Pester Lloyd, November 1904 (Jahrgang 51, nr. 265-291)

1904-11-01 / 265. szám

:«.«.­':... s«’.’k-«.ss.«ik—-— . X Er Kr Bas he PR BD N­gierungen mit verschiedensten Budapest, 31. Oktober, in die Frage gestellt, od int > Sehr unfachlich ‚Frag­tes Oesterreich, nachdem ja heute bereits Die drei neuen Minister im der Wiener Hofburg vom Monarchen in Eid genommen wurden, eine neue politische Situation enttanden sei. Die Fragesteller, und sie finden sie zahlreich genug in allen Fraktionen­ des Reichsrathes, scheinen ich nicht völlig Mal darü­ber zu sein, worin das Wesentliche der bisherigen Situation bestand, Die nunmehr das Ende erreicht haben sol. Das Wesentliche in der bis­­­­herigen Situation bestand in der absoluten Unfähigkeit des Reichsrathes zu parlamentarische Arbeit, und sieben Jahre hindurch Haben die verschiedenartigst zusammengefegten der Methoden und Mitteln an dem Reichsrath herumgedofkiert, um dessen Arbeitsunfähigkeit zu beheben. Nachdem nun Dieses langjährige Bemü­hen ver­geblich war, sollen man drei neue Männer des bereits seit vier Jahren bestehenden Kabinets, das also gleichfalls nichts Erheblicheres leistete als seine Vorgänger, und dessen politische Richtung Feine Aenderung erfuhr, schon durch ihr bloßes Erscheinen eine neue Situation hervorzaubern und Die frühere einfach zur Berflüchtigung bringen? Gewiß, den neuen Ministern geht ein vortrefflicher Ruf voraus, ihre persönliche Tüchtigkeit und ihr guter Wille finden allerseits reiche Anerkennung. Aber Minister sind ge­wissermaßen Potenzerponenten, und wenn man die Null auch auf Die höchste Potenz erhebt, so­lt das Ergebniß doch immer nur Null. Und Der österreichische Reichsrath war doch sieben Jahre gleichsam eine Null. Es wurden eben die positiven Faktoren, auf welcher Seite immer sie sich zeigten, von den negativen Faktoren auf der anderen Seite wettgemacht. Exst wenn sichere Anzeichen sich einstellen, daß das verhängnißvolle Verhältnis zu Schwinden beginnt, erst dann wird jene Trage eine innerlich berechtigte sein, Daß aber die Regierung allein eine Korrektur des Ver­hältnisses im Reichsrathe nicht zu bewirken vermag, gerade das war ja Die Spekulation der Obsteni­enden von rechts sowohl wie von links. Sie bauten darauf, daß die Staats­­gewalt, je mehr die Zeit vorrüde, ihnen umso eher werde gefügig sein müssen; denn­­ die Regierung vermag ja ohne Zustimmung des Parlaments seine Ansehen aufzunehmen, vermag also nicht der Entwicklung und den wachsenden Be­dürfnissen des­ Staates gerecht zu werden,­­ die Regierung vermag aber auch nicht den Ausgleich und den B­olltarif zu perfektioniren und werde darum auch mit den auswärtigen Staaten über die Handelsverträge nit verhandelt kühnen. So ging es von 1897 ab fort und fort ans Gtürzen von Regierungen, deren feine eine bessere Situation im Neid­e­­rathe zu gestalten im Stande war. Bis endlich das Ministerium Koerber kam und eine dem Parlament entgegen­­« Hand voll segensreicher Gabelk streckte.Es bot gar­ vielerlei Jnvestititmen,an denen san nut­­.111 an im Reichsrathe nichts Wichtigeres zu thum fand, siche Parteien des Reichsrathes sich gütlich thun wollten, und wirklich wurde die Obstruktion eingestellt. Man fing in Oesterreich aufzuathmen an und gab sie dem naiven Glauben hin, daß seine Fraktion mehr den frevlen Muth finden werde, Die glückich beseitigte Obstruktion wieder ins Parla­ment zurückzuführen. Nur zu bald mußte die Bevölkerung erfahren, wie sehr sie sich geirrt habe. Faum waren Die Investitionsvorlagen durchberat­en und angenommen, als als die mwistesten Speltafelszenen aufzuführen. Die Möglichkeit parlamentarischen Arbeitens war wieder ausgeschlossen. Aber da lagen die Parteien gründlich auf, sie haben das Ziel ihrer Leistungen gleichsam platonisirt; denn wenn es kein Budget gab, fehlte auch jede finanzielle Grundlage zur Deckung von Destitions-Anleihen, fehlten also auch die Mittel, die Arbeiten zur Ausführung der Destitionen in Angriff zu