Pester Lloyd, August 1899 (Jahrgang 46, nr. 185-211)

1899-08-01 / nr. 185

, ..«....,...End­agest,31.Juli· «X Wertneine Londoner­ Meld­ung,anssonst, ver­­läßlicher Quelle die volle Wahrheit berichtet,so bleibt da Ergebniß der Friedenskonferenz im Haag selbst hinter jene­n­ bescheidensten Erwartungen zurü­ck, die im Lager der entschiedensten Pessimisten gehegt wurden. Nach jener Meldung hätten die Mächte des DreibI­n­des,« Großbritannien, Dann die Türkei und andere Staaten zweiter Ordnung die von der Konferenz beschlossenen Konventionen über die Schiedsgerichte, über die Milderung der Gebräuche während eines Krieges, über die Ausdehnung der Genfer Konvention auf den Seekrieg nicht unterzeichnet. Dasselbe Schicsal erfuhren die von der Konferenz vor­­geschlagenen Deklarationen über das Verbot, explosive Stoffe aus Ballons zu fehleudern, Go­dgate verbrei­­tende Geschäffe, wie auch sogenannte Dumdumkugeln zu verwenden. Die nordamerikanische Union ließ nur einige dieser Konventionen und Erklärungen unterzeichnen und der wichtigsten detseiben — über die Schiedsgerichte — wu­rde von Washington aus ein Vorbehalt angeheftet. Wir deuten auch heute von der­ moralischen und ideellen Nachwirkung der Friedenskonferenz nicht sehr gering; was jedoch ihr Ergebnis für die prak­tische Politik betrifft, so redu­­zier fi Dieses so ziemlich auf Null. Nachdem fi Fünf Großmächte in Europa weigerten, die Vorschläge der Kon­­ferenz zur acceptiven, so bleiben nur Rußland, Frankreich und einige Mittelstaaten übrig, die sich im Falle eines Krieges der Humanität zuliebe» schwerlich dafur entschließen werden, mit gelinderen Hilfsmitteln und weniger zerstörenden Bes­chäfjen in den Kampf zer ziehen. « ·Es versteht sich­ vo­rselbst,­dass die zurü­ckhaltenden fünf Großmächte und ihr Anhang nicht der Vorwurf treffen kann-sie hätten sich in i ihren Entschlüssen etwa von kriegs­­lustigen oder von weniger humanitären Gesichtspunkten leite­t lassen,als Rußland und Frankreich.Es gibt ja überhaupt heute seine Macht auf dem Kontinent, welche den Ausbruch­ eines Krieges wünschen oder gar herbeiführen möchte, wie es ja auch keinen Europäer gibt, der nicht wünschen würde, daß in Hinkunft die Kriege weniger grausam und männermordend geführt werden mögen. Solche Einhelligkeit der Meinungen hat ja überhaupt die Einberufung der­ Haager Konferenz ermöglicht und Die Geduld, wie der­ Ernst, womit Die ver­sammelten Diplomaten ihre Mission erfüllten, beweisen, daß es an gutem Willen und Hoffnungen fir das ideale Friedenswerk gewiß nicht gefehlt hat. Wenn also die Kon­­ferenz sozusagen ohne jedes praktische Ergebniß abgeschlossen hat, dann bleibt nur die Auffassung übrig — und diese hatten wir immer vertreten —, daß es unter den heutigen politischen Verhältnissen überhaupt unmöglich war, das edle und Humanitäre Ziel zu erreichen, welches Kaiser Nikolaus vorschwebte, als er die Meitwelt im August vorigen Jahres mit seinem Hochherzigen Meanifest üiber­­raschte. Wir haben schon wiederholt an dieser Stelle darauf hingew­iesen, daß alle bisher im Laufe der Zeiterr gemachten Bersuche, den „ewigen Frieden" herzustellen, jedesmal nach vieljährigen, blutigen Kriegen, nämlich unter dem unmittel­­baren Eindruckk der ungeheueren Opfer an Geld und Blut, unter der­ Einrvik­ung vom Noth und menschlichem Elend entstanden sind. Wenn alle Staaten ermattet, wenn Die Völker erschüttert und friedliebend geworden sind, dann ist alle Welt für­ Die Ieen des „ewigen Friedens" . und Die Milderung der Kriegsgebräuche empfänglich. Heute steht Europa nicht ermattet am Abschlusse eines gewaltigen, alle Staaten erschütternden Krieges ; im Gegentheil, der Kontinent erscheint bis an die Zähne gerüstet, er gleicht einem rierigen Feldlager, des Feldrufes gewäürtig, um in den Kampf zu ziehen. Zu alt dem kommt noch, daß die lebende Generation den Krieg und sein Elend nicht aus Erfahrung, fordern nur vom Hören jagen rennt. Die Menschen haben das Weinen verlernt; sie wissen nicht, was der Tod von hunderttausend Rittern oder Söhnen, was­ die Trauer von zahllosen Witwen und Waisen bedeutet, und wie sehwer sich al­las trägt. Mit einem Worte: die Menschheit befindet sich heute nicht nach einem der