Pester Lloyd, Oktober 1907 (Jahrgang 54, nr. 245-258)
1907-10-16 / 245. szám
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Morgen tritt, Der Neid$rat zusammen, um sie mit Aufgaben zu beschäftigen, wie er, sie, seit Zwanzig Jahren, teils nicht, zu hören, vermochte, teils nicht. tösen wollte. ‚Die Aufgaben ‚waren ‚Höcht » ber deutungsvoll für beide Staaten der Monarchie, sie ‚galten,als dringende Staatsnothbendigkeiten; aber , immer noch bedeutender far die Engherzigkeit „der Abgeordneten, war ihre Schlagwortanbetung, war ihre Burcht vor den von ihnen selber national amd konfessionell verheßten Wählern. Sie naunten seine wichtigere Aufgabe, Seine andere. Staatsnothwendigkeit, ala int Befibe. ihrer Mandate zur bleiben. Und so farm, was Tonımen ‚mußte: so eifrig man auch bemüht war, das . Mijehen, der. Monardjie, nach außen Hin zu wahren, internent derselben, in beiden Staaten der Monardjie, kam es von. Krise, zu Krise. Und nicht durch : Die Schuld Ungarns, das wir festgehalten werden. , Die Vertreter. Der Österreichischen Volfsinteressen brachten es nicht dazu, Vertreter des österreichtschen Staatsinteresses zu werden und so vermochen je umso. weniger, sich) Dazu: aufzuichroingen, die nothbvendige „Harmonie der. Interessen Oesterreiche und Ungarns gebührend zu berücksichtigen. Schou vor zwölf. Jahren ‚mußte, an. Die. Erneuerung. des, Ausgleichs gedacht werden, und Die. Regierungen, waren auch bereits an ein Abkommen gelangt. ‚Aber int. österreichischen Reichsrathe gab es seit der Demission des Ministeriums Windücgräß wieder nichts Wichtigeres als Die Frage, ob man eine czechische Eingabe bei irgend einer Behörde Deutsch, oder eine, deutsche, in, gemischtsprachigen , Bezirken auch ezegije beantworten könne, "wobei die Spracbrenntuß der Parteien , gar nicht entscheidend war; »b.. man einen Nagtwächterposten, oder. Die Aufstellung, eines unentbehrlich gewordenen Bezirksgerichtes bewilligen soll, und zur Abwechshung schürte man Nationalitätenhaß, führten die ruppigsten Gesellen, um billig erworbenes Beifallsgejohle einzuheimsen, antisemitische Orgien, auf, wurden Handel und auch Industrie, wurde vor Allen die freie Wissenschaft angerempelt. Das Alles geschah vornehmlich, um nicht ehrlich arbeiten zu müssen, um Die Zeit zur verkrödeln, um die platteste und gewissenboreste Obstruktion zu treiben. Damit nur ja seine Regierung, die sich, mit zur Ausfolgung von Sondervortheilen auf Sorten der Gesanmtheit verstand, als nur einige Zeit am Ruder bleibe, damit es nur ja nicht zu einer konstitutionellen Drohung im Staatshaushalte, im Staatenwesen kommen fünne. Jeder Regierung wourde von den Abgeordneten in der Anklageerhebung . gedroht, weil sie sich mit, Dem Baragranh 14 redjt und jgledt zu Helfern, suchte. Die Abgeordneten strengten aber alle ihre Erfindungskraft an. Die Anwendung dieses Paraagraphes zu erzwingen, damit sie so jeder Verantwortung überhoben wären. So konnte es zur Erörterung des Ausgleichs nicht‘ ‚kommen, und Ungarn wurde das zweifelhafte für die Schultern geladen, für Das beitere Wwirthichaftliche Zusammenmwirten der beiden Staaten Borsorges zu treffen. Man Hat aber in Westerreich in keiner Weise versucht,, ihnt Diese drühende Last ‚zu erleichtern oder weniger unangenehm zu macen, Ganz im Gegenteil: Der so. völlig zerklüftete Neidgrath nit seinen in 10 viele Fraktionen