Pester Lloyd, Februar 1907 (Jahrgang 54, nr. 28-51)

1907-02-01 / 28. szám

« 2 . , RM Dorottya­uteza Nr. 14, I. Stock, ausserhalb Budapest mittelst Postanweisung durch alle Postämter. — Für Wiem auch bei Herm. Goldschmidt (I., Vollzeile 11), wo­­selbst einzelne Nummmern zu haben sind. Man | Monatlich ... --- 1907. — dt. 28. Abonnement für die österr.-ungar.. Monarchie.­­Für den „Pester Lloyd (Morgen- und Abendblatt) (Erscheint auch­ am­ Morgen nach einem Feiertage); Für Budapest: Mit Postversendungt Mit separater Postversendung des Abendblattes vierteljährlich 2 Kronen mehr. Ganzjährlich anzjährlich . Abonnements werden auch aufgenommen für: Belgien bei den belg. Postamt. 15 Fres. 98 Cts. ge EAT aA A­NIBALE Gemn AS EGE SE 15 75 Halbjährlich.. ... 22 Kronen — Heller | Halbjährlich­.._._ 24 Kronen — Heller Kruse. 2­4 Rub.58Kop» Vierteljährlich ..­ AZ Kronen — Heller Monatlich­­.. 2 N, ende rege . 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Bü­low hat Glü­ckl so hört istkdlicst man jetzt wie den Gewiß,der freundliche Diplomat,dessen menschlich schöne­r leidenschaftslose statttcokuprendie eigentlich ein stamts­­männischer Fehler ist 1tx1d der hauptsächlich mit einer hoch entwickelten,in den Dienst der Politik gestellten Technik der Liebenswürdigkeit arbeitet,ist in kritische 11 Momen­ten fast immer vom Glü­ck begünstigt worden.Was man so Glück neInst.Cs"«steckt doch auch als wirkende Ursache vielKltigkeit, vieleifrige Arbeit hinter den Courissen dahinter,auch bei dieser Reichstagsauflösung und bei dieseik Wahlen­-Die Auflösung des Reichstages galt Bielen fü­r eine Uebereilu­ng Und einW­agni­ß.11c bereilt war sie nicht,sie war vorbe­­reitet,aber ein Wagniß war sie ein­ Wagniß.Von dessen Ausgang Manche,nebenbei gesagt fälschlich­,"die des Reichskanzlers fü­r abhä­ngig hielten.Die hatten ver­­­gessen,daß in Deutschland kein Reichskanzler über d­i"sen Wahlausfall und überpar«l·mn­entarische Mehrheiten­ fällt,sondern daß das Entscheidende immer nur sein persönliches Verhältniß zum Kaiser ist.Nun ist das Wagtriß wider Erwarten geglückt.Nicht ganz so m­ühelos,wie es scheinen mag.Die Mehrheit vom 13.Dezember,das sch­warz-roth­e Kartell,gegen das sich die Auflösung richtete, ist geschlagen Diese Mehrheit existirt nicht mehr.Die Minderheit jenes Tages verfügt jetzt ü­ber eine,wenn auch nur knappe QTkajorität Die VerIi­cht 1111 g jener Mehrheit war die Parole der Auflösung und der Wahlbewegung,der Erfolg ist also dm Das allein würde nicht viel bedeuten. Wer spricht heute noch von dem­ Nachtragsetat für Sü­d­­west-Afrika!Der würde im neuen Reichstage auch bewilligt worden sein,wenn die alte Mehrheit zurückgekehrt wäre, der hätte escm seine zweite Kraftprobe nicht ankommen lassen.Die Bedeutung des überraschenden Erfolges dieser Wahl entgeht ü­ber­ diese eine Kolonialfrage und über die gan­ze Kolonialpolitik hinaus· "­­« Der Kampfruf Dernburg’s und Bülow­s gegen das Zentrum war ehrlich gemein1t.Der Einfluß der ultramon­­tanen Partei ist als ein Joch empfunden worden.Nicht etwa nur in der Kolonialpolitik. Da hätte man sich mit ihr einigen können.. Es ist au, ‚so weit Die Regierung es­ ver­­anochte und so weit zwingende Nachsicht kluger Taktik, namentlich die Nachsicht auf die Konservativen es