Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1907 (Jahrgang 54, nr. 1-26)

1907-01-02 / 1. szám

1907. — Mr. 1. 1 | « (EinzelneN LATT DES PESTER LLOYD. === ummern in Budapest 6 Heller, in der Provinz S Heller in allen Berichteiglofalen.) Herbeschs bulgarischer Konfli­kt. Budapeft,2.J-ä11ner. Es ist noch«nicht lattgeher,da wurde die,wir wissen nicht wie vielte Auflage des Balkanbundes eifrig in Ver­­schleiß gebracht—von der serbisch-bulgarischen Zollunion gänzlich zu stweigem Dieser Taumel ist schnell verflogen und geblieben­ ist«ei­n bösartiger Katzenlantiner.Jaschlimixier als dies,gerade zwischenks Serbetruktd Bulgaren­ ist die Stimmung so arg verbittert,daß manche Blätter direkt von einem Kriege zwischen diesen Ländern sprechen.Nun,soweit werden die Dinge selbstverständlich nicht kommen,die beiden Völker haben ja in diesem Punkte bereits traurige Erfahrungen gemacht-die Serben,die sich eine schwere Niederlage holten, die Bulgaren­,denen ihre Siege gar nichts eintragen.Aber bezeichktend ist es immerhin,daß diese Länder,die sich­ so rasch gegen Euroxia,oder sagen wir gegen dencbe­ Irechtigten Einfluß der interessirten Mächte zu einer ge­­mein­samen Aktion vereinigen wollen,«keinen Augenblick ü­ber die tiefen­ Differenzen hinwegkommen,welche der Natur ihrer Aspirationen­ gemäß zwischen i­h­nen be­­stehen.Alle diese kleine 11 Staaten wollen nämlich dasselbe:Serbiett strebt eine,Gebietserweiterer 119 an auf Kosten­ der bulgarischen Pläne,Bulgasien einen Gebiets­­zuwachs auf Kosten der serbischen Ansprüche,Griechenland auf Kosten Rumäniens und alle­ zusammen auf Kosten der Integrität des tü­rkischen Reich­es.Deutlich wird durch diese Thatsache dem­onstrirt,daß auf dem Balkan nur eine Politik möglich ist,die konservative,die Grenzen der bestehend­e Gestaltungen durchaus respektivende Politik-Wird nur um Haaresbreite darüber hinausgegriffen so kommen die ver­­schiedenen Rivalitäten der­ kleinen Länder sind wohl auch größere Rivalitäten zum Durchbruch und schwere Krisen sind b­is dann nicht mehr zu Vermeiden.Freilich bleibt aber immer­ die Nothwendigkeit bestehen­,daß die starte jenen Reformem welche auf die Herstellu­ng wenigstens halbwegs haltbarer Zustädde abzielen,keiner Widerstand leiste und den Mächten keine Schwierigkeiten bereite.Das liegt im eigene Interesse der Türkei,die doch schon erkannt haben muß,daß trotz aller divergirexxden Interesset r eine Koalition selbst der Gegner sich rasch zusam­menfindet,wenn es gegen die Türkei geht, vom­ Gage. Demissionsgerüchte. Gleichzeitig mit den Friedensgrü­ßen unh Friedens­­versicherungen,die in den gestrigen Neujahrsreden aus­ dem Umkreise der Koalition erschollen,sind,wahrscheinlich nich­t ganz tendenzfrei,abermals verschiedene Krisengerüchte auf­­geflattert,die sich mit der Person des Staatssekretärs im Ministerium­­ des Inern, dem Grafen Johann Hadil und dem Justizminister Géza Bolónyi be­schäftigten. Dem Ersteren wurden Rücktrittsgedanken zuges­­chrieben, weil angeblich ein zweiter Staatssekretär für das Messort des Innern aus den Reihen der Unabhängigkeits- Partei ernannt werden soll. Heber dieses Gerücht kann man, so glauben wir, ruhig zur Tagesordnung übergehen, ohne sich dabei irgendwie aufzuhalten. Das andere bezeichnete Die Stellung des Justizministers als eine erschlitterte, weil der­­selbe angebli­­chem Hofe gegenüber­­ sein­­ Ehrenmord ver­­pfändet hätte, daß er von der Erhebung der Anklage gegen seinen Amtsvorgänger, Herrn Dr. BIHR, in voraus seine­r Kenntniß besessen hätte. Dieses Gerücht trug so sehr den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an sich, daß man billig darüber staunen muß, wie demselben ein offiziöses Dementi gegenüber gestellt