Pester Lloyd, Januar 1903 (Jahrgang 50, nr. 1-27)

1903-01-01 / 1. szám

««­« ee der Artikel „Die Budapester Miliengesellschaften' die­ „Wolfswirthschaftlichen Nachrichten“ 1902“, ferner und die „Geschäftsberichte finden­ sich in Ra­AT Budapest, 91. Dezember.­­ „Die Negation it bag ganze bestehend­e Verhältuig hinein­­getragen worden — vermöge der natürlichen Konsequenzen selbst in das staatsrechtliche Verhaltung. Diese Gefahr, diese dringende Gefahr ist fest, so weit es sich un­mittelbar um die Arte der beiden Negierungen handelt, bes ‚Ihm waren worden; aber wir haben sie gerade angesichts der erfreulichen Wendung so rackhaltslos gezeichnet, weil es nothmendig ist, daß sich die Wölfer Oesterreichs und Ungarns sie vor die Seele stellen und in den Tagen, da die Ent­­scheidung an sie herantreten wird, darnach Handeln. Doch wie es in dieser Hinsicht weiter and­ werden mag — in Diesem Augenblicke können wir nur unserer Bewunderung Ausdruck geben für die Ausdauer und Selbstverleugnung, mit welcher Koloman Szell den Ausgleichsprozeß durch alle die britischen Stadien Hindurch geführt, und unserer Dant baren Anerkennung für den Erfolg, mit­­ welchem er ihn beendet hat. Noch kennen mir nicht das Werk, das unter solchem Mühsal und schwerem Ringen entzanden it; aber wir sind überzeugt, daß Koloman Széll seinen Namen nicht unter ein I­nstrument gelegt haben kann, das nicht in vollem Mage die­ Rechte und Interessen Ungarns im Rahmen der wirthschaftlichen Gemeinsamkeit und im Einklange mit den­­ Interessen der Monarchie zur Geltung bringt, papieren aufgetau n Jahres angesichtz wurden Nachfrage nach Staat a­­ufgetaucht, und es ist ein bleibendes Verdienst der ungaris­chen Finanzverwaltung, die rasch erfaßt und unerschrochen durchgeführt­­ itt haben. Die Operation it glänzend­­ gelungen, 92 Perzent der Al­sperzentigen Titres wurden zum Umtausch gebracht und der für die­­ restlichen acht Perzent emittirte Betrag Kronenrente ist binnen wenigen­­ Monaten verkauft worden. Abgesehen von dem ziffermäßigen Erfolge, von dem Zinsenersparnisse liegt das Schwergenricht des errungenen Resultats in den moralifgen Momenten, in der Wiederge­winnung des französischen Marktes in der An­­erkennung untenexupalutqa uwicht in der Klarfstellung unserer finanziellen Un­­abhängigkeit. Die Komversion bildet den einzigen Lichtpunt in dem Düster unseres ökonomischen und finanziellen Lebens. Die finanzielle Lage der Staaten hat sich im Allger­­­meinen verschlechtert. T­heils war der Rückschlag in den Verhältnissen hieran schuld, theils aber machten die Bedürfnisse in solcher Progression, daß die Steuerträger mit denselben nicht Schritt zu halten vermögen. der ungarischen Finanzverwaltung, die seit elf Jahren stets mit einem beträchtlichen Ueberfluß gefchloffen haben, sind­ diesmal­­ knapp an­ Nande’des Gleichgewichtes geblieben. Bei uns fteigen die Anfor­­derungen an den Staat rapid; leider ist nichts­ geschehen, um auch die Zeistungsfähigkeit zu heben, und nach wie vor sind wir weit entfernt von der Anauguiirung einer zielbemußten, ins Große greifenden Favestitionspolitik, ist die Steuerreform ein frommer Wunfe, und dabei verbreitet sich eine Entmuthigung, die bei langer Anhalten gefährlich werden kanıt. .