Pester Lloyd, Januar 1904 (Jahrgang 51, nr. 1-13)

1904-01-01 / 1. szám

­"­­Pr .­-Yer»,,zlezfcerxloyd". Von Koloman Szöll. Es kam nach den Konvulsionen und nach der unglück­­lichen Katastrophe des Freiheitskampfes eine wüste und traurige Zeit über Ungarn,öde und finster.Alles erstickend, was ihr im öffentlichen Leben der­ Nation im Wege stand. Wie ein finsteres Gewölk lagerte sich die traurige Epoche der Unterdrückung auf Ungarns Gefilde,die theuersten Güter des nationalen Lebens mit Verheer­ung und Verwüstung be­­drohen.-Die­ Selbstständigkeit des ungarischen Staates in Trümmer geschlagen­,die tausendjährige Verfassung auf­­gehoben,die Integrität des Landes zerrissen,alle gesetzlichen Institutionen vernichtet,jedechun­g des nationalen Fühlens Und Denkens­ unterdrückt,das größthleinod,das­ wir besitzen,,unsere Sprache verfolgt:das war das wüste Bild des Landes. Die Schwarzen Fittige Des politischen Unterganges schienen sich Aber Ungerns Öffentliches Leben auszubreiten. Der Genius der Nation wachte. Es war ein Scheintod. Unter der Arche­glomm der Lebensfunfe. Die Lebensfähigkeit der Nation bestand die Probe. Die Liebe zum Vaterlande, zur Freiheit und Selbst­­ständigkeit, die Anhänglichkeit an die Verfassung und an Die Bedingungen der nationalen Existenz konnten nicht erdrüht und aus dem Herzen der Nation nicht gerissen werden. Aus diesen Gefühlen entsprang eine unnversiegbare Quelle der Kraft, die der Nation Muth und Ausdauer zu unbesiegbarem Widerstande verlieh. Das gute Recht Ungarns und die Ueberzeugung, daß die Freiheiten, die Ungarn in den blutigen und ruhmvollen, Jahrhunderte Hindurch geführten Kämpfen errungen hat, uns nicht genommen werden können, hielt den öffentlichen Geist aufrecht. De Glaube an die Zukunft Ungarns­­ konnte nicht e­rlöschen. Der Kampf der Vertheidigung wurde auf das geistige Gebiet verlegt. Es schlummerte in der Seele Aller, wenn auch uns ausgesprochen, der Gedanke und winde zum Wahlspruche Dieses unblutigen Vertheidigungskampfes, daß Ungarns gutes Hecht durch ruhiges, standhaftes Ausharren und ehernen, unerschütterlichen Widerstand gegen die Bolitis der Machtz , dabei endlich doch zur Geltung kommen muß. Dieses instinktive Gefühl, diese mit elementarer Gewalt fi bahnbrechende Welterzeugung, welche alle deukenden Schichten der Nation durchdrang und der staunenden Welt ein nie gesehenes Schauspiel politischer Neife und­ Disziplin bot, wurde zielbewußt genährt und gestürzt durch jene Ver­­treter der ungarischen Sache, die — und es waren Die besten Söhne des Landes auf dem Gebiete der Bubli­­sitäit für das legitime Recht und die Herstellung der Ver­­fassung Ungarns eintraten. Der Zweck dieser Aktion war nicht so­ sehr, durch Dieselbe unmittelbare­ Erfolge zu erz­wingen; das Bier war ein höher gestelltes : das Bewußtsein des Landes, den Muth, die Hoffnungen zu erhalten und zu stärken, um in­ diesen Sümpfe des Widerstandes seinen Moment des Erschlaffens, Teine Teife Negung des Nach­­gebens, tein Auseinanderfallen der Kräfte — Dem nur Zusammenhalten und volle Eintracht konnten auf Erfolg rechnen —, ja nicht einmal ein Zuden zuzulassen. Zu diesen Berich­tern der ungarischen Sache gehörte in erster Reihe auch­ der „Reiter Lloyd“. Und als die Vorsehung und die Weisheit und das große Herz des Monarchen, das Ausharren im Vertheidigungskampfe und die staatsmännlsche Kunst und schöpferische Kraft der Führer der Nation die Erlösung und die Auferstehung brachten und die schaffende Arbeit des Aufbaues des su­ngarischen Staates begann nahm der „Reiter Lloyd“ an dieser segenbringenden, frucht­­baren Arbeit in waderer, unverdrosfener, wastloser und in hervorragender Weise theil. Dieses