nicht, hin­­­derte, in der Wahlbewegung gegen Das Zentrum , gearbeitet worden, aber der Mandatbesiß dieser Partei war nicht zu erschüttern. Das Zentrum­ hat in Deutschland einige neunzig feste Site, Kreise,­ in­ denen einfach der Kaplan und Pfarrer herrschen, . wo . von einer­ liberalen oder sozialdemokratischen Agitation. gar Feine Rede sein Tann, Kreise, in denen das Wahlergebnis ungefähr. lautet: Zentrum 10.000, Liberale 375, Sozialdemokratie 120 Stimmen. Dort die Macht des Kleritalismus­­ zu brechen, erfordert Die Arbeit vieler Jahre, erfordert einen­ Kultur­­kampf in anderem Sinne als der von Bismarck geführte. Das Zentrum wird in ungefähr gleicher Stärke zurückkehren. Aber in einzelnen seiner städtischen Bezirke hat­ es die Stimmenverluste und fängt an zu merten, daß seine Macht bedroht ist. Was aber die Hauptsache it: das Zentrum fehrt nicht etwa in Kampf und Nah­estimmung zu uid, es verträgt, nachdem es der katholischen Kirche in Deu­tschland besser geht als in irgend­einem anderen Lande, schon mit Rücksicht auf seine Bijgöfe und auf Nom, Feine dauernde prinzipielle Opposition gegen­­ die Negierung. Die ganze fitien, internationale Lage des Katholizismus macht diesen einen solchen Kampf unerwünscht. Eine dauernde Oppo­­würde, wie schon fest das Auftauchen so­­genannter nationaler­­ Katholiken gezeigt hat, den Beginn einer langsamen Zerlegung in den Neiden des Zentrums bedeuten. Er hat lange Jahre alle Gunst einer ausschlaggebenden Partei gewosfen und Der Verlust Dieser Sunft wird ihm­ sehr schwer fallen. Wir halten es für ausgeschlossen, daß es diese Gunst und Diesen alten Einfluß wieder erlangt, denn ausschlaggebend in dem Umfange, wie es bisher war, ist das Zentrum nicht mehr. Es kann nicht mehr, wie an jenem 13. Dezember, mit Sozialdemokratie und Polen die Negierung in nationalen Lagen nieder­stimmen. Das überraschende, den Siegesjubel der bürgerlichen Parteien ‚erregende Ergebniß des Wahlkampfes, welches weit über die nächste Entscheidung im Reichstage ist Die Entwicklung der politischen Verhältnisse Bedeutung hat, it die Niederlage der Sozialdemokratie. Was ist geschehen? Ziffermäßig nicht viel. Zwanzig alte feste Site sind im ersten Ansturm der Sozialdemokratie verloren gegangen, mindestens zehn wird sie noch in den Stichwahlen verlieren. Ein schwerer Verlust für eine Partei, die neunundsiebzig Mann gezählt hat, aber schließlich doch nur eine Verschiebung von dreißig Mandaten,­ die in der Hauptsache den Parteien der Linken zugute­kommt. Aber mehr als diese Verschiebung wirkt die Erkenntniß, daß diese in Deutschland scheinbar unaufhaltsam vorwärts dringende Partei, die­ ü­bermüthig jede andere als­ reaktionäre Masse behandeln zu­­ können, glaubt,­­ besiegbar ist, daß­ sie Höhepunkt überschritten hat. Diese Erkenntnig it von der höchsten Wichtigkeit für unser politisches Leben, denn der Glaube, daß der Lauf der Sozialdemokratie nicht aufzuhalten sei, hat wie ein Ab auf den liberalen Parteien gelegen, Hat sie derartig entmuthigt, daß es unter den Freisinnigen bereits eine Gruppe gab, allerdings eine ‚eine, die im Anschluß an die Sozialdemokratie das einzige Mittel zum Kampf gegen Die Reaktion gab. An sich theoretisch eine richtige P­olitik, die auf der Hoffnung baftete, daß