nehmen. Das Ministerium hieß sich nicht irre machen: es kam mit Sprachen-Gefäß­­entwürfen, es stellte Verständigungsversuche zwischen Brechen und Deutschen an, es bat, es beschwor, es drohte, und wirth­­schaftete dabei mit Formalster Korrektheit auf eigene Sanft, so gut es eben ging. Die Parteien haben eben die Natur des Ministeriums Koerber gründlich verfannt, der Minister-präsident war sich eben Kar darüber, daß Gefäl­­ligkeiten nach rechts ebenso wenig wasen, als Gefälligkeiten nach­­ intes, daß aber Uebereinstimmung von da und dort nicht zu Haben sei, weil beide Theile fid) weigern, sich glücklich er fonnen, fid) befriedigen zu lassen. So ging das Ministerium unbefimmert um die Drohungen von flavischer und die Ein­­ficheren Schrittes weiter, es weihte sich der Meistton, den Existenzbedingungen des Staates zu dienen, uud wenn dabei der so schü­chterne , dieselben Maßnahmen, und wären sie noch so Schlichterungsversuch­e von deutscher Seite Selbstbewußtsein Paragraph vierzehn zu erstaunlichem gedieh, wenn er Gebiete betreten konnte, auf denen er sich früher nicht zu zeigen wagte: die Schuld der Regierung war das nicht. Nicht sie hat die Legislative in ein Trümmer­­feld verwandelt, nicht sie hat die Berfaffung in den Notd­­paragraphen eingezwängt; wenn es nach dem Ministerium Koerber gegangen wäre, fänden die öffentlichen Angelegen­­heiten längst wieder eine parlamentarische Behandlung, gäbe es eine Kontrole der Handlungen „der Exekutive, gäbe es eine freie Tribu­ne zur Orientirung der großen Oeffentlich­­keit, mit einem Worte: ein verfassungsmäßiges Leben in Oesterreich. Die Parlamentsparteien haben alles das nicht gewollt, und die staatsmännische Aufgabe des Ministeriums Koerber bestand darin, durch ruhiges Beharren auf der als richtig ernannten Bahn die Parlamentsparteien und ihre bisherige Tartit ad absurdum zu führen. Und das scheint feßt so ziemlich gelungen zu sein. Nachdem sie in keinerlei Weise das Ministerium in exnstliche Berlegenheit zu legen vermochten, setten­­ sie ihre legte Hoffnung darein, die auswärtigen Staaten werden sich weigern, mit der österreichisch-unga­­rischen Monarchie in Berathungen über Handelsverträge ein­zutreten, nachdem die parlamentarische Aufstellung eines Zolltarifs in Oesterreich) wie in Ungarn — glücklich ver­hindert wurde. Da werde der Moment gekommen sein, in welchem das Ministerium und der Staat vor ihnen werde kapituliren müssen. Aber die auswärtigen Staaten ließen sich eine solche Enthaltsamkeit gar nicht beifallen, se kümmerten sich nicht um das innere Trübsal der Monarchie, und schritten vor Allem zur Wahrung ihrer eigenen Interessen. Die Mer gierungen der beiden Staaten durften aber auch­ nicht anders handeln, sie durften die Interessen dieser Staaten auch nicht leichten nehmen, als es die auswärtigen Mächte b­aten, und damit war Die ganze Kombination der DObstr­ivenden zunichte gemacht. Das war ihr kräftigster Aufjiger. Das M­inisterium Koerber wüßte ihn aber zu nichts Anderem aus, als dur­­f einfühliges Entgegenkommen eine Mahnung an die Einsicht der obstruirenden Parteien ergehen zu lassen. Mehr und Beiteres fand das M­inisterium wieder. nicht thun, sollen die Ergebnisse seiner bisherigen Aktion nicht entweichet werden. Das ist der eigentliche Sachverhalt in Oesterreic­­h und daraus erhellt, wie es um das Betreffende der Frage über­­ eine „neue Situa­­tion” steht. Das Herbeiführen einer solchen Situation hängt ebenso wenig als bisher von der Regierung ab, sondern einzig und allein von den bei­denen vorerst ein großes Quantum an falscher Scham bei einem geringen Quantum an aufdämmernder E­rkenntniß zum Borschein kommt. Wenn man sei das Arbeitsprogramm des Reichsrathes zu D­istutiven beginnt, als wäre seine Arbeitsfähigkeit schon gesichert, so it damit eigentlich gar nichts gethan. Jeder der österreichischen Parlamentarier muß jene Frage vorerst in scrinio pectoris an­­ sichh selber richten, und von dem guten, patriotischen