großen, Historischen „Ader- Läffe”, sondern vor einem solchen­­— denn wer fünnte behaupten, daß die seit dreißig Jahren aufgeworfenen und zugespisten Machtfragen bereits erledigt seien oder daß sie am grünen Diplomatentisch gelöst werden künnten?... Warum ist aber dann die Friedenskonferenz im Haag . Doch zusammengefommen, wenn nicht das Friedensbedürfnig er­helfer sie hervorgerufen hat? Die Konferenz ist nicht PR sehr aus diesem Bedürfniß, sondern aus der Surcht vor dem f­riege — was bod­ nit ein und dasselbe it — entstanden. Seit Jahrzehnten sammeln Die Friedens­­freunde in allen Staaten statistische Nach­weife ü­ber die 3 bewaffneten Friedens, über den hi . Kulturellen und wirthschaftlichen Fortychritts, über Die Nieren­­summen, welche die großen Armeen und ihre hod­­ent­­­osten der bewaffneten widerten Hilfsmittel im Kriegsfalle verschlingen müßten —­­ von den ungeheueren Menschenopfern nicht zu reden, die jeder Zukunftskrieg fordern würde. Aus solcher Boraussiu­ht, aus der Furcht vor dem Kriege, ist ohne Zweifel die hochherzige bee des Ezars entstanden und dieselben Momente waren au führ Die anderen Monarchen und Staaten maßgebend, die Friedenskonferenz­ zu beshiden und­ selbst dag­e­gne mahrscheinliche im­ Huis ten Bold zu versuchen. Und wie die Fucht vor dem nächsten Kriege zur Konferenz nach dem Haag geführt hat, so mußte dieselbe Furcht die Resultat­­losigkeit derselben Friedenskonferenz verschulden. Denn wenn aulg alle Monarchen, Kabinete und Völker — zum Mindesten Jedes fü­r sich — den Frieden erhalten möchten, so fürchten doch Alle insgesammt die Möglichkeit und den Ausbru­ch eines großen Krieges, der aus der Menge vor­­handener und ungelöster Machtfragen in Ost und West immerhin und gerade so über Nacht,entstehen­ kann, wie ein Brand so leicht Losbricht, wenn volle SPBulvertonnen und zahllose Zündhölzgchen an­­ allen Eden und Enden herum» liegen. Die Furcht, in einem solchen Augenblicke­ weniger vorbereitet oder gerüstet, als der Nachbar und eventuelle Gegner dazustehen, diese Sucht vor dem nächsten Kriege mußte auch die Mehrzahl der Großmächte verhindern, im Haag Verträge zu unterzeichnen und Verpflichtungen zu über­­nehmen, welche wohl angesichts des ewigen Friedens, nicht aber angesichts eines immerhin möglichen Krieges in Recht und Geltung, stehen Tünnen. Trop alledem gebührt der Haager Konferenz eine hohe Ehrenstelle unter den Humanitären und politischen Bestrebungen des menschlichen Geistes. Diese Konferenz it wohl, wie gesagt, zur Unzeit entstanden und konnte deshalb nicht gelingen, aber sie Hat eine Weihe von Humanitären Gesichtspunkten eröffnet, erhabene heen zur Sprache gebracht und deren Verwirklichung angedeutet, sie Hat Die Menschen an eine Denis und Gefühlsweise erinnert, auf die man ganz gewiß in späteren Zeiten, Höchstwahrscheinlich erst nach dem nächsten großen Kriege zurückommen wird. Und das will immerhin sehr viel bedeuten, wenn man die Geschichte der Menschheit, ihrer Kämpfe und­erungen, ihrer edlen Bemühungen und idealen Ziele nicht nach Jahrzehnten mißt, sondern sich daran erinnert, daß erhabene Ursachen und große Wirkungen nicht unmittelbar auf einander folgen, daß vielmehr jede erlösende dee exit nach Jahrzehnten zur rettenden That werden kann. Der Fortschritt­ ist eben nur ein Schritt; Menschen und Beffer vollbringen ihn langsam, nut aber im Sturmlaufe der Gedanken, und das gilt auch von dem großen, idealen Fortschritt, den die Haager Friedens­­konferenz versucht hat, der jedoch späteren Zeiten und Gene­rationen vorbehalten bleiben muß. 0 s­v­e 5% · , « § r daragraph 14 mud die Oppehtinn, D Original-K­orrespondenz des „Reiter Lloyd“) Wien, 29. Zul. d. Ueberraschen kann es Niemanden, daß fest in österreichisc­­hen Gemeindevertretungen, V­ereinde und Volksversammlungen Protest erhoben wird gegen die Aktivirung der Vereinbarungen mit Ungarn auf Grund des § 14. Kein Mensch wird behaupten wollen, daß die Inkraftlegung des Ausgleichs auf dies­em Wege zu den normalen Erscheinungen des Staats lebend gehöre, und am wenigsten ist man bekanntlich in Ungarn von V­erhältnissen entzückt, die zu dieser Abnormität geführt haben. Wiederholt hat Ungarn die provisorische Verlängerung des