werden konnte, was heute geschehen ist. Den Kreisen des Hofes gegenüber operirt man nicht mit Ehrenwort, ob man Minister ist oder nicht. Wenn seine anderen Gründe vorliegen sollten, welche die Stellung des Justizministers in einem zweifelhaften Lichte erscheinen lassen, so wird ihm aus den medischen Spielen mit diesen unterschiedlichen Anklagen gegen frühere Minister kaum eine Anfechtung widerfahren. Wie oft sol es denn noch wiederholt werden, daß die Koalition sich entweder selbst die Verpflichtung auferlegte, oder die Verpflichtung übernommen hat, gegen­ die beiden vorausgegangenen M­inisterien weder Die materielle, noch die politische Verant­­wortung zur Diskussion zu Stellen. Ein politisches Urtheil über die­­ Vergangenheit ist immer zulässig und statthaft. Mehr nit. Wer sich diese entstehende Thatsache ver­­gegen­wärtigt,­ wird mit einer genügenden Dosis von Unglauben gegen alle auftauchenden ähnlichen Gerüchte gewappnet sein, und es wird gegen dieselben der Höchjit überflüssigen offiziösen Dementi3 gar nicht bedürfen. Auf­­fallend sind nicht Die umausgeregt fi­­äufenden und erneuernden Gerichte, denn es wird in der Politit immer Spezialisten für den Klatsch geben; auffallend ist nur die Empfindlichkeit manchher amtlichen Stelle gegen Derartige Ausstreb­ungen. Kroatische Neujahrswünsche. Der Präsident des Magnatenhauses Graf Aurel Desfewffy hat vom Präsidenten des Klubs der Frontisch-serbischen Koalition Gregor Tusfan und vom Präsidenten des Frontischen Landtages Medalovicz telegraphische Neujahrsgratulationen erhalten. Graf Aurel Desfemwffy stattete den Genannten ebenfalls telegraphisch einen Dant ab. Die Vorgänge in Yukland. Die Gejegvorlagen für die Reichsdame. Petersburg, 2. Jänner. (Orig.-ZTelegr.) Die von der Zentrumsgruppe des Reichsrathes, deren Führer Staatssekretär Yermolow­it, dem Meinisterrathe unterbrei­­teten Gejegesvorlagen für die Reichsduma wurden genehmigt. Die Gefeßproteste betreffen die Agrarfrage, die Gleich­berechtigung der Nationalitäten, die allgemeine Schulpflicht und die religiöse­ Freiheit. Die Wahlmänner wahlen in Betersburg. Betersburg, 2. Sänner. Orig-Telegr) Die Wahlmännerwahlen in Petersburg finden z­wischen dem 27. und 30. Jänner n. St. Statt. Die Aktion der Terroristen gegen Die Flotte. Berlin, 2. Jänner. Das "Wolff-Bureau" meldet aus Odessa: Gleichzeitig mit dem Anschlage auf den Dampfer „Gregorius Merd" wide ein ähnlicher auf dem neben ihm anfernden Dampfer "Königin Olga" versucht, aber gleichfalls durch die Wache vereitelt. Es wurden auch Vorbereitungen entdect, welche den 3wed ver­­folgten, am Quai_ eine Feuersbrunft hervorzurufen, um dadurch die Hilfeleistung für die Dampfer zu verhindern. Kuropatsin’d Werk über den russisch-japanischen Krieg. Petersburg, 2. Sänner. Drig.-Telegr.­ General Kuropatsin Hat auf seinem Gute bei Pfromw den vierten Band seines monumentalen Werkes über den Mandschurei­­krieg beendet. Der erste Band ist den Vorgängen am Liaojang, der zweite den Schlachten am Schaheo, der dritte der Katastrophe von Mufden gewidmet. Der nun beendete Band trägt den Titel: „Das Fazit des Krieges" und enthält Dokumente und Aktensuüde über alle sensationellen Vorgänge, welche seinerzeit die Welt vielfach beschäftigt haben. Das­ ­ BE? ganze Werk enthält 2000 Druckseiten und bietet eine auf Dokumenten basirende Erklärung des Verhaltens Ruropatlin’s und der Ursachen der Niederlagen der­ ruffischen­­Qruppen. Die Bürstenabzüge befinden sich bereits in den Händen des Etars. Das St­aatsbudget für 1907. Vetersburg, 2. M­änner. Wie das von dem früheren Handelsminister Fedorom herausgegebene Organ „Slovo” meldet, sind in dem Voranschlage des Staatsbudgets Fü­r das Jahr 1907 eingestellt: