Pester Lloyd, April 1911 (Jahrgang 58, nr. 77-89)

1911-04-01 / nr. 77

-1-'«; « «s-«7-.-"«..—--«..s«.·. -.--.« VI .’«’««»’1«·-«.5«-’ «D1sTE.EIT-L­onD.-s - Samstag, 1.­April 1911 en 3 ‚Fädtischen Beamten zum Ausgangspunkte. Den "Michael Horvátha, der mit großer Wärme für‘ Die Errichtung des Pensionsfonds der Gemeinde und Kreis­­ärzte plädierte und auch sonst manchen interessanten " Gesichtspunkt zur Populationspolitik, unter anderem­ die Bee der Einführung einer Junggesellensteuer, unregte, , Die Rede Josef Szterenyis hätte Die Tage vb­un­ch der leßteren nach Regelung ihrer Gehaltsbezüige bezeichnete ,der Nebner als einen huchaus gerechtfertigten, und die E­­füllung dieses Wunsches als ‚eine der dringlichsten legislatorischen Aufgaben. Umso seltsam er­­tlang die Härte, mit der, Here Szterenyi über die Haltung des Beamten­­körpers der. Stadt Komárom, aburteilte, der den Beschluß, gefaßt hat, einen abermaligen Verzögerung­sdieser Cache ‚duch Organisierung einer auf das ganze Land fr ei­­strebenden energischen Bewegung entgegenzutreten. Wenn man zugibt, maß die städtischen Beamten­ für ihre mühe­­volle Arbeit schlecht entlohnt sind und daß, die allgemeine " Teuerung diesen Zustand für sie mit jeden­ Tag unerträg­­licher macht, so it unseres Erachtens die Ungeduld dieser ‚miserabel bezahlten und unverschuldet darbenden Klasse ‚zum m­indesten begreiflich; und wenn diese Ungeduld sich ‚einmal in­ etwas leidenschaftlicheren­ Ausbrüchen: Luft macht,­­Jo it sie eben als Manometer zu­ werten, der die hohe ‚Spannung nicht verursacht, sondern nur , ihren Höhegrad‘ berzeichnet. Die Rede des Abgeordneten, Szterenyi schloß, übrigens mit, einer warm empfundenen Apologie für Die ‚Siebenbürger Sachsen, die das­ zähe Festhalten an ihrer weltlichen Eigenart mit unmwandelbarer Treue gegenüber dem­ ungarischen Staatsgedankten zu vereinbaren willen. Sodann­ folgte das Er­eignis ders heutigen Sitzung. Die Rede des Grafen­ Stefan Tißcr.Kein hochpolitischer­­ Sermon,sondern eine alles Pathetische meidende,flüchterne, s die«verschiedetten Fragen·der Verwaltungspolitik­ streifende Rede.Ihr erster Teil­ g­alt der Statusregulierun­g der «K­omitatsbe»amten,für die Graf Tipas mit überzeugend­en Argumenten­«eintrat.DeantIisch des Beantenvereins ·71ach Erric­htung eines so das ganze Land umfasssendsen Status,innerhalb dessen d dke Beförderung­ der Bea­mten s auf automatischem Wege erfo­lgen würde,lehnte"dser Redhter­­­ ab,da ein­ Vorrücken auf den sogenannten Eselgleiter nicht im Interesse des Verwaltungsdienstes gelegen—sei.Finan­­ziell möchte Graf Tipa im größten und ganzen nicht ‘hinter den Forderungen des gedachten Vereins zurüc­­k bleiben. Doch soll jedes Komitat seinen eigenen Beamten­­‚Status Haben, damit bei der Bem­üdung in Die oberen ‚Verwaltungsämter die Geeignetsten durch freie Wahl :aus­­erforen: werden können. Nach einer Analyse der Grenz­­­­gebiete zwischen staatlichem und munizipalem Verwaltungs­­­form der städtischen Verwaltung zu: Sprechen, wobei er sein. Hehl: aus: feiner . Anschauung machte, das der Typus der Städte. mit. ge ‚‚ordnetent ‚.geschäft fan Graf Tifa auf die Dagistrat sich durchaus nicht bewährt habe, weil verhältnismäßig Tojtipielige.. und verswigelte Fün:die “ Mdministration Diesen: zwitterhaften Gemeinfwejen zu wenig ’ materielle und ‚geistige Mittel zur Verfügung habe. Dem und wurde von der Opposition ebenfalls mit lebhaften­­ Interesse verfolgt. · «·­­· Entsetzug aus dem Abendblatte.