­« . Die Gffeftenműrtte sehen auf eine Periode der Un­­thätigkeit­szurit, wie sie seit Langem nicht zu verzeichnen, gemesen. Die Hoffnungen, die an das zur Ende gegangene Jahr geknüpft wurden, haben sie in­ seiner Weise erfüllt. Die Beendigung des Beerenkrieges, die Bannung der deutschen Krise, die guten Ernten in Europa. Die Aufrechterhaltung der friedlichen Beziehungen zwischen allen Staaten­­ sie haben sich als wirkungslos ermiesen. Das Kapital mied die Börsen, das Publikum hat überall — mit Ausnahme von Nordamerika, 100 noch immer ganz erzeptionelle Verhältnisse herrschen — einen wahren Horror vor Alten und vor der Spekulation bekundet. Es erduldet feinen Steifel und bedarf seines ziffermäßigen Nachweises, meldhet übrigens stets nur in hypothetischer Weise geliefert werden konnte, Daß in den verschiedenen Ländern alljährlich Hunderte und Hunderte von Millionen, die sich fü­r Europa auf Milliarden summiren, erübrigt t werden. Die enormen Beträge wenden sie aber nicht den Aktien zu; die Staatsrenten, die Sypotheten-Pfandbriefe, die fundirten Obliga­­tionen absorbiren einen guten Theil­ dieser Ersparnisse, und­ so ver­üben die Börsen. Die Berliner, die Wiener, die Budapester Börse haben rechr weit weniger Mitglieder und Besucher als vor zwanzig Jahren, weil es kein Geschäft gibt, und was das Schlimmste, 83 fehlt jede Aussicht auf eine Renderung. Die enormen verluste und die Haßerfüllte Börsengereg­ebung haben die Börseninstitution empfindlich getroffen. In Deutschland beginnt man bereits einzusehen, daß das vor fest Jahren geschaffene Börsengefeg und die Judikatur im Wersenstreitigkeiten den legitim­en Handel tiefe Winden geschlagen haben, es sind auch Bulagen erfolgt, die eine baldige Abänderung des Gesetes­ in sichere Aussicht stellen, bis zur Stunde sind jedoch noch nicht einmal die Konturen der Börsennovelle bekannt geworden. Und wie nothwendig wäre ein vernünftiges Beispiel für Die Geiet­­gebungen anderer Staaten. In Oesterreich hat das sonst zu keinerlei Arbeit fähige Varlam­ent den Streit der Parteien auf einige Stunden ausgejebt, um den Getreide-Terminhandel zu verbieten, und bei ung wird daran gegangen, die Kompetenz des Börsen-Schiedsgerichtes recht ausführlich zuzufragen. Wären die Effertenmärkte nicht moralisch niedergedrüct, und hätten sie nicht die Bilde­r der Umfastener zu tragen, die bo­ für den Staatsfäkel nur ganz geringe Erfolge gezeitigt hat, sie st­mden heute ganz anders da. 63 wäre unmöglich ge­wesen, daß ein Zinsfuß von 27/a bis 3 Perzent nit zur Belebung des Giseltenh­andels hätte dienen sollen. Die Budapester Börse Hat, Durch die Konversion eine kurse Zeit eine lebhaftere Thätigkeit entwickelt, fiel­ aber in den früheren Marasmıs bald zuric und bat abermals­­­ herbe Verluste. "art. Zotalpapieren zu­ befragen die jedoch durchh Kursgewinne an Bau, Spar­kaffe, Affeluranz und Straßenbahn-Wirien weit­­aus überholt wurden. Nach dem nu3 zur Verfügung gestellten Aus­weife des Budapester Giro» und Kaffenvereins betrug in den Monaten Känner—November das Mevirement der Efferten« Ablieferung und ellebernahme 243­ Millionen gegen 210 Millionen Können im vorigen Sabre. Zur Veranschaulichung der Marsveränderungen geben wir eine Darstellung der Fluktuationen, die sich von Duattal zu­ Duartal voll­zogen haben. Befserungen haben sich zum Theile eingestellt, sind aber auch Rückgänge paralysirt. Es notieren: Hieran schließen wir die Tabelle der Terb­änderungen bei am unserer Börse gehandelten hauptsächlichsten Effekten, selbstver­­ständlich mit Ausschluß der Staatspapiere und Anlagemert­e. € beziffern iih in Kronen die Das abgelaufene Jahr war ein Jahr der Prüfung, es reiht ich an die trüben Zeiten an, die mir nun so lange schon durchleben müssen. Aber zeug der widrigen­­ Umstände, troß der Unklarheit der handelspolitischen Verhältnisse, trug der fehreren Divergenzen mit Oesterreich Iaffen mit den