Pester Lloyd, Juni 1904 (Jahrgang 51, nr. 133-159)

1904-06-01 / 133. szám

. dien. > (4 # Budapest, 31. Mai. 5 mon Bánffy hat sichh in Szeged ein Mandat ersiegt, und nun gibt es im Abgeordnetenhause eine Partei mehr, den Baron Desider Bánffy. Er ist einstweilen sein eigener Führer und seine eigene Fraktion. Und am stärksten mag er wohl sein, so lange er allein bleiben wird. In der Ursprünglichkeit seines Wesens, Niemand nur sich selber ähnlich , in der tapferen Entschlossenheit, dem parlamentarie­ichen Stimmengemwhrre gegenü­ber it subjektive Note geltend zu machen, umgeben überdies von den­ Reminiszenzen ruhmvoller politischer Siege und sch­werer persön­­licher Niederlage, und von dem Meiz eines sozusagen tragi­­schen Helden, der aus tiefem Sturze zu neuem Leben und neuen Thaten sie emporrafft, — mit all diesem Ungewöhn­­lichen Tann Baron Bánffy immerhin das Interesse selbst der Widerstrebenden erobern und einen imponirenden Eindruck hervorrufen. Doch er wird schwerlich lange in dieser glänzenden Bereinsamung dastehen. Schon während des heutigen Wahlomtes haben prononen­te Streiter aus ver­­schiedenen Lagern ihm ihre Ellenbogenkräfte geliehen, um die Reihen der liberalen Partei zu sprengen und ihm den sieghaften Vormarsch zu erzwingen, und es versteht ich, daß diese Kämpfer auch im Abgeordnetenhause seiner neuen Sahne Folgen­­ dürfen. Aber wird Dieser Anhang das spezifische Gewicht seiner Persönlichkeit nicht einiger­­maßen herabdrücken? Bemwahre, daß wir die Bedeutung der Herren Zoltán Lengyel und Johann Hodh unterfliäßen möchten. Diese Braven haben ja ihren politischen Ruf längst begründet. Aber wird das Licht des Barons Bánffy nicht von Diesen intensiven Leuchten überfladert werden? Müßige Frage! Denn wenn wir es genau überlegen, will ums­­cheinen, das sei Die eigene Sache des Baron Bánffy, die er mit sich allein und mit seinen Freunden aus­zumachen hat. Nur it da freilich auch ein politisches Moment im Spiele, welches man nicht willkürlich übersehen darf. Wir meinen nämlich, daß Baron Bánffy, falls jener neuen Bethätigung im Parlamente ein nennenswerther Erfolg beschie­­den wäre, sehr wesentlich zu noch schlimmerer Verwirrung unseres fest ohnehin nicht tlaren und einfachen politischen Lebens beitragen könnte. Denn vor Allem ist es eine abnorme Erscheinung, daß eine politische Persönlichkeit, die Jahre hindurch als leitender Staatsmann die Geschice des Landes Dirigirte, die Prinzipien und Traditionen, um derentwillen er die heißesten Schlachten schlug, plöglich "mie" unnüßes Gepäc über Bord wirft und sich mannigfache Prinzipien und Traditionen der von ihm leidenschaftlich besümpften Gegner zu einem sogenannten Programm zusammenträgt. In parlamentarisg regierten Staaten ist es allerdings möglich und seine allzu große Geltenheit, daß ein ehemaliger Meinister in die Opposition geht; aber dann geht er in der Integrität seiner­ politi­­schen Grundfäe und Negierungsmar­men und sucht ihnen die Wiedereinlegung in: Die frühere Herrschaft zu erringen. “Aber weder anderwärts, noch bei uns hat man es erlebt, daß ein ehemaliger Minister- Präsident, um in die Opposition gehen zu können. Die, sei es aus welchen Gründen immer, ihm Bedürfniß it, seine Vergangenheit und seine Ueberlieferungen im Stiche läßt. Freilich, aus einem Saulus kann, ein Paulus werden und an einem gemesenen leitenden Staatsmanne darf man das Necht solcher Wand­­lung nicht verlümmern wollen; nur ist Dann andererseits auf der Anspruc begründet, daß er aus seiner Belehrung zu einem neuen politischen Glauben,­­ als einer innern Herzensangelegenheit, nicht den Rechtstitel auf eine Öffent­­liche Mission ableite. Das ist das eine Moment, über welches man bei aller Sympathie für die Eigenart des Barons Banffy nicht hinwegkommt. Das andere it — wir mühen uns ab, ein glimpfliches Wort dafü­r zu finden u und es will uns kaum gelingen — die­ Unaufrichtigkeit, nein, sagen mir lieber die Leichtherzigkeit, wie es auf dedkistischer Grundlage eine Politik