daß er mit der Faust neben dem Tintenfaffe auf den Tisch Schlug, so ‚daß es hoch auf büpfte und fast zum Unter hinausgeflogen wäre. Und hier’ ‚können Sie den Bericht des Tagebuch über. »Diese­ Angelegenheit ergänzen. Wie es überhaupt jüdenhaft und unvollständig it, so so verhält’s sich auch mit dem einen, Genieg Cheers. So wäre man auch der legte jener Heroen, die zum Ruhme Deutschlands an dem Baue der ägyptologischen Wissenschaft thätig waren, in das Reich gegangen, von wo es keine Wiederkehr mehvá gibt. Lepsius, Brugih und Cbers waren­ das bhellaufleuchtende Dreigestien, dessen Glanz weithin bis in die entlegensten Gauen des Erdrunds erstrahlte. Ihre Namen sind mit der Wissenschaft des Orients für ewig verknüpft. Wenn man in der Geschichte der Wissenschaften jener gedenken wird, die in ruhnvoller Weise an dem Aufbau der Ägyptologie mitgewirkt , wenn man die Namen jener ruhmvoll bedrängten Geister aufzählen wird, die und mit da Schrift und Sprache, den Sitten und Gebräuchen, der Religion und Kultur, dem Staatswesen und Familienleben eines längst vom Schauplane der Geschichte verschmundenen Volkes vertraut machten , wenn Mai Sene nennen wird, die in selbstaufopferungsvoller Weise es unter­nommen haben, den dichten Schleier zu lüften, der eine vieltausend­­jährige Geschichte umhüllte, und "die nicht zurückheuten, den viel« tausendjährigen Schutt- und Teimmerhaufen zu durchwühlen, vom ‚und mit einem Volke bekannt zu machen, das im Nilthale gelebt und hier Jahrtausende vor Gründung Hellas und Noms Kunst und Wissenschaft zur höchsten Blüthe zu entfalten vermochte: da wird man neben Francois Chanpollion, Zenormant, Silvestre de Sacy, Lecomte de Nouge, Mariette, Naville auf die Deutschen , Lepsius, Brugsch und Eherd nennen, die mit unermüdlichem Gifer mitgeholfen haben, eine Wissenschaft aufzubauen, die zu­ Beginn unseres Jahrhunderts noch kaum zu feinen begonnen. War Lepsius der Begründer der deutschen egyptolog­gischen Schule. Brugsch der Entzifferer des Demotischen überhaupt, so muß in Ebers der Mann betrauert werden, der die Egyptologie auf jene hohe Stufe zu bringen wußte, die sie heute unter den indes­ternen Wissenschaften einnimmt. Nun ist Lepsius längst nicht mehr unter den Lebenden. Brugsch ist vor wenigen Jahren (9. September 1894) in das Reich des Dsiris gegangen, und nun ist ihm Ebers, der Begründer, Stifter und För­­derer der neueren Schule auf dem Gebiete der Ägyptologie nachgefolgt. Nicht den Nomancier, den Gelehrten Ebers "will­ig zu schildern versuchen. Ich habe ihn nicht persönlich gekau­ft,aber aus sein­en Werken und seinen an mich gerichteten wissenschaftlichen Briefen habe ich die Größe dieses Heroen der Wissenschaft kennengelernt.Klar und überzeugend fü­r Jedermann war er in seinen zahlreichen Abhande­lungen­,m­it denen­ er die verschiedensten Zweige dengyptologie bes­peicherte, zart und feinfühlig in feinen Auseinanderlegungen mit Seren, die anderer Anschauung waren, als er. Scharf und dennoch niemals verlegend waren seine­ Entgegnungen. Wer seine Aufläse in der von Brugsch begründeten „Zeitschrift für egyptische Sprache und Alterthumsfunde“ mit Aufmerksamkeit gelesen, dem ist auch der Streit nicht entgangen, den diese beiden Führer auf den Gebiete der egyptologischen Forschung bezüglich der Ieritalischen und grammati­­on » r = ie

Next