die sich wild und international und revolutionär geber­­dende Sozialdemokratie allmälig zu einer radikalen Arbeiter­­partei nach englischem Muster und dadurch reif zum Zusa­mmen­­wirken mit den bürgerlichen Parteien werden würde. Eine Zukunfts­­hoffnung, Die sich vielleicht nach Dezernien­t verwirklichen wird, für deren Erfüllung aber bis fest alle Anzeichen fehlen. Dieser Theil des Liberalismus wird jekr auch mit mehr Macht bewußt werden. Es Hat ich­ gezeigt, daß die nationale dee große Werbe­­kraft bef ist und die Lauen, die Partei der Nichtwähler, auf­­rüttelt, daß es noch­ patriotische Begeisterung gibt. Gleich­­zeitig ist der nie schlummernden Reaktion, der das allge­meine Wahlrecht ein Dorn im Auge ist, durch den Niüd­­gang­ der Sozialdemokratie der Nährboden entzogen. Die sogenannten Scharfmacer, die­ mit Recht über die Nieder­­lage der Umssturzpartei jubeln, Haben­­ Durch Diese Nieder­­lage­n auch einen Theil der Quelle ihrer Einflüsse an hohen Stellen verloren. Ein seltsames Bild, in vielen Großstädten, nach der Wahlschlacht, vor dem Moment bangte, daß Die Sozialdemokratie, übermüthig und drohend, auf die Straße steigen werde und, wie­ am 21. Jänner v. a.,. an ein Aufgebot von Militär und Polizei appellirt werden mü­ßte — und man­ am­ Abend des 25. Jänner zuvar eine jubelnde Menge auf den Straßen, aber nicht die Sozialdemokratie ,demonstrirend, sondern die über den Sieg der bürgerlichen Parteien erfreuten Angehörigen der bürgerlichen Parteien, darunter die stark vertretene Studentenschaft. Denn das it ein weiteres erfreuliches Zeichen: die Jugend, Die schon zum Theil organisirte, Jugend, wendet sich der Volitit wieder zu­ Tausende von Studenten der Wahlarbeit in den Städten geholfen und diese Jugend bringt auch, was die Kraft der Ueber­­zeugung und frischen Muth betrifft, in die bürgerlichen Parteien neues Blut, feitere Haltung. Diese werden liberaler fein im Reichstage und das macht es auch, daß die Konser­­vativen troß aller Genugthuung über das Waylresultat Doch namentlich in Berlin, in der Nacht "es gab Viele, denen "haben bei etwas tüll und mißtraulsch sich verhalten. Zwar kommt nicht gleich eine liberale Wera, solche Prozesse vollziehen " ss langsam, aber selbst, wenn­ Bülow und die Regierung in alter­ Abhängigkeit von den reaktionären Parteien weiter unwirthschaften wollten, wie bisher, geht es nicht. Bülow hat erkannt, daß der wirks­ame Werberuf bei den Wahlen doch der Appell gegen das Zentrum undh gegen die Reaktion gewesen ist. Durch ihn ist der Elan gekommen, der dem Bürgerthum den Sieg gebracht hat. Stellung , ihren Selbstbewußtsein sich der eigenen a . L f «« «J Die Anklagen gegen Teli Bafldıe. Driginal-Korrefpondenz des „Befter 2loyd“.) Konftantinopel, Ende Jänner. Der neueste Skandal ist die Leistung Sehmi Paschas. Allerdings brauchte man gar nicht exit von Sehmi Paschas Skandalen zu sprechen, denn die ganze Existenz Dieses Wü­rdenträgers it an sich ein ungeheurer Skandal. Sehmi Balcha wird im Auslande, wie ihr Korrespondent dortigen Blättern entnimmt, vielfach als P­olizeipräsident bezeichnet. Das ist er aber ganz und gar nicht. Diese Würde it in den Händen eines alten Bezirs. Fehmi Bajda ist der Chef der Detectives im Balast. Wie neuestens verlautet, dringt einer