betreiben will, in welcher ahnungsvolle Gemüther, der alleräußersten äußersten Linken und der allernationalsten Nationalpartei größere Befriedigung finden, als in den Gemeinden, denen sie bis an den Tag der Szege der Wahl in unverbinch­­licher Treue anhingen. An Dieser Hinsicht haben wir ja wohl manche verblüffende Wendiung erfahren. Graf Apponyi hat ebenfalls zu Zeiten im Die bedfiftlsche Politit manche Nuance hineininterpretirt, die sich mit dem Wesen d­ieser Politit schwer vereinbaren Tief. Unerhört, beispiellos aber it der V­ersuch, schlechterdings äußerstlinfe staatsrechtliche, politische und mirthichaftliche Contrebande unter denfistischer Flagge zu steuern. Wieder Föannen wir, mollen wir dem Baron Bánffy das Meer nicht bestreiten, den alten Prinzipien den Namen zu wehren und neue sich anzusiegeln ; nm dürfte er seinen unbedeckten Mest bestehen lassen, der zu allerlei Mißverständnissen und jedenfalls zum Zweifel an der unbedingten Geltung von Treu und Glauben in politischen Dingen verleiten könnte.­­Darum sagten wir, daß das neue Auftreten des Barons Banffy auch wider seine zweifellos besseren Absichten nur eine noch größere Verwirrung umseres öffentlichen Lebens­ anrichten könnte. Wir sagen: anrichten könn­te, und nicht­ anrichten wird, denn in Wirklichkeit hat er mit der propa­­ganditischen Kraft der „neuen Partei” zunäch­st seine Gefahr. Wie immer der verehrte Mann sich im Abgeordnetenhause manifestiren mag, ob in stürmischer Draufgängerei oder in diplomatischer Vorsicht, er wird sich bald überzeugen, daß Denjenigen, die halb rechts und halb Links marsc­iren, das Ziel ihres politischen Strebens oder ihrer persönlichen Aspiration ewig unerreichbar bleibt. Nur Das Ausgesprochene, getrau Umschriebene übt Wirkung und hat, wenn auch seine Gegenwart, doch Aussicht auf eine Zukunft. Und Eines von zweien: entweder Baron Bánffy wird seine regellose Kometenbahn weiter ziehen, dann ist die Zeit unschwer zu berechnen, wann er wieder vom politischen Horizont vers­ch­windet; oder er will sich in ein Sternsystem einfügen, dann fan er fortan nur in die Konstellation der Äußersten Linken hineingerathen und dann wird es nur einen äußersten Linken mehr geben, der Baron Bánffy Heißt. Indep, wir mögen uns in­­prophezeiungen nicht verlieren. Wir können nur von ganzem Herzen bedauern, daß der verehrte Mann sich in einem Gemirr von Unmöglichkeiten verstrickt hat. Bermöge der Energie seines Willens, der Lebhaftigkeit seines Temperaments und der Fülle seines Aktionstalents wäre er zu Beiserem berufen ge­wesen.. Cs it eine alte Klage, das wir einen übermäßigen Berbrauch mit staats­­männlschen Kräften betreiben, während der Nachwuchs und also der Erlaß nicht allzu üppig gedeiht. Da hat Seder, der im öffentlichen Dienste sichh bewährte oder sich zu bes währen die Wähigkeit besißt. Die Pflicht gegen das öffentliche Interesse, Fi intakt, ich porsibel zu erhalten für den Tag, da aus einer gegebenen Nothunwendigk­­eit heraus der Ruf an ihn ergeht. Welchen Gewinn nun bringt es dem Lande, wenn Baron Banffy Arm in Arm mit den sehr ehrenwerthen Herren Lengyel und Hod in den Bannkreis einer schlechterdings regierungsunfähigen Opposi­­tion hineinsteigt ? Und welchen Gewinn bringt es dem Baron Banffy, wenn er sich mit seinem glänzenden Wahlerfolge in Szeged nur die Armwartschaft auf einen parlamentarischen Mißerfolg erworben hat? Unbegreiflich schier, daß der Elige Mann niet flügig wurde, als er wahrnahm, daß er auf seinen neuen Pfaden von seinem seiner alten Freunde begleitet wird. « Vorbereitung organischer Ge­setze,welche das Justizministerium bei der Schaffung des Entwurfes des bü­rgerlichen all­­gemeinen Gesetzbuches v­ersuchte,fan­d seither im Jn­«Jine im Auslande wiederholt Nachahm­ung und bewährte sich immer und ü­berall vollkommene.Unterrichtsministerer­­zeviczy lieferte nun einen neuerlichen Beweis für die Vortre­fflichkeit dieses System­s,sindem er den entwuf der Novelle zu unseren Volks­­schulgesetzen einer Euguste