Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1903 (Jahrgang 50, nr. 223-249)

1903-10-01 / 223. szám

IRLATT ES PESTER LL (Einzelne Nummern in Budapest 6 Heller, in der Provinz S Heller in allen Verschleiglofalen.). Die Brise, Budapest, 1. Oktober. , sz Die. „Bud. Korr." meldet: Minister-Präsident Graf Karl Khuen-Héderváry Hat noch im Laufe des gestrigen Tages die Verständigung erhalten, daß Se. Majestät sich die Entscheidung über dessen Demil­­stionsgesuch für die ‚Zeit seiner Nachtehr von dem Jagdausfluge nach Wien vorbehalte. Graf Sichuen-Heder­­várn wird in Folge dessen am Montag Früh in Wien eintreffen, um die­­ aleh­öchsste Entscheidung entgegen­­zunehmen. Si. der am Samstag stattfindenden Sißung Des A­bgeordnetenhauses werden die Mitglieder des Kabinets nicht erscheinen, eines theils deshalb, weil das Abgeordnetenhaus si) gestern auf Antrag des Minister-Präsidenten bis zur Bildung eines neuen Kabinett vertagt hat, anderentheils deshalb, weil ES et Va­ge ge­­g t b wäre ÖNRE Der Minister-präsident an einer Sittung des Abgeordnetenhau­ses theilnehme, auf sessen Entschließungen er ‚in eventueller Ermangelung einer Majorität seinen entscheidenden Einfluß über­sonnte,,­­«Das«»Ung.Tel.-Korr.-Bureau'«meldet: Ein Theil der Presse ergeht sich in allerlei Kombinationen in Betreff der Ursachen,die Graf Khuen-Hodervoiry und die Mitglieder­ seines Kabinets veranlast. Haben, nach Mittheilung der Demission an den Reichstag den Sigungs­­saal zu verlassen. Kon kompetenter Stelle erfahren mir, daß Minister-Präsident Graf Khuen-Héderváry von der Auffassung ausgegangen ist, daß nach parlamentarischen Grundlagen die Beratsbung und Beichlufp­faffung, nachdem die verantwortliche Regierung, der­­ die­­ Exekutive obliegt, demissionirt hat, jeden politischen Charakters entbehrt und daher weder Sinn, no­ Zmwed hat. Nach allgemeinem parlamen­­tarischen Brauche wird­ diese auch überall fijtirt, sobald die Regierung der Legislative ihren Ni­tritt angemeldet hat. Im speziellen Falle ist die Unzulässigkeit der­ fortgelegten Berathung ums so mehr­­ hervorgetreten, als die Re­gierung über Teime:­Majorität­ mehr verfügte, somit au nicht mehr in­ der Lage gewesen wäre, gegenüber einer in der Debatte aufgetauchten Frage wirksam Stellung zu nehmen. Dieses Motiv ist so ausschlag­­gebend, der es völlig unzulässig erscheint. Die verlegte Empfindlichkeit, oder die Befragung der Achtung gegen­über dem Abgeordnetenhause zur Begründung der­­ Haltung des Grafen Khuen-Héderváry heranzuziehen, der, wie­ auchbh seine Gegner zugeben miüssen, in all einen Alten und­ auch diesmal das vollste Ver­ständniß der­ parlamentarischen Praxis und Geschäftsführung befundet hat. In­­­iesem inne erachtet der Minister- Präsident Graf Khuen-Héderváry, wie wir dies gegenüber gegentheiligen Ausstrebungen ausdrücklich Tonstari­en müssen, es als seine Pflicht, die provisorische Bes­chäftsführung beizubehalten,­­ bis © e. Majestät geruhen wird anderweitig zu verfügen. Minister- P­räsident Graf Khuen-Hederváry wird si am Sonntag­ nach Wien begeben und Montag Vormittags in Audienz von Sr. Majestät empfangen werden. Beratbungen der Minister. 7 Heute Vormittags hat eine mehrstündig Konferenz der Minister unter dem Borside des Minister-Präsidenten Grafen Rhuen-HEderpurg stattgefunden. Sigung Des Petitions-Ausschusses.