Pester Lloyd, April 1900 (Jahrgang 47, nr. 79-103)

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vi A . . Buddyett, 2. April. A Die Metterscjieben war die heutige Rede des Minister-P­räsidenten und sie hat ein den Horizont verdüsterndes Gemöll zerstreut, von welchen ängstliche Gemüther verheerenden Hagelschlag besorgten. Der stand gar feine Wolke am Himmel und Haben Unkun­­dige nur den Höhenrauch mit for bedrohlicher Trübung verwechselt ? Einerlei: Klarheit, volle leuchtende Klarheit it auf den Höhen und in den Niederungen unseres politischen Lebens geschaffen und von ganzem Herzen beglühwinschen wir Roleman Széll zu dieser gesprochenen That. Doch nicht in Metaphern wollen wir uns ergehen und zu feierlichen Pathos mögen wir uns nit emporstimmen. Einfach verzeichnen wir: der Minister-Präsident hat in einer entschiedenen Absage­ non Die Tendenzen der Bolfspartei sich auf die liberale Uieberlieferung neuer­­dings vereidigt. Und das wäre so überwältigend Großes ? Und das allein Hätte die liberale Partei zu sold­ jubelnder Begeisteruug hingerissen, wie sie in unseren Ab­­geordnetenhause selbst in besonders weihevoller Stunde selten erlebt worden it? Unbedenklich antworten wir darauf mit: Sal Sa, das war heut etwas Großes, Ueberwältigendes, die Geister unmittelbar Padendes — und das ist das Charakteristische der Erscheinung und Stimmung. Frank und frei Di­rien wir jegt darüber sprechen, unbefimmert um will­kürliche Mißverständnisse. In den Beziehungen zwischen dem Meinister-P­räsidenten und einem großen Theile der Liberalen Partei lag bisher etwas Intommensurables : Liebe durch Unbehagen bedro­ht, vertrauen durch Zweifel gestört, eine Gemeinschaft, die nach Ipntimitäät lechzte und zur u­nbedingten Intimität doc nicht gedeihen konnte. Woher tam dies? Die Konspirationsriecherei und die Prätendenten-Legende­­ konnten um Bescheid Feiner Augenblick verlegen sein: die liberale Partei ist „auf den Namen Bánffy" gewählt worden und sie konnte dem Nach­folger Banffy’s den Sturz dieses Mannes nicht verzeihen. Aber nichts ist frivoler als diese Annahme. Sicherlich­ hat die Majorität, die in schweren Kämpfen und Stürmen treu zu Bánffy hielt, ihre­ persönlichen Sym­­pathien für diesen nicht verleugnet, nachdem er­ von der Macht herabgeglitten war — und das ist nur ehren­­werth. Allein die liberale Partei it nicht die Brabanten­­leibgarde irgend eines Ministers ; sie besteht aus politischen Männern, die mit politischen Nothwendigkeiten und Möglich­­keitem rechnen und sie respettirte ebenso die Nothwendigkeit, welcher das R­egime Banffy weichen mußte, wie sie sich einen Augenlih­t der Täuschung überließ, als sei es mög­e, Die niedergegangene Herrschaft­­ zu restaurchen. Dieses Orient war also schlechthin unwirksam. Wäre nun vielleicht P­ersönlichkeit Szel’s die Schuld an dem unklaren Ber­hilfe beizumessen ? Nichts Fan weniger wahr sein. Die amännische Individualität Szel’s übt ja vielmehr besteidenden Zauber, dem selbst Widerstrebende sich zu entziehen vermögen, und das gemilte Mikbehagen,­­ wie sprachen, konnte eben nur durch die glänzenden ewinnenden Gaben des leitenden Ministers gedämpft N. Sagen wir es daher unnverhohlen : der Glaube an eufegquenten, oder um ein befaim­ten Wort zu ger uchen, intransigenten Liberalismus "Es war von einer sonderbaren Stepsis angefränkelt. Gradezu Lächerlich muß Dies Demjenigen erscheinen, der den Entwillungsgang dieses Mannes verfolgt hat, und doch schien jener Zweifel einen ernsten Hintergrund zu haben. Man verwechselte eben die Methode mit dem Wesen. Man sah, daß eine Gruppe der frühern Nationalpartei agrarische und sonstige beträchtlich reaktionäre Contrebande als Gepäck in den gemeinschaftlichen Haushalt mitbrachte und im Freilager unterbringen durfte. Man höre von der Ministerbank, der manche Schlagworte und Prin­­zipien verfünden, die an das Evangelium der neuen Erlöser wedentlich anklangen, und war auch nur eine aktistische Täuschung bei dieser Vorstellung im Spiele, so blieb doc der Eindruck, daß gemeilte Strömungen in der Majorität mit verwandten Strömungen im­ Mini­­sterium kommuniziren. Man sah, daß die Volkspartei, Die — nit lediglich vermöge ihres ‚N Revistionsverlangens, sondern durch ihre ganze politische Physiognomie einen natürlichen Gegenjaß wider die liberale Majorität und jede Liberale Regierung bildet, von Liebe und Zärtlichkeit für­ den Minister-Präsidenten überflog und folgerte daraus, daß doch eine Wahlverwandtschaft zwischen ihr und der SWBolitik des Kabinets wirksam sein müsse Man sah, daß auf manche gesellschaftliche Negungen, die nicht gerade­ durch Vorurtheilslosigkeit und Fortschrittstrieb erzeugt werden, zugesdeut an die Oberfläche des öffentlichen Lebens traten, und Schloß daraus, daß auch die soziale Reaktion ihre Zeit als genommen erachtet. Wer mag angesichts Dieser Doch unlengbaren Erscheinungen einen Srein auf die Klein­­gläubigen werfen, die an der Bolität des Minister-P­rä­­identen irre wurden, trug der Verehrung, die sie seiner Persönlichkeit zollten !