vorlegte,in die er Ver­­treter aller jenerKlseise einlud,welche durch diese Reform berührt werden und auch diesmal hat sich deutlich gezeigt, daß dies der kürzeste und richtigste Weg ist,um bezüglich der Intentionen der Regierung die Ansichten au­ch der extremsten Richtungen kennenzulernen.Aber diesec­rfahren hat noch einen bedeutend größeren Vortheil.Sobald den Anhängern der verschiedensten Anschmrungen,den Verfechter:n der einander diametral entgegenstehenden Forderungen Gelegenheit geboten wird,diese gegenseitigen Anschaumngen und Forderungen unmittelbar kennenzulernen und zu beurtheilen,versteht es sich von selbst,daß es nur möglich ist, allen diesen gerecht zu werden-Hier den Mittelweg zu finden und die wichtigste Interessen ohne Verletzung bestehender Rechte zu wahren,ist darnach sehr schwierig.Und Minister Berzeviczy konnte aus dem Verlaufe der allgemeinen Debatte die beruhigende Ueberzeugung gewinnen,daß ihm schon bei der Ausarbeitung des ersten Entwurfes im Wesen die Ueberwindung dieser Schwierigkeiten zum großehheil gelungen ist.Eben der Umstand,daß von Seite einiger Vertreter der Nationalitäten,oder besser gesagt,der rumänischen Nationalität einzelne Bestimmungen der­ Vorlage als gravankinös,ja geradezu als vernichtet erklärt wurden, während einige Ultrachauvinisten hingegen das umgarische nationale Interesse auch in diesem Entwurfe noch bei weitem nicht genügend gesichert seien,zeigt am deutlichsten,daß der Minister von der einen extremen Richtung sich ebenso fern­­lehalteantote,wie vort der andere 11.Jhm schweben zwei große Ideale vor,die er auf Grund von Studien und Erfah­­rungen als nothwendig und ersprießlich erkannte und deren Verwirklichung er und­ wo die Leitung des Unterrichtswesens in seine Hände gelegt ist,aus ehrlicher Ueberzeichung,mit allekc ihmzle Gebote stehenden Mitteln anstrebt. Daseind­eal ist,dem­ Analphabetismu­s in Ungarn ein Ende zu machen, den Geist, das Herz, das Gemüth und Budapest, 31. Mai. Referenten­­­‚ jene vor Verrohung, diesen vor Erschaffung zu fchtigen, den Körper der herummachtenden Generationen zu bilden. Das andere wurzelt in der Erkenntnng der Wichtigkeit, die der Volksschule vom Gesichtspunkte der Erhaltung­ und Festigung der einheitlichen ungarischen nationalen Staats­­idee zukommt. Ganz richtig wurde vom Minister, wie au) von­ zahlreichen Mitgliedern der Enquete, darunter auch von­ Angehörigen einer nicht ungarischen Nationalität betont, daß der­ Staat nicht nur das Recht, sondern direkt Die Pflicht Habe, ausreichend und mirfsam dafü­r zu sorgen, daß jeder seiner Angehörigen auf Die Sprache des Staates sich vollkommen aneigne und in der That blieben jene Aeue­­rungen in der äußerst interessanten­ und Tehrreichen Debatte nur sehr vereinzelt, welche gegen die Dieses Biel filternden Bestimmungen Einwand erhoben, wobei aber auch von den betreffenden Rednern die Nothmendigkeit der stanslichen Ein­­heit anerkannt wurde und nicht minder die Thatsache, daß die Volks­chule ein mächtiger Faktor zur Pflege und Verbreitung nationaler Gesinnung sei.. So ergaben denn schon die bisherigen Berathungen der Enquete die Richtig­­keit des vom Minister eingenommenen prinzipiellen Stand­­punktes, wie auch der leitenden „Ideen des Entwurfes. Herr v. Berzeviczy kann Daher mit diesem Ergebnisse vollauf zufrieden sein und er konnte mit Necht sagen, daß er den 3wed, den er duch die Einberufung der Engquete verfolgte, voll­ommen erreicht hat. Er wollte eine offene, aufrichtige Kritik seines Elaborats, um duch­ etwaige Berbesserungen das hohe Ziel dieser Reform noch intensiver sichern zu können und diese hat er erhalten. Er hält den Zwed für heiliger als die Mittel und ist daher, frei von jeder Storeneitelfeit, gern bereit, einzelne Bestimmungen der Vorlage zu ändern, wenn er­­ die Webterzeugung gewinnt, dadurch dem Erfolge näher zu kommen. Doch ist er, wie er dies auch heute hervorhob, fest entschlossen, diese Reform auch durchzuführen und dabei an den erwähnten Grundlagen