Pester Lloyd, Oktober 1907 (Jahrgang 54, nr. 245-258)

1907-10-16 / 245. szám

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Oesterreich sind Die politischen Flitteriwochen des allgemeinen Stimmrechtes zu Ende.­­ Morgen­­ tritt, Der Neid­$­­rat zusammen, um si­e mit Aufgaben zu beschäftigen, wie er, sie, seit Zwanzig Jahren, t­eils nicht, zu hören, vermochte, t­eils nicht. tösen­ wollte. ‚Die Aufgaben ‚waren ‚Höcht » ber deutungsvoll für­ beide Staaten der Monarchie, sie ‚galten,als dringende­ Staatsnothb­endigkeiten; aber , immer noch bedeu­­tender far die Engherzigkeit „der­­ Abgeordneten, war­ ihre Schlagwortanbetung, war­ ihre Burcht vor den von ihnen selber national amd konfessionell verheßten Wählern. Sie naunten seine wichtigere Aufgabe, Seine andere. Staatsnoth­­wendigkeit, ala int Befibe. ihrer Mandate zur bleiben. Und so farm, was Tonımen ‚mußte: so eifrig man auch bemüht war, das . Mijehen, der. Monardjie, nach außen Hin zu wahren, int­ernent derselben, in beiden Staaten der Mon­ardjie, kam es von. Krise, zu Krise. Und nicht durch : Die Schuld Ungarns, das wir festgehalten werden. , Die Ver­treter. Der Österreichischen Volfsinteressen brachten es nicht dazu, Vertreter des österreichtschen Staatsinteresses zu werden und so vermochen je umso. weniger,­­ sich) Dazu: au­fzu­­ichroingen, die nothbvendige „Harmonie der. Interessen Oester­­reiche und Ungarns gebührend zu berücksichtigen. Schou vor zwölf. Jahren ‚mußte, an. Die. Erneuerung. des, Ausgleichs gedacht werden, und Die. Regierungen, waren­ auch bereits an ein Abkommen gelangt. ‚Aber int. österreichischen Reichs­­rathe gab es seit der Demission des Ministeriums Windüc­­gräß wieder nichts Wichtigeres als Die­ Frage, ob­ man eine czechische Eingabe bei­ irgend einer Behörde Deutsch, oder eine, deutsche, in, gemischtsprachigen , Bezirken auch ezegije beantworten­ könne, "wobei die Sprac­brenntuß der Parteien , gar nicht entscheidend­­ war; »b.. man­­ einen­ Nagtwächter­­posten, oder. Die Aufstellung, eines unentbehrlich­ gewordenen Bezirksgerichtes bewilligen soll, und zur Abwechshung schürte man Nationalitätenhaß, führten die ruppigsten Ge­sellen, um billig er­worbenes Beifallsgejohle einzuheimsen, antisemitische­ Orgien, auf, wurden Handel und auch In­dustrie, wurde vor Allen die freie Wissenschaft angerempelt. Das Alles geschah vornehmlich, um nicht ehrlich arbeiten zu müssen, um Die Zeit zur verkrödeln, um die platteste und­­ gewissenboreste Obstruktion zu treiben. Damit nur ja seine Regierung, die sich, mit zur Ausfolgung von Sondervortheilen auf Sorten der Gesanmt­­heit verstand, als nur einige Zeit am Ruder bleibe, damit es­ nur ja nicht zu einer konstitutionellen Drohung im Staatshaushalte, im Staatenwesen kommen fünne. Jeder Regierung wourde von den­ Abgeordneten in­ der Anklage­­erhebung . gedroht, weil­ sie sich mit, Dem Baragranh 14 redjt und jgledt zu Helfern, suchte. Die Abgeordneten streng­­ten aber alle ihre Erfindungskraft­ an. Die Anwendung dieses Paraagraphes­ zu erzwingen, dam­it sie so jeder Verant­­wortung überhoben wären. So konnte es zur Erörterung des­ Ausgleichs nicht‘ ‚kommen, un­d Ungarn wurde das zweifelhafte fü­­r­ die Schultern geladen, für Das b­ei­tere Wwirthichaftliche Zusam­menmwirten der beiden Staaten Borsorges zu­­ treffen. Man Hat aber in Westerreich in keiner­­ Weise versucht,, ihnt Diese drühende Last ‚zu erleichtern oder weniger unangenehm zu