Pester Lloyd, November 1898 (Jahrgang 45, nr. 263-288)

1898-11-01 / nr. 263

­ ae er e REN, En a Ren een ame ER er ——­­Budapest, 31. Oktober. * Denn das Abgeordnetenhaus dem Lande entweder gar nichts mehr zu sagen hat oder wirres Zeug, wie im Delirium, verschwaßt, mehren sich die Apostelreisen in die Wahlbezirke. Das ist mer natürlich. Die Einen fühlen das Bedürfnis, unmittelbar dem Wolfe die Misere zu klagen, in welcher der Parlamentarismus unter­­zugehen droht, die Anderen möchten von der öffentlichen Meinung Sufturs oder Absolution für ihr sträfliges­­ Treiben gewinnen. So ganz in die erste Kategorie gehört nun wohl die gestrige Mode des Grafen Stefan Tipa nicht, denn sie war weit mehr, als eine bloße Beschmerde, sie hat auch einen fertigen Gehalt; aber alle erkmale der minderwerthigen zweiten Gattung trägt Die Nede des Herrn Bolönyi, der mit seiner geschäßten Kesselpause die wahrscheinlich auch in seinem Wahlbezirke sich vernehmbar machende Stimme des öffentlichen Ge­wissens zu Überdröhnen suchte. Laffen wir ihn voranmarschigen. Er ist bezeichnend, daß der aadere Landesvater, der im Abgeordnetenhause die Opstruktion angezettelt hat und mit des Baffeg Grundgewalt bei Athem erhält, diese nämliche Obstruktion vor seinen geehrten Wählern schnöde verleugnet, indem er ausdrücklich erklärt: „Wir machen seine Obstruktion, wir führen einen ‚Kampf auf Tod und Leben." ‚Sollte es da nicht scheinen, als ob selbst die äußerst linfen Patrioten von Szoboplö sich sehr ernste Gedanken über die Ersprießlichkeit und Zulässigkeit jener parlamentarischen Methode machten, die in ihrer häufigen Wiederholung, zwar noch seinen einzigen Grashalm aus dem Erdreich gezaubert, wohl aber die Arbeitskraft, das Ansehen und die Würde des Abgeordnetenhauses in den Grund und Boden gestampft hat? Warum wagen die Herren nicht, sich zu dem Wechselbalg freimüthig zu berennen? Schäumen sie sich feiner, oder haben sie Die Welterzeugung gewonnen, daß das Volk in seiner gesunden Empfindung ihn verabscheut ? Doch­ Laffen wir immerhin einen Aagenblick die­ Les­­art gelten: „seine Obstruktion, sondern Kampf auf‘ Tod und Leben' — wessen Leben r­ifi­t Herr Bolónyi und wessen Tod fordert er in die Schranken? Sein eigenes tostbares Dasein ist gottlob nicht gefährdet. Darüber kann das Baterland ganz ruhig sein: seinem großen Sohne Polönyi wird, auch wenn er in den wildesten Krieg ich begibt, sein Haar gekrümmt werden. Das Schlimmste, was ihm passiren kann, ist, daß seine P­ause ein Zoch kriegt , und das läßt sich ja fliden.. Und auf weisen Tod geht er grausam aus? Er sagt dies mit jener Offenheit, die jeden Helden ziert: auf den Tod, natürlich den politischen, oder, wenn man will, den ministeriellen des Barons Bánffy. Aber man braucht auch davor nicht zu erschreden. Die Minister, die Herr Bolónyi getödtet hat, seben alle noch und wir können Sedem, der etwa­­ besorgt sein solte, ja selbst Heren Bolónyi, wenn ein bisschen Schwäche oder Mitleid ihn beschleichen wollte, aufs bestimmteste versichern, daß er den Baron Bánffy nicht im Mindesten umbringen wird, auch mit der allermörderischesten Obstenktion nicht. Wir Haben ung jüngst über diesen Punkt ausgesprochen, und die schauerlichen in die der geehrte Here in Szoboplö verzapfte, können uns in dem Glauben an die Wi­derstandsfähigkeit und Widers­tandspflicht des Minister-Präsidenten ebensowenig erschü­ttern, als sie uns übermäßigen Mejpert vor den lebens­ gefährlichen Anschlägen des Herrn Bolónyi einzuflößen vers­mochten. Troßherm geben wir zu, daß der „Kampf auf Tod und Leben" allerdings eine Gefahr bedeutet, und zwar eine große und verhängnißschwere, die weit über das Kaliber der Persönlichkeiten und der Tendenzen unserer Obstruktionsgarde hinausgeht, eine Gefahr für den politischen Ruf Ungarns, für seine Stellung in der Monarchie und sein mühsam genug erkämpftes Ansehen in der Welt. Diese Seite des unverantwortlichen Spiels mit der Würde des ungarischen Abgeordnetenhauses hat Graf­fita scharf beleuchtet, 68 wäre gerade diesem Manne gegenüber, der vielfach glänzend die Selbstständigkeit seines Denkens bekundet hat, recht geschmachlos, wenn wir sagen würden, daß er gegen die Obstruktionspolitik ein neues Moment ins Treffen geführt habe. Die