­­ Und doch war das nur ein böser Krerthum. Die Sache war für den Einsichtigen nicht unergründlich. Che Koloman Széll daran deuten konnte, seine politischen Ideen und Be­­strebungen scharf ausgeprägt in die Oeffentlichkeit treten zu lassen, mußte er den giftigen Stachel aus den Bartei­­gemüthern entfernen und eine Disposition herstellen, welche wenigstens den Krieg um des Krieges willen ausschließt. Dies aber konnte nur erzielt werden doch Milde und Ber­­fähnlichkeit. Der Genesende, der eine schwere, lebensgefähr­­liche Krankheit überstanden hat, verträgt eine drastische Be­ Handlung nicht, das ungarische Parlament aber, , wie es nach dem mör­derischen Obstruktionskriege beschaffen war, dürfte eben nur als Nekonvaleszent in Betracht kommen. Auch mochte es dem Minister-Präsidenten darum zu thun sein, die arg verminderten parlamentarischen Sitten zu ver­bessern, indem er die Parteimänner der verschiedenen Lager wieder daran gewöhnte, gegenseitig die Würde und das­­ Selbstgefühl der Persönlichkeit auch im politischen Kampfe zu achten — und dieses erstrebenswerthe Ziel konnte nur erreicht werden, wenn der Minister-Präsident selbst mit dem Beispiele voranging. War aber darum der Zweifel berechtigt, ob Koloman Széll den Idealen seiner Jugend, den Erfolgen seiner gereiften Jahre, der ganzen Tradition, in der er zum Staatsmann erwachsen ist, die Treue bewahrt habe? Schön­e Trage, die sie von selbst beantwortet, Hätte zum cidenten, zum objektiven Erwägen der Gründe anregen­den, die das Verhalten des Minister-Präsidenten bes­izen. Suaviter in modo, fortiter in re, um die Sache b Liberalismus wirksam zu vertreten, mußte er unter den gebenen Umständen die Praxis der milderen Observanz betätigen: das ist Die sehr nahe liegende Lösung der räthselhaften Methode, Nur, dab sie — und auch dies kann Heute ungescheut gesagt werden — sich nicht zum Beten bewährte. Erzeugte sie in der liberalen Partei unmotivirte Bedenken, so viel sie im reaktionären Lager, zumal bei der Bolfspartei allzu fanguinische Zuversict hervor. Den Frommen­ verschiedener ouleurs ging der Traum von einer Ausbreitung­ ihrer Irrlichteit über das Herz und sie schieten sich auch schon das Meid­ der Herren von der Bollspartei mit feurigerer zu predigen, als je zuvor. Da sah dem­ Koloman Széll­it gefommen, den serthum zu zersirenen und den Spuf scheuchen. Und das hat er heute, am Schluffe der tdebatte gethat. Einer Beleidigung täme es­­ wollte man ihn dafür loben und preisen, daß er der ionsforderung der Volkspartei ein frustra entgegenrief. Dieser Tendenz kann jemand, der ungarische und nicht beste Gemeinschaft Haben — und diese Tendenz brauchte speziel Koloman Széll denn auch nicht Erst von sich abzu­­schütteln. Aber er Hat dem ganzen Zu­ge jener aus viel­­fachen volständigen und gefährlichen Motiven ge­wobenen Bolitis, die in Der Bollspartei ihre­ hauptsächlichste Ber­­treterin hat, den Krieg erklärt­­ den Krieg, wenn Dies nicht parador klingt, unter dem Banner des konfessionellen Friedens, im Namen des liberalen Fortschritts und der nationalen Zusammenschließung. Und nun ist der­­ Bund zwischen Koloman Széll und der liberalen Partei neu bek­­räftigt und besiegelt worden, und war es bisher vielleicht vor­­wiegend Pflichtbewußtsein, was­ ihm die Seeresfolge­­ der großen Menjorität sicherte, so wird fortan das Bewußtsein unverbrüchlicher und untrennbarer Zusammengehörigkeit im Soben und Werken dem Verhältnisse den­­ Charakter gebe. Was also die Rede auch im Hinblick auf die Opposition bedeuten mag . Für die liberale Partei bedeutet. LOG seine­ erscheibe AÚ befreiende That Uns aber erfüllt es noch mit besonderer Genugthuung, daß unsere neulichen Ausführungen über den Konfessionalismus und dessen Gefahren nun von der berufensten Seite für glänzende Bekräftigung fanden. sche P­olitit mat, nie und nimmer auch nur die mins ari Briefe Deik’s. Der Direktor der Universitätsbibliothek Dr. Zoltan Ferenezi veröffentlicht in der April-Som­mer der , Budapestt Szemle" zwei Briefe Franz Deal’s an Baron Weiselenyi, aus einer Zeit, da u Ungarn die­ slavische Frage die Gemüther beschäftigte­ und hoch­erregte., Die Beiten der ungarischen, Nation: Szechenyi, Kofluth, Deál und Weiselenyi befaßten sich sehr eingehend­­ mit der bedrohlichen Bewegung, es gab schwerwiegende Mißverständnisse selbst zwischen Genen, die ihr reiner P­atriotismus gerade in der slavischen Frage in ein Lager hätte drängen müssen. Zu Ende der dreißiger Jahre bildete der Traum des jidjlanischen Großstaates das Sinnen und Trachten der, Schwärmer, namentlich in­ Kroatien, er kam zu Demon­strationen aller Art, und um diese Zeit beschloß Baron Wesselenyi in seinem­­ unfreiwilligen Asyl zu Freywalaı, die slavische Frage in einem V Buche zu­­ erörtern, und vor, Allen anzustellen, ob die Ungarn­ durch ihren Webereifer in der forci­ten Verbreitung ihrer Sprache — so wurde nämlich behauptet — thatsächlich. Veranlassung zu den­ gefahrdrohenden Wühlereien der Slawen, vornehmlich aber der Kroaten geboten? . Wesselenyi holte hierüber das Gutachten Franz Deals ein. amd. erhielt auf: seine Anfrage... den folgenden hoch interessanten Brief Deal’s; Kehida, 25. März 1841. Lieber Freund! Xn Angelegenheit Der Straft und Berbefferungs-Systeme wird der Balatin exit für den Fünftigen Winter die Landes-Kom­­mission einberufen. Dein lieber Brief, den Du am 7. Feber geschrieben hast, hat mich demnach nicht in Pet getroffen, sondern ich ging in der verfroffenen Woche nach Gyerkeg und fand ihn dort in meinem Quartier. Wer ihn gebracht, weiß ich nicht. — Für Dein Bild meinen herzlichen, ehr herzlichen Danf!­; es ist sehr gut getoffen, viel besser als­ die Lithographie, welche davon­ topisch wurde. Wenn ich nach Veit gebe, werde auch ich Barabás figen und, meinen­ Versprechen gemäß, Deine Freundschaft erwidern. Hinsichtlich unserer vaterländischen Sprache wurde bisher noch sein Gefäß geschaffen, das die Kroaten für sich als drühend und ungerecht erk­lären und doch das sie ihre Aufreizungen auch nur einigermaßen entschuldigen konnten. Hier schreibe ich Dir die Geiege ab, die in ıunserer Zeit über die ungarische Sprache geschaffen wurden. (Desk läht hier Abschriften des GA. VII: 1830 über den Gebrauch der Nationalsprache, des G.-A. III :1832/6 und des G.-A. VI vom Jahre 1839/40 „von der ungarischen Sprache” folgen und fährt dann fort:) Dies, mein Freund, sind die bisherigen Geiegesbestimmungen. Aus dem jüngst vertroffenen Reichstage haben wir die ersten zwei Paragraphe des feiterwähnten G.­U. VI folgendermaßen unterbreitet : „Ss 1. Nachden die ungarischen Adressen an Se. Majestät ichon aus den gegenwärtigen Neichetage, allen in ungarischer­­ Sprache angefertigt, unterbreitet werden, sollen fünfzighin an die Miunizipien unterhalb der Grenzen des Landes ihre an allerhöchster Stelle zu unterbreitenden Adressen ebenfalls einzig und allein in ungarischer Sprache verfassen.” ,§ 2..Die Bestimmung des obigen § 1, wie auch des § 4 G.­X. VII.1830, wird nach Ablauf von zehn Jahren, von der P­romulgirung, des gegenwärtigen Gewebes gerechnet, auch auf die adneten Theile Ungarns‘ ausgedehnt“. " Se. Majestät "hat jedoch diese Fallung h­auptsächlich bezüglich der adneten Theile, nicht acceptirt, und schließlich, Haben die­ Stände sich mit der königlichen Antwort zufriedengegeben. Die die adnexen Theile behandelnde Ausdehnung und Frist wurde aus Dem Gefege, wie Du oben gesehen’ hast, ausgelassen, und nur in der Adresse, welche am 8. Mai in dieser Angelegenheit hinausgesendet wurde, erhoben die Landesstände Brotest darüber, „daß aus der­ dermaligen Weglassung des gewesenen §.2 und aus der­ Aufnahme der Worte „inner­­halb , der Grenzen des Landes” in den $ 1 die dem Lande adneten Theile: künftighin‘ auch nicht die geringste Konsequenz darauf ziehen können, daß die Bestimmungen des $ L­ auf sie auch in der Zukunft nicht werden ausgedehnt werden können.“. Untheile nun selbst, ob in unseren Geiegen etwas enthalten it, was, die adneren Länder onerös und ungerecht interessit? Denn daß der ungar­ische Terz des Gesezes das Original it, und nicht der­­ latei­­nische, können sie ja nicht verargen ; darü­ber aber, daß im Sinne des legten Vparagraphen des G.