Pester Lloyd, April 1911 (Jahrgang 58, nr. 90-102)

1911-04-16 / nr. 90

, ". Hyps­­saushdissadtsvu­­,visrwuwk.. Für Wien auch durch Herm. Goldschmidt. 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen­ Postämtern ent­­has «Abonnement muss direkt In unserer Administration erfolgen. Vertretung für Deu d, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfirma Saalbach, News Exchange in Mainz. 58. Jahrgang MORGENBLATT Budapest, Sonntag, 16. April 19 ‚5 _Blockner, Ed. Braun, B. Eckstein, Győri & N ‚Jaulus & Co Jul. Leopold, ‚Ant. . Mezei, Rud. Mosse, Jul. Tenzer, Jos. In Wien: bei Book & Herzfeld, Ed. Braun, 4. Danneberg, M. Dukes, Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse, J. Rafael, H. Schalek. Im Auslande: Berlin: Rudolf Masse, Daube & Co.; Paris : John F. Jones & Co. Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Hel­­ler, in der Provinz 34 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration: V., Mária Valeri­­ateza 12. — Manuskripte werden in keinem ‚Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenom­men. Ar, 90. Prognose, sz Wu eier Unterredung mit dem Minister­­pr­äsidenten — .. Budapest,15.April. ein ‚so tiefgreifender sei, wie. Dieser Dargestellt wird, denn sonst wäre die ungarische Regierung‘ gar nicht im der Zage, mit solcher Bestimmtheit ankündigen zu können, was sie Hinsichtlich der parlamentarischen Erledigung der Heeresreform­ in naher Zukunft im Schilde führt. Mit dem nie verjagenden freundlichen Entgegenkommen hatte der Ministerpräsident die Bitte, auf eine hierüber an ihn neuerdings gestellte Frage im Verlaufe eines langen Ge­spräches beiläufig das Nachfolgende zu sagen: „Sat wohl, wir, werden schon­ in der allernächsten Zeit die drei­ wichtigsten Gelegenti­ürfe über Die­ Heeresreform dem Reichstage unterbreiten, nachdem man auch in Oester­­reich zu der von mir vertretenen Ueberzeugung gelangt­et, daß die Dispositionen für die Erledigung dieser wichtigen Reform heute in Ungarn nit gerade ungünstige sind und diese­ Dispositionen duch die Auflösung des " österr reichischen" Reichsrates nicht aufs Spiel gerecht werden dürfen. Wir beabsichtigen, son in der ersten Woche des Monats Mai das Wehrgeseb, den Gefegentwurf­­ über den Militärstrafprogen und den Gefegent­wurf­­über die Aus­­­gestaltung der Honvedarmee vorzulegen, damit dieselben je eher im Heeres- und im Justizausschusse erledigt werden. Denn das Budget für 1911 und einige kleinere Vorlagen, die mit der Einführung des bereits beschlossenen Gesäßes über die Zivilprozegordnung in­ Verbindung stehen, vom Reichstage angenommen sein “werden, beabsichtigen m wir, die Plenarberatung des Wehrgefethes vorzuschlagen, das vor allen anderen erledigt werden soll. Wir hoffen, das das Wehrgefeth in der Frühjahrstagung absolviert werden kann.­­ Sollte sodann bezughabenden Gefegentwürfe bis in die ersten Monate des nächsten Jahres Hinein sich­erstteben werde. Das ist umso wahrscheinlicher, als für das Jahr 1912 auch eine zweite Delegationstagung in bestimmte Aussicht genom­men ist, denn wir wollen endlich Ordnung machen, im a des Jahres 1912 das gemeinsame Budget für das Jahr 1913 zur Erledigung stellen, damit wir endlich einmal zu normalen. Verhältnissen gelangen, unser eige­­nes Budget im Herbst beraten und beschliegen Fannen, um so die Wirksamkeit des Budgetgefäßes mit dem Budgetjahre in Einklang zu bringen. Aus dem erfolge dieses ‚Planes, i dessen Tendenz klar zutage liegt und mit dessen Ausführung manche Unzukömmlichkeiten beseitigt werden können, erschließt i­) allerdings die auch für Die ‚Regierung wenig te östliche Aussicht, daß sie selbst im­ "Frühling des Jahres 1912 noch nit in den Stand ges jest sein wird, das Parlament mit den großen Reform­­fragen zu beschäftigen. Das schließt jedoch seineswegs aus, daß die Negierung bestrebt sein wird, auch inner­halb dieser Zeit reformatorische­­ und organisatorische