große Organ der Deffentlichkeit, welches in deutschen Lettern ungarischen Geist, ungarisches Sein und Denken verkündet und die ungarische Staatsidee und Die nationalen Isnteressen vertheidigt, Hat immerdar die Zähne Der Freiheit, des Fortschrittes vor uns getragen und für Die großen Steressen und Lebensbedingungen der ungarischen Kultur und der materiellen Wohlfahrt des­ Landes gekämpft. Die Bedeutung dieser publizistischen Thätigkeit kommt dem Lande vornehmlich auch aus dem Grunde zugute, weil — und es ist eine wichtige Mission des „Bester Lloyd“ — es uns unmittelbar mit dem Auslande — welches uns leider zu wenig rennt — verbindet und das Ausland aus dem „Pester Lloyd" richtige Anschauungen über Ungarn zu schöpfen in der Lage i­. Die Bedeutung des Blattes stieg immer Höher, zumal unter der «glänzenden Führung jenes­ Mannes,­­der­­ heute an der Seite einer auserlesenen Schaar ungarischer Publizisten als Großgmeister voran geht — Allen voran, er, der mit seinen unvergleichlich werthvollen parlamentarischen und staats­­männischen ‚Arbeiten dem Lande auf zwei Gebieten unschäß­­bare Dienste leistet. Der Name Falk kam mir in die Feder, weil ich über den „Breiter Lloyd“ schreibe. Wie könnte­ ich die Seele vom Leibe trennen ? Unsl­m­lich drängt sie mir eine Neminiszenz auf, die ich nicht unterdrücken will. Es ist vielleicht eine treffende Charakteristik der Verdienste des Mannes, dessen Name mit dem , Better Lloyd" verwachsen ist; sie stammt aus meinen Kinderjahren. In meiner Ferienzeit — es war in meinen jungen Schul­­jahren — verschlang ich die Leitartikel des „Betti Naple". On meiner Ungeduld ging ich dem Hinfenden Beftboten ent­­gegen — damals war es eben so rührend patriarchalisch) —, um die Blätter, die uns aus der nächsten Stadt, als einzige Rost weit und breit, zusamen, früher in die Hand, zu be­kommen. Mein seliger Bater erwartete mich am Anfange des Weges auf einer Bank. 39 nahm vom Postboten die Blätter und mit gerölbeter Wange und leuchtenden Augen den „Fk“-Artikel unterwegs ver­­schlingend, hielt ich das Blatt empor und rief meinem Baker zu: Gute Nachricht, wir haben einen , Fk"-Artikel über P­almerston oder Napoleon II., oder Schleswig- Holstein. Ich mußte mich zu meinem Vater fegen und ihm den „Fk“ vorlesen, und Manches wohl zweimal vorlesen. Wenn aber sein „Fk“ da war, stedten wir das Blatt in die Worttasche. Den „Királyi Bál" können wir zuhause lesen, meinte ich. Diese , Fk" -Axtitel waren damals flammende, begeisternde Klänge, welche zur ruhigen, widerstandskräftigen Ausdauer anspornten, zur Abwehr ermunterten, den öffent­lichen Geist wach erhielten und stärkten. Er konnte aber auch Niemand diese glänzende Sprache führen. In den sinnigsten Gleichnissen und Bildern sprach er zur Öffent­­­igen Meinung belehrend und ermunternd, geißelte _ Die Aushearungen und Maßregeln der Machthaber, und sümpfte flo ımtere Nechte und Ungarns Freiheit und Beifaffung und ungarische Interessen. In Form einer Abhandlung über napoleonische Bolitit, oder in einer Rose mit mit Wiener Blättern über eine­­ Reuierung Palmerston’s oder Cavour’s oder Mazzini’s, oder eines Zerwirfnisses mit Deutschen Blättern über Vorgänge in Schleswig-Holstein, Brach er von Ungarns mit Füßen ges­tretenen Rechten, von Ungarns zertrü­mmerter Beifaffung und Ungarns erdrückter Freiheit; alle Welt wußte es. Die Prottmanns wußten es auch, konnten ihm aber nichts an­haben — weil er ja nie über Ungarn schrieb. Die Wirkung der­ „Ek“-Xrtikel war auch, eine außerordentlich tiefgehende. Die Verdienste, die der Verfasser fi für Die nationale Sache erworben, sind unvergänglich). Der" Bester Lloyd" begeht heute einen großen, seltenen,­­ Bedeutungsvollen