m­acen, Ganz im Gegent­eil: Der so. völlig­ zerklüftete Neid­grath nit seinen in­ 10 viele Fraktionen zerrissenen Parteien war sofort zu einigen, sol whe die Christlichsozialen.. sich in den tollsten Feindseligkeiten gegen Ungarn ergingen. Nicht, nuur, daß man Ungarns­­ ökonomisde Entwiclung einzuschnüren suchte, vergiftete man den Oesterreic­­her jedes Gefühl für Zusam­mengehörigkeit. Das selbstverständliche Ergebniß war, daß der Unabhängigkeits­­gedanke in Ungarn immer mächtiger wırd­e, weil das Ge­bahren Oesterreichs ihm immer zahlreichere Anhänger­ in Ungarn warb, denen sie, aus der Sachlage heraus, die Er­­trägung­ ergab, man misse sich, wenn man schon völlig auf sich allein angewiesen sei, mindestens aus ‚jener Ver­bindung befreien, die während Der lettern Jahre, statt unter­­fragend, nur­ lähmend gewirkt habe. So lernte man bei uns, von Oesterreich, auch bei uns beschäftigte man sich intensiv mit staatsrechtlichen Fragen, ud) in unseren Reichstage febte Die Destruktion ein, auch bei uns’ folgte eine Regierungsfrise der anderen und der Ausgleich Szell- Schoerber konnte­ auch bei uns wide mehr zu parlamenta­­rischer Erledigung­­ gebracht werden. Aber an der Höchsten, das­ Geschhcht der Monarchie lei­­tenden Stelle i­ar man sich. schon’ lange klar: darü­ber, wo eigentlich der Krankheitsherd zu­ halten sei, von Dem aus die ‚schmerzlichen Zuchungen durch beide­ Staaten ausstrahlen, , und welches ‚Heilmittel man, anzuwenden­ habe,­ um­­ diesen Stranfheitsherd zu zerstören. Dem der hochsinnige Herder, der, auch fest, Da schweres Leiden ihn beschlichen hat, ein Musterbild unentwegbarer Pflichttreune ist,­ und. Dessen, jeder Arhemzug von der zärtlichsten Besorgniß, Liebevollsten Theil­­nahme aller Bürger jener Staaten, belauscht wird, er Hat in tiefem Verständniß schon für die erste, aus Ungar stam­­­­mende Anregung sich dafür entschieden, daß in Vesterteid, um es aus der trostlosen Selbstsucht der privilegirten Klassen zu­ befreien, der Reidjárath aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgehen soll. Ein solcher Meidjarath ist gewählt worbei, er­ hat auch Schon eine kurze Session hindurch getagt „und si Mich Bewilligung eines langfristigen provisorischen Bud­get? Muße geschaffen für Die, ernste Arbeit, die sie den Herbst­ in Aussicht stand., Das waren die Ylitterkvochen. Des allgemeinen Stimmuechter, in denen es m zu allseitiger offener Aussprache fand, Die aber Durch feinertei ernstlichen Konflikt vergässt wurden. Die Ehe fängt aber eigentlich Doc­ nur nach den Flitterwochen an, und schon morgen soll das unfassende­­ Arbeitsmaterial vorgelegt werden, da, sie, im ungarischen Reichstag, auch im österreichischen Reichsrath die von der Krone versanktionirten NAırsgleichsvorlagen auf ven Th Des Hauses­ gelangen­ sollen. Iebt werden die Ver­­treter des allgemeinen Sti­mmrechtes sich nicht nur um Die Struktur eines ständigen Staatshaushaltes, sondern um die Seftigkeit, des eigentlich erst, aufzuführenden österreichischen : Heimz, um, das Wohl im ‚Wehe aller. Bewohner ‚Dieses Hein, ernstlich und. eingehend zu Fümmern haben. ‚Der ‚österreichische Staatsgedanke sucht ein Vaterland, Das öster­­reichische, Baterfaud will vom Staatsgedanken beseelt und behewicht sein. Die, erste, Berfehrung,­­ dieses Suchen, dieses Wollen zu­­ befriedigen, it wohl die jejleunige, weil eigent­­lich ,an den Termin gebundene Erledigung des­ bereits seit 1o Jahren in Schebe