Pester Lloyd, Dezember 1907 (Jahrgang 54, nr. 298-309)
1907-12-17 / 298. szám
« a Berlin. Abonnement für die Österr.-ungar. Monarchie. Für den „Pester Lloyd" (Morgen. und Abendblatt) „Inserate werden angenommen: Budapest In der Administration des „PESTER LLOYD“ ‚ ferner: in den Annoncen-Expeditionen Maasenstein , Vogler, A. .. (Erscheint auch am Morgen masch einem Feiertage). Für Budapest: · Mit Postversendung: Ganzjährlich ... 44 Kronen — Heller | Ganzjährlich ... 48 Kronen — Heller | 9. Goldberger, A. Mezei, B. Belbjährlich.. „.. 22 Kronen — Heller: | Halbjährlich... _.. 24 Kronen — Heller | Eckstein, I. Blockner, J. D. Vierteljährlich „.. 21 Kronen — Heller | Vierteljährlich ... A2 Kronen — Heller Fischer, Tenzer Gyula, Leo- Monatlich ... ... 4 Kronen — Heller | Monatlich. ... ... 4 Kronen 40 Heller | Pold Gyula, Winter £ Nazy, Mit separater Postversendung des Abendblattes vierteljährlich 2 Kronen mehr. "Men pränumerirt für Budapest in der Administration des , Pester Lloyd‘“, Dorottyautera Nr. 14, I. 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Der«ehemalige jugendlicher Züricher Techniker und vielverheißende Umstürzler ist augenblicklich Serbiens Mi- Käfer-Präsident und konservativster Staatslenker.Solcher Wandel hat der serbische Sozialismus mitgemacht,denn Nikola Pafics war in jenen Tagen einer der meistbegeisterten Anhänger des damaligen serbischen Sozialistenführers SpetozarI Markovic. Die allerersten serbischen Sozialisten hatten einen schweren Stand.«Marxejts kommunistisches Manifest begann mit den Worten t,,Die Geschichte aller bisherichst Gesellschaft.ist die Geschichte vor Klassenkämpfen.Freier und«Sklave,Patrizier s und Plebejer,Baron und Leibeigener,3311-Stftbü«rger"und Gesell,kurz,Unterdrücker und Unterdrückte·standefiins"st·e"t«en«1"ngesisaxze"511"·ucarrs)er, führte kreisten ununterbrochenen,bald«versteckterc,bald offenen Kampf einen Kampf,der jedesmal mit eine revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Massan -Kelck Wort aus diesem grundlegenden Manifest paßte auf Serbier.Diksz Schlacht am Amselfelde hatte noch vor fünfhundert Jahren die alte serbische Gesellschaft aufgerieben.Der Adel dieser abscheuliche ränhesüchtige alte serbische Adel,Jvar,etst weder auf dem Schlachtfelde geblieber oder zunichtslinübergetreten.Ein kleines,verwegenes, vor Allen verlassenes Bauernvolk htte in einem rührendem Freiheitskampfe das türkische See abgeschüttelt und das befreite Land unter Tivertheit. Es gab nur Freie, Plebejer waren zu gleicher Zeit auch Patrizier, die türkischen Leibeigenen sind zu eigenen serbischen Herren, zu bäuerlichen „Baronen“ geworden. Befehden und unter drüden ,konnten sie sich fortan nur a Niemand lgege. Wie es mit der Differenzirung damals bestellt war, kann man sich leicht vorstellen, wenn man einen Blick auf die Statistik von Heute wirft. Von 293.421 Grundbefigern nennen heute 160.375, also 5465 Perzent blos fünf Heftar (so viel beträgt das durch den Homestend geprägte Existenzminimum), ihr eigen. 80.822, also 27755 Sperzent befiten 5 bis 10: Hektar, 40,782 ‘oder 1387 "Merzent 10 bis 20 Hektar. Drei „Großgrimdbefiter“ gibt es zur Stunde mit 250 bis 300 Hektar und ein einziger hat mehr als 300 Hektar. Da fanıe man sich lebhaft vorstellen, mehdr ideale Gleichheit in Befib und Vermögen vor achtunddreißig Jahren herrschte. Man hätte aus dem ganzen Lande füglig nach Charles Fourier’s Muster einige Phalanfteren herausbringen können. Nicht einmal die drei Interfehiere innerhalb der Phalanz in Kapital, Arbeit und Talent konnte man genau feststellen. Alles