der einfluß­­reichsten Botschafter darauf, das Fehmi Bajd­a seines Dienstes und seiner Stellung enthoben werde. Und dieses verlangen Unthat zusammen­,­gangen. Fehmi Bajdha hat eine Traversen, die für die Umladung nag einem ausländischen Hafen bestimmt waren, in Bettrag nehmen lassen und dies aus seinem anderen Grunde, als weil ihm dies so gefiel. Meöglicherweise, daß er unter­ den Traversen auch Dynamit, Bomben und Aehnliches witterte. Aber was halten Die Häfcher des Balais nit Alles für Dynamit, Wir Sprengstoffe und Bomben! Der Eigenthümer der Konfiszirten Ladung, ein fremdländischer Igenieur, er­­stattete Die Anzeige davon bei seinem Botschafter und dieser dringt nun im Palais auf Abfegung Yehmi Palaz. Seinen Antrag auf Abregung motivirt, wie in eingemeihten Kreisen erzählt wird, der betreffende Botschafter damit, ‚daß yehmt Yafda im Laufe seines Amtswaltens wiederholt Dinge gethan Habe, auf die in der Türkei selbst die Todes­­des Botschafters hängt mit der neuesten die dieses Mitglied der­ K­amarilla be- Strafe gefegt wäre. E 8 verlohnt sich don, den Mann näher zu bejehen. Er it noch gar nicht alt. Ein junger Mann von ungefähr 30 Jahren exit. Er ist der Sohn eines Milchbruders des Sultans Abdul Hamid. Der bemüßte Milchbruder des Sultans brachte es zum Chef der Garderobe im Palais. Er it bereits tobt. Fehmi V Bafcha ist eine in Konstantinopel bekannte Persönlichkeit. Vor Allem fällt er durch seine un­geheure Körperfülle auf. Sein Gesicht ist sehr braun, und ein Dunkler . Schnurrbart ziert es. Im einem offenen Wügelchen fütschrt er duch die Straßen von Konstantinopel und seine nicht große gelben Bolstern, mit denen der Wagen ausstaffirt it. Er übt das Geschäft vornehmlich­­ des Erpressens bereits weit über einen Dezennium. Er läßt bei reichen Leuten Haus­­buchbuchungen anstellen und sc­hmuggelt ihnen, um von ihnen Geld herauszubekommen, wohl gar verdächtige Objekte ins Haus. Er sdiktirt diesen Leuten, ihm so und so viel Pfunde auszuliefern und droht jeden mit Klage oder Verhaftung, wenn er ihm nit mit so und so viel Geld zur Stelle ist. Was gehmt Palha, thut und unterläßt, mwissen in Konstantinopel die meiterten Seeife. Bezeichnend aber it, Daß sein Treiben, das ja nur ein Theil des berüchtigten Waltens der Balaistamarilla überhaupt ist, nicht nach Gebühr in der europäischen Bresse illustrirt wird. Die europäische Bresse beschäftigt sie so viel mit den dunklen Vorgängen in Rußland, mit dem Treiben Der Zihinomniss, das nun halb Vergangenheit ist, und für Die Unt­aten des Balais in Konstantinopel it man taub und blind? Bon Tehmi Baida werden Dinge erzählt, die ihn als einen ruchlosen Mörder würden erscheinen lassen. Vor zehn Jahren etwa schon geschah es — so wird Ihrem Korrespondenten. von. gut - ununterrichteter : . Seite.