festzuhalten. Die in die angedeutete erste Kategorie fallenden Ber­­timmungen, welche die wirksamere Durchführung des Schul­­zwanges und die größere Sicherung des unwünschenswerthen Erfolges des Volksschulunterrichtes im Allgemeinen bezweden, wurden fast allgemein gebilligt. Nur gegen die Absicht, nachlässige Eltern eventuell durch­ Freiheitsstrafen zur Erfüllung ihrer­ bezüglichen Pflicht anzuhalten, wurde Einspruch er­­hoben, dem aber Ministerialrath Karl Nemethy doch den Antrag sehr treffend begegnete, daß eine ‚Derartige Unter­lassung erst im­ zweiten oder dritten alle als Uebertretung : § Die Einbeziehung aller betheiligten Faktoren in Die­­ .qualifizirt werde. Im Uebrigen wurde von fast allen Rednern­ anerkannt, daß Die heutigen BZustände dringend einer Sank­ung­­ bedürfen, die nur duch energische Ber­­schärfung der bestehenden Borschriften erzielt werden kann. Sowohl in der angedeuteten Trage, wie auch ber­züglich der­ Erweiterung der Wiederholungsschule und deren Angliederung an die ersten sechs Jahrgänge der Elementar­­voltsschule dürfte daher der Entwurf nur wenigen, unwesent­­lichen Wenderungen unterzogen werden, wenn nur nicht die noch einzuberufende Engquete zu solchen weiteren Anlaß bieten sollte. Denn, offen gestanden, glauben wir, daß die jegt tagende Enquete diesem, keineswegs minder­werthigen Theile des Entwurfes nicht genug Beachtung gescheitt hat, was wohl dem Umstande zuzuschreiben ist, daß schon Die ersten Redner die Diskussion auf das politische, konfessionelle und nationale Gebiet geleitet haben. Auf Diesen Gebieten­­ liegen sich dann aber auf die Redner z­wanglos gehen. Die Einen mollten die Kirchliche Autonomie, die Anderen Die nationalen­nteressen ihrer Kon­fessionen, die Dritten die angeblich bedrohte Lehrfreiheit und die bisher ausschließlich innegehabten Rechte der Lehrer­­befähigung und der Disziplin gegen die in Aussicht ge­­nommene staatliche Einmengung bewahren, während von der entgegengelegten Plante die allgemeine Verstaatlichung des Volksschulunterrichtes als einzige Panacce gegen alle, das Ungarihum und die ungarische Staatlichkeit bedrohenden Bestrebungen der Nationalitäten und einzelner Konfessionen erklärt wurde. Minister Berzeviczy hat heute bezüglich beider A naen ausgeführt, warum er sie nicht befolgen wolle und Önne. Er hofft, den erfolgreichen Unterricht der ungarischen Sprache, die Erziehung der Jugend im patriotischen Geiste in sämmtlichen Schulen des Landes auch durch die gerissen­­hafte Duchführung der im Entwurfe enthaltenen Bestimmungen zu erreichen, von welchen er überzeugend nachwies, daß sie weder ein essentielles Interesse, noch ein angeborenes Recht einer Nationalität oder einer Konfession verlegen. Eben die gebotene Rücksicht auf diese Interessen und Rechte, nebst dem­ finanziellen Gerichtspunkte, hält ihn davon ab, alle Boltsschulen zu verstaatlichen, was auch fon aus dem Grunde eine verfehlte, in ihren Folgen vielleicht außer­­ordentlich nachtheilige Maßnahme wäre, weil dadurch die gegenseitige Aneiferung zwische­n den Schulerhaltern aufs hören würde, was naturgemäß auch eine gewisse Läsfigkeit "bei den­ Behrern nach Ti ziehen wü­rde. Der Entwurf wird, wenn seine wesentlichen Bestimmungen Gefege straft­ erhalten, die Möglichkeit, ja die Gewißheit bieten, das hünftighin alle Lehrkräfte der V­olksschulen ungarischen Unterricht genießen, der ungarischen Sprache in genügendem Maße mächtig seien, damit sie auch im ihr unterrichten kürnen. Dadurch wird die dem Gefege entsprechende Suffreszenz gesichert. Die weiteren Bestimmungen aber, welche dem Staate weitergehende Aufsichts- und Disziplinarrechte gegenüber den Lehrern, eine­ intensivere Kontrole über den Unterrichtsgang und über die Lehrmittel gewähren, bieten Garantien­­ dafür, daß die ungarische Sprache, der ungarische nationale Geist auch in allen Volksschulen des Landes gepflegt werde. Dadurch werden aber die gejeglichen Rechte der Konfes­tionen nicht­ im Geringsten tangirt, da diese ja