an ordentlichen Ausgaben 1046 Millionen, das sind 377 Millionen mehr als in der ersten Hälfte des Jahres 1906, und zwar an Ausgaben des Kriegsressorts etwa drei Millionen, an denen des Finanzministeriums etwa 13 Millionen und für die Deckung der Staatsschuld etwa 22 Millionen mehr als in der ersten Hälfte des Ja­hres 1906. Der D Budgetvoranschlag sind der NReihzduma vor­gelegt. Telegra­mme des „Velter Lloyd, Tiplomastische Neujahrsgratulationen, Mien, 2. Sünner. (Orig-Telegr) Wie die „Bol. Korr." erfährt, Hat der Minister des Aeußern Freiherr v. Aehrenthal dem italienischen Minister des Neufern Tittoni duch den Botschafter Grafen Lisomw jene Stürmw­ünsche zum Jahreswechsel und zugleich seine aufrichtige Gratulation anläßlich der Tittoni vom Könige zutheil gewordenen Auszeichnung ü­bermitteln lassen. einer hat Freiherr v. Mehrenthal Dem Deutschen Reichskanzler Fürsten Bülow seine herzlichen Wünsche ausgedrückt und ihn gebeten, dem Kaiser und König seine ehrfurchtsvollen Slndwünsche anläßsig des Sahresmechtels zu übermitteln. Dem Minister des Yeußern Freiherrn v. Aehrenthal sind anläßlich des Jahreswechsels vom zuffischen Minister des Aeukern Siwolsty, von dem rumänischen Neinister- Präsidenten Cantacuzene und dem bulgarischen Minister des Aeutern Stand­om Ölüdwünjde zugenommen. Das Arbeitsprogramm des Neidhdrathes. Brag, 2. Jänner. Orig.-Telegr.­ „Narodni Lifty“ melden aus Wien: Minister-präsident Freiherr D. B­e­d hatte vor Neujahr zahl­­reiche Berathungen mit Abgeordneten verschiedener Parteien. Es handelte sich um das Y Arbeitsprogramm­ des nächsten Sek­tionsabschnittes des Reichsrathes. Es sol unter Anderem auch das vom Herrenhause abgeänderte Geseb über die Militärtote vom Abgeordnetenhause erledigt, ferner sollen die Dringlichkeitsanträge beseitigt werden, die der Erledigung des Gefäßes über den numerus elausus im Wege stehen. Eine Orpation für Barrere, Nom. 2. Jänner. Orig.-Telegr.­ Barrere erhielt gestern anläßlich des zehnten Jahrestages seiner Ernennung zum Botschafter beim Quirinal von der französischen Kolonie eine prächtige goldene Medaille mit feinem Brustbilde und einer Aufchrift, in der seine Verdienste um die Freunds­chaft Stanstreichs und Italiens gefeiert werden. Die Uebergabe ging sehr feierlich vor sich. Barrere ver­­sicherte die Geber, er habe gethan, was jeder Andere an seiner Stelle gethan hätte; die Freundschaft zwischen Italien und Frankreich sei in den Herzen beider­­ Wölfer begründet. Die mazedonische Gendarm­erie. Konstantinopel, 2. Jänner. General. Di Giorgio Ders handelt mit dem Kriegsminister wegen der militärischen Forderungen für die­ mazedonische Gendarmerie 63 verlautet, dab einige Punkte bereits geordnet seien.­ Konstantinopel 2.Jänner.Anfangs dieses Monats bat der Reorganisator der m mzedonischen Gendarmerie General Di Giorgis Pascha mit den Militäradjoints in Salonichi Kon­ferenz eingehalten.Die Beschlüsse derselben wurden in einem Memorandum zusammengefaßt,welches­ den Botschaften vorgelegt wurde.Die Durchführung dieser Beschlüsse betreibt nun General DiGiorgio auch bei der Pforte.Die Hauptpun­kte sind:ein Drittel der­ ohnehin1sch machen Gendarmerie(mit der bewilligten Zutheilung von 3000 abgerichteten Mann rund 4000 an der Zahl)wird­ noch zu Diensten verwendet,die ihr nicht direkt zufallen,z.B.Steuerein­­treibungJchermachung vort Wegebauten,Assistenz gegen Tabak­­schmuggeln,s·w.Da es aber nicht angezeigt wäre,für­ diese Dienste neue Organe zu schaffen,so müßte die Gendarmerie vermehrt werden.Den Truppendetachements können zur Bekämpfung oder Verfolgung von Banden nicht immer Gendarmen wegen ihrer schwachen Stände zugetheilt werden,andererseits leidet der Ruf der­­selben,wenn