voriger Ausgleichs zugestanden, um der österreichischen Regierung Zeit zur Sank­ung der Lage, Gelegenheit zur Flottmachung des Parlaments zu gewähren, und speziell die Einberufung des Reichsrathes im Herbst 1898 und der damit verbundene­ V­ersuch, den Ausgleich auf parlamen­­törüdem Wege der Erledigung­­ zuzuführen, war, wie man­­ in einigeweihten politischen Kreisen weiß, lediglich auf das brie­gende, nicht abzumeisende Verlangen des damaligen ungarischen Minister-Präsidenten zurü­rzuführen. Seitens Ungarns wurde also alles Mögliche gethan, um in Oesterreich­­ die Anwendung des § 14 auf die Ausgleichsmaterie zu Hintertreiben, ja in den der­zeitigen Vereinbarungen hat Ungarn sogar ausdrüdli­chedungen, dab die DBerhandlungen wegen eines regelregten par­lamentarischen 300 und Handelsbündnisses fon im Jahre 1901 beginnen und schon 1903 beendet sein müssen. Trot dieser notorischen Thatsachen und troß der wiederholten und nach­drü­clichen Erk­lärungen des Minister-P­räsidenten Sz E II, daß er nur nochgedrungen die Konsequenzen der derzeitigen Verhältnisse in Oesterreich acceptive, aber nichts sehnlicher herbeimünsche, als den Abschluß eines auf parlamentarischem Wege zu Stande gekommenen wirtsch­aftlichen Webereinkommens, — troß all dem, baz doch jeder ‚simple Rettungsleser, sicherlich aber jeder sogenannte Berufspolitiker wissen sollte, geht kaum eine von den vielen Protestversammlungen, die jegt in Oesterreich gehalten werden, zu Ende, ohne daß einer der „Führer“ Ungarn mitverantwortlich machen würde für die An­wendung des $ 14 auf den Ausgleich. Da man bei den leitenden Persönlichkeiten dieser K­undgebungen eine so­­r alfe Uns­ferntung der V­erhältnisse nicht vorausfegen kann. So muß man nur absichtliche V­erabrehfung der Zhatjachen, direften bösen Willen bei ihnen supponiren. Daß Die Christlichsozialen auch die Vertrautheit der österreichischen Zustände dazu benügen, um Ungarn zu verleumden, kann bei diesen professionellen Hebern, bei diesen intimsten Haltern und Feinden Ungarns nicht Wunder nehmen; aber, auch in Versammlungen, die von anderen Parteien arrangiert werden, regnet er Vorwürfe und Ausfälle gegen Ungarn, und in diesen Meetings, aber aug in der oppositionellen Brefse findet sich Niemand, der auf die Unge­­rechtigkeit und Unsaichhaltigkeit dieser An­würfe hinweien , und das in politischen Dingen weniger orientirte Bublitum aufklären­ würde. Ein schreiendes Unrecht zumal, begehen Diejenigen, melche die gewiß mit Neht unpopuläre Erhöh­ung der Judensteuer dem Ausgleiche mit Ungarn in die Schuhe schieben, ja diese beiden Dinge auch nur in einem Athen nennen. Ungarn, mo der­ erhöhte Steuertag, wenn auch unter anderem Namen, schon früher bestand, hatte nicht das geringste Interesse an dieser Steuererhöhung in Oesterreich,­es hat sie nicht verlangt, ja es ist in den Motivenberichten zu den betreffenden ungarischen Gelegen ausdrücklich konstativt, daß die Initiative hiezu von der österreichischen Regie­rung ausging, die den Mehrertrag zur Deckung ihrer budgetären Erfordernisse benöt­igte. Aber darum wird das Oaium der Zuder­­vertheuerung in Oesterreich dennoch Ungarn und dem Ausgleiche aufs gehalt ! Auf die theilweise Mitschuld der deutschbürgerlichen Parteien an der Erak­izirung des § 14 betreffs des Unsgleichs wurde in diesem Blatte schon wiederholt bins­gewiesen : die Obstruktion hat das parlamentarische Zustandelennen des als Staatsnothmendigkeit allgemein anerkannten Medereinkommens verhindert, und die Negierung, die freilich wieder die Aufgabe gehabt hätte, die Obstruktion zu beseitigen, griff zum Nothparagraphen als Rettungsseil aus der Südgafse, aus der sie sonst seinen Ausweg fand. Uebrigens besteht der § 14 in seiner derzeitigen Formulierung schon seit zweiunddreißig Jahren, ohne daß von der Opposition ein Berjuch gemacht worden wäre, ihn aus der Ber­affung zu beseitigen. A­n 27. S Juni 1867 hat der Abgeordnete v. Wajer als Berichterstatter des über Herbst’3 Antrag gewählten Berfaffungs-Ausschusses jene Taffung des $.13 der Peber-Verfaffung beantragt, die dann über Antrag Kaiserfeld’3 als § 14 in die Dezember-Berfaffung über­­nommen wurde. Hervorragende deutsche Abgeordnete sind also an der Wiege des