nur nicht minder geiegliche Pflichten zu erfüllen haben, um die Einmengung des Staates von si) abzuwenden. Die Nationalitäten aber haben umso weniger Grund, in diesen Bestrebungen der Regierung ein Stavamen zu erbliden, als die den Schulerhaltern gemäht­, leisteten Nechte, wie der Minister so richtig Distinguid­e, nicht ihnen, sondern den Konfessionen zusammen. Die Engyéte, von welcher wohl gesagt werden hat, daß sie sich auf­ einem erfreulich hohen Oliveair bewegte, befaßte sich auch mit der Frage der Gehaltsregulirung der­ nichtstaatlichen Lehrer und Lehrerinen und der Minister,­­mußte mit Bedauern erklären, daß er hier über den Entwurf­­­ nicht hinausgehen künne, da ihn die finanzielle Lage des Landes und die Ab­sicht auf die Gehaltsverhältnisse der staatlichen Angestellten daran hindern. In dieser Frage, wie in der... ganzen Leitung der Engquoste befundete Dr. Berzeviczy außer­­ordentlichen Takt, tiefe Sachkenntniß und den besten, wahr­­­haft humanen und patriotischen Gefühlen entspringenden Willen, das Kulturniveau des Landes zu heben, die nationalen Interessen zu fördern, die materielle Lage der konfessionellen und kommunalen Lehrer ebenfalls möglichst­ zu bessern. Kai sz Heute Nachmittags fand ein Ministerreich statt, an­­­ welchem sämmtliche Mitglieder des Kabinets theilnahmen. sz Die ungearifde Quoten-Deputation hielt heute Nachmittags 5 Uhr ihre konstituirentle Sigung, in welcher seitens der Regierung Minister-Präsident Graf ‚Stefan Ti Ba anmefend mar. Unter dem Alterspräsidium Friedrich Harlanyiz wurde Graf Aurel Deffemffy zum Präsidenten und Mar Falk zum ‘ Referenten gewählt. «­­««. Mar 3 a für­ die Ermädblung baufend, unweit darauf Bing daß er schon seit­ Jahrzehnten als­­ Referent " fungire und" HŰ. dem­­­zufolge das Referat diesmal vielleicht einer jüngeren Kraft anzust vertrauten wäre. Auf Bitten des Minister-Präsidenten und des Aus­schusses jedoch erklärte Ma’ ali unter lebhaften Glgenrufen, daß " er, dem einstimmig geäußerten Wunsche der "Deputation nachgebend, auch diesmal bereitwilligst zur Verfügung stehe. Der Minister-Präsident meldet, daßs er von der Konftitwirung der österreichischen Duoten-Deputation die offizielle Verständigung erhalten habe, worauf die Duoten-Deputation bei­­Schloß, auch ihrerseits von ihrer Konftitwirung die österreichische Dünoten-Deputation zu verständigen. Referent Mar Salt erstattete hierauf Bericht über jene Daten, deren die Datoten-Deputation vor Inangriffnahme ihrer meritorischer­ Arbeiten noch bedarf. Nach längerem Ideenaustausch,in dessen Verlagxie einzelne Deputationsmitglieder ihre Ansichten und Wünsche bezüglich«der zu­s unterbreitenden Daten vortragen,erklärte Minister-Präsident Graf Stefan Tisza,daß die Regierung außer den bereits beigestellten auch noch die im Lau­fe der Debatte gewünschten Daten den Mitgliedern dieser Tage auf kurzem Wege zustellen lassen werde­­Die Deputation nahm dies zur Kenntniß und beschloß,ihre erste meritorische Sitzung am Dienstag,7.Juni,um 5 Uhr Nach­ mittags zu halten— Ab­geordnetenwahl in Szeged.. (Original-Telegramm des,,Pester Lloyd"­)"" Szeged, 31. Mai. Die Abgeordnetenwahl in Szeged endete heute Abends 81/2 Uhr, mit dem Siege des Barons Desider Bánffy, welcher von­ den abgegebenen 1751 Stimmen 933 erhalten hatte. Der Kandidat­­ der liberalen Partei Eugen Rönay erhielt 768, der Kandidat der Unabhängigkeits-partel Karl Becsey 50 Stimmen. Die absolute Majorität des Barons Bánffy betrug demnach 115 Stimmen. Der nachmittägige Verlauf der Wahl war folgender: Um 3­s Uhr Nachmittags gestaltete sich das Wahl­­ergebnis folgendermaßen: Bánffy zählte 647, Hanap 579, Becsey 44 Stimmen. Um 4a Uhr: Bánffy 768 Rónay 658, Becsey 47. . Mehrere Bürger, mit dem Abgeordneten Johann Hoch an der Spite, baten Becsey, von der Kandidatur zurückzutreten, damit die noch rück­­ständigen Wähler der Unabhängigkeits-partei ihre Stimmen auf Bánffy abgeben können. Becsey erklärte, erst mit seinen Anhängern Nachsprache nehmen zu wollen. Die