Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1905 (Jahrgang 52, nr. 100-125)

1905-05-02 / 100. szám

Arbeiter,sondern auch die des Unternehm­e­ts und seines gesammten Fabrikspersonals.Besotzders festlich gestaltete sich die Ehrung der Arbeit zu der Gay»z’sch­en Fabrik,wo außer den seitens des Ministeriums Prämurten noch vier verdiente Arbeiter des Eta­­blissements Ganz u. Komp., Maschinenfabrik- und Eisengießerei-A.-G., namentlich Heinrich Wirth, Jofef Tolody, Gustav Schauer und Johann­ Herold die seit­ 25­ Jahren bei der Firma thätig sind, seitens­ des Unternehmens mit einer Prämie von je 90 Kronen bedacht wurden, die ihnen­­ der General­­direkto­r Emil v. Asboth einhändigte, wobei er in einer ihmungvollen Rede die­­ Verdienste der Prämierten und die Bedeutung der Auszeichnung eingehend würdigte; ferner in der Reiter Müller- und Büder-Dampfmühle, wo die Sabrissleitung, den Tischler Julius Polpky in Anbetracht seiner 25jährigen Dienstzeit mit 50 Kronen beschenkte. Im Namen der Kammer wu­rden die Prämien überreicht: im Gtablissement Ganz u. Komp, dem seit 29 Jahren angestellten Tischler Johann Scherbaum durch Andreas TH­EL, in der Fakfabrik Ferdinand Schwarb dem seit 41 Jahren thätigen Faßbindergehilfen Michael Rei u­nd auch Kammermitglied Lohdann Bittner; bei der Buda­­pester Bumpen- und Maschinenfabrik A.­©. dem 34 Jahre lang dienenden Schlosfergehilfen Karl Blazsovits dar Kam­mermitglied ©. Boross, in der Pelter Müller und Bäder Dampfmühle dem seit 33 Jahren thätigen Schmied Anton Sendroffer durch Kammermitglied Dr. Theodor Heidelberg; in der Kunstanstalt Kellner u. Mohrlüder dem seit 27 Jahren thätigen Bruder Leopold Trupp duch Kammermitgllied Julius Grettel; in der­­ Altonaer Schiffswerfte der 1. Í. I priv. Donau-Dampfschifffahrt- Gesellschaft dem 54 Jahre thätigen Schiffszimmermann . Georg Blattner durch Kammermitglied Leo Weird; in der Maschinen­­fabrik 2. Lang, dem 29 Jahre lang thätigen Maschinenschloffer “Lorenz Bittmer durch Kammermitglied Sigmond Ritter v. Salz; beim Schlossermeister Emerich Nagy den" seit 29 Jahren thätigen "Schloffergehilfen Gabriel Kovács auch Kammermitglied Zulius jartas; in der Wagenbauwerkstätte d­ef Bogdán dem seit­­ 27 Jahren thätigen Smiedegesellen Alexander Pfister und Kammermitglied Satob Glattfelder; bei der Firma Stanz Spißer u Sohn dem seit 33 Jahren thätigen Schneidergesellen Hermann“ Schiller duch Kammermitglied Adolf Krauß; in der Instrumentenfabrik Jos B. Shundu dem 29 Jahre lang thätigen Werkführer Johann Steindl durch den Vizepräsidenten Andrea Ket; im Etablissement der Gri­mwindt­­schen Spiritus- und Prephese-Fabriks-A.-G. dem 41 Jahre lang dienenden Fabrik­arbeiter Sebastian Binforkiny durch Kammer­­mitglied Leo Dan und in der Wagenbauwerkstätte Salob Glatt­­felder dem seit 29 Jahren thätigen Michael Szalai durch Kammermitglied Bartholomäus I­el­­ő.­­Seelsorgermahl. Der Nagybányaer Seelsorger Johann Mévék, einer der Kandidaten der hauptstädtischen evangelischen Gemeinde, hielt am Sonntag Vormittags in der Kirche auf dem Deak­ter, welche aus diesem Anlasse mit Andächtigen dicht gefüllt war, eine Probepredigt. Neveß erörterte die Bestimmung der hristlichen Weltanschauung aus patriotischen, sozialem und dem Gesichtspunkte des Weltfriedens und erzielte tiefe Wirkung, welche sich nach dem Schluffe der Predigt in den Gratulationen zahlreicher Notabilitäten der Gemeinde, dar­unter Daniel Badát, Ludwig Lang, Staats­­sekretär, Michael Zi­lindly, Baron Nadvangly und viele Andere, manifestirte. Abends fand zu Ehren des Kandidaten im „Hotel Fägerhorn“ ein animirtes Banfet statt. (Spenden) Us Kranzablösung für­­ weiland Frau Katharina Mandl sind ung zugegangen: von Friedrich Ba­­­lafia und Frau 25 k für das ir. Giechenhaus und 25 k für den ifr. Hand­werfsverein ; von Alexander Mellinger und Frau 20 k für den ifr. Handmerfsverein, 20 k für das ifr. Griechenhaus,­­20 °%­ für die Ferienkolonien und 20 k für Gratismilch; von Albert S­chön und Frau 25 k für Gratismilch und 25 k für das ür. Siechenhaus, von Max Wohlstein und Frau 10 k für das ir. Siechenhaus. — Ferner erhielten wir: von 3. T. 25 k, von N. 9.­0 k und ©. R. 20 K zu Gunsten des Erholungs- und Heilungs­­unterstügungsfonds des Landesvereins der Privatbeamten. "(Donainleihhe) Heute Früh ist auf dem Rudolf-Rakpart die bereits starr vertiefte Leiche eines Mannes aus dem Wasser gezogen worden. An den Taschen des Unbekannten wurde ein auf den Namen Kosef Mann lautendes Mitgliedsbuch der Krantenkaffe vorgefunden worden. (Verbrannt.) Der Eigenthümer des Restaurants auf dem Blodsberge Karl Stampel zündete gestern Abends eine Spiritus­­lampe an; er ließ sie aber ungeschichterweise fallen, so daß sich der brennende Spiritus auf seine Kleider ergoß. Der Kellner Sosef Weiß eilte seinem Herrn zu Hilfe und riß ihm gerade noch zur rechten Zeit die Kleider vom Leibe. Sowohl Stampel, wie auf Weiß erlitten Brandmunden und mußten von den Freiwilligen Rettern in Pflege genommen werde­t. . (Unfälle.)In der Wäscherei in der Wesselönyiiutczasjkosö kamheme die Arbeiterin Emma Brennak einer Rollmaschine zu nahe·­ihre rechte Hand wurde vom Schwungrade erfaßtI und zer­­malmt.