Muth nicht sinken. Die ungarische Nation hat bisher genug Spannkraft bewiesen, sie hat die Kraft, auszur barren, bis sich Das Morgenroth einer sehtöneren Zukunft zeigt. Rief leiht it der Tag der­ Beffeiung näher, als mir glauben! Biel Zeit, viel Arbeiteluít und große Vermögen sind verloren gegangen; wir aber verzagen nicht, denn wir hegen die Ueberzeugung, daß das Mol­, welches der ungarischen Boden Bemohnt, den Kampf ums Dasein sieghaft bestehen wird. Anton Deutsch. . ‚Stage nom . & Enuncio vobis gaudium magnum: der Aus­gleich ist perfett! Und diesesmal wirklich und wahrhaftig perfekt, ohne Vorbehalt eines nachträglichen Desareus oder einer abermaligen Revistion — perfekt zunächst natürlich nur zwischen den beiden Regierungen. Aber sollten denn die D­örfer Oesterreich-Ungarns das Werk nicht sanftioniten und den­ mühsam errungenen Friedensschluß nir von ganzem Herzen segnen? Einstweilen mag diese in den Hintergrund treten und nur unsere freudige Befriedigung darüber wollen wir aussprechen, daß mit dem legten Tage dieses Fritischen Jahres die schweren Nebel»­mwolfen zerrinnen, die den Ausblick in die nahe Zukunft vers­chitterten, athembeflemmend auf die Brust sich legten, und daß der neue Zeitabsc­hnitt doch endlich die Erlösung von dem langen Hader bringt. Ja, als erlüfende That darf die Vereinbarung, was sie auch enthalten mag — und da sie unter den Auspizien Koloman Szel’s sie vollzog, kann sie zweifellos nur Gutes enthalten —, aufrichtig begrüßt werden. Denn man täusche figg nicht über ‚die Stimmung, die in unserem Lande über immer weitere Kreise die­ Herrschaft gewann z­u dem Gefühle der Bangigkeit, das in Wenigen nur einer höheren Schicht der Nation ausgelöst wurde, kün­­digte doch lebendiger Zusammenhang mit der politischen Er­scheinungswelt sich an; aber die große Mehrheit ist in dem endlosen, qualvollen, nervenzerstörenden Streit völlig stumpf geworden gegen alles Geschehen in dieser Monarchie und gleichgiltig starrte sie in das Getriebe, das ihrem Ver­­ständnisse doch­ verschlossen blieb. Darin lag eine große Gefahr. Denn kehrte der Öffentliche Sinn theilnahmslos von dem Werdenden, wie dem Gemordenen sich ab, so konnte leicht sehr viel mehr einer Gefährdung preisgegeben sein, als blos die wirthschaftliche Gemein­­samkeit zwischen Oesterreich und Ungarn. Hätte Die Auflösung des seit dreißig Jahren bestehenden Wirth­­schaftsverhältnisses zwischen den beiden­taaten der Monarchie sich als unabwendbar dargestellt, so würde man sie darein eben gefügt und den Berfuch angestellt haben, wie die Trennung in der Praxis sich bemührt, zu weilen Nugen oder Schaden sie ausschlägt — und wer weiß, wie bald­ beide Theile aus der Erfahrung Hung geworden wären. Bei diesem Experiment für sich allein mußte man­­ also nicht unter allen Umständen zurück­brechen. Aber » wer ist Optimist, genug, zu wähnen, daß Die Trennung auf das unwirthbichaftliche Gebiet allein beschränkt geblieben und nicht au, auf das taatsrechtliche Verhältnig fi übertragen haben­­ würde? Der Abflug eines sold, zerrüttenden Morozen­es legt­edermann vor Allen die Pflicht auf, si zur vollen Wahrheit­ zu benennen, heute umso dringender, als der Aus­gler vorerst nur zwischen den Regierungen und noc nicht ‚zwischen den Völkern abgeschlossen worden ist. Die Wahrheit aber it, daß in den legteren­ Jahren, das Bewußtsein der­ Staatsrechtlichen Gemeinsamkeit und der politischen Zusammengehörigkeit zwischen den Börfern Oesterreichs und­­ Ungarns statt getrabt worden ist. Die gemei­n­­samen Institutionen fungiren wohl ungestört nach wie