befindlichen Ausgleiches. Denn die Erledigung wird nur Dani­ erfolgen, der seine der Nationalitäten si Höher einschübt als der Staat, von dessen Gedeihen­ ja ihr eigenes Gedeihen abhängt, wenn seine den Lohn für ihre Auftrimmung in der Unterdrückung der­­ neben ihr mahnenden Nationalitäten sucht, wenn Ader­­bau, Handel und Industrie einander die Entz­iehung gönnen, weil sie ja auf einander angerwiesen­ sind, weil sie ja von­einander leben, wenn man auf­ alle Angehörigen des Staates in gleichem Maße sorgfältig Bedacht nimmt, weil man ihnen ohne Rücksicht auf Ursprung,­ Sprache und Kon­fession die ungeschläferte Steichberechtigung gönnt, die ihnen ja verfassungsmäßig zusonmmt ist aber der Muggleich erl­­edigt. Dani­ wird, nicht nur Desterreichs Stellung nach aingen hin zu einer amnjehnliceren und, einflußreicheren, Ungarn gegenüber zu einer aussichtsvolleren und stabileren gátat: „der Bet, Der in der­ Zustimmung zum Ausgleich ji), siegreich, bethätigt, wird siegreich, auch bei der Bew­äl­­tigung­­ der inneren Streitigkeiten, walten. Schon darum wird das Schiefal, Das Der Ausgleich erfährt, von ernstester Bor­­bedeutung sein für das Schicsal Desterreichs und damit für die ganze Monarchie. Aber der­ Ausgleich muß auch seinem inneren Gehalte nach werth sein, freudige Aufnahme in Desterreich und Ungarn zu­­ finden. Boll zu nehmende Staatemänner. Die in langwieriger, angestrengtester Arbeit sich­ abgem­üht haben, ergehen sich nicht ün Ausdrüchen Der Selbstbefriedigung, wie die österreichischen und auf Die ungarischen Staatsmänner gethan haben, wenn sie irgend­­wie befü­rchten müssen, der Werth ihrer Leistungen könne sich, sofort verflüchtigen, so tote Diese einer­ fachlichen Prüfung unterzogen werden. Auf Eintagsruhm t wird Temer dieser Männer erpicht sein; die Nachtwehen wären von peinlicher Wirkung. Die Minister beider Staaten scheinen sich demnach zu­ jener Höhe der­ Vorurtheilsfreiheit erhoben zu haben, in der Die Einsicht blüht, ‚daß der Narjtgeil, Den man den Bundesgenossen zufügt, nicht Dem eigenen V­ortheil bringe, daß man das Necht des anderen anerkennen müse, um das eigene voll und ungestört genießen zu künnen. Der Arisgleichg­ut­ wicht eine Wiederholung­ jenes Geschäftes, bei vefsen Abschluß "der Noßfan um sich freut, weil er Den Käfer, der "die "inneren Gebrechen des Objektes nicht er­kannte, gründlich übers’ Ohr gehauen habe, während der Käufer herzlich " veranügt it, weil er Fir alle Fälle mit falschen Geld gezahlt habe: im’ Ausgleich minde von beiden Theilen ehrlich­ erprobte Waare geboten und mit vollgiftiger Minze bezahlt.‘ "Es Iaffen "fieg­ebet Privatpersonien 7 wirthschaftliche, auch zwiiggen Gianten wirthschaftliche und politische "Mebereinkommten nicht anders hießen, als daß man Bortheile, Die man in der einen God veranschlagten Nichtung erlangen will, dem­ Kompaziszenten mit Wortheilen in der num von ihn be­son­ders hoch veranschlagten Nichtung ausgleichen muß. Dabei Findet eben jeder von ihnen seine NRechnung, muß auch der Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn fonfirmint worden sein, darum Fan er jeden der’ beiden Staaten‘ zun Naben gereihen, und darıım Far Fein Glied" der "woirthichaftlichen amd" politischen Kette ausgelöst und 'abgeätdert werden, weil sonst' die ganze Kette reicht: Bon Ausgleich als " Ganzen "gilt 'also das Wort‘: Steherlich ft er auch als Ganzes für Oesterreich aus erzbbischaftlichen, wie aus politischen