Ehrentag. Es ist ein wahrer Ehrentag, denn der „B­eiter Lloyd“ kann mit vollster Genugthuung, mit großem Selbstbewußt­­sein auf sein Wirfen während des verfloffenen halben gar hunderts zuridbliden. Dieser Rückblid auf seine große, tastlose, zielbewußte, erfolgreiche Thätigkeit kann den „Prester Lloyd“­­ fürwahr mit berechtigtem Grolze erfüllen; uns erfüllt er mit wahrer und wärmster Anerkennung für die dem Baterlande geleisteten großen Dienste. So eilte auch herbei, um in diesen anspruchslosen geilen meine bescheidene Testgabe darzubringen. ALS Tribut meines innigsten Dankes für die lehrreichen Anregungen und den geistigen Genuß, den mir der „SPeiter Lloyd“ von meiner frühesten Jugend so oft gewährt, und für die werkthätige und so werthvolle Untersa­gung, Die er mir in den Jahren 1875—1879, als ich als ganz junger Nam die Finanzen Ungarns leitete, und während der legten fünfthalb Jahre meiner Thätigkeit als Meinister- Präsident an der Spibe der Negierung zu gewähren so freundlich war. Rätht, 30. Dezember 1903. 7? + 5% + Mitthichaftliche Gleichberei­tigung. Don Welez an der Welerle. In Yubiläumsartikeln pflegen wir die guten und sehönen Seiten des abgelaufenen­­ Zeitabschnittes, den wir feiern, zu registeiren;z allein wenn ich von derlei Mann­steinen zurücjchaue, leite ich gen die Lehren ab, die in der Entwicklung und den wechselnden Erscheinungen einer sold langen Epoche enthalten sind, und so kamm ich mich nicht auf das Gute und Schöne allein beschränken, sondern ich muß bei der Zeichnung für großer Züge vielmehr auch Wahrheiten konstativen, die nicht Jedermann angenehm sind. ‚Im Jahre 1853, als der „ Pester Lloyd“ das Licht der Welt erbliche, hat eine Auffassung, ein Bestreben die gesanmten Klassen Ungarns, alle Schichten der Bevölkerung beherrscht und zugleich geeinigt: die Bewahrung und Sicherung der nationalen Existenz. Diese politische Bestrebung dominirte. Wirthschaftliche Fragen bestimmerten uns nicht,­­ unsere spärlichen Verbindungen mit dem Auslande wurden durch unser Vertrauen zum Auslande bestimmt. Bon Dort importirten wie nur. Wortschrittsideen, und wenn ich unseren heutigen Zustand mit der damaligen Lage vergleiche — ob ich mich nun aus über die blos als Uebergangserscheinungen zu betrachtenden Tagesereignisse zu erheben verm­ag —, [] begegne ich unzweifelhaften­ Zeichen der HYerklüftung nicgt nur in dem allgemeinen politischen, sondern auch im wirthschaftlichen Ler­ben. Das Vertrauen­ zum Auslande i­ gefundene unsere S­eh­rtheit nimmt zu, und aus dem Auslande dringen zu uns statt der Fortschrittsideen vielfach reteograde Tendenzen. An der Oberfläche des öffentlichen Lebens stehen dominirend die politischen Fragen im engeren Sinne. Aber ihre Formen werden Doch nur Duch­ die der Lösung harrenden wirth­­schaftlichen Fragen ausgefüllt. Die Geltendmachung der po­­litischen Bestrebungen kann nur eine Frage der Zeit sein; die Befriedigung der wirthschaftlichen Nothwendigkeiten aber ist zweifelhaft und hängt wesentlich davon ab, ob wir im Stande sind, die Gesammtbethätigung des öffentlichen Lebens auf sie zu konzentriren und anstatt der Forechung großer politischer Tragen und großer Seen jene Altagsarbeit mit Ausdauer zu verrichten, ohne welche es im Leben der Völker­ sein sicheres Sdeihen gibt. Selbst der große Fortschritt, den wir auf politischem Gebiete Konstativen können, der weite Weg, den wir während dieser 50 Jahre in kultureller Richtung und auf dem Gebiete­ der wirthschaftlichen Entwicklung zurückgelegt haben, diese großen Erfolge des Fortschrittes werden wir zu bewahren nur im Stande sein, wenn wir die mächtigste Waffe der neuesten Zeit, die Arbeit, in dem großen Wett­streit