Nothparagra­phen gestanden, dessen Tertirung dem Referenten ausreichend­ erschienen war, „m­ einerseits Die verfafsungsmäßigen N­echte des Melchrathes mit den ent­spregenden Garantien zu­ umgeben, und um­ anderer­seits das unbestrittene­­ Verordnungsrecht der vollziehenden Gewalt unberührt zu belassen und dog gehörig zu begrenzen“. Ber­gebens hatte Damals der Abgeordnete Brettel seine warnende Stimme erhoben und die einfache Eliminirung des Paragraphen be­­antragt, indem er erklärte, es sei gar nicht möglich, die Bestimmung so zu formuliren, daß Mitbräuche der Grelative ausgeschlossen seien ; vergebens hatte der Abgeordnete Kaiser den Paragraphen als Leichen­­tuch bezeichnet, das auf der Berfaffung Oesterreichs ruht, vergebens der Abgeordnete v. Figuly, ihn das Grab der Verfassung genannt, vergebens Sfene und Drnftl den Antrag Brettel's unterstüßt. Wafer und Schindler testen sich mit ganzer Kraft dafür ein, er ward von der großen Mehrheit des Hauses angenommen und fon am 18. S­uli 1867 im Neid­egeiegblatte veröffentlicht. Er war also bei­läufig an seinem Geburtstage, als mit Berufung auf ihn­ die Er­­höhung der Rudersteuer auf 19 Gulden neulich defretirt wurde, nach je­dem Schon vor zwei Jahren, ungefähr an dem gleichen Kalendertage, die Festlegung des Mam­malbetrages der Ausfuhrprämien für Zuder in der Höhe von 9 Millionen und der Zudersteuer mit 13 Gulden auf dem gleichen Wege erfolgt war. Die Nachfahren der einstigen Berfaffungspartei büßen also fest die Fehler und Sünden der großen Mehrheit ihrer Vorfahren, die dem Antrage Breftel’s ihre Zur­stimmung versagten. Im Uebrigen sind die e­xpeutsch oppositionellen Parteien in ihrem Vorgehen gegen die Anmeldung des § 14 auch recht nicht einig. Die Christlichsozialen haben seine jüngste Applizirung zum BZwege einer Steuererhöhung verurtheilt, unter einem aber die Obstruktion verdammt, melde eine der Ursachen gerwesen,­­die jene olgerung herbeigeführt hatten; die Deutsch­­fortscrittlichen haben in ihrem Proteste feierlichst gelobt, ihrerseits Alles zu ihm­, um in Oesterreich, wieder verfassungsmäßige Zustände herbeizuführen, was wohl auch nicht als ein Festhalten an der Obstruktion gedeutet werden kann; die Deutsche Volkspartei dagegen, die zahlreichste und bei den Wählersparten einflußreichste Partei, will nach wie vor mit den allerschärfsten Mitteln gegen das Berre fhende System ankämpfen, und ihre Anhänger unter den unktio­­nären einzelner Gemeinden wollen sogar ihre Mitwirkung im über­tragenen Wirkungskreise bei der Durchführung der § 14-Vergrb«­nungen einfach versagen. 8 erübrigt jed noch die Grklärung des verfassungstreuen Großgrundbefißes, der voraussichtlich nicht so weit gehen wird, wie die übrigen Parteien, die die Abmachungen mit Ungarn als „null und nichtig“ und „ohne N­echtewirksanteil” dek­arirten, sondern, ohne auf den konkreten Fall der Steuererhöhung im Wege des Nordparagraphen sich zu beschrän­­­en, die Gesammtpolitik der Negierung in einer umfassenden Vek­­­autbarung bekämpfen wird. Man darf der Gnunziation dieser Partei mit umso größerer Spannung entgegensehen, als es nicht unbekannt geblieben ist, daß, bei allen Festhalten des Großgrund­­besißes an dem Grundmaße der deutschen Gemeinbürgschaft, denn doch einzelne seiner Mitglieder der Obstruktionspolitik gegnerisch gegen­­überstehen und den Nothbehelf des § 14 nicht durchwegs perhorrects given. « "=N­ach dem­ cvk dritten urheberrechtliche xt Bestimmungen,wie sie der neue Entwurf zum Deutschen Urheberkrieg vorsieht, nehmen die Werke österreichischer und ungarischer Staats­­angehöriger auf Literarischem und tonfünftle»­riff dem Gebiete an dem im­ Deutschen­ Reist künftig in Kraft tretenden ausgedehnteren Rechtsschuß gegen Nachbildung, gewerbliche Verbreitung, öffentliche Aufführung und öffentlichen Vortrag gleich­­mäßig Antheil, Vorauslegung dieses gleichmäßigen Schuges ist aber, daß jene Werke erstlich an einem Orte erscheinen oder bereits erschienen sind, der zu Oesterreich-Ungarn gehört oder in ein Gebiet fällt, das zum ehemaligen deutschen Bunde gehört hat, und daß nach dem geltenden Nechte jenes erfilichen Erscheinungswortes innerhalb des Deutschen R­eiches erschienenen Werken gleicher