Willen beseelt sein, Durch Die entschiedene That die einzig vernünftige Antwort zu geben. Das Ministerium Koerber darf den Ab­­geordneten aller Parteien des österreichischen Reichsrathes zurufer: „Meine Herren,­­ ich habe das Meinige gethan, thun Sie das ihre­ Aufnahme und zur Parlamentsparteien, Budapeft, 31. Oktober, Ss­­t zahlreichen, sorgfältig zusammengestellten statistischen Tabellen und in einer fachkundigen Erörterung des in diesen enthaltenen teodenen Materials bietet der Jahresbericht der Regierung, welchen der Minister-präsident am jüngsten Freitag dem Abgeordnetenhause vorgelegt hat, auch ein Bild der öffentlichen Zustände des Landes im Jahre 1903. Auch Hier, wie bei der Thätigkeit der einzelnen Ministerien haben die Obstruktion und ihre Folgen in mancher Beziehung hemmend gewirkt. Die wiederholte V­erschiebung der Affentirungen, das Zurü­ck­­behalten der Drittjährigen machen ih­­ jon in der P­opulationsbewegung bemerkbar, während auf anderen Gebieten größere Fortschritte schon darum nicht erzielt werden konnten, weil die im Budget für diese Zwecke beanspruchten Beträge nicht vollrt wirden. Wenn troßdem, wie Dies wiederholt betont wire, sein Nückschritt eingetreten ist, so ist dies nebst den günstigen P­roduktionsverhältnissen des verfloffenen O­rei der Niüchternheit unserer Bevölkerung und, nicht in legter Linie, dem unnermüdlichen Wirken derjenigen Männer zuzuschreiben, welche unter diesen Eritischen Verhältnissen Die schwierige amd verantwortungsreiche Aufgabe hatten, Die Geshhde des Landes zu leiten. So fann denn aug der vorliegende Bericht­­ Instativen, daß die Entwicklung des Landes dort, wo die Negierung und ihre Organe darauf Einfluß nehmen können, im Berichtsjahre seine Unterbrechung erfahren hat, daß wir in wirthschaftlicher und in Elektureller Beziehung, in Handel und Verkehr, in den Urproduktionen, im Unterrichts- und im Justizwesen auch im Jahre 1903 Errungenschaften aufzuweisen vermochten, welche sich denen der jüngsten vier Jahrzehnte unwü­rdig anschließen. Wie be­­merkt, hätten diese Erfolge unter normalen geweglichen Zu­­ständen noch­ bedeutend größere Dimensionen erreicht, doch dürfte, wenn si nun nicht Die unwüsten parlamentarischen Vorgänge wiederholen, das Ber­äumte bald nachgeholt werden, da die Negierung diesbezüglich vom besten Willen beseelt is. Sie rennt die Jüden, welche ausgefüllt werden muüssen, sie fennt auch die geeigneten Mittel, mit denen am vrafchesten und sichersten den drohenden M­öbeln vorgebeugt, schon eingetretenen Möbelständen abgeholfen werden kann. Zahlreiche Vorlagen, welche schon auf dem Zische des Hauses liegen oder in jünzester Zeit unterbreitet werden künnen, beweisen am Harsten, daß es hier ausschließlich vom Parlament, vielmehr vom­ Abgeordnetenhause abhängt, ob die Absichten der Regierung verwirklicht werden sollen oder nicht. Daß dies nicht eine Trage ist, welche mu mit Rücksicht auf die Mer­gierung entschieden werden kann, sondern das ihre Lösung für die einschneidendsten Interessen des Landes von außer­ordentlicher Wichtigkeit ist, davon müssen die hier in Niede stehenden Ieblosen Zifferkolonnen selbst Diejenigen über­­zeugen, die immer mir vom parteipolitischen Gesichtspunkte auszugehen pflegen. Und so enthält denn das Statistische Jahrbuch des Jahres 1903 auch­ einen ernsten Mahneuf, der nicht ungehört bleiben darf, wenn wir nicht auf den wichtigsten Gebieten des staatlichen Lebens in dem für jede en unerläßlichen Fortschritte aufgehalten werden­ollen. Die P­opulationsstatistik ist, bis auf wenige Ausnahmen, nicht eben eine günstige zu nennen. Die Zahl der Ehen und der Geburten hat wesentlich abgenommen, die der Auswanderer aber ist bedeutend gestiegen. Dem­­gegenüber kann die Besseiung im Sanitätsinwesen, welches ein geringes Sinsen der Zahl der Todesfälle aufweist, kaum in Betracht kommen, so daß die Bevölkerung auch im vorigen Jahre nicht in dem natürlichen Maße zugenommen hat. Obwohl die Population