die Truppen Ausschreitungen begehen.Die Gen­­darmerie sollte daher nur selbstständig verwendet werden. Da Einmischungen der Zivilbehörden in die Amtshandlungen der Gendarmerie vorkamen,müssen die Kompetenzen beider scharf abgegrenzt werden.Die allgemeine Entwaffnung der Bevölkerung ist strikte durchzuführen.Die materielle Lage der Offiziere und der Mannschaft muß verbessert werden­.Die ü­brigen Punkte betreffen die unzulässige Bequartierung der Mudire(Distriktsvorsteher)in den Gendarmeriekasernett,die Ergänzung und Anderes. Die Lage auf Kreta. DieGaruifpnatifSamos. DieVorgängeinMawkko. - Konstantinopel, 1. Jänner. Seit einiger Zeit zer­­fuh­ren auf Kreta auf verschiedenen Anzeichen basirende Gerüchte, die italienische Regierung beabsichtige, sie von der kretischen Angelegenheit zurückzuziehen, so daß das Protektorat über Kreta dann nur von den drei übrigen Großmächten­ ausgelobt werden wird. Konstantinopel, 1. Jänner. Ueber das in der fretischen Nationalversammlung ausgearbeitete Projekt einer neuen Konstitution, welches bereits dem Oberkommissär überreicht wurde, ist nachzutragen, daß der auf die Handelsverträge mit Griechenland (gegenseitige freie Einfuhr) bezügliche Theil au I­ntervention der Konsuln gestrichen wurde. Da alle übrigen Punkte nur interne Ans­gelegenheiten der nel betreffen, so ist zu erwarten, daß die Garantiemächte die neue Konstitution gutheißen­ werden. Mach der Verfassung werden für die Anfangs Mai zusammen­­tretende Kam­mer die Wahlen im März ausgeschrieben. Troß der durch den neuen Oberkommissär erzielten Beruhigung des Bartelgetriebes ist seitens der Opposition­ eine intensive Wehk­ampagne zu gemärtigen. « Konstantin­ wel­ 2.Jänner.Die Einwohner von­ Samos bemü­hen sich in der Richtung,daß die in Folge des letzten Vorfalles geplcmte Verstärkung der Garn­i­son unterbleibe und die Garnison n nur gewechselt werde.Nach türkischen und einigen Kon­­sularmeldungen sei jedoch das Verhalten der Garnison korrekt gewesen- WIadrid­ 2.Jänner.Wie die»Correspondencia« meldet,hat der Minister des Reußern sofort nach der Hinterlegung der Originalakte der Konferenz von Algeciras dem spanischen­ Gesandten in Bern telegraphisch die Weisung ertheilt,in Gemt­tzheit der in der Schlußsitzung der Konferenz von Algeciras gefaßten Beschlü­sse offiziell die schweizerische Regierung zu ersuchen,einen Generalinspektor für die Polizei in Marokko zu ernennen und Anordnungen zu treffen,damit das Bundesgericht die Streit­­fragen bezüglich der marokkanischen Staatsbank lösen könne« « " « , Engeswenigkeiten, beibehalten, um schon dadurch zu charakterisiren. Die Reife des Königs nach Budapest) Aus Wien wird ung telegraphirt: ‚Se. Majestät wird sich heute Nach­­mittags zu einem ungefähr zweiwöchentlichen Aufenthalt nach Buda­­pest begeben. Die Abfahrt erfolgt um 1 Uhr Nachmittags mittelst Hof-Sonderzuges vom Staatsbahnhofe aus über Marcheng. In der Begleitung des Monarchen befinden sich: die General-Adjutanten ®.d. 8. Graf Baar und FZM, Freiherr v. Bolfras, die Flügeladjutanten Major Spangel, Major Graf Schaffgotth und Major v. Bongräb, ferner Hofrath v. Daruváry von der Kabinetts- Kanzlei, Leibarzt Generalstabsarzt Dr. Kerzl, Ordonnanzoffizier Major Margutti, die Hofsekretäre Baron Nagy und v. Csörgeö, die Sekretäre v. Jmets und Fisiher, Hoffonzipist v. Marjdovkíy, Hof- Tajfier Freiherr v. Hubel und Expeditor Nepolusf. (Ein ungarisches Autograph des Königs) Die „Bohemia“ veröffentlicht nach Mittheilungen eines Budapester Freundes eine bisher unbekannte Anekdote. Al im Jahre 1892 das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der Krönung des Kaisers Franz Forer zum König von Ungarn­­ gefeiert wurde, gab die Zeitschrift „Magyar Salon” eine Krönungsnummer heraus. Der Herausgeber des " Szalon", der Mester Literat SFosef Tekete, erbat sich für diese Festnummer einen Beitrag von des Königs eigener Hand und erhielt thatsächlich ein Autograph des Königs übermittelt, das die Worte „Bizalmam az ösi erenybe. Ferencz József." (ch baue auf die alte Treue. Franz Zofer.) und das Datum des Jubiläumsmonats trug. Beim Lesen des Autographs ergab sich eine Ueberraichung: Dem König war ein orthographischer Fehler unterlaufen: am Schlusse des Wortes erenybe hatte ein „n“ zu Stehen. Den fehlenden Buchstaben durfte man nicht hinzufügen, das wäre eine Fälschung der königlichen Handschrift gewesen;das Autograph konnte man unmöglich begraffen, denn man hatte es sich eigens erbeten, den Spruch unverändert zu veröffentlichen, schien erst recht ausgeschloffen, fasis dann der orthographische Fehler allgemein unangenehm auf­­gefallen wäre. Schließlich wurde beschlossen, eine einflußreiche Person nach Wien zu entsenden, um den König bitten zu lassen, er möge den Spruch richtigstellen. Dies geschah. Der Budapester Abgesandte übergab das Manuskript in der Wiener Hofburg einem hohen Hofwürdenträger und erhielt die Zusicherung, daß ihm der Spruch, vom Monarchen eigen­­händig ausgebessert, wieder zurücgestellt werden würde. Thatsächlich erhielt der Budapester Herr noch an demselben Tage das künigliche Schreiben wieder übermittelt — doch der Buchstabe war so immer nicht hinzugefügt. Der König habe gelächelt — erklärte der Hofbeamte — und geäußert, daß er sehr mehr mille, daß nach Torres dem modernen Ungarisch noch der Bugstabe n Dabei­­stehen müsse. Aber er habe den Spruch, dem alten Werke, in welchem dieser Wahlspruch zum ersten Male vorkomme, entnommen und die altmagyarische Orthographie mit voller Absicht daß die Treue der Ungarn eine Bilteriich­ altbemährte sei. — Hierauf nannte der Weberbringer der Antwort des Monarchen dem verblüfften Abgesandten aus Budapest den Namen des alten Werkes, in dem der Wahlspruch zum ersten Male zu finden­ ist. Er war für, daß dem König, schon als er die Worte aus dem alten Buche abgeschrieben hatte, der Unterschied zwischen der alten­ und der neuen Orthographie aufgestoßen sein mußte, da er doch wohl nicht wieder eigens in dem Werte nachgeschaut hatte, ala man ihn nur um die Zufügung eines Buchstabens bat. Und in der Einleitungsschrift zur Krönungsnummer des „Magyar Szalon“ wies­ Foref- Serete auch darauf hin, wie v­ortrefflich den König Ungarisch könne, daß er nit nur das moderne Ungarisch, sondern auch das Altmagyarische beherrsche — was ja schon aus dem Facsimile seines Wahlspruches hervorgehe; durch­ die althistorische Schreibwesse des Magyarischen habe der König die althistorische Treue der Magyaren charakterisiren wollen... Neujahrsempfang beim Botschafter Marf­­grafen Ballavicinii) Aus Konstantinopel sind be­richtet: Gestern Vormittags wurde ein Gottesdienst in der Bot­schaftsfiche Sancta Maria abgehalten, dem der österreichisch­­ungarische Botschafter, Markgraf Ballavicini, das Per­sonal der Botschaft und des Konsulats, Vertreter der österreichisch­­ungarischen Behörden und Anstalten und zahlreiche Mitglieder der österreichisch-ungarischen Kolonie beimwohnten. Sodann wurde die Kolonie auf der österreichisih-ungarischen Botschaft empfangen. Konsul Freiherr v. Rodich brachte die Gratulation der Kolonie zum Ausbruch. Der Botschafter dankte und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König Franz Sofer aus, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Auch bei allen österreichisch­­ungarischen Konsulaten in der Türkei haben heute Neujahrsempfänge stattgefunden. Todesfälle. Der Budapester Advolut Dr. Wilhelm Milaffin