vor; aber sie sind wie ein Mechanismus, dem Die lebendige Seele fehlt. Der Geist, der sich den Körper gebaut hat, verflüchtigt so immer mehr — wie lange kann der Körper dann noch bestehen? Und forschen wir nach den Ursachen dieses Beifalles, so werden wir sie in der Haltung der­ politischen Welt Oesterreichs, nahezu­ ausschließlich in dieser finden. Gehäfsigkeit und Scheelfucht gegen Ungarn Haben drüben die ohnehin dürftigen Produkte einer besseren Weberlieferung schnell überwuchert. Die Solidarität. Die zu Beginn der neuen staatsrechtlichen Ordnung und auch später, noch trob Häufiger­­­ Kämpfe , um materielle Tragen zwischen Ungarn, jedenfalls der­ liberalen Partei Ungarns und den Deutschen Desterreichs bestand,­­ wurde ge­waltsam zerstört — duch die Deutschen. Freilich zu­ ihrem eigenen größeren Schaden; Zaft genau seit der Zeit, da sie in wilde Gegnerschaft gegen Ungarn fi hineindellami­ten, datirt ihr Nindgang von der Macht und ihre­ innere Zerklüftung. Und in dem Maße, als ihre Zerlegung fort­schritt und die wunderlichsten Resultate dieses Prozesses sich mehrten, wuchs die Entfremdung­ zwischen Oesterreich und Ungarn. Volk­ommen hat man wohl einander nie verstanden ; jegt verstand man sich überhaupt nicht mehr. Wie sollte noch eine politische und sittliche Gemeinschaft walten, Ber­gestellt werden Fünnen zwischen dem liberalen Ungarn und dem Oesterreich, in welchem die, ultramontanen, kulturfeind­­lichen, politisch und gesellschaftlich reaktionären, dann wieder maßlos radikalen und ultranationalen Elemente die aller­­dings Hart bestrittene Herrschaft, aber doch Die Herrschaft in ihrer Weise übten? So sc­hoß drüben der sinnlose, leidenschaftliche Heß gegen Ungarn Hody und Höher empor, und das ungarische Bolt it in politischen Dingen nid­ so evangelisch gestimmt, daß es den Haß mit Liebe vergelten könnte. So kam es, daß das leitende Prinzip des staats­­rechtlichen Verhältnisses, die Gemeinschaft zwischen den Böl­ern Oesterreichs­ und Ungarns, allmälig vers­tu­mmterte und schlecht und recht nur durch die Nothunwendigkeit erregt wurde. Sicherlich würde die Zerstörung noch schlimmer gem­üthet haben, wenn ihe nicht die wirthschaftliche Gemein­­samkeit in ihrer praktischen­ Bethätigung entgegengearbeitet hätte. So. Die materiellen Interessen, die ich­ fast überall das öffentliche Leben unterworfen haben, machten — trot häufiger Streitigkeiten — zwischen Ungarn und Oesterreich ihren Einfluß in besserer Richtung geltend: dur die Er­kenntniß, daß die Belfer der beiden Staaten wirthschaftlich auf einander angemiesen sind und ss gegenseitig ergänzen, wurden die politischen Gegenzage gemildert. Wird aber auch dieses zusammenschließende Band zerrissen, dann gibt es in den Gesinnungen und Gefühlen kaum noch etwas Ver­­bindendes und der Zusammenbruch der staatsrechtlichen Ges­­einsamkeit ist dann schwerlich mehr aufzuhalten. Man ermesse daher, mit meld ungeheuerer Verant­wortung Diejenigen in Oesterreich sich belastet Haben würden, die, sei es aus Mangel an Einsicht, sei es aus hartnädigem­ Troß, sei es aus Leichtfertigkeit, Ungarn gezwungen hätten oder in Zukunft z­wängen, sich nicht nur mit dem Gedanken der wirthschaftlichen Trennung vertraut zu machen, nein, die Trennung thatsächlich durchzuführen! Wir wissen allerdings, und haben dies seit drei Tagen wiederholt dargelegt, daß nach dem Abbruc der Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen nicht nothwendig der unwirthschaftliche Bruch­ hätte folgen müssen, und die Wiener Blätter, Die uns dies Heute weitläufig beweisen, Haben ich eben unsere Argumente liebreich zu Herzen genommen, Wir sagten und sagen, daß für das Verhältniß zwischen D Oesterreich und Ungarn an nach dem Scheitern der Ausgleichsverhandlungen zwischen den beiden Re­gierungen der &.