Ungarns Heute schon nahe an zwanzig Millionen, genau 19.935.470 sein sollte, kann sie eben in Folge der angedeuteten retardirenden Faktoren nur mit 19,885.445 Seelen angenommen werden, was aber noch immer zu hoch gegriffen erscheint, da Die Daten der dem Berichte zu Grunde liegenden amtlichen Ausweise über die Auswanderung weit hinter der tramnigen Wirklichkeit zurücbleiben. Wir fallen Hier Ungarn und Kroatien und Slavonien zusammen, da ja der Zweck dieser Ausführungen nur der ist. Die Zustände des ganzen Reiches in großen Zügen zu veranschaulichen, ein Auseinanderhalten der einzelnen Länder ist daher nur dort nothunwendig, wo die Verhältnispziffer des einen Landes dich die des anderen wesentlich alterirt wird. Ein bedeutender Rückfall ist bei den Ehejhliegungen zu verzeichnen, deren Zahl 160.221 gegen 169.029 im Jahre 1902 betrug. Da 125.024 Ehen gelöst wurden, und zwar 122.119 durch­ den Tod und 2905 durch Scheidung, so wurden im Kranzen 35.197 neue Familien, um etwa 8000 weniger als im Vorjahre, ge­­gründet. Dieser Rückfall der Chejchliegungen it ein so bedeutender, daß die entsprechende geringe Verhältnißziffer (81 nach tausend Seelen) seit 1881 nur einmal, und zwar im Jahre 1896 vorkam. Die meisten, ja in Kroatien mehr als die Hälfte sämmtlicher Ehen wurden auch im Berichts­­jahre in den Monaten Geber und November geschlossen. Eine Folge der erwähnten anormalen N Befeutigungs­­verhältnisse war, daß viel weniger, Männer im stellungs­­pflichtigen Alter von 21­ bis 24 Jahren sich verehelichen konnten. Protogame Ehen gab es 123.488, während bei den anderen mindestens der eine Theil verwitwet war und da zeigt es sich, daß Witwer viel häufiger neue Ehen eingehen, als Witwen. Mit den sozialen Zuständen ist es wohl zu erklären, daß bei Geschiedenen­­­ieses Verhältniß schwächer in Exscheinung tritt. 10-25 Berzent der geschlossenen Ehen waren Mischehen, deren größter Theil zwischen Katholiken und Evangelisch-Reformirten zu Stande kam. Sh­ristlich-jüdische Ehen wurden 457 geschlossen, um 24 weniger als 1902. Hier zeigt sich trotdem eine steigende Tendenz, da die Zahl dieser Ehen seit 1897 fast unter­brochen zunimmt. Bezüglich der Religion der Kinder wurden bei 3916 Mischehen Vereinbarungen getroffen. Durch welche ausschließlich Die Katholische Religion Vortheile errungen hat. Am mngünstigsten lauten die die Geburten betreffenden Daten. Im Jahre 1903 wurden lebend geboren 725.239 Kinder, was gegenüber den 759.739 Geburten im Vorjahre einen Nachhschritt von 38 ° 8 auf 36 ° 7 per Mille bedeutet. Von diesen Kindern waren 69.244 illegitim; Zwillinge wurden in 9398, Drillinge in 87 Fällen geboren. Todt geboren wurden 15.166 Kinder. 51,7 Perzent sämmtlicher Kinder waren Knaben, 48,3 Perzent aber Mädchen. Die meisten Geburten entfielen verhältnismäßig auf die Griechisch-, dann auf die Römisch-Katholischen, die wenigsten (309 per Mille) auf die Israeliten. Hinsichtlich der Todesfälle zeigt sich im Berichtsjahre, wie bereits bemerkt, eine geringe Besseiung, da ihre Zahl gegenüber 528058 im Vorjahre auf 515.926 gefunden ist. Die Verhältnißziffer it von 270 auf 261 gefunden, daher auf ein Niveau, welches nur im Jahre 1901 erreicht war. Hoffentlich wird diese Ver­­minderung nunmehr andauern, was auch schon daraus ges folgert werden kann, daß nach den bisherigen Ergebnissen des Jahres 1904 ein weiteres Sinken zu erwarten ist. I Allgemeinen sind die Sterbeverhältnisse in den Städten beim weiten günstiger, als auf dem flachen Lande. So war die Verhältnißziffer selbst in der Hauptstadt mit Einrechnung der in Spitälern verstorbenen Fremden und gefundenen Zeichen nur 1970, mit Abrechnung der fremden Elemente aber sogar nur 173. Eine noch günstigere Verhältnißziffer weist nur die Stadt Sopron mit 17 ° 3, beziehungsweise 161 auf. Die Abnahm­e der Sterbefälle ist zum großen Theile der Ver­­minderung der Kindersterblichkeit zuzuschreiben, welche im Berichtsjahre um 13.700 geringer war und eine