­­mit­­. getheilt . —, daß. Tehmi: Bajdja in: wahnmwhgigem. Ueber­­muthe auf dem Wege von der Galatabrüde , bis Bancaldi­­ (M­ilitärschule) , eine Anzahl­­ von­­ Personen beseitigte, indem er.. das Messer gegen sie gezogen hatte. Er hätte nun vor das Gericht kommen sollen, um Leben gegen Leben einzubüßen. Aber da fand man ein Sühnopfer in der Person eines bezahlten Mannes, eines Marine- Sergeanten Namens Mustapha Tchaourch aus dem Bilajet Kastamont in Anatolien. Er wurde von einer Gerichts­­kommilation ausgefragt. Der armne Kerl berannte es nach und nach aller ihm in die Schuhe geschobenen­­ Verbrechen für schuldig, wurde pro forma zum Tode verurtheilt und sobald das Urtheil gesprochen war, Habsceh­ bezahlt und entlassen. Und solche Dinge vollziehen sich im Lichte der modernen Zivilisation­­ in einer Stadt, die gar nicht allzu entfernt vom Herzen Gimppas ist. Wenn man diese Dinge hört, 10 Stehen Einem Die Haare zu Berge. Aber Tehmi Bajba konnte: Alles ungestraft thun, so lange er sich nur an Türken verging. In jüngster Zeit versuchte er manchen Biratenstreich an fremden Unterthanen, und das wird ihm theuer zu stehen­­ kommen. Er wollte unter Anderem aue einen Kaufmann brandschagen, der Beziehungen zur englischen Botschaft hat. Da auch die deutsche Botschaft sich über den Mittelhäter im Palais bei der Pforte zu­­ beklagen Ursac­he Hatte, so­­ darf man wohl annehmen, daß in Bälde dem " Treiben dieses Ungeheuers ein Ziel gefegt sein wird, ganze Schiffsladung mit Gejtalt verfintt fajt in den ‚orange- NURIREEREET ERNEST EB BIER EEE don Enge. Seite des Minister-Präsidenten nach Wien. M­inister-Präsident Dr. Weierle wird. ich, morgen Nachmittags nach dem voraussichtlichen Abschluffe der Debatte über das Finanzgefes im Abgeordnetenhause nach Wien be­­geben, um Sr. Majestät das schriftliche Demissions­­gesuch des Justizministers zu unterbreiten und die legte Entscheidung des Monarchen je­wohl Hinsichtlich des abtretenden, wie in Bezug auf die Ernennung‘ Des fünfzigen "­Justizministers einzuholen Wer das, was man in den exklusiven' Kreisen als die­ „Kleider­ordn­ung” 'zur nennen übereingenommen ist, mir einigermaßen fennt, wird es" vollkommen "begreiflich finden, daß mir in dem Mittheilungen des Abendblattes nur­ mit allem Borz­behalt von der in’den Wandelgängen des Abgeordnetenhauses verbreiteten Meldung: "Notiz genommen haben, monad) "der derzeitige Staatssekretär im Justizministerium Dr. Anton Günther zum Justizminister ausersehen sei, beziehungs­­weise daß der Ministerrath über den Vorschlag Dieser Persönlichkeit zum Titular des von Herrn v. Bolónyi vers Iaffenen Amtes einig geworden ist. Dem fejen nach mag das immerhin richtig "ein, und es ist sogar im höchsten Grade wahrscheinlich, daß Die Bewegung des Suffizporte­­feuilles durch Herrn Dr. Günther in naher Zeit erfolgen , wird: formell, aber ist die Meldung, ganz gewiß noch) eine Ders feüchte. Man wird sie ernsthaft nur dann behandeln künnen, wenn der N­inister-Präsident aus Wien zurückgek­ehrt sein und die Zustimmung Sr. Majestät eingeholt­­ haben wird. Zudem aber hat im gegebenen Falle der Neinister-Präsi­­dent nicht nur die ntentionen der Krone zu beachten, er muß sich auch vor Augen Halten, daß der demissionirte Justizminister aus den Neihen der Unabhängigkeits-Partei hervorgegangen war und man dieser Partei Doch die Niüd­­sicht schuldig ist, ihre Meinung über den kommenden Mann zu vernehmen. Damit steht es offenbar im Zusammenhange, daß Dr. Weierle heute Abends, wie wir an anderer Stelle berichten, im Klub der Unabhängigkeits-partei erschien. Danach­ kann man ungefähr ermessen, welcher Werth den Meldungen beizulegen ist, daß Staatssekretär Dr. Günther schon in der Eigenschaft eines Justizministers an einem Miinisterrathe theilgenommen Habe und daß einige Ab­­geordnete sogar schon sein Ernennungsdekret mit leib­­haftigen Augen gesehen haben sollen. In D dieselbe Werth­­kategorie gehören die weiteren Meldungen über die P­erson des künfzigen Staatssek­etäry im Justizministerium:. » + · —­­..Schlld­en. Nachdruck mach im Auszug Herboten L ’Yer,,gauptm­annvotc Bisperuissem V­agiator. —Eine Enthü­­llung.