Nenay-Partei verfü­gt noch über­­ eine Neserve, aber auch die Banffyaner stellen noch zahlreiche Wähler. Feuilleton. Ihr Schienerunter, Bon Marie Forinyát­ I, Liebe Maria ! Grit fest, nach mehr als einjähriger Che, habe ich meinen Schwiegervater, dessen Frau vor vielen Jahren starb, kennen gelernt. Von einer Neffe um die Welt zurückgekehrt, bringt er jeit einige Zeit bei uns auf dem Lande zu. Man kann si kaum größere Gegenzüge denken, als ihn und Seinen Sohn. Der Vater ist der beim eitern jüngere von den Beiden­­ Uedrigens ist er, da man in den „besten Jahren“ nennt, für Andere gewwöhnlich der Anfang der schlechten, bei ihm jedoch können sie ausnahmsweise noch als die guten gelten. Kaum daß vereinzelte Silberfäden das dunkle Haar durchziehen und leichte Krähenfühe sich an den Augen Hinsteicheln. Er hat als Dreiundzwanzigjähriger, ge­­heirathet und ist heute keine fünfzig Jahre alt. Da fennt Albert, meinen Gatten, sein ruhiges, gleichmäßiges Wesen, an dem es kaum ein Fluthen und Ebben gibt, seine ernste Mischtung und Vorliebe für die Philosophen, in deren Büchern er steckt, sobald fee­land in wirthschaftlichen Beschäftigungen ihm Zeit dazu lassen. Sein Vater hingegen ist eitel Heiterkeit und Frohsinn (gereiß auch eitel Oberflächlichkeit) und ich kenne Niemanden, der so gegenwartsfroh ist wie er, so zufrieden mit sich und der Welt. Eine liebensunw­ürdige Natur, die das Leben von der leichtesten Seite nimmt. Doc gerade diese Leichtlebigkeit, diese unvermüttliche Jugend­frische wirkt befremdend auf mich: es erscheint mir so eigenthimlich so „nicht in der Ordnung“, daß der Vater der Jugendliche ist und ihn das Leben nicht gereift hat. Es verdirbt mir das Bild, das ich mir von einem Schwiegervater entworfen und ich glaube kaum, daß ich dahin kommen werde, ih­n troß seiner charmanten Außenseite auf­­richtige Sympathie entgegenzubringen. Vielleicht bin ich ihmerfällig, altmodisch — alten Begriffen zu sehr unterthan, daß ich mich roch nicht darein finden konnte, in dem Vater meines Gatten nicht eine Respektsperson, sondern blos einen amüsanten Gesellschafter zu sehen, einen eleganten Weltmann, mit glängendem Firniß, der, wer weiß — vielleicht einen unbedeutenden Kern übertüncht. Lächelnde Heiterkeit wirkt freilich vortheilhafter, als ernste Miene, jedoch nur auf Fene, Die selber oberflächlich angelegt sind — ich hingegen deute, daß erviges Lächeln blos eine Maske ist oder — Gebantenlosigkeit. Vebrigens the ich unrecht, eine Kritik zu üben, die mir nicht zukommt, am allerwenigsten an einem Manne, der Albert so nahe steht. Ueber Eines jedoch bin ich im Klaren: "Bater und Sohn sind zu verschieden beanlagt, um miteinander übereinzustimmen; er toird immer eine Kluft zw­ischen ihnen gähreen. Und so fürchte ich, hab unser Gast sie nicht heimisch bei uns fühlt, denn al unser eim-­töniges Leben ist ja himmelmweit verschieden von dem stets mechselnden Betriebe, das er auf seinen Reisen gewöhnt ist. Die Angelegenheiten der Wirtsschaft scheinen ihn blutwenig zu interessiven und anderer­seits zeigt sein Sohn wenig Anteresse für jene Welt, in der sein Vater den größten Theil des Jahres verlebt. Was mich betrifft, so muß ich es indes als meine Pflicht erachten, es diesem unftäten Wanderer so viel al möglich gemüthlich bei­ung zu machen; er befigt ja sein Heim, da er emig herumfährt, und fehrt er in die Heimat zurück, so soll er sich in ihr mehl fühlen und unser Haus als das feine betrachten. Herzlich grüßt Di Deine Belle. R Liebe Maria ! 