Pester Lloyd - Abendblatt, November 1908 (Jahrgang 55, nr. 251-275)

1908-11-02 / 251. szám

. a « . . ; = ·;H;«:«mYD Die Enthüllungen des „Daily Telegraph". Telegramme bes ‚Befter LLoyd“.) Berlin, 2. November. Nach einem­ gestern spät machst3 verbreiteten und ‚heute vom „Tageblatt” reproduzierten Gerücht soll der französische Botschafter Cambon dem Auswwärtigen Amte eine Note überreicht haben, die den französischen Standpunkt zu den im Kaiser-Intervierv be­­­rührten deutsch-französischen Angelegenheiten klarlegt. &3 wird erst heute möglich sein, diese Meldung auf ihre ‚auberlässigkeit zu prüfen. London, 2. November. ji Slut von Hohn ergießt sie Heute aus­­ den Spalten aller Morgenblätter über Deutschland und ‚seine Lenker. Auf ein zweifellos gegebenes mot d’ordre ‚gelangen alle Leitartikel, mögen sie von welcher Voraus­gebung immer ausgehen, zu der übereinstimmenden ‚Schlußfolgerung: Mehr Schiffel B « DieOnentkonferenz. sK Telegramame des»Pester Lloyd«.)I­ n­­ Konstantinopel,1.November. Der­ Minister desAeußern erklärte einem Redakteu­r der­,Jens Gazetta««,daß die abgesendete Antwort der Pforte nur ein einfaches Exposi und keitr­sdefinitives Konferenzprogramm enthalte­­- -­­Wien,2.November­. »Eine Einladun­g zur Konferenz ist dem Auswärtigen Amte bisher nicht zugekommen­.Doch dürfte"von Rußland demnächst"das Konferenzprogramm­ "mitgeteilt­ werden,worüber dann die Verhandlun­gen statt­­finden werden.­Von der von verschiedenen Seiten ange­­­kündigten angeblich bevorstehenden russischen Note,daß· TRußland d­ie Annexion Bosniens nicht anerkenne,«hat­­ man amtlich kei11e Kenntnis. ,Serbien und montenegro.­ ­Reisstamme des.Pester Lloyd«.1— Abdankungsabsichten des Königs Peter. Belgrad, 2. November. Die Reise des serbischen Thronfolgers nach Peters­­­burg steht in engem Zusammenhang mit den­ Abdan­­kungsabsichten des Königs Peter, die alsbald nach der Nachkehr des Kironprinzen ausgeführt werden sollen. Sein Nachfolger soll der Kronprinz werden, der dem König Peter eine Lebenslängliche Apanage zusichern­­ werde. Kötig Peter würde in Paris Aufenthalt nehmen. Die Zustimmung des Zars sei erfolgt. Sofort nach dem Regierungsantritt des neuen Königs sol Bafics ein neues Kabinett bilden, in welches die hervor­­­ragendsten Parteien eintreten würden. („L­ofalanzeiger.”) . (Bezüglich dieser Nachricht ist an Wiener unterrichteter ‚Stelle nichts bekannt. Richtig ist, daß eine geriisse ‚Strömung für diesen Wechsel in Belgrad vorhanden ist, doch ist diese bisher eine so eingeschränkte, daß die Aktualität «der Nachricht jeher wenig glaubwürdig erscheint. Die Ned.­ Kronprinz Georg in Petersburg. ««··· Petersbu­rg,1·Novem­­ber. Die­ serbischen Prinzen Georg und Alexander, sowie Die­ parteiführer Bafics und die übrigen Personen des kronprinzlichen Gefolges waren heute zum S Frühstüc­keim Saiser geladen. "· « RR Ein falsches Gerücht. Zimony,2.­November. ..In Belgrad uns hier wird die Nachricht kol­­portiert,die ungarische Regierung habe die :"Fleischer 11 fuhr aus Serbie 11 verboten. "Die­ Nachricht hat in hiesige 11 kaufmännischen Kreisen große Bestürzun­g hervorgerufe­n.­Wir registrieren diese abenteuerliche Meldung lediglich als ein Symptom dafür,­­zu welchen Mitteln der Berhiebung in Belgrad die Zu- Hucht genommen wird. Wir können auf das bestimmtteste bereichern, Daß die ungarische Regierung niemals daran gedacht hat oder denkt, eine solche­­ Maßregel, seit der provisorischen Aktivierung des Hans delevertrages, zu verfügen. Ann. b. Red.) Serbische Munitionstransporte. Saloniti, 2. November. Bon Schneider u. Kompagnie in Creuzot sind mit einem französischen Dampfer 70 Waggns Spreng­­­­stoffe für Geschüße hier eingetroffen. Die Transitus­verfrachtung für Serbien ist von den tür­­kischen Behörden ausnahms­weise bewilligt worden. Weitere 330 