war gleich, alles einförmig. Einförmig bis zur Langweile. Nun war Marrens Sozialismus allerdings nicht jener Bakımin’s und der Slaven. Der Gegenjab trat aninternationalen Arbeitern war untergegangen.Es gab nur eine Klas läßlich der Sprägung der assoziation (Kurziweg, „Internationale“), dieses Marz’schen Lieblingsfindes, Hat und deutlich zu Tage. Nicht der , Generalrath ‘der Internatiortale"; der gewaltige Unterschied zwiischen den beiden sogtalistischen” Systemen war die eigentliche Ursache dieses Zusammenbruches. Karl Marz lebte und wirkte in dem Larıde, in welchem der entfesselte Kapitalismus Alles um sich herum bemältigte, aus dem Geleite und zu Boden marf. England erfüllte in jenen Tagen sein Geshhd. Er hatte sich die Dampfkraft zu Land und zur See unterthänig gemacht, und auf Sohlenbergwerfen und Eisenstein gelagert, in wenigen Händen einen Sreidthum aufgespeichert, vor dessen Algewalt Jung und Mt weichen mußten. England war die ungeheure Werkstatt der Welt geworden und in dieser Niejenhalle webte und hämmerte, duldete und schmachtete das Lohnproletariat. Dieser Klasse wandte sich Marz zu, die Bereinigung ammtlicher Betriebe zu einem ungeheueren Staatsbetrieb, die Vertwandlung des Staates in eine einzige Wirthschaftsgenossenschaft, so hieß sein ‘Programm. . Diesen „neugehämmerten“ Staat, diesen Ueberstaat berz pönten die Rusen und Slaven, mit Bafunin am Der Spige. Die wollten über die alte, freie rufliche, kommunistische Dorfgemeinde nicht hinaus. Ihr Ideal war diese befreite Gemeinde, der Mir (das Wort heil Friede), der die gesellschaftliche Bodenproduktion in ihrer jungfräulichen eigenthumslosen Gestaltung widerspiegelte. Der Mir ist die zu einer Assoziation der Arbeit gefordeite Gemeinde. Das Eigenthumsrecht ‚läßt ihn. Last. Er fordert den Befig‘ des Bodens, auf dem er lebt und trebt. "Diesen Boden vertheilt er unter ‘die Gesammtheit der Gemeindemitglieder. "Die große Föderativrepublik der freien Gemeinden, so hieß das Programm der echten, unverfälschten russischen, der flavischen Revolution. Aber auf dieser russisch-flavische Sozialismus paßte nit auf Serbien. Hier hatte sich das Bolt befreit und Grund und Boden unter sich verteilt. Das Imperium beuhhte auf dem Grundbesiß. Jeder trachtete vielmehr, 10 viel Boden lalg möglich zu erwerben, wie dies die festzeichtende Erklärung des sozialistischen Bauernabgeordneten Adam Bogoslavljevics bewvies. Er stimmte gegen den serbisch-türkischen Krieg und sagte dabei: „Und wenn wir Bosnien und die Herzegovina, ja auch die ganze Türkei erhielten, meine Wiese wird deshalb nicht größer werden“. Der Begründer des serbischen Sozialismus, Svetozar Marfovics, war schwindsüchtig und ging gar bald mit dem Tode ab, nicht ohne vorher den denkwürdigen Gab niedergeschrieben zu haben, daß er einer Vereinigung aller Serben auch dann aus vollem Herzen beipflichten würde, wenn sie unter Stanz Dofef I. beimersstelligt werden könnte. “ Nikola Pafics hat seither aus der ehemaligen«sozialistischenf partei die derzeitige taditakopportunistische herausgebildet. Von Sozialismus ist an ihr nichts mehr zu merten, sie hat das Weltverbessern Anderen überlassen. ir Indeß regt sich zur Stunde wieder einmal der sozialistische Geist. In der Cfupstina fitt bereits ein unverfälschter sozialistischer Abgeordneter und Draußen warten noch Einige auf Einlaf. Sie dürften bald einziehen. Der Sozialismus it in Serbien nach wie vor verfrüht, wie aber die Dinge augenblidlich ihren Lauf nehmen, Tanıı man darauf gefaßt sein, da, dem opportunistischen Radikalismus der Jung und Altraditalen, an