­­Der Petition: - Ausschuß des Wber­geordnetenh­auses hält morgen, Freitag, Vormittags 10 Uhr, in Angelegenheit der Petition der k­öniglichen Freistadt Szatmár-Nemet betreffend die Beurlaubung der dritt­­jährigen Soldaten eine Giltung. Konferenz der U­nabhängigkeit 8:­Paritei. Die Unabhängigkeit­ und Acht und vierziger Partei hielt heute Vormittags 11 Uhr unter dem Präsidium Franz Kosfutrths eine Konferenz, in welcher die Redner für die Samstagslisung des Abgeordnetenhauses nominirt wurden. Es entspann si auch eine lebhafte Debatte über die von Seite der Sozialdemokraten aufgeworfenen Fragen des allgemeinen Wahlrechtes und der progressiven Steuer. Nach einer­ längeren Debatte, in welcher die divergirendsten Anschauungen zum Ausdruck kamen, wurden diese Fragen an ein Komite vermieten. Die­­ Partei wird dieselben in einer für die nächte Woche einzuberufenden Kon­­ferenz verhandeln. . Ueber die Konferen­z liegt folgender Bericht vor: Präsident Franz Kossuth eröfsnet die SitzIungt und m­eldet, daß er am Samstag an der Gigung des Hauses nicht theilnehmen könne, weil er heute abreist, und erst am Samstag Mittags in die Hauptstadt zurückkehren wird. Er erfuhr die “Partei, für Die Samstagsfiltung des Hauses Nedner zu nominiren es Koloman Thaly mill die Angelegenheit der­­ Drittjährigen unbedingt zu Sprache bringen und ersucht Johann Toth, im Hause den Standpunkt der Partei darzulegen. Johann Toth mill dieser Aufforderung gern nachkommen. Er bittet aber, daß auch Julums Endrey hiezu das Wort ergreifen solle, da Endrey schon gestern vor der Tagesordnung zur Frage der Zurückbehaltung der Drittjährigen sprechen wollte. Gleichzeitig, hält er es für nothmendig, daß ein Nenner auch­ die allgemeine politische Situation­­ erörtere. » Präsidenten nizh­t als Beschluß,daß in der Samstags­­sitzung des Hauses Johann Töthck denlius Endrey die Frage der Zurückbehaltung der Drittjährigen erörtern werden­.an Erörterung der allgemeinen politischen Lage wurde Gaza Polen unIersucht. Präsident mach­t darauf aufmerksam,daß die»Partei z­­ur Verhandlung der aus verschiedenen Theilen des Landes eingelangten sozialistischen Zuschriften bereits früher die Einberufung einer Kon­­ferenz beschlossen hat. Er wünscht, daß diese Konferenz im Laufe der nächsten Woche stattfinde. . . Die Abgeordneten Hentaller, Benedett Szat­­mánri halten es gleichfalls für nothunwendig, zur Grörterung dieser Frage eine Konferenz für die nächste Woche einzuberufen. Edmund Barta beantragt, es möge ein Komité entsendet werden, welches der Konferenz ein Gutachten vorlegen sol. Samuel Balonyi macht darauf aufmerksam, daß eine Schattirung der Sozialisten nicht nur das allgemeine Wahlrecht, sondern auch die Einführung der progressiven Steuer fordert. Sohann Bedöházy: Webt handelt es sich nicht darum, für die Ausdehnung des Wahlrechtes oder für die Einführung der progressiven Steuer Stellung zu nehmen, diese Fragen sind ja im Parteiprogramm enthalten, sondern jegt ist Die Nede davon, daß die Sozialisten fordern, mir sollen die Regierung durch die Obstruktion zwingen, diese Forderungen zu verr­irklichen und daß mir diese Punkte als Bedingungen für den abzuschließenden Frieden einstellen Sollen. Wir sind aber damit im Meinen, daß man unter die eventuellen Friedensstipulationen keine neuen Forderungen aufnehmen kann. Er hält es aber für natürlich, daß die Partei für diese, einen integrirenden Theil ihres Programms bildenden Forderungen ent­­schlossen kämpfen wird.­­ K­oleman Thaly schließt sich dem Antrage an, ein Komite zu entsenden.­­Er hält die Frage gleichfalls für sehr wichtig, erklärt aber seinerseits, daß er das allgemeine Wahlrecht nur mit der Beschränkung .acceptirt, daß als Bedingung ausgesprochen werde, der Wähler müsse ungarisch leb­en und schreiben könnnen. Mári­ Szatmári führt aus, daß es im Lande mei große sozialistische Parteien gebe; die eine habe ihre Anhänger in Budapest, die andere in der Provinz. Die neuorganisirte sozialistische Partei hat zumeist in der Provinz Parteigänger. Nach seiner Ansicht ist es Aufgabe des Komitee, in einer entschiedenen Dek­a­ration zu den vorliegenden Fragen Stellung zu nehmen und dafür Sorge zu tragen, daß das P­arteiprogramm einen sozialen Sachhalt erhalte; insbesondere sollen jene Theile der wirthschaftlichen Tragen hervorgehoben werden, welche im Interesse der Lebens­­führung der armen Boltetraffen schon in der nächsten