zu verwenden ‚wissen, der zwischen den Wörtern im Zuge it. Die größte Wahrheit der aus den Wandlungen und Entwisckungen abzuleitenden Lehren liegt darin, daß nicht mehr die Dimensionen der bewaffneten Nacht, und auch nicht die des kulturellen Fortschrittes für sich allein, sondern die wirthischaftliche Kraft. Die wirthischaftliche Thätigkeit das Kräfteverhältniß der Völker zu­einander bestimmt und die Garantien des Bestandes der Nationen in si schließt. Die Kultur, welche als ein Segen Gottes von oben verbreitet wird, kann einzelne Boltsschichten mit­ glänzenden Schimmer überstrahlen, aber sie kann nicht als ein in den öffentlichen Nothwendigkeiten wurzelndes lebensfähiges Gebilde betrachtet werden. Die moderne Kultur muß von unten, aus den Ansprüchen des Bolles, aus den Kulturbedürfnissen, zugleich aber aus der Bollsíraft hervorgehen und dadurch­ auch erhalten werden. Ja ich wage zu behaupten, daß die wirthschaftlichen Faktoren, wenn auch nicht Die einzige Garantie, doch jedenfalls den mächtigsten Schuß der ganzen politischen Lage bilden. AS Lehre der vergangenen fünfzig Jahre müssen wir also den Sat aufstellen, welchen die Ereignisse der abgelaufenen Zeit auch als politische Maxime begründen, daß wir nicht auf die in sich selbst abgeschlossenen politischen Bestrebungen und kulturellen Ambitionen, sondern auf Die Hebung der allgemeinen Bolisz­wohlfahrt, auf die wirthschaftlichen Fragen das Hauptgewicht legen müssen,­­ denn diese enthalten nicht nur die Keime des politischen Erfolges und des kulturellen Fortschrittes, sondern auch die Kraft der Entwiclung selbst. Auch die wirthschaftliche Kraft ist eine dynamische Kraft, welche, in eine Richtung geleitet, neben der­ Entwillung zugleich auch Verheerungen verursacht, während sie, gleichmäßig vertheilt, einen sicheren Faktor des Fortschrittes bildet. Die Erkenntniß dieser großen Wahrheit ist meines Erachtens viel allgemeiner, als daß wir die einseitige Pflege von Sonderinteressen oder wirthschaft­­licher Zweige befürchten müßten. Die Erfordernisse des Lebens fegen die in das Extreme gehenden einseitigen Bestrebungen hinweg und erobern das Gebiet für die alle Kreise des wirthschaftlichen Lebens umfassende allgemeine Arbeit. Nicht die in Dieser Hinsicht auftauchenden Erscheinungen lassen mir als fraglich erscheinen, ob wir in Der Lösung unserer wirthschaftlichen Nothwendigkeiten ein sicheres Biel zu erreichen vermögen, sondern Die ob wir im Stande sind, die Arbeit und systematische Thätig­­keit zu vollbringen, ohne welche wir einen wirthschaftlichen Erfolg nicht erreichen können, ob wir im Stande sind, uns aus der Einseitigkeit Herauszuminden, welche unser wirth­­schaftliches Leben bis fest beherrschte, und ob wir über Ge­­wohnheit, gesellschaftliches Vorurteil und Klasseninteresse hingeg­ehend, jede anständige Arbeit auf welchem Gebiete immer gleichmäßig zu wü­rdigen vermögen. Eine umrichtig geleitete wirthschaftliche Polität kann nie die Ansprüche ein­­zelner Zweige befriedigen, sondern sie kann nur die Gegen­­jage verschärfen. Nur doch die­ gleichmäßige Behand­­lung aller Interessen ohne Unterschied können die­ Gegen­­züge ausgeglichen und die Ansprüche befriedigt werden. Die wirthschaftlichen Gejege der Welt sind stärker, als die Verfügungen der Staatsgehege; wenn sie nicht in wichtigem Bette in das Leben der Nation eingeführt werden, so bahnen sie sie einen Weg durch den Organismus des Volkes bin doch. Nie werden wir im Srande sein, von der Ent­­wicklungslinie der Weltwirthschaft und von ihrem Ein­­flusse auf unsere gesammte wirthschaftliche Lage, ja auf alle unsere­­ öffentlichen Zustände ins Tos zu lösen. Der Arbeit gehört die Zukunft und die Priorität fällt Dem zu, der die größte Arbeit leisten kann. Wenn unser wirthischaft­­liches Leben seinen einseitigen landwirthschaftlichen Charakter bewahrt, wenn ‚nicht die Beiten und Bornehmiten unserer G­esellschaft das Entwicklungsgefäß, welches sie nicht zum Schweigen bringen läßt, erkennen werden, Daß Erwägung, ..