Wahrheiten in dieser Nichtung offenbaren sich jedem sehenden Auge und sie brauchen nicht erst entdeckt zu werden. Aber das aktuellste, das schla­­gendste aller Argumente wider das Treiben der äußersten Binsen und ihrer stillen und lärmenden­­ Kompagnons hat Graf Tin plastisch herausgearbeitet in seinem­ Hinweise auf die Gefährdung jener Superiorität, die Ungarn kraft der natürlichen BERN­EN seiner politischen und parlamen­­tarisshen A­ustände sich im Rahmen der dualistischen Ord­nung errungen hat. vierlei, ob diese Superiorität ih­m­ dem mirterschaftlichen Ausgleich konkret ausdrüct oder nicht, so sind Doc ihre moralischen und allgemein politischen Solgewirkungen von solch außerordentlicher Wich­­tigkeit und Bedeutung, daß es direkt als­­­erbrechen an der Gegenwart und Zukunft Ungarns­ erscheint, wenn man wider diese günstige Wendung des­­ Verhältnisses zwischen Ungarn und Oesterreich frevelt. Ja, doppelt sträflich ist dieses Attentat gerade unter dem Gesichtspunkte der äußerst linten politischen Aspirationen. Das Programm dieser Gemeinde ist nicht unser Programm und, wie­ immer sie die­ Ausgestaltung ihres Prin­­zips der Unabhängigkeit sichh vorstellt, sei es als Personalunion, sei es anders, für uns hat sie in seiner Form viel des An­­ziehenden — das brauchen mir jegt wohl nicht weitläufig zu­ demonstriren. Aber der äußersten Linken muß es doch wohl Schwerer Eraft sein um jene „Unabhängigkeit“, und da fragen wir die Herren, was sie wohl meinen, wie sich ihr deal leichter verwirklichen ließe: wenn Ungarn vermöge der gejtigkeit und, Klarheit seiner politischen und insbesondere seiner parlamentarischen Zustände die vorhin gekennzeichnete Meberz­legenheit behauptet und alle fortwährend zu behaupten vermag, oder wenn es in Folge der Trübung der vorzüig­­lichsten Quelle seiner Macht und selbst seines legitimen Einflusses in der Monarchie schlechtweg zum Spitalsgenossen Oesterreichs herabsinft und in Demselben Bette Frank Liegt, in welchem Oesterreich dahinsiecht ! Zu einer Antwort auf diese Frage dürfte die Nede des Grafen Tiba die Äußerst- Tinten P­atrioten wohl angeregt haben, und wenn sie das Talent zu einer vernünftigen Antwort besigen, so werden sie missen, was sie von dem SKampfe des Herrn Bolónyi „auf Tod und Leben“ zu halten haben ; das ist ein Kampf, welcher zwar den gesunden Menschen verstand, aber mert­w­ürdigerweise auf die Prinzipien der Unabhängigkeits- Partei todtischlagen soll. Angesichts Dieses entscheidenden Moments sind Die übrigen, zumal die wirthschaftlichen Weisheitssprüche des Herrn Bolönyi von sehr untergeordneter Bedeutung, und wir würden dem Grafen Tipa fast eine Beleidigung anthun, f wenn mir seine Huren und treffenden Ausführungen über "das wirthschaftliche Verhältniß denn — es ist zwar nicht vornehm, dies so unumschrieben zu sagen, aber wir sehen nicht ein, warum wir mit dem geschäßten Obstruktions- Häuptling nicht in seiner Sprache reden sollen­­ — dem wirth­­schaftlichen Unsinn des Heren Polönyi gegenüber stellen wü­rden. Es genügt, Die lapidare Sextenz Dieses geehrten Herrn einfach zu reproduziren: „Im selbstständigen H­ollgebiete wird der ungarische Landwirt in Getreide theuerer verkaufen.“ Das Heißt: wenn Das Ablaggebiet für unsere, landunwirthschaftlichen Produkte sich einengt, so wird unser Getreide, im P­reise steigen! Wenn das nicht einleuchtet, den wirde Die Sonne des Herrn Polönyi vergebens bescheinen — und doch, die Nationalpartei, muß wohl an sich selber das Wunder erlebt haben, daß unter den Ausstrahlungen Dieses superioren wirthschaftlichen Geistes es in ihren Köpfen zu gähren anfing, wie junger Wein, und sie nur in dem selbst­ Händigen Bollgebiete mit dem bhenerern Getreide das Heil sieht, während sie vordem gerade um des Getreides willen die wirthschaftliche Gemeinsamkeit wollte. &s3 muß wohl so sein, denn wie hätte sie sich font in die Bundesgenossen­­schaft mit Heren Bolónyi begeben künnen ? Der „Kampf auf Tod und Leben” ist ja sehr schön und auch edel im­­ Gemüthe, aber es müßte Doch auch­ etwas Praktisches dabei herauskommen. Sterben ohne Zweck und Nothwendigkeit ist gerade so sinnlos, wie ein Leben ohne Bier verfehlt ist, und angenommen nun, daß die National­­partei sich mit Hilfe des