zerrissenen Parteien war sofort zu einigen, sol whe die Christlichsozialen.. sich in den tollsten Feindseligkeiten gegen Ungarn ergingen. Nicht, nuur, daß man Ungarns ökonomisde Entwiclung einzuschnüren suchte, vergiftete man den Oesterreicher jedes Gefühl für Zusammengehörigkeit. Das selbstverständliche Ergebniß war, daß der Unabhängigkeitsgedanke in Ungarn immer mächtiger wırde, weil das Gebahren Oesterreichs ihm immer zahlreichere Anhänger in Ungarn warb, denen sie, aus der Sachlage heraus, die Erträgung ergab, man misse sich, wenn man schon völlig auf sich allein angewiesen sei, mindestens aus ‚jener Verbindung befreien, die während Der lettern Jahre, statt unterfragend, nur lähmend gewirkt habe. So lernte man bei uns, von Oesterreich, auch bei uns beschäftigte man sich intensiv mit staatsrechtlichen Fragen, ud) in unseren Reichstage febte Die Destruktion ein, auch bei uns’ folgte eine Regierungsfrise der anderen und der Ausgleich Szell- Schoerber konnte auch bei uns wide mehr zu parlamentarischer Erledigung gebracht werden. Aber an der Höchsten, das Geschhcht der Monarchie leitenden Stelle iar man sich. schon’ lange klar: darüber, wo eigentlich der Krankheitsherd zu halten sei, von Dem aus die ‚schmerzlichen Zuchungen durch beide Staaten ausstrahlen, , und welches ‚Heilmittel man, anzuwenden habe, um diesen Stranfheitsherd zu zerstören. Dem der hochsinnige Herder, der, auch fest, Da schweres Leiden ihn beschlichen hat, ein Musterbild unentwegbarer Pflichttreune ist, und. Dessen, jeder Arhemzug von der zärtlichsten Besorgniß, Liebevollsten Theilnahme aller Bürger jener Staaten, belauscht wird, er Hat in tiefem Verständniß schon für die erste, aus Ungar stammende Anregung sich dafür entschieden, daß in Vesterteid, um es aus der trostlosen Selbstsucht der privilegirten Klassen zu befreien, der Reidjárath aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgehen soll. Ein solcher Meidjarath ist gewählt worbei, er hat auch Schon eine kurze Session hindurch getagt „und si Mich Bewilligung eines langfristigen provisorischen Budget? Muße geschaffen für Die, ernste Arbeit, die sie den Herbst in Aussicht stand., Das waren die Ylitterkvochen. Des allgemeinen Stimmuechter, in denen es m zu allseitiger offener Aussprache fand, Die aber Durch feinertei ernstlichen Konflikt vergässt wurden. Die Ehe fängt aber eigentlich Doc nur nach den Flitterwochen an, und schon morgen soll das unfassende Arbeitsmaterial vorgelegt werden, da, sie, im ungarischen Reichstag, auch im österreichischen Reichsrath die von der Krone versanktionirten NAırsgleichsvorlagen auf ven Th Des Hauses gelangen sollen. Iebt werden die Vertreter des allgemeinen Stimmrechtes sich nicht nur um Die Struktur eines ständigen Staatshaushaltes, sondern um die Seftigkeit, des eigentlich erst, aufzuführenden österreichischen : Heimz, um, das Wohl im ‚Wehe aller. Bewohner ‚Dieses Hein, ernstlich und. eingehend zu Fümmern haben. ‚Der ‚österreichische Staatsgedanke sucht ein Vaterland, Das österreichische, Baterfaud will vom Staatsgedanken beseelt und behewicht sein. Die, erste, Berfehrung, dieses Suchen, dieses Wollen zu befriedigen, it wohl die jejleunige, weil eigentlich ,an den Termin gebundene Erledigung des bereits seit 1o Jahren in Schebe befindlichen Ausgleiches. Denn die Erledigung wird nur Dani erfolgen, der seine der