Ber­fügungen immerhin von Bedeutung, aber Doch vorn’ ges­ü­ngerer Wichtigkeit erledigen zu lassen. Sie sehen also — fügte der Ministerpräsident hier lächelnd Hinzu —, mein vielgerühmter Optimismus geht denn Doch nicht so weit, schon jeßt die großen Reformiverte "und unter diesen auch die Wahlreform in nächste Sicht zu Stellen. Die Tebtere wird auch dadurch verzögert, daß wir mitt­lerweile die von der fest durchgeführten Volkszählung gelieferten Daten abwarten und aufarbeiten wollen. Ic verstehe unter den wichtigen, aber doch nicht grund­­legenden organisatorischen Reformen, die früher ins Werk zu sehen sind, beispielsweise Die Regelung der Polizei in den Städten, die Gehaltsaufbesserung der Komitats­­beamten, die Vermehrung der Gendarmerie, die dazu bes­tufen sein wird, in geioi­en Teilen des Landes die Auf­­gaben der Polizei teilsweise zu übernehmen. Um diese organisatorischen Verfügungen Hinsichtlich Der Wandel= polizei un wünsche ich auch !die Grenzpolizei ee ji 1 die in ihren’ gegen­würfigen Organisation ihre Brlichten nicht erfüllen kann­, Die ihe im Gehege vorgeschrieben und da; ' s Das Gesprälh wendete sich sodar in der Entwicklung der “Verhältnisse in Kroatien und den jüngsten Besprechungen des­ Banus von­ Kroatien mit einer Warteigruppe­ zu, die ihn politisch nahe­­steht und nun urprößlich verschiedene militärische Fragen aus kroatischen­ Gesichtspunkte ange­­schnitten hat. C3 wurde unsererseits die Bemerkung riskiert, ‚daß alle diese Zwischenfälle nur ein Symptom in der Evolution bilden, die mit der ze­ag des neten i­ veriwief er Darauf,­ ­­ ­ Feuilleton,­ ­Gespräch vom Holofernes. Von Felie Salten. Sa, er it wahr, sagte der T­heaterdirektor: a: » man hat Ihnen da wirklich meine Absicht verraten, meine lang schon gehegte Absicht. Ich werde­ die „Judith“ aufführen. Sie schütten den Kopf? D, mein Freund, nichts wird mich in diesem Entschluß, beirren.­­ Ich will Sie gar nicht beirren, entgegnete der Dichter. Doch vier der Theaterdirestor mit Lebhaftigkeit.. Sie Hätten ja den Kopf; Sie haben also einen Zweifel... Stetlich, warf der Dichter ein.­­ Da Zweifel aber kan­n ich nicht brauchen; sie helfen mir nicht. Denken Sie doch an das wundervolle Mädchen, dessen Schönheit jebt eben, unser Publikum, in Aufruhr bringt. Wohlan, sie wird die Judith spielen . . . Nun? Wird sie nicht herrlich sein? Ihr bloßer Anblick wird alle­r begeister­t. Nicht wahr? Und dann, mein Lieber, Hebbel ! S Hebbel wird nicht genug, gespielt. Denken Sie da auch nur an Hebbel . . . Es­st nicht von Hebbel die Rede, unterbrach ihn der Dichter, nicht von der Judith, und nicht von dem wunder­­vollen Mädchen. Wer zweifelt daran, daß Hebbel zu seh­en auf. Dent. Theater erscheint? Wer möchte Die Judith nicht t wieder einmal aufgeführt sehen? Und was Ihr schönes Denon: angeht, sie taugt wie seine andere zu: Dieser Die... Dan, verstehe­­ ich nicht . s. Jagte Direktor „. ... Der Dichter sah ihn an, ich habe gehört, fuhr er fort, 9 sing den­ Holofernesz Ihrem ersten Charakterspieler ‚geben . 2 Wen denn sonst? lachte der andere. Immter­­st der Holofernesz von einem Charakterdarsteller gespielt worden... . ». und jeden haben­ wir an Dieser Aufgabe scheitern sehen, ergänzte der Dichter. Seit Dies Drama erintiert, Iodt es uns alle an, daß wir uns dran versuchen. Siebzig Jahre ist es­­ num alt, und sein­­ Zauber wirkt ebenso­ un­vermindert fort,­ wie seine rätselhafte Schwierigkeit ung immermindert beschäftigt. Jede » heranreifende » Generation, die das Buch­ lest, denkt, wer eine ungeheure Theater­­kraft ruht ür Diesen Seiten; und jede neue Generation, die Das Werk dann auf die Bretter hebt, muss es staunend erleben, wie diese T­heaterkraft ‚auf geheimnisvolle Weise verjagt, lahm wird, seinen rechten­ Griff noch Halt zeigt, muß es mit verm­umderter Enttäuschung erleben, wie Dieses Drama, das doch Für­ die Bühne geboren scheint, der lebendigen