der Hand der wieder auflebenden sozialistischen Strömung, über Tür oder lang der republikanische Kapitalismus der serbischen Sozialisten entgegentreten wird. SZTJ . : Das Ministerium E Clemencean, — Gespräch mit einem Minister. — D Original-Korrespondenz des , Bester Lloyd“) Waris, 14. Dezember. Ich habe Gelegenheit gehabt, mich mit einem Mitgliede des Kabinett Clemenceau über die politische Lage zu unterhalten. Der Minister hat mich gebeten, ihn nicht zu nennen, aber es mag Ihren genügen, zu wollten, Daß er eines der hervorragendsten Mitglieder des Ministerums it. Hier folgen diejenige seiner Erklärungen, die für Die Oeffentlichkeit von Interesse sind. — Die Situation des Kabinets scheint eine: ausgezeichnete, sagte mein Gewährsmann. Nach einem Frühjahre, welches durch die südfranzösische Frage stark getrübt gerieten, sind wir in eine Periode guter Witterung eingetreten. Kein Wölfchen ist am Horizont zu erbliden. Die Stage der Militärdienstzeit wird seinerlei Schwierigkeiten verursachen. Die Regierung und die Majorität werden sich über ein provrsorisches Projekt einigen, " dessen Bestimmungen man unschwer wird feststellen können. Andererseits wird er uns Dant dem Eifer des Generalberichterstatters und Der Weisheit der Kammer gelingen, uns bis zum Jahresschluffe das Budget votiwen zu lassen und so dem mißlichen Auskunftsmittel der „provisorischen Bwölftel“, welches in den ‚lechten Jahren [ schon zur Regel geworden, auszuweichen. Der Gefegentwurf des Minister Briand über Die Regelung der Frage der Kirchengüter, wird ohne Zweifel angenommen „werden. Dieses Gefeß, eilt jene Güter, telche aus frommten Stiftungen stammen, den Wohlthätigkeitsanstalten zu. Dieses Gefeß, welches aus dem Gesichtspumkte des Nechtes kritifiet werden konnte, ist nothwendig. Es macht einer wahrhaft unentwirrbaren Lage ein Ende. Die Erben der Stifter haben überall Prozesse anhängig gemacht; dank den Winterzügen des Prozeßverfahrens könnten Diese Prozesse durch fünfzig Jahre verschleppt werden. Man mußte da ins lebendige gleich schneiden. Dank dem neuen Gesehe werden mir eine klare Sibration haben. Der Gejehentwurf bietet noch einen anderen Bartheil. Er hat die heftige Opposition der Rechten hervorgerufen. Der Minister bedurfte einer Opposition und fand sie nicht. Nichts it für einer Regierung gefährlicher, als seine Opposition sich gegenüber zu haben. Der Gejeßentwin. Briand’S hat eine heftige Opposition auf der Rechten Hervorgerufen, was, naturgemäß, zur Folge haben wird, daß der alte Blod der Linken fich wieder zusammenschliegen wird. Dazu kann man sich nur beglüdwünschen. — Und die Einkommensteuer ? fragte ich. Das Antlit des Ministers verfinsterte sich. — Die Opposition, die man Dieser Reform macht, ist unsinnig, übertrieben. Es ist unerhört, die Schwierigkeiten zu sehen, welche die bürgerlichen RKlassen — die radikalen und Die Konserbativen gleichmäßig — gegen die Nothbvendigen Opfer erheben. Sie können und wollen sich nicht entschließen, diese Opfer rechtzeitig zu bringen. Sie warten, bis man sie ihnen entreißt, gewaltsam auferlegt. Was eine gerechte und gemäßigte Reform gewesen wäre, wird in solcher Weise gleichsam eine Kriegsauflage. Allen wir verzichten nicht auf die Hoffnung, die öffentliche Meinung aufzuklären, die man doch einen tendenziösen Feldzug irregeführt hat. Die Einkommensteuer bildet einen Programmpunkt des Ministeriums Clemenceau, — wir legen daher einen Gegehentiins in. Diesemeine den Kammern vor... — Bann ? Der Minister wich mit einer Standbewegung dieser allzu direkten Frage aus, Die ich gegen alle