Zukunft zu verwirklichen sind. Er ist Anhänger des Prinzips des allgemeinen Wahlrechtes ohne jede Einschränkung. s . Zoltán Zengpyel führt aus, es sei unmöglich, al­lenen das Wahlrecht zu verweigern, welche, zufällig nicht ungarisch­ieren und schreiben können. Er ist schon wiederholt für die Einführung des allgemeinen unbeschränkten M Wahlrechtes eingetreten. Man kann nicht aussprechen, daß Nichtmagyaren des Wahlrechtes unmiürdig sind, es wäre­­ aber auch gleichzeitig der größte taktische Fehler, dies zu ver flariren, denn hiedurch würden sämmtliche Nationalitäten gegen uns aufgehegt werden. Er fann dies­ auf­ Grund seiner eigenen Er­fahrungen behaupten, welche er in den­ Komitaten Bihar, Szilágy und Szatmár gemacht hat. G3 it aber auch Pflicht der Partei, daß sie für­ den sozialen Theil ihres Programms nicht nur im Parlament, sondern auch im Lande eine starre Agitation entfalte, denn nur so wird es möglich sein, die Wahlarbeit der Sozialisten zu paralysiren. Franz Kosiuth sieht mit Freude, daß diese Frage in Der Partei se­ intensives Interesse ermöht. Auf seinen Antrag werden hierauf Julius St ít b, Bela Romjänthy, Johann Benedet, und Morz Szatmári zu Mitgliedern des Komites gewählt. Bela Barabás macht darauf aufmerksan, daß nächste Woche der 6. Oktober sein wird.­­ Er ersucht den Parteipräsidenten, dahin­ zu wirken, daß an diesen Tage seine Sikung des­ Hauses stattfinde. Das Bublitum der Hauptstadt rüstet sich für diesen Tag zu einer großen Trauerfeier. Gr beantragt, daß zu den kirchlichen Feiern, die auch zu der Trauerfeier in der Nedoute die Unabhän­­gigkeits- Partei ,forporativ erscheine. (Zustimmung.) Stanz Kostuth theilt mit, daß auch eine große Máróczi Feiec veranstaltet werden wird und spricht beschlußmeise aus, daß " die Partei sowohl an der Nakóczi-Feier, wie au) an der Trauerfeier am 6. Oktober korporativ theilnehmen mirő. Hiemit Schloß die Konferenz.­­ Deeraren lies mir. Die Jagden in Mürzsteg. Mürzsteg, 1. Oktober. Seit den frühesten Stunden bheringt in dem Orte lebhafte Bewegung. Bald nac 7 Uhr fuhren die ersten Sagdgäste ab, deren Stand ziemlich entfernt vom Wege ist, bis wohin die Wagen fahren. Um 8 Uhr bricht Erzherzog Franz Fer­­dinand vom Sagdschlofsee auf, vom Bublistum ehrerbietigst begrüßt. Eine Stunde später verlassen ihre Majestäten das Schloß zu Wagen. Kaiser N­ik­lau­s fitt zur Nedten Gr. Majestät. Ehrfurchtsvoll begrüßt­ das Publikum die Monarchen. Ge. Majestät­­ orientirt augenscheinlich seinen Zatteiligen Gast über die einzelnen Gebäude des Ortes. Nicht meit Hinter dem­ Lahn-Graben verlassen die Monarchen den Wagen und besteigen die bereitstehenden Bonies. Nach etwa einem halbstündigen Nitte wird abgesesfen. Nun haben die Majestäten noch etwa einen viertelstündigen Aufstieg nach den Ständen. legen die Monarchen gemeinsan zurück, dann biegt Kaiser Nikolaus K­nt3 ab. Kaiser und König F­ranz Josef geht noch ge­raume Zeit aufwärts, um zu seinem Stande zu gelangen. Einen der höchstgelegenen Stände hält Erzherzog Franz Ferdinand befeit, welcher ein großes Stück reitend und eine erhebliche Strebe zu Fuß zurücklegen mußte. Ungefähr um die gleiche Zeit, als die Jagd­­gäste auf ihren Ständen eingetroffen sind, in die Treiberfette auf dem Grat ge­griffen worden. Alsbald erfolgte der Einstich in die Wände. Gegen 11 Uhr beginnt das Treiben. An der heutigen Dem&jagd nehmen insgesan­mt 19 Jagdgäste, 12 Lokalgäste und circa 25 Mann des Jagdpersonals theil. « Mürzsteg­ 1.Oktober.Graf Lamsdorff,welcher an den Jagden nicht theilnimmt,verblieb bisUIXg Uhr in seinem Absteigequartier und machte hierauf einen Spaziergang durch den Ort und entlang dem Mürzufer. Journalistimmem Petersburg,1.Oktober-Die,,Petersburgskaja Gazetta"« schreibt unter Betonung der hohen Bedeutung der Entrevue zwischen dem Kaiser und König­ Franz Josef und Kaiser Nikolaus: Aus den Communithäs der russischen Regierung und aus den Mit­­theilungen der österreichisch-ungarischen Regierung it bekannt, daß beide unverbrüchlich daran feilhalten,­­die mazedonische Frage künne nur doch Verunwirklichung­ der Reformprojekte­­ gelöst werden, dessen Grundlage die Wahrung des status quo ist. Mit Hilfe dieses Prinzips ist die Pazifizirung Mazedoniens bei Nichteinmischung der Mächte in­­­ die inneren Angelegenheiten Mazedoniens. erfolgreich. 