­« Abgeordneter Ladislaus Hammersberg· ergreift im Namnen und im­ Austrage der Kossuthpartei das Wort. Nedner gibt seiner Anerkennung für die Rede des Berichterstatters Zadislaus Beöthy Ausdruch, der Nedner muß jedoch betonen, daß er mit den Details der Nede und mit den Ansichten des Bericht­­erstatters nicht übereinstimmt. Der Nedner hält es für einen großen Vorteil, daß gewisse staatliche Aufgaben, wie die Nekrutenstellung, die Einhebung der Steuern den­­ autonomen Behörden übertragen sind. Das ist eine Verfassungsgarantie der ungarischen Nation und ermöglicht die Teilnahme der ungarischen Gesellschaft an den Staatsfunktionen. Der Berichterstatter glaubt, diese Funktionen müss er durch die Verstaatlichung der Verwaltung in die Hände der Staatsgewalt gelangen. Gegen diese Absicht muß der Redner ent­­schieden Stellung nehmen. (Lebhafte Zusti­mmung Iinf3.) +­­Der Redner erblicht in dem vorliegenden Budget seinen Fort fereit, im Gegenteil, die rücksichtslose­ Sparsamkeit hemmt auch nach diesem Budget die Entwickung der Institutionen der Verwaltung förmlich. Wenn die Regierung mit­ dieser Hemmung die Verstaatlichung der Verwaltung anstrebt, so wird sie dieses Ziel nie erreichen, denn jede Opposition muß ähnliche Bestrebungen mit dem Aufgebot alter Sträfte bekämpfen. (Lebhafte Zustimmung Tinte.) Die Weber­­ unserer Verwaltung sind­ die Folgen des Weberwucherns der Staats­­gew­alt. Der Staat darf nicht alle Kräfte­ der Gesellschaft aufsaugen, sondern muß ihrer autonomen­ Betätigung Spielraum­­ lassen. . Die frühere Regierung hat ‚nach dieser Michtung den Weg geiwiesen, indem­ sie Die lex Szapäryana ", aufhob, die Pensionsberechtigung der Verwaltungsbeamten ‚sicherte, dem unberechtigten Machtkreis der Obergespane ein Ende machte. Ein weiteres Uebel unserer Verwal­­tung it, daß in der Zentrale im Ministerium Männer fiten, die praktisch­­ nicht ausgebildet sind und die Männer der Praxis, ihre Klagen und Bedürfnisse gar nicht verstehen. (Zustimmung finf3.) .: « In der Statusregelun­g ist die Gleichstellung zwischen­ Stein-­­und Komitatsbeamten durchzuführen,da beide Bemntenkategorien an Qualitätt und Quantität gle­iches leisten.(Widersprischrechts.)Der Redner hält die Restringierung der Zahl der Obergespäne für wiln­­sehenswert,da diese bloß Ki­ntxon­sorgane der Verwaltung sind und dieses Amt jeder von­ ihnenzins··m­ehrerens Komitaten oder Munizipien versehenktn­d­.Jedenfalls müßten die Obergespäne auf Lebenszeit ernannt werden, damit sie nicht in, fortwährender Abhängigkeit von­­ den, einzelnen Regierungen eben sollen, dagegen­ sollten sie seinerlei Singerenz­ auf das. Disziplinarverfahren. Haben, da sie gerade, hier an eheiten.ihre Amtsgewalt.mibrauchen Fünnen. Diese Ingerenz ist auch überflüssig,­ da in das Disziplimarverfahren­­ alle möglichen Ver­waltungsstellen bis zum Minister hinauf eingreifen­ können. Das Dis­­ziplinarverfahren selbst­­ bedarf, dringend einer­­­ einschneidenden Reform. So wie es heute gehandhabt, wird, ist es barbarisch und inquisitorisch. Unch der... Status der Beamten der Städte mit geord­­netem­ Magistrat müßte eine Regelung erfahren und durch einen Teil jenes Betrages gefördert werden, der in das Budget für die Unter­­stüßung der Städte eingestellt ist.