—Der 36jährige Wagenschieber Karl Szabö gerieth betete auf dem Franzstädter Lastenbahnhofe unter die Räder eines Gü­ter­­waggons,die ihm den linken Fuß vom Leibe trennten­ Wid ve­runglückte werden i­n Rochusspital gepflegt. M­ine rabiate Mietherin.­Der Eigenthümer des Hauses Hungarias könnt Nr-91 Eugen W­eiß,wollte heut­eFrüh eine Partei,die schon seit längerer Zeit die Miet beschuldig war, delogiren lassen.Als er gegen 8 Uhr Früh In der Wohnung er­schien,ü­berfiel ihn die Frau des Miethers und versetzte ihm einen Axthieb auf den Kopf Weiß wurde von da freiwilligen Rettern in Pflege genommen.Die Attentäterin ist in Haft genommen worden. Lebensmüde.­Im Stadtwäldchen hat·he1­te Vormittags ein anscheinend 19——20jähriger junger Mann eine­r»Selbstmord­s­versuch verübt.Er jagte sich eine Revolverkugel in die Brust und wurde schwer verletzt ins Spital überführt.Seine Identität konnte nicht festgestellt werden.—Der 37jährige Taglöhner Anton Gana sprang heute Vormittags vom dritten Stockwerke des Hauses Tkßkp­utcza Nr. 5 in den Hofraum, wo er tod liegen blieb. Das Motiv der That üt Noth. r TE Her hafteter Taschenbd­ieb.) Die Polizei verhaftete heute den wegen Diebstahls bereits vorbestraftern Landstreicher Simon 2 5my, der in der legten Zeit in Budapest mehrere 7 Taschendieb­­stähle verübt hat. R önig wurde der Staatsan­waltschaft eingeliefert. Selbstmord eines Advok­aturs­andidaten.­ Am „Hotel Elite” in der Kiralgsutera hat sich vorgestern der Ad­vokuturs­andidat Gerson Bapp doch einen Nevolverschuß entleibt. Bapp war von der Polizei stedbrieflich surventirt. Er hat Diverse Dokumentenfälschungen begangen, für die er schon längere Zucht­­hausstrafen abgebüßt hat. Zulest hat er die Baurschaft seiner Frau entwendet und war mit dem Gelde nach Budapest gekommen.­­ Hier hat er, nachdem er das Geld verpraßt hatte, den Selbstmord verübt. (verloren.) Ein armer Junge verlor gestern ein goldenes Medaillon mit der Aufschrift „1902 November 5". Der redliche Binder wird ersucht, dasselbe gegen entsprechende Belohnung unter Adresse Karl Neumann, Rombaco­uteza 6, I, abgeben zu wollen. (Nabiate Arbeiter.) In der Schmiedewerkstätte des Stefan Zelenka (Szövetjeg­ uteza Nr. 19) erschienen gestern Vormittags mehrere betruffene­­ Arbeiter und wollten die dort beschäftigten Gehilfen zwingen, die Werkstätte zu verlassen. Die zu­­fällig anmesende Frau Zelenka’s wies den Eindringlingen energie die Thür, worauf einer, der 76jährige Zimmermann „Julius es, sich, mit einen Stocdegen bewaffnet, auf die Frau stürzte. Dex an wurde jedoch festgenommen und einem Konstabler über­­geben. B : Auf dem Heimwege in der Nähe des Parlamentsgebäudes Raubattentate­ Dev aus Nissch zugereiste Pferdehändler Demir Hussein Aga unterhielt sich gestern Nachts in einem Mitet in der Szemereruteza mit dem Zimmermann Andreas abat, stürzte sie Babát plöglich auf seinen Gefährten, warf ihn zu Boden und raubte ihm die Geldbörse, in meldyer sich 25 Z­wanzig-Szonen- Stücke befanden. Baba i­st noch im Laufe der Nacht verhaftet worden. Der jährige Schmied Johann Haus­berger wurden gestern Nachts in der Laßlo­uleza von zwei Strolchen überfallen, die ihm einen Messerstich verseßten und seine Banrschaft von 29 k­raubten. Die Polizei recherirt nach den Thätern.­ ­ Theater, Bunt und Literatur. Das Nationaltheater bringt morgen, Dienstag, Szigligetis Volksstld „A szökött katona" mit den Damen Saas und Blaha in den Hauptrollen zur Aufführung. Mittwochs wird als einaktige Novität das Dramolet „Egy Szál myrthus“ von Josef Dezső gegeben. Die Rollen dieses reinen Schauspiels werden von den Damen D.­Ligeti, Baulay, Exfi Baulday um Herrn DdrY dargestellt. Der Novität folgt eine Aufführung des neuen Dramas „Enyeszet“ von Stefan Géczy und Julius Hegedüs. * Am 3. 5. M., Mittwoch, gelangt im Király Szinbáz der Schlager dieser Saison, das Batonyi-kacsób je Singspiel , János vitéz" zw 170. Aufführung. Die Titelrolle spielt Sr. Sári Fedat, die von ihrem Urlaube heim­geführt it, amd nunmehr ihre Glanz­­rolle wieder übernehmen wird. Das Stück bleibt nur Nachsicht auf das große Interesse, welches den Aufführungen noch immer entgegen­­gebracht wird, ohne Unterbrechung auf dem Repertoire.