Darstellung entgleitet und vom­ Theater wieder verschwindet. Er mag sein, ermiiderte Schwierigkeit und alle Geheimnisse bei dem Holofernes lie­­gen. Jedenfalls nehme ich das Stück nach einer mehr als zehnjährigen Baufe wieder auf. Eine neue Generation ist herangereift und verlangt das Werk zu sehen. Ich erfülle diesen Wunsch. Was will man von mir? Wenn Sie recht haben, daß diese Richtung uns in beinahe regelmäßigen Intervallen immer w­ieder verführt, dann tue ich ja nur, was alle Direktoren vor mir getan haben. Mehr kann ich nicht tun. Do! rief nun der Dichter. Doch, mein­ Lieber. Sie können mehr tun, viel mehr als einen siebenmal schon miß­­glückten Bersuch zum achten Male wiederholen. Sie geben zu, daß alle Schwierigkeit und alle Rätsel anf Holofernes liegen. UWeberschauen Sie einmal, was sich begeben hat.. Der Holofernes steht im­ Buc, immer als eine fteppende Gestalt vor uns, faszinierend und bewältigend. Sowie es aber an einen Schauspieler­ gerät, zerbricht er in Gnade, verzerrt sich und wird zur Stabe. Das muß doch wohl m­ehr am Schauspieler gelegen sein als am Holofernesz, jagen wir an dem „Sad“, in welches man den Holofernes zipängen wollte. Der T­heaterdirektor besann sich. Sie vergessen, entgeg­­nete er nach einer Weile, daß Hebbel selbst Das Drama auf­ der Bühne gesehen hat, und daß er Einspruch erhoben hätte, wenn hier ein Fehlen geschehen wäre. Die willen, i wie hibig, wie empfindlich, wie zorm­ig und, in seinem Zorn, wie energisd­­et ge­wesen it... Er hat es aber gebilligt, daß der Holofernes von ersten Charakterdarstellen gespielt wird. € 3. ist unmöglich, ‚gegen diese vom Dichter selbst­ ge­­schaffene Tradition zu han­deln, geblieben sind. Im großen und ganzen gaben wir der Diesen Einwand habe ich erwartet, sagte der Dichter. Aber denken Sie etwa, Schiller habe vorausgesehen, daß ‘sein König Philipp einst so gespielt werden könne,­­ wie Mittertouzer ihn gespielt "hat? Schiller und mit ihm die Jugend seiner Epoch­e erblidte in Philipp den spanischen Tyan, den fanatischen Helfer der Gedankenfreiheit. Auch Der folgenden Epochen war er nichts anderes; den Menschen aus dem V­ormärz, unseren Vätern, die unt­ehtundvierzig gegen die­ absolute Monarchie für das Recht der Völker kämpften, dann den­­ Bürgern der sieg­­reichen liberalen Dezennien. An das Ende der Neunziger­jahre aber spielte Mitterwurzer den König Philipp vor einem in all seinem­ Aura ús längst beschwichtigten Bürs­tertunt. Und er spielte den Einsamen, den in seiner Falten Höhe ihrwermütigen Habsburger, er spielte den König, der auf seinem von Priestern und Soldaten umtitellten Thron vor Sehnsucht nach Menschenwärme verschmachtet... und fir alt werden fühlt. Er spielte den Philipp, das sich von dieser Gestalt aus ein strahlendes­ Licht verbreitete und bis in die fernsten Tiefen des ganzen Carlos-Dramas drang. Sie meinen... .? fragte der Divetor. Ich meine, redete der­ Dichter weiter, daß geschaffene ‚Gestalten ihr eigenes Leben führen, unabhängig von dem, ‚der ihnen Odem gab. Wie Kinder, die sich unabhängig, von ihrem Vater ent­wickeln, der sie Doch ur allen ihren Satern zur fennen glaubt. 34) meine,­­das­ie Ge­stalten sich ebenso entwickeln, daß sie Eigenschaften und Möglichkeiten in sich bergen können, von denen­ ihr Schöp­­fer sich seine Regentschaft gegeben haben muß,­­ und, die­­ doch plöglich Hervortreten, erkannt werden, fit enthüllen.... Ich meine, daß es falsch it, den S­olofernes von einen Charakterdarsteller spielen zu lassen, welcher ja immer ein Mann in mittleren Jahren ist, und uns also den Holo­­fernes immer als einen späten Dreifiger, als einen Bier»­ziger, wenn nicht gar älter noch zeigt. «­­ Ia ‚ie alt solt nun nach Ihrer Meinung der Holofernes ein? Ein Züngling. Und der jugendliche Held muß ‚ihr spielen ! Der. . Theater der Direktor, daß -alle- A ji [22 =

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