it am 31. Dezember wag langem Leiden im Alter von 64 Jahren gestorben. Den Tod Milaffin­s, der in der hauptstädtischen Gesellschaft eine bekannte Persönlichkeit war, betrauert eine zahlreiche vornehme Familie. Das Leichenbegängniß fand heute Nachmittags statt. — Der Nestor der hauptstädtischen Aerzte Dr. Z. Poliger ist gestern im Alter von 81 Jahren nach langem Leiden gestorben. Dr. Boliger hat an dem Freiheitskampfe als Honvedarzt, theil­­genommen. Sein Ableben betrauert außer drei Söhnen und dem Bruder, dem Profef­tor an der Wiener Universität Hofrath Dr. Adam Bol­ter, eine weitverzweigte Familie. Das Begräbniß findet am Donnerstag, 3. d., statt. — Die Witwe Frau Salomon Singer geb. Julie Beer ist am 1. b. im Alter von 82 Jahren gestorben.­hr Tod hat eine zahlreiche Familie in tiefe Trauer verlegt. — Gestern ist hier die Witwe Frau Sosef Lumniczer geb. Eveline Biró im Alter von 66 Jahren gestorben. Das Begräbniß findet morgen, Donnerstag, Nachmittags 31/a Uhr statt. — Aus Wien wird uns telegraphirt: Nach längerer Krankheit ist heute hier Sektionschef Professor Dr. Oito Benndorf, einer der bedeutendsten Archäologen, gestorben. Er hat auf seinem Fachgebiete bahnbrechend gewirkt. Er war Direktor des T. Tf. österreichischen archäologischen Instituts in Wien und gehörte der artistischen Kommission des akademischen Senats der Wiener Universität als Fünftlerischer Beirath an. (Eine Krise im Fünfund­vierziger-Aus­­Schusse). Der Fünfundvierziger-Kandidations-Ausschuß hielt heute Vormittags unter dem B Präsidvium Stefan KlEh’s eine Giltung, in welcher die Feststelung der auf die einzelnen Bezirke entfallenden Mitgliederanzahl der verschiedenen hauptstädtischen Sachkommissionen und die Kandidation für dieselben hätte erfolgen sollen. Bei der Tagesordnung regten jedoch Merander Schubert um Dr. B Wil­elm Bozsonyi die Geee der Auflösung des Fünfundvierziger-Nusshuffes an, der ihrer Unsicht nach unter­­ den obmachenden Verhältnissen bei dem Mangel an gegenseitiger Verb­läsung und gegenseitigem Vertrauen seine Existenzberechtigung befige. Theodor Hüttl jegte auseinander, es sei umso weniger­ zeitgemäß, dieser Frage näherzutreten, als in mehreren Bezirken die Repräsentanten-Konferenzen sich noch nicht konstituirt haben. Er beantragte, die Sigung auf Freitag Vormittags zu vertagen. Nach einigen Bemerkungen Johann Hod8 wurde dieser Antrag angenommen. Ak­ion der Landwirthe) Aus Debreczen wird telegraphirt: Zum Schuge gegen den Sozialismus hat sie hier ein Verband der Land­wirthe der Stadt Debreczen und des Hajduer Komitats Konstituirt. Die zur Konstituirenden Generalversammlung erschienenen Landmwirthe repräsentirten ungefähr 100.000 Joch. Der Verband beschloß, an den Oderbauminister Ignaz Darányi eine Deputation zu entsenden. — Aus Matfó wird telegraphirt: Die kleineren Landwirt­e von Nagybentmillös hielten eine Kon­­ferenz, in welcher sie gegenüber den maßlosen­ Forderungen der Arbeiter beschlossen, ihre Felder zum größten Theile brag liegen zu Taffen und nur soviel Feld zu bearbeiten, als zu ihrer Erhaltung noth­­mendig ist. (Einschreibungen am P­olytechnikum.) Für das­­ zweite G Semester des Studienjahres 1906/7 am Sojef-Bolytechnikum finden die Einschreibungen vom 7. bis 19. d. M., ausnahmsweise mit Genehmigung des Rektors bis 18. Feber statt. Später kann eine Inskription unter seiner Bedingung erfolgen, die Erlaubniß hiszu wird auch vom Unterrichtsminister nicht ertheilt. Die Geruche um Erlassung des ganzen oder des halben Studiengeldes sind in der Nestoratskanzlei während des für die Einschreibung festgefegten Zeitraumes einzureichen. (Sin furrentirter Advokat) Der Untersuchungs­­richter des Budapester Fön. Strafgerichtshofes hat