Herrn Bolónyi den Tod holt — wofür wäre sie gestorben? Für das selbstständige Zoll­­gebiet mit höheren Getreidepreisen. it das der Mühe werth und soll Dies Das Ende der großen „nationalen Aspirationen” sein? Freilich, in Szobopla­st nicht, auch im Namen der Nationalpartei das neue Evangelium vers fündet worden. Aber man kann doc die Singer von dem Meister nicht trennen und es ist nicht unsere Schuld, wenn uns jeit der Name des Grafen Apponyi in Verbindung mit dem glorreichen Namen des Herrn Volonyi in den Sinn kommt. Mitobstrakvt und mitglorifizirt ! | + +++ + Die erste Balaffinafahrt eines Deutschen &anifers. Mit Spannung folgt die ganze gebildete Welt den Schiffen, die den Deutschen Kaiser in den Orient, in das Land der Wunder und der Trümmer bis zur Wiege der Menschheit und des Glaubens führen. Die Politik, die Poesie und auch die Kunst haben ss bereits dieses modernen Kreuzzuges bemächtigt und alle erdenklichen Kombi­­nationen werden an diesen geknüpft. Historische Erinnerungen weiden mact und alle Begebenheiten, friedliche wie feindliche zwischen Kreuz und Halbmond treten in den Vordergrund und werden in Verbindung oder Parallele gebracht zu dem jüngsten Kaiserbesuch an den Ufern des goldenen Horns und am Jordan. Nur eine Historische­ Thatjadhe ist noch nir genügend gewürdigt worden, die in diesen Tagen von besonderem Interesse sein dürfte, nämlich die erste Palästinareife eines Ykegkskchejx..s-Ken­srsss.»Es-Meika­«, PexnixchseKaisexz«de­r-den·Boden­·­des heiligen ss Laydses betreten-«Schon p·o,r3 ihm hat­ ein Deutsche Kuiser und zwar Friedrich I.eine Reise nach Palästin­a"unternommen,­allerdings unter ganz anderen Umstän­­den.Wohl war auch die Pilgerfahrt Friedrich­s II.von Hohenstaufen ein­ Kreuzzug,aber ein solcher,der merkwürdigerweise gegen den Willen der Kirche stattfan­d.Friedrich II.,der römisch-deutsche Kaiser,der erste,der den Titel König Von Jerusalem führen darfte,der jetzt auf das österreichische Kaiserhau­s übergegangen­ ist,und auf dessen Haupte sechs Kronen saßen­,lebte bekannlich in steteme Gespalt mit Rom,obwohl­ iin jungen Jahren vom Papste selbst für einen ,,Pflegesohn der Kir­che««erklärt worden“.Sein Geist und seine Bil­­dung werden von Allett gerühmt,die seines Nam­en­s gedenken. Besondere Vorliebe wan­dte er den Studien des Morgenl­indes,i die damals noch in Europa­­ gering geachtet oder mit Danger Scheu bes­trachtet wurden. Als ein „mächtiger Geist, Der Jegliches auf Erden umfaßt bis zu den unwechsellosen Sternen“, als „Wunder der Welt“ ‚galt er ebenso den gelehrten Doktoren des weltlichen und göttlichen Mento zu Bologna als den talmudfundigen Suden zu Salamania und den meisen arabischen Philosophen am Saune der großen Wüste. Auf einen solchen Geist mußte der Orient eine besondere Anziehungs­­kraft ausüben und schon in jungen Jahren ermachte in Friedrich II. die Sehnsucht, einen Kreuzzug anzutreten. Ein Chronist berichtet von ihn, daß er in seinem Wesen „die heiße Leidenschaft des Südländers mit der troßigen,, Kraft des Nordens, die jede Zweifelsuht des Italieners mit dem widerspänstigen Sinn des Deutschen“ vereint habe. Ein solcher Geist konnte nicht in Frieden mit der Kirche leben, die damals die geistliche Herrschaft mit der Sonne und die weltliche mit dem Monde verglich. Die Hoffnung Roms, in dem jungen Kaiser einen gefügigen Basallon erzogen zu haben, war eine vergebliche. Alle Mahnungen und Warnungen, den Kreuzzug, den er feierlich versprachen und beschmoren, endlich anzutreten, blieben fruchtlos. Da sprach Gregor IX. über Friedrich II. den Bann aus. Natürlich trat nun auch Friedrich gegen die „unersättliche Blutsaugerin Roma” mit aller Entschiedenheit auf und forderte die europäischen Fürsten in Sendschreiben zur Ber­­ichtung der unerhörten Tyrannei der Kirche auf. Unabhängig davon begann er fest mit umso größerem Eifer die Vorbereitungen zur Balästinafahrt. Am 28. Juni des Jahres 1228, also gerade vor 660 Jahren, segiffte sich der Hohenstaufenkaiser mit einem stattlichen Gefolge in Brindisi ein. Ueber die Stärke seines Heeres sind mir­ nicht genau unterrichtet; einzelne Historiker nehmen an, daß­ eine Armee von 10.000 Kriegern den Kaiser begleitet habe. Schon auf dem Wege wurde Zypern eingenommen und