-..—.--.s»..:·«v«-"-«—« ,--».«--» ;.«k.-.-k,-:«-"-F-J - y, die Aufnahme der­ Industrie- und Handelsbeschäfti­­gung in die große Geldwirthlschaft der Welt neben der Badung der landwirthschaftlichen Interessen als gleich­werthige Bestrebung, als gleichberechtigte Aufgabe zu gelten hat, so wird daraus noch nicht folgen, daß diese Kräfte nicht en Entwicklungsgefegen der modernen Wirthschaft gemäß zur Herrschaft gelangen werden, sondern es wird nur folgen, daß dur große und bedauerliche Erschütterungen der Plat der Beiten und Vornehmsten von Anderen, und zwar von solchen wird eingenommen werden, die in der Arbeit Doran streiten. An unfruchtbares Experimentiren betrachte ich jede Bestrebung, welche nicht mit wirthschaftlichen Mitteln mirthe Ichaftliche Ansprüche befriedigen will. In der wirthischaftlichen Arbeit selbst, in der zwecdienlichen Zeitung derselben, in ihrer gleichmäßigen Vertheilung allein fünnen wir Die Bedingungen des wirthischaftlichen Fortschrittes und die Sicherung sammiliher Zweige der Volkswirthschaft suchen und finden. Und in der Wahrung des kulturellen Fortschrittes, wie der wirthichaftlichen Interessen, ja selbst in der Lüfung der eigentlichen politischen Fragen wird nur Dem die Wührerrolle zustommen, der in der Wahrung unserer wirth­­schaftlichen Asnteressen die erfolgreichste Arbeit zu Teisten versteht. «­­ Fünfzig Jahre uniiotialer Arbeit,­­ Bon Karl Hieronymi, s. u. Handelsminister. Die Aufforderung der Redaktion des „Beiter Lloyd“, für Die aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestandes des Blattes erscheinende Festnummer einen Beitrag zu liefern, legte mir den Gedanken nahe, einen NRüdbiid auf den Entwicklungs­­gang unseres Vaterlandes während Dieses halben Jahr­­hunderts zu werfen, und über die Bedingungen nachzusinden, welche einen weiteren Fortschritt zu gewährleisten geeignet erscheinen. Die unwichtigste Frage, welche wir zu diesem Zwece zu beantworten haben, ist wohl die, ob wir an nationaler Kraft während dieser Zeit zugenommen haben, und was die Vorauslegungen einer weiteren Kraft entwidrig sind. Die nationale Kraft eines jeden Staates hängt wohl von den moralischen Eigenschaften seiner Bürger ab. Von einer Entwiclung derselben, von einer weiteren Entfaltung der Charaktereigenschaften unseres Volkes während dieser im Leben­ der Nation Furzen Spanne Zeit kann wohl seine Rede sein. Gewiß haben sich die Kenntnisse ausgebreitet, die­­­ahl der des Lesens amd Schreibens Kumdigen, Der­­jenigen, die elementare Schulkenntnisse erworben­ haben, sowie Derjenigen, welche Meittelschulen durch höhere Bildungsanstalten besucht haben, hat sich­ bedeutend ver­­mehrt; aber der Charakter der Nation wündert sich — wenn überhaupt — sehr langsam; und ich bin der Ansicht, daß unnsere Nation heute mit denselben Tugenden und Wehlern behaftet ist, welche Ziejfelde von allen anderen Nationen seit Jahrhunderten unterscheiden. Ich glaube sogar, daß dieser kemparative Zug eine Gewähr­ der weiteren eigenartigen nationalen Fortentwiclung unseres Der H­ahl nach nicht bedeutenden Volksstammes ist. An Denjenigen, die berufen sind, Dieses Land zu regieren — und unter diesen verstehe ich nicht nur­ die Negierung —, liegt es, bei ihren Maßnahmen sowohl die Tugenden wie Die Schler in Betracht zu nehmen, den ersteren Gelegenheit zu geben, sich zu entfalten, die Folgen der Septeren