Nationalitäten si Höher einschübt als der Staat, von dessen Gedeihen ja ihr eigenes Gedeihen abhängt, wenn seine den Lohn für ihre Auftrimmung in der Unterdrückung der neben ihr mahnenden Nationalitäten sucht, wenn Aderbau, Handel und Industrie einander die Entziehung gönnen, weil sie ja auf einander angerwiesen sind, weil sie ja voneinander leben, wenn man auf alle Angehörigen des Staates in gleichem Maße sorgfältig Bedacht nimmt, weil man ihnen ohne Rücksicht auf Ursprung, Sprache und Konfession die ungeschläferte Steichberechtigung gönnt, die ihnen ja verfassungsmäßig zusonmmt ist aber der Muggleich erledigt. Dani wird, nicht nur Desterreichs Stellung nach aingen hin zu einer amnjehnliceren und, einflußreicheren, Ungarn gegenüber zu einer aussichtsvolleren und stabileren gátat: „der Bet, Der in der Zustimmung zum Ausgleich ji), siegreich, bethätigt, wird siegreich, auch bei der Bewältigung der inneren Streitigkeiten, walten. Schon darum wird das Schiefal, Das Der Ausgleich erfährt, von ernstester Borbedeutung sein für das Schicsal Desterreichs und damit für die ganze Monarchie. Aber der Ausgleich muß auch seinem inneren Gehalte nach werth sein, freudige Aufnahme in Desterreich und Ungarn zu finden. Boll zu nehmende Staatemänner. Die in langwieriger, angestrengtester Arbeit sich abgemüht haben, ergehen sich nicht ün Ausdrüchen Der Selbstbefriedigung, wie die österreichischen und auf Die ungarischen Staatsmänner gethan haben, wenn sie irgendwie befürchten müssen, der Werth ihrer Leistungen könne sich, sofort verflüchtigen, so tote Diese einer fachlichen Prüfung unterzogen werden. Auf Eintagsruhm t wird Temer dieser Männer erpicht sein; die Nachtwehen wären von peinlicher Wirkung. Die Minister beider Staaten scheinen sich demnach zu jener Höhe der Vorurtheilsfreiheit erhoben zu haben, in der Die Einsicht blüht, ‚daß der Narjtgeil, Den man den Bundesgenossen zufügt, nicht Dem eigenen Vortheil bringe, daß man das Necht des anderen anerkennen müse, um das eigene voll und ungestört genießen zu künnen. Der Arisgleichgut wicht eine Wiederholung jenes Geschäftes, bei vefsen Abschluß "der Noßfan um sich freut, weil er Den Käfer, der "die "inneren Gebrechen des Objektes nicht erkannte, gründlich übers’ Ohr gehauen habe, während der Käufer herzlich " veranügt it, weil er Fir alle Fälle mit falschen Geld gezahlt habe: im’ Ausgleich minde von beiden Theilen ehrlich erprobte Waare geboten und mit vollgiftiger Minze bezahlt.‘ "Es Iaffen "fiegebet Privatpersonien 7 wirthschaftliche, auch zwiiggen Gianten wirthschaftliche und politische "Mebereinkommten nicht anders hießen, als daß man Bortheile, Die man in der einen God veranschlagten Nichtung erlangen will, dem Kompaziszenten mit Wortheilen in der num von ihn besonders hoch veranschlagten Nichtung ausgleichen muß. Dabei Findet eben jeder von ihnen seine NRechnung, muß auch der Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn fonfirmint worden sein, darum Fan er jeden der’ beiden Staaten‘ zun Naben gereihen, und darıım Far Fein Glied" der "woirthichaftlichen amd" politischen Kette ausgelöst und 'abgeätdert werden, weil sonst' die ganze Kette reicht: Bon Ausgleich als " Ganzen "gilt 'also das Wort‘: Steherlich ft er auch als Ganzes für Oesterreich aus erzbbischaftlichen, wie aus politischen Gründen überaus annehmbar, und deshalb ia seine