Waggons Definition folgen demnächst. Belgrad, 2. November. Wie die Blätter melden, sind gestern in der Grenz­­e Station Niftovarz aus Saloniti 50 Waggons mit Kanonen und Munition eingetroffen. Außerdem soll die Regie­­rung im Auslande 60.000 Schnellfeuergewehre und 9 Mil­­lionen Patronen getauft haben. Weitere Blättermeldungen besagen, daß sie bisher aus dem Auslande 44.000 Frei­­willige gemeldet hätten und daß in Kragujevac und­­ Sabac Mädchenfreiwilligenkorps gebildet werden. Die Neffe Ali Riza Beys. Belgrad, 2. November. In Ergänzung der Mitteilungen über den Bezug des Führers der Dungtürken Ahmed Ali Riza Bey in Belgrad erfährt Ihr Korrespondent, daß Der­selbe tatsächlich eine große Enttäuschung gebracht hat. Riza Bey hat sowohl in seiner Konferenz, mit dem Ministerpräsidenten Belimirovics, oß auch im seiner Unterredung mit dem Gestionschet Spalajso­vics wenig Verständnis für Die Forderungen der­­ Gerben gezeigt und insbesondere in der Annexions­frage einen Standpunkt eingenommen, der grundver­­schieden ist von Dem Der maßgebenden Streife Belgrads, 10 daß Diese Gelegenheit Hatten, sich zu überzeugen, daß In der Türkei Taam der Bundesgenosse zu finden sein » werde, den man dort 31 finden hoffte, ite Ben 7 überdies sehr zurückhaltend gewesen sein und ist aus feiner Meserve auch in der Audienz bei König Peter nicht herausgetreten. Daß man von diesem Besuc je nicht befriedigt war, kam auch darin zum Ausdruch, daß die für Riga Bey und für die Türkei in Aussicht genom­­­menen Manifestationen, die bereits in der Blättern an­­gekündigt worden waren, auf einen Mint aus dem Ministerium des Meußern unterblieben. Als ein weiteres Symptom kann der Umstand gelten, daß bei der Abreise Riza Beys sich im Bahnhofe außer dem Personal der türkischen Gesandtschaft nur Sek­ionschef G­alajtovics eingefunden hatte. Wien, 2. November. Der Führer der A Jungtürlen Ahmed NRiza weilte gestern auf der Durchreise nach Paris und London in Wien. Er hatte seinerlei Begegnung mit offiziellen Persönlichkeiten gesucht, während er bei seiner Anwwesen­­heit im September eine Besprechung mit Freiherrn­ v. Hehrenthal Hatte. A Die montenegrinischen Delegierten, · Cetinje,1.November. Ministerpräsident Tomanovich und General Vu­­kotics sind gestern nachtglieder zurückgekehrt.General Vukotics wurde von einer­ ungeheuren Menschenmenge mit stät­mischen Ovationen empfangen.Die Menge sang unter Vorantragung montenegrinischer und serbischer Fahrten patriotische Lieder.Vor der serbischen Gesandtschaft wurden serbenfreundliche Kundgebungenn veranstaltet. Europa und die Ballonfragem XTelegrammedes,,PesterLIMde Entrevue Bülow-Tittoni? Rom,2.November. .,Gior­nale«bringt die sensationelle Meldung von einer angeblich bevorstehenden Entrevue zwischen Bülow und Tittoni in Mailand.An amtlicher Stelle ist hier nichts davon bekannt und auch über den allfälligen Grund einer solchen Entrevue kann man keinen Atofschluß erhaltem Rußland und die Annexion. Petersburg,2.Novem­ber. Aus Regierungs­kreisen verlautet,Rußland werde eine Note an die Mächte versende1­,i­n der es erklärt,die Annexion Bosniens und der Herzegovilla nicht anzuerkenn­e11.Ert dann werde zwolsky vor der Duma die beabsichtigte Rede halten.Seine stark erschütterte Stellung­ beginnt sich wieder zu befestigen. Meuterei türkischer Truppen. Konstantinopel, 1. November, Gesterrt abends Haben jungtürkische Offiziere in den mohammedanischen Ch­artieren, besonders in der Um­ge­­bung des Yildiz die gemeldete Komiteeprokla­­mation verteilt. Heute veröffentlicht die türkische Presse diese Proklamation und warnt die beunruhigte Bevölke­­rung davor, das Vorgefallene 31 übertreiben, und fak den Gerüchten Glauben zu schenken. Die türkischen Blät­­ter stellen die Vorfälle verschiedenartig dar, woraus hervor­­geht, daß vieles noch nicht