thunlichst Hintanzuhalten und zu vermindern. Zunäcst hängt dann die Kraft des Staates von seiner­ Bevölkerungszahl ab. Staaten mit kleiner Bev­­ölkerung können nur unter ganz besonders günstigen Daseinsbedingungen ihre „nationale Eigenart und ihre Selbstständigkeit bewahren. Auch­ sehrt ung das tägliche Leben, daß nur die Staaten fortschreiten, deren Bevölkerung in Zunahme begriffen ist, während eine langsame Zunahme oder Stagnation der Boltszahl bedenkliche Erscheinungen im Leben der Völker sind. — Die vaterländische Populationsstatistik der letzten fün­fzig Jahre zeigt nun ein sehr erfreuliches Bild;denn während die Zah­l der Gesanmtbevölkerung im Jahre 1854 1372 Millionen betrug,ist dieselbe im Jahr d­IOZ auf 19V 4 Millionen Seelen angewachsen.Dies ist umso erfreulicher, weil dieerunahmedb­evölkerung in den letzten J­ahren eine viel raschere war, als bis zum Jahre 1885, und die Ursachen dieser rascheren Bevölkerungszunahme auch weiter fortwirten. CS kann nämlich nicht bezweifelt werden, daß diese Ursachen in der Absank­ung der Sümpfe, in den vielen ersprießlichen Sanitätsmaßnahmen, in der V­ersorgung vieler Wohnstätten mit gesundem Z Trinkwasser und im Kinderschug zu suchen sind. Diesen Maßnahmen ist es zu verdanken, daß Ungarn unter den europäischen Staaten zu denjenigen Bevölkerungszunnahme die größte if. Wir sind zu der Voraussegung berechtigt, daß alle Diese Maß­nahmen, in Zukunft noch intensiver­ zur Geltung kommen werden und somit unsere Bevölkerung auch in der nächsten Zukunft gleich erfreulich zunehmen wird. Endlich ist einer der wichtigsten Kraftmesser die mater vielle Wohlhabenheit des Volkes. Die Folge der staunens­­werthen Fortigritte auf allen Gebieten­ der Technik, die immer vollkommenere Unterwerfung der Naturkräfte unter Nuchbarmachung dieser Kräfte zur Gütererzeugung und Vertheilung auf dem ganzen Erdball potenziren die Kräfte jener Nationen, welche sich dieser Hilfsmittel auf das ausgiebigste bedienen, und besiegeln die „Snperiorität derjenigen, welche in der technischen An­­wendung und Dienstbarmachung dieser Naturkräfte im Rück­stande bleiben. Wohlhabenheit und Reichtum sind dann die Resul­­tate der billigen, mit Zuhilfenahme der Naturkräfte erzielten Sittererzeugung. Und werfen wir nun die Frage auf, ob sich Ungarn während der lesten fünfzig Jahre materiell entwickelt hat, so ist es wohl müßig, hiefür Bemeife herbeizubringen. Gewiß in Ungarn heute viel reicher, seine Bevölkerung wohlhaben­­der als vor fünfzig Jahren, der Weg aber, den es ein­geschlagen und seit fünfzig Jahren mit Erfolg verfolgt hat, war naturgemäß Die Hebung der Schäfe, die sein Frucht­barer Boden barg. Wer sie noch daran erinnert, wie die Theiß­­gegend vor fünfzig Jahren beschaffen war, wie sich das Imundationsgebiet meilenweit unabsehbar Hinzog, vom Frühjahr bis in den Spätsommer mit schlam­­migem Wasser bedeckt, im Sommer von den glühenden Sonnenstrahlen endlich ausgetrocknet als Steppe sich den Bliden darbot, wo fein Baum, Fein Strauch gegen die sengende Hite Schuß gewährt hat, weit und breit Fein Wirthschaftsgebäude sichtbar war, und mit der heutigen Landschaft vergleicht, wo die Eisenbahn neben schönen Gehöften vorüberzieht: der wird gewiß achtungsvolle Dank­barkeit der Generation zollen, welche diese Wandlung geschaffen hat. Die Arbeit, welche die Smundationsdämme errichtet, das Flußbett regulirt, den Uhrboden der Kultur zugeführt und Wirthschaftsgebäude errichtet hat, ermöglicht es der heutigen Generation, Getreide in solcher Fülle zu schaffen, daß aus dem Erxlöse desselben die Kosten einer reicheren Lebenshaltung bestritten, Erfordernissen einer höheren Kultur umd den schier unendlich, an­wachsenden