63 it mohr nicht grundlos, wenn gehofft wird, daß Die‘ Entrevue und die Ber­rathungen der Grafen Lamsdporff und Goluhomsfi zur definitiven Lösung der mazedoni­schen Frage in allernächster Zukunft führen werden. Petersburg,1.Oktober.Die gestrigen Ausführungen des »Journal de St.Petersbourg«s wiederholend,­bemerkt die ,,Nowosti««,das österreichisch-ungarisch­­russische Abkommen aus dem Jahre 1897 habe bereits seinen Nutzen und seine Festigkeit bewiesen.Zweifellos werde die Zusammenkunft der beiden mächtigen Monarchen­ in Wien,welch­e aufrichtig die Wahrung des Friedens wünschen,die Festigung der Abmachtungen noch mehr fördern und zur Sicherung der Ordnuung auf der Vulkan-Halbinsel die Billigung gaanuropas findem Die,,Brzewija Wjedomosti««schreibt:Die Begegnuung der Monarcie an Iplaxids und Oesterreichs Ungarns findet unter Umständens statt die in den neuesten Annalen des internatio­­nalenc­ens ihresgleichen nicht haben.Seit der Berliner Konferenz, als die Diplomaten­ mit der Feder verdarben,was das russische Volk mit schweren Anstrengungen geschaffen,gab es kein be­­denkungsvolleres Ereignis,als­ die gegenwärtige Entrevue.Die traditionell freundschaftlichen Beziehungen­ der Oberhäupter zweier mächtiger Staaten erhalten einen glänzenden Beweis ihrer Festigkeit in einem Momente,da die einzige Friedensgarantie durch Einigkeit der Grundsätze in den Balkanstaaten durch sie allein bedin­gt ist.Man muß sich die Vorgänge bis zu dieser Entrevue klarmachen und sofort tritt die volle Bedeut­u­ng der Monarchenbegegnung und der Konferenz der leitenden Minister hervor. London, 1. Oktober. Die „Morning­ Bolt" sgreibt: In den Trintsprüchen Ihrer Majestäten des Kaisers und Königs Franz Xoser und des Kaises Nik­laus i­st die Bolitif der beiden Höfe zum Ausbrucen gelangt, deren LosungS­­mort gegenwärtig das gemeinsame Zusammen­wirken ist. Das Blatt schreibt, daß für den Nugendlich die englische Regierung nichts Defferes thun könne, als die beiden Monarchen bei ihren vereinbarten Aktionen zu unterfrügen.. . Einen Theil des Weges . + + Der Inge in Bulgarien. Original-K­orrespondenz de3.„Better 910907.) [] Sophia, 29. September. Der Versuch, den die Türkei, in zwölfter Stunde unternommen hat, durch selbst angebotene Zugeständnisse an die Mazedonier eine Verstä­ndigung mit Bulgarien zur Vermeidung eines Krieges anzubahnen, hat hier wenig Bindend gemacht. Auf türkischer Seite wird behauptet, daßs die Anregung zu einigen Vorschlägen, welche der Sultan aug­­hon mittelst Yrades Tonzedirt hat, von Bulgarien ausging und dabei auf die Million Nacsevics nag Konstantinopel hingewiesen, welcher Delegirte thatsächlich als Bedingungen für die gegenwärtige Pazifikrung Mazedoniens und damit aug für die Veruhigung der nationalen Strömung in Bul­­garien die Einstellung der Verfolgungen, die theilweise Abrüstung der türkischen Truppen in Mazedonien, die Wiederherstellung der zer­­störten Ortschaften, die Repatrierung der Flüg­tlinge, die Eröffnung ge­­griffener bulgarischer Kirchen­ind Schulen, die Feststellung der Schäden und Beschmerden durch gemischte K­ommissionen und endlich eine Art Gemeinde-A Autonomie unter Beziehung der christ­­lichen Nationalitäten zur Verwaltung — damals jedoch ohne Erfolg— verlangt hatte. Ob nun der­jedigen Anregung mehr die türkische oder die bulgarische Batterschaft zufalle, ist nicht ganz entschieden. Jeden­­falls hat die bulgarische Regierung den wiederholten