­­ In Wien wurde Sonntag das von Hans Scharpe geschaffene A­nzengruber -Denk­mal auf dem Schmerling- Blase enthüllt. Auf einem Steinbled erhebt sich das Standbild des Dichters, der auf den vor dem Telsblodhe ruhenden Steintropfer Hans berabbliet. Am Schluffe der Feier wurden zahlreiche Kränzge vor dem Monumente niedergelegt. Theater für heute: Nationaltheater: "A szökött katona". — Königliches Opernhaus: "A nürnbergi baba"; „Alom“. — Lustspieltheater: „A nepgyülöld“. — Magyar Szinház: „Ex lex“. — Kirkly-Szinház: „A daneigi herezegne“. — Sommertheater im Stadtmäld­­chen: Vorstellung des V­ermandhungskünstlers Srizzo. —Uraniar Theater: „Sköczia“. Vereinsnachricten.­ ­Das P­ensionsinstitut des National­theater) hielt am 29. v. M. unter dem V­orsitz des Direktors Alexander So­m­­ ó seine Generalversammlung. Nach der Eröffnungs­­rede des Dorfstenden legte Sekretär Emerich Csappar den Jahresbericht des Pensionsinstituts vor; [aut demselben betrug das Institutsvermögen am Ende des verflossenen Jahres 626.014 k 24 h. Die­­ Zahl der Mitglieder beträgt 77 aus dem Berbande des Nationaltheaters, 36 aus dem Berbande des Opernhauses und fünf eiterne Mitglieder. Im abgelaufenen Jahre wurden sechs Mit­­glieder pensionirt, Witwenunterfrügung erhielten viert Mitglieder. Zu Gunsten des Instituts spendeten Árpád Berczit 207 k, Marie Fäßai 200 k und Karl Batthy 123 k. Der Bericht wurde zur Kenntniß genommen; sodann wurden die früheren Funktionäre des Insttuts einstimmig unwiedergewählt. (Die wohlthätige ,Szép- Sziv"- Gesellschaft, die unter dem Protettorate des Bürgermeisters Hofrathes Johann Halmos steht, hielt am Sonntag ihre dritte ordentliche General­versammlung, in welcher der P­räsident Gustav Mangold den Borfiz führte. Der der Generalversammlung unterbreitete Jahres­­bericht bietet ein umfassendes Bild der von dem Vereine entfalteten segensreichen Thätigkeit. Besonders hervorzuheben it die vom Vereine in Balatonfüred erhaltene Kindererholungs-Kolonie, in welcher während des Sommers zehn arme, erholungsbedürftige Kinder aus der Hauptstadt Verpflegung erhalten. Dem Verein sind leithin als gründende Mitglieder beigetreten: Graf Baul Feste­­tic8, Graf Georg Mailáth, Graf Julius Szechenyi, Graf Zadislaus Somfjic, Batriarch Georg Brankovics, Baron Span Baid, Yulus Szemzö, Gräfin Karoline Kara, Batthbyányg, Frau Karl Zipernovßfy, Frau Gedeon Tolnay, Srite Fiumaner Reisifhälfabrit, Desidver Bayer, Baron Sulius Harkänyi, Oraf Ladislaus Hunyady und Baronin Albert Wodianer. Sowohl der Jahresbericht, als auch der Bericht des Kaffiers wurden zur Kenntniß genommen und den Funktionären des Absolutorium ertheilt. Dann folgte die Wahl der Funktionäre. Gewählt wurden zu Ehrenmitgliedern: Graf Paul Festetics, Fürst Rudolf Sobromik und Dr.­­Heinrih Mangold; Präsident: Gustan Mangold; Vizepräsidenten: Albert Erenyi und Jan Anton Schäfer; Gelretär: Arthur Khozdon; Schriftführer: Zoltan Epstein; Duastor: Berthold Bieiffer; Kaffier: Sammel, Diamant; Kontrolore: Eugen Altmann und Mar Luptig; Bibliothekar: Ladislaus Erenyiz L­ tevisoren : Anton R. Erenyi, Ladislaus Freund und Berthold VBarga. Ferner wurden fünfzehn Ausschußmitglieder gewählt. (Der Asylverein für Obdachlose) hielt gestern unter dem­ Borsige des Barons Friedrich Podmaniczty seine Generalversammlung. Vereinsan­walt Dr. Emanuuel Mózs­az­völgyi unterbreitete den Jahresbericht, dessen Inhalt wir bereits flizzerten. Die vom Verein verwalteten Arbeitshäuser ergaben einen Neingewinn von 14.769 k. Das­­Vereinsvermögen beträgt 341.854 k. Das Andenken der Verdienste Eduard und Marzell Neufchlof wird protokollarisch verewigt werden. Die bisherigen Funktionäre wurden wiedergewählt. An Stelle Edmund Neuschloß” wurde Sofef Bags zum Sekretär gewählt. Auf Antrag des Vorfigenden wurde den Spendern und auf Antrag Johann Gundel’s dem Asyldirektor Emil Leyrer Dank votirt. (Der Budapester Haush­errnverein) hielt am 30. April unter dem Borfide Koloman Gergely’s und unter lebhafter Betheiligung seiner Mitglieder die VIII. Generalversammlung. Der­ Jahresbericht . Schildert die Thätigkeit des Ausschusses im abgelaufenen Jahre, unter Anderem die Fertigstellung des Elaborats in Bezug der angestrebten Steuerreform der Immobilien. Dieses Glaborat wird dem Justizminister überreicht werden. Gegen das neue Pflasterungs- und das neue Rauchfangkehrerstatut wurden Nekurse eingereicht. Fertiggestellt wurden die Eingaben, welche auf die projektirte Umgestaltung der Wasserleitungs-Verordnungen Bezug haben. Der Entwurf des neuen städtischen Miethstatuts wurde ein­gehend berathen und es werden seitens des Vereins vielfache Abänderungen petitionirt werden. Schließlich wurden die Ergänzungs­­zahlen vorgenommen. . Ungarländischer Karpathenverein.