Verhältni­­ziffer von 467 erreichte. Die Kindersterblichkeit ist auch heute noch bei den Katholiken am größten, bei den Unitariern und Jaeliten am geringsten.. In 26 ° 1 Berzent der Fälle waren Sinfektionskrankheiten die Todesursache, von welchen Die Zuberfulose am gräßlichsten müthet und die größten Fort= Schritte macht. Diese forderte im Jahre­ 1903 nicht weniger als 76.637 Opfer, um 1500 mehr, als im Jahre 1902. Am heftigsten tritt diese Krankheit im Donau-Theigboden und am rechten Donauufer, also in den am meisten von Ungarn bewohnten Landestheilen auf, am sch­wächten jenseits des Königssteiges. Von den übrigen Infektionskrankheiten haben Scharlach, Diphtheritis und Abdominaltyphus zugenommen, Keuchhusten, Masern und Kinderdysenterie jedoch abge­nommen. Auf dem Gebiete des Sanitüätswesens muß Teicher noch immer die geringe Zahl der zur Verfügung stehenden Organe konstatirt werden. Die Zahl der Aerzte hat im Ganzen um 21 zugenommen, wogegen die der Chirurgen um 28 gefunden ist. Eine unwesentliche Zunahme zeigt es nur bei den Hebammen. Von den 5264 Aerzten wirten 2129 in städtischen Meunizipien, so daß auf dem flachen Lande sich Dieser Mangel immer mehr fühlbar macht. Es ist sicherlich den ungenügenden Erwerbsverhältnissen zuzu, als 150 Gemeinde- und Kreisarzt­­stellen nicht belegt werden können. Bedauerlicherweise it auch­ die Zahl der Spitäler um 4 gefunden, doch wurde die der Betten um 1496 erhöht. Der Besuch unserer Bäder hat in erfreulicher Weise zugenommen, da sie 102.352 stabile Gärte and 107.961 Raffanten hatten. Ein erfreulicher Fortschritt zeigt sie auch bei den hygienischen Institutionen. In zahl­­reichen Ortschaften des Landes wurden Wasserleitungen, artesische Brunnen geschaffen, Kanalisationen in Angriff ge­­nommen und auch duch Pflasterungen das allgemeine Gesundheitswesen gefördert. Hingegen bieten die Daten über die Auswanderung ein äußerst tristes Bild. Nach den Ausweisen der Verwaltungsbehörden sind im Jahre 1903 68.457 Personen ausgewandert, etwa um 4000 mehr als 1902. Doc erscheint diese Ziffer äußerst willkürlich, da nur die Aus­weise der Häfen von Hamburg, Bremen, Antwerpen, Rotterdam und Genua von 119.911 ungarischen YAuS=­inwanderern berichten. In einzelnen Komitaten, so insbesondere­ in Abanj-Torne, Gömör und Kishont, Sáros, Szepes ist die Auswanderung so groß, daß sie Die natürliche Vers mehrung der Population überwiegt. Dagegen sind, soweit die Tidenhaften Aus­weife eine Zusammenstellung zulassen, insgesammt 17.030 Personen wieder in das Baterland zurücgekührt. Da diese Ziffer die Gesammtzahl der Nach­­fehrenden der früheren zwei Jahre übersteigt, wäre es wünschenswerth, daß dieses Verhältnig fs auch in den folgenden Jahren im selben Maße bessere. 2 p schreiben, wenn mehr in Feuilleton. Stanrentam. — Bon Stefan Bártony. — „Hundemetter !" Enuixte mein Auderer mißmuthig vor ich Hin. Raum daß er den Kahn zu meistern vermochte — so wurde dieser von dem rauhen Herbstminde weitaus weitab gergleudert. Und das wird ein „todtes Waffer“ genannt! Todtes Wasser ! Da, wenn es still ist, im Sommer, da die Sonne glühend heiß auf den Wasserspiegel herniederbrennt , da, allerdings, da ist es sanft wie­­ Sammt, und fronm wie ein Lämmchen. Doc fest muß man es sehen, fest, da der Nordwind schneidend darü­ber Hindrauft, es patscht und peitjeht, bis es außer Rand und Band ist, und heult vor Wuth. Zu Beginn sind es nur Anzeichen, die das Kommende ahnen ú lassen ; das „todte Maffer" fängt an, sich zu tränkeln und zu sträuben, und die große Spiegelfläche, vom Nahricht umfläumt, sendet mit den immer weiter ausgreifenden Wafserkreisen warnende Mahnung von einer Seite zu w­andern. „Nehmt euch in Acht, ein Stem naht! Rohre haltet fest zusammen !" . . . Das ist jedoch nur der Anfang. Von Augenblick zu Augenblick weiten sie die Kreise, schmelzen sie immer mehr und mehr an; das „todte Waffer“ hat aufgehört, todt zu sein. Die Kreise machten zu Wellen an, mit flachsgelben