Bemühungen des um die Erhaltung des Friedens thätigen türkischen Kommissärs in Sophia, Ali Ferrah Bey, entgegengesebt, daß sie nich­t in der Lage sei, auf mündliche Zusagen oder selbst auf im internen Wege erlassene Srades Hin die Gefahr einer gewaltsamen Eindämmung der mazedonischen Schwingungen in Bulgarien auf sich zu nehmen, mie­ß er die Türkei verlangt. Das Sophianer­kabinet wies darauf hin, dag es troß seiner stets betonten Friedenstendenz, in welchem Sinne es neuerdings sein Leiborgan „Nov T8et" aufklärend über die Wagnisse und Gefahren eines Krieges mit der Türkei schreiben ließ, und troß der Anerkennung der friedlichen Absichten des Sultans Bulgarien gegenüber den­ Glauben an türkische Versprechen und an die Durchführung von Reformen mit dem gegenwärtigen tür­­kischen Vernwaltungsapparate nicht vertreten künne. Das Ministerium Petrom-P­ettor hat ss daher­­ auf den Standpunkt gestellt, daß es erst Die Rückwirkung solcher in Thaten umgefegten Reformen auf die magedonische Bewegung abwarten müsse, um es seinerseits zu rissiren, sich der mazedonischen Strömung in Bulgarien mit jener Autorität und Kraft entgegenzustellen, wie die Großmächte und Die Tarkei ei­nwünften.­ In der bulgarischen Auffassung, die ja bee fannili dem Hiesigen Bollscharakter entsprechend von Mißtrauen und Zweifel übersättigt ist, haben die türkischen Vorschläge, wenn man sie als solche gelten lassen will, mehr die Bedeutung einer Ber­aögerung erlangt, des Hinhaltens, um Zeit zur Kompletirung der Armee zu gewinnen, als um thatsächlich den Frieden zu mahren. Auch meint man in Sophia, daß die Türkei sie deshalb fest selbst zu Zugeständnissen bereit erkläre, um der erwarteten Erweiterung des Reformprojektes Rußlands und Oesterreich-Ungarns wieder einen Aufschub entgegenzufegen. 68 fehlt eben der gegenseitige Glaube an­einander — und dies erschmert ungemein jede Verhandlung. An Drud seitens der Mächte wurde mohl weder in Konstantinopel, noch in Sophia gespart. In Sophia wurde sein Zweifel darüber gelassen, daß Bulgarien im Falle eines von ihm propozirten Krieges trolirt bliebe und­ alle etwaigen Folgen eines un­glückkichen D Waffengangs ohne Unterffügung der Mächte zu tragen hätte In Sophia Hat nom besonders ernüchtert, daß auch­ jene Großmächte, welche sich bisher dem Ordner­­amte am Ballon ferngehalten hatten, England, Frank­­reich und Italien, woselbst sich, Presse und Einzelsympathien für die Mazedonier aussprachen, die gleiche ablehnende Haltung ein­­zunehmen erklärten. Aus Konstantinopel verlautet s­ogar — allerdings unbestätigt —, daß der dortige Botschafter Rußlands sich deutlich geäußert habe, Bulgarien mürde, wenn es gegen den Willen Ruß­­lands und Europas einen Krieg führen wollte, bei ungünstigem Ausgang Ostrumelien wieder an die Türkei abgeben müssen, ohne daß die Mächte dagegen einen Einspruch erheben würden. Die beiden Staaten — Bulgarien und die Türkei — sind mit ihren Rüstungen, welche zwar noch immer andauern, allerdings bei weitem nicht fertig. Die Türkei hat wohl den größeren Theil ihrer europäischen Armee auf Kriegsfuß, doc fehlt es ihr no an Pulver und Munition, die sie bestellte, aber nicht erhielt. Hingegen verfügt Bulgarien troß der jüngsten Neservisten­ Einberufungen für Theile von 3 (nicht mie ges meldet­ worden i­, von 2) Divisionen (die bulgarische Armee hat € Divisionen), gegenwärtig nur über einen etwas erhöhten Friedensstand, da derselbe in letter Zeit tief unter den Normalstand gefunden war und erst durch die Neserve-Einberufung ergänzt worden ist. Bulgarien hat daher rund 50.000 Mann parat, indem die Türkei in Mazedonien und Adrianopel nahezu über 250.000 Mann mobiler Truppen verfügt. Nun fällt die mazedonische Revolution allerdings zu Gunsten Bul­­gariens in die Waagschale. Die zum Kriege drängenden mazedonischen Führer haben bereits ihre Meinung dahin ausgesprochen, Bulgarien