­­Diese Unterstüßung ist übrigens eine­­ einseitige, sie müßte auch­ auf­ die Gemeinden ausgedehnt werden. Da die­ Städte zu den Steuern mehr beitragen, kann­­ dabei­­ nicht maßgebend sein, da sie hiefür auch weit höhere Begünstigungen ge­­nießen. Für die autonomen Körperschaften fordert der Redner rein materielle Unterftügung, s­ondern die­ Ueberweisung eines Teiles der öffentlichen Einnahmen, damit sie unabhängig wirtschaften können. Diese Heberweisung alt die­ Munizipien für die Zwecke ihrer Verwal­­tung‘ könnte zum Beispiel aus dem Erträgnis der Grundsteuer erfolgen.­­­»s . Die Nationalitätenfrage ist ebenfalls eine V­erwaltungsfrage. Die Nationalitäten wollen zum ‚überwiegenden Teile ‘ geleitet wer­­den, und deshalb sind Verwaltungsbeamte notwendig, die sie ver­­stehen und­ ihre­ Verhältnisse fennen.­­ « Bu der Frage der Wachreform Hat die Matti des Redners noch n­ehr Stellung genommen. (Unenbe bei der Furthpartei) Das fonn — sagt der Redner zu den Mitgliedern der Dulthpartei ges­pendet — den Herzen vielleicht nicht recht sein, aber die Sache steht eben so, daß­ die Partei als solche sich über die Wahlreformfrage noch nicht definitiv geäußert hat. Dieser Umstand hindert jedoch den Redner und seine Parteigenossen nicht, dem Wunsche Aufsdruck zu geben, daß die Negierung ehestens ihre Programm in der Wahl­reformfrage ar und präzis befanntgebe (Lebhafte Zustimmung links), damit die Oeffentlichkeit Zeit habe, sich eine Meinung zu bilden und sich mit diesem Programm zu beschäftigen. Dadurch wird erreicht, daß die Aufregungen aufhören und Diese so wichtige Frage ihre schärfsten Spigen fon verloren­­ haben wird, wen sie zur Verhandlung gelangt. (Lebhafte Zustimmung links.) Der Redner weist auf die dringende Notwendigkeit hin,­­ daß die sanitären Institutionen in höherem Maße berücksichtigt und ge­ fördert werden. (Allgemeine Zustimmung.) Die prophylaktischen Verfügungen müsten ausgedehnt werden, damit nicht Generationen zugrunde gehen. Die Stoffen dieser Post be­willigt der Nenner gern, er muß aber betonen, daß diese viel zu gering sind. Für Beschaftung gefunden Trinfwassers sind zum Beispiel nur 100.000 Kronen ein­­gestellt, ein Betrag, mit dem nicht einmal der Hundertste Teil der wahren Bedürfnisse befriedigt werden kann. Mit 100.000 Kronen können die Heinen Gemeinden nur mit Trinkwasser versehen werden, troßdem das Trinkwasser die Gesundheit der Bevölkerung ficgern und die heute ziemlich hohen Kosten der ärztlichen Behandlung verringern würde. Diese Most bittet der Renner besonders zu beachten, weil es sich hier um die Gesundheit der künftigen Generationen handelt, im­ übrigen aber lehnt er das Budget ab. (Lebhafte Zustimmung Tint3.) Abgeordneter Josef Szterenyi : Geehrtes Abgeordnetenhaus ! Drei Fragen will ich Heute ganz kurz behandeln und hiefür die Geduld des geehrten Hause auf kurza Zeit in Anspruch nehmen. Es sind das: Die staatliche Detai­tion der Städte. Die­­ Gehaltregelung der Stomitatsbeamten und eine politische Angelegenheit: Die Lage­ der Siebenbürger Cadjsen in der ungarischen Politik. (Hört! Hört!) Bevor ich die erste Frage anschneiden würde, möchte ich — zu meiner Rechtfertigung — feststellen, daß ich das Wort im Interesse der Städte nicht nur nicht infolge eines auch in den ei­nrigen ‚veröffentlichten Nundschreibens des Bürgermeisters der Stadt Komaron evnreife, im Gegenteil, hätte ich mich nicht schon vorher zum Wort