gegen den Diós­­györer Advokaten Dr. Karl MéHáros einen Haftbefehl erlassen. Dr. Mépáros hat dem Tärlarer Insassen Karl Plavecz 3100 Kronen entlodt und it mit dem Gelde flüchtig gemorden. Er dürfte fi­­nag Amerika gewendet haben. Die Necherchen sind eingeleitet worden. Ausschreitungen auf einer gefalleaeen­ Aus­trag wird uns telegraphirt : Auf der vor Kurzem eröffneten Sokalbahnstrecke Roßbach- Adorf sind seit Wochen wiederholt arge Ausschreitungen vorgenommen. Basfagiere zogen die Nothleine, wann er ihnen beliebte, bremsten die Waggons, zertrimmerten die Fensterscheiben, zerschnitten die Bänke und bedrohten das B­ugd­­personal, sowie die Mitreisenden. All sich dieser Tage ein Reisender, über diese Rohheiten aufhielt, wurde er aus dem­ fahrenden Zuge auf den Bahnkörper geworfen, wo er verleßt liegen blieb. Das Bahnpersonal erklärte, diesen Rohheiten gegenüber machtlos zu sein, deshalb verfügte die Behörde, daß Die Züge von nun an unter Gendarmeriebedeckung verkehren. (Bani­ auf der Brüde zwischen Pera und Stambul) Zu dem bereit gemeldeten Vorfalle auf der über das Goldene Horn führenden Brüde wird der „Frankfurter Zeitung“ aus Konstantinopel telegraphirt:e Auf der weltberühmten, über den Bosporus führenden Brüde zwischen Bera und Grambul entstand gestern während des stärksten Ber­ehts eine Panik, die lefolgt zu einer Katastrophe hätte führen können. Smei Zuaven der Taiferlichen Garde versperrten mit gezüchten Säbeln den Eingang und die Ausgänge der Brüde und drohten, Sieden niederzumießeln, der ihre Linie passiren wolle. Tausende von Menschen und Hunderte von Wagen, darunter einige, deren Xnfaffen Minister waren, wurden auf der Brüde zurücegehalten, die unter der Last zusammenzubrechen drohte. Viele Leute ließen sich in Das Goldene Horn hinunter, wo warfen sie aufnahmen. Truppenpiquets wurden requirirt, sagten aber nicht, gegen die Zuaven einzuschreiten. Dies geschah erst nach einer Stunde, als ein kaiserliches Irade die Verhaf­­tung anordnete. Schließung einer rumänisshhen Säule) Wie aus Csálovár gemeldet wird, wurde die griechisch-orientalische rumänische Schule in Ziebely auf Antrag des Seelsorgers Romulus Sorgovits definitiv geschlossen, da für sie eine staatliche Unterftügung nicht erwirkt werden konnte. Die Kinder werden nunmehr ohne Ausnahme in die staatliche ungarische Schule geschieit werden. (Ein Rettungsbureau für Selbstmordfandi­e­daten.) Aus London wird uns telegraphirt: Die Heilsarmee errichtete ein Bureau, in welchem Denjenigen, die einen Selbstmord planen, mit Rath und That an die Hand gegangen werden soll, um sie von ihrem Entschlusse abzubringen. Selbstmordkandidaten, die in eine Situation gerathen, die ihnen jedes M Weiterleben unmöglich erscheinen läßt, werden eingeladen, fi mündlich oder schriftlich an das betreffende Bureau zu menden, welches ihnen strengste Geheim­­haltung aller Geheimnisse garantirt. (Eine Millionenspende Rodefellers) Wie die „Frankfurter Zeitung“ aus New­ Yark meldet, hat Rodefeller der Universität Chicago 3 Millionen Dollars gespendet. (Zugsverbindung von Budapest-Südbahn mit dem Nizza-Erpreß.) Die Südbahn hat schon dur längere Zeit bei den italienischen Staatsbahnen angeregt, daß der von Budapest-Südbahn um 8 Uhr Früh abgehende­­ Schnellug von Cormons ab Anflug in Udine an den Wien—Nizza- (Cannes) Erpreß finden möge und bat nunmehr die italienische Bahn ab 15. November vorigen Pahres durch Eins­führung eines neuen Zuges, welcher von Gormons um 10 Uhr 20 Min. Abends abgeht und in Udine um 10 Uhr 58 Min. Abends eintrifft, den Anschluß an den von Udine um 11 Uhr 9 Min. Abends abgehenden M Wien—Nizza-Erpreßzug hergestellt. Bei der Abfahrt von Budapest-Südbahn um 8 Uhr Früh erfolgt