Bedürfnissen des Staates entsprochen werden man. Gewiß ist unsere Landwirthschaft t­och welcher­­besserungfähig und bedürftig.Die Hebu­ng der Viehzu­hht und als Mittel hinzu die Bewässerung der Futterböden,eine rationellere Bodenkultur und zur Erzielung derselben die Aus­­breitung der Kenntnisse des rationellen landwirthschaftlichen Betriebes,die Errichtung von­ Fachschule 11,sind alle noth­­wendig zur­ Hebung­ des Bodenertrages,aber ec kann nicht übersehen werden, daß die Lage unserer Landwirthschaft, 19 Ausfuhr der Bodenprodukte gezwungen sind, eu a ‚ierigere werden wird. Denn die­ staunengs mwerthe htwiclung des Transportsystems macht es möglich, daß wiluf den Märkten, welche früher von uns beherrscht a mit den überseeischen Ländern nicht mehr konkurriren­önnen. ideutschw die Schweizer Märkte sind für quers" schlosse nicht wegen der deutschen Zölle,—welchej­ auch unsere Kurrenten belasten, sondern weil die überseeischen Produzenten ihr Getreide trog der größeren Entfernung billiger klein transportiren als mir­ dem österreichischen Produzenten gegenüber sind wir infigen im Nachtheil, daß wir unser Getreide am Er­­zeugungsgrte um die Stad­tkosten billiger abgeben müssen. nen und müssen unsere Landwirthschaft heben,­­ durch geeignete Maßnahmen die Produktion unserer Endwirthschaft vermehren; den Sufvern Abjas wie sünnen wir aber dieser Mreodufte sichern bei dem Um­stattde­­b unser Export an diesen Produkten sich immer schwieri­g Frage gestaltet ? E wirft sich eine andere,nicht minder­ wichtige . s, «Istetig umnehmen­de Bevölkerung findet im Ackerbau keineugende Beschäftigung umso mehr als die Zunahme der Ackerbaumaschinen immer mehr Hände überflüssig macht, und so wandert etie großer Theil der Bevölkerung jährlich­ aus,um in industriellen Ländern im Bergbau und in den Fabriken Beschäftigung zu suchen. Es erscheint somit unsere weitere wirthschaftliche Ent­­wicklung durch den Ackerbau,auch wenn zur Hebung degd selben alles WünschensI werthe geschieht,nicht mehr gesichert, und es kann die stets zunehmende Bevölkerung im Ackerbau keine Beschäftigu­ng erhalten. Nim ist ja die Ueberzeugun schon ziemlich weit vers­breitet,daß wir eine nationale Industrie schaffen müssen,­ daß wir m­it der einseitigen Ackerbauwirthschaft brechete mü­ssen;ü­ber die Mittel abter,welche zu diesem Ziele führen,sind die Ansichten sehr wenig geklärt. Ich will nun nicht ü­ber Industrieförderung im Allgemeinen schreiben7 die Frage ist zu vielseitig,möchte jedoc­h­ bemerken,daß mein das­«9,1unächst liegende zur wenig beachtet. Zum tüchtigen Valeru­sdirektoren. Num ist aber die Erziehung eines solche, daß die tüchtigsten, wo sie zu Beamten vor Allem fähigsten jungen und Advokaten­­ und unserer und der Universität heran­­gebildet werden ; und, doch sind (chon alle Aemter überfüllt, überall findet man­­ außer dem reich bemessenen Status der un Beamten eine Schaar von unbesoldeten Prafit­­anten. Die Zahl derjenigen, welche ablegten, vermehrt als die Maturitätsprüfung fich von Jahr zu Jahr. 1891 legten noch 2823 Schüler die Maturitätsprüfung ab; im Jahre 1902 schon 5389. Die Zahl der Rechtshörer betrug im Jahre 1891 2847, im Jahre 1902 6070. Wenn diese Progression weiter so anhält, muß dies zur Katastrophe führen; denn alle diese jungen Leute können Beamte, Advokaten u. Fortkommen industriellen Verschäftigung untauglich. Es muß die ganze Richtung der Erziehung geändert werden,soll nicht in wenigen Jahren ein unglückliches gelehrtes Proletariat das Land ü­berfluthen. Um wie viel glücklicher könnten viele junge Leute sein,­ welche jetzt auf der Su­che nach einem Amte die,2-itross bringen,wenn sie sich einem Gewerbe,einerJIs dhefll