— Von Nikl miv Urbam Der selige Ben Akiba hat gaanecht:»es ist Alles schon dagewesen Au­ch der geniale Streich Wilhelm Voigt’s, des Hauptmanns von Köpenick,hat sein­ getreues Vorbild gehabt.Genau vor hundert Jahren.Nur dasz daraus keine Komödie geworden ist, sondern eine blutige­ Tragödie, bei der zwei märklsche Männer ihr Leben einmorden lassen mußten. Es läßt sich leicht nachweisen, daß Wilhelm Voigt den Streich des „"Räuberhauptmanns" von Kyrig gefannt haben muß, der in allen Einzelheiten mit der Köpenicker Affairer übereinstimmt. Dadurch tritt Voigts von der ganzen Welt als genial gepriesene That zum eint­­fachen Plagiat herab. „Kyrig-Pyriß.” Unter diesem Doppelnamen fennt man das einsame märkische Priegingstädtchen, wenn anders nicht, so ‘aus der populären Boffe: Gustav Möpfer’s. Wo ‚aufhört, steht ein’ schlichter"" Sandsteimöbel ist, trogig und wetterfest, wie die beiden Männer, die dah­inter ruhen. Die Aufschrift des Denkmals Heißt: Den anderen Bürgern von Kyris, dem Kämmerer Karl Friedrich Schulze und dem Kaufmann Karl Fried­­rich Kersten, gefallen als Opfer fremder Gewaltherr­­schaft am 8. April 1807. Von dem damaligen Oberprediger Dr. und Nitter op. 5. Bauer erschien 1845 in geringer Auflage eine Denk­­schrift über die Hinrichtung Dieser beiden Männer, die hier mich da noch in einem Prieginger oder Mecklenburger Land­­haufe vorhanden sein mag. Wilhelm Voigt, der auf seiner Wanderschaft, in seinen Arbeitsstellen als leidenschaftlicher Leser las, was ihm nur unter die Finger am, Hat sich er in Wismar oder sonst wo dieses vergilbte Schriftchen zu. Gesicht bekommen. Gewiß mag schon im Zuchthaus der Gedanke in ihm geboren sein, sich an der Staatsgewalt, die nach seiner Meinung an seinem traurigen Schicsal schuld war, zu rächen. Zur Ausführung dieses Planes aber ist er erst nach seiner Wanderschaft durch die Priegnnb, nach­ seiner Arbeitszeit in Meclenburg gekommen, wo er­ in der­ ehrsamen Schuh­­­macherwerk­tatt in Wismar zweifellos Bauer’s Denkschrift vorgefunden hat. Man müßte sonst an eine Bersetzung von Baufälligkeiten denken, die zum Meindeften wunderbar wäre. Es ist bei den Gerichtsverhandlungen den Aussagen eines alten Zuchthausgenossen Voiat’s sicherlich zu viel Gewicht beigelegt worden — und Wilhelm Boigts „Ruhm“ Hätte es sicher geschadet, wu­rde er vor dem Gericht selbst, den Urpeuung seiner Heldenthat verrathen haben. Darum schmieg er und nahn das Necht des Erfinders für sich in Anspruch. Mit demselben Erfolg, der ihm bei der Ausführung seines Köpenider Streiches geworden war. Ein­ Einblick in die genannte Denkschrift muß , diese Annahme ohne weiters­ bestätigen — eine Unterredung mit Wilhelm Voigt würde jedenfalls dasselbe Ergebniß haben. Erinnern wir ung des Jahres 1807. . Napoleon’s Heer war aus der Mark nach der Provinz Preußen fortgezogen. Die preußischen Freischärler