als wichtiger Stoßpunkt des Welt­­handels in einen deutschen Lehnsstaat umgewandelt. Am 7. September landete der Kaiser in Aflo und wurde dort mit Subel empfangen. Die Tempelherren und Johanniter füßten ihm nach Landessitte die Ruiee, sogar die Geistlichkeit ging ihm in feiere­ichem Zuge mit Lobgesang entgegen, weigerte sich aber schließlich doch, dem Gebannten den Friedensfuß zu geben und­ mit ihm an einer Tafel zu effen. Er war eben wie Freidant singt: Nu kommen in ein Lant, Da Gott nu Mann nie triumne fant. Denn diese Ritterorden wollten in Wahrheit seinem anderen Herrn dienen als dem eigenen Interesse, und das Geschmwert um Christi willen wollten sie nur ziehen, wenn fr Geld und Gut dabei erwerben ließ. Vielleicht um die Intriguen dieser Männer zu kreuzen, rgidte Friedrich von Allo aus eine Gesandtschaft nach Rom, um dem Bapst die Nachricht von seiner Ankunft im heiligen Lande zu melden und ihm mitzuteilen, daß es willens sei, nicht eher zurüczukehren, bis er das heilige Land für die Christenheit zurückgewonnen. Das war allerdings ein schöner Vorfaß, aber Friedrich I. mußte sich bald überzeugen, daß­­dieser Borfat Teichter gefaßt als ausgeführt wurde. Bei jedem Schritt auf dem geweihter Boden stieß er auf unerwartete Sindernisse. Auch der römische Stuhl wiederholte und verschärfte seinen Bann, da ein mit dem Fluch­ der Kirche Be­ladener sich nicht zum Getreiter Christi­ aufmerfen durfte. Dessen, ungeachtet gelang 08 aber Friedrich II. doch dur­ Tuge Bewugung der Umstände den Sultan Al-Ramil zu einem Vertrag zu bringen, doch den Serusalem, Bethania, Nazareth neben ihren Gebieten, sowie der ganze Küstenstrich von Soppe bis Sidon in den Besiß der Christen gelangte. Eine Wiederherstellung des Königreichs Jerusalem war zwar nicht erreicht, aber der Kaiser hatte doch in dem Vertrag eine Garantie für die Zukunft. Vielleicht hätte der Kaiser noch mehr erreicht, wenn nicht die Kirche auch recht noch immerfort gegen ihn agitirt und seinen Gegnern die Waffen in die Hände geliefert hätte. Kaum hatte Papst Gregor von dem Vertrag zwischen dem­ Kaiser und dem Sultan Nachricht erhalten, als er, dem der Frieden durch den b­lauen Patriarchen von Jerusalem und dessen S­ild­wappen „als ein Gemwebe von Falschheit und Tide, als ein dem Christen voll gelegter Fallstind“ geschildert worden, sogar den Bannstrahl gegen die Stadt und das­ heilige Grab schleuderte, „D vergeblich “Fuge "Der K­aiser durch seinen treuen Waffengefährten, Herman u , den Großmeister des deutschen Ordens, den Bath­arogen von Jerusalem für den Vertrag­ zu gewinnen. Am 17. März 1829, dem Sonnabend vor Deuli, stand Kaiser Friedrich II. vor den Thoren der heiligen Stadt, wo bereits der Bots­chafter des Sultans seiner hatrte, um dem Kaiser im Auftrage seines­ Fürsten die Schlüssel von Jerusalem zu übergeben. Unter dem lauten­ Jubel des Heeres zog der Kaiser in Jerusalem ein, am meisten jubel­­ten die Deutschen. Sie sangen freudige Schlachtlieder und illuminieren am selben Abend ihre Häuser. -s­« »Der Kaiser nahm mit dem Kadi von Nablus,»dem Friedens­­unterhändler,neben dem Tempel sein Quartier,und von­ da ab­ trat­­er mit großem Gefolge den feierlichen Zug nach der heiligen Grabes­­kirche an.Er gedachte den großen Tag du­rch ein Hochamt zu­ feiern, allein der kluge Herman Von Salzarieth ihm s­—»t""ab,u­m die­ Kirche nicht noch mehr zu erbittern.­­ Am folgenden Tage, dem Sonntag Deuli, versammelten­ si die Pilger in großer Zahl schon am frühen Morgen in der Grabes- Tieche, sogar die Erzbischöfe von Balerimo und Capua, waren zugegen, und seiten Schrittes begab er der Kaiser zu dem Hochaltar, nahm von dort die goldene Krone und feste sich diese selbst aufs Haupt „zu Ehren des ewigen Königs“. Im gesich­ter Weise hatte er Alles ver­­mieden, mach an nur den Schein einer Gehäffigkeit oder Nichtachtung gegen die Kirche hätte hervorrufen können. Hierauf. aß Herman D. Salza eine Urkunde zuerst in deutscher, dann in französischer Sprage vor, in der den Kaiser erklärte, daß er bisher durch große Schwierigkeiten an der Ausführung seines Vorhabens verhindert gewesen sei, daß er seinen Gral gegen den Papst hege, der ihn in den Bann gethan, „weil er nicht anders den Vorwürfen der Leute entgehen konnte”. Daß