müsse eine­ Winterkampagne beginnen, da­ die Türken den Winter schlechter ertrügen, — als die Bulgaren. Sie, Die Lührer, mi­rden im Monat November nochmal­s eine Erhebung im großen­ Style in Mazedonien und im Bilayet von Adrianopel infzeniren und dann hieße es — losschlagen! Wenn sie troß alldem der Glaube an Erhaltung des Friedens für die nächte Zeit hier nicht verloren hat, sondern im Gegenthril immer mehr fest fest, obwohl die öffentliche Meinung und namentlich die bulgarische Breife fi jo­ stellt, als ob in Tangitens­e zehn Tagen die Kriegserklärung erfolgen würde und die Sprache des bulgarischen Kabinett mit­ ihrer­­ General­­folge nicht im­mer­ so beruhigend lautet, wie der „Non­ Wel“, das offiziöse Blatt, schreibt, so liegt dies wehr vornehmlig in der Er­­wägung, daß der nüchtern Falkuh­rende Bulgare sich immer wieder sagt, er dürfte bei der Sache — ob sie günstig oder ungünstig aus­­gehe — nicht auf seine Rechnung kommen und bestenfall die Mazedonier etwas gewinnen, nicht aber die Bulgaren­. Ueber die Trage, „ob Krieg oder Frieden“, kann man hier allerdings no nicht ruhig Schlafen. Eine Unzahl Kriegskorrespondenten, vornehmlich englische, sind bereits als Borbesen der erwarteten Kampagne in der Bulgarien Hauptstadt eingetroffen. Vorläufig­ sind diese­­ Bericht­­erstatter in großer Berlegenheit, wie sie ihre Zeit todtschlagen sollen. Die hiesige Bevölkerung verhält sich noch immer auffallend apathisc­­­­h. Die Vorgänge in Mazedonien. Der Einfluß der Mächte, Konstantinopel, 30. September. Die gemeldeten Maßregeln der Pforte zur Untersuchung und Bestrafung der von den Truppen begangenen Ausschreitun­­gen, welche in der Neuerrichtung von Kriegsgerichten und in einer Hilfsaktion zur Wiederherstellung der zerstörten Dörfer bestehen, sind auf die bezüglichen Schritte der En­­tente-Mächte zurückzuführen. Die Aktion des mazedonischen Komites, Konstantinopel, 30. September. Nachrichten aus Adrianopel, Monastir und Salonidyt besagen, daß die Säuberung vom Bandenunmwesen zwar fortschreite und duch Die­ Befugnahme kompromittirter Dörfer, ferner durch Zustandebringen von Waffen und Dynamit die Bildung von neuen Banden zwar erschwert werde, daß aber Das Komite troßdem seine Thätigkeit­ mweiter fortfegt. Die Grenz­truppen im Sankdidrat Serres werden in Folge des legten Angriffes auf Deshumabala verstärkt. Militärische Maßnahmen. Konstantinopel, 30. September. In Militärkreisen verlautet, daß Die kleinasiatischen Re­Di TS deren Mobilisirung im Zuge it, nicht nur als Reserve dienen sollen, sondern wahrscheinlich zur Ablösung der seit jüngerer Zeit mobilisirten und gegen das Bandenunmwesen in Verwendung stehenden Redifs erster und zweiter Klasse benügt werden sollen, was den wiederholten Diplomatischen Bereicherungen entspricht und die Ausschreitungen eindämmen wide, da die anatoliischen Redhts disziplinirt und auch durch­­ das Komitetreiben auf­­ eigenem Boden nicht er­­bittert sind. — Durch allerhöchste Entschließung vom 25. September wurde gestattet, daß dem Justizchef der Frontisch-slavenisch-dalmatini­­schen Landesregierung Alois Klein, aus Anhas seiner auf eigenes Ansuchen erfolgten Beziehung in den Ruhestand, für seine treuen und ersprießlichen Dienste die allerhögste Anerkennung bekannt­­gegeben werde. Ferner wurde der Hofrath Universitätsprofessor Dr. Lulas Marjanovich zum Sektionschef für Justizwesen bei der Froatisch-slavonisch-dalmatinischen Landesregierung ernannt. — Aus DEuchant in Slavonien wird und vom 29. September geschrieben: Wie schon gemeldet, wird hier ein Meeting der radikalen Serbenpartei stattfinden. Aus sicherer Duelle verlautet, die radikale Serbenpartei werde in dieser Ver­­sammlung das alte Mileticzische politische Programm der Slavischen Konföderation in der Monarchie definitiv verlassen und sich volltändig auf den Stand­­punkt der Selbstst­ändigkeit des