dargestellt it. Die Blätter führen aus, daß der Hauptgrund der Meuterei das Verlangen um Entlassung in die Beserche trat. Erst später trat die Opposition gegen die Tran­ferierung nach Diheddah Hinzu. Die Berfüh­­rung anderer Truppen mißlang. Die vorgestern und ge­stern versuchten gütlichen Interventionen der Borgejegten blieben erfolglos. Von den 86 Me­tre­­tern werden noch 23 vermißt. Der Plan, die Leichen zur Abj­techung zur Schau zu stellen, wurde aufgege­­ben, da man befürchtet, daß dies die Gemüter erregen könnte, ,,Jkdam«behauptet,das Vorgefallene sei das Werk von Anstiftern,welche die Disziplin in der Armee untergraben wollen und hofft,daß eine Wiederholung nicht zu befürchten ist,,,Jeni Gazetta« sagt, daß Die zweite Division die Wunde der Nation derzeit geheilt habe und daß zur Wiederholung des Bor­gefallenen der Mut fehlen wird.­­ fünf Bataillone und andere Truppenteile, deren Haltung verdächtig­­t, wir­den umfassende Maßregeln ergriffen. Bulgarische Delegierte in Konstantinopel. Konstantinopel, 1. November. Der bulgarische Handelsminister Liaptsheriw und sein Sekretär Mitscheriw sind heute hier angenommen und werden wahrscheinlich noch heute dem Großvezier und dem Minister des Acukern Besuche abstatten. Die türkisch-bulgarischen Verhandlungen. Konstantinopel, 1. November. Das Komiteeorgan „Schurai Ummed“ führt in seinem Leitartikel aus, Bulgarien müsse, um sich mit­ der Türkei zu verständigen, jene Schulden zahlen. Zu den Gerüchten über eine Kabinettstrafe erklärt dasselbe Blatt, daß das gegenwärtige Kabinett bis zur Eröffnung des Parlaments bleiben müsse. Konstantinopel, 2. November. Nach den Blättern wurde der Handelsminister, N­u­­radungian, ein Armenier, zum türkischen Delegier­­ten für die Verhandlungen mit den bulgarischen­­ Dele­­gierten­ ernannt. Grundlagen der Verhandlungen beraten haben. Der­ bul­garische Handelsminister Liaptschemw erklärte einem M Redakteur der , dent Gazetta, er sei mit Bollmachten hieher gekommen, jeden Vorschlag zu erhe­tern, der den beiderseitigen Interessen und dazu Dies nen könnte, die Bande der Freundschaft zwis­chen den beiden Ländern zu befestigen. Er sei von freundschaftlichen Gefühlen bejeeft und hoffe, zu einem Modus für ein billiges Arrangement zu­ gelangen. Bulgarien habe einen Beweis seiner Auf­­en gegeben, indem es­ vorgestern die Reservisten entlie Der Ministerrat soll gestern über die­ Montag, 2. November 1908 Bulgarien habe einen Beweis seiner Aufrichtigkeit gegeben, indem es vorgestern die Nefervisten entließ, die erst morgen hätten verabschiedet werden sollen. Der „Leni Gazetta“ zufolge hatte der türkische Meinister des Innern den bulgarischen Delegierten Dimitrow und Stoja­­novics eine Zusammenstellung vorgelegt, wonach die Schulden Bulgariens auf 21 Millionen geschäßt werden. Die Haltung der Albanesen. Saloniki, 1. November. In Konstantinopel hat sch ein albanesisches Komitee gebildet, das sich zur Aufgabe gestellt hat, im Vilayet Kosjomo einen Aufstand hervorzurufen, falls die Konferenz ein ungünstiges Resultat ergeben sollte. Es mag wohl sein, daß die Kor­poration der in S Konstantinopel ansässigen Albanesen der Außenwelt gegenüber vorderhand noch nicht als eine solche aufzutreten beabsichtigt. Die Ereignisse darfen jedoch auf das Bestehen eines solchen Komitees mit Gewißheit folgern. Es verlautet sogar, daß der gewesene Minister des Sner­ Afif Balga dieser Korporation angehöre. Entgegen der seit Proklamation der­ Verfassung bes­obachteten passiven Haltung verfolgen die Albanesen gegen­­wärtig eine, wenn auch geheimgehaltene aktive Richtung. Es steht fest, daß die Durch die Stoaftantinopler, Albanesen oder albanesische Gruppe erteilten Befehle und­ Auftritf: von der albanesischen Bevölkerung anstandslos befolgt werden. Ein Beweis dafür, daß die in Rede stehende