Frakion des Neidstarhes sich auch mod, ein apartes ‚Secent Fin Die Erführung ihrer patriotischen Pflicht aus bedingen. Sollte aber der Ausgleich‘ dennoch außer auf wichtigthuende "Deliberationen auch auf ernster zu nehende Hindernisse ‚stoßen. Dann freilich naht Das Unheil mitt unheimlich raschen Schritten, dem wenn Oesterreich auch mit dem allgemeinen Wahltext nicht zu helfen war, dann wird ran, sicherlich Kath Dafür finden, wie ihn sonst zunbelfen wäre: — administeatives , "„O’est a prendre, ou a laisser!“ wie "amonicheit | Beremse So: Let nn onen nune re ran und an se Der Kanzler und der Block, Diriginal-Korrespomvdienz des", Beffer Lloyd“) ab Berlin, 14. Oktober. Der Reichskanzler und Minister-präsident weilt od)fern von Berlin. Die Periode des „Negierens im Umherziehen” ist och nicht beendet, nui da im November der Kaiser, begleitet von Reichskanzler, nach England geht, dann auch noch einen Besuch in Holland macht, so wird wohl er in der zweiten Hälfte des November, wenn der Reichstag zusammentrilt, das, was man die Reichsregierung nennt, in Berlin wieder vereinigt sein. Es ist über die üblen Folgen, welche die häufigend langdauernde Abwesenheit des Kaisers von der Reichshauptstadt und Die ebenfalls sehr ausgedehnte Abwesenheit des Fürsten Bülow von Berlin für Die Erledigung mancherlei Regierungsgeschäfte haben. Schon in Feitheven:ahren oft geklagt worden. Scl lagen werden and fest wieder laut und es ist ja ı nicht zu vertentten, daß manche Unsicherheiten, Neigungen und Verzögerungen vermieden werden könnten, wenn der "Kaiser und König mit dem leitenden Staatsmann, eigentlich) Dem einzigen, mit dem er dagiernden persönlichen Verkehr wterhält, nicht mit den ‚Jrütngebiti und Wintermonaten Hchl an denselben Orten befände. Es scheint aber unmöglich zu sein, daran etwas zu Anden. Der Reichskanzler behält natürlich auch während seiner Abwesenheit von Berlin die Leitung der Geschäfte sowohl der auswärtigen Politik wie der inneren bei. Norderney it zwar fein Sommterfig geworden, aber es ist eigentlich fein Rudefig. Vor Kurzem haben die Zeituungen eine Liste derjenigen ausländischen und deutschen Diplomaten, der Meinister, der Parlamentariernd Publizisten veröffentlicht, die im Laufe dieses Sommers nicht als Badegäste, sondern zum Briede politischer Unterredungen mit dem Reichskanzler im Norderneg gewesen sind. Es ist eine stattliche Zahl, und der Eingeweihte tam aus den Namen dieser Personen reicht Schliegen, um welche politischen Fragen es sich gehandelt hat, und daß der Reichskanzler auch während Dieser Zeit die Fäden in der Hand gehalten Hat. € wa, wenn man von der äußeren Politit und zum Beispiel ( dem: Besuch) des französischen Botschafters Cambon in Monderney absieht, Dieser Sommer eine Zeit der Vorbereitung auf die praktische Erprobung der Blodpolitik, die in der nächsten Sersion des Reichstages und des preußischen Landtages gemacht werden muß. Das, was die Gegner der Blocpolitik, die Sozialdemokraten und das Zentrum, spottend die Bitt- und V Bußgänge Norderneys genannt, Haben, die Besuche der parlamentarischen Führer fürmtler Fraktionen der bürgerlichen Linken und der Nechten, galten ganz einfach vertraulichen Besprechungen, über die nächsten geseßgeberischen Aktionen. Man weiß, um was es sich, Handelt: aim eine reichsgejegliche egelung des einzelnen, rd D Versammlungsrechtes, Das. in