Art der einh­eimische Schuß nach den dort geltenden Schub« gelegen gewährt wird. Der deutsche Schuß dauert hier indeß keines­­falls länger als der dem Werke im Gebiet seines ersten Erscheinungs­­ortes gemährte Schuß. Oesterreichische und ungarische Staatsangehörige genießen ferner für Merle der Literatur und Tonkunst, welche sie i­m Deutschen Neich erscheinen lassen, unter der Bedingung den Schuß des Deutschen Neiches, daß jene Werte, sei es in einer Originalausgabe, sei es in einer Weberlesung, nit bereits "an einem­ früheren Tage aungerhalb de Deutschen Neiches zur Erscheinung gelangt sind. Ein gleich­­zeitiges Crschemnen it mithin dem Eintritt des Schutes in Deutschland nicht hinderlich.. Auch ein von einem österreichisch ungarischen Staatsangehörigen blos in einer Weberregung in Deutschland erscheinendes Werk der Literatur oder Tonkunst genießt fünftig als solches den Schub des Deutschen Reiches, wenn nicht das Originalmerk oder eine Meberfehung desselben bereits an einem früheren Tage außerhalb des Deutschen Reiches erschienen ist. Die in Deutscland erstlich oder gleichzeitig mit anderen außerdeutschen Ausgaben (Original oder­­ Weberfegungen) erschienene Weber­­fesung wird in­ diesem Falle, was den Schuß des Wertes im Deutschen Reiche betrifft, als „Originalwert” behandelt. Die vom Deutschen Reiche den Werken österreichischer und ungarischer Staats­­angehöriger­ gewährte­­Begünstigung Hinsichtli dhes Schubes in Deutschland liegt mithin darin, daß hier der Schub für das Original­wert auch dann eintritt, wenn nur eimell­eb­er­fegung von dem Werke in Deutschland erscheint, vorausgefegt, daß ni­cht das Originalmerk oder eine Mederfegung desselben zur einem früheren Zeitpunkt in Oesterreich-Ungarn oder außerhalb des Deutschen Reiches bereits erschienen ist. Man kann daher als öster­­reicischer oder ungarischer Staatsangehöriger sein Merl in der Original-A Ausgabe in Oesterreich-Ungarn oder im Aus­land erscheinen lassen, nicht odertom weniger aber den vollen Schug für das Merk in Deutschland Fünfzig erlangen, wenn man vor­ Ausgabe des Originalwertes oder einer Weberfegung desselben im Deutschen Reiche eine Weberfegung davon zuerst erscheinen läßt, oder diese gleichzeitig mit dem andermworts erscheinenden Origi­­nalwerk in Deutschland publizirt. Für Werke der Tonkunst österreichisch­­ungarischer Staatsunterthanen, die den Schuß des Deutschen Reiches nach den neuen­ deutschen Urheberrechtsbestimmungen genießen, gilt künfzig, was speziell den Schuß gegen Vervielfältigung und gemerbes­mäßige Verbreitung anbelangt, nur dann die verlängerte deutsche Syuskrift von 50 Jahren (seit Tod des Sirhebers), wenn beim­­ Krafttreten der neuen Bestimmungen die bisherige in Deutsc­­land für Tonfristwerte geltende Schubfrist nicht bereits abgelaufen war. Der verlängerte Schuß greift indeß, was öffentliche Aufführungen des Tonmerkes betrifft, plan, auch wenn die bisherige gefegliche Schußfrist bereits abgelaufen ist. Der regiős reidrigen Vervielfältigung von Werten der Literatur und Tonkunst ist deren gewerksmäßige Verbreitung, deren öffentliche Aufführung oder öffentlicher Vortrag im Schuge gleichgestellt. Werke der Literatur und Tonkunst von österreichisge ungarischen Staatsunterthanen, Die den Schuß des Deutschen Reiches nach den bisherigen deutsch­­rechtlichen Bestimmungen überhaupt nit geworfen haben, können, Feuilleton. a... Brief ana Berchtesgaden. Man fängt sehdlicherweise mit Karl dem Großen an, wenn man von den Gindrüden des „Bertelsgadener Yandls” berichtet. Der alte Frankenlaifer Tchläft im Untersberg und tiefer Frieden lagert um dieses gewaltige Mausoleum der Sage; die Natur selbst ist darauf bedacht, daß der Schlaf des Kaisers nicht gestört werde. Biegt man um die Ede des Untersberges, wo plöglic das wunderbare Thal­fich öffnet und die drei schneeumfärmten Soigen des Wab« mannd­­ie Schneidige Zähne aus einem himmelan fletsehenden Nacken herausragen, so wird man von hängender Felswand herab — vom „Dangenden Stein“ — mit dem Spruche begrüßt: »Pax intranti­­bus et inhabitantibus«. Dieser Gruß sänftigt die modern auf­­gestürmten Nerven wie eine leuchtende Heildbotschaft; die Friedens­­konferenz soll ihn nachsprechen, wenn