parlamentarischen Gebräuche an ihn gerichtet hatte, U. A. Grhehung der Einful Hase auf Kreta, . Original-Korrespondenz des. , Better Lloyd“) Ahen, 12. Dezember. Die Freiensische Kammer hat das von der Regierung vorgelegte Budget nach flüchtigen Berathung in gmer Sikungen genehmigt. Er war beabsichtigt, daß im Kiejer Session auch ein Geseßentrwurf zur Ermächtigung Der Regierung zur Aufnahme eines Ansehens eingebracht werde. Davon wurde jedoch Abstand genommen und Die Anleihe soll erst in Der nächsten SKammersesfioni gefordert werden. Sie wird aber jedenfalls, wenn auch nicht in der vom Oberkommissär Zaimis projektirten Höhe, um bedingt nothivendig werden, weil die Finanzgebahrung als eine planlose bezeichnet werden kann und den Ausgaben nicht die entsprechenden Einnahmen gegenüberstehen. Unter den Ausgaben figuriren jene für die bewaffnete Macht, die fett ins Leben gerufen wurde, am ersten Stelle. Die Organisation der Eretensischen Gendarmerie ist bereits beendet, und die zu diesem Dienste bestimmten griechischen Offiziere sind bereits eingetroffen.Diese Truppe besteht "gegenwärtig aus 37 Offizieren und 1218 Manır. Im Bereine mit ihr soll die Miliz in der Stärke von 41 Offizieren und 1114 Manı Für die Aufrechthaltung der Ordnung und für ‚die Sicherheit des Eigenthumsg sorgen, das im „Innern des, Landes in rechter Zeit häufigeren Angriffen ausgestößt war. Auch die Miliz, sowie sein 800 Mann starkes Korps von Feldmächtern, das zur Verstärkung der Miliz errichtet werden soll, wird dem Befehle, eines Gendarmerie-Kommandanten, eines friechischen Majors, unterstellt sein. Die Erhaltung dieser , verschiedenen Truppenkorps ist natürlich mit erheblichen, finanziellen Lasten verbunden, die noch Dadurch erhöht werden, daß die in Streta thätigen griechischen Offiziere im Genusse von stark erhöhten Auslandsbezügen sehen. Diese verhältnißmäßig beträchtlichen Auslagen für die zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordmung organisirten verschiedenen Korps, deren Status von der Opposition freilich als zu Hoch gegriffen bezeichnet wird, und die Thatsache, daß, wie oben erwähnt, die Ausführung des Anleiheprojekts verschoben wurde, süht es nicht als unmöglich erscheinen, daß die Fretensische Negierung, in das Defizit theilweise zu reden, ohne Nachsicht auf die Uhr von den Schulmäden prinzipiell bereits zugestandene fünfperzentige Sırtaze, vielleicht schon in der nächsten Zeit an die Mächte, herantreten werde, um eine weitere Sortage auf gewisse Einfuhrertikel zu verlangen. - prügelszenen undbsterzeugischen Abgeordnetenhause. (Telegrammedee,,Pefter Lloyd«) Wicik,16.Dezember. Der österreichische Reichgmb hatte heute einen seiner schlimmsten Tage.Alle bösen Geister schienenlos,alle Bande parlamentarischer,aber auch allgemeinmenschlicher Gesittung gelockert,ja zerrissen;es war der heftigste Aufruhr gegen die Verhandlungen des Hauses,aber auch voIrhaß erfüllte er1th von sJJienisch zu Mensch.Man wird in diesen Tagen den vierzigsten Jahrestag der Dezember-Verfassung begehen und man könnte glauben,daß sich die Völker Oesterreichs in das konstitutionelle Gebett bereits eingelebt und das höchste Palladium deserrfassung,das Parlament,hocherhaben über jeden Angriff halten und respektiven.Allein der kleinste Anlaß genügt, der1 ganzen Bau in seinen Grundfesten 711 erschlitt er 11,freilich insbesondere dann,wenn dieser Anlaß mit der nationaletn Frage im Zusammenhan ge ist,deren Lösung eben vor vierzig Jahren leidet so vollständig versäumt wurde.Weilixrsemk« bergdmrntheuischen Studenten das Gelöbniß nicht in lateinische Sprache,sondern mit Handschlag abgenommnert Äcnykcotk tuk Cngland, Bon Ludwig Hepefi, „Das Effjen mar ausgezeichnet, Solche SHüjjeln une „Run, wenn sie fon so viel Slabiar tönnten sie do aug das Salz spendiren.