ungarischen Staates stellen. Sie wünscht gleich der ungarischen Achtund­­vierziger- Partei die vollständige politische und mittelschaftliche Trennung von Oesterreich und strebt unter Anerkennung des Aus­­gleiches zwischen Ungarn und K­roatien-Slawonien die Schaffung eines­ interkonfessionellen Geieges in Kroatien-Slawonien mit Gleich­­stellung aller Konfessionen an. Auch die gänzliche Abschaffung des gemeinsamen Heeres wird ins Programm aufgenommen. Da diese Partei in allen Ländern der ungarischen Krone einheitlich organisirt werden soll und auf radikal-demokratischer Basis fußt, kann sie noch ein nicht zu unterschägender Faktor im politischen Leben Ungarns werden. —i— Mit der am 29. d. IR. vom gemeinsamen Kriegs­­ministerium angeordneten Einberufung der Metruten für die in Oesterreich sich ergänzenden Truppen und Heeresanstalten sind nun alle den diesjährigen Mannschafts­wechsel im Heere be­treffenden­­ Maßnahmen getroffen und dieser Wecsel wird sich Anfangs dieses Monats — allerdings nur in den im Reichsrathbe vertretenen König­­reichen und Ländern — in normaler Weise volle ziehen. Die aus dem erwähnten Staategebiete­tammende Mannschaft des dritten Präsenzjahrganges wird dauernd bes­urlaubt oder ii­e3 zum Theile­nden und an ihre Stelle treten die am rechten Samstag vom österreichischen Reichsrathe bemilligten Rekruten. Damit ist jene sowohl von den Ddireft hievon betroffenen Soldaten, die au) von den meitesten Bevölkerungskreisen so schwer empfundene, aber angesichts der Hindernisse, welche der Einreihung der­ Refruten in Oesterreich bislang im Wege standen. Die unerläßliche Maßnahme der Zurückbehaltung der Drittjährigen obsolet geworden und diese leiteren Zehren nunmehr in die Heimath und zu ihrem bür­­gerlichen Berufe zurück. 63 ist wohl begreiflich und selbstverständlich, daß die Ni­cht­­beurlaubung der aus den Ländern der ungarischen Krone stammenden Mannschaft des dritten Jahrganges durch diesen Umstand nicht allein seitens der betreffenden Mannschaft, sondern auch seitens der Angehörigen derselben, solwie fetten­ zahlreicher Unternehmer und Geschäftsleute, in welche Arbeits­­kräfte benöt­igen, umso drühender und schmerzlier empfunden wird. Darum erscheint es auch dringend noth­wendig, Mittel und Wege zu suchen, um diesem Zustande mit all seinen, die mirthihaftlichen I Interessen weiter Volkskreise fo fchmer treffenden Konsequenzen abzu­e helfen. Mit Protesten, unbegründeten Refriminationen­ und Halte­losen‘ Beschuldigungen ist aber der Sache­ nicht gedient und kann das Möbel nicht aus der Welt geschafft werden, . Vor Allem muß konstatirt werden, daß die gedachte Maßregel­­ der Heeresverwaltung im Wehrgefege begründet und somit vollkommen legal ist. Ferner kann die Heeresver­waltung von der Anwendung dieser Maßregel,­­ selbst beim besten Willen, aber auch nicht absehen, so lange das Nekruten- Kontingent in Ungarn nit­votirt ist, weil es absolut unzulässig wäre, den Stand der aus Ungarn sich ergänzenden Truppen auf unberechenbare Zeit um ein volles Drittel, zu­ vere­­indern. Hätte die Heeresleitung die Gewißheit, über das ungarische Refirutentontingent in zwei oder Drei Monaten verfügen zu können, so­­ würde sie gewiß seinen Augenblick zögern die Manns­chaft des dritten Jah­rgange­s sofort zu beurlauben, und wäre sicher bereit, bis zur Einreihung der Nekroten mit den geringeren Ständen sich zu behelfen. Sin solange sie aber diese Gewißheit ni­ch­t hat, d. h. insolange in Ungarn nicht m wenigstens das bisherige normale Nekrutenkontingent votirt ist, kann von einer Beurlaubung der Drittjährigen der ungarischen­ Truppen nolens volens seine Rede sein, und it die Heeresverwaltung, so peinlich und unangenehm es ihre selbst auch sein mag, getr­ungen, von dem ihr gefelg­mäßig zustehenden Medte der Zurück­­behaltung der Drittjährigen Gebrauch zu machen. . . Damit ist aber auch ein