er aber hoffe, der Heilige Vater werde den Bann nunmehr selbst zurücknehmen, denn er selbst, der Kaiser, molle Alles thun, um den Frieden mit der Kirche wieder herzustellen, wo weit dies zur Ehre Gottes, der Kirche und des römischen Reiches diene. So hoch ihn Gott erhoben habe, so tief wolle er sich vor dem Höchsten beugen und auch vor Dem, der dessen Stelle auf Ende vera trete, vor dem Statthalter Christi. Das war wahrlich nicht die Sprache eines Abtrünnigen oder Kebers;­ gleichwohl berichtete der schlaue Patriarch nach Rom in seiner­ gehäfsigen und feindseligen Weise­­ über den ganzen Vorgang, und der Papst ließ nunmehr gegen den Kaiser das Kreuz predigen und die heiligen Stätten mit dem Sterdift belegen. Man­ begreift alle diese Vorgänge nicht, wenn man Hert und Liest, wie fromm der Tonst so freisinnige Kaiser in jenen Tagen sich der Kirche gefügt hat. In einem Rundschreiben, das Friedrich II. an alle s chriftlichen­ Könige, an die Fürsten und Lehnsherren seines Neid­es am selben Tage ge­­richtet hat, ruft er begeistert aus: „Es mögen sich freuen in dem Herrn und frohloden alle Rechtschaffenen, weil es Gott gefallen hat, die Frommen seines Volkes zu erhöhen im Heil, Laßt uns auf den­jenigen pfeifen, welchen Die Engel pfeifen, weil er ist unser Gott und Herr, welcher Wunderbares allein bewirkt und seiner alten Barn­­herzigkeit eingedend die Wunder der früheren Tage in unteren Zeiten erneuert hat. Denn der Herr, welcher nicht immer der Wagen und Neffe sich rühnt, hat, um seine Allnacht fund zu thun, durch­ ein geringes Häuflein sich großen Ruhm bereitet, damit alle Völker erkennen mögen, daß er schlicht sei in seiner Hoheit, glorreich in seiner Würde und unerreichbar in seinen Nathschlägen für die Menschentinder. Zu wenigen Tagen ist mehr Durch ein göttliche Wunder als der menschliche Kraft vollbracht worden, was in den vergangenen Zeiten verschiedene mächtige Fürsten weder doch zahlloses Kriegsvort noch doch Furcht und andere Mittel zu bewirken vermocht haben." Nachdem die Feier in der Grabeskirche beendet war, 309 Kaiser Friedrich mit der Krone auf dem Haupte nach der Burg der Johanniter, wo eine Rub­enersammlung abgehalten wurde. Friedrich wollte vor Allem die Mauern von Jerusalem wieder herstellen und unterhandelte deshalb mit dem geistlichen Orden; aber alle Verhand­­lungen scheiterten an dem­­ Widerstand des Patriarchen. Bergeblic forderte Friedrich von dem schlauen Briester Aufklärung. Da vil ihm die Geduld. Nachdem alle Berathungen, Mahnungen und Bitten vere­geblich waren, gab er selbst die nöthigen Befehle, die zerstörten Stadt­­mauern wieder aufzubauen und dann bestieg er sein Mob und sprengte „von Niemandem gegrüßt“, so schnell, daß ihm die Seinen kaum folgen konnten, durch das Thor von Jaffa aus der heiligen Stadt. 63 ist sehr begreiflich, daß auf die arabischen Historiker Diese merkwürdige Erscheinung des Kaisers in Jerusalem und Diesen noch merkunnwürdigeren Kreuzzug gegen den Willen der Kirche zum Gegen­­stand ihrer Berichte gemacht haben, die allerdings sehr anefootenhaft sind. Niedereinstimmend berichten sie über Alle, daß der Wlema der Moschee des Khalifen erzählt habe, er habe mit dem Kaiser Gespräche gepflogen, aus denen hervorgegangen sei, daß er von der christlichen Religion so gut wie nichts halte. Sodann berichten sie über die Größe und Güte des Kaisers. Eine seine Geschichte mag als Beispiel dienen. Der Sultan hatte dem Radi von Nablus den Befehl gegeben, daß die Muezzims während der Anwesenheit des Kaisers in Jeru­­salem nicht von den MinaretS zum Gebete aufrufen sollen, um den Kaiser nicht zu flören. Der Kadi vergaß jedoch, Die Gebetsrufer davon zu benachrichtigen, und so bestieg ein Scheich­chon in der ersten Nacht, zur Zeit der Morgenröthe, das Minaret, während der Kaiser noch im Hause des Kadi meilte, und begann nach dem üblichen Ruf jene Reise des Koran mit lauter Stimme zu verkünden, die sie insbesondere gegen die Christen wenden. Am nächsten Morgen ließ der Kadi den Muezzim rufen und sagte zu ihm: „Was hast Du gethan ? Hast Du nit den Befehl, daß der Sultan anders bestimmt hat?" Jun der folgenden Nacht unterbliedb das Musen, und als der­­ ist ja bekanntlich‘ nicht der erste Feuilleton. Yuwis de