Bundesstaaten, hinter "anderen auch in Predigen, not recht vierständig ist, um ‚Die Reform der Börsengereggebung, Die den med haben Fol, nicht einer bestimmten Baxter, sondern "zum allgemeinen wirthschaftlichen Nusgen, und, auch im Hinblick auf zielle Kriegsbereitschaft, des Meiches Die einigermaßen gutzumachen, welche Die ab iato zugefügt hat; es handelt sie ferner auf eine Reform des menkischen Dreikaffenwahlrechtes, die "zwar in der nächsten Session des Landtages noch nicht eingebracht, „aber vor elf doch —— Die man allgemein annimmet — von der Negierrung in’ und die zwar nicht im, ihren Gumdzigen programmatischy verkündet werdet sol: es handelt ichm die Fortlegung der Ansiedlungspolitik in den polnischen Landestheilen und um Die jede jeder wiegende Frage, ‚ob der Staatlichen Ansiedlungskommission, die freihändig Güter gar nicht mehr erwerben, Ja, ein Enteignungsrecht verliehen werden soll, und es handelt sie um Forderungen für die Flotte. Die in der nächsten Gejsion des Reichstages erscheinen werden einer. Vermehrung Der. in. beim alten Flottengejege Vorgesehenen. Zahl der Schiffe, wohl aber in einer finanziell erheblich ins Gewicht fallenden. Vergrößerung der Schiffs-, ‚typen. und.,auch :—, wie man: neuerdings. ‚hört. — in einer gewissen ‚Beschleunigung des Baues bestehen werden. Es war präparatorische Arbeit für feine Blockpolitik, der sich Bülow in Norderney mit großem Eifer hingegebert hat. Dieser Eifer ist begreiflich, denn man sagt wohl nicht an viel, wer man annimmt, daß Davon, " ob im nächsten Winter diese auf die bürgerliche Linke und die Rechte sich fragende Politik Erfolg hat, nicht nur die Eristenz des Sogenannten Blods, sondern auf Die staatsmännige Eristenz Des gegenwärtigen Neichskanzlers abhängt Gelingt es ihm nicht, Die Volität des Reiches und Preußens in der Hauptsache mit einer liberal-konservativen Mehrheit durchzuführen. Dan muß er zurücktreten. Den Rackweg zum Zentrum, zu der alten konservativ-ultramontanen Mehrheit, hat er sich verschlossen. Au) wenns er, zuric wollte, das Zentrum will, nicht mehr. Das beweisen die starten persanischen Angriffe, denen, Bülow, in der Zentrumspresse gerade in den lethten Wochen wieder ausgesegt it, Angriffe, die ganzzweideutig Darauf -Dinauslaufen, das Vertrauen des Kaisers zu dem Reichskanzler zu erschüttern. Die ultramontane „Germania” bemüht sich, den Kaiser mißtranit zu machen gegen ein " „persönlies" Regiment des Sürsten! Bülow z sie,behauptet, schon habe ‚ein Hohenzollernpeinz geäußert, was sol aus der Dynastie werden, wenn Alles ut Norderney mit den Freisinnigen gemacht werde, und se höhnt, daß die Einleitungsformel: der Gefege in Zukunft heißen müsse: „Wir Wilhelm von Gottes:Gnaden und die Freisinnigen !" Dasselbe Blatt beschuldigt Bülow, daß er in einer Reichstagsdebatte vor einem Jahre den Kaiser gegen seite Anspielungen des Abgeordneten Basjermanı nur lau vertheidigt habe. Man sieht: eine deutliche Mindarbeit, zur Untergrabung der Stellung des Fürsten Bülow. Das ist bis jeßt vergebliche Liebesmühe; denn es liegen bestimmte Anzeichen dafür vor, daß dem,Kaiser nach wie vor Die Ausschaltung des Zentrums aus oder maßgebenden Stellung, die Diese Partei Dezennien hinduch eingenommen hat, sehr willkommen ist, und dag er die Grund idee der jegigen Bülow den Bolitit, ein Zusammenirken der bürgerlichen Parteien