­A. XXX . 1899 in Kraft bleibt, wonach der bestehende Zustand bis zum Jahre 1907 fortgefristet wird. Eine unmittelbare auflösende Folge hätte also der Abbruch der Verhandlungen geriwig nicht gehabt. Allein kritisch­ wäre die Sache einmal Daduckh geworden, daß Die Frage der Handelsverträge mit den auswärtigen Staaten akut wird, während die gemeinsame Grundlage für diese Verhandlungen, der autonome Zolltarif noch gefehlt hätte. Nun ist ja immerhin eine Formel denkbar, welche auch über diese Schwierigkeit hinweggeholfen hätte. Allein wer mag sie einbilden, daß in solch abnormen Gestaltungen der Gebante unwirthischaftlicher Gemeinsamkeit noc gedeihen, darin auch nur für den Tag und Die Stunde eine Bürg­­hhaft finden Fünfte ? vergebens daher alle. Selbstbeschmichtigungsversiche und jede Täuschung: wäre der Ausgleich zwischen den beiden Regierungen nicht zu Stande gekommen, so mure Die Ausgleichsverhandlungen. sz Bon unserem Spezialberichterstatter erhalten wir aus Wien Die folgenden telegraphischen Mittheilungen ; Wien, 31. Dezember, Abends 9%, Uhr. (Drig- Telegr) Soeben ist der Ausgleich perfekt geworden. Die Regierungen haben folgendes Com­­munique ausgegeben: Es ist Heute nach wiederholt ges­pflogenen Besprechungen gelungen, einen Nustweg zu finden, um die noch bestandenen Hindernisse DS Ein­­vernehmend zwischen beiden Regierungen in Der Ausgleichsfrage zu beheben. Wien, 31. Dezember. (DOrig-Telegr.) Die um 3 Uhr begonnene Besprechung beider Minister-Präsidenten mährte nur eine Halbe Stunde. Sie endete ohne positives Ergebniß und meint nur einen informativen Charakter gehabt zu­ haben. Da um 4 Uhr ein österreichischer Ministerrath stattfindet, darf man wohl annehmen, daß die Entscheidung über die im Rede stehenden Fragen erst in diesem Ministerrathe getroffen werden wird. Hierauf läßt an der Umstend schließen, daß Minister- Präsident Széll die für 5 Uhr geplante Abreise verschoben hat; er verlängert seinen hiesigen Aufenthalt bis an­ die äußerste Grenze der Möglichkeit, um sich keinerlei Schuld zu schreiben zu können, und reist erst mit dem Nachtzu­ge ab. Es kann als gewiß angesehen werden, daß er eine­ entscheidende Antwort seitens des österreichischen Kabinets erwartet. — Einem seiner Freunde, der, auf die ereignißvolle Nacht im "Hotel Sader" anspielend, scherzhaft sagte: An der einen Ehe wurde im Salon Lamsdorff Mazedonien ausgetheilt, in der anderen, im Arbeitszimmer des ungarischen Minister- Präsidenten aber wurde über das Schicsal Ungarns ent­­schieden, erwiderte Har v. Sl. Weber. DA­s Shikjfallungarns nicht vielleicht aber über das Schidsal des gemeinsamen Zollgebietes. Wien, 31. Dezember... (Dörig-Telegr.) Die beiden Minister-Präsidenten waren für 6 Uhr ‚Abends zu einer Audienz,beim Neonarchen,beschieden, wo sie eine halbe Stunde verblieben. In dieser Audienz ist ein Ve­r­­mittlung­svorschlag­ aufgetaucht, nach welchem den Ansprüchen Ungarns ein gewisses Entgegenkommen bes­wiesen wird, dagegen andererseits Kompensationen für dieses Entgegenkommen österreichischerseits gefordert­ werden. Herr 0. Széll hat diesen Vorschlag ad referendum genommen und wird darüber morgen in­ Budapest, wohin er sich heute Nacht begibt, mit seinen Ministerkollegen Tonferiren. Die Entscheidung der ungarischen Regierung soll noch im Laufe des morgigen Tages in Wien eintreffen. Wien, 31. Dezember. (Orig.