Mähnen, die alsbald zu Drachensträhnen sich wandeln. Das „todte Wasser“ ist bis zum Grunde nieder aufgewühlt .. . Set ist der Wind hier Herr und Gebieter. . Das Wasser spielt jetzt förmlich mit dem Kahne.Zügellos ungeberdig schleudert es ihn plötzlich nach dem Rohre him Und diesem rüden Angriff muß man kläglich nachgeben,sonst schlägt das kleine, nur von einem ein­zigen Ruder­er gesteuerte Fahrzeug vollends um Das heißt es auf seiner Huth sein in diesem wilden Sturme...di­t am Röhricht käi­­pft jetzt unser Kahn mit den Wellen,und all seine Kräfte spam ik der Ruderer an,um eine mehr geschü­tzte Stelle zu gewinnen­,,Hundewetter!Hundewetter!« Kaum jedoch, daß ich ihn höre, ganz Anderes hält mein Sinnen fest gefangen: ich erbliche „jemand“, von dem ich wohl schon längst gewußt, daß er ernftire, den ich jedoch bis dahin nicht recht noch zu G­esichte bekommen: der Geist des Windes its, dem ich erschaut ! IH sehe es ganz genau, wie er in dem mild hin- und hergerüttelten Rohre sich zu formen beginnt... In ruhiger Zeit ist das Rohr um das „todte Wasser“ herum so till, so unbewegt, daß die Wildente und das Wafferhuhn, die dort sich verfrochen haben, bei der Teijeften Geplätscher­chen zusammen­­fahren und, Gefahr witternd, gespannt laufen. Die Wildente hebt b sharrend den Kopf Hoch empor, wenn ein Geräusch in der Nähe zu vernehmen, während das Wasserhuhn noch tiefer hineinschlüpft in das bergende Duicht, wohin Niemand ihm zu folgen im Stande. An den tiefschattigen Verstedden, die es da gibt, wird der schwalz gefiederte Vogel völlig unsichtbar. Wie ganz anders ist es recht! Die Zeit der heiteren Ruhe ist vorbei, Am Himmel rast das Heer buntfciedigem Wolken dahin, und das ist, wie bekannt, ein Anzeichen dafür, daß auch dort oben der alte Aeonus:seine Beitiche sch­winge, Hochgethirmt, in fliegender Eile, jagen über uns die Wolken­­gebilde dahin, wie einstmals,von rothhäutigen Indianern verfolgt, Büffel­­beenden in den Brairien. In langen bullet Linien hart aneinander­­gefeilt, hebt sich bald da, bald dort das Haupt eines Weltenbüffels aus der zusammengedrehten Menge gigantisch empor, ala wollte das Ungethüm über die Näden Der anderen hinweg sich einen Weg brechen. Sast vermeine ich die entregt Dreinstarrenden Augen des Nierenthieres zu sehen, das mit der Kraft einer Dampflokomotive in das Nichts Des Sirmaments, in den sturmdurchpestichten Luftraum hinein waffelt. Sogar das gepreßte Wec­zen und Stöhnen des zu Tode geängstigten Phantoms meine ich vernehmen zu sollen. Was ich vernehme, ist indessen nichts Anderes, als das Heulen des Windes, sein wild-täglicher Weheruf, der nicht zum Erbarmen bewegt, sondern entjegt und lähmt . . . Huch das Nahricht it allgemach wild geworden, und beugt sich und neigt si, als wollt’ er verzweifelnd mitten hinein stürzen in das Wasser, hinweg von dem unsichtbaren sehreichen Peinde, der seine Peitsche Frachend und praffelnd über seinem Haupte niederlaufen läßt. Und das eben ist der Augenblick, da ich den Geist des Windes erschaue. Sieh doch, wie er sich stemmt mider das biegsame Rohr! Und wo er hindurch bricht im schmankenden Röhricht, da zeigt er für einen Moment mit magischem Zauber, wie er sein würde, wenn er einen wirklichen Leib besäße. Mitunter frift er sehwerfällig nieder zw­ischen die Nohre, und da glaube ich fast, seinen Druck zu empfinden, zu fühlen, wie da und dort die Rohre scheu ihm aus dem Wege wichen.. . . Dann wieder reißt er pfeilgerade einen schmalen Streifen durch das Dieicht und schwimmt da hindurch, Arme und Beine rechts und links hin schleudernd. Weithin ringsum nichts, als Schreden und Entgegen ! Am Ufer die dürre Egpe, sie biebt und zittert, wie wenn Die schneidende Kälte ihr den Garaus machen mollte. Und die Weiden­­büssche stehen traurig Die Köpfe zusammen, und erblaffen sind jeufzen, wenn der Wind ihnen das Laub zerzauft. AM das geschieht am „todten Wasser“, 4 von der großen Ebene her, durch das Brausen und Laufen des Windes