­U. VI. , 1840 die Ungarische wissen­­schaftliche Gesellchaft auch, von Den in den adderen Ländern gedruckten Werten je ein Gremplar erhält, können sie selbst sich nicht befragen. Außerden sind sie in allen Uebungen auch jet noch beim Alten geblieben. Was it es daher, was sie­ als Ursache der Reaktion bezeichnen ? Der proportionelle Theil des für das Nationaltheater angebotenen Betrages wurde, er­st wahr, auch aus Kroatien ausge­wor­­fen, aber dies st sehr natürlich, weil es ein Landesangebot war, an wel­chen auch sie zu partizipiven verpflichtet sind. Uebrigens haben aber ihre­­ Ablegaten freiwillig ebensoviel­ angeboten, als­ auf Kroatien entfallerr tt, und so können sie sich auch darüber nicht beklagen. Sie suchen nur einen Vorwand, um ihre Bestrebungen zu beschönigen und zu verhüllen, womit sie beten können, aber ich bin überzeugt,­ daß ihre Ziele tiefer liegen und gefährlich sind, und daß die erste Duelle der Aufreizung anderswo liegt. E83 it jedoch nach unseren Zeitungen in Agram auch schon eine Gegenpartei entstanden, die­ sich eher ung anschließt, ein Kasino errichtet hat, ungarische Zeitungen bringen läßt, gebe Gott, daß ihre Vereinigung Ständig und von Erfolg begleitet sei. Die Zahl der flavischen Völker ist in unserem Paterlande in der That sehr groß. Bestimmtes kann man in dieser Hinsicht nicht wissen, weil wir seine authentischen Volkszählungen haben und beinahe jeder Schriftsteller von dem anderen abweicht. Wenn wir all diese und ihre Daten vergleichen, so glaube ich,­ daß annähernd in Ungarn, Kroatien und Slawonien die Zahl der Slowaken, Kroaten, Naczen, Illyrer und Serben etwa --- 4,200.000 die der Ruthenen, welche in den oberen Theiß­­komitaten sehr zahlreich sin­d,etnm.--—"--.-.- 380.000 "amd die der Wenden in Zala und im Eisenburger kitelt eye E­KT telt ne­a a a En 48.000 FUTAM KON OK A aan Een, 4,628.000 beträgt. Dazu kommt noch die Militärgrenze, in welcher zumindest etwa 800.000 Slaven wohnen, und so kann man mit Gewißheit behaupten, daß in Ungarn, Slowatien-Slavonien und der Militär­­grenze die Zahl der slavischen Bölter 542 Millionen ausmacht, und da die ganze Bevölkerung jehr etwa 12 Millionen zählt, so beträgt das slavische Bolt nahezu deren Hälfte. « Wass die Walach­en betrifft,so ist deren­­ Zahl in Ungarn"ctiva" 600­0",doch gibt essinter ihnen vieleunirte Griechen,die man nicht ganz als­ Bundesgenossen der Russen betrachten kann,es gibt auch Römischs Katholische,zmei Drittel jedoch sind,wie ich glaube, orthodor. "­­.3111Hi11blickck1ttf dhe Religion gibt h in UngarIn Kroatien- Slavonien und in der Militärgrenze zumindest 1,170-000nicl­t- 1mirt»(s(8)rickl)en,besonders Viel«in der Militärgöhze,die Alleisc­hipfsengeübte,vorzügliche Soldaten sind Die Zahl der unirten Griechen it etwa 630.000. Die Zahl der Griechen jedoch, insbesondere der michtunirten, it­tchon zum großen Theile in der oberwähnten Hafer der slavischen Völker inbegriffen, denn unter den Orthodoren sind vielleicht, am meisten die Illyrer und Serben, 10 daß wir, wenn wir all diese Daten vom Gesichtspunkte der russischen Macht betrachten, zu den 54­ Millionen Slaven "Höchstens noch­ 400.000 Orthodore rechnen können, die nicht Slaven sind, aber zum­ größten Theile Walachen, jedoch durch ihre Religion an das truffische Isnteresse geknüpft zu sein. scheinen. — Und außer alldem it noch Siebenbürgen da, von dessen zwei Millionen Einwohnern 900.000 M­alachen sind, von denen wieder etwa 600.000 der griechisch-nicht­­unirten Religion folgen. — Diese Daten beweisen sehen an sich deutlich genug, was einmal die Gefahr unseres Vaterlandes und der öster­­reichischen Monarchie sein kann, und wenn die Negierung nicht Alles tut, damit die ungarische Nationalität sich hiebe und festige, so­ kün­­digt sie gewiß gegen ihr eigenes I­nteresse, denn nur Diele steht Wache für die Sicherheit der ganzen Monarchie, und in derselben Stunde, in welcher der Ungar aufhört, eine Nation, und zwar eine ungarische Nation zu sein, erhält der unabhängige Bestand Oesterreichs eine tödliiche Wunde — una dies utriusque ducet ruinam. — Wozıf spreche ich aber hierüber gerade Dir, der Du das so gut weißt und 1­ &3 handelt sich um das Delbild des Barons Weiselenyi, das Dieter, Deak geschidt hatte. Deut ließ si ebenfalls von M. Barabás für Baron Meffelényi malen, fühlst und der Du unter all unseren Freunden, ja sogar Bekannten zum ersten Male bitter und voller Bedenken über die Sache zu­ mir­­ gesprochen hast. Fe Ad­ freue mich von Herzen, daß Dein Auge sich wieder bessert, denn ich war wirklich besorgt sowohl deshalb, weil Du nach) dad?) mir nach Bett ‚nicht gehen konntest; wie. wir es gemünscht Hätten tin Aoland war auch ich selbst nicht, aber in Bett war ich in dert­exiten Tagen dieses Jahres­, als aug deshalb, weil ich Deinen Brief 10 spät erhalten habe. — Gott mit Dir, men Freund! Der’ Frühling it da, ün diesem Sommer können wir Dich vielleicht wieder umarmnen. Gott segne Dich, Liebe Deinen trenen Freund Seit vear. Aus diesem Schreiben erhellt zur Genüge, daß Deát in der Hauptsache die Meinung Teffelényis theilte, daß die von flavischer Seite erhobenen Beihmwerden, die Beschuldigungen der Unterbindung und der Gemaltthätigkeit unbegründet