Han­del zuwenden würden und nun die«­­Dienste würden A—mbererseite in Ausnahmsfällen sich am Teichtesten die zur Anlage unserer entwicklung sichern wollen, mitten 21114:9 "nbben­ser nur könnten sie einer i­ie nöthigen Kapitalien beschaffen, Ben wir die Zukunft einer Inndustrie bedacht sein, m­ieses Biel erreichen, mühlen wir die Exzie­m­erer Jugend neue Bahnen senfen und Dieselle industrielle Arbeit vorbereiten ; Diese haft­ auf gleicher Stufe behanı Berufen. " gehört, wo die "den Willen des Menschen, die Mi wir Een Leute zuwenden, ,­­ Betriebe von Industrien » geschulte Arbeiter, nicht finden; einer sind Dieselben Wertmeister gewerblichen fre­i­­gebildete zu gehören ganze Richtung sich insgesammt den Gymnasien auf diese Weise dem Be betreiben unsere Große eine Industrie und i. w. ihr oder aber vollkommen wu oe Galle­­­s »­­ : EEE SR VE EINTRETEN, a­­­ff TE ° Be RR Zänfsig Jahre Auftigwesen, dem Reichstags-Abgeordneten Emerich v. Hodotly. Während des halben Jahrhunderts, das von diesen beider Jahreszahlen begrenzt erscheint, erfuhren die öffent­­­lichen Zustände Ungarns, namentlich auch­­ der Justizdienst, zu widerholten Malen stürmische Umgestaltungen, veritable Ummitzungen. Die auf und lastende österreichische Herrschaft hatte die alte Rechtsordnung vollständig ausgetilgt, und insbesondere von 851—1856 mit erstaunlicher Raschheit, auf ganz neuen Grundlagen, in dem zerstrcelten Ungarn für alle Zweige der Qustizpflege durch Patente neue Gehege eingeführt. Die bedeutsamsten Anordnungen, die in dieser kurzen Zeit öster­­reichischer Herrschaft auf dem Gebiete des ungarischen Justiz­­dienste getroffen wurden, waren die folgenden: das bürgerliche Gejegbuch ; das Avitizität- Patent ; die Vorsschriften zur Regelung der aus dem aufgeho­­benen Urbarium stammenden Verhältnisse ; 008 neue Wechselgejeg ; dis neue Konkursgejeß ; de Grundbuchsordnung ; ns Strafgefeßbuch ; de Zivilprozeß-Ordnung ; de Strafprozeß-Ordnung ; de Advokatenordnung, und etwas Später die Einführung der Institution der öffentlichen Notaride, sowie auch in Verbindung hiemit, bei Aufhebung aller ungarischen und kroatischen Gerichte, die Errichtung der k.k.Bezirksgerichte,der k.k. Komitats-1 und sogenannten Landesgerichte,des Pester k.k. Handels-und Wechselgerichtes sind mehrerer k.k.Urbarial-­ Gerichtshöfe als Gerichte erster Instanz,über­ welchen fünf.. lk.Ober-Landesgerichte in Ungarn und je ein Landess­gericht in Siebenbürgen und Kroatien als Gerichte zweiter Instanz standen. Alle diese Gerichte aber wurden dem Wiener E. E. obersten Gerichts- und Kassationshöfe unterstellt. Bei diesen Anordnungen hielt sich die Bach-Regierung drei Ziele vor Augen: Das eine dieser Ziele war,vermittelst der neuen Gerichtsorganisation Kroatien und Slavonien von Ungarn, auch auf dechbiete der Justizpflege,vollständig loszu­­reißen,ja selbst auch das im­ engeren Sitz wegen:...­«um« Ungarn zu zerstückeln,und damit sie in keinem gemeinsauem Forum­,wie es vordem die königliche Septemviraltafel· war,einen Vereinigungspunkt fänden,die Einheit und Unabhängigkeit Ungarns auch auf diesem Gebiete aufzu­­­heben,dagegen,damit die»solchermaßen zerrissenen Theile einen vereinigenden Mittelpunkt nur in der österreichischen Gesammtmonarchie in den gemeinsamen obersten Gerichten in Wien fi­nden,zwisch­en­ ihnen und den österreichischen Provinzen auf dechbh­te der materiellen Rechtsvors­­chriften die größtmögliche Rechtseinheit herzustellen und’ durch all das das politische Ziel der,,Gesammtmonarchie«« zu fördern.­­"" Das andere Zielbildete die»Germanisation«.»Als« allen angeführten Amts- und Urb­eitssprache warb bei

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