sie fonn, Und Hube, sänftigende‘ Nube, glei­cher, die den schlafenden Sailer umfängt, athmet­ auch aus dem Namen dieses gesegneten Thales, der an die Tochter de alter Kaisers, an die stille, emsige Berchta (Bertha) erinnert. Auf sie bezieht sich ja der Seufzer späterer xubeloferer Tage: „Die Zeit ist Hin, mo Bertha spann.” Ach, er ist auch in diesem verstecten Winkel bisweilen Kriegsruf und Waffengellive vernommen worden, zumal seitdem Kaiser Mar den Propst von Berchtesgaden zum Neichsfürsten ernannt hatte, der z­wei Mann zu Noß und 34 Mann zu Fuß zum Neichsheerbann stellen mußte. Der Holzichinger (tornator) der alten Urkunden n wurde zum Neifigen und 30g hinaus, den Salzburger Erz­­bischof in seiner Veste zu belagern. Über das waren nur flüchtige Episoden. Das altersschwahe römische K­aisertribum deutscher Nation ging Schlafen, tausend Jahre nag dem großen Karl, seinem Bee­gründer, die gefürsteten Wröpste von Berchtesgaden wurden wieder simple P­riester durch die Säkularisation. 68 entstand ein neues deutsches Mei, dessen füdditlice Ehe das Berchtesgadener Land­ bildet, und in diesem Augenblice ruft beherbergt dasselbe die deutsche Kaiserin, die dritte der neuen Dynastie, die als Gräfin Augusta Viktoria von Ravensberg mit ihrer stattlichen Kinderschaar in die Kurliste eingetragen ist. E83 versteht sich, daß mein erster Gang — journalitischa ges fprochen der Aktualität Berchtesgadens galt. Auf sanft­­ ans fteigender Straße pilgerte i­) burgi den belebten Ort dem Hotel zu, in wel dem Kaiserin Augusta Viktoria ihr Domizil aufgecclagen hat. Man Schreitet den herrlichen Weg für sich hin, zur linken Seite tief unten die unvergleichlich schöne Thalmulde, von grünem Wald, bis hoch hinauf bestandene Bergrüden ringsum, vorn unmittelbar der Plasmann in seiner unangefochtenen Majestät und draußen über dem jähen Ginfschnitt, den der Königsfee bildet, in blauer Ferne verschwm­mend Die Niefen des Steinernen Meeres, aus deren Mitte wie ein Bannerträger die schneidige Schönfeldspige herausragt. Das Hotel ist wie mitten in einen Bilderbogen hineingefeßt ; ed promit nur mit fhmeren Facaden oder fiylvollen Ornamenten, nicht mit Eifern oder Thürmehen, sondern es erfazirt sich gleichsam selbst in seiner Schliätheit, um den mächtigen Eindruck der Natur nicht den Aufdringlichkeit zu stören. Ein bairischer Posten vor dem Portal, zwei Fahnen in den Farben des Deutschen Neiched und Baierns auf dem Firstt — das ist Alies, was an den Aufenthalt der Kaiserin, des Kronprinzen unnd der übrigen kaiserlichen Familie erinnert. Sie ist eine fast bürgerlich einfache Frau, diese Tochter des Augustenburgers, die so viel höher hinaufstieg, als ihr Vater jemals geträumt hatte, ganz nur Gattin und Mutter, dabei, dec voll­ver­­ständniß für den Sprühend impulsiven, hochgemuthen Herrscher, mit dem sie den Thron theilt. Man spürte in Berchtesgarden kaum etwas von ihrer An­wesenheit; wenn man ihr nicht unversehens auf ihren Ausfahrten und Spaziergängen begegnete, oder die Fahrrad-Cavalcade der drei ältesten Bringen, den huftigen Eitel Frig stets voran, nicht in einer Staubwolfe vorbeilaufen Sah, so ahnte man nicht, daß sie in Berchtesgarden waren. Nichts von dem üblichen höfischen Geflüster, von gesirmwätßigem anekdotischen Klau­ch drang unter die zahlreichen, aus aller Welt zusammengemürfelten Kurgäste, die zu ihrem großen Zeichneten umsonst die Ohren foigten. Da mar der weiland Serenite fimns Hein staatlichen Angedenkens doch ganz anders, der gab, wo immer er sein mochte, den Leuten von Früh bis Abends zu flüstern, zu rammen und zu staunen, ja jeder Parvenu, jeder amerikanische Snob macht sich mehr bemerklich als diese stille, vornehme, in sich selbst beruhende Kaiseraristokratin, Die Gräfin Augusta Viktoria von Navensberg, konnte man denken, wolle in diesen Sommermod­en der Erholung sich in die Zö­lle von Primberau zurück­­verlegen, des schlesisschen Gutes, wo sie einst an der Seite des viel­ geprüften Vaters in unweltentrübter Einsamleit ihre Mädchenjahre verbragt hatte. Auch die Besuche, die sie abstattete, und die Audienzen, die sie ertheilte, hatten etwas von Dieter landedelmännisch sehlichten Art. Da ist oben in der Schönau ein alter