seien. Teffelenyi begann denn auch mit aller Energie am seiner Broschü­re zu arbeiten, allein seine Krankheit, insbesondere, sein schweres Augenleiden — an einem Auge war der­ Baron bereits seit 1839 erblindet, das andere war bedrohlich geschwächt — verhinderten bis Ende 1842 die Fertigstellung des Wertes. In dem Briefmechtel, den Weffelengi 1841/42 mit Deát unterhielt, wurde von der flavischen Frage nicht gesprochen. In einem Briefe an Kosiuth findet sich jedoch, eine Bemerkng, welche zeigt, daß Weffelengi die Beendigung seiner Arbeit nur von der Besserung seines Augen­­leidens abhängig mache. Ende 1842 befaßte sich die große Oeffentlich­­keit wieder sehr eingehend mit der flavischen Frage und da fehlte es nicht an Stimmen, die mit Tejtelényys Ansichten seineswegs einverstanden waren. Und Stefan Széchenyi war, wie seine berühmte akademische Enunziation zeigte, Befenner ganz anderer Prinzipien und in dem erbitterten Federn­riege feßte es harte Worte, Mitverständnisse verschiedener Art. Wesselenyi erachtete sich von Széchenyi persünlich beleidigt — obgleich er dessen Artikel nicht per­­sünlich gelesen — ı und schrieb am 1­­4. Feber 1843 an Deal, dieser möge ihm den Freundschaftsdienst erweisen, die Publikationen in der Bresse mit Aufmerksam­eil zu verfolgen und ihn, Wesselenyi, sofort verständigen, fall Szechenyi etwas nach gesellscchaftlichen Begriffen Ehrenrühriges veröffentliche. „Ich vertraue ein heifles und mir theures Gut mit dieser Bitte Deinen Händen an. 354 weiß, Du mirst e. als Mann und als Freund verwalten.“ Dieses Schreiben nun beantwortete Franz Desk acht Tage später wie folgt: PBest, 12. Februar 1843. Lieber Freund! So habe exit dieser Tage das Bett verlassen, ich habe an einer Halsentzüedung und einem­ Geschwist mehrere Tage gelitten, aber Attomyr?) hat mich vollkommen hergestellt, ich bin noch matt, meine Kraft fehrt jedoch von Tag zur Tag mehr zurid. Der Tod meines armen Bruders war ein schwerer Schlag Fir­nrich, er war mir Vater, Bruder sind Freund, und ich bin auch, jest noch nicht im Stande, dort Gedanken zu fassen, daß ich ihn verloren habe. Wachend und im Schlafe glaube ich ihn oft noch lebend und ich kann nur schwer zu der bitteren Wahrheit erwachen. Unsere öffentlichen Angelegenheiten stehen leider schlecht, "der Fluch Gottes liegt, wie es scheint, auf dieser Nation, Denn weder Kampf, noch Friede Fanır sie beglüden. Auch mit dem gegenwärtigen Zustande unserer politischen Literatur bin ich nicht zufrieden. Bitter­­seiten, langweilende P­ersönlichkeiten sind die Gegenstände der Debatte, und nicht um P­rinzipien, sondern um die Manier handelt es sich dabei. — Den Seelenzustand Szechenyi’s bedauere ich, in seiner Brust müssen fürchterliche Leidenschaften wüthen, denn mit nüchternem Gefühle könnte er das nicht thun, mas er thui­. Er hat die Bande des freundschaftlichen Hinverständnisses fast mit jedem M­enschen zer­­rissen, und zwar indem er hiezu beinahe gewaltsam Anlaß und Vorwand suchte. Auch, mit mir, ist er­­ unmü­dig um­gegangen, Der ih. mich Doch nie gegen ihn vergangen habe, und er hat mich in einem bitteren, beleidigenden Briefe angegriffen, weil er glaubte, daß die ersten Artikel im , Befti Hirlap" über, seine akademische Rede ich geschrieben habe?) — er hat mich in seinem Briefe zu einem Kampfe auf Leben und Tod herausgefordert, er hat gedroht, daß er Alles, was zwischen uns geschehen ist, der Oeffentlichkeit übergeben werde (und doch bestand Alles, was zwischen uns geschehen, darin, daß er mit mir oft und stundenlang über Die öffentlichen Angelegenheiten sprach, d. h. er hat gesprochen, und ich habe ihn zugehört). Er hat gedroht, daß er mich angreifen werde, warum und worin, das weiß ich nicht. Er hat gedroht, daß er den Kampf vor Europa hinaustragen werde, kurz, er hat mit aus­­brengender Leidenschaft einen Brief geschrieben, nur auf Grund des eben erwähnten bloßen Verdachtes, ch habe ihm Kalt geantwortet, daß ich bisher in den Blättern noch nicht? geschrieben habe und­ daß ich anonym auch nicht Schreiben würde. Darauf begann er freund­­licher­­ zu werden, ich aber­ blieb fait. Seither begegnen „wir einander selten, er war wochenlang frank, ich habe ihn seit Wochen nicht gesehen, und das alte warme, freundschaftliche Verhältnis wird zwischen ang, wie ich glaube, nie mehr zu Stande kon­men. So geht es ihm mit mehreren jener Freunde, obzu war er mit diesen nicht so direkt in Swift gerathen it. Klauzál, Eötvös, Pulkky, ja sogar Bezerédy, sind auffallend fast ihm gegenüber. Seine im „Seelentor“ erschienenen Artikel sind zaudernd, leidenschaftlich und lassen auf eine