Chavannes., — 1822-1898. — L. H­i. in Maris ist dieser Tage einer der größten Maler des Jahrhunderts gestorben : Pierre Buvis de Chavanned. Die Anfangsbuchstaben seines Namens, P. P. C., bedeuten fest mirflic), wie er einst selber scherzte : »pour prendre conge«. Er war einer der großen Unbekannten von Paris, erit seit etwa zehn Jahren, seitdem die Jungen ihn an die Spike ihrer Sezession gestellt und sein Gerüst besteigen konnte. In Diesem üben Atelier unter seiner Führung alljährlich auf dem Marsfelde aufmarsch­en, ‚iebt er im allgemeinen Bewußtsein. Dies hat sich vor vier Jahren,­ als man seinen siebzigsten Geburtstag feierte, glänzend gezeigt. Der geniale Bildhauer Auguste Nodin trommelte damals die Creme des geistigen Manns, an die vierhundert Mann, zusammen, um dem Alte­n­meister im Hotel Continental (Rue de Rivoli) ein glänzendes Bantet zu geben. Der Minister des Unterrichts und der Schönen Fünfte, M. Leygues, war dabei und hielt eine Schöne Nede. Den eigentlichen Toast aber brachte Nodin aus, mit den Worten: „Die Huldigung, die wir Ihnen darbringen, bedeutet unsere Freude an der Schönheit ihrer Werke, die Liebe unseres Herzens zu Ihrem Leben als ehrlicher Mann und freier Künstler. Im Namen der französischen Künstler triffe ich auf Puvis de Chavannes.” Jedes dieser Worte ist die reinste Wahr­­heit. Buvis de Chavannes ist eine ideale Erscheinung, ein Batriard­ ohne Furcht und Tadel. In seinem Atelier zu Neuilly lebte er wie ein Weifer, freilich aug wie ein Einsiedler, er verließ es den ganzen Tag niit und kam nur zumeilen Abends in die Stadt, ins Theater oder zu einem Diner bei Freunden. Von früh Morgens bis Abends war er am Werke, immer in der nämlichen langen, grauen, schwarz­­ gegürteten Kutte, die ihm das Ansehen eines hageren Mönches gab. Und das war kein Mode-Atelier, in dem ein Modemeister für Besucher posi­te, sondern ein ungeheurer Raum, wahl mie die Merkstätten Menzel’s und Böclin’s, und darin ein einziges Bild, das, an dem er gerade arbeitete. An den Wänden hingen feine Studien, denn er machte Feine, besonders nicht für feine Landschaften, die eine so große Rolle spielen. Er hatte ein riesiges Formengedächtniß und wenn er Detail brauchte, so genügte ihm eine Kleinigkeit. Einmal mies er auf einen Tannenzweig an der Wand und sagte: „Sehen Sie, das ist der Wald der Sorbonne, nämlich der Hain auf dem Nierenbilde, das den Hemicyele der neuen Sorbonne erfüllt. Das menschliche Modell frei l­ findirte er unablässig und unverbrüglich ; das hatte ihn ja aus der Schulmisere gerettet und ihm die Natur zurückgegeben, auf­ haben in den legten Jahren alle Kunstblätter eine Menge Aktitudien von ihm gebracht. Er sagte, er brauche nur die Augen zu schließen, um im Geiste seinen ganzen Entwurf vor sich zu sehen. Eine Winde und eine Vertiefung im Boden gestatteten ihm, seine Nietenbilder nach Bedürfniß zu heben und zu senken, denn seltsamerweise war dieser großartige Wändebemaler so schmindelbehaftet, daß er seine Leiter und also kaufte er — seine Stadtwohnung auf der Blace Pigalle war übrigens gleichfalls jeglichen Komforts bar — und kein Mensch durfte er betreten. Er empfing dort Niemanden, blos im Frühjahre, ein paar Tage ehe er sein neuestes Werk in den , Salon" fdichte, lud er die paar intimsten Freunde ein, um es ihnen zu zeigen. Dabei war er jedoch keineswegs ein Sauertopf und spielte auch nicht den Hohenpriester, sondern war allezeit heiter, selbstsicher, unbelümmert um Kritiken, von denen er nur durch seine Freunde hörte, und immer zu Scherz aufgelegt, nur nur als Anefooten­­erzähler, sondern als als Karikaturist. Einmal war er wirklich nahe daran, eine Sammlung seiner Karikaturen zu veröffentlichen, 5108 „um zu zeigen, daß er während der SKomitefiungen, denen er an­wohnen mußte, fleißig gewesen“, demm, wie sein Antipode­ngres, favitirte auch er mit Vorliebe seine Kollegen am grünen Tische. Dabei aber war er nichts weniger als boshaft, ja er verschaffte einst einem Kollegen eine verdiente Auszeich­nung, obgleich dieser sein Bild: „Heiliger Hain’ vor allen Leuten verhöhnt hatte. Der äußere Lebensgang dieses größten Einfachen seiner Zeit war sehr uninteressant; seine großen Erlebnisse sind auf der Leinwand vor sich gegangen, da war er