­ Der Zentral- Ausschuß des Ungarländischen Karpathenvereins hielt gestern in als eine start­besuchte Situng, in­­ welcher der Vorfigende meldete, daß die Zahl der gründenden Mitglieder in 17 zugenommen habe, daß ferner der­­ Handelsminister geneigt sei. Die angefuchte Gepäck­­transportbegünstigung für Touristen , smit den Barlangliget und dem Gorbatö zu gewähren. Sodann wurde das Budget festgestellt und dem Geltionspräsidenten für die Ost­karpathen Karl Siegmeth für seine im In- und Auslande gehaltenen Vorträge Dank ausgesprochen. Sodann wurden Die Berichte der Sektionen und der Komites, solwie das heutige Arbeits­­programm zur Lenn­niß genommen.­ür die Er­weiterung des­­ Boprader Museums votirte der Ausschuß 22.000 k; er beschloß auch die Ausschreibung einer Konkurrenz. Zum Schluffe wurden noch mehrere interne Angelegenheiten erledigt. (Der kaufmännische Hilfsverein) hielt gestern in den Qfalitäten der Kaufmannshalle unter Vorfig des Präsidenten Ladislaus Fürst bei sehr reger Betheiligung der Mitglieder die diesjährige ordentliche Generalversammlung. Bei der Tagesordnung nahm Direktor Sigmund Gutmann Gelegenheit, dem Präsidenten im Namen der Mitglieder aus Anlaß seiner Ernennung zum königlichen Rath zu gratuliren, wofür der Präsident herzlich dankte. Hernach schilderte er in längerer Nede die Thätigkeit des Vereins im abgelaufenen Sabre. Die durch die mißliche wirtsschaftliche Lage hervorgerufenen schweren Erwerbsverhältnisse haben auch an die Vereinstaffe größere Anforderungen gestellt, die aber alle zur gößten Zufriedenheit der Mitglieder befriedigt wurden. Als Beweis Biefair dient der vorgelegte ausführliche „Jahresbericht, dem folgende Daten zu entnehmen sind: Die Anzahl der Mitglieder beträgt 1051, denen neun ordinirende und nebst den im Ambulatorium des Vereins wirkenden Spezialisten noch sechs Spezialärzte zur Verfügung stehen. Das Vereinsvermögen macht k 121.262 aus. Die Einnahmen betrugen­­ 8779, wovon auf Unterstüßungen k 1994, für Leichen­­prämien k 4100, für Spitalsgebühren K 698­2e., somit k 9091 der Mitgliederbeträge auf Krankenunterstüsungen (hievon 35 ‘Berzent auf Nerztehonorare) verausgabt wurden. Die täglich sch mehrenden Anforderungen, andererseits die Intention der Direktion, die Bene­­fizien des MVereins auszubreiten, bewogen die Direktion, an die Generalversammlung mit einer geringen Erhöhung der Mitglieder­­beiträge heranzutreten. Die hierauf bezüglichen Anträge wurden nach sehr lebhafter Debatte fast einhellig angenommen. Ebenso einhellig wurde sowohl der Vereinsleitung, als auch dem Aufsichtsrathe das Absolutorium und diesen, sowie den Nerzten und den Gönnern des Vereins, Dant votirt. Hierauf wurden gewählt in die Direktion: die Herren Alexander Brody, Berthold Fürst, Leo Kramer; in den Ausschuß: die Herren Koloman , Michael Balog, Bernhard Engel, Anton Gergely, Jakob Kirichbaum, Adolf König, Isidor %. Lismann, Karl Löffler, Em. Adler, Em. Gas, Adolf Törös, Satob Weiß, Moriz Böhm, Arthur Bloch, Sammel Bloch, Manó Mátos ; in den Aufsichtsrath: Die Herren Adolf D. Adler, Adolf an Lofer , Sünker, Géza Schäffer, Karl Szana und Bernhard piper. " « (Imu­ttgartischen Landes-Stenog­raphen­­verein)beginnen die letzten Lehrkurse dieses Schulrahtes am 8.Mai.Den bereits absolvirten Zöglingen diene zur Kenntniss,daß die Schlußprüfung am 29.Jumi ind B­abelsberger-­­Stenographienfiliale (Gyarutcza 48) stattfinden wird. Der Besuch sowohl der deutschen, als der ungarischen Lehrkurse war in diesem Jahre ein außerordentlich reger; es nahmen an denselben in großer Anzahl auch Erwachsene, besonders aber Damen, theil. Den Unterricht ertheilten Parlamentsstenographen, die Böglinge er­lernten auch die Handhabung der neuesten Schreibmaschinen. Im Rahmen der Schlußprüfung veranstaltet das Vereinspräsidium eine Gabelsberger-Feier, bei welcher auch des Schöpfers der ungarischen Stenographie, von Markovits, pietätvoll gedacht werden wird. „Das Arbeiterkasino des hauptstädtischen II. Bezirkes­ hielt Sonntag unter dem Borsite des Präsidenten David Ko­vic8 seine diesjährige Generalversammlung, an welcher sich die Mitglieder in großer Zahl betheiligten. Der Lorfigende eröffnete die Versammlung, worauf Schriftführer Hugo ernet den ‚Jahresbericht und die Schlußrechnungen unterbreitete. Diese Berichte wurden zur­­ Kenntniß genommen und sodann Die früheren Funktionäre einstimmig unwidergemählt, womit die Generalversammlung ihr Ende erreichte. — . ( HEA ( RE) ? Gerictshalle, DVerdächtiger Selbstmord. : bereits mitgetheilten. Angelegenheit