“ „Und Mod Turtle-Suppe !“ l,,Was?Ed)teMockTurile?«». So ging das Gesprich zwischen den beiden Fünfuhrdanten. Die eine hielt die Ungesalzenheit des Kaviars für Geiz, die andere wußte nicht, das „Mod“ auf englisch „sale“ bedeutet. Was ist Mock England.Weithin über dieses ganze angliserte Erdenxund.Die englische Flotte braucht die deutsche gar nicht erst zu überfallen und zu vernichten, der Kontinent it ohnehin längst erobert. Sport, Flint, Spleen, Snob, W. C. — das sind die fünf großen Kulturmomente, denen nichts Fetländisches tiderstehen konnte. Eine jener beiden Fünfuhrdamen nennt sie Theft. Andere, die sich in ähnlichem Falle befinden, nennen sid ..gar Theifi, ja womöglich Thejja. Sie ahnen nicht, daß ihr Name englisch ist und Daify geschrieben werden soll. Frau „Theft“ erzählt aug, sie wasche si ausschiedlich mit Vears - Goap, sie spricht selbstverständlich „Piers“ aus, statt „Pärs“,und hält Diese in England ganz billige Glyzerinreife für etwas Ertrafoftbares. Auch spielt sie Tennis und Bofer und nimmt zum Braten „Dichesterfauce‘, weil sie muthmaßt, Worcesterfrance müsse wohl so irgendwie ausgesprochen werden. (Orchester lautet bei ihr selbstverständlich " „Drchester“.) Das it Allee Mod England. Aber dast nicht zu helfen. Selbst der Deutsche Kaiser wird, selbst wenn Lord Charles Beresford bereits Die Dreadnoughts heizen läßt, sich’s noch immer nicht einfallen lassen, anders als ‚english‘ zu essen. Er kann doc mit aus nationalem Gegnerthum das Messer in den Mund nehmen, oder den Löffel mit der Spige voran zioijchen die Lippen schieben. So ist allenfalls der Präsident der Negerrepublik Liberia. So hat man in Balästina gegessen, zur Zeit des besten Abendmahls. Wenigstens zeigen die vielen Abendmahlbilder, die in Mailand im Saale des Leonardo-chen Meisterwertes an den Wänden rings versammelt sind, daß die Apostel im Englischeisen ganz unbewandert waren. 8 üt schon geradezu : Häglich, was für Gabelhaltungen und Messerbetregungen man Da verewigt sieht. Co brave, Heilige, Leute und haben augenscheinlich feine‘ “englischen © nuvernanten gehabt, Shading ! Kindern sollte man solche Bilder überhaupt nicht zeigen, weil sie da mit ‚Schlechtes lernen können. Aber alle Dinge haben ihren natürlichen Grund. Au solche Sachen beruhen auf Klima, Rasse, wirthschaftlichen Umständen und Veranlassungen. Auch Shakespeare und Mary Queen of Scott haben ohne jeden Biwetfel das Meier in den Mund gesteclt. Die alten eiserner Gabele, denen man ja in Mitteleuropa noch recht begegnet, mwaren nämlich 10 jpis, daß man sich damit fortwährend in Zunge und Gaumen stach. Dagegen waren die Messer so stumpf, daß bei ihrem Gebrauch die Gefahr, sich zu verwundert, weit geringer fihien. Darum war er schon doch den thieriischen Gelbsterhaltungstrieb geboten, lieber das Messer als die Gabel in den Mund zu stechen. Dann kam der uie geheure Aufschwung der englischen Stahlindustrie. Birmingham und Sheffield schmiedeten Messer, mit denen man sich fchter schon rasren konnte. Wer wird, wenn er es irgend vermeiden Tan, „Army Nators“ in den Mund stechen? Die halbe Menschheit Kiefe schon längst mit halben Summen herum. Darum hieß es eine Gabel hinzu erfinden, Die nicht sticht, und das thaten sie richtig, Die genialen Engländer. Die Erfindung von allerlei Surrogatfilbern (von Nu, Pakfong, Tombat, Alpaka, Chinasilber, Britanniametall) kam hinzu ; die eiserne Gabel war für alle Zeiten und Länder unmöglich gemacht. So ist dieses ganze Stulturmoment ein Nebenprodukt der englischen Stahlfabrikation. Weil Die Sheffielder Scharfmacher geworden sind, muß Die ganze eiferne Welt umlernen.