-Telegr) Ein schöneres Neujahrsgeschenk, als es Die Regierungen der beiden Staaten der Monarchie den Belfern Oesterreich- Ungarns diesmal beschwerten, hätte man sich selbst in den tühnsten Hoffnungen nicht träumen lassen, denn Der Ausgleich ist perfekt und ein Ende haben endlich num Die jahrelang um die vitalsten wirthschaftlichen Interessen beider Staaten geführten Kämpfe, der siebenjährige Krieg it nun durch einen Frieden zum Abschluffe gebracht worden. Aber welch­e were Kämpfe es hostete, um diesen Frieden post tot discrimina "rerum herbeizuführen. Das Derjenige, der innerhalb der Gefechtslinie gestanden und Gelegenheit. Hatte, die unermüdliche Ausdauer und die außerordentliche Geduld der Streiter zu bewundern. Wenn man einmal die Geschichte dieses Ausgleiches schreiben wird, wird man den heutigen Tag als den aufregendsten unter allen in der Kampagne mit der rotheften Tinte anstreichen, nicht nur deshalb, weil er ein wahrer Festtag im besten Sinne des Wortes it, sondern auch, weil die rothe Farbe das Symbol des Blutes it, das an diesem Ddenswürdigen Tage nicht blos Die an den Verhandlungen unmittelbar betheiligten Politiker, sondern auch, wir armen Arbeiter der Presse geschwigt haben, welche das Schidsal dazu verdammt hat, die Eibige der Tagesgeschichte zu sein. Daß die die Verhandlungen pflegenden Staatsmänt­er sie den ganzen Tag über in beträchtlicher Aufregung befanden, ist natürlich, da es sich ja um das Wohl und Wehe der Monarchie handelte und sie zur Ansicht gekommen waren, daß die Entscheidung nicht mehr länger Hinaus» gezogen werden könne, zumal auch Se. Majestät si energisch eingesebt Hatte, daß der unfruchtbare Streit nicht mehr länger hingezogen werde. Allein auch die Mitglieder der Presse, welche die Aufgabe hatten, die Chroniqueure dieser historisch wichtigen Verhandlungen zu sein, waren den ganzen Tag über in volfter Aufregung, zumal sie in Folge der Diskretion der Unterhändler nicht nur über die Differenz=­punkte z­wischen ihnen im Unklaren waren, und auch bis zum legten .Augenbliche Zweifel hegen mußten, wie die Sache enden werde. Sie waren von Anfang an auf Aenperlichkeiten ange­wiesen und je nach den Eindrücken, die sie von Ddiesen gewannen, sahen sie die politische Situation bald düster und ernst, bald mied er hoffnungsvoll und rosig. Und doch gab es am heutigen Tage der Ereignisse genug; nur wußte man sich diese nicht zu erklären und war auf das bloße Nathen angemietet. Schon in den allerersten Morgenstunden erfuhr man, daß der ungarische Minister-Präsident Herr v. Sz EIl fid zu Sr. Majestäüt begeben habe, und daß bald darauf auch der österreichische Premier bei dem Monarchen erschien, so daß man daraus fchloß, daß die beiden Minister-Präsi­­denten, welche nach Abbruch der Verhandlungen auf aus­­drücklichen Wunsch, des Monarchen noch Nachts im Salon des Herrn v. Szell eine Besprechung hatten, dem Herz­­seher, über die dort besprochenen Fragen refeh­ren sollen. Aus den beiden Staatsmännern selbst war hierüber nicht das Gek­nafte herauszubringen, und nur aus einer zufällig fallengelassenen Bemerkung des ungarischen Meinister- Präsidenten erfuhr man, daß er der Anficht­ei, sein öster­­reichischer Kollege werde ihn noch aufluchen. Andessen verlief der Vormittag, ohne daß sich Herr v. Koerber im „S Hotel nicht länger als eine da in Bald nachdem sich Zeit nicht zu lang nahm man allgemein an, Dr. Staatsmänner­ währte halbe Stunde, so das man annahm, Stande gekommen sein könne, was Jahre nicht zusammenzuschweißen war. Da Herr v. Szél überdies zugek­öpfter