der Linien mit der Rechten durchaus billigt. Die Ministerveränderungen, die im Juni vollzogen worden sind, waren ja ein Beweis dafür. Und es ist ein gut beglaubigtes Wort, daß die Stimmung für den Liberalismus bei der Krone seit einem Menschenalter nicht so günstig gebwesen sei, wie jedt, nad im Interesse der Börse oder eine mas, Schäden wieder, 7 mare" geschaffene Geleggebung „Der Dentschen Börsen + des HH illetot. : m + + > Sriefwerksel der Königin Vikterin, König Itterarischen raldung. Edward Wesr Nicht ganz Herrschaft Großbritannien hatte, verfügt und in ihrer Art ganz einzige Webersieben Jahre nach dem Hinscheiden seiner edlen Mutter, jener merkwürdigenrau, unter deren augusteisches Beitalter erlebt des Briefwechsels der Königin Bistoria.*) Die Publikation von Briefen, seelischen und politischen in geheimen Archiven folglich gehütet wurden. Und die Erschließug dieser Schäße für den Geschichtsforscher. Dieser ‚fast beispiellos interessanten Lektüre für jeden Gebildeten erfährt eine Enttcränkung mit aus rein techniiichen Gründen. Die Staatsdokumente, Korrespondenzengierungszeit der Königin 1861, das heißt bis zum fünfhundert die und Tagebuchblätter aus der Ste Viktoria umfassen bis zum Jahre Ableben des Prinzgemahls Albert, Bünde. Sie allesammt der Deffentlichkeit zu Überantworten, wäre ein Ding der Unmögligkeit gewesen. Fachgelehrten wird diese Bibliothek sicherlich zugänglich sein, dem großen Publikum, wird die im Aufe trage des Königs herausgegebene "zweibändige Auswahl nicht mal vollständig genügen, sondern gleichsam als prachtvolles Denkmal für eine Königin erscheinen, ersten Blüthe ihrer Mädchenjahresbereitung den Ernst des Lebenshaften verantwortungsreichen Herrscherberufs übernehmen mußte. ER Wie Königin Viktoria diese Bürde getragen, mit welch schartem Geist und starrem Herzen sie das dreieinige Königreich zu kaum geahnter neuer Blüthe geführt: das erhärtete Die Geschichte Großbritanniens in den dreiundsechzig Jahren ihrer Regierung, der ungeheure Fortschritt in politischer und kultureller Beziehung, das materielle und geistige Wachsthum des Reiches, seine auf allen Gebieten des Schaffens in imposantesten Maßen zu Tage getretene Produktionsfähigkeit. Wer Darf vergessen, daß in die Regierungszeit po der „ zwar von herzlichster, fast. Kindlicher Zuneigung für Den .Viktoria’s das Auftreten der Bulwer,Dickens,Tennyson, Thackeray,derållkacaulay,Carlylemskd Buckle,der Damm, Faraday und Overwicl,Daß unter der Herrschaft Viktoria’s aus lächerlich in seinen Anfängen die Entwicklung Großbritanniens zur ersten Seen ncht der Welt sich vollzog, Daß die Gunst des Schicksals ihr Helfer,Rathgeber und Vollzieher wie Melbottrike,PecL RUssel,Palmerston, Disraeli,Gladstone,Rosebery,SalisbrixTJ schenkte?Und welch merkwürdige Wandlungen,politische Vulkanausbrüche«,Zerstörungem Transformationen vollzogen sich auf dem Festlande während dchegierungszeit Viktoria’s?!Reiche stürzten zusammen,neue Staatengebilde entt standen,und während der blutigsten Kämpfe um die kontinentale Vorherrschaft w1ßte die Klugheit jener gekrönten Frau den eminentem Politischen Einfluß Englands geltend zzx mache ichimmermäszigend,aller Intrigne abhold,hnn1er stolz und selbstbewixßt,doch stets ob sie Ueberhebung ein leuchtendes Beispiel Von Achtung der Freiheit und Verfassungsmäßigkeit.Die beiden Männer,die mit