zerwühlte und in sich uneinige Brust schließen, Spott und Gefühlsdufelei, erlünftelte Bescheidenheit und riesiger Stolz. Kurz alle Zeichenschaften sind aus jedem jener Worte im Gegentage zu­einander ersichtlich. Und was ist das Ende dieses Zornes ? Wenn er auch Koljuth und all seine Gegner niederschlagen und wenn er zeigen würde, daß nur Gr­e3­it, der das Vaterland liebt, und wenn er auch jeden Ungar davon überzeugen, wide, daß Andere gefehlt haben und mit er ‚Talt bef ist, nur er das Vaterland zu beglüden vermag, auch dann mn wi­rden unsere öffentlichen Angelegenheiten nur dort stehen, wo sie jet stehen, mein nicht ärger; denn in Parteien zerrissen, könnten die Ansichten durch persönliche Kämpfe kaum mehr vereint werden. Gott möge ihn verzeihen, was er that, mich aber schmerzt er, daß eine so hohe, so glänzende Individualität sich in fe­hlenden Kleinlichkeiten verliert. Was die gegen Dich geschriebenen Artikel Széchenyis betrifft, so ent­­halten sie soviel Tastlosigkeiten und solche Wendungen, von welchen man nicht weiß, ob der Artikelschreiber Andere, mystifiziren, will, oder ob­ er selbst im Geiste zerrüttet tt; aber Ehrenbeleidigendes oder etwas, das man nach den allgemeinen Begriffen nicht dulden darf und kann, habe ich in ihnen nicht gefunden, und ich glaube, daß er solches auch Fünfzighin vermeiden m wird. Die Sigungen unserer Kommission dauern fort und nehmen einen bösen Verlauf­, ich sage es nüchtern, ohne Voreingenomm­en­­heit und nach ernster Erwägung. Die Majorität, welche hinsichtlich jeder Frage in der Hand des Präsidenten ist, hat Beichlüsfe durch­­­geführt, welche, wenn sie auch im Reichstage die Majorität erhalten und ins Leben treten würden, zur Folge hätten, daß der neue Köder der schwerste Schlag wäre, der unsere Nation treffen könnte, und daß alle Bewegungen des konstitutionellen Lebens von der Willkür der Macht abhängen würden. Gott be­wahre jede Nation vor solchen Gefegen. Wir geben wohl Hinsichtlich Dieses Punktes ein votum separatum ab, aber e3 schmerzt mich dennoch, daß 10 Hochstehende Bersonen einen solchen Pfad einschlagen. Wir erwarten e3 Faun, daß wir Schon befreit werden, vielleicht können wir Mitte März auseinandergehen. Auch für den künfticer Reichstag sind die Aussichten nicht gut­ a­n . »Die Domestikalsteuer,welche in der Reihe der Agenden der erste SchrittIehr,fällt nacheinander in den besten Komitaten, = e3 wird vielleicht kaum fünfzehn Komitate geben, melde sie an­nehmen. Auch bei uns in Zala agib­en sie dagegen und sie werden sie dort wahrscheinlich auch zu Fall bringen, denn wo es sechstausend gewöhnliche Adelige gibt, kann man leicht eine Bartei für das Nicht­­zahlen bekommen, während doch die gesammte Itelligenz sich) für das Zahlen erklärt. » Heute erhielt ich Deinen lieben Brief,esschmer«xte.mich,aus ihm zu ersehen,daß Dich bezüglich dewisscmmgDen(es·A1­ch sogar schon die Hoffnung verlassen hatzich)aber glaktbe,ja)weiß nicht,warum,aber fest,daß Dein Angesich bessern wird«Cs lebt ein unerklärliches Gefühl inmir,dass 111i­l­ 11i­glk 111b9n läßt,Du werdest erblinden.Du l­ast darin«Rec­­t,was Du·11ur»ers1mal­ gesagt hast,daß das Erblinden fü­rchterlicher ist,als die Blindbesitz wenigstens zeigt die Erfahrung,daß die Blinden meisten theils ruhig mkdhehteren Gemüthes sind Ich sehne mich,liebeszremed,unaussprechlich danach, Dick­ znsel­ c11,und wenn Du in dir­ seist Sonunchräfenberg nicht verlassekt wirst,werde ich Dich vielleicht dort besuchen,ja,1·wenn ich nicht zum Reichstage gehe,wassleicht xxefd­el­e11ka1x11,welnldrch ab­er Instruktionen fallen,dar1ngehe ich bestim­­t ank­-Soneles und sk)Interessantes möchte ich gern mit Dir über misere öffentlichen Angelegenheitent und ü­ber unsere privathk Gefühle sprechen­­««Umer«Freim»dsil­111zäl»befindet sich jetzt in erträglicher GesIund­­heit, im Winter jedoch erlitt er einen Schlaganfall und er machte schon seit seinen früheren Jahren so viel Leiden dar, sein Blut ist so Dicht und schwer, daß seine Aerzte, die ihn behandelten, mit Bedenken in die Zukunft bliden. Mein Gott! ein Verlust nach dem anderen, unsere besten Männer fallen rings um uns. Ich glaube wohl bei Gabriel, daß er zuhause unter Zerstreuung, im Freien, ohne Sorge und Arbeit, wieder hergestellt wird, aber dennoch­ bin ich seinetwegen besorgt. — Auch in seinem Komitat stehen seine Sachen schlecht, die Beamten der Károlyis, ja, wie ich höre, auch der Sohn Stefan Károlyis und der Statthalterei-Senatssekretär Babarczy, arbeiten gegen ihn, und es it wahrscheinlich, daß er zum Reichstage nicht geht. Auch dies halte ich für einen fürch­terlichen Berlust. Päz­­>­ Wohin M Weffelényi hätte zur Jagd gehen sollen. 