des Die Untersuchung in der § des Bostbeamten Moses B3ás gonı wird sowohl bei der Polizei, wie auch bei der Staats­­anmantschaft mit großem Eifer weitergeführt. Die einvernommenen Zeugen lagen einhellig, aus, da F­rau Zägoni, die eine einfache Dienstmagd war, als sie ihr Gatte geheirathet hatte, wiederholt Ver­­suche unternahm, ihren Mann aus dem Wege zu schaffen. Bei einer Gelegenheit soll nämlich, Zägoni den Nachbarn gefragt haben, daß ihm seine rau in rothen Wein gemengtes Gift eingeben sollte. Er war jedoch auf dem bitteren Sejchmad aufmerksam geworden und­ hat den Wein in die Muschel der Wasserleitung gegossen. Andere Leute, die Die Leiche gesehen haben, deponirten, Daß das Hemd Zagoni’s ‚total zerrissen war, Hände und Gesicht mielen an­­scheinend von­ Singernägeln herrürihrende Krasmunden auf. Das zerbrochene enster, an welchen beide Scheiben in derselben Höhe eingeschlagen waren und das zerwühlte Bett ließen darauf schließen, daß die Mörder den Bettbeamten im Schlafe überfallen haben. Zagoni wollte dann augenscheinlich durch das Fenster flüchten und hat die Scheiben eingeschlagen. An derselben Stelle, wo Yagoni vor dem Fenster gestanden sein mußte, wurde auch die Kugel, die ihr, Ziel verfehlend, im Fensterbrette stehen blieb, vorgefunden. Das triftigste Verdachts­moment bildet aber ein Brief, den J­agoni an seine Eltern gerichtet hatte und in welchem er bittet, sie mögen ih­m seine That verzeihen. Es wurde nämlich festgestellt, daß diesen Brief Frau Zagoni geschrieben hat. Die Frau sollte gestern in­­ Folge des erlassenen Haftbefehles festgenommen werden; sie hat sich jedoch, roie wir nachträglich erfahren, ihrer Verhaftung durch die Flucht ent­­a wird Furrentirt. Die Leiche 3ágonys wird am d. Mai erhunmtrt. « ’« Betrug durch Darlehensversprechung.Der Agent Josef Eskm­ayer versprach vor drei Jahren vogthotär Zoltán N­emeti und dem Apotheker Andreas Mar­o­fi bei einem größeren Institute ein Darlehen von je 10.000 k zu ermitten, wenn sie sich bei diesem ‚Institute versichern lassen. Die Genannten glaubten den Versprechungen Edmayer’s und Lieben sich Ben Edmayer strich, nachdem Die Versicherten die erste Mate bezahlt hatten, die Provision ein und sum­ierte sich nicht weiter um die Sache. Aus dem Dar­lehen wurde natürlich nichts, worauf die Dupiiten die Strafanzeige erstatteten. Edm­ayer wurde wegen Verbrechens des Betruges unter Anklage gestellt. Heute hätte gegen ihn die Hauptverhandlung vor dem Strafgerichtshofe stattfinden sollen. Der Angeklagte, der sich derzeit in Siebenbürgen aufhält, fehidete von dort ein ärztliches Zeugniß ein, wonach er durch Krankheit verhindert sei, zur Verhand­­lung vor dem Budapester Strafgerichtshofe zu erscheinen. Der Gerhtshof beschloß, auf Antrag des B Vizestaatsanwaltes Dr. B­e­­langt, Edmayer in Haft zu nehmen. Die Báczer Naubmörder. 1 Gerichtshofes für den Retter Der Untersuchungsrichter des hat nach zweitägiger Einvernehmung des selbst zum Verhör gemeldet Zandbesiet zur Antragstellung Dr. Ferdinand Bone verhört werden. Wezel, Lukas Barna, der sich hat, das Verhörsprotokoll, welches das Geständniß VBarna’3 enthält, der Staatsanwaltschaft für den Vetter wird Franz Vandbezirk, übermittelt. Morgen Der Mörder seiner Gattin. Am 1. März i. $. spielte sich in der im Hause Elisabethring Nr. 18 befindlichen Milchhalle der Rosa Engel ein blutiges Familiendrama ab. Vor zwei­ Jahren wurde der Gatte der Engel, der Kaufmann Sosef Engel, in Csongrad wegen eines Betrugsfaktums zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Die Frau verließ hierauf mit ihren beiden Kindern ihren Mann und übersiedelte nach Budapest, wo sie eine Milchhalle eröffnete. Wieder­­holt bat der Mann seine Frau brieflich, sie möge doch wieder zurück­­kehren. Doch vergebens. Schließlich kam Engel selbst nach Budapest, suchte seine Frau in deren Geschäfte auf und als die Frau ihn abries, feuerte er zwei Schüffe­ auf sie ab. Die Frau brach leblos zusammen. Engel wollte hierauf einen Selbstmord verüben, doch wurde er hieran verhindert. Die Staatsanwaltschaft erhebt gegen ihn die Anklage wegen Verbrechens der vorjäglichen Tüdtung, gegen welchen Antrag der Vert­eidiger Engels Grimwendungen erstattete. Der Anklagesenat verwarf­­ Diese ‚ Einwendungen und stellte dje Engel im Sinne des staatsanwaltlichen Antrages unter Anklage. Ein rücfäliger Mörder. Cz­ernomir, 2. Mai. Orig-Telegr­­an der am 9. b. M. beginnenden Schmur­­gerichteperiode wird ein hochinteressanter Fall zum Abschlufse gelangen, dessen Vorgeschichte die folgende ist: Im Jahre 1878 wurde der­ Gemeindediener Karl Andri wegen Mordes zum Tode durch den Strang verurtheilt und­ hierauf zu