Fingerzeig gegeben,wie denselben einzig und allein geholfen und ihre sofo­rtige«Be­­urlaubung herbeigeführt werden könnte: durch die Bes­itzung des N Reflrutenkontingents seitens des ungarischen Parlaments & üt gar nicht daran zu zweifeln,­ daß am selben Tage, an welchem das Refruten­­geje angenommen wird, au­ so fort vom gemeinsamen Kriegd­­ministerium die Anordnung wegen Beurlaubung der Drittjährigen erfolgt. In den Händen der ungarischen Opposition liegt also das Sgidial derselben und von dem Grade ihrer Volksfreundlichkeit hängt es ab, ob 40.000 Soldaten schon in wenigen Tagen beurlaubt oder auch fernerhin unter den ahnen behalten werden. Die Zulassung der parlamentarischen Erledigung der Rekruten­­vorlage seitens der Opposition würde deren Wählerfreife voraus­­sichtlich ungleich sympathischer berühren, als die wildesten Obstruktions­­reden, Tagesweuigkeiten, im Hotel ab und fett Mage Das rumänische Königspaan­ ist heute Früh in Wien eingetroffen, stieg mittags die Neffe nach Bukarest fort. Ujházi-Banket. Für das am Samstag Abends zu­ Ehren Eduard N­iházis im „Hotel Royal“ zu­ veranstaltende Westbanket gibt sich allgemeines Interesse fund. Das Komite macht die Freunde und Verehrer Ujházis aufmerksam, dab seine besonderen Einladungen versendet werden. Karten sind bis Freitag Abends 6 Uhr im Sekretariat des Nationaltheaters erhältlich. Französeifhebäfte in Budape­st.­ Mehrere hervorragende Beamte der­­ Stadtbehörde von Bari sind in Budapest eingetroffen, um die kommunalen Institutionen der Haupt­stadt zu studiren. Heute Vormittags erschienen sie im Stadthause, wo sie dem Bürgermeister Johann Halmos einen Besuch abstatten wollten, in dessen Abwesenheit jedoch vom PBizebürgermeister Alois Matussa empfangen wurden. Unter den französischen Gärten befinden sich der Gemeinderath von Paris fer Roufffel, Generalsekretär Gaston Cad­our, Oberingenieur Emil Bristet und der Oberingenieur der Metropolitain-Eisenbahn 3. Bienvenu. Landesverssammlung der Katholiken- Kardinal-Fürstprimas Klaudius Babar hat an den Reichstags- Abgeordneten und Präsidenten des Landesverbandes der katholischen Vereine Graf Johann Zi­ch Y folgendes Schreiben gerichtet: Hochgeborener Herr Graf! Herr Präsident! Ich habe Em. Hocgeboren ehrenden Zeilen vom 15. September daukend erhalten und aus denselben mit Freude die Einberufung der IV. katholischen Landesversammlung erfahren. Ich bin überzeugt, daß auch diese Landesversammlung von heilsamem Einflusse. fein m wird ‚auf die Belebung und Stärkung der aus selbstberaußtem Glauben und barm­­herziger Liebe sprießenden katholischen gesellchaftlichen Thätigkeit. Die mir angebotene Ratronanz nehme ich bereitwilligst an; ich werde in meinem nächsten Rundschreiben meine Geistlichkeit und meine Gläubigen zur Theilnahme an der Landesversammlung­­ aneifern. Genehmigen Em. Hochaeboren den aufrichtigen Ausdruch m einer besonderen Hochachtung­. Klaudius Baßarym­p. Kardinal, Fürstprimas, Grabb­ehof von Eptergom. (Richard-Wagner-Denkmal) Die Festlich­­keiten anläßli­cher Enthüllung des Richard-Wagner-Denkmals wurden gestern in Berlin mit einem Empfangsabende im Reichstagsgebäude eingeleitet. Anwesend waren u. A. Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Staatssekretär des Neußern Anthes, Freiherr v. Richt­­hofen, Unterrichtsminister Studt, Finanzminister Freiherr v. Stengel, Kolonialdirektor Dr. Stüben, der hanseatische Gesandte Dr. Klüg­­mann, Generalintendant Graf v. Hochberg, hohe Militärs, bedeutende Financiers und Künstler. Nach den mit großen Beifall aufgenom­­menen Vorträgen hervorragender Künstler und Künstlerinen des In­­und Auslandes fand ein Promenadekonzert des philharmonischen­ Orchesters aus Leipzig statt. Der h­auptstädtische Muntst­ellarieen hält am Donnerstag, 7. Oktober I. $., eine ordentliche General _

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