Gründen überaus annehm­bar, und deshalb ia seine Frak­ion des Neidstarhes sich auch mod, ein apartes ‚Sec­ent Fin Die Erfüh­rung ihrer patriotischen Pflicht aus bedingen. Sollte aber der Ausgleich‘ dennoch außer auf wichtigthuende "Deliberationen auch auf ernster zu neh­­ende Hindernisse ‚stoßen. Dann freilich naht Das Unheil mitt unheimlich raschen Schritten, dem wenn Oesterreich auch mit dem allgemeinen Wahltext nicht zu helfen war, dann wird­ ran, sicherlich Kath Dafür­ finden, wie ihn sonst zunbelfen wäre: —­­ administeatives , "„O’est a prendre, ou a laisser!“ wie "amonicheit | Beremse So: Let nn onen nune re ran und an se Der Kanzler und der Block, Diriginal-Korrespomvdienz des", Beffer Lloyd“) ab Berlin, 14. Oktober. Der Reichskanzler und Minister-präsident weilt od)­fern von Berlin. Die Periode des „Negierens im Umherziehen” ist och nicht­ beendet, nui da im November der Kaiser, begleitet von R­eichskanzler, nach England geht, dann auch noch einen Besuch in Holland macht, so wird wohl er in der zweiten Hälfte des November, wenn der Reichstag zu­­sa­mmentrilt, das, was man die­­ Reichsregierung nennt, in Berlin wieder vereinigt sein. Es ist über die üblen Folgen, welche die häufige­nd langdauernde Ab­wesenheit des Kaisers von der­­ Reichshauptstadt und Die­ ebenfalls sehr ausgedehnte Abwesenheit des Fürsten Bülow von Berlin fü­r Die Erledi­­gung mancherlei Regierungsgeschäfte haben. Schon­ in Feit­­heven:­ahren oft geklagt worden. Scl­ lagen werden and­ fest wieder laut und es ist ja ı nicht zu vertentten, daß manche Unsicherheiten, Neigungen und Verzögerungen ver­­mieden werden könnten, wenn der "Kaiser und König mit dem­ leitenden Staatsmann, eigentlich) Dem einzigen, mit dem er­ dagiernden persönlichen Verkehr wterhält, nicht m­­it den ‚Jrütngebiti und Wintermonaten Hchl an denselben Orten befände. Es scheint aber unmöglich zu sein, daran etwas zu Anden. Der Reichskanzler behält natürlich auch während seiner Abwesenheit von Berlin die Leitung der Geschäfte sowohl der auswärtigen Politik wie der inneren bei. Norderney it zwar fein Sommterfig geworden, aber es ist­­ eigentlich fein Rudefig. Vor Kurzem haben die Zeituungen eine Liste­­ der­­jenigen ausländischen und deutschen­ Diplomaten, der Meinister, der Parlamentarier­nd Publizisten veröffentlicht, die im Laufe dieses Sommers nicht als Badegäste, sondern zum Briede politischer Unterredungen mit dem Reichskanzler im Nordern­eg gewesen sind. Es ist eine stattliche Zahl, und der Eingeweihte tam aus den Namen dieser Personen reicht Schliegen­, um welche politischen Fragen es sich gehandelt hat, und daß der Reichskanzler auch während Dieser Zeit die Fäden in­ der­ Hand gehalten Hat. € wa, wenn man von der äußeren Politit und zum Beispiel ( dem­: Besuch) des französischen Botschafters Cambon in Monderney absieht, Dieser Sommer eine Zeit der Vorbereitung auf­ die prak­tische Erprobung der Blodpolitik, die in der nächsten Sersion des Reichstages und des preußischen Landtages gemacht werden muß. Das, was die Gegner der Blocpolitik, die Sozialdemokraten und das Zentru­m, spottend die Bitt- und­­ V Bußgänge Norderney­s genannt, Haben, die Besuche der parlamentarischen Führer fürmtl­er Fraktionen der bürgerlichen Linken und der Nechten, galten ganz einfach vertraulichen Besprechungen, über die nächsten geseßgeberischen Aktionen. Man weiß, um was es sich, Handelt: aim eine reichsgejegliche egelung des