liebenswürdiger Baron, Bermandter des Meigstanzlers Hohenlohe, der zur Sommerzzeit in seiner Billa­genfionzgärten Unterkunft gewährt. Bei dem Sprach eines Morgens die Kaiserin ganz unvermuthet vor und am anderen Tage war der Alte zur Audienz befohlen. Seine Augen leuchten in stillem Glanze, seitdem es ihm vergönnt war, der Kaiserin Die Hand zu lüffen. Nun hat der midrige Unfall auf dem Wege von Bartolomä zur Gisgrotte dem Verkehr der Kaiserin mit der Außen­­welt bis auf Weiteres eine Grenze gefebt ; sie ist des verstauchten Fußes wegen an das Nuhebett gefesselt. Man wird nun noch weniger in Berchtesgaden merken, daß da droben an der Neichenhallerstraße Hinter der Königsvilla die deutsche Kaiserin residirt. Mir selbst, ich gestehe es, wäre es Lieber gemesen, mehr von der Villeggiatur der Kaiserin Augusta Viktoria und ihrer Kinder erzählen zu können. Als Journalist bin ich ja zur Empfänglichkeit für Sensationen verpflichtet. Und ich habe and­­emfig umhergehorcht, sogar Nachforschungen darüber angestellt, ob die Gasthof- und Fuhr­­wertspreise sich erhöht, die Kurgäste und Passanten sie vermehrt hätten, seitdem die Kaiserin eingelehrt. Mig bant­t auch, wenn die alte Kaiserin Auguste oder die Kaiserin Viktoria, die beiden Vor­­gängerinen, irgendwo längeren Aufenthalt nahmen, so boten sie reichlicheren Stoff zu interessanten Berichten. Die Kaiserin Augusta Viktoria gehört wirklich zu jenen gerühmten Frauen, von denen man wenig spricht; sie tritt nicht mehr in die Oeffentlichkeit als sie muß, und auch die Passion, Kindhen zu bauen, die ihr früher von den Berlinern nachgesagt wurde, scheint si gedämpft zu haben. Der fahls töpfige Here Unter den Linden, der bei der Vorbeifahrt der Kaiserin sich tief, verneigend, das Haupt entblößt, braucht nicht mehr zu füc­hten, daß ihm der dreiste Schusterjunge zuruft: „Bedeuten Se man, wenn sie den freien Pla­uf Ihrem Kopf sieht, baut sie ne Kirche deuf.“ Die Tochter des Augustenburgers ,ist volfsthümlic geworden al Gattin und Mutter, nicht als Kaiserin. Nun hat darunter dieser Brief aus Berchtesgaden zu leiden. Glück­cherweise nur ist mir von Niemandem aufgetragen, „Brillanten zu schreiben“. Und so verhoffe ich, ohne Gewissenshilfe die lieben alten Wege wieder ab­wandeln zu können, die ich einst in jüngeren Jahren mit heller Freudigkeit ausschritt von einem Ende dieses einzigen Gebirgsthales bis zum andern, bergan und bergab, vom Almbach bis zum Königssee, durch die Namsau und die Klammen, über das ganze Majestätsrevier des Tatmann hin, von dem Alle fingen und fagen, die luftigen Lagersleut” und die runzligen Holzfnechte, die müden Städter, die Schmuden Bergm­appen und die drallen Sennerinen, jenes regnerischen Yunitages dene ich, wie wenn es gestern ge­wesen wäre, an welchem die Kunde von dem furchtbaren Tode des Königs Ludwig II. in das Thal kam. Wir­ standen wie gelähmt und Starten traurig über den Königssee hin, da trat, ahnungslos von der Pension Morig herabkommend, der ‚Generalmusikdirestor Her­mann Levy, Richard Wagner’s getreuer Orchesterdirigent, unter ung. Seine Augen füllten sich mit Thränen, als er den Grund unserer Bestürzung erfuhr, und feine feine, schmächtige Gestalt erhebte wie von Fieberihauern. Da, in solchen Momenten erkennt man, daß auch die Natur seine allmächtige Bauberkraft besist. Hatte der fonft so herrliche See, hatten diese Berge, mit denen man doc fonft so vers­traut zu sein meinte, in diesem Augenblicke alle Berechtsamkeit vere­h­ren? Der ist es Einbildung, Suggestion, gedankenloser Wahn, hab das Menschengemüth Heilung, Aufrichtung, Trost bei der majestä­­tischen Herrlichkeit der Berge fuht? Gebeugt und ächzend, wie wenn ein Schuß ihn getroffen, wanfte der Mufifer von Kannen; er hielt ihn nicht mehr, er wollte auf dem Türzesten Wege nach München heimfehren. Was war ihm, der zu den Öntimen des Königlichen Kunsts­treifes gehört hatte, fest wog der Wachmann, der hohe Göl, der Königsfee ? Was schiert mich Weib, mas fchiert mich Kind, Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! Wir Anderen hielten Trauer an dem Tag, aber dann wieder ging die Sonne strahlend über den Lateröberg auf und leuchtete unwiderstehlich über die Soigen hin, igüdtern scholl wieder ein Sodler von den Matten herab, die Natur, gestern wo trüb, stumm, gefühllos, zeigte und wieder ihre grenzenlose Liebeskraft. Und da hat ein gefeierter Pariser Schriftsteller jüngst ein ganzes’ Buch daran ges­pendet, um die Natur als Menschenmörderin zu denunziren ! Es freilich, sie kann erbarmungslos, unerbittlic fein, aber wenn sie gütig lächelt, besiegt sie jedes Menschenherz. Sie ist wie die rauen, passiv bei aller Fruchtbarkeit, grausam bei überquellender Liebesfülle, zerstörend, indem­ sie gibt, und verschmenderisch, indem sie nimmt.