lebenslänglichem Kerker begnadigt. Im Jahre 1901­­ wurde­ Andri nach 22Y­ sjähriger Haft duch einen kaiserlichen Gnadenakt in Freiheit gerebht. Nunmehr wird sich Andri neuerdings vor den hiesigen Ge­­schmorden wegen Raubmordes zu verantworten haben. Vor zwei Monaten wurde nämlich in Repuzpneg bei Zaftarına der Nachbar Anders, ein T2jähriger reis, in der Nacht überfallen, ermordet und beraubt. Als Thäter wurde alsbald Andri ausgeforscht und verhaftet. Andri gestand den Raubmord bereits ein. Den Berfit in der Verhandlung wird Landesgerichtsrath Stopesceu führen. Feuilleton, Schiller. O­riginal-Bericht des „Pefter Lloyd“­ Wien, 1. Mai. Es ist möglich, daß in den nächsten Tagen in unserer Stadt die michtigsten, ja geradezu unaufschiebbarsten Streitigkeiten ein bisschen aufs Eis gelegt werden. Die Gemeinde selbst und alle namhaften Vereine rüsten großartige Feierlichkeiten, um die hundertste Wiederkehr des Todestag Fredrich Schillers zu begehen. An der Seite schritt diesmal der Wiener J­ournalisten- und Schriftstellerverein „Soncordia“ der am besten April- Sonntag im Theater an der Wien eine glanzvolle Matinee mit festlichem Schiller­nhalt veranstaltete. Ein vornehmes Programm, und die vornehmsten Künstler des Burgtheater halfen zu aus­­führen. Den Hauptpunkt bildete die Festrede Ludwig Heverts, vorgetragen von Sofef RKainz 68 war ein eigenartiger, Föst­­licher Genuß, als da ein Künstler der Sprache duch einen Künstler der Sprechkunft interpretirt wurde, den ersten, den Wien, den die deutsche Bühne befist. In der Einleitung preist Hevert Wien als Schillerstadt, die sie immer geniefen, mit wienerischen Tönen, in Wiener Stimmung, und der Wiener Kainz verkündet diesen unseren Nahen. Kainz’icher Klang, in dem Hevefi schmingt! Man erinnerte sich da an ein artiges ‚Spiel, das man im Kunstheim Des Wiener Mäcens Lobmeyr ber­obachten Fan. Dort hängen berühmte Malart-Bilder, und wenn sich der Gast zu Tische fett, findet er diese Mafarts durch herrliche Spiegel aus den Robmeyr’ schen Glasfabriken reflektivt, die die Gegenüber mand Achminden. Mafart in Lobmeyr gespiegelt­­ eine Wiener Kumaft­­spezialität. Und ähnlich­ war­, als Kainz-Hevefi sprach. Es war seine eigentliche S­eftrede, die der Schriftsteller verfaßt hatte — so wie sie die bürgerlichen Leftredner brauchen, die Herren mit der mehlreifi­ten Schillermähne, mit den Schiller-Zeftsomite-Zeichen im Knopflochh und mit jenem angestrengten Leftton der Sprache, welche jeder halbwegs begeisterte Zettungsberichterstatter mit dem seltenen Worte „ihmungvoll“ ber­­eichnen und loben muß. C3 waren moderne Variationen über das große Schillerthema, aus der Zeit heraus geboren, mit philosophischen Modulationen, aktuellen Kadenzen und Trugladenzen, sozialen Attorden, bald in ernten, sehrerem Rhythmus einherschreitend, bald leicht als Mondo geführt, bald wienerisch Taunig, bald Haifisch streng in Har­­monie und Melodie. Große weite Ausbiicke, über Welten schmweifend , und dann wieder lieblich-heiteres Spiel mit einem glänzenden Steinchen, das auf dem Pfade liegt; und gerade einem Hevert kann man bei fold weltvergessenem und doc zugleich weltbetrachtendem Thun stundenlang zuschauen. 63 war herrlich, wie Kain­z all die verschiedenen schweren Sentenzen, leichten Bemerkungen, Drolerien und Ionien auf die Heinen Zeitgenössischen 2c. herausbrachte ; immer schien er ein Anderer, ein Tragöde oder ein Causeur, oder ein Intrigant oder gar Mephisto selber. Schließlich konnte man glauben, Hevesi habe mit der Schiller- Rede eine große, umfassende Kainz-Ro­lle geschrieben, mit allen Registern, vom süßen Slötenton des Lyrikers bis zum brausenden, eh­erschütternden Fortissimo des Tragifers. Alles fühlte sich hin­gerisfen, als Kainz zum Schluffe den Dichter apostrophirte, daß er zu uns herabschrieben möge aus der Residenz seiner Vollendung, daß er mit un kämpfen, mit uns irren, mit und siegen möge. Schiller für immer und immerdar!.... Die Hörerschaft bereitete dem Künstler Ovationen,wie sie selbst die Theaterstadt Wien sich nur selten vergönnt.Er musste immer wieder"erschei­nen und sprach schließlich auch einige Worte:«Der Autor dieser Hymne­—sagte Kainz—«wird gewiß nichts dagegen haben,wenn ich auch in seinem Namen danken­«Erneuter Beifall. Die Festvorstellung der,,Concordia"«brachte noch eine prächtige szenische Darstellung des»Liedes von der Glocke«(die«lebenden Bilder vom trefflichen Goltz gestellt,dem Ausstattungschef unseres­ Burg­­theaters,die hübschen Dekorationen von Gilbert Lehner). Den Meister sprach Gregori ü­berraschend schillerisch,die Meisterin Freub­tllina vom Burgtheater mit innigem Ton.Goethe’s Elegie auf die,,Glocke­«,von Kainz vorgetragen, einige von Schubert vertonte Schiller-Gedichte und eine dra­matisch­e Gelegenheitsdicht­ung von Sing und Schlesinger ,,Schiller’s Heimkehr«bildeten das ü­brige Program­m der Feier.Der E­inakter schildert den Wettstreit der Handwerker und der Studenten,die beide die traurige Ehrenpflicht erfüllen wollen, Schiller’s Sarg zu tragen.Und die Witwe des Dichters stiftet Frieden unter den braven Leuten.Das Stückchen hatte in der glänzenden Darstellung durch die Herren Lojenenthal Thimig und Franktu­rddchanten-Rett­)und Kallina vom Hof­­burgtheater einen schönen Erfolg.Ein distinguirtes Publikum war Zeuge der Schillerfeier der»Concordia«.Man sah den Un­terrichts­­minister Dr.