einzelnen, rd D Versammlungsrechtes, Das. in Bundesstaaten, hinter "anderen auch in Predigen,­ not recht vi­erständig ist, um ‚Die Reform der Börsengereggebung, Die den med haben Fol, nicht einer bestimmten­ Baxter, sondern "zum allgemeinen wirth­­schaftlichen Nusgen, und, auch im Hinblick auf zielle Kriegsbereitschaft, des Meiches Die einigermaßen gutzumachen, welche Die ab i­ato zugefügt hat; es handelt sie­ ferner a­uf eine Reform des m­enkischen Dreik­affenwahlrechtes, die "zwar in der nächsten Session des Landtages noch nicht eingebracht, „aber vor elf doch —— Die man­ allgemein annimmet — von­ der Negierrung in’ und die zwar nicht im, ihren Gumdzigen programmatischy verkündet werdet sol: es handelt ich­­m die Fortlegung der Ansiedlungspolitik in den polnischen Landestheilen und um Die jede jeder­ wiegende Frage, ‚ob der­ Staatlichen Ansiedlungskommission, die freihändig Güter gar nicht mehr erwerben, Ja, ein Enteignungsrecht verliehen werden soll, und es handelt si­e um Forderungen für­­ die Flotte. Die in der nächsten Gejsion des Reichstages erscheinen werden einer. Vermehrung Der. in. beim alten Flottengejege Vor­­gesehenen. Zahl der Schiffe, wohl aber in einer­­ finanziell erheblich ins Gewicht­­ fallenden. Vergrößerung der Schiffs-, ‚typen. und.,auch :—, wie man: neuerdings. ‚hört. — in­ einer gewissen ‚Beschleunigung des Baues­ bestehen werden. Es war präparatorische Arbeit für feine Blockpolitik, der sich Bülow in Norderney mit großem Eifer hingegebert hat. Dieser Eifer ist begreiflich, denn man sagt wohl nicht an viel, wer­ man­ annimmt, daß Davon, " ob im nächsten Winter diese auf die bürgerliche Linke und die Rechte sich fragende Politik Erfolg hat, nicht nur die Eristenz des Sogenannten Blods, sondern auf Die staatsmänni­ge Eristenz Des gegenwärtigen Neichskanzlers abhängt Gelingt es ihm nicht, Die Volität des Reiches und Preußens in der H­auptsache mit einer liberal-konservativen Mehrheit durchzuführen. Dan muß er zurücktreten. Den Rackweg zum Zentrum, zu der alten konservativ-ultramontanen Mehrheit, hat er sich ver­schlossen. Au) wenns er, zuric wollte, das­ Zentrum will, nicht mehr. Das beweisen die starten persan­­ischen Angriffe, denen, Bülow, in der­ Zentrumspresse gerade in den lethten Wochen wieder ausgesegt it, Angriffe, die ganz­­zweideutig Darauf -Dinauslaufen, das Vertrauen des K­aisers zu dem Reichskanzler zu erschüttern. Die ultra­­m­ontane „Germania” bemüht­ sich, den Kaiser mißtranit zu machen gegen ein " „persönlies" Regiment des­ Sürsten! Bülow z sie,behauptet,­ schon habe ‚ein Hohenzollernpeinz geäußert, was sol aus der Dynastie werden, wenn­ Alles ut Norderney mit den Freisinnigen gemacht werde, und se höhnt, daß die­ Einleitungsformel: der Gefege in Zuk­unft heißen müsse: „Wir Wilhelm von Gottes:Gnaden und die Freisinnigen !" Dasselbe Blatt beschuldigt Bülow, daß er in einer Reichstagsdebatte vor­ einem Jahre den­ Kaiser gegen seite Anspielungen des­­ Abgeordneten Basjermanı nur lau vertheidigt habe. Man sieht: eine deutliche Mind­arbeit, zur Untergrabung der Stellung des Fürsten Bülow. Das ist bis jeßt vergebliche Liebesmühe; denn es liegen bestimmte Anzeichen dafür vor, daß dem,Kaiser nach wie vor Die Ausschaltung des Zentrums aus oder maßgebenden­ Stellung, die Diese Partei Dezennien h­induch eingenommen hat, sehr willkommen ist, und dag er die Grund­ idee der jegigen Bülow den Bolitit, ein Zusammenirken der