dem nöthigen historischet Verständnisse 1 und der sicheren 11 Beherrschung ihres riesenhaften Materials die Auswahl aus dem Briefwechsel der Königin Viktoria trafen,A·C Benson und Lord Esher,111eisen mit Recht darauf hin,daß der Charakter dieser Königin sich merkwürdig entwickelt,in der Höhe ihres Berufes sich förmlich emporgeläutert habe. Wesen und Tempermnent der jugendlichen Prinzessin Viktorias verhießen eigentlich nicht,daß der Gährungsprozeß ein vorbildliches Herrschertalent in ihr zur Reise bringen werde.Trotz,Willenskunst und Weiblichkeit mischten sich ihr ihr.Frohsinn und Lebensfreutde ließen sie ihre Mädchenzeit in vollen Zügen genießen.Sie hatte Vorliebe für Tanz,Volksgetümuwl,Musik und Thmler.Sie bevorzugte nicht die Aristokratie,war aber ebensoweit davon entfernt,für demokratiste Grundsätze zu schwärmen. Was sie in Bezug auf Gesinnung,dem Mittelstande nahe brachte,das war ihr Sinnfach mehr wohl mit Familie. Sie hatte starke persönliche Vorurtheile,aber ihr ausgeprägtes Pflichtbewußtsein half ihr diese Voreingenommenheiten niederringen.Das echtweibliche Gefüjthemandem zu vertrauen, lebte in ihr, allein ihre Klugheit ließ sie in diesem Punkte nie zu weit gegen. Man braucht nur ihren Briefmechtel mit König Leopold I. von Belgien ant Tejet, ihrem Oheim, der ihr von Kindesbeinen mit Rath und That zur Seite stand, — und man erkennt, daß Viktoria Freund und Verwandten erfüllt war, seine Meinungen gern einholte und entgegennahm, aber keineswegs immer befolgte. Genau so verhielt sie sich ihren Berathern, den Ministern gegenüber. Einen einzigen Mann gab es, dem sie blindlings Vertrauen schenkte. Das war ihre Gemahl, Prinz Albert. Allein ihre unbedenkliche Liebe zu dem Gatten ließ sie trogdem nie vergessen, daßs sie — die Stärkere war. In ihren markantesten Charakterzügen zählte das dynastische Gefühl. Nicht mie insofern, als ihre die Achtung vor dem Herrscher im Slande auf das Gebiet des Unverlegbaren gehörig ersschien, sondern sie wollte auch den Respek vor alten Dynastin und deren überkommenen Rechten unter allen Unständen gewahrt wissen. Wer sich hingegen „verging”, konnte der Gegnerschaft Bistoria’s sicher sein. Balmerston, der Oesterreich nicht liebte, Hatte die schwersten Kämpfe seines Lebens, schließlich auch seinen Sturz der energisigen Haltung zur danken, die er als freisinniger, während der achtundvierziger Ereignisse und später, aus Anlaß von Kosiuth’s Besuch in England, Oesterreich gegenüber einnahm. So beschwert sie die Königin am 8. Oktober 1848 in einem Briefe an Lord John Ruffell sehr ernstlich: „Die Parteilichkeit Lord Balmerston’s in der italienischen Frage übersteigt wirklich alle Begriffe und verursacht der Königin Bedenken, ob sie wicht Den Charakter und Die Ehre Englands gefährdet und fir den Frieden Europas gefährlich ist. Es st jebt dur Baron Weffenberg Har bemieten, daß man nach Abschluß des Waffenstillstandes mit Sardinien sofort in Friedensunterhandlungen getreten wäre, wenn dem Könige nicht unsere Vermittlung angeboten worden wäre ; ihm war das Anerbieten, in die Lombardei zu verschaffen, eine zu große Bersuchung, um sie nicht anzunnehimen, und fest muß Dieses Bersprechen durch rechte oder schlechte Mittel eingelest werden. Die Königin kann Hierin sein Prinzip erkennen, denn das Prinzip Yord Palmerston’s ist: ein nationales Italien, Das unabhängig