‘ Bis auf die Zahnstocher herab erstrect sich diese Vormundschaft. In England gibt es Feine Zahnstocher, ‘wie wir sie haben. Warum? Weil der typische Engländer lange, leder gereihte Zähne hat, zwischen denen alles Gestocher überflüssig wäre. Der Kontinent Hat kurze, Dicht gestellte Zähne, die schlechterdings gestochert werden wollen, aber beileibe nicht dürfen. Der Engländer hat uns geeigsam feine Zähne auferlegt. Aber nicht nur feine Zähne, auch feine Gestalt, feinen Wuchs. Wir tragen feinen langshößigen Gehrod, Den Frod-CHat (Redingoie). Warnim? Der Engländer ist langstielig und hager, er braucht also lange Schöße, um Die langen Stiele zu befleiven, zu Pdraphen. Der Furzgewach,sene tanzofe oder Italiener, der fugelrunde Süddeutsche oder Ungar muß auch das mitmachen und bei ihm wird es Unsinn. Kurze Langschöße, das it ja der aufgelegte Widersprich. Ein mutiger Bierbauer trägt einen Taillenrad ohne Taille, Motfány Berezi de Bugarz et Hatköy (einen schönen Gruß an seinen Berfasser!) soll sich mit den langen schlappen Schleppschößen eines im Schlafteinschritt einhersteigenden Briten behängen. Und im Sommer wird er vermuthlich zu large D Beinkleider tragen, so daß er sie unten aufiälagen muß, als “ er überzeugt, daß er noch immer mwachsen werde. Herr Kurz in den Hofen von Dr. Lang. Der Engländer kann gar nicht so lang set, hat er nicht och immer wachen könnte. Das liegt in seinem Bau, im Prinzip seines Knochengerüsts, also auch im Stil seiner Erscheinung und ihrer Möglichkeiten. Die Illusion einer etwa weitergehenden Entwicklung liegt bei ihm in dieser Richtung. Warum sollte Mr. Long, der doch jcdon so hoch aufgeschoffen ist, nicht nädstes Bahr Mr. Longer sein?. Und da wäre denn, was Wange der „Beinhosen“ bestrifft, unweislich, vorgesolgt. In England Schlagen sie so ein Hosenbein unten sechsmal um, auf Sportplänen. Der furzgerathene Goidländer dagegen sieht immer schon ganz ausgewachsen aus ; das Maß, das man ihm genommen, gilt ein für allemal. Wozu alle aufgestülpte Hosenränder? Der Frad it natürlich ein dochaus englischer Begriff. Das Reivungsstück eines Jagdreiters von Geburt und Beruf. Schöße vor den Knien würden beim Besteigen des Pferdes hinderlich sein. Darum wird auch der Militärmantel bein Marschiren oder Reiten vorne zurückgemeint. Und dann it er der Rod für die Hagereit der Jugend wie fir die Leibesfülle des Alters. Für das fehlende wie fir das vorhandene Embonpoint ; denn jenes zu bededen twäre unnöthig, dieses zu verhülfen unmöglich. Die zei obligaten Formate der englischer Kaffe finden dabei am besten ihre Rechnung. Bei uns, wo es" feifte Jünglinge und dürre Greife gibt, dreht sich der Sinn um, aber die Sache Happt do. Und dann haben ihn die Pariser der Rofotozeit dem Tanzbein zuliebe angenommen undamal stottbar gemacht. Der Frad Hat also unleugbar seinen Sinn, er it auf mancherlei Weise praktisch. Weniger it dies dem Cylinderhut nachzurühmen. Das it im Grunde der Hut der Quäfer und als solcher die thatsächliche Angströhre,. Die Duäler waren bekanntlich sehr religiös und entregten si pflichtgemäß über die Schlechtigkeit der umgebenden Welt. Sie baten dies jahraus jahrein, Tag und Nacht, sogar ohne Sonntagsruhe. Und damit bei allen haarsträubenden Vorgängen ihre Hanre sich ungehindert sollten sträuben Tannen, selbst unter dem aufgejehten Hüte, trugen sie Diefe hohe Röhre, in der ihre ganze Anast vor dem Bösen sich haariveife gen Himmel bäumen konnte." 