bürgerlichen Parteien der Linien mit­­ der Rechten durchaus billigt. Die Ministerveränderungen, die im Juni vollzogen worden sind, waren ja ein Beweis dafür. Und es ist ein gut beglaubigtes Wort, daß die Stimmung für den Liberalismus bei der Krone seit einem Menschenalter nicht so günstig gebwesen sei, wie jedt, nad im Interesse der Börse oder eine m­as, Schäden wieder, 7 mare" geschaffene Geleggebung „Der Dentschen Börsen­­­­­­­­­­ + des HH illetot. : m + + > Sriefwerksel der Königin Vikterin, König Itterarischen raldung. Edward Wesr Nicht ganz Herrschaft Großbritannien hatte, verfügt und in ihrer Art ganz einzige Weber­­sieben Jahre nach dem Hinscheiden seiner edlen Mutter, jener merkwürdigen­rau, unter deren augusteisches Beitalter erlebt des Briefwechsels der Königin Bistoria.*) Die Publikation von Briefen, seelischen und politischen in ge­­heimen Archiven folglich gehütet wurden. Und die Erschließug dieser­ Schäße für den Geschichtsforscher. Dieser ‚fast beispiellos interessanten Lektüre fü­r jeden Gebildeten erfährt eine Ent­­tcränkung mit aus rein techniiichen Gründen. Die Staatsdoku­­­mente, Korrespondenzen­gierungszeit der Königin 1861, das heißt bis zum fünfhundert die und Tagebuchblätter aus der Ste Viktoria umfassen bis zum Jahre Ableben des Prinzgemahls Albert, Bünde. Sie allesammt der Deffentlichkeit zu Überantworten, wäre ein Ding der Unmög­­ligkeit­ gewesen. Fachgelehrten wird diese Bibliothek­ sicherlich zugänglich sein, dem­ großen Publikum, wird die im Aufe trage des Königs herausgegebene "zweibändige Auswahl nicht mal­ vollständig genügen, sondern gleichsam als prachtvolles Denkmal für eine Königin erscheinen, ersten Blüthe ihrer Mädchenjahres­bereitung den Ernst des Lebens­haften verantwortungsreichen Herrscherberufs über­­nehmen mußte. ER Wie Königin Viktoria diese Bürde getragen, mit welch­ schartem Geist und starrem Herzen sie das dreieinige König­­reich zu kaum geahnter neuer Blüthe geführt: das­ erhärtete Die Geschichte Großbritanniens in den dreiund­sechzig Jahren ihrer Regierung, der ungeheure Fortschritt in politischer und kultureller Beziehung, das materielle und geistige­ Wachs­­thum des Reiches, seine auf allen Gebieten des Schaffens in imposantesten Maßen zu Tage getretene Produktions­­fähigkeit. Wer Darf vergessen, daß in die Regierungszeit po der „ zwar von­­ herzlichster, fast. Kindlicher Zuneigung für Den .Viktoria’s das Auftreten der Bulwer,Dicke­ns,Tennyson, Thackeray,derållkacaulay,Carlylemskd Buckle,der­ Damm, Faraday und Overwicl,Daß unter der Herrschaft Viktoria’s aus lächerlich in seinen Anfängen die­ Entwicklung Groß­­britanniens zur ersten Seen ncht der Welt sich vollzog, Daß die Gunst des Schicksals ihr Helfer,Rathgeber und Vollzieher wie Melbottrike,PecL RUssel,Palmerston, Disraeli,Gladstone,Rosebery,SalisbrixTJ schenkte?Und welch merkwürdige Wandl­ungen,politische Vulkan­­au­sbrüche«,Zerstörungem Transformationen vollzogen sich auf dem Festlande während dchegier­ungs­­zeit Viktoria’s?!Reiche stürzten zusammen,neue Staaten­­gebilde entt standen,und während der blutigsten Kämpfe um die kontinentale Vorher­rschaft w1­ßte die Klugheit jener gekrönten Frau den eminentem Politischen Einfluß Englands geltend zzx mache ichimmermäszigend,aller Intrigne abhold,h­nn1er stolz und selbstbewixßt,doch stets ob sie Ueberhebung ein leuchtendes Beispiel Von Achtung der Freiheit und Verfassungsmäßigkeit.Die beiden Männer,die mit