von fremdem Job und fremder Tyrannei viterie tat nun Das ventezianische Gebiet an Oesterreich ausgeliefert werden? und wenn dies geschieht, aus welchem Grunde fanıı ihm Die Lombardei abgerungen werden? Es ist wirklich nicht angängig, so wichtige Dinge ohne Prinzip, num nach persönlicher Liebhaberei zu regeln. Wenn die französische Regierung erklärt, daß sie die öffentliche Meinung nicht leiten kan, so nimmt Lord Balmerston Das als eine nur umfrögliche Thatfahne hin und als genügenden Grund, die Oesterreicher zum ‚Aufgeben der Lombardei zu veranlassen; wenn dagegen die österreichische Regierung sagt, sie kanne die Lombardei der Armee wegen nicht aufgeben, die sie soeben mit ihrem Blut und unter Entbehrungen und Leiden zurück erobert hatte, ruft Lord Balmerston der österreichischen Regierung leichtfertig zu: „Wenn das soll, so kann der Kaiser Lieber abdanen und General Radepig zum Kaiser machen!"... Wenn Oesterreich mit Sardinien fließt, und seinen italienischen Provinzen besondere nationale Einrichtungen mit einer liberalen verfassungsmäßigen Regierung gibt, wer könnte ihm eine andere Ordnung aufzwingen ?" Noch Schärfer fpiste fie der Gegensab zwischen der Königin und Lord Batherston zu Anfang der fünfziger Jahre zu. Im Oktober 1850 stattete Haynan London einen Besuch ab, der ihm sehr übel bekam. Die Kunde seiner Heldenftüdlein war auch über den Aermelanal gedrungen, hatte namentlich in den unteren Vollstraffen grimmige Erbitterung warhgerufen und eines Tages murde Haynau vor den Knechten einer Brauerei überfallen und jämmerlic geprügelt. Daraus entstand eine Affaire, die in der diplomatischen Welt Staub aufwirbelte, aber durch einen Notenwechsel beigelegt wurde... Biscount Palmerston machte aus seiner Gesinnung sein Hehl. An seinem Schreiber von 8. Oktober 1850, an die Adresse der Königin, heißt es unter Anderen charakteristisch genug: „Die öffentliche Meinung hierzulande über General Haynar und sein Verhalten in Italien und Ungarn’ war wohlbekannt ; und sein Hierher kommen nachh Diesen Ereignissen, ohne daß es nöthig war, konnte als eine Prahlerei und Herausforderung der öffentlichen Meinung aufgefakt werden... Was den Vorfall selbst betrifft, so ist Die Gefekesverlesung und der Angriff einer Menge, von Leuten auf ein paar Personen, die einer so überlegenen Gewalt feinen, Widerstand, leisten Tönen, nicht zu rechtfertigen, und wenn auch im vorliegenden, alle, nach Baron Koller’s Bericht (der österreichische Botschafter in London), General Haynau zugefügte, Schaden "hauptsächlich in einem *zegriffenen Node, dem Berlust jenes Spazierstodes und einigen Beulen am finken fand, und obgleich vier oder fünf Polizisten sich als genügender Schub ermiesen, 10 verleitet dog) im Böbel, der mit Smfulten anfing, Einer den Anderen zu Ausschrei tungen... DieBevölkerung unnseres Landes ist dafin bekannt, daß sie ‚fremde gastfreundlich aufnimmt und alten. eine VII. fein bereitet er. die Veröffentlichung weit "mehr als Dokumenten, der politischen "fennen lernen, die + geistigen, bisher: ein in der beinahe ohne jede Borz Die schweren Frieden der Umber = Nach den uns Verlagsbuchs handlung Karl» Siegismund,Berlin,freundlichst zur Verfügung gestellten Axt Z’ „Königin Bistoriaä Brief>- hängebogen zum Merle: Zei Bünde. Ueberjegt von meciel und Tagebücher“ SontreAUdmiral ke 29. In: Blüddemann: - - EN REN 8