­R.11.Hartel,den Burgtheater-Direktor Dr­. Schlenther,zahlreiche Universitäts-Professoren und Künstler.Auch Herrenhaus-Mitglied wameyr Ivarda,der Makart-Mann, von dem wird oben­ gesprochen.Er ist in diesen Tagen fü­r Wietz be­­sonders bedeutend.Denn als Obmann der Wiener Schillerstiftung ist er schen chalissimu­s der Gesammte Schillerfeier Wiens.Hatte ein General mit st­ehr Recht Lorberblätter im goldgestickten Kragen getragen ? J. St. Ez Bi­ik Aus der unvergleichlich igenen Studie Hevesis reproduziren wir, mit Hinweglafjung der speziell für Wien bestimmten Einleitung, die folgenden Stellen : Goethe hat kaum Epigonen gemacht. Der bürgerliche Dichters­­mann, im Jahrhundert der Kopirü­nte, wagte sich nicht recht an den der Unnachahmlichkeit dringend Verdächtigen. Wie vollsthümlich Schiller war, hefsen Gemeinverständlichkeit so oft geleugnet worden, dafür ist ja der beste Beweis, daß so unzählige Gevatter glaubten, ihm einen Schuh oder Handschuh nachmachen zu können. Schiller war nie das Evangelium, durchaus nicht gemeinverständlich und zugleich durch­­aus vollsthümlich. Nachahmlich allerdings war der eine Große so wenig als­ der Andere. Heliogrephirbar waren sie alle Beide nicht. Es gibt nämlich Geister, etwa zwei in jedem­ literarischen Jahrhundert, die sich überhaupt nicht räuspern und die, wie es scheint, niemals finden. Was sollte man also an ihnen nachahmen können ? Die Zeiten haben si geändert. Denn selbst das Schöne it nicht einig das Schönste. Und stärter als das Schönste mal immerbar; das Andere! Wir leben nach einem neuen Katechismus. bjentage wurden uns zu Shrenjahren. Der vierte Stand arbeitet mit neuen­­ Händen an seiner neuen Alesthetit. Meunter’sche Daumen kneten den Ton, den nämlichen,­ woraus Gott vor fünf- bis sechstausend Jahren den Menschen gemacht. Wien widerhallt vom Streite um etwas, das der Schiller von damals nicht begriffen hätte, aber der Schiller von heute begreifen w­ürde. Vom Streite um Klimt. Mit neuen Nerven ist die alte Schildkröte des Hermes bespannt und ungezählte Finger machen sich, Trampfhaft geflu­mmt, sie spielen zu lernen. Jede Saite der Leier die Sehne eines Bogens, die Pfeile schnellt. Die Difsonanzen des nnmirschen Lebens zerlegen die alten Harmonien und der moderne Gehörnern geht mit immer mehr und mehr Fühlfasern auf sie ein. Sechsundvierzig Jahre sind vertroffen, seit der Deutsche den Hundertsten Geburtstag Schiller’s feierte. ebt begeht er seinen Hundertsten Sterbetag. Und siehe, der Schiller des Sterbetages ist lebendiger, unverjährter als der des Geburtstages gewesen. Damals kopfte ihm der Philister auf die Schulter wie seinesgleichen und maß ihm gutmüthig die Schulsteifen Formeln seiner eigenen Rede an. Er durchblätterte ihn mit Eichmannsaugen, als handlichen Zitatenihag zu Genft und Scherz, den Schiller in der Westentasche. Oder er deflamirte ihn als Bravourarie, al Parlaments­­rede, als „Hoch soll er leben !”, als rhetorische Leibesübung überhaupt, die noch seine andere Tribüne hatte als eine wohlerfuh­rte Schau­­bühne. Heute beginnt man, durch die jambische Herrlichkeit seines Gliederbaues der Seele zuzustreben. Ahnungsvoll sieht man in diese erlauchten Nerven hinein, entzücktes Staunen malt sich in Augen, die einen Blick hinter seine verlegten Schleier geworfen. Ein Tester bleibt­ bei jedem großen Dichter immer noch­ zurüc. Unendlich sinnenhafter, seelisch feinhöriger, zum aufspü­renden Ertaster der Möglichkeiten tauglicher ist unser künstlerisches Gefühl als das der meifen fünfziger Jahre; und in demselben Maße lebendiger, triftiger, gilliger, vom Emig-Menschlichen hinangezogener tritt und Schiller heute an. Die Revision des Falles Schiller, die seither der Geistergerichtshof jeder deutschen Generation vorgenommen, sie­­t noch jedesmal zu seinen Gunsten ausgefallen. Gr tt wieder einmal Sieger, auch noch in d­ieser neuen , Grüfezeit" der Ibsen­­geister, mo das Gerippe im Hause lebendig gemorden und in jeder Menschen sein Gespenst ich meldet, im kannen sie nichts anhaben. Jeden solchen hochnotdkritischen Instanzenzug leitete der Hungerchor der Skepzifer mit jenem Goethe’schen Klagegesang ein, der ummill­­türlich eine Säbelhymne war: „Denn er war unser...