gemeldet, und zwar infolge eines spontanen Wert ‚sprechens, das ich meiner­ Stadt gab, wäre dieses Nundschreiben ge­eignet, mich zu bew­egen, daß ich Abstand nehme, zu diesem Gegen­­stande überhaupt Stellung zu nehmen. Ein solcher Auftritt, wie ihn dieses Nundschreiben darstellt, muß auf das entchiedenste zurüd« getwiesen werden, und ich weise­ das Ansinnen auch zurück, al ob es solcher Mittel bedirfte, um die Interessen der Städte in der Ges­teßgebung zu vertreten. (Allgemeine lebhafte Zustim­mung.) Diese Vertretung ist Pflicht jedes städtischen Abgeordneten. Dieser­ Pflicht Teilte ich spontan Folge, wenn ich hier die Erhöhung der staatlichen Dotation der­ Städte vertrete, Geehrtes Abgeordnetenhaus! Die Verhältnisse der städtischen Beamten erheltschen dringende Regelung. (Lebhafte Zustimmung.) Alle öffentlichen Angestellten des Landes erhielten im Laufe der Jahre eine Regelung­­ ihrer Bezüge, mancher Kategorien sogar wieder«­holt, nur die städtischen Beamten wurden aufs stiefmütterlichste bes handelt, und es­ gibt außer diesen keine einzige Kategorie = e städtischen Beamten,; die Träger unserer kulturellen und wi­rtschaft­­lichen Zentrett, Das sind Die eigentlichen‘ Heloten aller öffentlichen Funktionäre. Ein Zustand, der für die Dauer "unhaltbar ist, denn aber sein Ende gemacht werden: kann, "bis die staatliche­ Dotation der Städte nicht endgültig­ geregelt und auf­ legislativem Wege­­ gesichert wird, ‚denn ohne das sind die Städte nicht in der Lage, die Neges­lung der Bezüge ihrer­­ Beamten und deren Pensionsfrage­­ birja zuführen., (lebhafte Zustimmung.) Die frühere Regierung sah denn auch Die Unhaltbarkeit dieser Zustände ein und begann Die Ver­gütung für die staatlichen Agenden duch die Städte mit zwei Mil­lionen Stronen, wobei geplant war, daß dieser Betrag bis zu einer gezeissen Höhe jährlich um eine Million erhöht wird. Die jetige Regierung übernahm diese Auffassung und erhöhte die zwei Millio­­nen auf drei, wobei sie selbst im Motivenbericht zum Budget bes­merkt, daß­ die ursprünglichen zwei Millionen nur den vierten Teil jenes Bedarfes ausmachen, der bei der Regelung der Frage fd zeigt. Hier ist eine große Differenz zwischen der Berechnung der Regierung und jener der Städte. Die Regierung beziffert die Summe der Entschädigung mit acht Millionen Kronen, die Städte Hingegen bei denselben Ausgabeposten mit rund zwölf Millionen und mit Zus­rechnung ihrer Schulausgaben mit rund dreißig Millionen. Auf Grund der Zusammenstellung des Magistratsrats Edmund Lukárs in Nagyvárad trugen die Städte im Jahre 1902 folgende staatliche Karten: Steueradministration 2,101.832 Kronen, Polizei 7,039.398 Kronen, Sanitätswesen 1,338.382 Kronen und militärische Laster 1,296.32%5 Kronen. Das wären jene Voten der Verwaltung, die auch von der Regierung als solche anerkannt wurden, die als staat­­liche Funktionen zu betrachten sind. Hinzu kamen noch 288.102 Sros­nen Auslagen für die Matrikelämter, somit rund 12 Millionen. Allerdings rechnen die Städte — wie schon erwähnt — auch jene 195 Millionen Kronen zu diesen Lasten, die sie für Schulzwede­l ausgeben, doch; Fan diese Welt auch meines Cracjtens nach nicht dem‘ Staate zur Rast gelegt werden. Denn da wir sein rein staat­liches Unterrichtswesen Haben, kann diesbezüglich auch von seiner staatlichen Aufgabe die Rede sein. (Lebhafte Zustimmung.)