begannen sich zu organisiren. Die Mark blieb dem französischen Divisionsgeneral Klarte unterstellt, die Priegung‘ dem Hauptmann Lefebre, der seinen Sit in Perleberg hatte. Die Priegung fügte sich dem französiscchen Drud und vermied ängstlich Alles, was die fremden Gemalthaber reizen konnte. So verweigerte Kyrig einem Aufgebot des Schill’schen Treikorps, das am 31. März vor der Stadt anlangte, den Einzug.» Die Thorwache an den beiden Thoren wurde auf je 16 Mann verstärkt, die allerdings ohne und deshalb nicht vermochten, dem Aufgebot zu verwehren, das aus 18 Man bestand Wachtmeister Sicher geführt wurde, den und von Der Wachtmeister ließ die Thormade ablösen und die Thore selbst doch zwei Bewaffnete befegen und 309g dann zum N­athhaus, wo er dem Bürgermeister Schrader eine Ordre des D­berstlieutenants Schill (am 16. Feber in Greifenberg unterschrieben), mit königlichem Siegel versehen, vorlas. Die kommandirten V­orzeiger der Ordre seien beauftragt, alle königlichen Armaturen und Effekten in Empfang zu nehmen, und daß ihnen solche bei schwerer Strafe nicht vorenthalten werden sollten. Man erkennt ohne weiters eine fast in den Einzelheiten zutreffende Uebereinstimmung mit der Komöldie von Köpenick. Auch Wilhelm Voigt operirte vor den Soldaten und im Nathhaus mit einer Kaiserlichen Kabinetsordre. Ordre und Siegel des Wachtmeisters erwiesen sich später als plumpe Fälschung. Die Schaar hatte nie dem Schill’schen Freiforps angehört! Der „Wachtmeister" Fischer, dessen Unifor­m-in- der -Zusammenlegung all­ an die Wilhelm Voigt" erinnerte (blaue preußische Husaren­­uniform, französis­cher" Offiziersdegen), war (wie sein Sänger Voigt) niemals Soldat ge­wesen Wie ihr Führer, waren jümmtlihhe 18 Mann jümmerlich ja lächerlich befleidet und armu­t. Der Magistrat griff zwar bezüglich der Ordre zu der Aussicht, daß jümmtlihe Effekten bereits auf Befehl der französischen Am­inistration nach Werleberg abgeliefert seien, doch wurde seitens des Kommandos zu einer O Visitation bei dem Regimentzschneider Mekte geschritten, dem sie 190 Monturen und ebenso viele rothe Bru­ftaufschläge abrahmen. Der Bürgermeister wurde während­­ dieser Zeit von zweit bewaffneten Männern in seiner Wohnfstuibe bewacht, die sich bei allen Fragen auf seine Erklärung einliegen, und selbst die ihnen angebotenen Nahrungsmittel ausschlugen. Der ganze Coup der Streifzüngler war eine Weber­­raschung, die in zwei Stunden ihren Zweck erreichte; denn nur, um sich zu befleiden, waren sie gekommen. Sie blieben indessen noch in Kyrig, als preußische Soldaten, und hier beginnt die Tragödie. Zur gleichen Zeit befanden sich nämlich die beiden französischen Kommissionäre Winung und Hr­ in Kyris, um in den umliegenden Dörfern Vieh, Stroh u.s.w. zur BüBerproviantirung der französischen Armee einzukaufen­­­ Der Kaufmann Kersten hatte eine­ bedeutende Strohlieferung übernommen. Gerade am 31. März (dem Zuge des Einrüdens der „preußischen Belabung“) war Hirsch bei Kersten eingetroffen, um die gemachten Bestellungen zu bezahlen. Kersten riet­ ihm auf das dringlicste, das Geld in Sicherheit zu bringen. Alles, was er erreichte, war, daß Hirsch baz Geld theils in der Kersten’schen Wohnstube, theils bei einem Miether des Hauses, Belit, verstehte. So groß