dem nöthigen historischet­ Verständnisse 1 und der sicher­en 11 Beherrschung ih­res riesenhaften Materials die Auswahl aus dem Briefwechsel der Königin Viktoria trafen,A·C­ Benson und Lord Esher,111eisen mit Recht darauf hin,daß der Charakter dieser Königin sich merkwürdig entwickelt,in der Höhe ihres Beru­fes sich förmlich emporgeläutert habe. Wesen un­d Tempermnent der jugendlichen Prinzessin­ Viktorias verhießen eigentlich nicht,daß der Gährung­s­­prozeß ein vorbildliches Herrschertalent in ihr zur Reis­e bringen werde.Tr­otz,Willenskunst und Weiblichkeit mischten sich ihr ihr.Frohsinn und Lebensfreutde ließen­ sie ihre Mädchenzeit in vollen Zü­gen genießen.Sie hatte Vorliebe fü­r Tanz,Volksgetümuwl,Musik und Thmler.Sie bevorzu­gte nicht die Aristokratie,war aber ebensoweit davon entfernt,für demokratiste Grundsätze zu schwärmen. Was sie in Bezug au­f Gesinnung,dem Mittelstande nahe brachte,das war ihr Sinnfach meh­r wohl mit Fam­ilie. Sie hatte starke persönliche Vorurtheile,aber ihr aus­­geprägtes Pflichtbewußtsein half ihr diese Voreingenommen­heiten niederringen.Das­ echtweibliche­ Gefüjthemandem­ zu vertrauen, lebte in ihr, allein ihre Klugheit ließ sie in diesem Punkte nie zu weit gegen. Man braucht nur ihren Briefmechtel mit König Leopold I. von Belgien ant Tejet, ihrem Oheim, der ihr von Kindesbeinen mit Rath und That zur Seite stand, — und man erkennt, daß Viktoria Freund und­ Verwandten erfüllt war, seine Meinungen gern einholte und entgegennahm, aber keineswegs immer befolgte. Genau so verhielt sie sich ihren Berathern,­­ den Ministern gegenüber. Einen einzigen Mann gab es, dem sie blindlings­­ Vertrauen schenkte. Das war ihre Gemahl, Prinz Albert. Allein ihre unbedenkliche Liebe zu dem Gatten ließ sie trogdem nie vergessen, daßs sie — die Stärkere war. In ihren markantesten Charakterzü­gen zählte das dynastische Gefühl. Nicht mie insofern, als ihre die Achtung vor dem Herrscher im Slande auf das Gebiet des Unver­­legbaren gehörig ersschien, sondern sie wollte auch den Respek­ vor alten Dynastin und deren überkommenen Rechten unter allen Unständen gewahrt wissen. Wer sich hingegen „verging”, konnte der Gegnerschaft Bistoria’s sicher sein. Balmerston, der Oesterreich nicht liebte, Hatte die schwersten Kämpfe seines Lebens, schließlich auch seinen Sturz der energisigen Haltung zur danken, die er als frei­­sinniger, während der achtundvierziger Ereignisse und später, aus Anlaß von Kosiuth’s Besuch in England, Oesterreich gegenüber einnahm. So beschwert sie die Königin am 8. Oktober 1848 in einem Briefe an Lord John Ruffell sehr ernstlich: „Die P­arteilichkeit Lord Balmerston’s in der italienis­­chen Frage übersteigt wirklich alle Begriffe und verursacht der Königin Bedenken, ob sie wicht Den Charakter und Die Ehre Englands gefährdet und fir den Frieden Europas gefährlich i­st. Es st jebt dur­ Baron­­ Weffenberg Har bemieten, daß man nach Abschluß des Waffenstillstandes mit Sardinien sofort in Friedensunterhandlungen getreten wäre, wenn dem Könige nicht unsere V­ermittlung angeboten worden wäre ; ihm war das Anerbieten, in die Lombardei zu ver­­schaffen, eine zu große Bersuchung, um sie­ nicht anzunnehimen, und fest muß Dieses Bersprechen durch rechte oder­ schlechte Mittel eingelest werden. Die Königin kann Hierin sein Prinzip erkennen, denn das Prinzip Yord P­almerston’s ist: ein nationales Italien, Das unabhängig von fremdem Job und fremder