­­Die staatliche Dotation der Städte verfolgt zweierlei Biverte: Einerseits die Ermöglichung der Regelung der Bezüge der städtischen Beamten. Diesbezüglich erwähnte ich schon die wirklich unhaltbaren Zustände. "Andererseits die Erleichterung der Lasten der Städte, die für die städtische Bevölkerung wirklich schon fast erdrücend sind. Es sei mir gestattet, die finanzielle Lage der Städte ganz nur mit einigen Daten zu beleuchten. Laut einer Zusammenstellung des s don genannten Magistatsrates Lukácz stellen sich die Gemeindeumlagen einzelner Städte im Jahre 1881 und 1908 folgendermaßen: Magy t­finda und Debreczen waren 1881 frei von Gemeindeu­mlagen, 1908 aber hatte erstere Stadt von 74 Prozent, legtere 78 Prozent; Jahbereny hatte damals 173 Prozent, jett 745 Prozent; Brajfo 20 — 37; Bozsony 22 — 36; Ezégléd 2378 — 70; Misfolcz 27 ° 8 — 704; Bécs 28 — 60; Kolozsvár 30 — 66; Nagyvárad 318 — 55; Sopron 33 — 71; Arad 36— 78; Grétesfehérvár 864 — 77 und Szolnot 30 ° 4, jet 229 Prozent. . Ich wählte, geehrtes Haus, nur­ die interessanteren Beispiele, um nicht alle Städte aufzuzählen, und sehr bezeichnend für die finanzielle Lage unserer Städte ist, daß es unter allen nur eine einzige Stadt gab — Temesvár —, deren Umlage eine Bermins­derung erfuhr, von 35 auf 30 Prozent, während alle anderen Städte es mit enormen Erhöhungen zu tun haben, die in der Zukunft nicht nur nicht finden, sondern voraussichtlich noch eine Erhöhung erfahren werden. (So ist8 !) Neben den Umlagen bieten au. die Vermögensverhältnisse unserer Städte ein sehr trauriges Bild. Hier muß ich mir­heider mit Daten von 1901 begnügen, die ich einem Werke des ausgezeichneten Gelehrten Dr. Friedrich Fellner entnehme. Das Bruttovermögen ums­ feren Landes betrug im Jahre 1901 und 35 Milliarden Sronens­en "Beamten, deren­ Pensionsberechtigung nicht geregelt wäre. Uebel abhelfen­ möchte Graf Tipa die­ "Erleichterung des " Erwerbs der Munizipalrechte für die größeren Gemein­­wesen Dieser Art, alsdann aber. Durch Kreierung eines Uebergangstypus z­wischen Stadt und Großgemeinde­­ für die Kleineren. Zum Schluß schwenkte Graf Lika zur Na­­tionalitätenfrage über, um darzutun, ‚daß­ der anders­­sprachigen Bevölkerung des Landes keinerlei Unrecht­­ leiderfahre, wenn sie zum Erlernen­ der Staatssprache ver­halten werde, daß demnach alle deukbaren Zugeständnisse an die Nationalitäten dort ihre Grenze finden, wo sie eine­­ Schmälerung der amtlichen Geltungssphäre der ungarischen Sprache bedingen würden. Um aber die öffentliche Ber­­altung zu einem humanen und gerechten Wirken, das die meisten Sagen der Nationalitäten gegenstandslos machen würde, zu befähigen, regte Graf­ipa die Idee­n an, daß in den Mittelschulen der heranwachsenden ungat­­­‚ten Jugend reiwilige Gelegenheit zur Aneignung der­­ Nationalitätensprachen geboten und Diese Gelegenheit , Abdul­­ Hamid gelungen, der Damals noch nicht daran Dachte, Daß junge Offiziere seine Soldaten nach, Stonstanti­­nopel führen und ihn in der Billa Allatini gefangen feßen würden. In Aegypten ist das deutsche Lied ertönt, und auf dem Atlantischen Dean wurde auf dem Schiff, Das Die Gängen nach Amerika brachte, Sonntags Die. . beutjgje Messe angestimmt. Auf alle diese Reisen nahmen die Sänger nebst ihren Notenbüchern ein Gruüd ihrer Wiener Eigenart mit, die gutmütige Wiener Frobelrede,­­ wie sie am Stammtisch gedeiht, hinter dem vollen Glase des braunen