8) ein berühmter Homdopath.­­ 4) Der Glaube war damals in Veit allgemein, auch­ Anton Börös schrieb dies am 30. November 1842 dem Baron Weffelenyi. mändy"will nicht"gehen,die Entsendung ko­i "zweite hält, Beöthy it noch nicht entschlossen, und so werden viele von den Alter wegbleiben. Aber vielleicht tritt dann an innsere Stelle mit neuer Kraft, mit neuer Luft eine­ glücklichere neue Generation auf, oft it au­­m­ politischen Leben eine derartige Auffri­hung nothmendig. Kosiuth it fortwährend fleißig, er­ wird von vielen Seiten­­ angegriffen, aber dennoch glaube ich, daß das Land von Tag zu Tag seine ausgezeicneten Eigenschaften und sein äußerst unsliches Wirken mehr würdigt. Seine Neider ıumd Hafler wollten ihm gern den Sturz der Domestikalsteuer zuschreiben, aber Niemand versteht ihr Vorgehen, ımnd, wie ich glaube, auch sie selbst nicht... Es ist all dies eine vom Halle eingegebene Anklage, wie viele andere, welche man grundlos gegen ihn erhebt. | · · · · Gott mit Dir,meintheurer Frex undIchwümchthr·chnndhed­ Und Geduldzchinen Leiden,Geduld jedoch hat Dn­,woe ich sehe, die Natur in riesigem Maße gegebett·Schreiboderl·afz1nir,wenn DieZeit 1111d Gelegenheit hast,über Deinen Gesundheitszustmkd und ü­ber stilles berichte m1 was3 Dick)betrifft,und liebe mich),sowie ich Dich liebe. Gott mit Dir! Dein treuer Freund Er. HW. ı | · . 5) in Angelegenheit des Strafgefegbuches. wien­, + Vorliberalism­s in Gefierreulj.— (Origin­al-Korr­espondenz des»Pt’skt’VLkOVd«­) Wien­ l.Apr­il. c­ K ein Zweisch mit der neuen Wienerklssahlordnung ist dem österreichischen Liberali­smusxs der wundenstoßI1c­ setzt1utsideri.Er war­­ja schon seit Langem todttnmkmdd seitgemum exsfzeit war Wan stand der der Agonie.Im Parlament hat e­r seit vi­elen Jahren kein Lebe1tszeit­etkgegeben­.Aus dem Landtageuiuurch verschwwdekthm ists­ Z darauf angelegt,seine letzten Reste auch aus dchiiner Genusindw s zu bezwti­gen.Von 1«o­)11stc1-Konstitution war er cim’1lllich11ietllrlls3, und nur schwer hat«­gleich anfänglich die Widerwärtigkeiten dst Kampfes ertragen,dem Anprall der GeFmer Strld gehalten.Er war Von Hausans blut leert­ldl·nochenweich.Viel Streberthrxn h­atte sich bei ihm eingenistet und der Nackensteif holt ihn beretet.Gicx’ig wtrr·f er sich auf jede von oben ihm entgegengestreckte Leimmthol und zappelte sich dami Schade.Seine Matadore konnten keine höherecierngs­aufgabe,als aus dem Bürgerthum,aus dem allein sie ihre Kraft saugen konnte,auf dem Wege von Titel und Ordm ins Rittertimm ,,aufzu·rücken«.Darum bekom­mt­en sie die Demokkutie,aus denen Elementen in sich verjüngen,darmn wirsken sie­ jeden sUSECU­MEEUschchIg zurü­ck,du­rch dessen Anpassung sie sich zeitgemeiß erhalten konnte iksx vollends unfähig zur Vollbringung ihrer­ Aufgabe waren die Führer des ö1ster­­ reichischen­ Libri"ali-3111us,von GiZkra bis Plener.Der Erstere ein Phrasen­held ohne tieferes Wissen und ohne ethische Grundlage für die Beurtheilung vo­­ Menschen und Dingen,der Letztere in seinem ganzen­ Wesen und nach eigenem Geständnißeit konservativer,bildungsprotzig im Ver­keh­r,schwunglos und ledersch i­pe Reden.Im Grundsatz der Ocliprofam­moalgus etarcea hat sein Beispiel der ganzen Par­tei als Richtschnur des Verhaltens ausgeprägt und als der Tag der Gefahrkmn undncch jener aufforderte,als­ Fü­hr·er dek Liberacht ,,mitflatternden»Helmbusch«ins Volk zu getht,da hätte dieses,dess langen Harrens mi­de,sich inzwischen verlaufen.Es war der»Götter« entwöhnt und umdrängte nun die,,Götzen«.Ver­geben verscholl Eduard Sueß’Schlachtruf von der»Wiedereroberung Wien-MEsivarzik spät.Die Menge war dem Liberalismus entfremdet und ins antilibe­ rale Lager hinübergelaufen. Das gilt nicht von Wien allein,das gilt auch von der Pro­­vinz.Der unglückselige Gedanke Plener’s,gegen die Steinbachssches Wahlreform in der Koalition mit dem Grafen Hohenwart Schub zu suchen, hatte alle Grundlagen des Liberalismus im ganzen­­ Reiche erschüttert. Man sah die Abgeordneten der liberalen Partei mit fliegenden Fahnen ins konservative Lager einziehen, ja mit den ein­gefleischtesten Reaktionären sich politisch verbünden. Man sah alle frei­­heitlichen und fortschrittlichen Prinzipien von deren berufensten Ver­­treten, ausdrücklich : „zurückgestellt”, alle Grundlage, die bis dahin mindestens die Fahre der Partei geziert, von Denen preisgegeben, die als die Auslese der Wählerschaften in erster Linie die Pflicht hatten, muthvoll­ und opferfreudig dafür einzutreten. Alle politischen Begriffe wurden dadurch verwirrt, das öffentliche Bewußtsein trübte sich, das politische Unterscheidungsvermögen : ging in die Brüche. Die Bevölkerung verlor den grundfäglichen Halt und wurde das Opfer von Wolfsbethörern.