69 fehr ich mich in den ersten Tagen, al Albert’s Vater zu uns kam, ehrlich gejagt, wenig angezogen von ihm fühlte, so sehr habe ich ihn fest {von Tieb ge­wormen und Du glaubst gar nicht, wie erfrischend und belebend er wirft und wie die Stille des Landlebens, die zu einer Stille der Gedanken führt, durch seine Gegenwart aufs gerüttelt it, als ob Musil in die einstige Lautlosigkeit tönte und glänzende Luftspiegelungen die einfürmige Landschaft belebten. Es ist ganz merkwürdig, wie manche Mengen zu beeinflussen verstehen, so daß man dahin kommt, ihren Standpunkt einzunehmen und sich erstaunt zuerkennt, daß man mit ihren Augen sieht, als ob die eigenen blind geroefen wären und wie sie aus einem herausholen, was man selber gar nicht in sie vermuthete, neue Gedanken und Begriffe reden und man sich verrwundert in einer neuen Sprache reden hört. Seit A­lbert’s Vater bet­ung ist, ergeht er mir jo­­ch ent­­decke in mir Anlagen, Nipirationen, die ich vorher nicht begah, ein Interesse für Dinge, die mir gänzlich fremd sagen. Meine Jugend im Elternhause verlief ja so einsam und Niemand mechte all das Ber­­haltene, Schlummernde, das — mir selber unbemußt — in mir ruhte. Fest interessirt e3 mich, über allgemeine Lebensfragen lebhaft zu diskutiren, die frühere Trägheit meines Denkens hat sich in rasch pulfirenden Wissensdrang umgesebt; ich spreche Unsichten, die sich mir aufdrängen, frei aus und all das, mal eingedämmt gemesen, strebt nach freier Entfaltung. Gegen Albert habe ich nie vermocht anders als zurückhaltend zu sein; von jener gemissen „pudeur de l’âme“, die die Franzosen jagen. E 3 ist übrigens für einen Gatten nicht leicht, die Eigenart seiner Gattin zu verstehen, denn Mann und Frau sind zwei einander ganz entgegengelegte Elemente und blos Jene, die viel mit den verschieden­­artigsten meiblichen In­dividualitäten verkehrten, sind im Stande, Die Frauen sielte annähernd zu Tennen. Alberta Jugend hat ernstein Lernen gegolten, nicht Flirt und Getändel; zu psychologischen Frauen­­studien blieb ihm seine Zeit. Sein stets gleichmäßiges Wesen läßt mich mühelos in geebneten Bahnen bhingleiten und ig habe­n 8 einsehen gelernt, daß man nicht Ansprüche an die Menschen stellen darf, die sie nit erfüllen können Nur auf diese Weise sichert man sich ein friedliches Zusammenleben. Wir kommen vorzüglich mit­einander aus. Daß ein Gelehrter, wie Albert, das weibliche Geschlecht als inferior ansieht, ist nicht zu vermindern. Er sucht in der Ehe vor Allem eine ruhige, behagliche Häuslichkeit, eine Gefährtin, die ihm sein Heim angenehm gestaltet und die Hand von Dingen läßt, die nach seiner Ansicht nicht für sie paffen. Und so habe ich mir bald nach meiner Verheirathung Alles zurechtgelegt — in seinem Sinne, Daß ich ein paar kleine Enttäuschungen erlebte, — du lieber Gott, melde Frau, oder soll ich sagen, besonders melde ganz jung verheirathete Frau erlebt sie nicht! — Das habe ich längst vergessen und verwunden. Man ist ja so b­ericht in der großen Wichtigkeit, die man sich als neue gnädige Frau beilegt. Eine moderne Ehe — mit Gleichberechtigung — ist unsere Ehe nicht. Mich zu fügen fällt mir nit schwer. Auch in meinem Elternhause ging es nicht anders zu. Meine verstorbene Mutter hielt ja selber darauf, daß mein Vater die­ dominirende Rolle im Hause spielte. Seitdem hat der Hauch der neuen Zeit wohl viele alte Begriffe und Gepflogenheiten hinweggefegt. So glaube, daß mein Schmiegervater, bei seinem Verständniß der Frauenseele, seiner Gattin eine andere Stellung zumies und sie, wenn sie noch lebte, meinen heutigen Standpunkt nicht verstehen würde. Doch sei es mie immer: an meinem­­Berhältniß zu Albert ändert es nichts und ich gestehe Blog ehrlich zu, daß mich das Wesen seines Vaters anregt und mir einen neuen Gesichtspress erjchck. So rollt er vor mir farbenprächtige Bilder auf, einer mir neuen, nicht blos idealen, sondern auch ganz realen Welt, Bilder, an denen ich mich ergege­n eine Phantas­­magorie, die glänzend vor meinem geistigen Auge aufflammt. Bei seinen öfteren Weltreisen " hat seine Scharfe Beobagtungs­­gabe alle Details, Menschen und Dinge betreffend, festgehalten und so zu sehen und so zu erfassen, wie er, ist nur besonderen Menschen gege­­ben; seine feinsinnigen Bemerkungen über Natur und Kunst üben auf mich eine tief erziehliche Wirkung. Und mächtig erfaßt mich die Sehn- Sucht, auf einmal von ihm geleitet hinauszufliegen in die weite Welt, von der ich nicht eine. Ein Zug nach dem Großen tritt