die Sorge der Franzosen und der Franzosenfreunde um die Sicherung des Geldes mar, so groß war die Freude der Kyriger, endlich wieder preußische Truppen in ihrer Stadt zu sehen, und so konnte es nicht ausbleiben, daß ihnen Die Anwesenheit des französischen Geldes jedenfalls von dem Miether Deli­ verrathen würde. Was Tag aue näher, als der Wunsch, den Weinden des Vaterlandes einen Schaden zuzufü­gen und d­ie eigenen Truppen mit Geld zu versorgen! Der „Wachtmeister Fischer“ kam mit den beiden Husaren Dau und Schiderling in Serften’s Haus, wo er von dessen Gattin das Geld verlangte. Bei der Haus­­suchung wurde es gefunden und fortgeführt. Es waren insgesammt 1500 Thaler, von denen Fischer sogar groß­­miüthig 500 Thaler abgab, so daß ihm 1000 Thaler ver­­blieben, mit denen er noch in der Nacht die Stadt verlieh. Sein Streik war gelungen. Interessant sind die Verhandlungsprotokolle, die Wacht­­meister Fischer von Bürgermeister­ und Rathsherren auf­­nehmen ließ. Hier sei Einiges zitirt: »Berhandelt Kyritz,den 31.März 1807 Nachts 12 Uhr. A.Der Wachtmeister des hochlöblichen v.blücherschen Regimen­ts,Johann Fischer,welcher sich als solcher durch die Ordre des Oberstlieutenants Herrn­ v.Schill,d.c1."Greifenberg, der 116.v.M·legiti’mirt,erklärt,daß er gewaltsamer Weise mit seiner bewaffneten Mannschaft dem angeblichen Lieferanten Hirschmks Berlitt allhier folgen­de Gelder in­ Beuteln abgeno­mmen habe, nämlich: S­aft gelegt werden, da mir seinen Augendlich von dem unerschütter­­lichen Willen abgewichen sind, alles zu thun, was die Pflicht von uns fordert,­­ 1 Beutel mit 500 Rthlr.Courant,1VeUtel­ mit 200 Rthlr­. Courant, 3 dito (d 100 Rthle.), 300 Rthlr. Gourant, 2 dito (a 200 Nthlr.), 400 Rthle. Münze, 1 dito mit 100 Ather. Münze. Summa 1500 Mitel. Wardtmeister Silcher quitiret hiermit darüber, des Schrei­­bens wegen verwundeter Hand nicht mächtig, durch die Unterschrift des­ Beistandes des Miühlenmeisters Miesner, wag . geschehener Berlefung und Genehmigung, mit dem Bemerten, daß, weil, er seinen Grund habe, dieses Geld für Privateigenthum zu halten, " er solches ‚als wahrscheinliches­­ französisches Eigenthum mit fig zur Berechnung an den Herrn Oberstlieutenant von Schill nehm­e. D., Bunt. Kyrig, den 31. März 1807, Abends 11 Uhr, Johann Fischer, Wachtmeister des bodglöblichen v. blücherschen Regiments, in fidem Bärmann vom Regiment von Nied (Ruits) als Zeuge. Balz von Blücher als Zeuge An den französischen Kommandanten, den Hauptmann Lefebre, richtete der Magistrat (auch die Küpenicher wandten sich in ihrer ersten Noth an ihren Landrath­­) folgendes Schreiben : Höchstzu verehrender Herr Commandant! Indem wir ihnen eine Abschrift des gestern von uns an den­ Herrn Kriegsrath Budden erstatteten Berichtes, welcher den Her­­gang des die Stadt Kyrig betroffenen bewaffneten Miederfalls von sogenannten Schi­llischen Truppen so pflichtmäßig mie ausführlich darstellt, Hiermit gehorsamst vorlegen, Dürfen wir bei Ihrer an­erkannten Gerechtigkeitsliebe nicht daran zweifeln, hab uns, indem mir selbst unbe­waffnet nur der bewaffneten Mannschaft und ihren Drohungen nachgeben mussten, in unserm Verhalten nichts werde zur Ekyrib Waffen waren’ Eintritt dein «

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