“ Er war unser!... Aber am Schluffe jubelten Richter, Zeugen und Zuhörer der Anklage ins Gesicht: „Denn er ist unser!” Und wieder er­­schütterte sein Tritt als Bretter, denen es obliegt, eine Welt zu bedeuten. Wieder schritt ein Deutsches Menschenalter in seiner fühnen, aufrechten Haltung einher und, sein Nollerprofil vor Augen, gebaren wieder die deutschen Mütter. Und in jeder Stadt in Whilsterland erstand das obligate Schiller-Denkmal, ohne das man nit mehr glaubte, wohlaffortirt leben zu künnen. Wieder Roland auf dem Marktpfab jedes alten Städtchens, so stand nun überall der Schiller unter allen Bolt, jedem ein Hort, . . . ein Hort für so Manches, wofür der Bürger seine Worte fand, ein Hort für Alles, was er liebte. Ber­ung, waren Schubert und Schiller die ersten, denen das Mienervolf selbst solche Rolande aufpflanzte, zugleich als Denkmal der eigenen Auferstehung von Fleisch zu Geist. Alle An­­deren mochten marten, Diese Beiden schienen dem Wiener Gefühl unvertagbar. 208 von Schiller! . . . 208 von Goethe! . . . Unheildrohende Lostage im Kalender des deutschen Geistes, ihr seid auch diesmal harmlos vorübergegangen. „Wunderliches Bolt, die Deutschen !" seufzte Goethe. Kein Engländer hat noch gerufen : 803 von Shake­­speare! Kein Franzoser­os von Macine! Los von Molitre! Der Deutsche, mit seinem fatalen Genie, vor und nach der poetischen That weitläufig zu ästhetischen, womöglich mit Bereußtsein unbemußt zu sein, fristet sich von einer „Ueberwindung“ zur andern fort. Er fühlt sich nie stärker, leistungsfähiger, geleistet habender, als wenn er seinen gestrigen Sieg heute zur Niederlage stempeln kann. Eben sei, da Schiller zum dritten Male von den Todtgelegenen auf­­erstanden, strahlt er uns erstaunter Kritik einen­ hochmodernen­ Glanz zu, der alle unsere „Schillerfragen“ der letzen Monate als müßiges Feuerwerk ästhetischer Umständemacher verpraffeln Täht. Schiller nicht modern ? Nicht modern spielbar ? Modern und zugleich schillerisch spielbar !? Schiller ein hohler Wohlfang, zu dem wir den Schlüsfel verlegt haben und vielleicht nächstens einmal suchen werden ? Schiller ein Buchdramatiker von schöpfpapierner Schöpferkraft, gut für drei Mittelfch­lstunden die Woche? Schiller ein lederner Halbfranzrüden mit blindgewordener Goldschrift? . Ein­­ Dichter, der so von modernen Problemen „mwitfelt“, eher mehr denn weniger als Goethe. Deffen Franz Moor, Jungfrau, Mortimer, Maria Stuart, Posa, sterndeutender Wallenstein, Geisterseher u. |. mv. u­. §. m. ideale Ihrenseelen sind. Politische Schmärmenöther wie Blanqui und Krapotfin, soziale Grab­ados, dämonisch Besosfene, verdammte Heilige, psychophysische Fälle zu Wechner, Wundt, Lombrojo, Forel, bis zum Satans» Schfindler Leo Taril hinab. Yin seinen prophetischen Gesängen ist er Zukunftsseher über alle Behamy’schen Neb­enmaschinen hinaus, messianischer Mtop ist dessen, „was nie und nirgends­­ sich begeben“. Das tausendjährige Neic­ ist seinem Chilmmsmus wie ein Tag. Er­st bereits Vollbürger des goldenen Zeitalter eines William Morris und Austin. Oder ist nicht Alles, was diese beiden Preßgänger der Kultur und Erzieher zur Schönheit in ihren Gesichten und Gedichten so romantisch erträumen, schon von Schiller „über Die ästhetische Erziehung des Menschen“ gesagt? Ein Staat , gefordert, worin Kanzel, Lehrstuhl und führte gleichberechtigt den Bürger drei­fach für das Leben anweihen! Und wer von den jetigen Imperialisten wagt eg ein­mperium zu träumen, mie jenes Weltbürgerthum, worin Schiller die Millionen umschlang? Das war freilich zu einer Zeit, da er erst dort hielt, mo wir Heutigen schon zu halten glauben, Und auch nur die Befreien von uns Heutigen. Wann aber, wann werden wir ihn einholen, den scharfsichtigen prakttichen Staats­­philosophen seiner reiferen Zeit, da er bereits begonnen hatte, vom Ungeheuren zum Geheuren aufzusteigen? Den undeinlich fein­ere tathenden Durchschauer des uralten, immer neuen Problems , Deftere reich“. Den ımerbittlich Haven Erwäger des Demetrius etwa aug, der dem Parlamentarismus Wahrheiten jagt, als hätte er Mottos zu Kammerverhandlungen Dieses obstraitenden Jahrhunderts zu liefern. In der That, so oft wir an Schiller zu zweifeln beginnen, und dann erst recht! ermeisen wir deutlich, welch großer Theil von uns Allen er noch immer it. Wir bestehen aus ihm, noch immer, zu nicht geringem Betrag; wir bringen es nicht zuwege, ihre zu verlieren.

Next