hindurch, it langgezogenes „Gaga, Ga­ga“ zu hören. Wildgänse sind es, die dort umherstreichen, truppmeise Die Umgebung des Teiches durch­schmärmen. Ist das Wetter gut, dann ist nicht leicht, mit ihnen reden — so hoch oben ziehen sie da. Von den Saaten sich erhebend, eilen sie hinauf in die blaue Höhe, wo sie weithin auslugend mit großer Umsicht ihre Nahepläge auf dem Teiche sich erwählen. Jet indessen bläst unten der Wind, heult oben der Sturm. Sept sucht auch die Wildgans nach bestem Können die biffige Peitsche zu meiden, die umso stärker faut, je größer der Körper, den sie sie zum Gegenstande ihres grausamem­ Spieles gewählt. Auch die Wildgansschwärme ziehen leise dahin. Wie still betend erheben sie sich von dem wohligen Saatfelde und nähern sich dann gadernd dem mellenschlagenden Wasser, von dem der Wind die wohlbelannten alten Mextzeichen hinweggefegt hat: Die vielen weißen Federn, welche die Vögel sich und anderen auszurupfen pflegen, mo sie behaglich­ daheim zu fein lieben, 63 nahen, die wildbewegte Leere [darf durchschneidend, vier Bögel, der führende Gänserich um einige Klafter voraus. Ein in in Frühjahr, wenn dieser sich mit seiner lieb­­werthen Ehegenossin auf eine Tour begibt, da läßt er, galant wie er ist, seine Gnädige, die Fran­ans, vorausfliegen, damit sie nach ihres Herzens Zuge Wiese und Moor sich selber erkiefe. Heute indessen gibt es seinen zuvorkommenden galanten Ehemann, heute ist es an dem findigen Alten, die unerfahrene Jugend zu leiten und sie zu betreuen, auf daß sie nicht bhöricht in Gefahr sich begebe. Auch diesmal weicht der führende änferich meither schon sorgsam von der Richtung ab, die ihn dem verdächtig am Nöhrieht schaufelnden Kahne nahe brächte, und die anderen Trupps alle ziehen desselben Weges Hinter ihm drein. Selbst bei diesem unsicheren, win­digen Wetter halten sie wunderbar die Zielradlinie ein, die der erste begreifende Trupp vor ihnen gezogen. Wo die Bahn sich wendet, dort iirm ennen prompt auch die nachfolgenden Trupps und ziehen solchermaßen weiter, bewußt in sicherer Richtung einem Gebote fol­­gend, das menschlicher Kenntniß unerfaßbar erscheint. Inzwischen hat sich die Sonne zur Nüste gesenkt, und nicht fern mehr­­t die Dämmerung des Abends. Lange schon wiegt sich der Kahn auf einer und dersselben Stelle, in einer Lichtung, die dem Anfall des Windes weniger aug­­geseßt ist. Oberhalb des lebendig gewordenen „todten” Wassers wir­dein Schwärme von Wildenten, bald sich rentend und bald wieder erhebend, durcheinander. Vom Wellenschlage molestirt, vermögen die Bewohner des Teiches ihre gemahnten Ruhepläge auf dem Wasser­­spiegel nicht einzunehmen; die Heinen Tauchervögel allein Schaufeln sich, Schwarzen Kügelchen gleich, auf dem Wasser, nahe dem Nahricht. Bei solchem Wetter halten sie es fir vathsamer, nicht zu fliegen, son­­dern sich den Wellen zu überlasfen. Ein rother Streifen wird am Fiumament sichtbar und der rosige Widerschein überstrahlt die Wasserfläche, oft ist es, als bliefe der Wind nicht mehr so stark, wie soeben erst. Heclus ist offenbar müde geworden. Das Schwanken des Rohres wird langsamer, gleichförmiger, und auch die Schlangenwindungen, solwhe das Mbogen auf und in dem Nahricht sind bereits isolirter als zuvor, da der Wind so heftig Alles durcheinander gerüttelt und geschü­ttelt hatte. Und immer schmächer wird das Laufen des Windes, immer leifer s­a 4 leifer a­s 3168 aber al wahr? Im diesem Wagenblicke raffelte er ja noch über meinem Kopfe, dieser Hundewind!... Oho! das war sein Wind mehr, sondern ein Trupp Staare, der schnell wie der Blig dahergefahren kam und oberhalb des Röhrichts wechselnd mich glauben machte, ich hörte weit her viele Hunderte raffelnder Trommeln, alle auf einmal, mit- und durcheinander mirbelnd. Und der erste Trupp war kaum vorüber, da ließ sich auf’S neue jenes eigenthümliche Raffeln und Paraffeln vernehmen, die es an ein rasch nahender Sturm hervorzurufen pflegt. Ein zweiter Trupp Staare