in aller Stille ein gewaltiger Revolu­­tionär. Sein Geburtsort in Lyon. Bon Haufe aus zum Advokaten bestimmt — sein Vater war Advokat zu Dijon —, kam er erst mit zwanzig Jahren in ein Maleratelier, zu Henri Scheffer, dem Bruder Ary Scheffer’s. Allein da lernte er nichts, vielmehr verleitete er seinen Lehrer zum flotten eben. Eine Sehnsucht trieb ihn nach Italien. Mit einem mittelmäßigen, aber begeisterten Maler, Baudron de Bernaron, den er in Nizza­ kennen gelernt, verbrachte er zwei Jahre da unten mit Studien in Museen und in der Natur. Dieser Freund brachte ihn auf den rechten Weg. Nach Paris zurücgekührt, trat er in das berühmte Atelier Thomas Couture’, wo selbst Anselm Feuerbach gelernt hat, hielt er aber nur ein paar Wochen aus. Desgleichen bei Delacroir, dem Farbengenie, Lernen, mas ein Anderer lehren konnte, das mal seine Sade nit. Er schloß sich in seine eigene Werkstatt ein und begann aus Leibeskräften nach dem lebenden Modelle zu malen. Einfach, wie er es sah. „Mein Lehrer,” sagte er später, „war der Absehen, den ich vor gewissen Dingen empfand.” Eine „Bieta”, die er 1851 malte — sie hängt noch im Atelier zu Nennllng —, war das erste Bild, das die Jury des „Salon“ annahm. Dann wies sie ihm neun Jahre lang halsstarrig Alles zurück. Der spätere Sezessionistendgef hat also die Wonne der Zurückgemiesenen gründlich ausgeworfen. Erst 13859, mit einer „Noüdfehr von der Kagd“ (fest im Marseiller Museum), fand er wieder Gnade und blieb seitdem Stammgast. Er malte dann seine großen Szenen für das Treppenhaus des Museums zu Amiend („der Friede“, „der Krieg”, „die Arbeit”, „die Nähe”). Gleich die ersten beiden brachten ihm eine Medaille zweiter Klasse. Théophile Gautier begrüßte sie freudig: „Mit einem Schlage it er aus dem Schatten ins Licht getreten, das ihn nicht mehr verlassen wird.” Aber auch an Gegnern fehlte es nicht. Was hat ihn nur Gastagnary Herunterkritisirt, dessen Artikel man nach seinem Tode in zwei Bänden gestammelt hat. Ich blättere darin und finde einen achtzehnjährigen Krieg, den er gegen Bupis führt, von Bild zu Bild. hm galt nämli­chr Gourbet, der robuste Nealist, und von dem war aller­­dings Buvis de Chavannes das Gegentheil. Noch giftiger bekämpfte ihn Edmond About, einst sein Kamerad ; der verhöhnte ihn wag den Noten. Es wurde eine Feindschaft daraus, die beim D­erniffage vor dem Bilde: „Marseille, Hafen des Orients“ begann, wot About den Maler mit den Worten anfuhr: „Was Teufel hast Du denn dem Indier so ein filmwarzes Auge gemacht!” Das war die Kriegs­­erklärung und erst About’s Tod stellte den Frieden her. About nämlich ließ nur den einen Paul Baudry­ gelten, der die Große Oper ausgemalt hat und allerdings „auch einer“ war. Bezeichnend aber ist es, daß die Kritiker, die auch Dichter waren, sich für ihn begeisterten. Die Baudelaire, L­econte de éle, de Banville hoben ihn Sofort auf den Schild; auch der Bolyhistor und Glanz-Stilist Paul de Saint-Rictor, dessen Alleswissen einmal Goncourt, wie er in seinen Tagebüchern schreibt, so unausstehlich wurde. Puvis de Chavannes malte nun eine lange Reihe großer Tas­bleaux, die alle eine intime V­erwandtschaft unter­einander haben. Im­mer ist es eine schöne, weiträumige Landschaft, in der verschiedene Grup­­pen von verschiedener Beschäftigung harmonisch vertheilt sind. In den ersten Bildern sind sie mehr vereinigt, in den späteren mehr gleich« mäßig über die Fläche vertheilt, wie um den Eindruck eines Wand»­teppichs hervorzubringen. Der Charakter dieser Werke it meist ein arkadischer, wie denn der Künstler zeitlebens ein Be­wunderer Virgil’s war. Die Idylle entlegener, naiver Zeiten schmebte ihm vor. Nach all dem harten Realismus, der die Mitte dieses Jahrhunderts erfüllt, feßte er wieder die Boesie auf den Thron, seh das Ideal wieder auf­­leben. Aber seine Welt, obgleich in der Phantasie entstanden, war niemals wesenlos, sie murzelte vielmehr im Boden und im Volke der Heimath. " Diese Werke sind ganz französisch, ja total. In den Bildern zu Amiens ist die Picardie nicht zu ver­kennen, besonders in den großen Gemälden: »Ave Picardia nutrix!