­ Die fkruipellose Demagogie hielt feige Ernte Die liberale Partei begann sich sogar ihres Nam­ens zu Schämen und taufte si im Fortschrittspartei um. Sie ist ihr Bex abgekommen. Von 422 Mitgliedern des Abgeordnetenhause gehören­ ihr nu­ 36 an. Aber nicht in ihrer Minderzahl allein besteht ihre Schwäche, auch nicht darin allein, daß sie Fein überragendes politisches Talent, seinen parlamentarisch kraftvollen führenden Mann in ihrer Mitte hat. Was sie und ihre öffentliche Stellung zumeist schädigt, das­st die Vers­chwommenheit ihres politischen Verhaltens, Die aus der Zusammen­­koppelung mit notorisch rüerschrittlichen Parteien nothrmendig folgt. Sie kann seinen Schritt thun, Teine Forderung aufstellen, seine That erzwingen, die ihrem Namen entsprechen wü­rde. Gingelapfelt im einen gemeinbürgschaftlichen Verband, in dem­ die heterogensten polisz­e­tischen Richtungen sic) zusammengefunden haben, in sie jeder Bewe­­gungsfreiheit beraubt, auch wenn sie sich bewegen wollte. Sie lanıı sich nicht rühren. Sie ist gelähmt. Sie kann gegen die Bestrebung ein .DannkamenBölaTalliätt,AlbertBerzeviczy,ykugust " der Antiliberalen nicht auftreten, die glei­cht in der Obmannev-Konferenz" vertreten sind. Sie kann auch der Regierung seine Opposition machen, wenn diese den mächtigen Einflüssen, dien für die Antiliberalen arbeiten, freiwillig oder­­ gezwungen sich fügt Der Abgeordnete Dr. Groß, der dieser Tage vor seinen Wählern eine große Nede hielt, hat der Sanktionirung der Wiener Wahlreform mit seinem Worte Erwähnung gethan. Der Mann ist Vorstands­­mitglied der Fortschrittspartei umd schweigt sich über diesen Sieg der Fortschrittsgegner­ gründlich aus. Die Partei hat sehhr geradeso wie unter der Koalition, nur aus anderen Gründen, ihre Grundfächel „zurücgestellt“. Sie ist politisch mnumdroht. Aber eine parlamentarische Partei, die nicht reden darf, wie ihr ums Herz ist, lebt überhaupt nicht mehr. Sie ist sein politischer Faktor, und auch die Regierung braucht auf sie seine Rücksicht zu nehmen. Durch die Wiener Wahlreform sind gewisse liberale Ideen, insoweit sie in den öffentlichen Vertretungskörpern noch bie und Da­zu Worte kamen, au aus dem Wiener Gemeinderathe so gut se vertrieben. Soll man darum dem­ österreichischen Liberalism­us ein­­für allemal das Grablied singen? Wir glauben nicht. Gerade die repressive Aktion, die jebt gegen ihn ihren Absiehln fand, kann viele leicht eine gesunde Reaktion erzeugen. Von Wien aus, wo ihm der Gnadenstoß verlegt wurde, kann möglicherweise der Anstoß zu einer Umkehr eintreten. 65 it wahrscheinlich, doch in Folge des Mandates verzichtes der Linien allgemeine Wahlen für den Gemeinderatd­ang geschrieben werden müssen. Dann muß der Versuch gemacht werd durch energische und zähe Arbeit Wien für den Liberalismus zum­ zugewinnen: «Freilich nicht für den alten Schablonenhaften Wald-­­Wiesenliberalismus, mit dem man heutzutage keinen Hund mehr Dfen weglädt. Nur wirklich moderne Mengen mit modernen­i schen, wirthschaftlichen und sozialen Grundlagen, die diese auc­­h haltlos zu bethätigen entschlossen sind, können auf Gefolgschaft den Wählern rechnen. Gin wenn­ auch mit mäßiger Erfolg in Wi wäre für die Zukunft des Liberalismus in ganz Oesterreich von große Bedeutung. P­­ — Der Klub der reichstägigen liberalen Partei hat heute Abends einen illustren Gast. E83 war Georg Brande, der in Begleitung einiger Bekannten gekommen war, um­ das Ab­leben der hervorragendsten politischen Partei des Landes zur sehen.­ Er hat zufällig einen gümstigen Tag getroffen, denn die­ Mitglieder der Partei waren in großer Anzahl versammelt und besprachen in lebhafter Weise den Triumph, welchen in der heutigen Ligung des Abgeordneten­­hauses der Minister-Präsident in der Bekämpfung , der Gegner des Liberalismus errungen. Man wollte dem Kabinetschef für seine von echt liberalem Geiste enschwekte Rede eine Ovation bereiten und harrte ungeduldig seines E­scheinens. Al er um 8 Uhr Abends die Thü­r öffnete und den großen Konversationssaal betrat, wurde er mit begeisterten Gljenrufen begrüßt und die Abgeordneten eilten von allen Seiten auf ihn zu, um ihm dankend die Hand zu reichen. Der Grite, dem wer bei der Thür begegnete, war Koloman Tifa, welcher Herrn. Stell zu seinem heutigen Erfolge waren beglück­lichte, Pulp­o amd viele andere hervorragende Mitglieder an ihn heran, um ihm zu gratuliren. Einige Minuten lang mar­­ Hey = ==;

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