i­s! .., dann ein dritter. .., ein vierten..., ein zehnter... Das sind die „Bettgeher” des Nöhrichts, die Staarenregimenter, die rasch nacheinander einzuladen beginnen. Tagsüber hatten sie sich irgendwo, bei Viehheerden in der Umgebung, emsig schaffend, mühend­ ihr bisschen tägliche Jung­­­e zusammengesucht. Doch jest­et das Taglöhnern zu Ende. Der Sonnenuntergang weist auf die vorgeschriebene Zeit, die nicht über­­schritten, tyrannisch muchernd nicht ausgedehnt werden darf. Wie von einen Falken gejagt, so laufen die Staatentrupps daher. Und doch ist diesmal seine Nede von solchem Sagen. Dieses­­­ventre-A­terre durch die Lüfte ist lediglich Unterhaltung, eine Art von Flügeltraining, wie es nöthig­st vor der großen Reife. Unglaublich lebendig wird es nun allgemach um das Röhricht herum. Sogar die Wildente zieht schon Heimmärts, in Schwärmen schon von Weiten deutlich zu sehen. Ueber der sich beruhigenden Wasserfläche angelangt, stoßen sie alsbald mit straff gespannten Schwingen zum Wasser nieder, wo mit großem Geschnatter das Wegrüßen der einander Begegnenden anhebt- So dicht ist der Teich von den Vögeln bedeckt, daß der Wasserspiegel ganz schwarz erscheint. SurrT Sau­!Surr!sauft es plötzlich und ohne Unterlaß, und Tausende von Staaten,schier nicht enden wollend,treffen ein, in Trupps den langen Teich umkreisend.Undimmer werte Trupps erscheinen, den früheren, die fon von Besuchen auf der andern Seite zurüchkehren, begegnend. Dabei fahren sie mit minder­­barer Leichtigkeit neben- und übereinander dahin, ohne daß nur ein einziger in einen andern Trupp geriethe, wenn auch die beiden aus entgegengejebten Nichtungen daherziehenden Schaaren mit­einander sich, förmlich zu verschmelzen scheinen. Das s­­indessen noch nichts. Bald folgt ein augenblendendes, nervenzerstörendes Turnier im Luftmeere, das man selber mit ange­­sehen haben muß, um an die Realität Dieses unwundersamen Schau­­spieles glauben zu können. Zehntausend Staate,ja zwanzigtau­send sind vielleicht bereits oberhalb des Teiches beisammen und noch immer kommen,einer Sturmfkuth ähnlich,neue Sclhd­aren dazu,1111d das so urplötzlich,wie­­aus der Tiefe der Erde herausgespien,da nur ein kurzes,durch­­dringendes Sausen ihr Nahen verkündet und sie im nächsten Augen­­blick schon wieder hart über dem Röhricht hinwegrasseln. Zunächst sind es einzelne Trupps—Züge­—,die beisammen zusehen,doch bald gesellen sich ihnen andere»Züge«zu,dreie, viere,bis die,,Kompagnie«komplet ist und we sie sich formi­ert. Diese Kompagnien aber halten nicht still,sondern stürmens mit« wahnsinniger Schnelligkeit weiter,bis sie,in einem unberechenbaren Moment, unter s­charfem weinerlichen Staatengetreise mit anderen Kompagnien zusammenstoßen und „Bataillone“ bilden. Doch halten sie da­nn immer nicht an, im Gegentheile: der Sturmflug Hoch oben in den Lüften, die blisischnellen Wendungen fangen so recht erst fest an sich zu entwickeln. Der Staare sind nunmehr schon Tausende beisammen, und noch immer kommen neue Trupps herbei, zu Regi­mentern, Brigaden fid­ unweitend. Und diese ungeheueren, mit dem Deporter einer Dampflokomotive dahinstreichenden Schaaren beginnen in der Höhe sich gegenseitig zu wehen, mit­einander zu Tofettiven, dabei sich ihmwingend und wiegend wie in einem märchenhaften Tanze, heffen Touren auf jeder der beiden Seiten von zwanzigtausend Staaten und von jedem einzelnen Staare genau mit der gleichen Bewegung, dem gleichen Flügelschlage, dem gleichen Tone ausgeführt werden. Hier einige dieser Touren; Ki­­­sz Cs hat fast den Anschein, als ob Serbien ohne dynastische Stage gar nicht bestehen konnte. Obwohl es keinen lebenden und thronberechtigten Obrenovics mehr gibt, sind die Belgrader Blätter mit dem Nachweise eifrig bemüht, daß es in Serbien noch immer Anhänger Dieser Familie gibt, welche bereit wären, abermals einen­ Thron­­wechsel herbeizuführen. Den merkwürdigen Reigen dieser . 2

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