v. Koerber entfernt hatte, er den­ke, die Dinge nicht gut stehen, erschien der­­ ungarische Minister a latere Graf Julius Szehenyi im „Hotel Sacher", daß Schmarzen sich zu Do­­mar bereits der österreichische Minister-Präsident für diese Stunde angemeldet, so daß Graf Szechenyi nach einer kurzen Weile die Mittheilung überbraggte. Se. Majestät werde Herrn v. Szél um 6 Uhr empfangen. In der Z­wischenzeit österreichischer M­inisterrath hieß es, es werde, man glaubte allgemein, ungarischen Kollegen, gemachten Vermittlungsvorschlag unter­breiten und sodann den ungarischen Premier über die Ent­­scheidung des Ministerrathes unterrichten werde. Auf diese Entscheidung war man umso mehr gespannt, als man erfuhr, daß während Ferdinand vor jet und tonfeil, noch des M­inisterrathes ganz außerordentlich wichtige vorgehen müssen. Gleichwohl kam man Bald, davon ab, fortfahren, was er figerlig) Minister Präsident gefahren? Dinge beim den ihm von seinem Erzherzog Franz Ministerpräsidium vorgefahren Minister­ annahm, daß daß Dr. v. Koerber Monarchen im „Hotel Sacher" erscheinen werde, denn man fah Herrn v. Szél nicht gethan, wenn er den Besuch seines Österreichischen Kollegen erwartet hätte. der ungarische Die Einen sagten, er mache Neujahrseinläufe für seinen Enkel, die Eingemeihteten­­ erzählten, er habe den Grafen Goluhomsfi auf gesucht. Als der Minister-präsident ins Hotel zurückehrte, verweilte er nicht lange dort. Er fuhr in die Hofburg, wo vorher in Nunmehr fand eine gemeinsame Audienz der beiden Minister-Präsidenten bei Sr.Majestät statt,die bis 65-4 Uhr währte.Was in dem Arbeitskabinet des"Mon­archet" vorgegangen war,das kanu Niemand wissen".Aber­ wenn mem sah,wie ernst und mürrisch der sonst immer gut gelaunte ungarische Minister-Präsiden­ Imar,wie aufgeregt er ins Hotel zurückkehrte,so mußte man annehmen,daß auch diese Audienz nicht zu der gewünschten Verständigxxrkg geführt h­abe.Hierin wurde man indirekt auch von Herrn v.Szell selb­st bestärkt,da er den seiner mit größter uns geduld hab­enden ungarischen Journalisten­,von denen ihn diesmal ein ganzes Dutzend nach Wien begleitet hatte, nur die Eröffnung machte,daß er ihnen derzeit nichts zu sagen habe.Er verließ auch sofort wieder das Hotel und hatte es dabei so eilig,daß er sich einen fremden Wagen nahm,«weil sein Fiaker die Pferde fütterte.Nun ging das Kopfzerbrechen umt­euem an,wohin Herr v.Szell gefahren sein könnte. Ein findiger Journalist brachte bald heraus,daß er sic­­ zum­­ österreichischen Finanzminister Böhmi Bawerk begeben habe.Als der DJEiuisters Präsident nach einer Stunde wiederkehrte,konnte er noch­ im­mer nichtö mittheislen,sodaß man nach wie vor auf­ Vermuth­lung­e­­n angewiesen war. Aus den Rennerlichkeiten könnste m­an sich alsbald­ nieder soM anch es erklärethunächst ließ Herr v.Szell,dass"«er um 8 Uhr heimkehrte,den Finanzminister Lukács telephonisch anrufen,um ihn ü­ber den Stand der Dinge zu­ informiren und diese Zustimmung des in diesen Dingen am meisten enga­­girten Finanzministers zu irgendeiner der in Rede stehenden Fragen einzuholen.Der Finanzmi­nister­ war jedoch momentai­e nicht anzutreffen und erst nach einer halben Stunde meldete das Telephon,daß Herr v.Lukác­­s,der offenbar im Klub der liberalen Partei weilte,im Telephonzimmer der au­f dem­­selben­ Korridor befindlichen Redaktion­ des»Poster Lloyd«s sei und Herrn v.Szellbitten lasse.Der ungarische Minister Präsident gehende, begab sich ans Zelephon mit dem Finanzminister. Als er wieder in seine Appartements zurückehrte, fehidte er seinen Sekretär, Diinisterialsekretär