durch Diese Zugsverbindung die Ankunft in Venedig um 1 Uhr 20 Min. Nacıtz, in Mailand um 6 Uhr 10 Min. Früh, in Nizza um 3 Uhr 5 Min. Nachmittags und in Cannes um 3 Uhr 47 Min. (Bariser Zeit). Schneelambinen) Aus Amstetten wird ung telegra­­graphirt: In Folge plöglich eingetretenen Thaumetters gingen Nachts im Geläufe bei Gstatterboden und im Borgelänfeeingange gewaltige Schneelaminen nieder, wodurch die Wahnstrebe verlegt wurde und die Wiener Schnellzüge eine dreistündige Verspätung erlitten. (Königlich ungarische Staatsbahnen) Auf den Strecken Gydr—Juras und VBarazsd—Golubovce it der Berlebr wegen neuerlicher Schneevermehung — voraussichtlich für kurze Zeit — eingestellt worden. Auf den übrigen Staatsbahn­­linien ist der Verkehr ganz normal. (S­emer.) Vor einigen Tagen exit haben wir auf die Feuer­­gefährlichkeit der „K­inematographischen Theater” eingewiesen. Gestern zeigte nun ein Vorfall, wie berechtigt unsere Befürchtungen waren. In dem im Hause Fösutera 10 befindlichen Kinematographischen Theater kam gestern Abends während der Vorstellung ein Feuer zum Ausbruch, welches im Publik­um große Panik hervorrief. Glücklicherweise kamen die Anwesenden mit dem bloßen Schrecen davon und nur einige Bretter und die Maschine­ fielen dem Brande zum Opfer, welches von der II. Bezirksfeuermachje bald unterbracht wurde. Keuchbutten 7. — Todesfälle: (Der Stand der Inffek­tonskrankheiten in Budapest) in der abgelaufenen Woche mar dem Berichte des Dyberp­hysicus gemäß der folgende: Typhus 3, Schafblattern 33, Scharlach­ 26, Mafern 14, Diphtheritis­­ 37, Trachoma 4, a­alól : Scharlach 21, Mafern 4, Diphtheritis 5. von den­en Sterenheilanstalten.) Der Unterarzt in der Srrenheilanstalt in Budapest-Liphtmezö Dr. Béla Rene wurde für die neufystemisirte zweite Oberarzt-Stelle in der staatlichen Irenheilanstalt in Nagypeben ernannt. 2 ( Biblische Vorträge) Heute Abends 7 Uhr finden öffentliche biblische Vorträge in ungarischer und deutscher Sprache nebst Gesang im Saale V., Hofdeutera 17, Statt. Der Zutritt ist frei. (Jubiläum.) Der Chef der Verkehrsabtheilung " der Kaffa-Oderberger Eisenbahn Oberinspektor Johann Kemenes feierte vor einigen Tagen das Jubiläum seines Dreißigjährigen Dienstes, aus welchem Anlasse ihm die Vorgelesten und Kollegen herzliche Ovationen, bereiteten. Oberinspektor Kemenes erfreut sich als Fachmann sowohl in den in- wie in den ausländischen Sela­bahntreffen besonderen Ansehens ; sein Name steht im engen Zu­sammenhange mit der durch günstige Zugsverbindungen erreichten namhaften Hebung des Verkehrs zwischen Deutschland und dem Osten über Budapest und des Verkehrs nach der Hohen Tátra. (Bal­dgranit) Der Landesverein der Maschinisten und Merkmeister veranstaltet am 19. d. M. im Katholikenklub eine Tanz­­unterhaltung. » «(Verschoben1e Siehu­ng­)Dersiehungstag der Lytterie des«Landesverec­xs der Crimder ist mit Verordnung des Fenmnzministers vom»70.Dezember verschoben worden-Der neue Termindeerehung wird demnächst bekanntgegeb­en werden­" «(App»als Satzllanschu­tze gegen Entgleisungen.) Von einer wichtigen Erfindung z»um Schutze des reisenden Publi­­kums gegen Unfälle durch Entgleisung haben wir Kenntniß erhalten. Der Erfinder der Verrichtung ist«Johann Schilhan,Heizhauschef der k.k.privil.Südbahns Gesellschaft und der Gegenstand der­­selben für dem Briede dienen, damit in Zukunft, Ente­gleifungen zufolge fehlerhafter Weichenstellung gänzlich aus­geschlossen seien. Diese Weichensicterung, melde in der jüngsten Ausstellung in Mailand mit dem Ehrendiplom ausgezeichnet wurde, hat das Interesse der Bahnkreise schon heute in solchem Maße auf Nachmittags‘ . tsa RE sis AS

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