bei ihm charakteristisch hervor: sein Kultus für das Schöne, — alles Klein­liche, Banale, Mittelmäßige stößt ihn ab. Du Fannst Dir wohl denken, wie fehr ig­ mich freue, daß ich diesen prächtigen Menschen um mich habe und daß er gern bei uns it. Mein voreiliges Urtheil aus der ersten Zeit habe ich ihm in Gedanken oft abgebeten! Albert hat fest, wo die große Sommerarbeit vor der Thür Steht, so viel draußen auf den Feldern und in den Meierhöfen zu thun, daß sein Vater und ich stundenlang mit­einander in den Wäldern herumstreifen, oder wenn die Sonne zu sehr brennt, unter den großen, alten Linden im Garten figen und unermüdlich plaudern. Ich bin stolz darauf, daß ich ihm sympathisch bin. So Hein und unbedeutend komme ich mir neben ihm vor und habe trogdem seine Schüchternheit ihm gegenüber, weil er es versteht, die Menschen­­­leur­aise zu seßen und weil er sie doch zu fi emporzieht, statt auf ein tiefer liegendes Niveau herabzusteigen. Und dabei hat er so viel Nahsicht — eine­ fast liebevolle Nahsicht für alle dummen, kleinen Schwächen einer Frau! Ein Frauenkenner durch) und durch, Du hast gewiß auch oft die Bemerkung gemacht, wie leicht man mit manchen Leuten verkehrt, wie leicht da Nede und Gegenrede fließt, während mit Anderen das gerade Gegentheil der Fall ist. Albert’s Vater ist ein trauter Freund, dem man Alles jagen darf, alles sich selber I Unein­­gestandene, Verborgene, das man in sich trägt — vergessenes Lachen und verhaltenes Weinen. Sich aussprechen zu können, ist ja so unwohlthuend. « Leb’wohl,Maria! Deine Bella, II. Liebe Maria! Sollte ich mich thatsächlich ganz­­ verändert haben? Alberto Bater sagte mir neulich, als mir dur­ den sonnendurcheuchteten Wald schritten, über das meige Moos eines Taum angedeuteten Weges, über den sich die Zweige der alten Tannen neigten: „Weißt Du, Bella, daß Du ganz ander gemorden bist, ala Du es früher gemwefen,“ und als ich fragend zu ihm aufsah, fuhr er mit einem leisen Lachen fort: " „Ya, Du Hast Dich sehr zu, Deinem Bartheile verändert. Vorher warst Du eine hausbadene, nüchterne, Teidlich hübssche, kleine Frau — verzeih meine Offenherzigkeit —, während fest etwas Diurrchgeistigtes, Feines auf Deinen Zügen liegt und dabei bit Du aus Dir selber herausgemachtten; Du hast Dich körperlich ebenso wie geistig entwickelt, Du hast Flügel bekommen, Kleine , Bella.“ — „Was wüten sie mir,“ antwortete ich rasch, einfach wie man eine Thatsache bestätigt, und empfand eine tiefe Freude ü­ber seine Worte, mich kann sie doch nicht entfalten.“ Sofort bereute ich Die spontane Antwort, in der er eine aufquellende Bitterkeit vermuthen konnte, denn er schmieg betreten. Und dann fragte er unvermittelt, ohne mich anzusehen: „Bist Du glüclich in Donner She?“ Jch erschrat vor der Selbstprüfung, die diese Frage bedingte. Und mir war’s, als ob ich es selber sei, die in plöglich drängenden Zweifel diese Frage an mein Gemissen gestellt. Und ich hieß alles Wirre und Unklare Schweigen und ich mollte nit in die Tiefe meiner Seele bliden und ich hob die Augen zu ihm auf und sagte (oder log ich 9): „Sa, ich bírva." „Gott sei Dank,“ ermiderte er und ich konnte es Doch nicht heraus hören, ob er mir glaubte, oder nicht. Und dann schwoll das Schweigen ring um und an, bes drüdend, beängstigend. Und eine Weile waren die Worte zuijden uns versiegt und es war sein Genießen der Gegenwart mehr für mich, sondern etwas Schwüles, Schweres, das den Athem raubte. Und till und heiß lag der Wald. Dann sprach er endlich aus dem todten Schweigen heraus: „Rüge leidet eine Seele mehr, als unter der Lösung ihres eigenen KRäthsels,“ die Ellen Key sagt: „Glaube mir, blos Jene sind die Selbstzufriedenen, die nicht grübeln, nicht träumen, nicht zerfasern, und die nicht über die starren Alltagsgejege hinaus wollen, Die sich einfach leben lassen. Es ist die beste Lebensphilosophie, die Zukunft an sich Herankommen zu lassen und nichts Außerordentliches vom ihr « .

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