­­Nirgends, so weit ich umhergekommen, ist­ mir die Natur in der Vereinigung von Lieblichlert und Größe so Ähnlich der Frau er­schienen, wie gerade in diesem Berchtesgadener Thale. Das Hoch­­gebirge, das rings emporragt, ist noch nicht un­wirk­lich und starrend von Gletschereid; üppig steigt der Laubwald bis zur Schneegrenze hinan und weich heben sich die feinen Feldcontouren von dem blauen Himmelsgewölbe ab. Der Roman beginnt erst, wenn die Menschen ige brischen Geschichte in diese Natur hineintragen. Und wer weiß, ob es nicht der ergreifendste aller Romane ist, den seit unvordenklicher Zeit Natur und Geschichte in immer erneuter Hingebung und Ab­wendung mit­einander spielen ? Etwas wie eine leife Ahnung dieses fremwigen Gegentages, der doch Die ewige Liebe is, muß mehl aug manchen Boeten in Dieses Thal gelobt Haben, denn nur wenige Erzählungen des neueren deutschen Schriftthums sind hier zur Welt gekommen. Ludwig Ganghofer, der mit dem Stuben auf der Schulter diese Berge jahrelang durchkletterte, hat das Berchtesgadener Land zum Schauplage eines großen Romancyklus gemacht, von dem bisher zwei Theile, „Der Klosterjäger“ und „Die Martinsklause“, erschienen sind. Treffliche Bücher, die Hoffentlich sein Torso bleiben! Und Nicard Voß hauft zwischen Wasmann und SW­alsommerlich in seiner Billa, der er den Namen , Bergfrieden" gegeben, vermethlich, weil seiner flürmisch bewegten Poetenseele die Ruhe dieses Thales ein Heilmittel ist. Sein Roman „Bergasyl“ ist in diesem grü­nen Gebirgs­wintel entstanden. Der Berfe aber, die der alte König Ludwig I. einst in der Dichterhütte über dem westlichen Ufer des Königssees gefertigt hat, so oft er, um Hirsche und Gemsen zu jagen, bieder­sam, dieser unwunderlichen Berfe sind vermuthlich Legion. Vielleicht bringt ein neuer Literaturhistoriker noch zutage, daß in Berchtesgaden auch der Herameter geboren wurde: Schön ist’s, wenn's schön it, spazieren zu gehn und man thut’s aug. Wie dem auch sei, den Wittelsbachern hat das Berchtesgadener Thal mit dem Königsfee viel Liebe zu verdanken. Wenn heute noch der Königsfee einer der wenigen europäischen Seen, vielleicht sogar der einzige it, den sein Dampfschiff befährt, so ist dies ein Verdienst der bairischen Negenten. Sie halten darauf, Diesem ernsten, stillen, großartigen Wasser den erhabenen Charakter der Einsamkeit und der Weltentlegenheit zu bemahren, und wer die Wirkung dieser weltentlegenen Einsam­keit an ruhigen Sommerabenden verspürt hat, wenn das Boot leise über die Wellen glitt und der Mond von Oaten her über die Berge stieg, fein bleiches Licht auf die weite Wasserfläche nieder­­strahlend, in das sich die zadigen Felsen spiegelten, dem ist es gerie nicht beigekommen, zu wünschen, daß moderner Touristenlärm auf sangendem Dampfschiffe diese Herrliche Stille zerstöre. MWahrhaftig, auch das Moderne verdient, gepriesen zu werden. So sie auf der Terrasse des Hotel Bellevue unter schattenspendenden Bäumen, zu Füßen das Thal und drüber Hin Die mannigfaltigen Schroffen, und ich weiß, zu rollrdigen, was im herrligsten Bergmintel molodern die Bequemlichkeit bedeutet. Aber wenn ich noch nicht materia­­lstisch fortgeschritten genug bin, um mit Karl Mary zu jagen: „Der Mensch ist, was er ißt“, so möchte ich auch nit in dem verfliffenen Stanze eines Nomantiferd mich betreffen lassen. Ich halte es während der Sommerferien mit der Sezession und so lange ich in Berchtes«­gaden weile, ist für meinen secessio in montem sacrum der Wahl­mann das erhabene Ziel. Suche ig demnächst ein anderes, so werde ich getreulich davon berichten. Wilhelm Geoldbeum.

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