Tyrannei vite­rie tat nun Das ventezianische Gebiet an Oesterreich ausgeliefert werden? und wenn dies geschieht, aus welchem Grunde fanıı ihm Die Lombardei abgerungen werden? Es ist wirk­­lich nicht angängig, so wichtige Dinge ohne Prinzip, num nach­­ persönlicher Liebhaberei zu regeln. Wenn die französische Regierung erklärt, daß sie die öffentliche Meinung nicht leiten kan, so nimmt Lord Balmerston Das als eine nur umfrögliche Thatfahne hin und als genügenden Grund, die Oesterreicher­ zum ‚Aufgeben der Lombardei zu veranlassen; wenn dagegen die österreichische Regierung sagt, sie kanne die Lombardei der Armee wegen nicht aufgeben, die sie soeben mit ihrem Blut und unter Entbehrungen und Leiden zurück erobert hatte, ruft Lord Balmerston der österreichischen Regierung leichtfertig zu: „Wenn das so­ll, so kann der Kaiser Lieber abdan­en und General Radepig zum Kaiser machen!"... Wenn Oesterreich mit Sardinien f­ließt, und seinen italienischen Provinzen besondere natio­­nale Einrichtungen mit einer liberalen verfassungsmäßigen Regierung gibt, wer könnte ihm eine andere Ordnung auf­zwingen ?" Noch Schärfer fpiste fie der Gegensab zwischen der Königin und Lord Batherston zu Anfang der fünfziger Jahre zu. Im Oktober 1850 stattete Haynan London einen Besuch ab, der ihm sehr übel bekam. Die Kunde seiner Heldenftüdlein war auch über den Aermel­anal gedrungen, hatte namentlich in den unteren Vollstraffen grimmige Er­­bitterung warhgerufen und eines Tages murde Haynau vor den Knechten einer Brauerei überfallen und jämmerlic ge­prü­gelt. Daraus entstand eine Affaire, die­ in der diploma­­tischen Welt Staub aufwirbelte, aber durch einen Noten­­wechsel beigelegt wurde... Biscount Palmerston machte aus seiner­ Gesinnung sein Hehl. An seinem Schreiber von 8. Oktober 1850, an die Adresse der Königin, heißt es unter Anderen charakteristisch genug: „Die öffentliche Meinung hierzulande über General Haynar und sein Verhalten in Italien und Ungarn’ war wohlbekannt ; und sein Hierher komm­en nachh Diesen Ereig­­nissen, ohne daß es nöthig war, konnte als eine Prahlerei und Herausforderung der öffentlichen Meinung aufgefakt werden... Was den Vorfall selbst betrifft, so ist Die Gefekesverlesung und der Angriff einer Menge, von Leuten auf ein paar P­ersone­n, die einer so überlegenen Gewalt feinen, Widerstand, leisten Tönen, nicht­ zu rechtfertigen, und wenn auch im vorliegenden, alle, nach Baron Koller’s Bericht (der österreichische Botschafter in London), General Haynau zugefü­gte, Schaden "hauptsächlich in einem *zegriffenen­ Node, dem Berlust jenes­ Spazier­­stodes und einigen Beulen am finken fand, und obgleich vier oder fünf Polizisten sich als genügender Schub ermiesen, 10 verleitet dog) im Böbel, der mit Smfulten anfing, Einer den­ Anderen zu Ausschrei tungen... Die­­Bevölkerung unnseres Landes ist dafin­­ bekannt, daß sie ‚fremde gastfreundlich aufnimmt und alten. eine VII. fein bereitet er. die Veröffentlichung weit "mehr als Dokumenten, der politischen "fennen lernen, die + geistigen, bisher: ein in der beinahe ohne jede Borz Die schweren Frieden der Um­ber =­ Nach den­ uns Verlagsbuchs handlu­ng Karl» Siegismund,Berlin,freundlichst zur Verfügung gestellten Axt­ Z’ „Königin Bistoriaä Brief­>- hängebogen zum Merle: Zei Bünde. Ueberjegt von meciel und Tagebücher“ SontreAUdmiral ke 29. In: Blüddemann:­­ - - EN REN 8

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