Baron Sterlecz zu Dr.v.Koerber und Dr. v.Böhm-Bawwerk umd ließ diese sich Bitten. Das war schon ein gutes Zeichen. Begleitung befand sie und pflog eine eine eine Halbe Stunde währende Unterredung 9 Uhr erschien Finanzminister Dr. v. Böhm-Bawerk und Ministeriaatd Spih­­müller. Eine Viertelstunde früher war auch Minister a latere Graf österreichische Minister-Präsident des etwas später kommen, da er bei der Neujahrsgratulation bei Hofe war. Fünf Minuten vor 9%, Uhr sah man auch, ihn kommen und­ sie in die Appartements des ungarischen Minister-Präsidenten begeben. Ueberflüssig zu sagen, daß die Spannung nunmehr ihren Höhepunkt erreichte. Man wußte, daß diese Besprechung die Kette vor der Abreise des ungarischen Minister-Präsidenten sei und man war überzeugt, daß nunmehr die Entscheidung, um ein in diesen Verhandlungen gefallenes und oft wieder­­holtes Wort österreichischen Handelsministerg 20 Minuten kam Minister herunter, von dessen Lippen man die erste Meldung­ der Trendensbotschaft erfuhr, welche er sofort auch Gr. Majestät überbrachte: „Alles ist in Ordnung!“ Fünf Minuten später kamen Dr. v. Bawert mit dem Ministerialrat­ an den Appartements des ungarischen Premiers und man hörte, wie der Finanzminister vorläufig ebenso wenig daran, auf Herrn und zum * Koerber Ministerialrath sagte: Na, jet gehen wir endlich der Das Unglaubliche war Ereignig rufen. Alles eilte v. im kluge Ausgleich ist fertig! und Dr. Spigmüller essen. Wir selbst dachten uns zu Ausgleiches machte.. den begeisterten­­ Elsen Sell zu v. Böhm. Spigmüller stärken, wie Der Minister-Präsident n. SZEM, seit Mittag seinen Bissen zu fi) genommen Hatte, sondern stürmten in das Appar­tement Herr v. SzélVs, der ums frendeftrahlend die Mit­theilung von der Pferferb­onkrung des geworden und nun machte sie die Spannung endlich Luft und die Wände des Salons im „Hotel Sacher” erdröhnten von und beglüc, winschte ihn zu seinem Erfolge. Bald­ notirten wir uns, das bereits fertiggestellte Communiqued über die Finalisirung: . des ging es im Fiafer zum Telegraphenamt, die Freudenbotschaft zu verkünden: Der Die offiziellen Darstellungen der Lage lauten: Der»Buch.Korr.««wird aus Wien telegraphir. Der österreichige Ministers Präsident Dr.v.Koerber­s erschien um 21x2 Uhrs Nachmittags frei dem Minister-Präsi­­denten Koloman Szell im»Hotel Sacher«,wo auch­ der Minister am allerhöchsten Hoflager Graf Julius Sze­·­chenyi anwesend war.Dr.v.Koerk­er verwe­ilte eine halbe Stunde lang bei Herrn v.Szell.—­Die Lage ist derzeit noch immer unverändert. Minister-Präsident Koloman SzEN­ Hat seine für Nachmittag beabsichtigte Abreise verschoben und wird erst mit dem Machtzuge nach Budapest zurückkehren. De Schlagrechnungen Aa Beilage weiß nur .. Die vor Stadanzug gab es er Herrn Audienz empfangen worden mar, feiner zur Besprechung »dieser Turzen Széchényi angelegt hatte, begeben werde. Szechenyi in die Hofburg, eine andere Frage: Thatsählich verfügte eine Audienz St. Meajestät Graf den ungarischen Sieg Herr­n 31 empfangen, gebrauchen, „so v. Széll daß dort v. Koerber fi Ausgleiches Herrn Herausrufen ließ, v. Roerber aus oder Dr. v. Roerber dem in seiner Audienz nahezu der­ Premier den beiden daß und daraus, schlag fallen Graf bitten, war denn Wie es um 5 man, daß um zu erwirken, gehalten und König so­ so daß Fonnte imn man Wohin it erst. müsse, dem amtraf, der Turz er « bei Herrn v. Széll erschienen. Szehengi die fic) für heißt, Uhr Nun ein Um in Der zu Nach weiteren Treppe­­"« der dritten «­­

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