9tun, die Duäfer sind so viel iwie gegangen, aber ihr Enlinderhut ist geblieben. Wir tragen ihn wumentmwegt, obgleic in der heutigen Welt befannt sich nichts so Haarsträubendes mehr vorgeht, daß unser Haar sich deswegen aus den milden Banden‘ der Pomade lösen wrde. Selbst der Duäferschnitt des Nodes hat sich noch im sogenannten Citeway erhalten. Wie überhaupt alle Röde des Kontinents auf England und sein insulares Klima zugeschnitten sind. Der Mac Intosh, Mac Farlane, Havelod, alle diese seraphischen Flügelkleider sind für ein gleiche mäßig mildes Ima berechnet. Und zwar für eine masterhaltige Luft, aus der jeden Augenblick ein Cup niedergehen kann. Unter den Radflügeln hervor strebt sich dann die Hand mit dem Regenschirm. So ermüdet Der vorgestrebte Arm weniger als im Mermel eines dichten, fest ländlich geschloffenen Iieberziehers. Bei uns wird Das Alles Klimamidung nachgeahmt. Viele tragen den Schim auch. .bei schönem Wetter, obgleich 3 vier Wochen, lang feinen Tropfen regnet, und bei unfreundlichem Wetter die flatternden Radflügel, in Die der ,Taste Wind hineinpfeift. Ein Wunder, daß Lord Spencer bei ung so meit abgebannt und nur wo beim Bolt und bei Liftboys gilt. Wir Eleganten haben dafür zu Mr. Smofing geschmoren. Richtig, auch waferdichte Hüllen sind bei uns Häufig getrorden, werden aber beim schönstern Wetter spazieren geführt. Leife Sommerspriser genügen als Bormand, um sich diesen seltenen Genuß zu verschaffen, denn im November, t wo der Impermeable an der Tagesordnung zwäre, it er bei unserem Klima zu für, und man überläßt ihn dem Bachmann und Einspännerkutscher. Dagegen sind die engsten Complets in unseren mittelländischen Sommern viel zu warm. Der Engländer geht „in tweeds“, und an den idylfischen Ufern des Imweedsluffes sind diese Wollstoffe in der That praktisch. Dort ist nie falt und nie warm, es herricht die richtige Tiweed-Temperatur. Eine Gleichmäßigkeit, die jeden Ueberzieher entbehrlich macht, aber auch die Sehnsucht zum Hemdärmeligen nit aufkommen Yäht. Das treben das Spearklima, bei dem Did-England 90 Jahre alt wird. Ich glaube, es wird noch in Hundert Jahren im Asyl zu Greenwich Waterloo-Veteranen geben. Das ist das ozeanische Klima von „Ozeana“, wie der alte Utopist Harrington sein Utopienland nannte. Wir aber haben ein grausames Festlandklima mit zwei Extremitäten. Wir bewegen uns anmuthig Hin und her zinnchen 40 Grad über und 20 Grad unter Null.Unsere Wohnstadt liegt in der Sahara und in Sibirien zugleich. Ich bitte einen Tiveedumfassendes Thermometer Herzustellen ! Und ich sehe doch Leute in unseren Hundstagen in tweeds herumgehen, als wären sie auf den Shetlandsinseln oder in Abergavenny. Sie transspiriren natürlich qualvoll (oder perspiriren vielmehr, wie der Engländer jagt), aber sie tragen echt englische Theeds. Bei irgend passendem Anlaß ziehen sie natürlich auch Sweater an (zu deutsch: Schmchter), in denen sie vor Gluth verfommen, und auf Dem Kopfe, figt ein dichtiollener Tam-0-Shanter, rein zum Meningitisfliegen. Das it gut für die Stürme der schottischen Hochmoore oder zum Sachtfahren im Solent Hinter, der . . . Insel Wiglt,aber nicht in so unserem schweißtreibenden Juli oder August wird Möglichkeitssinds sie,«wie Jedermann teiß, au) quaprillirt. Tragen bunt gevieredte Plaidstoffe, ohne aich nur zu unwissen, welchem schottischen Clan sie angehören. In der Hieginger Billa des seligen Königs von ssksalzener Kaviars««» hergeben, ‚ stoff für ein fo _