« (sei gegrüßt, Nährerin Picardie) und jenem »Ludus pro patria« (Kampfspiel für das Vaterland), das durch Nachbildungen überall bekannt geworden ist. Iyn den Bildern für das Marseiller Museum: „Marseille als griechische Kolonie” und „Marseille als Hafen des Orients“ ist in Land und Meer der üppige Süden dargestellt. In denen für Rouen berrfäht die thürmereiche Silhouette dieser Stadt und ihr großer Strom. Die herrlichen Szenen aus dem Leben der heiligen Genovefa, der Schugpatronin von Paris, spielen sich­ zwischen der geschlängelten Seine und der großen Linie des Mont Balérien ab. Sogar das Klima it erstaunlich wiedergegeben und es erregt seit Jahren die Bewunderung der Pariser, wie in diesen Bildern, die das Pantheon sgmüden oder schmücen weiden, der Silberduft des Seine­­thals unnachahmlich zart und wahr getroffen ist. Dieser moderne Monu­­m­entalmaler hat die Stimmung auf die Wände zu zaubern vermocht. Aber auch die Figuren, so vorzeitlich sie sein mögen, sind von der bodenständigen Mace, blutsvermandt mit den jegigen Branzosen. Landschaft und Menschen paffen vollklommen zu­einander. Sa, der Künstler hat nicht gezaudert, im Treppenhause der Seine­­präfektur den leibhaftigen Viktor Hugo, in idealem Ge­wande, durch Seinen der thronenden Stadt Paris zuführen zu lassen. Das ist im Hotel de Ville, das noch so manches Herrliche von dieser Meisterhand beherbergt, den glühenden „Sommer“ und den schneemeißen „Winter“, zwei der wundersamsten Bilder, welche die Neuzeit hervorgebracht. Wundersam, Lieblich, Hehr, man müßte einen Getralt aus einem Jugend feldher Eigenschaftswörter machen, um die Genovefabilder im Pantheon zu Fer­zeichnen. Gie Schlagen Alles, das " sonst noch in­­ diesem Nationaltempel der Pranzosen gemalt ist. Sie sind noch nur einmal ale an ihrer Stelle, erst im heutigen Galon des Marsfeldes sah­­ man mit "Ents­tnden das meuefte, vielleicht das beste von allen. Die Heilige, als alte Frau, mwacht auf ihrem Söller Nachts über dem schlafenden Paris, Die are Naht, das Ge­wimmel der röthlichen Dächer mit ihren f­lüfvigen Lichtern, das Lämpchen in der Zelle Genovefa’s und die hagere, eng umhüllte Gestalt der Greifin, das gibt zusammen eine Stimmung, der ei Niemand entzieht. Seltsamerweise begicht die Sammlung des Luxembourg, wir glauben nicht zit ieren, nur ein Bild des­ Künstlers. Das it der „arme Fischer“. Eines der ergrei­­fendsten Bilder. Ein Fischer steht in seinem Kahne, nahe dem Ufer, auf dem zwei Knäblein spielen. Er angelt. Ob er etwas fangen wird ? Das Wasser ist so todt und grau, der Horizont so weit, der Himmel so gleichgiltig und fern. Eine solche Melancholie in der Landlaft und eine solche Resignation in dem armen Teufel. So mögen die armen Bilder am Tiberias-See ausgesehen haben, die in Christus den Heiland erkannten. sz Die große Neuerung in den Wandbildern anis de Chas­vannes’ist,daß er sie nicht,wie die Generation­en vor ih­m,als etwas Fremdes an die Wand klebt,sondern gleichsam aus der Wand,dass einen Theil des Gebäudes hervorwachsen läßt.Obwohl aus Leins­tand gemalt, machen sie den Eindruck von Fressen, die sich der Architektur unterordnen. In hellen Tönen, die etwas Milchiges, Mörtelhaftes, ja kalkiges Haben, fett­er sie hin, so daß sie aussehen, als mären sie ein organisches Produkt des Malgrundes.­­ Die Staffeleibilde­r haben auch mir slich etwas Kreidiges, an den Mänden aber wirken diese eigenthümlich herabgestimmten Grün, Violett, Blau, Gelb ungemein Togishh. Nimmt man noch dazur, daß Buvis, írob seiner gemissenhaften Anatomie, in der Vereinfachung der Form nach und nach bis am die äußerste Grenze gegangen ist, so hat man das Unübertroffene an monumentaler Wanddekoration von modernem Geist. Der Künstler selbst hat se­ine Absicht einmal in die Worte gefaßt: „Die wahre Bestimmung der Malerei it, die Wand zu beleben; davon abgesehen sollte man niemals Bilder waren, die über Handgröße hinausgehen.“ Er­ selbst hat freilich doch größere gemalt. Bei jenem Bantet 31 seinen Ehren hat Fules Simon die Meinung ausgesprochen, daß Plato, um etwa die Akademie, in der er mit seinen Schülern lehrend wandelte, aus­­malen zu lassen, einen Maler mie Buvis de Chavannes gesucht hätte. Damit ist die geistige und sittliche Atmosphäre dieser reinen und hohen Werke trefflich gekennzeichnet; ihre malerische Seite freilich nicht, denn die hätte Plato nicht begriffen.

Next