L­agerbiers oder des blonden Heurigen, und, um Wichtiges nicht­ zu vergessen, die Wiener Tarodfarten, Die bein­ Niagarafall so flott aufgeschlagen wurden, wie im­­ Wiener Kaffeehaus. Sind ez doch Wiener Sänger, und das twienerische Element, das Weiche und Gutmütige der Wiener Art gibt auch ihren Liedern den eigenen Reiz. Die Vorträge deutscher Gesangvereine aus dem Neic­e sind vielleicht schärfer diszipliniert, soldatischer, denn die Deuts­chen Männergesangvereine werden für den­ Konzertsaal eigentlich schon im Kafernhof erzogen, wie die deutsche Industrie auf den Exerzierplägen der deutschen Städte vor­­­ gebildet wurde. Wenn aber der Wiener Männergesang­­‚bexein­ fein berühmtes Pianissimo anstimmt, wenn es in den­ Tenoren zart täufelt und in den Bässen gemitvoll­­ summt, so spürt man aus diesen geschmeidigeren und an­­­mutigeren Kunst des Singens heraus, daß sie mit dem Fe­sang ‚der „Wintel“, wie sie in den Heurigengärten­ei Wien vernehmbar wird, verwandt ist. Auch das­ gute ‚Herz der eingeborenen Wiener fehlt dem Männergesang­­berein nicht, Der stets im reichten Maße Wohltätigkeit ge­übt hat, und die Tausende, Die er ersungen, siele wieder ausgegeben hat, um manche Not zu lindern und manchen­­ fördersamen Zweck zu untersrügen. Keine Gängerfahrt­­ ging vorüber, ohne daß das Erträgnis den Wohltätig- Zeit über einen der Stadt, two­ die Chöre bejubelt wurden, ugewendet worden wäre. Der Männergesangverein hat par Dien Monumente gelebt und das schöne Schubert­­denkmal im Stadtpark ist ganz allein sein Werk. Nicht auf alle Bürger kann Wien so stolz sein, wie auf Diese echten Patrizier. Der Wiener Männergesangverein wird fest in Buda­­pest bewährte Gastfreundschaft genießen, denn in Dieser Schönen Stadt ist er ja sein ‚Fremder. Die Chronik des Vereins weiß von der Budapester­ Sängerfahrt des Jahres 1888 Rühmliches zu erzählen, von dem festlichen Empfang, als das „glückhafte Schiff“ aus Wien am Donautal "an­legte, von dem bejubelten Konzert im N Redoutensaal, den Seltsommersen und dem Boltskonzert, und man Bene daß solche schöne Erinnerungen nachtwirken und die Reise­­luft anfeuern. Wenn der Wiener Männergesangverein seine Chöre anstimmen wird, wird man wieder erkennen, mag das Lied, Das aus Männerfehlen emporsteigt, noch im­mer eine Macht i­, wenn auch allerdings seine so große mehr wie zur Zeit, wo in Deutschland Liedertafeln ge­­gründet wurden. Damals hat das Lied mitgeholfen, Schlachten zu schlagen und das Deutsche Reich aufzu­­bauen. Es war Schwert und Parlamentsrede, und wenn es nottat , sogar Revolution. Dieses heroische Zeitalter des Männergesangs ist vorüber und der Männerchor ist, wie das Bürgertum, konservativ getworden. Dennoch geht auch fest ein besonderer Zauber vom vollen Zusammen­­hang Hoher und tiefer Märmerstimmen aus, und es hat noch immer et­was­­ Weberwältigendes, wenn die hundert­­köpfige Masfe ihre Akkorde ertönen und bald zu mächtigem Brausen anschwellen, bald zu zartem Flüstern absc­hwächen läßt. Der Wiener Männergesangverein hat große Tra­­ditionen und eine jene Gegenwart, und wenn er von seiner Budapester Osterreise wieder in seine Batterstadt zurückgekührt sein wird, wird er zu seinen vielen alten Kränzen gewiß einen neuen Kranz heimbringen, der ihm es­­n gewunden­ und mit Schleifen geschmüct vor­­eilt, »..,· ·-----» 228 zn ren

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