Gruppe im Namen der albanesischen Bevölkerung zu handeln berechtigt erscheint. Die Wahlbeilegung in der Türkei, Konstantinopel, 1. November. Das Medereinkommen der Griechen und Sungtürken bezüglich der Wahlen scheint gescheitert zu sein. Die Delegierten des jungtürkischen Komitees wei­­gerten sie heute, das Protokoll, in welchem das Einver­­nehmen bezüglich der Wahlen in den Provinzen festgestellt werden sollte, zu unterschreiben. Die Kretische Frage Katıca, 31. Oktober, Der Grelativausschuß überreichte den Konsuln der Schulmächte die Antwort auf deren lekte Erklärung. Der Ausschuß versichert zunächs­t, daß die Aufrechterhaltung der Ordnung wie der Sicherheit der mohammedanischen­­ Be­völkerung stets den Gegenstand seiner Sorge bilden wird und erklärt sodann, das freiiiche Volk, verknüpft mit seinen Traditionen und berechtigten Ansprüchen, bezeigt die tiefste Dankbarkeit gegenüber­ den Schulmächten und ist überzeugt, daß diese das Werk der Freiheit, das es unternommen habe, auch frönen werden. Das fretische Bolt ver­traut sich den Schubmächten an, in der sicheren Zuversicht, daß die Bereinigung mit Griechen­­land, erfauft doch unzählige Opfer, endgültig bestätigt werden wird. Die Verfassungsberwegung in Aegypten. Kairo, 1. November. Der geießgebende Rat sandte nach einer­ stürmischen Sigung eine Adresse an den Shedive, in welcher die Beh­assung für Negypten verlangt wird. Oesterreich-Ungarn feindliche Demonstrationen in Bukarest, Bukarest, 2. November. Die Polizei hatte gestern Kenntnis erhalten, daß Demonstrationen vor der Österreichsch­­ungarischen Gesandtschaft geplant seien. Das Gesandtschaftsgebäude wurde daher in den ersten Bors­mittagsstunden von Militär umstellt, ferner wurden Feuerwehr und Polizei in den Geitengassen postiert, der Saal, in dem das Meeting gegen Oesterreich-Ungarn stattfand, von einer Polizeiabteilung belegt. Die Häuser waren beflaggt, die Bürger trugen nationale Sofarden. Bescchiedene Korporationen sammelten sich zu einen vieltausendköpfigen Zuge, der sich unter Vorantritt einer Musikkapelle zum Versammlungslokal bewegte. In dem Demonstrationszug, an dem aug Frauen und Mädchen teilnahmen, wurden zahlreiche Fahnen ge­­tragen. Nur ein geringer Teil der Demonstranten konnte in den Saal gelangen. Bemerkenswert war eine ebe des ehemaligen Sektionschefs im Kultusministerium it Gegoestu, der betonte, dat Rumänien seinen Blick auf Italien richten müsse Der König dürfe nicht vergessen, daß in seiner Krone zwei ver­schönsten Perlen fehlen, womit Redner auf die­ Bufomwina und Siebenbürgen h­inwies. Diese Perlen müsse man zurückerobern. Es wurde eine Resolution ange­­nommen, in der ausgeführt wird, die Bürger Rur­mäniens sehen ez mit Bedauern hak Sich die Wolitif der Regierung an Defter­reich-­Ungarn anlehne Die Versammlung pro­­testiert gegen Die Verfolgung der Rumänen in Defterreich und speziell in Ungarn, erklärt, daß es mit einem­ Graate, der­ die N­urmänen verfolge, Feine Freundschaft geben könne. Schließlich wird allen jenen die Sympathie ausgesprochen, die gleichfalls unter Der­ Habgier Desterreich-Ungarns zu leiden haben. Auf der Straße wurden antiösterreichische Neben ges­palten, die Menge rief: „Nieder mit Desterreich !? Die umfassendsten Maßregeln wurden für heute Nacht ge­troffen. Die österreihisch-ungarische Gesandtschaft wird von Polizeiabteilungen bewacht. Man befürchtet Strafen:­unruhen. („Südfl. Korr.‘­­tionen Vom Tage Budapest, 2. November, poömtische Deputationen an den König. Aus Sarajevo wird berichtet: In Der zweiten Hälfte des Monats November­ soll unter Führung des katholischen Episfopats eine große Deputation katho­lischer Kroaten und Bosniaken nach Wien ab­gehen, um dem Monarchen zu Huldigen und für die Annexion zu dlanzen, |

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